Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

A Week in Summer - Der verlorene Brief

von Dr. S

„Ja, Minister, ich verstehe“, sagte Dumbledore. Der große, dünne Zauberer fuhr sich nachdenklich durch den langen Silberbart und ging vor dem Kamin auf und ab.

In den grünen Flammen tanzte der Kopf des Zaubereiministers. „Ich bin verzweifelt, Dumbledore. Chemie oder Magie, keins davon hilft mir mein Haar Malfoy-Weiß zu kriegen.“

Dumbledore nickte gewichtig. „Das ist in der Tat ein Problem, das unsere uneingeschränkte Aufmerksamkeit fordert.“

„Vielleicht kommt es ganz natürlich mit dem Alter. Was ist mit Ihnen, Dumbledore? Hatten Sie vor hundertfünfzig Jahren schon so geschmeidiges Silberhaar?“

James prustete los. Er boxte Sirius in die Seite und schüttelte fassungslos den Kopf. „Was zum –“

„Ich hab dir gesagt, dass ich keine Lippen lesen kann“, gab Sirius gespielt eingeschnappt zurück.

Sie saßen unter Dumbledores Wohnzimmerfenster in einem vernachlässigten Rosenbusch. Durch die Fensterscheibe hörten sie keinen Ton des Gesprächs zwischen dem Direktor und dem Minister, sahen nur ihre Lippenbewegungen. James legte Dumbledore die Worte in den Mund und Sirius hatte den Minister zu seiner ganz persönlichen Marionette gemacht. Mit mäßigem Erfolg.

„Er hat definitiv Malfoy erwähnt“, sagte Sirius und formte sehr deutlich, aber tonlos ‚Malfoy‘ mit den Lippen.

Dumbledore drehte sich um, gerade als James erneut in Lachen ausbrach. Der Blick hinter den halbmondförmigen schien sie genau zu treffen. James schmiss sich längs ins Gebüsch und riss Sirius mit sich. Flach aufeinander gepresst lagen sie da und rührten sich nicht. James fühlte jeden steifen Muskel in Sirius‘ Brust.

Das Fenster öffnete sich quietschend. Dumbledore steckte den Kopf heraus, senkte den Blick und durchbohrte James mit seinen leuchtendblauen Augen. Dann lächelte er.

„Ein wunderschöner Nachmittag, um in anderer Leute Gärten zu liegen, James. Mr. Black.“

„Sir.“ Sirius stemmte sich hoch, packte James am Handgelenk und half ihm aus dem Busch. Er ließ ihn nicht wieder los.

„Sehr schöner Tag, ja, Sir“, sagte James und grinste breit.

Dumbledore schaute sie über seine Brillengläser forschend an. „Gestatten Sie mir die Frage, wieso ausgerechnet mein Garten?“

„Wir…“ James schaute sich in dem Garten hinter dem größten Haus in Godric’s Hollow um, als würde er etwas suchen. „…haben unser Fangendes Frisbee in Ihrem Garten verloren, Sir. Es muss hier irgendwo liegen.“

„Ah, Mr. Filchs liebster Feind“, sagte Dumbledore und übersah geflissentlich die Tatsache, dass das bekanntlich doch Hogwarts‘ Schüler waren. „Erlauben Sie mir, Ihnen zu helfen.“ Er zückte seinen Zauberstab.

James bemühte sich um ein aufrichtiges Grinsen. „Das ist nicht –“

„Accio Frisbee.“ Dumbledore durchschnitt die Luft scharf mit seinem Zauberstab und Sekunden später folgte etwas seinem Ruf. Ein Frisbee flog zischend durch die Luft. Eine grüne Scheibe, die ihre Zähne zeigte, als sie auf Dumbledore zusteuerte. Er fing sie unbeeindruckt aus der Luft. „Da haben wir es ja. Bitte sehr, James.“

„Danke, Professor.“ James ließ sich von Sirius auf die Beine ziehen und nahm das Frisbee entgegen. „Sorry wegen der Störung.“

„Nächstes Mal erinnern Sie sich daran, dass ich eine Türklingel besitze“, sagte Dumbledore mit einem Zwinkern. Er blieb am Fenster stehen und winkte, als James sich mit Sirius an der Seite und dem Frisbee im Arm auf den Weg zurück machte. Sie kletterten über den Gartenzaun auf die Straße, die sich durch Godric’s Hollow schlängelte.

