Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Unsere Heldenleben - Darum sind Ferien langweiliger als Schule

von Viola Lily

Wotcha,
vielen Dank Lord_Slytherin und Kathi Weasley für eure Rezension/Kommentare. Habe mich riesig gefreut und wünsche vor allem euch beiden viel Spaß bei diesem Kapitel.
Wie immer: wenn ein Logik-Fehler drin ist, sagt Bescheid.
Greetz,
Vio

______________________________


Pac und Rez duschen am Frühstückstisch und die Mädchen haben Angst vor der Walpurgisnacht


Die Osterferien kamen und hätten nach Desis Meinung nicht schnell genug enden können. Sie hatte Recht behalten und ihre Familie fuhr über die Oster-Feiertage zu den Großeltern nach Warnemünde. Zu dieser Jahreszeit war es noch ein sehr verschlafenes Nest, aber immerhin spielte das Wetter mit und machten diverse Strandspaziergänge bei Sonnenschein möglich. Außerdem legten in diesen Tagen zwei Kreuzfahrtschiffe im Hafen an, von denen man eines sogar besichtigen konnte.
Den Rest der Ferien verbrachte Desi wieder zu Hause in Kempten, wo in den Furchen noch Schnee lag und die Wälder rings um die Stadt eine tolle Aussicht boten. Desi wäre gerne tiefer in die Berge gefahren, ob noch ein bisschen rodeln zu gehen, doch abgesehen von ihrer Familie gab es niemanden, mit dem sie etwas unternehmen konnte. Ihre kleine Schwester Sophie spielte lieber mit Puppen, ihr Bruder Florian war erst 2 Jahre alt und ihre Eltern hatten momntan eine gemtüliche Phase, aus der sie auch der letzte Rest Schnee nicht raus kriegen konnte. Desi musste sich also einen Plan B überlegen und telefonierte viel mit Jördi, Mürvet und Pac, lernte für die Schule und bummelte durch die Stadt. Im Nachhinein war die Zeit zu Hause zwar nicht zum kotzen gewesen, doch glücklicher wurde sie erst wieder, als sie endlich zurück zur Vahrensburg fuhr.
Souta hatte ihr über die Ferien einen Brief aus England geschrieben, und mittlerweile fühlte sie sich auch nicht mehr so elend, wenn sie an ihn dachte. Ihre Trauer hatte sich in einen glücklichen Zustand verwandelt. Sie war nicht mehr sauer auf ihn, weil sie sich in ihn verliebt hatte, sondern war ihm vielmehr für die gemeinsame Zeit dankbar. Trotzdem nahm sie sich vor, sich jetzt erst mal auf die Schule zu konzentrieren. So schnell sollte ihr kein Junge mehr dazwischen kommen.
Der Unterricht begann wie gehabt und trotz des Auslandsaufenthaltes konnte Desi innerhalb weniger Tage den Faden wieder aufnehmen und dem deutschen Unterricht problemlos folgen. Sie fing wieder an, regelmäßig in den Tanzkurs zu gehen, der jeden Donnerstag-Abend stattfand, spielte mit ihren Freunden Quidditch und Flugball und lernte natürlich für die anstehenden Abschlussklausuren - wobei sie viel mehr damit beschäftigt war, Jördi an ihre Bücher zu prügeln als selbst effektiv zu lernen.
Jördi war nach den Ferien sowieso irgendwie komisch. Nach wie vor redete sie zwar immer noch Unsinn am laufenden Band, doch im Unterricht hatte es auffallend nachgelassen. Sie benahm sich sogar beinahe wie eine normale Schülerin, die artig den Arm hob, wenn sie etwas zu sagen hatte. Zudem pöbelte sie keine anderen Mitschüler wegen jeder winzigen Kleinigkeit an, die ihr nicht passte (außer, besagte Schülerinnen hießen Annette).
Anfangs hatte Desi den Wandel ihrer besten Freundin schweigend zur Kenntnis genommen - sie wusste, dass Jördi es ihr früher oder später sagen würde, wenn es mit etwas wichtigem zusammen hing - doch eines Tages geschah etwas, bei dem Desi fast den Glauben an ihre beste Freundin verloren hätte.
