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Fanfiction

Erinnerungen sind kälter - Wichtig und Unwichtig

von Savannah

Danke für die positive Rückmeldung!!! Da das letzte Kapitel etwas anders war, als die übrigen, war ich mir wirklich unsicher, wie es ankommen würde.

RavenclawLove: Danke für deinen Kommentar! Wow, dass dich das Kapitel so berührt hat, ist wirklich ein riesiges Lob für mich. :)

Siry: Wow!! Megalanger Kommentar!! Hab mich riesig gefreut und verzeihe dir natürlich sofort. ;) Ja, das letzte Kapitel sollte traurig sein und dass es dich berührt hat, ist ein riesiges Lob für mich. :)
Schön, dass du mir sagst, was dir besonders gut gefallen hat, damit ich mich verbessern kann. Wobei ich auch durchaus mit Kritik zurechtkommen würde, also immer her damit! :D

J.K.R.'s_god: Danke! Schön, dass es dir gefallen hat!


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Am nächsten Vormittag kam Lily. Ich war so unglaublich froh, dass sie da war. Sie hatte ein so ehrliches, ansteckendes Lachen und manchmal vergaß ich über meine Freude sogar die komplizierten Umstände zwischen Sirius und mir.
Wenn sie in meinem Zimmer schlief würde ich nicht noch einmal auf den dummen Gedanken kommen, mich heimlich in Sirius‘ Zimmer zu schleichen.
Lily zeigte uns die Bilder, die sie auf ihrer Wandertour mit der neuen magischen Kamera gemacht hatte. Weite Graslandschaften wogten im Wind, vor strahlend blauem Himmel und sie winkte zusammen mit ihrer Familie in die Kamera, wobei ihre große Schwester Petunia wie immer aussah, als hätte sie Drachenmist unter der dünnen Nase.
Sirius sagte, ihre Familie sähe nett aus und verlor kein unanständiges Wort darüber, dass die Lily auf dem Bild ständig ihren Rock festhalten musste, damit er nicht nach oben wehte.

