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Fanfiction

A Week in Summer - Unausgesprochen

von Dr. S

Vom Kücheneingang aus beobachtete Sirius den Schlag wie in Zeitlupe. James hatte seinen Vater geschlagen. Warum? Diese eine Frage schoss ihm durch den Kopf. Gleichzeitig zuckte ein Lächeln über seine Lippen. Sein Vater, stolz bis in die letzte Faser, knickte unter der Wucht von James‘ Faust ein.

„James!“ Mrs. Potter raste an ihm vorbei und griff ihren Sohn an beiden Schultern, als müsste sie ihn zurückhalten. „Was tust du denn da?“

„Er hat Sirius geschlagen“, schnauzte James.

„Das ist kein Grund… Du meine Güte. Alles in Ordnung, Orion?“

Orion wischte sich den Schlag von der Wange. Ein roter Tropfen perlte sich an seinem Mundwinkel. „Du hast mich geschlagen“, sagte er langsam, als würde die Erkenntnis erst langsam sacken.

„Ich mach’s wieder.“

„James, nein“, zischte Dorea. „Zeig ein wenig Respekt.“

„Sie verdienen keinen Respekt, Mr. Black“, blaffte James Orion entgegen.

Sirius stand im Türrahmen und lächelte stumm vor sich hin. Niemand hatte sich je zwischen seinen Vater und ihn gestellt. Niemand. James hatte scheinbar nur die Gelegenheit gefehlt.

„Er meint es nicht so, Orion“, sagte Mrs. Potter. „Er wird sich entschuldigen.“

„Wird er nicht“, knurrte James. Er spannte sich bis in die Fäuste an, wie ein wildes Tier bereit zum Sprung.

„Ich bezweifele das, Dorea“, sagte Orion gleichzeitig und straffte die Schultern. Sirius tat das erste, was ihm in den Sinn kam, und wich hinter den Rahmen zurück. Orions Blick ging zwischen James und Mrs. Potter durch und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Sirius ihn auf sich zu spüren. „Ich bin nicht hier, um über die mangelnde Erziehung deines Sohnes zu urteilen. Mein Sohn ist hier, wie ich annehme. Ich will mit ihm sprechen.“

Sirius‘ Herz schlug bis in seine Kehle, fast so schnell wie eben auf der Wiese. Er wollte wieder laufen, einfach weglaufen, wie ein feiger Slytherin. Er versteckte sich bereits wie einer.

„Sirius ist nicht hier“, sagte James. Er war ein schlechter Lügner, aber unter all der Wut konnte man das schlecht heraushören.

„Dein Vater hat mir etwas anderes gesagt“, antwortete Orion. Hinter dem Türrahmen konnte Sirius seine steife Haltung deutlich erkennen. Er erinnerte sich noch gut an das letzte Mal, dass er ihn so gesehen hatte, dass sein Kiefer sich so verkrampft hatte. Eigentlich hatte er seinen Vater oft so gesehen, angespannt um Haltung bemüht. Es war die Zornesröte, die fremd gewesen war, das Pulsieren in seinen Schläfen, seine Augen, bevor er… Im Moment schien er davon noch weit entfernt. Er versuchte James‘ Schlag wie eine scharfe Brise abzutun und einfach zu ignorieren.

„Er hat nicht…“ James sprach seinen Satz nicht zu Ende.

Sirius spürte einen Krampf, der schmerzhaft seinen Magen zusammenzog. Mr. Potter hatte seinem Vater also gesagt, wo er ihn finden konnte. Wahrscheinlich hatte er ihn überreden müssen hierher zu kommen. Orion war nicht von alleine gekommen, und ein dummer Teil von ihm hatte einen Moment lang das Gegenteil geglaubt.

„Wie wär’s, wenn Sie sich wieder nach Hause verziehen? Da wartet ein anderer Sohn darauf vergrault zu werden“, platzte es aus James heraus, und der Krampf in Sirius‘ Magen lockerte sich.

