Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

A Week in Summer - Feinde in der Familie

von Dr. S

Hellwach lag James in seinem Bett, die Decke bis zum Kinn gezogen, als könnte er sich darunter verstecken. Sein Blick lag auf dem Bett gegenüber. Sirius schlief noch. Seine Decke hing etwa auf Hüfthöhe und entblößte seinen Rücken, die Schulterblätter, die sich unter jedem Atemzug an- und wieder entspannten.

James hatte zugesehen, wie die ersten Sonnenstrahlen über seinen Rücken gekrochen waren und sich in seinen Haaren verfangen hatten. Das goldene Licht verlieh den schwarzen Strähnen einen seidigen Schimmer, der bei jeder Bewegung wanderte. James verfolgte ihn bis in Sirius‘ Nacken. Die kurzen Haare dort standen aufrecht, ohne dass der Schlaf sie übermäßig zerzaust hatte.

James hatte zu ihm rübergesehen, bis er eingeschlafen war. Ein verwirrender Traum hatte den nächsten gejagt und ihn mehrmals aus dem Schlaf gerissen. Dann hatte er in der Dunkelheit wieder nach Sirius gesucht, wach gelegen und sich gefragt, wieso er ihn so anstarrte. Ob er das überhaupt durfte.

Jetzt, viele Stunden später, war er sich immer noch nicht sicherer. Er wollte sich nicht weiter damit beschäftigen. Andere Fragen schwirrten durch seinen Kopf. Er fragte sich, ob er etwas dagegen gehabt hätte, wenn Sirius irgendwann in der Nacht zu ihm unter seine Decke gekommen wäre.

Die Antwort darauf wollte er nicht einmal in Gedanken ausformulieren. Allein der Anflug ließ ihn wieder an Sirius‘ Lippen denken. Auf seinen.

James rieb sich unter der Brille, die er schon lange aufgesetzt hatte, über die müden Augen, aber er fühlte sich immer noch, als würde er träumen. Er stand so schnell auf, dass ihm kurz schwindelig wurde, und verließ ohne einen weiteren Blick auf Sirius das Zimmer.

Eine lange, kalte Dusche später traute er sich in die Küche. Seine Mutter saß am Tisch und las Zeitung, während die Teller hinter ihrem Rücken versuchten sich selbst zu spülen. Sirius musste noch oben sein.

James murmelte ein „Morgen“ und schenkte sich an der Arbeitstheke Kürbissaft ein. Er war sich dem Blick seiner Mutter überdurchschnittlich bewusst und ignorierte ihn umso bemühter.

„Gut geschlafen, James?“, fragte Dorea.

„Mhm…“ Die paar Stunden.

„Kommt Sirius auch gleich runter?“

„Denk schon.“

„Möchtet ihr was Besonderes essen?“

James trank einen Schluck. Der Kürbissaft vermischte sich mit dem scharfen Geschmack von Pfefferminzzahnpasta. Er verzog das Gesicht, was seine Mutter zum Glück nicht sah, und zuckte die Achseln.

Vier Stuhlbeine rückten über den Kachelboden, als seine Mutter aufstand. Sie griff ihm von hinten in die Haare und zog alle zehn Finger durch die wirren Strähnen, als könnte sie Ordnung hineinbringen. James duckte sich grummelnd weg.

„Du siehst aus, als wärst du gerade vom Besen gestiegen“, sagte Dorea tadelnd und seufzte, weil sie wusste, dass sie gegen eine Wand redete. „Alles gut bei dir?“

James nickte. Es fühlte sich nicht nach einer Lüge an, aber auch nicht ganz ehrlich. Er war verwirrt, das war die Wahrheit.

„James, was hältst du davon, wenn wir heute –“

Ein Klopfen auf Glas unterbrach sie. Ein stattlicher Waldkauz hämmerte seinen Schnabel gegen das Küchenfenster. Dorea ließ ihn herein und band die zwei Briefe von seinem Bein.

„Eure Hogwarts-Briefe“, las sie vor.

James stellte sein Glas mit einem lauten Klonk ab und eilte zu ihr, riss beide Briefe aus ihren Händen. Die schweren Pergamentumschläge versteckten ihre ZAG-Ergebnisse. James grinste und stürzte im nächsten Moment aus der Küche.