„Sag mal, was hast du eigentlich mit Black angestellt?“, fragte Lily mich, als wir alleine in der Küche standen, um Tee zu kochen. Sie hatte ihr rotes Haar zu einem hübschen Zopf geflochten, der ihr bis zur Taille reichte und ihre grünen Augen musterten mich mit einem Blick, dem nichts entging.
„Gar nichts!“, sagte ich spitz, strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und lächelte nervös. „Was… was sollte denn sein? Ich meine… hast… hast du irgendwas… gehört? Von James oder…“
Lily zog die Augenbrauen nach oben und musterte mich skeptisch. „Wieso sollte ich irgendwas von Potter gehört haben?“ Sie ließ ihren Blick prüfend über mein Gesicht gleiten und ich lächelte wieder gezwungen.
„Wie auch immer…“, fuhr sie irritiert vor. „Black ist ja beinahe… höflich. Ich meine, normalerweise verliert er doch keine Sekunde, wenn es darum geht, uns unter die Nase zu reiben, welches Mädchen er jetzt gerade wieder verführt und schildert uns in allen Einzelheiten...“
Ich schubste einen Löffel von der Theke und warf mich auf den Boden. Auf meinem Gesicht breitete sich eine verräterische Röte aus, die ich verzweifelt niederzuringen versuchte, während ich übertrieben umständlich den Löffel unter dem Tisch hervorkramte.
„Mein Gott, Eve.“, lachte Lily. „Du hast aber auch kein bisschen was von deiner Tollpatschigkeit verloren.“
Ich lachte gekünstelt auf und erhob mich, wobei ich darauf achtete, dass mein Haar mein Gesicht bedeckte, während ich den Löffel peinlich genau auf eventuelle Beschädigungen oder Schmutzflecken untersuchte.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Lily argwöhnisch die Augenbrauen nach oben zog. Dann zuckte sie die Achseln und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Küchentheke. Einen Moment herrschte Schweigen, dann fragte sie vorsichtig: „Sag mal, hast du das von der Muggelfamilie in Colchester gehört?“
Ich hörte sofort auf, so zu tun, als würde ich den Löffel putzen sah auf. Lilys Gesichtsausdruck war wie immer beherrscht, doch ich konnte auch eine tiefe Besorgnis darin lesen.
Natürlich hatte ich von der Familie in Colchester gehört. Wie auch nicht? Der Artikel hatte für zwei Tage die ganze Titelseite des Tagespropheten ausgefüllt.
Mutter, Vater und drei Kinder im Alter von drei, sechs und zwölf Jahren. Alle erhängt in ihrem eigenen Wohnzimmer. Anfangs hatte die Muggelpolizei noch vermutet, der Tod sei eingetreten, schon bevor einer von ihnen überhaupt in Kontakt mit einer Schlinge gekommen war und hatte Mordermittlungen gestartet. Einen Tag später war jedoch die Vergissmich-Zentrale eingeschritten und in den Nachrichten war plötzlich von einem Fehler des Gerichtsmediziners die Rede. Ein tragisches Familiendrama. Nichts weiter. Dann kam das Wetter.
Ich räusperte mich. „Ja… Ja, natürlich hab ich davon gehört.“
„Diese ganze Sache ist keine harmlose Versammlung von fanatischen Reinblütern mehr, Eve.“, sagte Lily und sprach damit aus, was mir schon im Kopf umhergeisterte, seit ich von der ersten Gräueltat gelesen hatte. „Sogar meine Eltern merken, dass etwas nicht stimmt. Es wird schlimmer werden. Viel schlimmer.“
Ich nahm langsam die Teekanne in die Hand. „Meinst du, es kommt zum Krieg? Wie damals mit Grindelwald?“
Lilys Blick schweifte aus dem Fenster. „Ich weiß nicht… Vielleicht… Es wäre doch möglich, oder nicht?“ Ihr Blick zuckte zurück zu mir, erwartungsvoll. Als hoffte sie, ich würde widersprechen.
„Ich denke, wir müssen abwarten…“, meinte ich ausweichend. „Außerdem haben wir Dumbledore. Er hat schon Grindelwald besiegt. Und es heißt, er wäre der einzige, den Du-weißt-schon-wer je gefürchtet hat.“
Lily nickte bekräftigend. „Ich habe auch von einer Widerstandsorganisation gehört. Ein geheimer Orden. Und Dumbledore soll der Anführer sein.“
„Sirius hat mir davon erzählt…“ Ich runzelte die Stirn. „Aber ich dachte, es wäre nur ein Gerücht. Meinst du, diesen Orden gibt es wirklich?“
Lily zuckte die Achseln. „Wenn es ihn gibt, würde ich mich anschließen, sobald ich mit der Schule fertig bin.“
„Hmm.“, machte ich vage, schloss die Hände fester um die Teekanne und lächelte schwach. Dann öffnete ich die Türe und ging zurück ins Esszimmer, wo Sirius sich höflich mit Melinda unterhielt.