„Deine Meinung interessiert mich nicht, James. Vor allem nicht, wenn du sie wie ein Barbar vertrittst“, sagte Orion kühl. „Ich weiß, dass mein Sohn hier ist.“

„Ist er, ja“, sagte Dorea. Sie hielt James noch immer an den Schultern fest, als hätte sie Angst davor, dass er sich jeden Moment ein zweites Mal auf Orion stürzte. „Hör zu, ich weiß nicht, was zwischen euch passiert ist, Orion, aber was du getan hast, war falsch. Ich kann verstehen, dass Sirius etwas Raum braucht. Den solltest du ihm geben.“

Orion atmete tief ein. Seine Stimme blieb ruhig, war aber auf dem Weg lauter zu werden. „Du hast Recht. Du hast keine Ahnung, was passiert ist und es geht dich auch nichts an. Dich nicht, deinen Mann nicht, und schon gar nicht deinen Sohn. Das ist eine Sache zwischen meinem Sohn und mir. Sirius?!“

Sirius versteifte sich. Er drückte sich eng gegen die Wand, bis sein rechtes Schulterblatt schmerzhaft über den Rahmen schabte.

„Sirius, ich weiß, dass du da bist. Komm nach Hause und lass uns das in Ruhe klären. Komm her.“

Sirius ballte die Fäuste, bis er seine Fingernägel über seine Handflächen kratzen spürte. Er würde sich keinen Schritt bewegen.

Wie sehr er es hasste, wenn er wie ein Hund behandelt wurde. ‚Sei ein braver Junge und komm her. Beifuß.‘ Ein dummer, treudoofer Köter, wie die beiden Hunde auf ihrem Familienwappen. Wie seine Animagusgestalt. Er wäre tausendmal lieber eine Ratte als ein Hund gewesen.

„Du kennst deine Mutter, Sirius. Sie sagt… unüberlegte Dinge, wenn sie wütend ist. Komm nach Hause.“

„Sie lassen da wohl jemanden aus“, sagte James.

„Ist das dein Gryffindor-Stolz? Dich vor deinem eigenen Vater verstecken wie eine feige Ratte?“

„Halten Sie sofort Ihr Maul oder ich –“

„James, hör auf.“

„Das kannst du haben, Sirius. Versteck dich. Mach es dir selbst schwer. Und wenn du wieder angekrochen kommst, dann wundere dich nicht, wenn man dich wie ein kleines Kind behandelt. Du benimmst dich wie eins.“

Sirius wollte zurückschreien, hätte es vielleicht auch, wenn James‘ Stimme ihm nicht immer zuvorkommen würde. Es brodelte in ihm, kratzte in seiner Kehle, aber kein Wort, nicht einmal eine Silbe kam ihm über die Lippen. Er hatte gestern alles rausgeschrien. Anscheinend gegen eine Wand.

„Das reicht wirklich, Orion“, hörte er Mrs. Potter sagen. „Vielleicht ist es besser, Sirius verbringt seine Ferien hier. Es sind nur noch ein paar Wochen. Bis Weihnachten hat sich das alles bestimmt abgekühlt.“

Eine Pause folgte, während der Sirius mit brennenden Augen den Hinterkopf gegen die Wand schlug. Er wartete darauf die Stimme seines Vaters zu hören. Wartete auf einen Einspruch. Vielleicht auf einen letzten Versuch ihn nach Hause zu kriegen. Er hasste diesen Teil von sich gerade mehr als seine beiden Eltern zusammen.

„Wahrscheinlich“, sagte Orions Stimme. „Ich schicke euch etwas Gold für seine Schulsachen.“

„Das ist nicht nötig“, sagte Mrs. Potter. „Wir haben ihn gerne hier.“

„Ich entscheide, was für meine Kinder notwendig ist. Dass du nicht weißt, wo man Grenzen setzen musst, hat mir James‘ Begrüßung deutlich gemacht. Auf Wiedersehen.“

„Sie können – hmpf.“ James‘ Worte gingen in ein Murmeln über, als Dorea ihm scheinbar wortwörtlich half den Mund zu halten. Die Tür wurde ins Schloss geschlagen und ein zischendes Flüstern ließ vermuten, dass Mrs. Potter sich darum bemühte Grenzen abzustecken. „Ist doch wahr“, war James‘ Antwort darauf.

Sirius lächelte. Er hörte kurz darauf Schritte und rieb gegen das Brennen in seinen Augenwinkeln an. Mrs. Potter kam um die Ecke. Sie schloss ihn ohne Umschweife in die Arme und strich ihm übers Haar.

„Das war sehr erwachsen von dir, Sirius. Es hätte keinen Sinn gehabt zu streiten“, sagte sie und löste sich, kehrte an den Tisch zurück um sich um das Essen zu kümmern.