„Ich geh Sirius Bescheid sagen“, rief er seiner Mutter von der Treppe aus zu. Er nahm zwei Stufen auf einmal und stolperte prompt über die letzte. Taumelnd fiel er gegen seine Zimmertür, die nur angelehnt war und unter seinem Gewicht nachgab. Sirius war nicht hier.

James drehte sich auf den Fersen um und warf sich gegen die Badezimmertür. Er hämmerte mit der Faust dagegen. „Tatze? Tatze, bist du da –“

Sirius zog die Tür auf. James fiel ihm entgegen. Instinktiv stützte er sich ab – auf Sirius‘ nasser Brust. Er schien gerade aus der Dusche gekommen zu sein. Ein Handtuch war um seine Hüften geschlungen und das Haar hing in tropfenden Strähnen vor seinen Augen. Seine Haut glänzte nass. James‘ Handfläche wurde warm, als würde Sirius‘ Hitze auf ihn übergehen, wie bei einem ausschlagenden Feuer. Es prickelte, aber nicht genug um ihn zu vertreiben.

„Was?“, fragte Sirius.

James schob ihn zurück ins Bad. Er hielt die Briefe vor Sirius‘ Nase, so dicht, dass er ihn zum Schielen brachte. „Unsere ZAG-Ergebnisse sind da.“

„Und die konnten nicht warten, bis ich eine Hose trage?“, gab Sirius zurück.

„Hosen werden vollkommen überbewertet“, sagte James. Er setzte sich auf den Rand der Badewanne und zog Sirius an seinem Handtuch neben sich. Es rutschte auf eine gefährliche Höhe, bevor Sirius es zu packen kriegte. Er ließ sich neben James auf den Wannenrand nieder.

James reichte den Umschlag mit Sirius‘ Namen weiter. „Was tippst du?“

„Zwölf von zwölf“, sagte Sirius. „Du?“

„Zwölf von zwölf“, sagte James mit einem selbstbewussten Grinsen.

Sirius gab das zurück. „Verlierer muss seinen Umschlag zum Frühstück essen.“

„Deine Definition von Verlierer passt auf niemanden in diesem Raum.“ James kassierte einen Klaps gegen den Oberarm und stieß mit dem Ellenbogen zwischen Sirius‘ Rippen. Er fühlte, wie sie sich bewegten, als Sirius zusammenzuckte, verfolgte die Bewegung aus den Augenwinkeln. Erst, als er das Reißen von Pergament hörte, sah er weg. Sirius hatte seinen Brief geöffnet, und James tat es ihm hastig gleich.

Er entfaltete die Pergamente, legte die Bücherliste für das nächste Jahr auf seinen Schoß und hatte seine Noten vor sich.

„Okay…“ James scannte die Noten genauestens. Eine Menge ‚O‘s und einige schmachvolle ‚E‘s. In Wahrsagen und Muggelkunde hatte er mit einem ‚Annehmbar‘ nur knapp bestanden. Das wurmte ihn auch dann, als er sich das ‚Ohnegleichen‘ in Verwandlung anschaute. McGonagall würde ihm dadurch noch so einiges durchgehen lassen, da war er sich sicher. Talent war der beste Schutz vor ungerechten Strafen.

James grinste zufrieden. Er hatte genügend ZAGs um eine Taschengelderhöhung einzustreichen. Das bedeutete mehr Stinkbomben und ein weiterer Versuch ein Fangendes Frisbee an Filch vorbeizukriegen.

„Zwölf von zwölf“, sagte er gelangweilt. „Die wichtigen mit ‚O‘, die Austauschbaren mit ‚E‘ und du-weißt-schon-welche mit ‚A‘. Bei dem Klacks von Prüfungen sollte man nichts anderes erwarten, hm?“ James lehnte sich über Sirius‘ Schulter. „Du?“

„Was denkst du?“ Sirius hielt das Pergament so, dass James einen guten Blick darauf werfen konnte. Ihre Noten glichen sich sehr, bis auf ein ‚Ohnegleichen‘ in Astronomie, das er gratis mit seinem Namen geliefert bekommen hatte. Die Blacks standen darauf neunzig Prozent ihres Stammbaums nach den Gestirnen zu benennen.