Die tiefrote Sonne blitzte über den spitzen Dächern auf. Schlafende Eulen reihten sich auf einem auf. Die Hitze hatte sich auch am Nachmittag nicht verabschiedet und stand auf der Straße, brachte den Asphalt am Horizont zum Flackern.

„Gut gerettet“, sagte Sirius. „Woher wusstest du, dass da ein Frisbee rumliegt?“

„Gar nicht.“

„Woher kam es dann?“

James wedelte sich mit dem besagten Frisbee Luft zu. „Keine Ahnung. So, wie ich Dumbledore kenne, aus dem nächsten Dorf.“

Sirius lachte und griff nach dem Frisbee. Seine warmen Finger verließen James‘ Handgelenk so unvermittelt, dass er die plötzliche Freiheit gar nicht einschätzen konnte. Er hatte nicht einmal gemerkt, dass Sirius ihn noch immer festhielt, so natürlich hatte es sich angefühlt. Ein kurzer Moment der Ablenkung und das Frisbee wurde ihm widerstandslos aus der Hand gerissen.

„Gratis Frisbee, nett.“ Sirius sprang einen Schritt vor in die Hocke und holte mit dem Frisbee aus. Anstatt es zu werfen, drehte er sich wieder herum und ging rückwärts vor James her; Dumbledores Haus musste genau in seinem Blick liegen. „Das hätte schlimmer enden können. Nächstes Mal sollten wir vorsichtshalber den Tarnumhang mitnehmen, was meinst du?“

„Ich weiß nicht. Du weißt, wie er uns da drunter mal angestarrt hat.“ James dachte an jene Nacht in ihrem ersten Schuljahr zurück, als sie nach der Ausgangssperre aus dem Krankenflügel geschlichen waren. Remus hatte noch immer versucht sein pelziges Problemchen als schlechte Gesundheit abzutun, manchmal angeblich ansteckend, was sie nicht davon abgehalten hatte dem zittrigen, blassen Häufchen Elend Gesellschaft zu leisten. Dumbledore war ihnen auf dem Weg zurück zum Gemeinschaftsraum entgegen gekommen, mit einem Pfeifen auf den Lippen, das ihre Schritte vor Filchs Ohren verbarg, und einem Zwinkern.

„Jaah. Wahrscheinlich gibt es nicht viel, das für Dumbledore unmöglich ist“, sagte Sirius. „Ein bisschen unheimlich. Wenn du ihm zu lange in die Augen siehst, hast du das Gefühl, er hat deine Zukunft schon für dich geplant.“

„Ich vertraue Dumbledore“, erwiderte James, als sie den Friedhof passierten. Sie hielten an der hüfthohen Mauer, die von Grün überwuchert war, und schauten auf eine Ansammlung von alten Steinen mit noch älteren Namen darauf.

Sirius drehte das Frisbee noch immer in den Händen. Es versuchte seine Finger zwischen die Zähne zu kriegen. „Der Minister anscheinend auch.“

„Sie haben sich über Malfoy unterhalten“, sagte James nachdenklich. „Was glaubst du, worum es ging? Voldemort?“

„In letzter Zeit dreht sich alles um Voldemort.“

James stupste Sirius in die Seite. „Der Malfoy-Bastard hat doch deine Cousine geheiratet. Du hast doch sicher mitgekriegt, wenn er was am Stecken hat.“

„Sie sind noch nicht verheiratet“, sagte Sirius sehr ausweichend.