James hatte dicht hinter ihr die Küche betreten und lehnte am Türrahmen.

Sirius wünschte sich eine Umarmung von ihm. Er wünschte sich das öfter als er sollte. Aber James stand nur da, das Gesicht getrübt von dem mitleidigen Ausdruck, den Sirius an ihm nicht sehen konnte. Also grinste er.

„Du hast meinen Vater geschlagen.“

James grinste zurück. „Gerechtigkeit, Tatze. Man nennt das Gerechtigkeit.“

*

Beim Mittagessen schien der Besuch von Sirius‘ Vater schon längst vergessen. Sie redeten und lachten, als hätte es die unangenehme Störung nie gegeben, und Sirius jetzt lachen zu sehen tat gut. Die ganze Wut, die James‘ Magen in einen brodelnden Vulkan verwandelt hatte, wich einer anderen, viel angenehmeren Wärme.

Orion Black eine zu verpassen hatte dagegen nichts geholfen. Es hatte ihn nur noch wütender gemacht. Seine fehlende Reaktion, als hätte James ihn aus Versehen auf der Straße angerempelt, fühlte sich an, als würde er ihn in aller Öffentlichkeit auslachen. Sirius schien nicht einmal annähernd beeindruckt vom Auftreten seines Vaters zu sein.

„Also“, begann James, als Sirius ihm das letzte Möhrchen direkt von der Gabel wegschnappte. „Lust auf Runde zwei? Der Quaffel hat zu uns zurückgefunden.“

Sirius schluckte den letzten Bissen herunter. Er lehnte sich lässig in seinem Stuhl zurück, die linke Augenbraue angezogen. „Wirklich? Wir haben den ganzen Morgen in der Luft verbracht.“ Er sagte das, als wäre Quidditch eine Beschäftigung für jemanden wie Schniefelus, mit dem niemand spielen wollte. Und er hatte Schniefelus auf einem Besen durch die Luft torkeln sehen – ein Anblick, der Quidditch eine Menge seines Charmes einbüßen ließ.

„Wir hatten Spaß, oder?“, gab James grinsend zurück. Er hatte etwas mehr Enthusiasmus erwartet, aber Sirius schien interessierter daran seine Serviette zu falten. „Kein Problem. Wir machen was anderes.“

Sirius präsentierte seine gefaltete Serviette; ein einfacher Schmetterling, den er mit einem Pusten zum Fliegen brachte. James fischte das Vieh aus der Luft.

„Etwas weniger mädchenhaftes.“

Sirius gluckste.

Sie nahmen sich das Schachspiel im Wohnzimmer vor. Ausgebreitet vor dem Kamin spielten sie eine kurze und eine sehr lange, aufreibende Partie, die darin endete, dass Sirius‘ ungeschützter König von James‘ Dame zu Staub zermalmt wurde. James stieß einen Freudenschrei aus – und Sirius befahl seinem Turm vorzurücken, als hätte er das Spielende gar nicht mitgekriegt. Sein verdutzter Blick, als sich keine Figur mehr bewegte, brachte James so hart zum Lachen, dass er sich auf dem Boden rollte.

Er beruhigte sich nicht, als Sirius ihm gegen den Oberarm boxte, sondern erst, als seine Mutter ihnen Tee und Kekse und einen Hinweis auf den Berg von Hausaufgaben brachte, der noch auf ihn wartete.

„Wieso muss sie mich in den Ferien daran erinnern?“, fragte James und plumpste auf das Sofa. Neben ihm rührte Sirius seinen Tee mit einem Keks um. Er sah konzentriert aus, als könnte er den Wellen der goldbraunen Flüssigkeit seine Zukunft sehen. James stupste ihn an. „Willst du meine Teeblätter lesen?“

„Was?“, fragte Sirius und schüttelte leicht, aber verwirrt den Kopf.

James runzelte die Stirn. Er trank einen Schluck. „Als Übung für Wahrsagen.“

„Oh. Nein, danke.“

„Wusstest du, dass Dumbledore das Fach loswerden will?“ James schaute auf die unruhige Oberfläche seines Tees. „Meinetwegen soll er das dieses Jahr durchziehen. Alchemie wäre ein super Ersatz, und im Gegensatz zu Merkur würde es mir nicht vorlügen, dass Evans mich leiden kann.“

Sirius zog seinen Keks aus dem Tee. Er war so aufgeweicht, dass er in der Mitte durchbrach und mit einem Plopp im Tee landete. Sirius seufzte scharf. Er löffelte den Keks aus der Tasse und aß ihn.

