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Fanfiction

A Week in Summer - Hund und Hirsch

von Dr. S

Die frühe Morgensonne fiel zwischen den Vorhängen hinein, direkt auf James‘ Gesicht, das von der Wärme in eine Grimasse gezogen wurde. Er schlug die Augen auf und fand Sirius keine handbreit von sich entfernt liegen. Er schlief noch tief und fest.

Sie waren nebeneinander auf dem kleinen Feldbett eingeschlafen, das ihnen kaum Platz zwischen einander ließ. James störte sich nicht daran. Sirius‘ Arm war sein Kissen, warm und gemütlich. Unter seiner Hand hob und senkte sich Sirius‘ Brust. Verschlafen und noch halb im Traum spielte James an einem lockersitzenden Hemdknopf herum. Seine Fingerspitzen streiften weiche Haut, dann wieder Baumwolle. Sie kratzte, irgendwie. Es hätte ihm nichts ausgemacht, wenn Sirius kein Pyjamahemd tragen würde. Er hatte Sirius ohne Hemd gesehen. Er hatte ihn nackt gesehen – kurz nur, aber er erinnerte sich sehr genau… James zog seine Hand weg. Er wusste nicht, wohin seine Gedanken wanderten, aber er ahnte, dass es kein guter Platz für sie war.

James tastete auf dem Nachttisch nach seiner Brille und schob sie verkehrtherum auf die Nase. Er rückte sie zurecht. Sirius‘ Gesicht schob sich in seine ganze, gutaussehende Schärfe. Im Schlaf waren seine Züge ruhig und ausgeglichen, weit entfernt von der charmanten Arroganz. Das Haar fiel ihm wie immer lässig und gleichzeitig elegant vor die Augen, geschwollen und rot umrandet. Die letzten Zeichen der vergangenen Nacht.

James strich Sirius‘ Haar zurück. Er schien davon nicht genug bekommen zu haben. Wieder zuckte er zurück als hätte er sich verbrannt. Sirius regte sich. Seine Lider zuckten, öffneten sich aber nicht. Er hatte jede Sekunde Schlaf mehr als verdient.

Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, stand James auf, zog sich so leise wie möglich an und schlich sich aus dem Zimmer. Der Sonnenaufgang folgte ihm in die Küche. Seine Eltern saßen am Tisch und begrüßten ihn mit staunenden Blicken.

„Was?“, fragte er.

Charlus schaute demonstrativ auf seine Armbanduhr, bevor er James über die dicken Brillengläser hinweg musterte. Dorea, noch in ihrem Morgenmantel, gluckste in ihren Tee.

„Darf man hier nicht einmal früh aufstehen?“ James musste sich ein weiteres Lachen antun und schlurfte an den Frühstückstisch. Sein Vater zwinkerte ihm zu. Nichts in seinem Ausdruck erinnerte daran, wie James ihn gestern angeschrien hatte. Und nachdem er eine Nacht lang zugehört hatte, was Orion Black für ein Vater war, tat ihm leid, was er gesagt hatte.

„Dad?“

Charlus lächelte. „Ja, James?“

Stur starrte James auf den Tisch und folgte der Maserung im Holz mit dem Zeigefinger. „Sorry wegen gestern“, murmelte er.

Einen Moment lang hingen die Worte in der Luft, dann landete eine große Hand auf seinem Hinterkopf und verwuschelte seine Haare. James duckte sich unter dem Arm weg und floh aus Charlus‘ Reichweite. Das Lächeln blieb auf dem Gesicht seines Vaters hängen.

„Wie geht’s Sirius?“, fragte Dorea und stellte James eine Tasse Tee hin. Er rührte Zucker hinein und zuckte die Schultern. Als sie eingeschlafen waren, ging es Sirius nicht gut, und er hielt es für unwahrscheinlich, dass ein paar Stunden Schlaf daran etwas ändern konnten. Kein Traum radierte den Besuch seines Vaters einfach aus, oder den Streit, der ihn aus seinem zu Hause vertrieben hatte; die geschwollenen Augen waren auch nach einer Nacht geblieben.