„Das heißt, er hat was am Stecken.“ James grinste, als Sirius ihm einen scharfen Seitenblick schickte. „Hat er versucht dich für die dunkle Seite zu rekrutieren?“

Sirius seufzte schwer. Er setzte sich auf die Mauer und ließ die Beine von ihr baumeln. „Mein Bruder findet Voldemort hat gute Argumente.“

James‘ Grinsen fiel in sich zusammen, wie ein instabiles Kartenhaus. „Was?“

Sirius zuckte mit den Schultern, als gingen ihn die Fehlleitungen seines Bruders ihn nichts an.

„Will er jetzt losziehen und hinter einer Maske versteckt Muggel töten?“, fragte James mit einer Schlagseite Ironie.

„Wir haben neulich erst darüber gestritten“, sagte Sirius. Sein Blick verdüsterte sich, wie so oft, wenn er in den letzten Tagen an seine Familie zurückdachte. „Es bringt nichts mit ihm darüber zu reden. Bellatrix hat ihm irgendeinen Mist eingebläut und mit dem Schwachsinn, den unsere Eltern von sich geben, hat er sich seine eigene Version einer gerechten Gesellschaft zusammengereimt. Unsere Eltern könnten ihm sagen, dass die Sonne sich um die Erde dreht, und er würde es glauben.“

James hatte tagelang versucht herauszubekommen, worüber genau Sirius sich mit seinen Eltern gestritten hatte. Aber es war das erste Mal, dass er in diese Richtung überlegte. Das Thema, das in letzter Zeit jeden beschäftigte. Voldemort und seine Todesser.

„Wenn er je einen Ausflug mit deiner Cousine macht“, sagte James, „wird er verdammt enttäuscht sein. Er kriegt die Kurve. Jeder mit einem Knut Gehirnmasse tut das.“

„Er denkt, das wäre der erste Schritt in eine Welt, wo wir uns nicht mehr vor Muggeln verstecken müssen. Du weißt schon…“ Sirius holte testend mit dem Frisbee aus. „…wo wir mit einem Fangenden Frisbee auf der Straße spielen könnten.“

Während Sirius mit dem Frisbee spielte, lag seine andere Hand auf der Mauer. James griff sie instinktiv, umschloss seinen Handrücken. Er zog ihn von der Mauer herunter.

„Hey, dafür haben wir unseren Garten“, sagte er in einer hoffentlich herausfordernden Stimme. „Zur Not finde ich auch ein Stöckchen für dich.“

„Ich bin ein Hund, sehr witzig“, gab Sirius zurück, konnte sich sein Schmunzeln aber nicht verkneifen. Sie ließen den Friedhof hinter sich und folgten der Straße zurück zu James‘ Haus, während sich die Sonne wie ein Feuerball über die Baumkronen des Waldes setzte. Mit dem Abend kamen kühle Winde, die unter den Saum ihrer T-Shirts krochen.

Bei seinem Haus angekommen schlugen sie sich quer durch den Vordergarten nach hinten durch. Fernab von misstrauischen Muggel-Augen breiteten sie sich auf dem Feld hinter dem Haus aus und warfen sich das Frisbee zu. Es flog schnappend und Zähne fletschend durch die Luft. Jeder Versuch es zu fangen stellte sich als pures Risiko heraus. Das aggressive Frisbee probierte immer wieder sich in ihren Fingern festzubeißen.

„Wer zuerst dreimal gebissen wird, hat verloren“, sagte James, nachdem sie sich eingeworfen hatten. Als Hogwarts‘ Vorzeigejäger drohte er bei jedem Wurf, der Sirius‘ Finger heile ließ, seine Ehre zu verlieren. Er schleuderte das Frisbee mit Schwung von sich weg und warf es direkt gegen Sirius‘ Brust. Zwar fing Sirius es auf, warf es dann aber immer wieder hoch, als hätte er glühende Kohlen in den Händen. Das Frisbee hatte es auf seine Finger abgesehen. „Anscheinend findet es dich zum Anbeißen“, rief James.

