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Fanfiction

Dog Days - Das Schattenbiest

von Dr. S

„Das ist nicht dein Ernst, Sirius.“

Der zottelige schwarze Hund senkte seinen Kopf und schaute aus großen Augen nach oben, fiepte leise. Sirius wusste, dass niemand mit einem Herzen bei seinem Hundeblick hart bleiben konnte.

Harry rieb sich über die Stirn. Für sein Alter zeichnete sich die Sorge dort bereits zu deutlich ab. Seit er ihn in den Flammen und in Person am ersten September das letzte Mal gesehen hatte, war er blasser und wieder dünner geworden. Molly Weasley hätte ihn mit selbstgekochtem Essen vollgestopft. Sirius konnte nicht kochen, aber er konnte für seinen Patensohn da sein.

Er hatte Harry eine Eule geschickt, dass er sich nach dem Unterricht bei Hagrids Hütte einfinden sollte. Er hatte sich dahinter in seiner Animagusgestalt ins Kürbisfeld gelegt und die Sonnenstrahlen genossen, die es zwischen den dicken, grauen Wolken hindurchschafften; selbst das war eine kleine Seltenheit in den Wänden vom Grimmauld Place. Regen lag in der Luft. Die letzten Tage waren stürmisch und verregnet. Der erbarmungslose Herbstwind, der die letzten bunten Blätter von den löchrigen Baumkronen des Verbotenen Waldes riss, konnte ihm die frische Luft aber nicht kaputt machen. Im Grimmauld Place schien es immer kalt zu sein.

Genau hier zwischen den großen, orangenen Kürbissen hatte Harry ihn auch fast sofort entdeckt.

„Wir sollten das nicht hier besprechen“, zischte Hermine. Sie und Ron ließen Harry natürlich keinen Weg alleine gehen, auch wenn Harry sich eingepfercht zwischen seinen besten Freunden nicht sehr wohl zu fühlen schien. „Wenn irgendwer dich hier draußen sieht…“

„Denkt der wahrscheinlich, das ist Fang“, sagte Ron schulterzuckend.

„Oh, bitte. Nur ein Idiot würde ihn für Fang halten, Ron.“

Ron schnaubte empört auf. „Ich hab ihn vom Weiten für Fang gehalten. Hältst du mich also für einen Idioten?“

„Pff, du willst dich unbedingt persönlich angegriffen fühlen, ja?“

„Nein. Neben deinem vollgestopften Gehirn sind wir natürlich alle Idioten. Das ist eine Tatsache.“

Harry sah aus, als würde er gleich explodieren, während Ron und Hermine sich über seinen Kopf kabbelten. Er biss die Zähne deutlich aufeinander und atmete scharf aus. „Hermine hat Recht“, sagte er und zog so einen Schlussstrich unter die Diskussion seiner Freunde. „Hier laufen keine sehr vertrauenswürdigen Menschen herum.“ Sein Blick wanderte über die Ländereien, wo sich wegen des schlechten Wetters kaum Schüler aufhielten. „Was hast du dir bloß gedacht, Sirius?“

Hermine hakte sich bei Harry ein und drehte ihn bestimmt in Richtung der Hütte. „Am besten gehen wir rein.“

Der Gedanke unnötig viel Zeit im Inneren von irgendeinem Gebäude zu verbringen missfiel Sirius. Er setzte seinen Hundeblick auf, aber Hermine verzog nicht einmal die Wimper. Anscheinend hatte sie weniger Herz als Draco Malfoy.

Sirius fiepte und zog den Schwanz geschlagen ein. Er trottete hinter Harry und Hermine her, die ihm die Tür öffneten. Ron blieb hinter ihm, wie ein Wachmann, der ihn abfangen sollte, wenn er versuchte auszubüchsen.

„Hey, Weasley!“, rief eine gelangweilte Stimme vom Hang. Sirius schaute über die Schulter und entdeckte Draco Malfoy in einer Gruppe gorillaartiger Jungs auf dem Weg zum Stadion. Selbst auf die Entfernung konnte er sein herablassendes Grinsen erkennen. „Trainierst du den Köter darauf die Bälle für dich zu fangen? Beim Spiel macht er sicher eine bessere Figur als du.“ Draco ruderte ungeschickt mit den Armen und griff in die Luft, als wäre ein Quaffel direkt über seinen Kopf geflogen. Seine Freunde lachten lauthals los und Rons Ohren wurden knallrot.