„Er schafft das schon“, sagte James so selbstbewusst er konnte, damit seine Mutter nicht mehr aussah, als würde sie einen Welpen im Regen sitzen sehen. „Ich wollte ihn ausschlafen lassen.“

„Gestern war es umgekehrt“, sagte Dorea. „Sirius wollte dich ausschlafen lassen. Heißt das, du hilfst mir beim Abwasch?“

„Darling, du hast doch nicht vergessen, wie das meistens endet, oder?“, fragte Charlus belustigt.

„Nein…“ James schaute an ihnen vorbei aus dem Küchenfenster. Der Sonnenaufgang tauchte den Garten in ein rosiges Licht und Tau glitzerte auf der Wiese, die zum dichten Wald führte. „Aber ich brauche etwas Platz in der Küche.“

Seine Eltern tauschten einen Blick, als würde er manisch lachend vor ihrem Kessel stehen und planen das Haus in die Luft zu jagen.

James verdrehte die Augen. „Vertraut mir. Es ist für Sirius.“

Nicht, dass Sirius eine schöne Explosion nicht amüsieren würde.

*

Sirius lag auf dem Sofa und las den Tagespropheten, während die alte Uhr auf dem Kamin ihn mit ihrem Ticken in den Wahnsinn trieb. Artikel über Quidditch, das Kreuzworträtsel, alles gute Ablenkungen. Und er las die deprimierenden Schlagzeilen. Auf der Titelseite prangte ein Totenschädel am Himmel, aus dessen Mund sich eine Schlange schob. Sein kleiner Bruder hätte das Bild ausgeschnitten und über sein Bett gehängt.

Er dachte an Regulus, schon wieder, und an die letzte Diskussion, die sie genau darüber geführt hatten. Für Regulus‘ Verhältnisse schon beinahe hitzig. Lord Voldemort, Todesser und der ganze Unsinn hörte sich aus seinem Mund logisch und nachvollziehbar an. Und das bewies nur, wie naiv und verklärt er das alles sah.

Die Schlangenzunge des Schädels zischte ihm angriffslustig entgegen. Sirius legte die Zeitung weg. Natürlich war Regulus naiv. Er war das behütete Lieblingskind, immer darauf aus ihren Eltern alles Recht zu machen. Er hatte nicht gesehen, was ihre Cousine in ihrem politischen Enthusiasmus so trieb. Nicht, dass Regulus ihm ein Wort davon glauben würde.

Es machte keinen Unterschied. Sein Bruder war wie der Rest seiner Familie in dem dunklen Haus zurückgeblieben, in das er nie wieder einen Fuß setzen würde. Es interessierte ihn nicht, was er dort trieb oder dachte. Das sagte er sich wieder und wieder, wenn seine Gedanken zu ihm schweiften. Er dachte an all die Streitereien, die sie hinter sich hatten, und die überwiegten gegenüber den verschwommenen Erinnerungen einen Bruder nicht nur durch Blut zu haben.

Sirius seufzte. Es machte nichts, dass er weg war. Seine Mutter hatte oft genug Regulus‘ Existenz erklärt. Er war der Ersatz, weil Sirius prädestiniert dazu war, ein Schandfleck zu werden. Sie war sicher froh, dass sie in Wahrsagen ein ‚Erwartungen übertroffen‘ für so eine Vorhersage bekommen hätte. Und der Gedanke an seine glückliche Mutter wurmte Sirius.

Er seufzte erneut, frustrierter. Im Moment war er keine gute Gesellschaft. James hatte er seit dem Frühstück nicht mehr gesehen. Er hätte noch zu tun. Seit wann auch immer man seine Hausaufgaben draußen erledigte. Und Mrs. Potter hatte seine Hilfe auch nicht gewollt, als sie einkaufen gegangen war.

Eigentlich sollte er sich nicht wundern. Nach letzter Nacht konnte er verstehen, dass James ihm aus dem Weg ging. Sirius ging seinem eigenen Spiegelbild aus dem Weg; ein armseliger Kerl mit rotverquollenen Augen. Kein unterhaltsamer Anblick. James mochte Herausforderungen, deswegen verfiel er Lily Evans mehr und mehr, je öfter sie ihm die kalte Schulter zeigte. Ein treudoofer Köter war keine besondere Herausforderung.