„Witzig.“ Sirius warf das Frisbee zurück und James fing es aus der Luft. Mit einer Drehung einmal um sich selbst schleuderte er es Sirius wieder entgegen. Der Schatten auf Sirius‘ Gesicht schien sich aufzulösen, auch wenn er den Kopf schüttelte.

„Willst du Bonuspunkte in der B-Note?“, fragte er, während er James mit dem Frisbee anvisierte.

Die Wahrheit war, dass James ihn wieder auf andere Gedanken bringen wollte. In den letzten Tagen hatte er einen halbwegs guten Job gemacht, zumindest glaubte er das. Und dann hatte er alles kaputt gemacht, weil er Dumbledores Privatgespräche belauschen musste. Mit jeder Sekunde hielt er es für wahrscheinlicher, dass Voldemort der Grund für den Streit zwischen Sirius und seinen Eltern war. Er fragte sich aber, warum Sirius das vorher nicht erwähnt hatte. Und wieso er es nicht weiter ausführte.

Vielleicht hatte der unheimliche Malfoy Bastard versucht sich an ihn ranzuschleimen. Mit seinen dämlichen blonden Haaren und dem dämlichen Grinsen. Wäre nicht das erste Mal gewesen, dass er es auf einen Black abgesehen hatte.

James fing das Frisbee auf, während er mit den Gedanken ganz woanders war, und spürte plötzlich einen beißenden Schmerz. Er schaute auf seine Hand, in der das Frisbee seine Zähne vergraben hatte.

„Au, verfluchte Scheiße!“ James schüttelte die Hand, warf das Frisbee hin und her, aber es wollte nicht loslassen.

Sirius eilte an seine Seite. „Du machst das nur schlimmer, James.“ Er hielt seine Hand fest und löste vorsichtig die Zähne des Frisbees. Dann warf er es achtlos hinter sich. Die grüne Scheibe blieb in der Luft schweben und drehte sich um sich selbst auf der Suche nach etwas, in das es sich verbeißen konnte. Sirius begutachtete James‘ Hand, die nicht mehr aufhören wollte zu zittern. Zahnabdrücke zogen sich in einem Bogen unter seinen Knöcheln entlang. Aus den tieferen Löchern perlte Blut.

„Das ist das Ende meiner Quidditch-Karriere“, sagte James melodramatisch.

Sirius grinste und drückte einen Kuss auf James‘ Fingerknöchel. Die Blutstropfen verschwanden und der Schmerz musste seinem sanften Pusten nachgeben. „Besser?“

James zuckte mit den Schultern. „Ich hab gesagt: Keine Magie außerhalb von Hogwarts.“

Sirius gluckste. „Wo warst du mit deinem Köpfchen, hm?“

„Lucius Malfoy.“

„Wegen dem Wunsch des Ministers sich die Haare zu färben? Du weißt, dass er den älteren Malfoy gemeint haben könnte?“

James wich dem Frisbee aus, das über seinen Kopf zischte. Er ließ sich ins Gras fallen und rieb sich über die Hand. „Ich hab nur… Ich dachte…“

Sirius setzte sich neben ihn und griff erneut James‘ Hand, schaute sich die winzigen Schrammen genau an. Dabei strich er unentwegt über James‘ Finger. Er zwang ihn nicht weiter zu stottern oder drängte ihn sich zu erklären.

James atmete tief durch. „Ich dachte nur, dass er vielleicht… irgendwann mal versucht hat dich in ein paar zwielichtige Geschichten zu verwickeln.“

„Du meinst, ob er mich mit zu Voldemort schleppen wollte?“ Sirius schaute ihn unter gehobenen Augenbrauen an, als wüsste er die Antwort bereits. „Wir wissen, dass er einer von denen ist. Und wenn wir’s beweisen könnten… Du denkst aber nicht, dass ich auch nur eine Sekunde auf sowas reinfallen würde, oder?“

James schüttelte den Kopf. Der gleiche merkwürdige Krampf von eben zog seinen Magen zusammen. Er merkte, wie er ganz genau auf jedes von Sirius‘ Worten achtete, als würde eine versteckte Botschaft zwischen ihnen lauern. Vielleicht eine, die ihm erzählte, was gelangweilte Reinblüter auf einer ihrer Landhaus-Sommer-Partys so trieben.