Sirius knurrte leise. Der kleine Malfoy war also doch ein arrogantes Arschloch, wie es im Buche stand. Ein bisschen Tierliebe täuschte ihn nicht darüber hinweg.

„Halt die Klappe, Malfoy!“ Harry kam zurück und eilte an Rons Seite, packte ihn am Arm. „Oder reiß es auf, wenn du zur Abwechslung mal was fängst!“

Draco verging als Einzigem komplett das Lachen.

„Komm, Ron. Hör nicht auf ihn“, murmelte Harry und zog Ron hinter sich her. Sirius folgte rücklings und beobachtete, wie Draco einen besonders dämlich aussehenden Jungen von sich schubste, als der es wagte zu lachen, und in Richtung Quidditch-Stadion davon stapfte. Der Rest trottete grölend hinterher.

Sirius drehte sich um und schob die Tür mit dem Oberkörper ins Schloss. Beim Aufstehen verwandelte er sich zurück. Er wischte sich das lange schwarze Haar aus dem Gesicht. „Also… worüber konnten wir nicht draußen reden?“

Harry und Hermine schauten ihn an, während Ron auf einen der überdimensionalen Stühle kletterte.

„Das ist verrückt“, sagte Harry.

„Du kannst nicht einfach hierhergekommen“, unterstützte Hermine ihn. „Das halbe Ministerium ist dir auf der Spur. Du bist der meistgesuchte Mann des Landes.“

„Eine fragwürdige Ehre. Man sollte meinen, das Ministerium würde sich mehr um Voldemort scheren“, sagte Sirius, aber sein Scherz stieß auf taube Ohren.

„Was, wenn dich jemand erkannt hat? Malfoy, zum Beispiel. Er weiß, wie deine Animagusgestalt aussieht. Er hat dich schon auf dem Bahnsteig neundreiviertel gesehen“, fuhr Hermine einfach fort.

Sirius konnte darüber nur die Augen verdrehen. „Mach dir darüber keine Sorgen. Das ist nicht das erste Mal, dass ich mich nach Hogwarts schleiche, Hermine.“

„Aber das erste Mal, dass du es unter der Nase des Ministeriums tust“, sagte Harry.

Sirius wog den Kopf in der Andeutung eines Schüttelns hin und her. „Dementoren und Sicherheitstrolle gehören genaugenommen auch zum Ministerium, also…“

„Umbridge ist Fudges Schoßhündchen. Wenn sie irgendetwas Verdächtiges sieht, landest du im Handumdrehen wieder in Askaban. Oder noch schlimmer.“

Die Sorge in Harrys Stimme rührte Sirius und ärgerte ihn gleichermaßen. Er war seit fast drei Jahren auf der Flucht. Man sollte meinen, er hätte sich den Ruf verdient, dass er sich angeblich in Rauch verwandeln konnte.

„Weiß Dumbledore, dass du hier bist?“, fragte Hermine.

„Dumbledore weiß mehr, als gut für ihn ist“, sagte Sirius, grinste aber wieder alleine. „Wenn du wissen willst, ob ich ihn um Erlaubnis gefragt habe: Nein. Früher oder später wird er schon merken, dass niemand die Kohlen für ein Treffen des Ordens schürt.“ Darin steckte ein wenig zu viel Frustration für die niemand in diesem Raum etwas konnte. Er versuchte das mit einem breiteren Grinsen zu überspielen.

Harry verbarg das Gesicht hinter einer Hand und drehte sich weg. Sein Handrücken schien merkwürdig geschwollen. Sirius hatte mit einer euphorischeren Begrüßung gerechnet, vor allem, wenn er daran dachte, dass James ihm schon längst um den Hals gefallen wäre und seine Idee gelobt hätte.

„Dein Vater hätte sich gefreut“, sagte Sirius kühl.