Sirius nervte sich selbst mit seinem ständigen Seufzen. Ein Rascheln wie von Pergament lenkte ihn ab. Er schaute über die Schulter und sah etwas durch das Fenster flattern. Ein unordentlich gefalteter Schmetterling aus Pergament fiel mit letzter Kraft in seinen Schoß. Sirius entfaltete ihn und entblößte James‘ scharfe Schriftführung. Man könnte sie krakelig nennen, aber Sirius fand sie hatte etwas effizientes, etwas von der simplen Schönheit von alten Runen.

Triff mich draußen, Stubenhocker.

Sirius schmunzelte. Er steckte das Pergament sorgsam in seine Hosentasche, während er sich aufrappelte. Durch das offenstehende Fenster konnte er in den Garten schauen. Hecken und Rosenbüsche wanden sich ineinander, ohne sich um ihre vorgesehenen Plätze zu scheren. Ein harmonisches Durcheinander, das nicht chaotisch wirkte. James fand er dort nicht. Er trieb sich wahrscheinlich auf dem Feld herum, wo er eingesehen hatte, dass man alleine schlecht üben konnte den Quaffel zu werfen.

Durch die Hintertür der Küche schlurfte Sirius nach draußen, die Hände tief in den Hosentaschen verborgen. Die Sonne blendete ihn auf ihrem Weg zum Horizont. Sirius kniff ein Auge zu und blickte finster gen Himmel, als könnte er so eine Wolke vor den störenden Feuerball treiben.

Er hüpfte über den Zaun und bahnte sich den Weg durch das hohe Gras. Rechts von ihm, etwas Abseits vom Waldrand, stand die hohe Eiche unter der er gestern James‘ Ego angegriffen hatte. Er dachte daran und merkte erst ein paar Schritte weiter, dass er lächelte. James war nicht einmal da und brachte ihn zum Grinsen.

Er war nicht da. Sirius wanderte stirnrunzelnd über die Wiese und suchte den Waldrand ab, aber keine Spur von dem schwarzen Haarschopf, den kein Kamm zähmen konnte.

Sirius drehte dem Wald den Rücken zu und ließ den Blick über die Wiese gleiten. Er hob die Hände an den Mund und rief: „James?!“

Seine Stimme verlor sich gegen den Wind, der die hohen Grashalme sanft wog, wie Wellen auf dem offenen Meer.

Hinter ihm knackten trockene Zweige. Sirius fuhr herum. Sein erster Instinkt war seinen Zauberstab zu ziehen. Er legte die Hand an seine Hosentasche und starrte in den Wald hinein. Etwas regte sich hinter dem Stamm einer alten Eiche. Ein verzweigtes Geweih schob sich hinter dem Baumstamm hervor. Majestätisch wie eine Krone prangte es auf dem Kopf eines goldbraunen Hirschs. Das Tier trat in sein Blickfeld. Seine haselnussbraunen Augen würde Sirius in jeder Gestalt wieder erkennen.

Er grinste. „Ist das dein Ernst?“

Der Hirsch blieb wo er war, nickte aber mit dem Kopf in den Wald hinein, als würde er Sirius hineinbitten.

Sirius machte einen großen Schritt durch die Büsche. Unter den dichten Baumkronen wurde es merklich kühler und ein Schauer lief über seine nackten Unterarme. Sirius blieb vor der Animagusgestalt seines besten Freundes stehen und streckte die Hand aus, gab ihm einen Klaps auf die Seite.

„Kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich dich das letzte Mal bei Tageslicht so gesehen habe“, murmelte er. James stupste ihn mit seinem Kopf an; die Stirnpartie des Geweihs kam gefährlich nahe dran Sirius aufzuspießen. Er wich lachend aus und strich über den Hirschkopf.