„Was…“ James räusperte sich. Sirius würde ihm eine reinhauen, wenn er den Gedanken laut aussprach. „Was, wenn dein Bruder darauf reinfällt?“

Sirius‘ Finger versteiften sich leicht. „Das wäre seine Entscheidung. Ich bin nicht wie unsere Eltern und sage ihm, was er zu tun hat. Davon abgesehen würde er auch nicht auf mich hören.“

„Dafür hört er aber oft auf dich“, sagte James. „Du erinnerst dich an das eine Mal, als wir einen Schlaftrank in den Pudding getan haben? Und er war der einzige am Slytherintisch, der nicht schnarchend auf seinem Teller lag.“

Sirius stieß ein heiseres, leicht diabolisches Lachen bei der Erinnerung aus.

„Siehst du? Vielleicht kannst du ihn zur Vernunft bringen“, ergänzte James.

„Du hängst dich immer noch an diesem Brief auf“, sagte Sirius.

James stockte der Atem. Das hatte er ganz vergessen…

„James, vergiss es. Je mehr ich gegen Voldemort sage, desto mehr Zeitungsartikel schneidet mein Bruder aus dem Propheten und klebt sie sich übers Bett. Vielleicht macht er das nur um mich zu ärgern.“

„Und deine Eltern?“

„Die haben jetzt einen leicht beeinflussbaren Sohn zu Hause. Sicher machen sie das Beste daraus“, sagte Sirius bitter.

James seufzte und umklammerte Sirius‘ Hand reflexartig, wie den Schnatz, wenn er bei einem Spiel an ihm vorbeiflog. Sirius‘ Hand fühlte sich besser an, als der wertvolle goldene Ball. Rau und weich zugleich, aber an verschiedenen Stellen, mit langen, starken Fingern, die sich gegen seine ausstreckten.

„Deine Hand sieht schon besser aus“, sagte Sirius und drehte James‘ Hand herum. „Entweder fragen wir deine Mutter nach einem kleinen Heilzauber, oder wir treten Runde zwei an.“

James rutschte an ihn heran und strich mit der anderen Hand über Sirius‘ Wange. Der Schatten schien auf sein Gesicht zurückgekehrt zu sein – vielleicht lag es auch an der untergehenden Sonne. Der leicht verschlossene, unterkühlte Ausdruck nahm ihm nichts von seinem guten Aussehen.

James zog ihn an sich heran und presste ihre Lippen gegeneinander. Wenn weder ein Frisbee noch reden etwas brachte, dann das hier. Es lenkte ihn definitiv ab. So sehr, dass die verschwommene Erinnerung eines angesengten Briefes wieder in weite Ferne rückte. Sirius‘ Lippen öffneten sich gegen seine, ließen ihn den Kuss so schnell oder langsam er wollte vertiefen. James vergrub die Hand in Sirius‘ Haaren und hielt ihn fest, nahm ihm die Chance auch nur einen Zentimeter Abstand zwischen sie zu bringen.

Eine kühle Brise wehte vom Wald herüber, kam gegen die Wärme zwischen ihnen aber nicht an. Erst ein lauter Knall riss sie auseinander. James fuhr herum, ohne die Hände von Sirius zu nehmen, und entdeckte einen Mann, der aus dem Wald herauskam.

„Dad?“

Charlus drehte sich in ihre Richtung, suchte sie im Gras und winkte, als er sie gefunden hatte. „Hey, Jungs. Genießt ihr die letzten Sonnenstrahlen?“

„Was machst du hier?“, fragte James.