Der Tag verging dank Lily so schnell kein anderer in den Ferien. Lily, die ständig ein Gespräch am Laufen hielt und selbst gegenüber Melinda immer geduldig und freundlich blieb. Ich war ihr unendlich dankbar dafür, dass sie kein weiteres Wort über Sirius‘ Gemütswandlung verlor. Stattdessen unterhielten wir uns stundenlang über Gott und die Muggelwelt.
Die Zeit verstrich, die Sonne ging unter und obwohl ich die ganze letzte Nacht kaum geschlafen hatte, lag ich abends wieder wach und meine Gedanken schweiften ab. Nicht zu dem bevorstehenden Krieg. Nicht zu dem Kuss. Nicht zu Sirius‘ Blicken auf mir. Es waren die Aussagen von Amanda und Lily, die mich beschäftigten.
Sirius hätte sich plötzlich verändert. Er sei anständiger geworden, zurückhaltender, vielleicht sogar annähernd vernünftig.
Ich konnte einfach nicht anders, als in Betracht zu ziehen, dass diese Veränderungen mit mir zu tun hatten. Sollte ich tatsächlich einen so gewaltigen Einfluss auf ihn haben? Ich konnte es mir kaum vorstellen. Schließlich war Sirius Black - entgegen aller Gerüchte und Meinungen- ein Mensch, der selten jemanden an sich heranließ.
Ja, tatsächlich. All die Mädchen, sie kannten ihn nicht. Sie kratzten ein wenig an seiner harten Schale, an der schönen Fassade, die er aufgebaut hatte, nichts weiter.
Sirius Black, der Spross einer schwarzmagischen Familie, ein Gryffindor, Rebell, Mädchenschwarm, Rumtreiber.
Was ihn tatsächlich beschäftigte, das behielt er für sich.
Bewusst geworden ist mir das erst Ende der fünften Klasse. Als ich zufällig herausgefunden hatte, dass Sirius von Zuhause fortgelaufen war. Dass er die Ferien bei James verbrachte, weil seine leiblichen Eltern ihn als Bastard beschimpft und verbannt hatten.
Ich hatte damals nur ganz kurz unter seine Fassade geblickt. Einen winzigen Moment lang war sie zusammengebrochen und dieser eine winzige Moment hatte genügt, um mein sorgsam aufgebautes Bild von ihm ins Wanken geraten zu lassen.
Und von da an hatte ich begonnen, ein gewisses Maß an Respekt zu empfinden, vor der Stärke, die in seinem Inneren schlummerte.
„Eve?“, flüsterte Lily in die Stille und ich hörte das Rascheln einer Decke. „Du schläfst nicht, oder?“
„Nein.“, antwortete ich und drehte den Kopf, sodass ich sie durch die Dunkelheit ansehen konnte. Ihr provisorisches Gästebett befand sich am gegenüberliegenden Ende meines Zimmers und ich konnte nur schemenhafte Schatten ausmachen.
„Denkst du auch an… die Todesser?“
„Ja.“, sagte ich nach einigen langen Sekunden. Ich fühlte mich schuldig dafür, dass ich die letzten Tage viel mehr über das Gefühlschaos zwischen Sirius und mir nachgedacht hatte, als über den bevorstehenden Zaubererkrieg. Doch der Krieg lag in so weiter Ferne. Noch.
Nicht, dass ich mir überhaupt keine Sorgen gemacht hätte. Natürlich wusste ich, wie gefährlich die Lage war. Doch ich war nicht versessen darauf, dem Ministerium in die Arbeit zu pfuschen, indem ich einem mysteriösen Orden beitrat, der in Unterzahl gegen den schwärzesten Magier aller Zeiten und Gefolgschaft antrat. Ganz im Gegensatz zu Lily, die mit ihrem unerschütterlichen Gerechtigkeitssinn in der Zukunft ganze Berge versetzen wollte. Auch Sirius und James wollten direkt nach dem Schulabschluss als Auroren den Kampf gegen die Todesser antreten.
Und ich fühlte mich mit meinem Wunsch, erst einmal durch die Welt zu reisen und Erfahrungen zu sammeln plötzlich furchtbar naiv und feige. Dabei war das von Klein auf mein Traum gewesen. Die Gruften und Pyramiden in Ägypten besuchen, die geheimnisvollen Druiden im Norden und die naturverbundenen Schamanen der indianischen Stämme. All die Bücher, die Dad von der Arbeit mitbrachte, all die wundersamen Orte, die die Welt für uns bereithielt, all das wollte ich mit eigenen Augen sehen, fühlen, erleben. Aber es kam mir nicht richtig vor, das jetzt auszusprechen.
„Natürlich denke ich an die Todesser.“, sagte ich in die Dunkelheit. „Wer tut das nicht?“
Eine Weile hörte ich nur die Geräusche der Nacht und das leise Knistern des Nieselregens, dann flüsterte Lily: „Ich hab dir doch von Aubrey geschrieben. Dass ich ihn getroffen habe. Er hat nach dir gefragt, Eve. Gibt es da vielleicht irgendetwas, das ich wissen sollte?“
Ich seufzte. Aubrey hatte ich vollkommen vergessen. „Nichts Wichtiges.“
„Und was ist das Unwichtige?“
„Da ist nichts Unwichtiges, Lily.“, sagte ich, rollte mich auf die Seite und zog die Decke bis zum Kinn. „Wir sollten jetzt wirklich versuchen, zu schlafen. So wie Mum die letzten Tage drauf war, hat sie Morgen garantiert eine Malblockade und da kann es nicht schaden, wenn wir schon mal ein paar Stunden Schlaf ansammeln.“

