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The Trial II – Avenger - The Archives

von Dante

Ich hatte einen weiteren Alptraum in jener Nacht, in der ich deshalb mit einem krächzenden, mir im Hals stecken bleibenden Schrei und wie in eisiger Kälte zitternd erwachte, doch die Arbeit in der Mysteriumsabteilung vermochte glücklicherweise, meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken, sodass mich die Bilder nicht länger belasteten. Ich sprach nicht vor Donnerstag mit Fleur; zu dem Zeitpunkt am frühen Montagabend, als ich deswegen das Hause Black nach ihr durchsuchte, erfuhr ich von Molly, dass sie mit Bill gerade eine weitere Nachhilfe-Einheit eingelegt hatte, und das setzte meinem Vorhaben ein rasches, erbarmungsloses Ende. Ich verbrachte diesen und die nächsten beiden Abende daher entgegen meines ursprünglichen Plans mit Nymphadora – wenn Fleur sich selbst jetzt noch mit Bill traf, dachte ich, dann konnte ich auch mit der Aurorin statt mit ihr etwas unternehmen, und in deren Beisein hob sich meine Stimmung auch beträchtlich.
Die Französin stand also erst am Donnerstagabend in meinem Zimmer, als ich gerade vom Kings Arms zurückkehrte, und erwartete mich mit ernstem Gesichtsausdruck.
»Drake … isch muss mit dir reden«, sagte sie, sobald ich eingetreten war, und kam auf mich zu. Mit einer schnellen Handbewegung schloss sie die Tür hinter mir. »Du weichst mir aus … du bist wütend auf misch. Isch kann auch verste‘en, warum … aber isch ‘ab dir schon gesagt, dass swischen uns nischts war und dass es mir Leid tut.« Ich betrachtete sie einige Sekunden lang und überlegte, ob ich eine bissige Antwort geben sollte, machte mir jedoch bewusst, dass Fleur ernsthaft und mit der aufrichtigen Absicht an mich herangetreten war, diese Sache zu klären – es wäre idiotisch und unfair gewesen, das einfach zu ignorieren.
»Es geht nicht darum …«, sagte ich mit einem angedeuteten Kopfschütteln, worauf Fleur noch einen Schritt näherkam. Ich hatte das Bedürfnis, ihrem Blick auszuweichen.
»Worum dann?«
»Mir … gefällt bloß die Vorstellung nicht, dass du dich mit ihm triffst … getroffen hast … wie auch immer«, sagte ich zögerlich. »Ich mag ihn nicht. Noch weniger, seit ich das weiß. So plötzlich zu erfahren, dass ihr einander die letzten zwei Monate gesehen habt, war ein wenig … unschön.«
»Bist du eifersüchtig?«, fragte Fleur mit dem Anflug eines ungläubigen Lächelns, das mir erstaunlicherweise aber rein gar nichts ausmachte.
»Du gibst mir allen Grund dazu, findest du nicht? Ich bin nicht dumm; ich weiß, wie bezaubernd du auf Männer wirkst, und ich habe mir darüber bis jetzt nur deshalb keine Gedanken gemacht, weil ich bis jetzt immer das Gefühl hätte, du wärst … interessiert an mir.« Es fiel mir schwer, diese Worte auszusprechen, und auf gewisse Weise bereute ich auch, es getan zu haben … auf der anderen Seite wusste ich, dass alles andere die Sache nicht einen Schritt weitergebracht hätte.
»Das bin isch! Nur, weil isch gut ausse‘e, ‘eißt das doch nischt, dass isch eine Schlampe bin!«
»Das … mir würde nie einfallen, dich so zu nennen. Ich glaube dir auch, dass zwischen euch nichts passiert ist … wie gesagt, es war lediglich nicht gerade erfreulich, plötzlich zu erfahren, dass du bei jemand Englisch-Nachhilfe nimmst, der offenkundig etwas von dir will.«
»Du wolltest doch nischt, dass isch disch se‘e! Sonst ‘ätte isch doch disch darum gebeten.«
»Und ich hab dir schon gesagt, dass das voreilig war. Der Gedanke … ist mir einfach unangenehm.«
»Dass isch misch mit ihm treffe?« Ich nickte stumm – und Fleur lächelte mit einem Mal, breit und liebevoll und schön.