„Außentermin. Ich musste apparieren. Freut mich auch dich zu sehen“, sagte Charlus voller Sarkasmus. „Kann ich euch mit reinnehmen oder – was bei Merlins Bart?“ Charlus duckte sich unter dem Frisbee, das zielstrebig auf seinen Hut zugerast war. Er richtete den Zauberstab darauf, murmelte etwas und das Frisbee fiel bewegungslos zu Boden. Charlus hob es auf. „Woher hast du das, Jamie?“

„Dumbledore hat es mir gegeben“, sagte James und presste die Hand auf Sirius‘ Mund, um sein Glucksen zu unterdrücken.

„Wirklich?“ Charlus musterte das Frisbee, als würde er es nach Askaban schicken wollen. Dann tat er es mit einem Nicken ab und warf es James entgegen. „Damit könnt ihr morgen auch noch spielen. Abendessen müsste fertig sein, also kommt rein.“

James ließ sich nur hochziehen, weil er sonst Sirius‘ Hand hätte loslassen müssen. Sie folgten Charlus in das Haus, wo es tatsächlich köstlich nach Roastbeef roch. Dorea war dabei den Tisch zu decken und ließ fast einen Teller fallen, als Charlus ihr einen Überraschungskuss gab.

„James?“ Seine Mutter winkte ihn zu sich, bevor er sich setzen konnte. „Ich wollte noch kurz etwas mit dir besprechen. Kommst du mit ins Wohnzimmer?“

James schaute Sirius kurz an, aber der zuckte nur mit den Schultern, hatte also auch keine Ahnung, was sie angerichtet haben könnten. Er gab Sirius das Frisbee und folgte seiner Mutter. Auf dem Weg ins Wohnzimmer ließ James blitzschnell den Tag Revue passieren. Vielleicht war Dumbledore vorbeigekommen und hatte von ihrer Lauschattacke berichtet.

Dorea blieb vor ihrem Wäschekorb stehen, den sie auf einen Sessel gestellt hatte. Sie hob ein gebügeltes und gefaltetes Hemd heraus. James‘ Pyjamahemd. Darauf lag ein zerknitterter, angesengter Umschlag.

Regulus‘ Brief an seinen Bruder.

James griff danach, aber seine Mutter zog das Hemd weg.

„Du hast schon wieder vergessen deine Taschen auszuräumen, bevor du deine dreckigen Sachen in die Wäsche tust“, sagte Dorea.

„Sorry.“ James streckte erneut die Hand aus, nur um ins Leere zu greifen.

„Der Brief ist an Sirius adressiert.“ Dorea schaute ihn forschend an. „Wieso hast du ihn in deiner Hemdtasche?“

„Sirius und ich haben keine Geheimnisse voreinander.“

„Er ist nicht offen“, sagte Dorea. „James, du verheimlichst das doch nicht vor Sirius, oder?“

„Was?!“, entfuhr es James schockiert.

„Ich weiß, dass du ihn gerne hier hast, und ich weiß, dass du Orion gegenüber nicht grundlos aus der Haut gefahren bist, aber das ist Sirius‘ Familie. Wenn sie ihm schreiben wollen, um sich vielleicht zu versöhnen, haben sie jedes Recht dazu.“

„Mum!“ James schüttelte fassungslos und wütend den Kopf. „Sowas würde ich nie tun. Wie kannst du das denken?“

„Nein, natürlich nicht.“ Als Dorea ihm über die Wange streicheln wollte, drehte er sich demonstrativ weg. „Behalt einfach im Kopf, was für eine schwierige Zeit das für ihn ist. Er braucht einen Freund. Hier.“ Sie gab ihm den Brief und verschwand mit dem Wäschekorb aus dem Wohnzimmer.