Harry schaute ihn über die Schulter an und zog seinen Ärmel weit über die Hand, als er Sirius‘ Blick bemerkte. „Ich bin froh dich zu sehen, Sirius. Aber ich dachte, wir haben geklärt, dass das zu gefährlich ist, als du nach Hogsmeade kommen wolltest. Hogwarts ist nicht sicherer.“

„Oh, bitte“, winkte Sirius ab. „Es ist nicht so, als würde ich hier neben euch herlaufen, wie wir es in Hogsmeade hätten tun können. Nicht einmal als Hund. Ich bleibe hier drin, solange Hagrid nicht da ist. Und wenn ich mal draußen bin, wird sich niemand wundern. Ihr macht euch unnötig Sorgen. Auch wegen Malfoy. Er hat mich nicht erkannt, sondern für einen süßen, knuffigen Hund gehalten, mit dem man bei so einem Wetter Ball spielen will. Im Zug wollte er euch sicher nur reinlegen.“

Vielleicht war es die übertriebene Beschreibung, aber Harrys Ausdruck wurde weicher. Er zupfte weiter am Saum seines Ärmels herum.

„Malfoy ist nicht unbedingt der Hellste“, sagte Ron. Er meldete sich das erste Mal zu Wort, seit Draco Malfoys Kommentar ihm die Verlegenheit in die Ohren getrieben hatte. Offenbar nagte die Anspielung auf sein fehlendes Quidditch-Talent sehr an ihm. „Na ja, bis auf sein Haar.“

Hermine verschränkte die Arme vor der Brust. „Du bist nicht besser als er, wenn du ihn wegen seiner Haarfarbe diskriminierst.“

„Ich diskriminier ihn nicht wegen seiner Haare, sondern wegen seiner Art. Oder haben seine Haare dich so sehr geblendet, dass du vergessen hast, was für ein Arsch er ist?“, gab Ron zurück.

Hermine errötete leicht und öffnete den Mund, um sich empört zu rechtfertigen, aber Ron ignorierte sie einfach.

„Was ist mit Hagrid?“, wollte er wissen. „Stört es ihn nicht, dass du dich in seinem Haus einnistest? Wo ist er überhaupt? Wir haben ihn das ganze Schuljahr noch nicht gesehen.“

„Er ist auf einer Mission für den Orden“, sagte Sirius sachlich. Alle bekamen Missionen und Aufträge oder irgendetwas, um sich nützlich zu machen. „Er wird nichts dagegen haben, und ich präferiere ein warmes Bett gegenüber einer feuchten Höhle oben in den Bergen.“

Ron grinste ihn an und fing sich dafür einen strafenden Blick von Hermine. Sie schien noch wütender auf ihn zu sein, als sie sowieso immer war.

„Wieso?“, fragte Harry. Er stand beim Fenster und schaute durch einen Spalt zwischen den zugezogenen Vorhängen hinaus, als erwarte er jeden Moment Rita Kimmkorn persönlich auf Sirius‘ Spur zu ertappen. Vielleicht schaute er Sirius auch nicht an, weil er ihm nicht ins Gesicht sagen wollte, für wie bescheuert er seine Idee hielt.

„Das Flohnetzwerk können wir seit unserem letzten Intermezzo schlecht weiter verwenden, nicht wahr? Umbridges Pranke hat mir selbst über die Entfernung fast die Frisur ruiniert.“ Sirius grinste, aber Harry schaute ihn nicht an. Ron erlaubte sich ein Schmunzeln, das ihm nach einem weiteren Blick von Hermine auch wieder verging.

„Hey.“ Sirius folgte Harry ans Fenster und außer Hörweite der beiden – Hermine lenkte Ron leise fauchend ab, damit sie einen Moment für sich hatten. „Mir wird nichts passieren, und ich zwinge dich auch nicht mich jeden Tag besuchen zu kommen. Aber wenn etwas ist, will ich davon erfahren und auch etwas tun können. Und wenn du keine Eulen schicken kannst, muss ich eben in Wurfweite sein. Schmeiß Pig aus dem Fenster.“

Harry verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Es geht mir gut, Sirius. Meinetwegen musst du das nicht tun.“

„Es geht dir gut?“ Sirius streckte die Hand erwartend aus. „Zeig mir deinen Handrücken.“

„Was? Wieso?“ Harry wollte einen Schritt zurückweichen, also packte Sirius seinen Ärmel. Er schob ihn hoch und entblößte die geschwollenen Schrammen auf Harrys Handrücken. Sie schienen Buchstaben zu formen. Ich soll keine Lügen erzählen. Die ganze Zeit versuchte er das schon unter seinem Ärmel zu verstecken.

„Ich nehme an, das hast du deiner neuen Lieblingslehrerin zu verdanken?“, sagte Sirius mit aufeinander gepressten Kiefern.