»Du bist süß, weißt du das?« Ich zuckte desinteressiert mit den Schultern. Sie hauchte mir einen schnellen, überraschenden Kuss auf die Lippen und fasste nach meinen Händen.
»Nein, isch meine das … isch ‘ätte nischt gedacht, dass du das so ernst nimmst. Dass dir das etwas ausmacht.«
»Natürlich tut es das«, schnaubte ich, unterbrach die Verbindung unserer Hände und Blicke allerdings nicht.
»Ja … das wusste isch nischt, und darum tut es mir Leid, dass isch dir nischts gesagt ‘abe. Isch ‘ab jetzt auch keine Nach‘ilfe mehr bei ihm. Das am Montag war nur ein Treffen, um es ihm su sagen. Alles, was isch noch lernen werde, lern‘ isch bei dir.« Das war‘s? Mehr nicht? So einfach hat sich das jetzt geklärt?, hätte ich beinahe verdutzt nachgefragt, doch ich war intelligent genug, es nicht zu tun. Ihre Aussage beruhigte mich gleichermaßen … die Aussicht, dass sie in Zukunft nicht mehr auf diese Weise mit Bill zu tun haben würde, war eine äußerst positive.
»Das … ist gut«, sagte ich zögerlich.
»Ja, nischt wahr?« Sie beugte sich vor und küsste mich erneut, länger diesmal, sodass ich wiederum das elektrisierende Kribbeln und den Schauer spürte, der sich von meinem Nacken aus über den ganzen Körper ausbreitete. Ihr Mund schmeckte süß und verheißungsvoll, auf ihren Lippen lag ein Versprechen, und ich wusste, dass genau darin der Grund für meine Gefühle lag – der Grund dafür, warum ich sie so sehr wollte; warum ich nicht wollte, dass irgendjemand anders dem in irgendeiner Weise im Weg stand.
Ich sah ihr in die Augen, nachdem unsere Lippen sich voneinander gelöst hatten, in diese dunkelblauen, bezaubernden Augen, die wie der Nachthimmel waren … dann hob ich die Hand und strich beiläufig durch ihr Haar.
Wenn es doch nur mehr gewesen wäre als das …

Die restlichen Tage der Woche verliefen besser, nachdem ich die Sache mit Fleur geklärt hatte; sie und ich verbrachten viel Zeit miteinander, ganz, wie wir es im Frühling auf Hogwarts getan hatten, und das einzige, was meine Stimmung dabei trübte, waren die Bedenken, die ich im Grunde seit Monaten hatte, dieser Frau, deren Nähe mich so erfüllte, mehr über den Mann anzuvertrauen, der ich war. Doch ich konnte darüber vergessen, ganz besonders angesichts der Tatsache, dass ich in den folgenden Nächten keine Alpträume hatte – und selbstverständlich aufgrunddessen, was sich am Freitagvormittag ereignete.
Meine Kollegen und ich waren gerade dabei, die übliche Papierarbeit zu erledigen und einige neue Protokolle, die am frühen Morgen hereingekommen waren, einzuordnen (»Was in Merlins Namen soll an einem fetten, unbeweglichen Granitblock schon Besonderes sein?! Das ist doch lächerlich!«, meinte Eddie diesbezüglich und sprach dabei aus, was wir alle uns über dieses Forschungsprojekt einige Türen weiter dachten); es war bereits halb zwölf, als mir der Gedanke kam, demnach stand uns nicht mehr besonders viel Dienstzeit bevor, und da wir mit den noch ausstehenden Pergamenten fast fertig waren, befanden wir uns im Grunde bereits in recht legerer Wochenendstimmung.
»Sag‘, Matt«, fragte ich mit gerunzelter Stirn und hob den Kopf, um den zwei Plätze weiter sitzenden Magier anzusehen, der daraufhin ebenfalls aufblickte.