James schaute auf den verlorenen Brief. Feuer und Wasser hatten das Pergament sichtlich malträtiert. Es war braun und schwarz angelaufen, wellig von der Feuchtigkeit, und die Tinte auf dem Umschlag war nahezu zur Unkenntlichkeit zerlaufen. Viel war von Regulus‘ Versuch seinen Bruder zu erreichen nicht übrig geblieben – wenn er bedachte, dass Sirius den Brief hatte verbrennen wollen, dann war allerdings sehr viel übrig geblieben.

Die Seiten gaben unter jeder Bewegung nach, als würde der Brief darum betteln geöffnet zu werden. James rang mit sich. Wenn er nur die ersten Zeilen las… Das würde reichen um zu erfahren, was Regulus von Sirius wollte. Ob es positiv oder negativ war. Ob es Sirius wieder herunterziehen würde. Oder ob es ihn dazu bringen würde nach Hause zu gehen.

James schluckte bei diesem Gedanken. In diesem Augenblick wollte er das alles von Sirius fernhalten, seine Familie, Voldemort, oder was immer ihn aus dem Haus getrieben hatte, und einfach mit ihm hinter dem Haus auf der Wiese liegen. Aber es war wichtig, dass sie darüber redeten. Er war sich sicher, dass Voldemort der Grund war, dass Sirius kein zu Hause mehr hatte, in das er zurückkehren wollte. Und Sirius musste wissen, ob Regulus Gefahr lief dasselbe durchzumachen.

James steckte den Brief in die Hosentasche. Da würde er ihn hoffentlich nicht vergessen.

*

Als das Haus schon im Dunkeln lag, kam Sirius vom Zähneputzen zurück in James‘ Schlafzimmer und entdeckte seinen besten Freund mit dem Rücken zur Tür am Fußende seines Betts sitzen. Er schaute aus dem Fenster und spielte dabei gedankenverloren mit seinem Schnatz. Den ganzen Abend war er merkwürdig still gewesen.

Sirius schloss die Tür und setzte sich hinter James, stützte das Kinn auf seiner Schulter auf. „Pack das Ding weg, Krone.“

James drehte den Kopf, als hätte er Sirius jetzt erst bemerkt, und fing den Schnatz blind ein. Er packte ihn in die dazugehörige Schachtel und ließ sie auf den Boden fallen.

Sirius drückte einen Kuss gegen James‘ Hals. Ein Teil von ihm hatte Probleme zu glauben, dass er das tun durfte. Er vergrub die Nase in James‘ Halsbeuge und atmete tief ein. James roch gut, nach einem Tag im Wald, wo man sich nichts kümmern musste. Sirius schlang einen Arm von hinten um James‘ Oberkörper, hielt ihn eng bei sich, damit er nicht weglaufen konnte.

„Woran denkst du schon wieder?“, fragte er. Das letzte Mal, als er das gefragt hatte, war James vor Panik aus dem Bett gerollt. Vielleicht visierte er gerade das Fenster an, um dort herauszuspringen oder sich auf den Besen zu schwingen und weit weg zu fliegen. Er hatte den ganzen Tag bereits von der einen Sache ablenken wollen, über die Sirius reden wollte.

Darüber zu reden war wohl keine gute Idee. Er sollte es genießen, solange er konnte, und wenn die Schule wieder losging, die Rückkehr zur Normalität verdauen. Normalität in Form von schmachtenden Blicken hinter roten Haaren her.

„Nichts“, sagte James.

„Das ist Code dafür, dass du nicht weißt, wo du anfangen sollst“, gab Sirius zurück.

James strich ihm über den Arm, hin und wieder zurück, nur mit den Fingerspitzen. „Wenn wir wieder zurück in Hogwarts sind…“

Sirius schluckte mit plötzlich staubtrockener Kehle.