Es war an einem schönen Morgen Ende April - sie waren gerade mal seit 3 Tagen zurück auf der Varensburg - als Desi aus dem kleinen Bad kam und zweimal hinschauen musste, um sich zu vergewissern, nicht im falschen Zimmer gelandet zu sein. Sie schloss die Tür, nur um dann noch mal ins Zimmer zu kommen und um denselben Anblick vorzufinden, vor dem sie geflüchtet war.
Da stand ein Mädchen in Schuluniform vor Jördi's Kleiderschrank: weiße Bluse, über der sie einen dunkelblauen Strickpullover geworfen hatte, den beigefarbenen Rock und ihre Füße steckten in schwarzen Schnürschuhen. Ihre braunen Haare waren gekämmt und zu einem ordentlichen, lockeren Pferdeschwanz frisiert.
Desi kniff die Augen zusammen und öffnete sie wieder. Nein, zweifellos: diese Stupsnase und die großen, mandelförmigen Augen gehörten eindeutig zu Jördi. Auch dass sie das grüne Band der Elftklässler um ihre Hüfte gebunden und nicht - wie ordnungsgemäß - um den Hals geknotet hatte, gehörte zu ihren Merkmalen. Nur der Rest passte irgendwie nicht. Desi hätte sie sogar ohne weiteres in diesem Aufzug zum Frühstück entlassen, wenn Jördi sich nicht so verzweifelt vor dem Spiegel hin- und her gedreht hätte und dabei fürchterlich das Gesicht verzog.
Als sie Desi bemerkte, wandte sie sich ihr zu und breitete die Arme aus, um sich zu präsentieren.
„Was?“, fragte sie und hob die Augenbrauen, als Desi immer noch völlig baff in der Badtür stand und ihre Freundin anstarrte.
„Ääääh“, entfuhr es Desi, und es fiel ihr schwer, die Sprache wieder zu finden. „Jördi?“
„Was?“, fragte sie erneut.
„Du trägst einen Rock!“
„Wow, auf deine Sehkraft ist wieder mal Verlass“, entgegnete diese ein bisschen beleidigt und verschränkte die Arme. „Na Und?“
„Warum trägst du einen Rock?“
Jördi antwortete nicht sofort. Sie schlug die Schranktür zu und ging hinüber zum Tisch, wo sie sich vor die Futternäpfe der Kater hockte.
„Ist das verboten?“, fragte sie kühl zurück.
„Du hast noch nie einen Rock getragen“, bemerkte Desi und ging rüber zum Schrank, um sich ebenfalls um zu ziehen.
Wieder dauerte es eine Weile, bis Jördi antwortete. Seelenruhig schüttete sie etwas von dem Trockenfutter in die Schalen. Die beiden Kater Harlekin und Sarastro kamen sofort angesaust und stürzten sich auf ihr Frühstück.
„Irgendwann ist immer das erste mal.“
Desi, die sich jetzt die weiße Bluse zuknöpfte, ließ nicht locker: „Was ist passiert, dass du auf einmal einen Rock trägst?“
„Noch so 'ne blöde Frage und ich fütter' dich damit!“, drohte Jördi, wirbelte herum und hielt Desi die Packung mit dem Trockenfutter unter die Nase.
Unbeeindruckt rümpfte Desi die Nase und blieb mit ihren Fragen genauso stur wie ihre beste Freundin mit einer richtigen Antwort.
„Jördi, mit solchen Fragen musst du rechnen, wenn du plötzlich so etwas machst.“
„Ich wollte es mal, ausprobieren, ok?“
Jördi erhob sich schnaubend. Für sie war damit das Gespräch beendet und egal wie unnachgiebig Desi sein würde - eine ordentliche Antwort würde sie in diesem Moment nicht mehr bekommen.
Leider war Desi nicht die einzige, die großes Aufsehen um Jördi's neuen Modegeschmack machte. Jeder ihrer Klassenkameraden sah sie schief von der Seite an, als die beiden Mädchen zum Frühstück in den Speisesaal runter gingen. Silva war natürlich völlig aus dem Häuschen und den Tränen nahe, als sich Jördi und Desi an den Tisch der Elftklässler setzten - wie oft hatte sie nicht schon versucht, Jördi vom Rock zu überzeugen?