In dieser Gestalt überragte James ihn um beinahe einen ganzen Kopf. Groß und schlank mit muskellösen Beinen und einem kurzen, aber weichen Fell. Sirius war ein wirklich großer, zotteliger Köter, aber James überragte ihn auch dann. Er stand sogar über dem Werwolf und trug die kleine Ratte in seinem Geweih, wie in einem schützenden Aussichtsturm. Sirius sah ihr absonderliches Quartett vor sich. In der Dunkelheit der Nacht, nur vom Mondlicht beschienen, strahlte James am hellsten.

Genau das waren die Nächten, die Momente, in denen Sirius am glücklichsten war. Er wusste, dass es unfair gegenüber Remus war sich den Vollmond herbeizusehnen, aber er konnte nicht anders, auch wenn es ein schlechtes Gewissen bedeutete. Als Hund band ihn nichts an seinen Namen – außer ihrem Wappentier. In Vollmondnächten war er frei.

James wusste, wie viel Spaß er dann hatte. Vermutlich lud er ihn genau dazu ein.

„Okay“, sagte Sirius. „Auch auf die Gefahr hin, dass wir von der Schule fliegen.“ Er zwinkerte, tätschelte ein letztes Mal James‘ Kopf und verwandelte sich in seine Animagusgestalt.

Der große schwarze Hund schüttelte sich. Er grub die Pfoten in die kühle, weiche Erde des Waldbodens und sog die frische Luft ein, der Duft von Tannennadeln und feuchtem Moos um ein hundertfaches verstärkt.

Der Hirsch an seiner Seite schaute auf ihn herunter und scharrte mit dem rechten Vorderhuf; eine unausgesprochene Herausforderung zu Laufen. Sie liefen im selben Augenblick los. Büsche und Wurzeln waren für die Tiere kein Hindernis mehr. Sie ließen den Waldrand schnell hinter sich, durchkämmten das Gestrüpp und gerieten tiefer in den Wald hinein.

Anders als unter dem Vollmond gab es keinen Werwolf im Zaum zu halten. Es war Spaß. Ungezwungenes Vergnügen. Nur Gras und Erde unter den Füßen, Wind, der durch ihr Fell blies, und nichts anderes in den Gedanken als die nächste Wurzel-Stolperfalle. Sie liefen einfach, um die Wette, nebeneinander, gaben sich die Führung absichtlich ab, bis selbst der Hundekörper anfing nach Luft zu schnappen.

Auf einer kleinen Lichtung setzte James dem ein Ende, als er sich aus dem Laufen heraus zurück verwandelte. Grinsend blieb er stehen und kämmte sich mit allen Fingern durch die wirren Haare.

„Wie wär’s mit einer Pause?“

Sirius rannte ihn um. James plumpste auf den Boden, lachend, und wickelte beide Arme um den Hundekörper. Er wuschelte ihm an den Seiten durch das Fell, wie er sich selbst ständig durch die Haare. Sirius revanchierte sich für den Stupser des Hirschs und legte seinen Hundekopf auf James‘ Schulter, schmiegte sich gegen seinen Hals und Nacken. Sein Schwanz schlug wild von einer Seite auf die andere, und er war verlockt James über die Wange zu lecken, konnte das aber unterdrücken.

„Du solltest immer ein Hund sein“, sagte James schmunzelnd. Trotzdem schob er Sirius weg. Er landete auf seinem Hundehintern und richtete sich als Mensch wieder auf. Sirius streckte sich.

„Ich könnte damit leben“, sagte er und schaute sich um.

Ein paar Meter entfernt plätscherte ein Bächlein am Rande der Lichtung entlang. Dünnere Bäume, die im Wind schwangen wie fragile Äste, reihten sich daran auf. Das Gras der Lichtung bekam genügend Sonne ab und war sattgrün, warm und durchzogen von Gänseblümchen und Pusteblumen.

Sirius hob beide Schultern und blickte fragend auf James herunter. Er hatte keine Ahnung, warum sie angehalten hatten. Gerade hatte er angefangen zu vergessen, was ihn die ganze Zeit seufzen ließ.