»Was ist?«
»Dieser Carragher hat etwas von einer Halle der Prophezeiungen gesagt und gemeint, ich solle keine Prophezeiungen aus einem Regal heben, so kein autorisierter Zauberer in der Nähe ist … das legt den Schluss nahe, dass Prophezeiungen hier im Ministerium aufbewahrt werden, oder?«
»Gut kombiniert.«
»Du weißt nicht zufällig, in welcher Form? Ich kann mir nicht wirklich was vorstellen …«
Er zögerte etwas. »Ich weiß nicht; willst du sie sehen?«
»Würde ich, um ehrlich zu sein, sehr gerne.« Der Unsägliche grinste und nickte in Richtung der Tür.
»Dann komm mit.« Ich erhob mich und folgte ihm nach draußen auf den Korridor. Matt wandte sich nach rechts und schritt schnurstracks auf die einzelne Tür am Ende des Ganges zu, die er, sobald ich heran war, aufdrückte und mir anschließend den Vortritt ließ. Mit einem dankerbietenden Nicken trat ich an ihm vorbei in den Raum dahinter – und staunte erst einmal nicht schlecht.
Was vor mir lag, verdiente die Bezeichnung Halle durch und durch, denn nichts anderes war es: Eine gigantische, kathedralengleiche Halle, mehrere hundert Meter lang und mindestens fünfzig breit, und vollgepfercht mit aberhunderten von hoch aufragenden Regalen aus verstaubtem Holz, deren Borde mit tausenden von kleinen Glasgespinsten bestellt waren. Diese wiederum schienen mit kleinen Schildchen beschriftet zu sein, doch mehr erkannte ich aus meiner momentanen Position nicht; die einzige Lichtquelle waren mehrere in großer Höhe in die gegenüberliegende Wand eingelassene Fenster, durch die ein paar Streifen staubiges Licht herabfielen und die den Eindruck, man befände sich in einem gewaltigen Kirchenschiff, noch verstärkten. Die Temperatur hier war niedriger als in allen anderen Bereichen des Ministeriums, in denen ich bereits gewesen war, doch die kühle Brise, die hier allgegenwärtig schien, war nicht unangenehm; ganz im Gegenteil stellte sie eine erfreuliche Abwechslung zur Hitze dar, die Großbritannien aufgrund des partout nicht abklingen wollenden Sommers erdulden musste.
Indes ich mich einmal im Kreis herumdrehte, um mich umzusehen, bemerkte ich Matts wissendes Lächeln.
»Eindrucksvoll, oder?«
»In der Tat«, erwiderte ich. »Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele sein würden.«
»Jede einzelne, die seit Gründung des Zaubereiministeriums gemacht wurde, liegt hier. Oder zumindest jede, deren genauer Wortlaut auch gemeldet und zurückverfolgt wurde. Ich kann dir nicht sagen, wieviele das sind, aber ich gehe von mindestens hunderttausend aus.«
»So sieht es auch aus«, räumte ich mit einem Blick auf die schier endlosen Regalreihen ein, die sich vor mir erstreckten.
»Was die Form anbelangt«, begann Matt und schritt voraus, einige Meter in die Reihe hinein, die direkt vor uns lag, um dann mit der Hand auf die Glasgespinste zu weisen. Ich folgte ihm. »Die siehst du hier. Alle Prophezeiungen werden in diesen Glaskugeln festgehalten, nicht unähnlich den Weissagekugeln der Seher … womöglich aus genau diesem Grund. Eine Sache der Einfachheit und Ordnung: große Kugel zum Sehen der Prophezeiung, kleine Kugel zum Aufbewahren. Mit einem Zauber kann man sich den Wortlaut noch einmal anhören, soweit ich weiß, wird dabei auch ein Bild des Sehers projiziert, der die Prophezeiung gemacht hat. Dessen Name ist übrigens hier immer notiert, genauso wie der Name des- oder derjenigen, der oder die die Prophezeiung erhalten hat.« Er wies auf das Schild, das an der Fassung einer Prophezeiung auf unserer Augenhöhe angebracht war.

M.T.
an
T.K.