James stupste ihn an. „Hast du mir zugehört, Tatze?“

Sirius nickte. „Evans hasst mich, das Übliche eben.“ Er stellte seinen Tee auf den Couchtisch und stand auf. „Ich lass dir den Abend, damit du deine Hausaufgaben abarbeiten kannst. Dann hast du’s hinter dir.“

„Okay“, sagte James und konnte die Enttäuschung nicht aus seiner Stimme halten. Sirius schenkte ihm ein Winken und ging, ließ seinen Tee zurück, ohne einen Schluck getrunken zu haben. Er hatte nicht einmal die zweite Hälfte seines Keks aufgegessen. James schnappte sich das Überbleibsel und knabberte daran herum.

Sirius langweilte sich schnell. Bei alltäglichen Sachen, im Unterricht, bei Mädchen… Länger als fünf Minuten oder zwei Dates hielt er selten aus. James erinnerte sich an den Wandschrank, den er in seiner dritten Klasse beim Stöbern im Schloss entdeckt hatte. Hinter der Tür hatte Sirius auf ihn gewartet und ihm gesagt, dass er zu langweilig war, um sich mit ihm abzugeben. Dass sie besser keine Freunde sein sollten. Er hatte es nicht geschafft dem Irrwicht ins Gesicht zu lachen. Erst, als Sirius um die Ecke gekommen war und beim Anblick seines Abbilds losgelacht hatte, war das Geschöpf verschwunden.

Immer, wenn Sirius langweilig war, überkam James der unbändige Drang jemanden zu verhexen, und das mit möglichst coolen, komplizierten Flüchen. Aber Schniefelus war nirgendwo zu sehen.

James zog die Beine auf die Couch und schlürfte seinen Tee. Er langweilte Sirius schon nach einem Tag. Quidditch konnte ihn nicht einmal mehr begeistern. Bei ihrem Schachspiel war er auch nicht mehr bei sich gewesen, und James hatte es zu spät bemerkt. Sirius verlor nicht so leicht. Er war eine Herausforderung.

Vielleicht war er mit den Gedanken woanders gewesen. Bei seinem Vater. Bei seiner Familie. James fuhr sich durch die kurzen Haare in seinem Nacken. Er war ein riesengroßer Idiot, wenn er das einfach übersehen haben sollte. So oder so, Sirius alleine zu lassen gefiel ihm nicht. Nicht nach allem, was er durchgemacht hatte.

James grübelte, und, als nur noch ein paar lose Teeblätter am Boden der Tasse klebten, kam ihm die Idee. Er wusste, was besser als langweilige Hausaufgaben war.

James stellte seine Tasse ab und schwang sich über die Couch. Seine Mutter summte in der Küche und ihre Stimme folgte ihm bis zum Fuß der Treppe. James stieg sie nach oben und wollte in sein Zimmer abbiegen, als die offenstehende Badezimmertür ihn ablenkte. Nur einen Spalt breit.

Er grinste. Die perfekte Gelegenheit Sirius einen Schrecken zu verpassen, der vertreiben würde, was immer ihn beschäftigte. Rauschendes Wasser aus dem Hahn drang an seine Ohren. Er schlich sich bis an die Tür, griff nach der Klinke – und hörte ein zittriges Schnappen nach Luft. James verharrte. Er schaute durch den Spalt ins Bad hinein.

Sirius stand mit dem Rücken zu ihm, bebte über beide Schultern. Sein Atem ging ruckartig, schwer, als würde jeder Zug wehtun. Sirius hatte eine nasse Hand gegen sein Gesicht gepresst. Über den Spiegel sah James das Wasser über seine Wangen laufen. Es dauerte einen Moment ehe James erschrocken realisierte, dass er ein Schluchzen hörte. Sirius schluchzte. Er weinte.