James rappelte sich auf. Durch das Loch im Blätterdach fiel die tiefstehende Sonne direkt auf ihn herunter. Ihr Licht verfing sich in seinen Haaren, in seinem Grinsen und brachte seine Brille zum Funkeln.

„Warte eine Sekunde.“ Er unterstrich das mit beiden Händen und bewegte sich rückwärts in Richtung Bach. Auf halbem Wege drehte er sich um und verschwand hinter den dürren Bäumchen. Ein Hang aus Büschen lief zum Wasser herunter und James griff etwas aus dem Grün. Mit einem Weidenkorb in beiden Händen kam er zurück.

„Was ist das?“, fragte Sirius. „Illegale Zaubertränke? Alkohol?“

„Essen“, sagte James lachend. „Und Kürbissaft. Hey, wag es nicht enttäuscht auszusehen. Ich hab den ganzen Morgen daran verschwendet. Setz dich.“

Sirius fiel zurück ins Gras – wie ein braver Hund. „Du hast in der Küche gestanden?“ Er unterlegte seine Skepsis noch mit einer extra angezogenen Augenbraue.

James quittierte das indem er ihn ignorierte. Er setzte sich zu ihm und öffnete seinen prallgefüllten Korb. Eine Flasche Kürbissaft drückte er Sirius sofort in die Hand, und nach ihrem Lauf hatte er die auch dringend nötig. Sandwiches, Gemüse, Obst, und köstlicher Kesselkuchen stachen ihm ins Auge.

„Meine Mutter hat mir geholfen“, sagte James, als Sirius ein Sandwich misstrauisch musterte. „Nicht, dass man da viel falsch machen könnte.“

Sirius zwinkerte ihm zu und biss hinein. Er hatte bis zum ersten Bissen nicht gemerkt, wie leer sein Magen war. Die Pause war eine gute Idee. Aber James konnte auch die dämlichste Idee wie den grandiosesten Zeitvertreib erscheinen lassen.

Ein Essen… fast schon ein Picknick im Grünen. Vögel saßen in den Baumkronen und zwitscherten. Der Bach plätscherte. Und James beobachtete jeden Bissen, den Sirius tat, als wäre ihm wirklich, wie er reagierte.

„Ist das nicht eher was für ein Date mit deiner Traumfrau?“, fragte Sirius. Er bemühte sich den bitteren Ton mit Kürbissaft herunterzuspülen.

James grinste, als hätte er nichts davon mitbekommen. „Die würde genauso wenig mitkommen wie du, wenn ich gefragt hätte. Aber bitte, sieh’s als Trockenübung.“ Er stieß mit seiner Flasche gegen Sirius‘ und trank einen Schluck. „Ich dachte, du hättest Spaß.“

„Hab ich“, sagte Sirius leise, während James beschäftigt damit war den Kesselkuchen sehr genau in zwei Hälften zu teilen. „Danke, James.“

Er winkte ab, als gäbe es nichts Unangenehmeres als ein Dankeschön. „Verrätst du mir, was du den Morgen über so getrieben hast? Du weißt schon, bevor ich dich gezwungen habe an die Sonne zu gehen.“

Sirius nahm seine Hälfte vom Kesselkuchen und brach den Rand ab. „Hab in der Zeitung gelesen. Lord Voldemort und seine Marionetten treiben ihr Unwesen, du weißt schon.“

James schnaubte spöttisch. „Der Prophet macht den Bastard größer als er ist. Ich wette mit dir um mein Stück Kesselkuchen, dass er nächstes Jahr um diese Zeit sicher in Askaban sitzt.“

„Ich glaub nicht, dass ich den Kuchen dann noch will“, murmelte Sirius und schmunzelte über James‘ lautes Lachen. Er dachte an Regulus und seine Collage von Zeitungsausschnitten, dachte an seine Cousine, und das Lächeln verging ihm. „Meinst du wirklich?“