»Über das eigene Schicksal bei Beibehalten des Urteils über A.«


stand darauf geschrieben. Ich hob die Augenbrauen.
»Klingt interessant.« Matt lachte und zuckte mit den Schultern.
»Ist schwer nachzuvollziehen, wenn man nicht weiß, worum es geht. Wir haben zumindest die Namen in einer Liste; logischerweise, immerhin wird das alles von unserer Abteilung registriert, aber mehr als die darunter gelisteten Beschreibungen stehen uns nicht zur Verfügung. Um zu erfahren, was genau vorausgesagt wurde, müsste man sich die einzelnen Prophezeiungen anhören.«
»Und dafür ist ein autorisierter Zauberer notwendig«, schloss ich, woraufhin Matt zustimmend nickte.
»Bingo. Wobei ich dir ganz ehrlich sagen muss, dass ich noch nie eine Situation erlebt habe, in der wir eine Prophezeiung gebraucht hätten. Am Anfang war die Vorstellung ganz reizvoll, einfach mal reinzuhören, was diversen Leuten vorhergesagt wurde, aber eigentlich interessiert das kein Schwein. Scheint sich um einen äußersten Notfall zu handeln, dass man die Dinger mal braucht … ich persönlich glaub‘ nicht, dass der noch eintreten wird, solange ich hier bin.« Er zuckte abermals mit den Schultern, und ich nickte nachdenklich.
»Warum sie derartig gut gesichert sind, wäre interessant zu wissen«, murmelte ich, doch Matt machte auch daraufhin nur ein ratloses Gesicht.
»Kann ich dir nicht sagen. Wir wissen es nicht, und es ist ziemlich klar, was du als Antwort bekommen würdest, wenn du jemanden danach fragst. Wir haben jedenfalls mittlerweile aufgehört, uns darüber den Kopf zu zerbrechen, aber mach‘ du ruhig weiter, vielleicht findest du ja mehr raus.« Er grinste, als er das sagte, und ich konnte nicht umhin, die Geste zu erwidern.
»Nein, danke … so wichtig ist mir die Sache auch wieder nicht. Mir ist das nur gerade in den Sinn –« Das Geräusch der sich öffnenden Tür hinter uns ließ mich im Sekundenbruchteil herumfahren und mit zusammengekniffenen Augen die Person fixieren, die auf der Schwelle im Licht der Fackeln stand, die den Korridor dahinter erhellten; alte, vor langer Zeit antrainierte und in mein Fleisch und Blut übergegangene Reflexe, die sich schon oft bezahlt gemacht hatten, wenn sie auch jetzt völlig überflüssig waren.
»Mr. Valentine?« In der Tür stand niemand anders als Carragher, den ich mit verblüfft nach oben gezogenen Augenbrauen ansah.
»Ja?« Er kam näher, beäugte mich und Matt misstrauisch, sodass ich mich bereits auf einen mahnenden Kommentar bezüglich unseres Aufenthaltes hier gefasst machte, doch nach einigen Augenblicken verschwand sein Stirnrunzeln wieder, und als er mich ansprach, trug er wieder den üblichen gelangweilten und neutralen Ausdruck auf dem Gesicht.
»Sie wollten den Schlüssel für die Archive, wenn ich mich recht erinnere?«
»Korrekt«, entgegnete ich und war mit einem Mal angespannt.
»Heben Sie Ihren Zauberstab«, forderte er mich auf, worauf ich in meine Hosentasche fasste und das Stück Holz hervorzog. Carragher zog nun seinerseits seinen Zauberstab, richtete ihn darauf und sagte deutlich (aber wiederum absolut gelangweilt): »Idem facio!« Mein Zauberstab leuchtete bläulich in meiner Hand auf, doch Carragher hatte seinen eigenen schon wieder eingesteckt, noch ehe dieser Effekt überhaupt sichtbar geworden war. Ich wartete, bis das das Schimmern nach einigen Momenten allmählich verblasst war, dann steckte ich den Stab wieder ein.