James wollte die Tür aufreißen, hineinstürmen und Sirius umarmen. Er wollte ihm sagen, dass seine Eltern keine Tränen wert waren, weder sein Vater noch seine Mutter. Er wollte das Zittern aus seinen Schultern streichen. Aber er blieb wie angewurzelt stehen. Der erste Schritt, den er machte, war nach hinten. Er drehte sich um und lief die Treppe herunter. Erst im Wohnzimmer blieb er stehen, stützte sich auf der Rückenlehne des Sofas auf. Ihre beiden Tassen standen nebeneinander auf dem Couchtisch.

Er war ein riesengroßer Idiot. Sirius war nicht gelangweilt. Er war verletzt und wollte das nicht zeigen, und James wusste sowieso nicht, wie man so eine Wunde versorgte.

Er hatte Sirius nie weinen sehen; das Bild hatte sich hinter seine Lider gebrannt. Sie hatten Peter weinen sehen, sehr oft sogar, meist wegen Kleinigkeiten wie schlechten Noten. Er hatte Remus wegen seines pelzigen Problemchens weinen sehen, vor Schmerz und Scham und als sie ihn das erste Mal darauf angesprochen hatten. Aber Sirius… Da war zu viel Lachen in ihm um Tränen möglich zu machen.

James stand noch wie von einem Schockzauber getroffen da, als das Feuer im Kamin grün aufflammte. Sein Vater trat auf den Teppich, klopfte sich die Asche vom Umhang und lächelte.

„James, wie geht –“

James warf ein Sofakissen nach ihm. Charlus fing es ab, bevor es ihn im Gesicht traf.

„Du hast versprochen nichts zu sagen“, fuhr James ihn an. „Und das Erste, was du tust, ist zu Mr. Black zu rennen und ihn herzuschicken. Du bist ein Lügner!“

Charlus lächelte nicht mehr, die Augen vor Schock weit aufgerissen. Er warf das Kissen zurück aufs Sofa. „James… Ich wollte einfach –“

„Du bist ein Lügner und ein Verräter!“

„Was ist hier los?“ Dorea kam herein, die Hände auf die Hüften gestemmt. „James, begrüßt man so seinen Vater?“

„Ist schon gut, Darling“, sagte Charlus und streckte die Hand nach ihr aus, als Dorea an seine Seite trat. Er begrüßte sie mit einem Kuss, als wäre James nicht hier und sie hätten sich länger als acht Stunden nicht gesehen. „Ich nehme an, ihr habt Besuch bekommen?“

Dorea gab ihm einen Klaps gegen die Wange. „Du hättest mich vorwarnen können.“

„Du hättest gar nichts sagen sollen“, sagte James. Mit den Gedanken war er oben bei Sirius, alleine im Bad mit laufendem Wasser. Hätte sein Vater die Klappe gehalten, wären sie irgendwo draußen und würden Spaß haben.

„Was hätte ich tun sollen?“ Charlus seufzte schwer. „Er kam ins Büro und hat nach seinem Sohn gefragt. Du hättest ihn sehen sollen. Er war sehr aufgebracht.“

„Er hat geschauspielert, damit du ihm verrätst wo Sirius ist. Und du bist drauf reingefallen.“

„Er ist Sirius‘ Vater und hat ein Recht –“

„Er ist Arschloch! Ein verdammter Mistkerl, der kein Recht darauf hat Sirius‘ Leben zu ruinieren. Und wenn ich ihn nochmal hier sehe, benutz ich meinen Zauberstab anstatt der Faust, auch wenn ich dafür von der Schule fliege.“

„Warte, warte… Du hast was getan?“

James schnaubte wie ein Drache bereit zum Feuerspucken. „Nichts, was er nicht verdient hätte.“ Er drehte sich auf der Stelle um und stürmte aus dem Wohnzimmer, ignorierte was auch immer sein Vater ihm hinterherrief. Die Stimme seiner Mutter gab die Geschichte so sachlich wieder, dass James sich auf die Zunge beißen musste, um sie nicht zu korrigieren.

Er stürzte ohne nachzudenken in sein Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Sirius setzte sich wie von der Acromantula gestochen auf. Er hatte mit dem Gesicht im Kissen in seinem Bett gelegen. Die Düsternis der Dämmerung umriss ihn scharf.