„…wirst du früher oder später deinem Bruder begegnen.“

Sirius hob den Blick. Er lehnte sich ein Stück über James‘ Schulter und stupste mit der Nase gegen seine Wange. „Begegnen heißt nicht reden.“

James schaute ihn an. „Du willst die nächsten zwei Jahre nach Hogwarts gehen und die Existenz deines kleinen Bruders leugnen.“

Kurz tat Sirius so, als würde er sich das überlegen, und zuckte dann die Achseln. Offensichtlich unzufrieden mit dieser Antwort drehte James sich zu ihm herum. Anstatt über Sirius‘ Arm fuhr er ihm über die Brust.

„Er ist dein Bruder“, sagte er, als würde das alles erklären.

„Es öfter zu sagen macht es nicht wahrer.“ Auch wenn es aus James‘ Mund eine ganz andere Bedeutung zu bekommen schien. James‘ Mund, der seinem so unglaublich nahe war. Jeder Atemzug kribbelte auf seinen Lippen. Sirius fuhr durch James‘ wirre Haare, die immer aussahen, als wäre er gerade vom Besen gestiegen. „Wir haben das gleiche Blut, aber er war niemals für mich da, wie du es warst.“

James lächelte ihn an, beugte sich vor und gab ihm einen kurzen Kuss. Zu kurz. Sirius zog ihn wieder heran und küsste ihn länger. Ein genießerisches Seufzen vibrierte gegen seine Lippen und Zunge. James‘ Hände vergruben sich in seinem Haar und fuhren hindurch, als wollten sie das gleiche Chaos wie in seinem dort zurücklassen. Er tat das gerne und Sirius ließ ihn noch lieber.

James schmiegte sich so eng gegen ihn, dass sie beide rücklings nach hinten fielen. Längs ausgestreckt, die Beine ineinander verhakt, lagen sie da, und Sirius konnte seine Hände wandern lassen. Über James‘ Rücken seine Wirbelsäule entlang – aber als er den Bund seiner Hose erreichte, löste James sich.

„Hör zu“, murmelte er leicht außer Atem. „Dein Bruder –“

„Ich will jetzt nicht über meinen Bruder reden.“ Sirius schob seine Hand in James‘ Hosentasche und zog ihn an der Hüfte vor, dicht gegen sich. Ein gequälter Laut traf ihn auf den Lippen, als James sich hochstemmte. Sirius grinste. Er ertastete etwas in James‘ Hosentasche. „Was ist das?“

James blinzelte ihn ein wenig desorientiert an.

Sirius zog ein dickes Pergament aus James‘ Hosentasche und hielt es hoch, sodass er es über seine Schulter ansehen konnte. Ein Umschlag, der aussah, als wäre er durch Regen und Feuer gegangen.

„Darüber wollte ich reden“, sagte James und holte tief Luft. „Dein Bruder hat dir geschrieben und du –“

„Und du hast den Brief behalten?“, presste Sirius hervor. Er war kurz davor wie ein Hund zu knurren. „Ich hab ins Feuer geworfen.“

„Und ich hab ihn wieder rausgeholt, weil –“

„Ich hab ihn verbrannt!“ Sirius stieß James von sich herunter, so barsch, dass er beinahe aus dem Bett fiel. Was James selbst besser hinbekommen hätte. „Dazu hattest du kein Recht.“

„Ich wollte nur, dass du nicht irgendwann bereust, wenn du dir nicht anhörst, was er dir zu sagen hat.“

„Warum erzählst du es mir denn dann nicht? Sicher hast du ihn schon gelesen!“ Sirius schmiss den Brief mit der Wucht eines Fangenden Frisbees gegen James‘ Brust und sprang auf. Er konnte nicht sagen, wann er das letzte Mal oder überhaupt je so wütend auf ihn gewesen war.

Er vertraute James mit jeder Faser seines Seins, deswegen tat der kleinste Verrat weh wie jeder, den er in seinem ganzen Leben ertragen hatte. Sirius war ein falsches Wort davon entfernt wieder nach Hause zu rennen.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Soundtrack: Der Hobbit 3
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Ein so bewegendes Gefühl hatte ich nie zuvor erlebt, wenn es um das Schreiben ging.
Joanne K. Rowling