»Ihr Zauberstab ist nun für den Eintritt registriert. Sie werden sich dennoch auch an der Tür zum Archiv identifizieren müssen. Wenn Sie keine –«
»Wie?«, unterbrach ich ihn, und für einen Augenblick hatte ich das Gefühl, den Beamten damit völlig aus dem Konzept gebracht zu haben – er wirkte nicht wie jemand, der es gewohnt war, dass man ihn nicht zuerst voll und ganz aussprechen ließ. Dann jedoch glätteten sich die plötzlichen Falten auf seinem Gesicht und er antwortete, fast schon mit einem Seufzen.
»Ein Zauber wird das für Sie erledigen.«
»Und wo genau befinden sich die Archive?«
»Immer genau drei Türen links von dem Raum, den Sie materialisieren.«
»Gut. Keine weiteren Fragen, dann.« Carragher nickte stumm – erst mir, dann Matt zu –, dann wandte er sich wortlos um und schritt davon, den Korridor entlang und durch die Tür am anderen Ende, durch die ich für einen Moment noch einen Blick auf den kreisrunden Eingangsraum erhaschte. Es gab einen gedämpften Knall, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel; anschließend war es wieder still.
Ich schüttelte unwillkürlich den Kopf. Nach zwei Sekunden bemerkte ich, dass Matt mich grinsend beobachtete, und hob den Blick. Sein Grinsen wurde umso breiter.
»Er war schon immer sehr eigen«, konstatierte er – eine Feststellung, die ich für so passend hielt, dass ich nichts darauf erwiderte.

Ich war hocherfreut, als wir die Halle der Prophezeiungen verließen, von einem Gefühl des Enthusiasmus und des Elans erfüllt, das ich schon länger nicht mehr gehabt hatte. Ist ja ausgezeichnet … jetzt kann‘s endlich losgehen, dachte ich, während wir für die letzten vierzig Minuten unseres Arbeitstags ins Büro zurückkehrten, und unterdrückte nur mühsam das Verlangen, mir voller Vorfreude die Hände zu reiben. Diese Geste war allerdings nicht mehr zu verhindern, als ich mich auf ein gemeinsames Mittagessen in der ministeriumseigenen Kantine hin von meinen Kollegen verabschiedet hatte und wiederum den Weg nach unten in den neunten Stock einschlug: Ich war gewillt, mein frisch erworbenes Privileg auch sogleich zu nützen. Unten angekommen, schritt ich den von blauem Fackelschein erfüllten Korridor entlang, stieß die Tür an seinem Ende auf und visualisierte, noch bevor ich richtig in den kreisrunden Raum getreten war, den Korridor, der zu meinem Büro führte. Die Wand mit den zwölf Türen begann sich zu drehen, der Feuerschein verschwamm wie üblich zu einem orangeroten, flimmernden Band – dann wurde sie langsamer, und als sie stoppte, zählte ich von der mir exakt gegenüberliegenden Tür drei auf linker Seite ab und bewegte mich entschiedenen Schrittes auf die so ermittelte zu.
Ich fand sie – erwartungsgemäß – verschlossen vor, als ich am Türknopf drehte, und sprach daher ein knappes Alohomora auf das Schlüsselloch aus. Dies erwies sich als wirkungsvoll: Mein Zauberstab leuchtete abermals in jenem bläulichen Glühen auf, das mit dem Schimmer, der auf dem Schlüsselloch und dem Türknopf lag, zu korrespondieren schien; anschließend ging von eben jenen ein flimmernder Lichtkegel aus und erfasste mich, wobei seine Spannweite offensichtlich exakt meiner Körpergröße entsprach. So angestrahlt zu werden, vermittelte mir das Gefühl, ich würde abgetastet – und vielleicht war dem auch so, denn nach etwa zwei Sekunden sagte eine kühle Stimme (die auf schon fast höhnische Weise an jene in den Aufzügen gemahnte): »Sie wurden identifiziert«, und die Tür öffnete sich mit einem leisen Klicken.