James schluckte. Er hatte genau das vermeiden wollen. Sirius wollte ihn nicht sehen, deswegen war er gegangen. Oder? James konnte ihn verstehen. Er würde auch nicht vor Sirius in Tränen ausbrechen wollen. Andererseits war Sirius immer für ihn da, hatte immer eine Schulter frei, wenn es ihm schlecht ging. Sei es ein verlorenes Quidditch-Spiel, sein Kurzauftritt als Sucher, der leicht daneben gegangen war, oder zwischenmenschliche Fauxpas. Ein merkwürdiger Zwiespalt herrschte in ihm. Er wollte Sirius‘ Schulter nicht aufgeben, wollte aber auch nicht… schwach wirken.

„Sorry“, murmelte James und schaute demonstrativ an Sirius vorbei aus dem Fenster. Die untergehende Sonne zog flammendrote Streifen über den Himmel. Der Wald in der Ferne lag im Dunkeln. Ihr Licht reichte nicht durch die dichten Baumkronen durch und füllte den Raum zwischen den Stämmen mit tiefer Schwärze.

„Schon gut“, sagte Sirius. Seine Stimme klang rau und heiser, eigentlich nicht schlecht, hätte James die Ursache nicht gekannt. „Ich hab dein zartes Stimmlein gehört. Was war los?“

James winkte ab.

„Wegen mir?“, fragte Sirius.

„Wegen deinem Vater.“ Sogar aus dem Augenwinkel sah er, wie Sirius sich anspannte.

Vielleicht sollte er einfach gehen, damit Sirius sich nicht unwohl fühlen musste. Er wollte nicht, dass Sirius denselben Zwiespalt durchmachte wie er. Aber er wollte auch nicht gehen. Er wollte für ihn da sein. Wollte ihm seine Schulter anbieten.

„Sirius…“ James zögerte, suchte nach den richtigen Worten. Er wusste nicht, was er sagen wollte, und er traute seinem Instinkt nicht. Die Riesenkrake war verständnisvoller als er, wenn man Lily Evans glaubte.

Aber Sirius war hierher gekommen. Zu ihm. Er war Sirius‘ erste Wahl. Nicht Remus, nicht Peter, nicht die verdammte Riesenkrake. Er. Vielleicht wollte Sirius, dass er nachfragte.

„Sirius, geht’s dir gut?“, fragte James leise.

„Wenn nicht, denk ich einfach dran, wie du meinem Vater eine reinhaust. Das war –“

„Sirius.“ James entfernte sich zögerlich von der Tür und setzte sich auf Sirius‘ Bettkante. „Du kannst ehrlich zu mir sein, das weißt du, oder?“

Sirius‘ Blick wurde von ein paar losen Haarsträhnen, schwärzer als die Nacht, verschleiert. Wahrscheinlich absichtlich. „Ja“, sagte er.

„Dann sei ehrlich.“ James streckte die Hand nach Sirius‘ Gesicht aus und strich die Ponysträhnen zur Seite. „Sag mir, was passiert ist.“

Sirius senkte den Blick, kaum dass James freie Sicht auf ihn hatte. „Ich hab dir schon gesagt, was war…“ Er wich James aus und stand auf, als würde er binnen kürzester Zeit so viel Abstand wie möglich zwischen sie bringen. Mit dem Rücken zu ihm stellte er sich ans Fenster und blickte auf den Wald hinaus, als würden seine Eltern dort stehen und mit ihren Zauberstäben auf ihn zielen. „Wir haben uns gestritten. Eine… unwichtige Kleinigkeit. Ich weiß es nicht einmal mehr.“

James war sich nicht mehr sicher, ob er das glauben konnte.

„Am Ende haben wir uns angeschrien. Er hat gesagt, dass ich eine Schande bin, ein dummer Junge mit dummen Träumen und ohne einen Funken Respekt, und ich hab gesagt, dass er sich bei einem Inzestprodukt nicht wundern muss. Dann hat er… Ihm ist eine Sicherung durchgebrannt. Meine Mutter hat es gehört – das ganze Haus hat es gehört. Sie hat angefangen zu schreien, mich zu beschimpfen. Dann hab ich sie gefragt, ob sie einen fünf Jahre jüngeren Teenager aus Liebe geheiratet hat, und sie hat einen Brandzauber nach mir geworfen.“

Das erklärte zumindest die angesengten Haare in Sirius‘ Nacken.