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Am nächsten Morgen wurde das ganze Haus gnadenlos von den vibrierenden, rhytmischen Klängen einer Gitarre erschüttert. Das Lied hieß Sweet Home Alabama, an den Namen der Band konnte ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Und ich fragte mich, wer denn nochmal auf die absolut hirnrissige Idee gekommen war, das Atelier meiner Mum ausgerechnet auf den Ort zu verlegen, der die dünnsten Wände hatte.
Lily fuhr so erschrocken in ihrem Bett hoch, dass sie sich den Kopf an einem Dachbalken stieß. Stöhnend sank sie zurück in die Decken und rieb sich den Schädel, während ich mir ein Kissen auf den Kopf drückte, um den Schall zumindest ein bisschen zu dämpfen.
Aus dem Zimmer nebenan drang ein dumpfes Poltern und vor meinem inneren Auge konnte ich praktisch sehen, wie Sirius vor Schreck aus dem Bett fiel und gleich noch den zierlichen Nachttisch samt Lampe mit zu Boden riss.
„Das gibt ne Beule…“, jammerte Lily. „Wieso hängen die Dachbalken in deinem Zimmer auch so tief?“
„Falsche Frage.“, knurrte wütend ich in mein Kissen. „Richtige Frage: Womit habe ich diese Mutter verdient?“

Fünfzehn Minuten später hatten uns alle am Küchentisch versammelt. Er war ungewöhnlich reichlich gedeckt. Das war das einzig Positive, das die Malblockaden mit sich brachten. Mum ließ ihren Frust in der Küche aus und tischte alles auf, was wir im Haus hatten.
Jetzt wiegte sie mit geschlossenen Augen zum Takt des nächsten Liedes, ich band mir mit mörderischem Gesichtsausdruck meinen Zopf neu, Sirius schaufelte mit heillos verwuscheltem Haar Rührei in sich hinein, Lily hielt sich einen Eisbeutel an die Schläfe und Melinda war die einzige, die wirklich wach aussah. Ich nahm mir fest vor, ab sofort auch nur noch mit Ohrstöpseln zu schlafen. Oder noch besser: ich würde Dad bitten, einen dauerhaften Muffliato auf den Dachboden zu legen.
„Und freut ihr euch schon wieder auf die Schule?“, fragte Mum und schenkte sich selig lächelnd Kaffee nach.
„Oh ja.“, zischte ich und zerrte so heftig an meinem Haargummi, dass er riss. Ich holte tief Luft und legte all meine gebündelte Wut in den heißen Teebeutel, den ich mit der bloßen Hand ausquetschte und auf meinen Teller legte. „Und wie ich mich auf die Schule freue.“
Melinda horchte auf. „Du freust dich auf die Schule, Linnie? Das habe ich ja noch nie von jemandem gehört. Und von dir hätte ich das erst recht nicht erwartet.“ Sie lächelte entschuldigend, missverstand meinen Gesichtsausdruck und nippte fröhlich an ihrem Grapefruitsaft.
„Habt ihr denn schon eure Koffer gepackt?“, fragte Mum, die nun scheinbar beschlossen hatte, dass sie gerne Small-Talk beim Essen führte. „Ich will kein solches Theater wie letztes Mal. Also leg deinen Zauberstab bitte irgendwohin wo du ihn morgen gleich wieder findest, Eve.“
Sirius schluckte das Kilo Rührei hinunter, das er sich gerade mit der Gabel in den Mund geschoben hatte und fragte ungläubig: „Du hast deinen Zauberstab nicht gefunden?“
Mit säuerlicher Miene spießte ich einen Apfelschnitz auf. Eine Hexe, die ihren Zauberstab nicht fand, war in etwa mit einem Muggel zu vergleichen, der behauptete, seine Hand verlegt zu haben. Es war wie Melinda ohne Pferde, wie Mum ohne Malkittel, wie Dumbledore ohne Zitronenbonbons. Auf jeden Fall unvorstellbar für einen reinblütigen Zauberer.
„Eve verliert gerne alle Schulsachen, zehn Minuten bevor der Hogwartsexpress abfährt.“, sagte meine Mum.
Ich lächelte zuckersüß. „Und Mum verliert gerne ihre Ohrringe, eine Minute bevor sie ausgeht.“
Schadenfroh beobachtete ich, wie Mums Gesichtszüge kurz einfroren. Dann stellte sie die Kaffeekanne wieder auf den Tisch und bemühte sich um ihr übliches Lächeln. Mir fiel natürlich auf, dass sie augenblicklich das Thema wechselte. „Das mit dem Dachboden haben wir übrigens ganz wunderbar hinbekommen, finde ich.“
„Wenn es dort oben so wunderbar ist, wozu dann der Lärm?“
Mum seufzte theatralisch und stellte die Kaffeekanne wieder in die Mitte des Tisches. „Du hast das künstlerische Gefühlsvermögen deines Vaters geerbt, Evangeline. Ich wusste es schon am ersten Tag. Als ich dich auf dem Arm wiegte und dir vorgesungen habe, hast du angefangen zu schreien und erst wieder aufgehört, als dein Vater dir deinen Plüschdrachen in die kleinen Hände gedrückt hat.“
„Na woran das wohl gelegen hat…“, murmelte ich so leise, dass Mum es nicht hören konnte. Sirius grinste breit in seine Kaffeetasse.
„Du hast schon immer lieber mit deinem Besen gespielt, als mit Buntstiften.“, fuhr Mum fort. „Und dein Musikgeschmack ist erbärmlich. Aber ich akzeptiere das. Ich bin schließlich sehr tolerant, was die Vorlieben meiner Töchter angeht. Viel toleranter als manche andere Mütter, das kann ich dir nur immer wieder sagen…“
„Was für ein Glück ich doch mit dir habe.“, sagte ich mit weit weniger Enthusiasmus, als Mum hören wollte und schlürfte an meinem gezuckerten Grüntee.