Harry schaute auf den Boden, als müsse er sich dafür schämen, und zog seine Hand aus Sirius‘ Griff.

„Wieso hast du nichts gesagt?“, fragte Sirius. „Wenigstens zu Dumbledore?“

„Dumbledore hat Wichtigeres zu tun, als sich um meine Probleme zu kümmern“, sagte Harry mürrisch.

„Dann geh ich es ihm sagen.“ Sirius drehte sich zur Tür und wollte sie aufreißen, als Harry ihn an beiden Armen packte und zurückhielt.

„Du kannst so nicht rausgehen, Sirius! Du bist noch ein Mensch!“ Harrys verletzte Hand vergrub sich in seinem Hemd. Die eingeritzten Worte kühlten Sirius‘ Gemüt nicht ab. Über den Kamin hatte er nie bemerkt, wie sehr sein Patensohn litt, und Harry war es von klein auf gewöhnt so von Erwachsenen untergebuttert zu werden. Es lag nicht in seiner Natur sich über diese Ungerechtigkeit aufzuregen.

Ein Junge wie er sollte andere Dinge im Kopf haben. Quidditch und Mädchen, vielleicht noch die ZAG-Prüfungen. Verleumdungen und Voldemort sollte er nicht alleine durchstehen müssen.

Ein Grund mehr hierzubleiben.

Sirius schlug den offenen Türspalt wieder zu. „Ich bleibe, Harry. Und wenn nur, um dir zu zeigen, was besser dafür ist als Murtlap-Essenz.“

Harry schien sich gegen das Zucken in seiner Mundwinkel zu sträuben, verlor den Kampf aber. „Das wäre toll. Brennt wie Sau.“

Sirius wuschelte ihm durch die sowieso schon wirren Haare. „Ich kann Umbridge auch den Grimm vormachen, wenn –“

Harry schüttelte den Kopf. „Tu mir den einen Gefallen und halt dich von ihr fern.“

Wie groß dieser Gefallen war, schien Harry nicht einmal zu erahnen. Sirius wollte diese widerliche Hexe am liebsten in die Peitschende Weide locken.

„Wenn du Umbridge nicht auf die Nerven gehen darfst“, sagte Ron, „beiß doch Draco Malfoy in den Hintern.“

„Ron!“, empörte Hermine sich.

Sirius gluckste. „Ich seh, was ich tun kann.“

„Sirius!“

Er nahm sich ein Beispiel an Ron und ignorierte ihre Empörung. „Und jetzt will ich alles über eure kleine Widerstandsgruppe hören, okay?“

Harrys Gesicht hellte sich endlich vollständig auf.

~*~

Der Regen peitschte Draco beinahe vom Besen. Er setzte auf dem durchnässten Boden auf und spritzte dabei Schlamm in alle Richtungen. Das Quidditch-Stadion lag in einer sturmgrauen Finsternis, die es schwer machte irgendetwas zu erkennen. Trotzdem war er sich sicher, dass er etwas mit vier Beinen in den Rängen hatte sitzen sehen. Eine Bestie mit glühenden Augen.

„Da ist gar nichts, Malfoy.“ Montague landete neben ihm direkt in der Schlammpfütze des aufgeweichten Rasens. Draco wich einem Sprühregen aus Schlammspritzern aus. Der Rest der Mannschaft landete in der Nähe des Eingangs zu den Umkleiden, um sich sofort aus dem Regen zu verziehen. Goyle hatte Probleme damit von seinem Besen runterzukommen. Sein Umhang hatte sich in den Zweigen verheddert und er hüpfte noch auf dem Besen sitzend hinter Crabbe her.

„Ich hab es aber gesehen“, sagte Draco und deutete auf die Ränge der Gryffindors. „Es war genau dort oben. Vor meiner Nase. Und es hat mich angestarrt. Was bist du, blind?“

Montague schnaubte ihn an. „Wie wär’s, wenn du dich nicht von irgendwelchen Schatten ablenken würdest, sondern den Schnatz fängst, Malfoy?“

„Versuch du doch mal den Schnatz in diesem Wetter zu finden, Montague!“

„Weißt du, wer den Schnatz bei so einem Wetter fängt? Potter!“, blaffte Montague ihn an. „Er hat anscheinend Recht, was dich angeht. Du würdest den Schnatz nicht mal fangen, wenn er vor deiner Nase rumfliegt.“