Und die ‚Ohnegleichen‘ in Verteidigung, Zauberkunst, Kräuterkunde, Zaubertränke und Verwandlungen brachten sie einen Schritt näher dahin gemeinsam das Aurorenbüro aufzumischen und Askaban mit Voldemort-Verschnitten zu füllen. James klopfte Sirius voller Stolz auf den Rücken. Einen Moment lang hatte er vergessen, wie viel nackte Haut zwischen ihnen lag. Und jetzt viel es ihm doppelt so intensiv auf.

„Ähm…“ James zog sein Pergament weg, als Sirius sich darüber lehnte um auch einen genauen Blick auf seine Noten zu werfen. Aber je weiter er es wegzog, desto näher kam Sirius. „Äh, und welche wirst du los? Ich schmeiß Wahrsagen und Muggelkunde – braucht beides kein Mensch.“

„Das sagst du bloß, weil du fast durchgefallen wärst“, sagte Sirius grinsend.

James boxte ihn dafür, grinste aber zurück. „Das sagt derjenige, der gedacht hat die Rune für sieben wäre ein Blitz. Pff, Loser.“

„Oi.“ Sirius schlug sich eine Hand aufs Herz, als hätte James ihm ein Messer hineingerammt. „Nächstes Jahr überleg ich mir, ob ich eine ganze Nacht lang mit dir in die Sterne starre, bis du dir ein paar Namen merken kannst.“

James erinnerte sich an diese Nächte. Alle vier hatten sie am Rand des Verbotenen Waldes gelegen und in den Himmel gestarrt. Sirius hatte ihm die Konstellationen mit den Fingern gemalt, während Peter daneben versucht hatte zu behalten, ob Pluto ein Planet war oder nicht. Und im Morgengrauen der Vollmondnächte hatten sie aus den Fenstern der Heulenden Hütte zum Himmel geblickt und die letzten Sternenschimmer aufgefangen. Die Ellenbogen auf den Fensterbänken so dicht nebeneinander, dass ihre Arme beinahe miteinander verschränkt gewesen waren. Kein Wort hatten sie gesprochen. James hatte nur zugesehen, wie Sirius‘ Finger die Positionen von Planeten in die Staubschicht der Fensterscheibe malte. Die einzigen Geräusche waren das menschliche Schnarchen einer Ratte und das schwere Atmen von Remus im Schlaf gewesen.

James faltete seinen Brief wieder. „Und ich überleg mir, ob ich für dich in Geschichte wachbleibe und mitschreibe.“

„Das waren Remus‘ Notizen, die wir abgeschrieben haben“, sagte Sirius.

„Gut, dann sind wir beide Loser.“

„Loser-Five!“ Sirius hob die Hand und James schlug mit einem Klatschen ein, das von den Kachelwänden des Badezimmers schallte. Er griff Sirius‘ Hand, ganz unbewusst, und hielt sie einen Moment lang fest. Sie war rau, ausgetrocknet von der Nässe. Er mochte, wie sie sich anfühlte.

Von einer Sekunde auf die andere ließ James los. Er wusste nicht mehr wirklich, was er mit seiner Hand anfangen sollte, und fuhr sich durch die Haare.

„Also“, begann James etwas leiser.

„Ich wähl nichts ab“, murmelte Sirius. „Zwölf ZAGs waren die Bedingung dafür, dass ich Muggelkunde belegen darf.“

„Du hast Muggelkunde belegt, um deine Eltern zu ärgern.“

„Und zwölf ZAGs waren ein gutes Argument dafür“, sagte Sirius schmunzelnd. „Meine Mutter hat sich nicht mehr eingekriegt, aber mein Vater hat’s geschluckt. Muss ich jetzt durchziehen.“

„Warum? Deine Eltern interessiert doch nicht mehr, was du treibst“, sagte James.

Sirius runzelte die Stirn, sah einen Moment verwirrt aus. Als hätte er vergessen, was er darüber gesagt hatte, nie wieder nach Hause zu gehen. Vielleicht hatte er das. Vielleicht hatte er seine Meinung geändert. Nach gestern Nachmittag… Am Abend hatte er zurück nach Hause gewollt. Seine einzige Fluchtmöglichkeit.