„Dafür haben wir Auroren“, sagte James. Seine Augen begannen förmlich zu glühen. „Mein Vater schnappt ihn sich. Er wird auf der Titelseite des Propheten sein, und Mad-Eye kann einpacken, wenn der nächste Leiter des Aurorenbüros besetzt wird. Und dann treten wir in seine Fußstapfen.“ Er runzelte die Stirn über Sirius‘ fehlenden Enthusiasmus über die Phantasie zusammen, den Zauberstab im strammen Oberschenkelhalfter, schwarze Magier zu jagen. „Du nicht?“

Sirius zuckte die Achseln. „Manche Menschen könnten sich überzeugen lassen… logisch finden, was er sagt.“

„Ja, rassistische Idioten.“

„Es haben sich schon Menschen überzeugen lassen, erinnerst du dich? Nicht nur komplette Idioten. Auch Menschen, die ein Viertel Gehirn benutzen.“

„Jaah, rassistische Idioten“, sagte James.

„Und ab wann fällt man unter diesen Strich? Sobald man einen Unterschied zwischen Zauberern und Muggeln macht? Weil wir den machen. Oder wenn man sich über Muggel lustig macht? Weil wir Schniefelus wegen seinem grummeligen Muggel-Dad aufgezogen haben.“

„Ja, aber das war Schniefelus. Wir würden ihn damit aufziehen, wenn Dumbledore sein Daddy wäre.“

„Aber –“

„Hör auf.“ James stieß Sirius gegen die Brust und schubste ihn sanft, aber ohne Widerstand zuzulassen um. Sirius landete auf dem Rücken im Gras. Einen Moment blickte er perplex nach oben. Das löchrige Blätterdach fing das goldene Licht der Nachmittagssonne ab und verteilte es in einem Schattenmosaik auf dem Gras- und Blumenteppich.

Dann tauchte James‘ Gesicht direkt über ihn auf, blockierte das blendende Sonnenlicht. Er grinste. „Lass uns nicht über sowas reden. Kein Voldemort und schon gar kein Schniefelus. Das ist kein Thema für ein Übungsdate.“

„Und was genau hast du dir vorgestellt?“, fragte Sirius und bemühte sich um einen lässigen Tonfall. Er klang gelangweilt.

James schmiss sich ins Gras und bettete den Kopf auf Sirius‘ Oberschenkel, hielt ihn so wie ein Gewicht unten. Sirius versuchte nicht sich dagegen zu wehren. Er mochte das Gewicht, die Wärme, und nachdem er gestern Nacht sein Gesicht in James‘ Schoß vergraben hatte, konnte er getrost etwas davon zurückgeben.

„Ich dachte, ein romantisches Picknick wäre genug.“

Sirius schluckte.

„Aber wenn du mehr willst…“ James‘ Hand landete auf seinem Bauch. „Siehst du die Wolken? Wonach sehen die für dich aus?“

Sirius schaute durch die Lücken der Blätter nach oben. Die Wolken, fein und zerrissen, sahen aus, als hätte jemand sie mit einem Pinsel auf den hellblauen Himmel gemalt.

„Ich seh eine Brillenschlange mit wirren Haaren, die auf Kinderspiele steht.“

James lachte leise und übertönte dennoch die singenden Vögel. Sein Kopf regte sich auf Sirius‘ Bein, legte sich auf die Seite. „Ich sehe… einen Schnatz“, sagte er entschieden. Er streckte die Hand aus und griff in die Luft, als könnte er die vielen hundert Meter überbrücken und die Wolken schnappen. „Schwer zu greifen, weißt du?“

„Wolken oder der Schnatz?“ Oder Rotschöpfe. Sirius blickte direkt in die Sonne und kniff die Augen zusammen. Als er sie wieder öffnete, tanzten die roten Punkte weiter in seinem Blickfeld. „Das ist ein bescheuertes Spiel.“

Der Wind nahm zu. Die Blätter raschelten und die dicken, flauschigen Wolken schoben sich vor die Sonne. Innerhalb eines Wimpernschlages lagen sie im Halbdunkel. Samen von Pusteblumen flogen wie kleine Fallschirme durch die Luft.

Er wollte so liegenbleiben, wenigstens einen Moment noch. James hatte andere Pläne und setzte sich auf. Er beugte sich über Sirius und grinste auf ihn herunter.