Ich fand mich in einem länglichen, nur schwach erhellten Raum wieder, als ich sie durchschritt; die Lichtquellen waren mehrere Leuchtsphären, die einen schaurig gelb-grünlichen Schein auf die fast bis zur Decke ragenden Regale warfen, an denen sie in Abständen von etwa zwei Metern angebracht waren. Der Raum war durch diese Regale beinahe vollends ausgefüllt; der Abstand zwischen diesen war gerade einmal groß genug, dass zwei Menschen nebeneinander Platz gefunden hätten, und nur am gegenüberliegenden Ende fand sich noch Platz für einen Schreibtisch, der ebenfalls von einer der ungewöhnlichen Leuchtsphären beschienen wurde.
Leise schloss ich die Tür hinter mir und begab mich dann direkt zu einem der Regale, in dem Ordner mit Pergamenten und Bücher gleichermaßen aufbewahrt waren. Es dauerte nicht lange, um herauszufinden, dass die Akten in alphabetischer Reihenfolge geordnet waren, doch nachdem ich wahllos einige Bücher und Pergamente herausgezogen und deren Titel und Beschreibung studiert hatte, begriff ich, dass sie auch irgendwie einer chronologischen Ordnung unterworfen waren. Da ich in einem der Aktenordner Forschungsergebnisse irgendeines Experimentes entdeckte, nahm ich an, dass es sich bei dieser Chronologie um die Reihenfolge hielt, in der besagte Ergebnisse erzielt worden waren – was erklären würde, weshalb in den Regalen, die der Tür am nächsten waren, ungleich mehr Bücher standen, und die, die weiter rechts standen, fast ausschließlich mit Akten gefüllt waren: Offensichtlich hatte man mit der Gründung des Zaubereiministeriums (womöglich aus Sicherheitsgründen) auch aufgehört, Bücher über die weniger bekannten und mitunter gefährlichen Aspekte der Magie zu veröffentlichen.
Die Akten mit den spezifischeren Inhalten würden für mich wohl wie gewohnt wenig Sinn ergeben, doch da das Thema, mit dem ich mich beschäftigen wollte, ein derart altes und noch dazu eines war, über das man selbst in der Schulbibliothek von Hogwarts etwas finden konnte (wenn auch unter größter Mühe, wie ich selbst auf bittere Weise festgestellt hatte), ging ich nicht davon aus, irgendwelche Probleme bei meiner Suche zu haben. Nicht umsonst gab es deshalb die Schweigepflicht für alle Unsäglichen … selbst als Archivar wie ich konnte man hier mit Sicherheit so einiges herausfinden, was nicht für die Öffentlichkeit gedacht war. Und selbst, wenn man alles für sich behielt: Ich ging fast schon davon aus, dass dieser Posten in der Vergangenheit für persönliche Zwecke missbraucht worden war …
Warum sollte ich das also nicht genauso machen?
Kurzerhand zog ich einige Bücher mit vielversprechenden Titeln aus dem Regal gleich neben der Tür und schlug sie auf, nachdem ich mich an den ebenhölzernen Schreibtisch gesetzt hatte.
Und so tat ich, was ich auch meine letzten Tage auf Hogwarts über fast exzessiv getan hatte: Ich las.

Ich kehrte pünktlich zum Abendessen (und selbstverständlich noch ohne erste Erfolge, worüber ich selbstironisch grinsen musste) an den Grimmauld Place zurück, in dessen Küche ich auf Potter, Granger, Molly, Ron, Ginny, Sirius und die Zwillinge traf. Nymphadora war nicht hier, genausowenig wie irgendein anderer Auror oder irgendeine andere Aurorin; entweder ihr Dienstschluss hatte sich verzögert, oder sie aßen irgendwo anders, was jedoch nicht weiter schlimm war, da ich sie sowieso später noch treffen würde. Auch Fleur war noch nicht wieder da, allerdings nahm ich an, dass sich das in den nächsten Minuten ändern würde.
»Wie war’s in der Arbeit?«, fragte Fred, nachdem ich den Sessel neben ihm nach hinten gezogen und mich darauf niedergelassen hatte, wobei er so freundlich war, mir ein Glas mit eiskaltem Kürbissaft vollzuschenken.