„Jaah…“ Sirius zuckte die Schultern. „Aber hey, gute Noten in so vielen Fächern wie möglich, und kein neunmalkluger Vertrauensschüler kann mich einen Taugenichts nennen, der nur Unfug im Kopf hat.“

„Jeder, der das denkt, ist ein Idiot. Wir haben grandiosen Unfug im Kopf“, sagte James und in einem Anflug von Gedankenlosigkeit, angestachelt von Sirius‘ Lächeln, strich er ihm die nassen Haarsträhnen aus der Stirn.

„Ja, du bist ziemlich brillant“, sagte Sirius.

James lächelte. „Sind wir, ja.“ Er zog eine nasse Haarsträhne zwischen seinen Fingern durch und wrang ein paar Tropfen Wasser heraus, die auf seinem Unterarm landeten. „Und du tropfst.“

Er fragte sich, wie Sirius wohl reagieren würde, wenn er die kleine Lücke zwischen ihnen schließen würde. Vielleicht würde diesmal Sirius das Weite suchen.

Er überlegte einen Moment zu lange.

„Jungs?!“, rief die Stimme seiner Mutter aus dem Erdgeschoss.

James zog seine Hand zurück, rutschte im gleichen Moment von Sirius weg. Er wich seinem bohrenden Blick aus.

„Am besten besorgen wir eure Schulbücher gleich, bevor die Masse die Winkelgasse überfüllt. Was haltet ihr davon?“

„Okay! Wir… wir kommen gleich runter“, rief James zurück. Er seufzte, wusste aber nicht, ob aus Erleichterung oder Reue. „Kommst du, Tatze?“

„Darf ich mich erst anziehen?“

James lugte auf Sirius‘ Handtuch, das viel zu locker saß.

Sirius schaute ihn mit einem provozierenden Feuer in den Augen an. „Hast du vor, mir dabei zu helfen, oder…?“

James schluckte. Er sprang auf und presste ein heiseres Lachen heraus. „Witzig.“ Rückwärts bewegte er sich zur Tür. „Sehr witzig.“ Er winkte mit seinem Umschlag, den er, wie er erst jetzt bemerkt hatte, in der Faust zerknüllt hatte. „Hey, keiner von uns muss den essen. Witzig, nicht?“

Sirius stand auf, locker bis in die breiten Schultern, und zog eine Augenbraue hoch. Bevor er etwas sagen konnte, schlug James die Tür zu und sich jeden dummen Gedanken aus dem Kopf. Keiner von denen war auch nur in die Nähe von einem ‚Annehmbar‘ gekommen.

*

Nach einem kleinen Frühstück und dem verzweifelten Versuch seiner Mutter James‘ Haare in Ordnung zu bringen, hüpften sie durch das Flohnetzwerk direkt in den Tropfenden Kessel. Sie betraten die Winkelgasse noch damit beschäftigt Ascheflocken von Schultern und Haaren zu klopfen.

Die Geschäfte reihten sich eng nebeneinander an der langen Straße auf, weiteten sich mit Warenständen und Körben sogar auf das Kopfsteinpflaster aus. Ein Besen kehrte vor Ollivanders Zauberstabgeschäft Staub zusammen, nur um ihn gleich wieder aufzuwirbeln. Aus der Magischen Menagerie schien ein Schwarm Eulen ausgebrochen zu sein, den der junge Angestellte jetzt verzweifelt und erfolglos versuchte vom Dach zu treiben.

Dorea war nicht die Einzige, die auf die Idee gekommen war, sofort die Hogwarts-Listen abzuarbeiten. Die Winkelgasse war besprenkelt mit übereifrigen Elternteilen und teils zu aufgeweckten Kindern, die sich gegenseitig durch die Geschäfte jagten.

Dorea studierte ihren Listen. „Am besten wäre, wenn ich eure Bücher besorge und ihr euch währenddessen um eure Roben kümmert…“

„Aber?“, fragte James.