Draco hob warnend die Hand. „Pass auf, was du sagst.“

„Wieso?“ Montague machte einen schmatzenden Schritt vorwärts. Sein wütendes Gesicht schob sich aus der Dunkelheit auf Draco zu. „Ich bin der Kapitän. Du bist ersetzbar.“

Draco trat vor, Brust an Brust mit Montague, und störte sich wenig daran, dass er einen halben Kopf zu ihm nach oben schauen musste. „Was implizierst du damit?“

Montagues linkes Auge zuckte, als er über das Fremdwort stolperte. Oder wütend wurde. „Ich bin nicht Flint, Prinzessin. Ihn hattest du mit deinen Besen und dem hübschen Gesicht um den Finger gewickelt, aber bei mir klappt das nicht.“

Draco verzog angewidert den Mund, als Montague sein Gesicht „hübsch“ nannte. Er setzte zu einer Retourkutsche an, aber Montague war noch nicht fertig:

„Fängst du den Schnatz beim Spiel gegen Gryffindor nicht“, sagte er bedrohlich ruhig, „bist du raus.“

Die Worte verknoteten sich in Dracos Kehle und er bekam zuerst kein einziges heraus. „Das wagst du nicht“, presste er schließlich hervor.

„Riskier’s“, sagte Montague, drehte sich auf der Stelle um und stampfte in Richtung Umkleide davon, wo der Rest des Teams schon verschwunden war.

Draco blieb alleine mit seinem Besen in der zitternden Hand im Regen zurück. Das Wasser lief in seinen Kragen und unter seine klitschnasse Kleidung. Sein Haar hing ihm tropfend ins Gesicht. Ein Blitz zuckte über den sturmgrauen Himmel und zog ein Donnern nach sich, als wäre eine Bestie im Himmel hungrig aufgewacht.

Vor Frustration war Draco kurz davor seinen Besen auf den Boden zu werfen. Der schlammige Untergrund hielt ihn in letzter Sekunde davon ab. Montague konnte ihn nicht rauswerfen. Leere Drohungen aus dem Mund eines frischen Kapitäns, der sich beweisen wollte. Mehr nicht.

Ein Rascheln ertönte irgendwo hinter ihm. Draco schaute über die Schulter, entdeckte aber nichts als pechschwarze Schatten, die die Wände des Stadions wie Vorhänge verhüllten. Er war ganz alleine.

Der Wind heulte von den Rängen, knarzte in den Holzplanken und brachte die Stoffbahnen in den Hausfarben zum Flattern. Unerbittlich schlug der Regen auf das Stadion nieder. Draco schluckte leise. Er konnte hinter den Türmen der Hufflepuff-Ränge die Wipfel des Verbotenen Waldes schwanken sehen, die Äste wie dürre Finger, die nach etwas greifen wollten. Ein Stück weiter rechts hatte er den komischen Schatten gesehen. Eine Bestie aus purer, greifbarer Dunkelheit. Wie der Grimm – wenn man an so einen Schwachsinn glaubte.

Draco schnaubte und rieb gegen ein Frösteln auf seinen Armen an. Er ging einen Schritt schneller als sonst zum Ausgang des Stadions. Als er den dunklen Gang zu den Umkleiden erreichte, regte sich zu seiner Linken etwas in den Schatten. Ein Quaffel rollte auf ihn zu und stoppte an seinem linken Fuß.

Wie in Zeitlupe drehte Draco den Kopf und blickte direkt in das Maul der Schattenbestie. Er schrie heiser vor Panik auf und warf kurzerhand seinen Besen nach ihr, stolperte hektisch zurück, rutschte auf dem nassen Gras aus und fiel hin.

Ein leises Fiepen brachte ihn wieder zur Besinnung. Keine Schattenbestie, kein Grimm, sondern ein schwarzer Hund saß vor ihm. Er rieb sich mit der Pfote über die Schnauze. Anscheinend hatte Draco ihn dort mit dem Besen getroffen.

„Was bei Merlins Bart…“ Draco wischte sich das nasse Haar aus der Stirn. Er musste den Hund zweimal ansehen, bevor er realisierte, dass es der Hund war. Sirius Black in seiner Animagusgestalt. Er konnte verdammt gefährlich aussehen, wenn er wollte. Sein Fell war noch zotteliger, ganz nass vom Regen und schien eins mit den Schatten zu werden. Er bleckte messerscharfe Zähne.