»Heiß«, meinte ich ehrlich und leerte das Glas in einem Zug.
»Du arbeitest unter der Erde, wie soll es da heiß werden?«, fragte George skeptisch, woraufhin ich mit den Schultern zuckte.
»Frag’ mich was Leichteres. Diese Gesetzmäßigkeit scheint sich dort selbst zu deaktivieren.«
»Ah, die interne Verschwörung des Ministeriums«, konstatierte Fred mit erhobenem Finger und setzte eine passende Miene auf; wofür ich ein minimales Lächeln übrig hatte.
»Vermutlich.«
»Ja, natürlich. Nachdem sie Dumbledore verdächtigen, Fudge stürzen zu wollen, braten sie die Mitarbeiter, die ihnen verdächtig erscheinen, in ihren Büros zu Tode. Pass auf, Drake, die haben schon mitbekommen, dass du im Orden bist.« Wieder einmal, wie schon sooft in den Jahren, seit ich die beiden kannte, schüttelte ich resigniert den Kopf.
»Hätten sie das, wäre ich jetzt nicht hier, sondern würde mich durch einen Haufen Ministeriumszauber kämpfen.«
»Auch eine Möglichkeit«, räumte George ein und wollte noch etwas sagen, doch meine Aufmerksamkeit galt bereits dem Aufgang zur Eingangshalle, von wo ich Schritte vernommen hatte. Indes ich mich dorthin umwandte, erblickte ich Fleur, die Handtasche um den rechten Arm geschlungen und ein mattes Lächeln auf den Lippen, sowie Bill, die gerade die Treppe herunterkamen. Die Französin kam ohne Umschweife auf mich zu und drückte mir einen leidenschaftlichen Kuss auf den Mund, der etwas zu lang war, um als Begrüßungsküsschen durchzugehen; Ginny machte dabei ein Geräusch, das überdeutlich nach Erbrechen klang. Das schien eine Gewohnheit zu sein, die sie entwickelt hatte, seit Fleur hier aufgetaucht war; sie tat das (oder rollte mit den Augen, oder gab zischend einen gut vernehmbaren Kommentar darüber ab), wann immer Fleur und ich uns öffentlich küssten. Nicht, dass das allzu häufig oder unsere Küsse gar unnötig freizügig gewesen wären, meist standen oder saßen wir etwas abseits der Gesellschaft, und natürlich übertrieb sie maßlos – es war offenkundig, dass sie Fleur nicht leiden konnte, und offenbar mochte sie auch mich nicht besonders –, doch bisher hatte ich noch nicht darauf reagiert, und vielleicht wäre es auch besser, das weiterhin nicht zu tun. Ohnehin würde Ginny in etwas mehr als zwei Tagen wieder nach Hogwarts abreisen, ein Konflikt wäre daher völlig überflüssig gewesen.
»Tut mir Leid, Chéri, es gab eine Problem in die Arbeit, darum ‘at es ein bisschen länger gedauert als isch dachte«, entschuldigte sie sich und ließ sich mit einem vernehmlichen Seufzen neben mir nieder.
»Ja, bei einem Kunden war irgendwas nicht in Ordnung, darum haben die Kobolde einen ziemlichen Aufstand gemacht. Wär‘ in dem Moment nicht das Beste gewesen, sie unnötig zu verärgern«, erklärte Bill die Situation genauer, worauf ich verstehend nickte. Auch er setzte sich und begann, mit seiner Mutter zu sprechen.
»Ansonsten alles in Ordnung? Abgesehen von den Kobolden?«, fragte ich, und Fleur nickte lächelnd.
»Oui, oui, nur ein bisschen anstrengend … es ist wirklisch sehr ‘eiß ‘ier, fast schlimmer als in Frankreisch«, erklärte sie und wischte sich wie zur Bestätigung über die Stirn. Ich meinte zu sehen, wie sowohl Molly, als auch Ginny ihr einen düsteren Blick zuwarfen, als sie das sagte. Ich selbst zuckte nur mit den Schultern.
»Ist für gewöhnlich anders.« Die Französin nickte.