„Letztes Mal, als ich dich alleine losgeschickt habe, bist du mit einem Karton voller Doxy-Eier wiedergekommen.“

Sirius lachte. Nach gestern hatte James befürchtet, er müsste sehr lange warten, bis er das wieder hören konnte. Anscheinend hatten sie sich stumm darauf geeignet gestern zu ignorieren. Er wünschte, dass es auch innerlich leicht wäre, so zu tun, als wäre nichts zwischen ihnen passiert.

James versuchte es. Er würde es versuchen, so gut er konnte.

„Mum, manchmal hab ich das Gefühl, du vertraust mir nicht.“

Sirius‘ Lachen wurde bellend laut. Vielleicht über James‘ bemüht ernsten Tonfall, vielleicht auch über Doreas kleines Schmunzeln.

„Hey, Sirius passt schon auf, dass ich nichts anstelle.“

Dorea verschränkte die Arme vor der Brust und musterte ihn amüsiert. „Du denkst, dass das ein Argument dafür ist?“

James konnte nicht lange an sich halten und prustete los. Er stützte sich an Sirius‘ Schulter ab, versuchte sein Lachen dort zu dämpfen. Die Blicke einiger Passanten verurteilten ihr gemeinsames Lachen bereits.

„In Ordnung“, sagte Dorea, da hatte James sich noch nicht beruhigt, und kramte einen Beutel Gold aus der Tasche. „Ihr geht zu Madam Malkins, ich besorge eure Bücher und hole euch dort ab. Bleibt zusammen.“

James atmete tief durch und verstaute das Gold sorgsam. Die freie Hand legte er auf Sirius‘ Schulter. „Immer.“

„Es ist ein Fluch, Mrs. Potter“, sagte Sirius und schlang seinen Arm fest um James‘ Schulter. Er zog ihn an sich heran. „Wenn wir nicht zusammen sind, versinkt die Welt im Chaos.“

„Du meinst abgesehen von dem Chaos, das ihr zusammen stiftet?“ Dorea seufzte. „Das will ich wirklich nicht erleben. Geht schon. Amüsiert euch.“ Sie strich ihnen zum Abschied über die Oberarme und bog in Richtung Flourish & Blott’s ab.

Madam Malkins Laden lag ein kleines Stückchen entfernt auf der anderen Seite der Winkelgasse. James packte Sirius am Arm und stieß ihn vorwärts.

„Ich erinner mich an die Doxy-Eier“, sagte Sirius. Er wischte sich über die Augenwinkel, wo sich Lachtränen gesammelt hatten. „Snape war nicht besonders glücklich über das Exemplar in seinen neuen Roben. Er hat noch bei Madam Malkins einen absonderlichen Tanz hingelegt, wie eine betrunkene Spinne.“

James lachte laut genug los, dass ein paar Kinder, die sehnsüchtig an der Fensterscheibe des Honigtopfs klebten, zusammenschreckten. Aber das Bild von Snape, wie er mit wedelnden Armen im Kreis torkelte, war so frisch und greifbar, als wäre es gerade einmal vor zehn Minuten passiert.

„Hey, was glaubst du, wie hoch sind die Chancen, dass wir Remus oder Peter aufgabeln?“, fragte James.

Sirius zuckte die Achseln, grinste ihn aber an. „Wie hoch sind die Chancen, dass wir Schniefelus aufgabeln?“

James gab das Grinsen zurück. „Wahrscheinlich sehr niedrig.“

Sie betraten Madam Malkins Laden und sofort stach ihnen ein schwarzer Haarschopf in die Augen. Es war nicht Schniefelus. Dafür war das Haar weder fettig genug, noch erinnerte der Schnitt an einen fransigen Vorhang.

James merkte, wie Sirius sich neben ihm deutlich verkrampfte. Es war Regulus Black, Sirius‘ jüngerer Bruder.

Er stand auf einem Hocker, eingehüllt in lange schwarze Stoffbahnen, die einmal ein Umhang werden sollten. Über den Spiegel, in dem er sich betrachten sollte, fasste er die Neuankömmlinge ins Auge. Sein Blick hing augenblicklich an Sirius fest. Sie hatten die gleichen Augen, dasselbe Grau, dieselbe Tristesse hinter ihnen versteckt.