„Red dir das ruhig. Eines Tages wirst du bereuen, dass du deine Phantasie nicht spielen gelassen hast“, sagte er und griff Sirius an der Schulter, zog ihn hoch. „Also, sollen wir zurück?“

Sirius schaute über die Schulter, wo der Bach sich entlangschlängelte. Er wollte weiter laufen, über das Wasser hinaus bis zum Ende des Walds. Aber das Wasser kam ihm wie eine Mauer vor. Noch lieber wollte er hier bleiben. In genau der Position von eben. Oder zumindest mit James‘ Grinsen über oder unter sich.

Er seufzte.

„Autsch.“ James hatte sich eine Hand aufs Auge geklatscht, als Sirius ihn wieder ansah. Die Brille hatte er hoch auf seine Stirn geschoben.

„Was?“, fragte Sirius.

Wie wahnsinnig geworden rieb James über sein rechtes Auge. „Scheiß Pusteblume hat’s auf mich abgesehen.“

Sirius stieß ein Schnauben aus und griff James‘ Hand. Er zog sie von seinem Gesicht herunter. „Lass mich mal sehen.“

James‘ Brille klappte wieder auf seine Nase herunter. Er blinzelte schnell und heftig. Sein Blick war unfokussiert.

Sirius rutschte an ihn heran und hielt sein Kinn fest, damit er still hielt. „Hör auf zu blinzeln und schau nach oben.“

James hatte damit so deutlich Schwierigkeiten, dass er eine Grimasse zog, über die man nur lachen konnte. Sirius schob ihm die Brille hoch und beugte sich heran, bis er seine eigene Reflektion im Schwarz von James‘ Auge erkennen konnte. Er fand den metaphorischen Dorn in James‘ Augenwinkel; eine winzige Miniatur der ganzen Pusteblumen, eingequetscht zwischen seinen Lidern. Sirius wunderte sich, wie das passieren konnte. James hatte phantastische Reflexe und den Schutz seiner Brille. Er musste mit den Gedanken ganz woanders gewesen sein.

Wahrscheinlich wie er am besten und schnell nach Hause kam, wo ihn niemand herunterziehen konnte. Ein absurder Gedanke. James hatte all das hier seinetwegen getan. Er hatte sich Mühe gegeben ihn abzulenken und Sirius dankte das mit hochmütigen Kommentaren. Er sabotierte das Einzige, was ihm wirklich wichtig war, und das freiwillig.

„Hast du’s?“, fragte James. Er hatte den Blick stur nach oben gerichtet. Tränen standen in seinen Augen, so bemüht war er darum nicht zu blinzeln.

Sirius lächelte. Er wischte den Störenfried aus James‘ Augenwinkel. „Mach die Augen zu.“

James tat es ohne zu zögern oder nachzufragen. Blindes Vertrauen.

„Vertraust du mir?“, fragte Sirius.

James schmunzelte. „Mit meinem Leben.“

Etwas in seinem Gehirn begann zu rattern, stapelten sich wie zu einer unüberwindbaren Mauer auf. Sirius stieß sie alle beiseite und presste seine Lippen gegen James‘.

Er küsste ihn und James ließ ihn. Für einen Moment spürte er sogar den sanften Druck, als James sich in den Kuss hineinlehnte. Sirius wagte sich vor, öffnete den Mund nur Millimeter weit um den Kuss zu vertiefen – und James zuckte zurück, als hätte er sich verbrannt. Aus weit aufgerissenen Augen starrte er Sirius an.

Das Rascheln der Blätter im Wind, der plätschernde Bach, nicht einmal die singenden Vögel drangen zu ihm vor. Sirius‘ Herz schlug hart und laut bis in seine Ohren.

„Ich –“

James wich von ihm zurück. Er kämpfte sich auf die Füße, drehte sich um und rannte ohne ein weiteres Wort davon.

Sirius schluckte den Rest seines Satzes herunter. Er hatte sowieso nicht gewusst, was er sagen wollte. Und nicht vorher zu überlegen, was er sagte oder tat, schien ihm kein Glück zu bringen.


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