»Wollen wir vielleicht nach‘er susammen was trinken ge‘en? Eine Eiskaffee fände isch jetzt nischt schlecht.«
»Wenn du willst.« Zwar kannte ich in der Nähe kein Café, das diesem Vorhaben dienlich gewesen wäre – um ehrlich zu sein, kannte ich überhaupt kein Café in ganz London –, doch ich ging davon aus, dass das kein Problem darstellen würde.
»Isch würde misch freuen«, sagte sie und lächelte mich an, ehe sie mich erneut küsste. Diese Zärtlichkeit wurde jedoch bereits eine Sekunde später von Molly unterbrochen, die – scheinbar bewusst unwirsch – einen Stapel Teller vor uns auf den Tisch stellte und lautstark verkündete, dass es nun Essen gebe. Fleur blickte daraufhin ein wenig betreten drein, allerdings schien uns ohnehin niemand wirklich Beachtung geschenkt zu haben.
Nach der gemeinsamen Mahlzeit (für die Fleur Molly lobte, nicht ohne jedoch die Anmerkung zu hinterlassen, dass ihr das Essen noch immer ein wenig zu schwer sei, was das Oberhaupt der Weasleys mit einem Lächeln entgegennahm, unter dem mühsam unterdrückter Zorn hindurchschimmerte) erhoben sich die Französin und ich ziemlich rasch und verließen die Küche, um uns auf die Suche nach einem Café zu begeben, wurden jedoch am oberen Treppenende von Mad-Eye abgefangen, der soeben das Haus betreten zu haben schien.
»Valentine!«, bellte er, sobald er mich erspäht hatte, und hinkte mit einigen, in der Halle fast schon unnatürlich laut widerhallenden Klonks auf mich zu.
»Was gibt es?«, begrüßte ich ihn gleichermaßen pflichtbewusst und musterte seine Züge aufmerksam.
»Kannst du morgen den Vormittag übernehmen?«, knurrte er unwirsch, und seinem kurzen Seitenblick auf Fleur nach zu schließen, war es ihm gar nicht recht, dies vor jemandem zu besprechen, von dem er wusste, dass es sich nicht um ein Ordensmitglied handelte – daher wohl auch die äußerst vage Formulierung. Nicht, dass Fleur das Wissen nicht vertraulich behandelt hätte, doch das war Mad-Eye – immer wachsam! – und es hatte schon seine Richtigkeit, dass es weniger gefährlich wäre, wenn Fleur nichts davon wusste.
Ich ließ mir sein Anliegen durch den Kopf gehen, und nach einem kurzen Zögern nickte ich. Ich hatte mich zwar eigentlich darauf gefreut, am nächsten Tag ausschlafen zu können, doch wenn ich es recht betrachtete, war das sogar umso besser: Ich würde die Zeit, die ich im Korridor zur Mysteriumsabteilung verbrachte, nutzen können, um ein wenig weiter zu recherchieren.
»Ja«, sagte ich. »Wem ist etwas dazwischen gekommen?«, fügte ich noch hinzu, woraufhin sich Mad-Eyes Gesichtsausdruck unwillkürlich verhärtete.
»Buttercup«, knurrte er mit deutlich hörbarer Verärgerung in der Stimme. »Er hat eigentlich schon vor Tagen zugesagt … solche kurzfristigen Unzuverlässigkeiten können wir uns nicht leisten. Du wirst auf jeden Fall von Kingsley abgelöst.«
»Ist in Ordnung«, antwortete ich. Der Auror begab sich daraufhin nach unten, um noch etwas mit Sirius zu besprechen – ich blickte ihm hinterher, wie er die ersten Stufen hinabhumpelte, dann schüttelte ich gedankenverloren den Kopf und verließ zusammen mit Fleur das Haus.


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Luna ist auch eine Person, in die ich mich von Anfang an verliebt habe. Sie gibt der Handlung einen wichtigen, neuen Anstrich und sie lässt Harry Dinge anders betrachten. Ich war ihr wirklich von Anfang an verfallen.
Michael Goldenberg