Sie hatten viel gelacht heute Morgen und Mittag, vielleicht zu viel in der Hoffnung gestern zu ignorieren, aber von alldem blieb nicht einmal ein Lächeln hängen. Sirius‘ Gesicht war wie versteinert. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. James verspürte den plötzlichen Drang seine Hand zu nehmen. Am liebsten wollte er ihn aus dem Laden ziehen und jeder Konfrontation ausweichen. In den Scherzartikelladen gehen und weiterlachen.

„Hallo“, sagte Regulus steif.

„Hi“, antwortete Sirius.

James nickte ihm zu. Er war sich auch nach vier Jahren nicht sicher, was er von Regulus Black halten sollte. Und es half nicht, dass Sirius wie ein schmutziger Köter vor die Tür gesetzt worden war, während Regulus sich in seinem Revier ausbreitete, scheinbar desinteressiert. Er schien sein Kinn immer höher zu tragen, als die Menschen in seiner Nähe.

Die Verkäuferin trat in James‘ Blickfeld. „Madam Malkin ist im Hinterzimmer. Kann ich euch behilflich sein?“

James riss sich von Regulus‘ provozierendem Anblick los und erklärte der Verkäuferin die sicher furchtbar spannende Aufgabe, dass sie neue Uniformen für Hogwarts brauchten. Sirius ließ ihn vor und die Verkäuferin platzierte James auf einem Hocker direkt neben Regulus. James bemerkte, dass der jüngere Black vermied ihn direkt anzusehen, aber doch mehr als einmal verstohlen zu ihm blickte. Vielleicht versuchte er einen Blick auf Sirius zu erhaschen, der sich auf James‘ rechte Seite gestellt hatte, als würde er genau das vermeiden wollen. Er begutachtete eine Bahn tiefroten Stoffes mit komplizierten goldenen Stickereien.

Die Verkäuferin drapierte Stoffbahnen um James‘ Schultern, bevor sie im Hinterzimmer verschwand, um weitere Stoffe zu holen. Sie ließ eine unangenehme, zum Schneiden dicke Stille zurück.

Regulus räusperte sich. „Ich denke nicht, dass du lange bleiben willst, Sirius.“

„Und wer hat dich gefragt?“, gab James zurück.

Regulus schaute ihn von oben herab an, obwohl er ein Stück kleiner war. „Ich wusste nicht, dass ich erst einen Termin bei dir machen muss, wenn ich mit meinem Bruder reden will. Willst du mich vielleicht aus der Tür prügeln?“

„Ich kann’s mit deinem Daddy aufnehmen, da leg ich dich zweimal flach.“

Sirius gluckste, aber da war es schon zu spät die Worte anders zu formulieren. James musste damit leben, dass Regulus ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue bestrafte. Er konnte nicht antworten. Madam Malkin kam dicht gefolgt von einer zweiten Frau herein, und jetzt verstand James, wieso Regulus gesagt hatte, Sirius solle lieber verschwinden.

Walburga Black schritt in den Raum hinein. Sirius‘ Mutter. Sie war eine große Frau, die die Haare so streng zurückgestreckt trug, dass es die Falten auf ihrer Stirn straff zog. Es brauchte keinen Stammbaum um zu erkennen, dass sie älter als ihr Ehemann war. Und viel Phantasie, um sie sich als Mutter vorzustellen.

Ihr Blick schien in wütenden Flammen zu stehen, kaum dass er auf Sirius fiel. Sie blieb abrupt stehen, als würde ihr eine Schlammpfütze den Weg erschweren. Sirius legte die Stoffbahn wieder zurück.

„Du“, sagte seine Mutter bedrohlich leise. „Dass du dich unter meine Augen traust.“

„Oh, bitte“, platzte es voller Spott aus Sirius heraus. „Niemand sucht freiwillig deine Nähe.“

„Madam.“ Madam Malkin stand mit einer Stoffbahn neben Regulus und versuchte ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, aber die gehörte vollkommen Sirius.

„So sprichst du nicht mit mir“, warnte sie.

„Ich spreche mit dir, wie du es verdienst. Wie du mit mir sprichst“, gab Sirius zurück.