Der nächste Morgen verlief in absolut geregelten Bahnen. Ich musste sogar zugeben, dass ich noch niemals in meinem Leben so entspannt von Zuhause bis zum Bahnhof Kingscross gereist war.
Den Koffer packte ich zusammen mit Lily sorgfältig schon am Abend zuvor, Pan entließ ich in die Lüfte, sodass er eigenständig nach Hogwarts fliegen konnte, anstatt mir mit seinem Gekrächze die ganze Zugfahrt lang auf die Nerven zu gehen und mein Zauberstab lag griffbereit auf dem Nachttisch. Dass ich dies alles so gewissenhaft erledigte, lag weniger an Mums Ermahnungen, als vielmehr an meiner Angst, zu viel Zeit mit Sirius zu verbringen. Ich ging ihm nicht direkt aus dem Weg, dennoch versuchte ich den Zeitpunkt eines klärenden Gespräches so weit wie möglich hinauszuzögern.
Die Autofahrt überstanden wir ohne ein einziges Mal geblitzt zu werden, Mum parkte nicht im Halteverbot und ich stieg erst aus dem Wagen, als die Handbremse gezogen war. Dann nahmen wir in aller Seelenruhe unser Gepäck aus dem Kofferraum und schlossen ab.
Wir winkten Melinda hinterher, als sie mit ihrem Zug abfuhr, bevor wir auf den Weg zum Gleis neundreiviertel machten. Obwohl ich Mum mehrmals mit eindeutiger Geste klarmachte, dass wir sehr gut alleine in den Hogwartsexpress steigen konnten und sie uns nicht bis zur allerletzten Sekunde bemuttern musste, ließ sie sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen.
„Ach du weißt doch, wie sehr ich dieses zauberhafte Gleis liebe, Eve.“, sagte sie und kniff mir in die Wange. „Außerdem will ich meine kleine Tochter so lange wie möglich um mich haben.“
Ich zog eine Grimasse und rannte los, auf den Pfeiler zu. Ich war ganz sicher nicht die Person, die sie während der Schulzeit am meisten vermissen würde.
Denn nachdem Sirius sich heute Morgen so überschwänglich für die Gastfreundschaft bedankt hatte, dass ich mich liebend gerne in einen Farbeimer übergeben hätte, hatte meine geliebte Mutter doch tatsächlich die Dreistigkeit besessen, Sirius anzubieten, in den nächsten Ferien wiederzukommen. Vor Schreck hatte ich mein walnussgroßes Zitronenbonbon hinuntergeschluckt und es lag mir noch immer schwer im Magen.
Der Abschied war so bittersüß wie das Happy End eines Groschenromans und Sirius trug mit seinem charmanten Lächeln und seinen umgarnenden Worten dazu bei, dass Mum sogar Tränen in den Augen standen, als sie uns ein letztes Mal zuwinkte.
Dann fuhr der Hogwartsexpress mit einem langgezogenen Hupen aus dem Bahnhof. Ich wuchtete meinen Koffer auf die Gepäckablage und warf mich an den Fensterplatz. Grüne Landschaft zog an mir vorbei, das leichte Rütteln wirkte beruhigend und ich lehnte den Kopf an die harte Rückenlehne.
Erleichtert atmete ich auf.
Der Wahnsinn war vorbei. Der Unterricht nahm mir die Freizeit. Der ermüdende Alltag kehrte zurück. Alles war gut.


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