„Sie… Sie haben sich gegenseitig angeschrien. Eine Menge Sachen aufgewühlt, und so… Ich hab den Moment ausgenutzt, hab meine Sachen zusammengeschmissen und bin weg. Das war’s.“

James beobachtete die Reflektion von Sirius in der Fensterscheibe. Er glaubte einen Moment seinen Blick auf sich zu spüren. Eine unangenehme Wärme stieg in ihm auf, als wäre das alles seine Schuld.

„Als er vorbeigekommen ist…“ Sirius‘ Stimme zitterte leicht. Er atmete kurz durch, genauso zittrig, und James sah ihn vor sich, wie er im Bad gestanden hatte mit niemandem als seinem Spiegelbild zum Trost. „Ich hab ernsthaft gedacht, er würde sich entschuldigen. Er würde irgendetwas Nettes sagen. Ich bin so ein Idiot. Ein dummer Junge mit dummen Träumen.“

James suchte nach den passenden Worten. „Vielleicht konnte er es nur nicht ausdrücken. Er ist kein… sehr gefühlsbetonter Mensch.“

„Er war hier, weil es eine Schande für die Familie ist, wenn der Erbe davonläuft. Was anderes interessiert ihn nicht.“ Sirius presste eine Hand gegen sein Gesicht, versteckte seinen Blick hinter ihr. Das Beben in seinen Schultern breitete sich über seinen Rücken aus. „Ich sollte das wissen. Ich sollte wissen, dass wir nicht aneinander hängen. Es ist dumm von mir zu erwarten, dass er meinetwegen gekommen ist. Aber… ich wollte genau das. Das ist dumm, nicht wahr?“

„Nein.“

„Ich kann da nicht wieder hin. Das Haus treibt mich in den Wahnsinn“, presste Sirius hervor. „Ich werd vor Weihnachten siebzehn, volljährig, dann such ich mir eine eigene Wohnung und setz nie wieder einen Fuß in die Nähe vom Grimmauld Place.“

„Nein. Das ist dumm.“ James stand auf, während Sirius herumfuhr, als hätte er einen Schlag abgekriegt, diesmal von seinem besten Freund. „Du hast doch mich“, sagte James und legte seine Hand auf Sirius‘ Schulter. Die verspannten Muskeln schienen hart wie Stahl. „Du kannst hierbleiben solange du willst. Ich bin jetzt deine Familie, und wenn du abhaust, komm ich dich zurückholen, Streuner.“

Sirius stieß ein heiseres Lachen aus. Es hielt nicht lange und brachte auch kein Lächeln auf seine Lippen. Er war so nah, dass James die Tränen in seinen Augen sehen konnte. Sie sammelten sich in seinen Augenwinkeln und drohten zu fallen.

James packte Sirius am Hemd und zog ihn in seine Arme. Er wollte ihn trösten, irgendwie, aber genau das Gegenteil schien zu passieren. Die Tränen und Schluchzer brachen aus Sirius heraus, als hätte er sie seit Wochen heruntergeschluckt. Seine Arme wickelten sich um James, seine Hände krallten sich in seinen Rücken, und er hielt ihn fest, als hätte er nur diese eine Gelegenheit. James dachte einen Moment daran, wie gut sich das angefühlt hätte, wenn Sirius lachen würde, aber er ließ ihn nicht los.

Er zog ihn mit sich auf das Bett in der Hoffnung, dass er es dort gemütlicher haben würde als an seiner Schulter. Tränen tropften heiß und dick in seinen Nacken. James hatte nie gemerkt, wie heiß eine einzelne Träne sein konnte. Seine Haut brannte, besonders dort, wo Sirius sich an seine Schulter und Halsbeuge schmiegte. Er strich ihm übers Haar, über den Nacken und gegen das Beben in seinem Rücken an.

Wie lange wusste er nicht, obwohl er das Fenster direkt vor sich hatte und keinen noch so fahlen Sonnenstrahl mehr über den Baumkronen entdecken konnte. Sirius‘ Kopf rutschte von seiner Schulter in seinen Schoß, als sein Schluchzen verebbte. Seine Tränen waren noch da, auch wenn James sie nicht sehen konnte. Er beugte sich über Sirius, als könnte er ihn mit seinem Körper vor allem und jedem schützen. Vor allem seinen Eltern.


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Daniel ist total nett. Er ist klasse. Er spielte mir gute Musik vor. Ich hatte immer noch Beatles gehört bis ich hierher kam. Er ist sehr leidenschaftlich. Für sein Alter hat er einen guten Geschmack.
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