Mrs. Black verzog die Mundwinkel und verkrampfte die Kiefer, als würde sie knurren wollen. Ihr Blick schoss zu James, wie ein Pfeil zum Todesstoß gezielt. „Mr. Potter“, murmelte sie verächtlich. „Ich habe gehört, dass mein Sohn bei dir Zuflucht gesucht hat. Nicht verwunderlich, so nahe wie ihr euch steht. Hast du diese kranken Ideen in seinen Schädel gepflanzt, kleiner Blutsverräter?“

Bevor James darauf reagieren konnte, stand Sirius zwischen ihm und Mrs. Black. Er hatte eine imposante Größe und seine Schultern schienen wie der perfekte Ort, um Schutz zu suchen.

„Lass ihn da raus“, knurrte Sirius. „Aus deinem Mund ist das zwar ein Kompliment, aber wenn du noch ein Wort an meinen Freund richtest, wirst du das bereuen.“

„Ich werde es bereuen? Oder hast du Angst, ich würde das Falsche sagen?“ Mrs. Black verzog die schmalen, rot gepinselten Lippen zu einer diabolischen Fratze. Hohn und Verachtung verzerrten jeden Ansatz eines Lächelns.

„Ich habe keine Angst vor irgendetwas, das du tun oder sagen könntest“, sagte Sirius. „Jeder weiß, dass du nicht zurechnungsfähig bist. St. Mungos hat schon einen ganzen Flügel für dich reserviert.“

Mrs. Black schaute ihn hasserfüllt an. „Dein Vater glaubt, dass du zurückkommst. Aber das wirst du nicht. Du bist eine Schande für die ganze Familie. Und für mich bist du nur ein Brandfleck im Stammbaum.“

Ein leichtes Zittern ging durch Sirius‘ Schultern. James bekam es nur mit, weil er Sirius‘ Rücken genau vor Augen hatte. Wut stieg in ihm auf. Und diesmal war sein erster Instinkt nicht Sirius aus dem Laden zu ziehen.

„Das ist Ihr Sohn“, fuhr er Mrs. Black an.

Sie verzog keine Miene. „Ich hätte dich aus meinem Bauch schneiden sollen, an dem Tag, als du dich darin eingenistet hast.“

„Hört auf!“

Alle drei fuhren sie herum. Regulus war hochrot im Gesicht und zitterte. In einem Schwung riss er sich die gesteckten Stoffbahnen über den Kopf und sprang von seinem Hocker.

„Hörst du dich eigentlich selbst reden? Reicht das noch nicht? Musst du immer noch einen drauflegen? Ich hab genug davon. Wir sind eine Familie und keine Todfeinde!“ Regulus drehte sich auf den Absätzen um und stürmte aus dem Laden. Er schlug die Tür so hart hinter sich zu, dass die Scheibe klirrend zersprang.

„Wir kaufen die neuen Roben woanders“, sagte Mrs. Black kühl. Madam Malkin schüttelte fassungslos den Kopf, was ihre Kundin nicht interessierte. Mrs. Black beugte sich an Sirius heran, als würde sie ihn am Kragen packen wollen, und senkte die Stimme: „Ich will dich nicht erwischen, wie du mit meinem Sohn redest, Sirius. Halt dich fern von ihm.“

Sie ging ohne ein Wort der Entschuldigung an Madam Malkin oder irgendjemand anderen, verabschiedete sich nicht einmal.

Madam Malkin schüttelte weiter den Kopf. „Unglaublich.“ Sie richtete den Zauberstab auf die zersprungene Tür. „Reparo.“

Innerhalb einer Sekunde war das Glas wieder wie neu. Aber nicht einmal Magie konnte alles auf einen Schlag reparieren. James wünschte, er wüsste einen Zauberspruch um Sirius‘ aschfahles Gesicht wieder zum Lächeln zu bringen. Nicht mit einem Aufmunterungs- oder Kitzelzauber. Ehrlich zum Lächeln.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Soundtrack: Der Hobbit 3
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Ich war bei MTV in New York und es war tierisch kalt draußen. Sie brachten mich rüber ans Fenster und da stand dieses Mädchen, das nichts außer ein Harry-Potter-Handtuch trug und ein Schild in der Hand hielt, auf dem stand 'Nichts kommt zwischen mich und Harry Potter!'. Es war toll. Sie ist eine Legende.
Daniel Radcliffe