Er wusste nicht, was Black hier wollte, aber der Anblick eines treudoofen Köters erinnerte ihn unangenehm daran, dass er heute eine lange Unterhaltung mit Professor Snape geführt hatte, ohne ihn zu erwähnen. Er wusste, warum er nichts gesagt hatte. Es fühlte sich zu gut an, von diesem Geheimnis zu wissen, ohne dass irgendwer ihn verdächtigte. Er konnte es platzen lassen, wann und wo er wollte, ganz wie es ihm beliebte.

Dass Black blöd genug war, ihm weiter unter der Nase rumzulaufen, verblüffte ihn allerdings. Natürlich neigten Gryffindors zu dämlichen Hals-über-Kopf-Aktionen, und Black hatte bekanntlich eine Neigung zum Risiko, wenn Draco seiner Mutter glauben konnte, aber alleine hier in Hogwarts aufzutauchen forderte sein Glück schon arg heraus. Jetzt auch noch frei durch die Gegend zu tollen, nur weil niemand mit ihm Ball spielen wollte, schien einfach bescheuert.

Sicher hatte Black ihn erschrecken wollen. Ihm irgendetwas heimzahlen wollen. Potter hatte sich an seiner Brust darüber ausgeweint, wie gemein alle zu ihm waren, und Draco bekam das ab. Als wäre der Tag heute nicht sowieso zum Ertränken. Der Quaffel, den Warrington nicht weggeräumt hatte, erinnerte ihn wieder an Montagues Gebrüll. An seine Drohung.

Mürrisch kickte Draco den Quaffel zu dem Hund zurück. „Ich will nicht spielen.“

Black schnupperte an dem Quaffel – zugegeben, sein Verhalten war von dem eines echten Hundes wenig zu unterscheiden – und stupste ihn zurück in Dracos Richtung.

Black wollte ihn ärgern, so viel war Draco jetzt klar. Er zog eine Augenbraue hoch, als der Quaffel gegen seinen Unterschenkel rollte.

„Ich hab gesagt, ich will nicht spielen“, sagte Draco betont und stieß den Quaffel mit so viel Schwung zurück, dass er an Black vorbei in die Schatten rollte. Ein leuchtendheller Blitz tauchte den Hund in ein gelbliches Licht. Black war nass bis auf die Knochen, zitterte aber nicht und saß im Gras, als würde es ihm nichts ausmachen. Ganz wie ein dämlicher Hund. Sein Blick dagegen hing ein wenig zu forschend, zu fokussiert auf Draco.

Dann stand der Hund auf, drehte sich um und lief in die Schatten. Die Dunkelheit verschluckte ihn dank seines Fells, als würde er einen Tarnumhang tragen.

Draco saß alleine auf dem Boden, als der Donner den Himmel erschütterte. Wieder wischte er sich das nasse Haar aus der Stirn. Immer wieder tropften die feuchten Strähnen direkt in seine Augen. Er rieb die Nässe von seinen Wangen. Mehrmals.

Montague würde nicht wagen ihn rauszuwerfen. Draco vergrub das Gesicht in einer Hand und malte sich das erste Spiel der Saison aus. Potter würde den Schnatz fangen, wie immer aus purem Glück, und hinterher nicht nur den Sieg sondern Dracos erniedrigenden Rauswurf feiern. Vielleicht konnte er Black dazu bringen ihn zu beißen und wie in seinem dritten Jahr das Spiel verschieben oder aussetzen.

Vielleicht sollte er Black einfach endlich ausliefern. Dann wäre Potter am Boden zerstört. Niemand mehr da, der ihn zu Tee und Keksen in Hagrids Hütte einlud. So am Boden, dass er keinen Schnatz fangen konnte. Und alles, was er dafür tun musste, war Professor Snape von dem Köter zu erzählen. Was machte da die Tatsache, dass es weniger Aufsehen erregen würde, als er gerne hätte.

Etwas Hartes stieß gegen seinen Knöchel. Draco schaute hoch. Der Quaffel lag erneut an seinem Fuß und der schwarze Hund saß vor ihm, stupste demonstrativ mit der Schnauze dagegen.

Draco war kurz davor Black zu sagen, dass er Bescheid wusste und keine Lust mehr auf diese Spielchen hatte. Irgendetwas ließ ihn zögern. Vielleicht die Art und Weise, wie Black den Hundekopf zur Seite legte und ihn treudoof anglotzte.

„Was verstehst du nicht? Ich will nicht spielen.“ Als Draco den Quaffel hochhob, fing Black an mit dem Schwanz zu wedeln. Draco verdrehte die Augen darüber. „Ernsthaft? Es regnet und gewittert, und du wanderst alleine draußen umher, um Ball zu spielen? Wer auch immer auf dich aufpasst macht keinen guten Job.“

Diesmal stupste Black nicht den Quaffel an, sondern Dracos Knie. Als würde er ihm sagen wollen, dass er nicht der Einzige war, der im Regen hockte. Draco sträubte sich gegen den Gedanken etwas mit einem verrückten Askaban-Häftling gemein zu haben.

„Hat man dich wieder ausgesperrt?“, fragte Draco.

Black schaute ihn durchdringend an. Seine Augen waren grau, auch in der Hundegestalt. Sie waren intelligent und menschlich; niemand konnte ihn ernsthaft für einen Hund halten.

„Geh weg“, sagte Draco und machte eine verscheuchende Handbewegung.

Der Hund blieb wo er war.

Draco drehte den Quaffel genervt in den Händen. „Ich will hier alleine sitzen. Reicht es nicht, dass du mich auf den Boden gestoßen hast?“ Er klemmte den Quaffel zwischen den Knien ein und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, kämmte sie zurück, bis nichts mehr außer dem Regen selbst in sein Gesicht tropfen konnte.

Der Hund schien jede seiner Bewegungen genau zu verfolgen.

Draco seufzte. „Du hast hier die ganze Zeit gesessen, hm? Ich hab dich auf den Rängen gesehen.“ Er verschwieg Black, dass er sich vor ihm erschreckt hatte. Die Tatsache, dass er vor Panik auf dem Boden gelandet war, würde wohl oder übel reichen. „Ich bin nicht schlecht, okay? Und ich hab kein hübsches Gesicht. Was fällt dem Bastard ein?“

Draco legte trotzig die Arme um seine Knie, während der Hund ein merkwürdiges Winseln von sich gab. „Montague kann mich nicht rauswerfen. Und wenn doch, dann nehm ich alle sieben Nimbus 2001er mit und verbrenne sie auf einem Scheiterhaufen mitten hier im Stadion. Vor seinen Augen. Ich darf das, weil mein Vater sie bezahlt hat.“

Der Hund blinzelte.

„Schon klar“, sagte Draco und verengte die Augen zu Schlitzen. „Alle denken laut, dass ich sowieso nur im Team bin, weil mein Vater eine Reihe Besen spendiert hat. Sollen sie doch. Das ist mir sowas von egal. Ich bin ein guter Sucher. Montague hat kein Recht mich so anzufahren. Ich habe den Schnatz gegen Ravenclaw und Hufflepuff gefangen, in dem Jahr, als Diggory Potter geschlagen hat. Aber darüber spricht nie jemand. Ich bin nicht schlecht. Potter ist einfach…“

Draco biss sich auf die Lippe. Er würde das niemals aussprechen.

Die Hundeschnauze stupste ihn an, als würde sie genau das aus ihm herauspressen. Black wollte ihn also wirklich ärgern.

„Geh weg“, sagte Draco scharf. Der Hund stupste ihn nicht mehr an, sondern drückte seinen ganzen Kopf gegen Dracos Beine. Ganz so, als würde er ihn schieben wollen. Draco schaute zum Stadioneingang, dann zu Black. „Oh. Ich soll reingehen.“

Der Hund wedelte mit dem Schwanz.

„Na ja…“ Draco nahm den Quaffel unter den Arm und rappelte sich auf. Mit der freien Hand hob er seinen Besen aus dem nassen Gras. „Kein Grund sich nass zu machen, hm?“

Black sprang hoch und schnappte nach dem Quaffel, dann lief er einmal um Dracos Beine herum und versuchte erneut den Ball zu kriegen. Draco zog den Quaffel aus der Reichweite der Hundeschnauze und gluckste, als Black in die Leere biss.

„Du bist so ein blöder Köter“, murmelte Draco kopfschüttelnd, und Black bellte.


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