„Mein Gott, ich muss sofort ein Foto machen“, sagte sie hysterisch und kramte in ihrer Schultasche nach dem Smartphone.
Während der Aufnahme machte Jördi den unheimlichsten Todesblick, den sie drauf hatte und zog die Mundwinkel so weit nach unten wie möglich.
„Deswegen hasse ich SmartPhones!“, brummte sie und füllte ihre Schüssel mit Müsli.
Sie merkte dabei nicht, wie sich Rez und Pac an den Tisch setzten und ihnen sofort einen Zeitungsartikel vor die Nase legten.
„Heute ist ein historischer Tag“, verkündete Pac inbrünstig und zeigte mit vor Stolz triefender Mine auf einen Zeitungsartikel.
„Allerdings“, stimmte Desi zu und stellte ihre Kaffeetasse ab. „Denn aus irgendwelchen, unerfindlichen Gründen hat Jördi an diesem Morgen den ersten Schritt in ihre weibliche Zukunft gemacht.“
Pac und Rez tauschten einen verwirrten Blick. Das war eindeutig nicht die Aussage, die sie sich erhofft hatten, aber sie vergaßen sofort den Zeitungsartikel. Beide starrten Jördi an, die immer noch mit Todesblick ihr Müsli aß und stumpf in die Gegend starrte.
„Eigentlich wollte ich fragen, ob ihr den Artikel über die neuen Wahlen der Maigschen Regierung gelesen habt, aber das klingt noch besser. Wie kommts?“
„Hat sie endlich ihre Tage gekriegt?“
„Nein du Vollidiot!“, schimpfte Desi und klatschte sich mit der flachen Hand an die Stirn. „Sperr' deine Augen auf.“
Pac und Rez reckten die Hälse, doch die Tischplatte versperrte ihnen die Sicht. Und die schweigende Jördi, die jetzt ihrem Todesblick auf die beiden Jungs richtete, machte auch keinerlei Anstalten, sich zu erheben. Pac und Rez fackelten also nicht lange, tauschten einen kurzen Blick aus und schneller als die Auroren erlaubten hatten sie sich gebückt und die Köpfe unter den Tisch gesteckt.
Doch auch Jördi hatte Reflexe, die im Auroren-Büro eine Akte verdient hätten. Keine Sekunde später hatte Jördi ihren Zauberstab gezückt und den beiden diese Unter-den-Rock-Linserei ausgetrieben. Aus der Zauberstabspitze schoss das Wasser wie aus einem Gartenschlauch und machte nicht nur die beiden Jungs klatschnass, sondern überflutete binnen Sekunden auch den halben Speisesaal. Leider brachte sie sich mit dieser Aktion die Aufmerksamkeit der anderen Schüler ein, die sich neugierig umdrehten und anfingen zu tuscheln.
„Mein Gott!“, raunte Jördi. „Das hört wohl nie auf, oder?“
Um dem geheimnisvollem Getuschelt ein Ende zu bereiten, erhob sie sich. Doch ihren neuen Modegeschmack so simpel zu präsentieren, hätte nicht zu Jördi gepasst. Mit wachsendem Misstrauen beobachtete Desi, wie sie erst auf den Stuhl stieg und sich dann in einer heroischen Pose auf den Tisch stellte, damit wirklich jeder Schüler und jeder Lehrer ihr neues Outfit bewundern konnte.
„Jaja!“, rief sie und zog das Ganze zu einer noch größeren Nummer auf, indem sie die Arme ausbreitete und die Blicke der Umstehenden suchte. „Sehet her! Sehet her und staunet. Erstklassige Kunst zum Greifen nah. Nur heute und nur für sie, die größte Attraktion, die es jemals auf der Vahrensburg gab. Lasst euch dieses einmalige Schauspiel nicht entgehen. Tretet näher und staunet.“
Beschämt vergrub Desi ihr Gesicht in den Händen und sah dadurch nicht, wie Herr Beneberg sich durch die Schüler kämpfte und Jördi befahl, sofort runter zu kommen. Sie hörte auch nur so viel wie Nachsitzen, Eltern schreiben, Ungeheuerlich und Das wird noch ein Nachspiel haben. Sie traute sich erst wieder hin zu sehen, als Jördi wieder neben ihr Platz genommen hatte und mit wesentlich zufriedenerer Mine ihr Müsli aufaß.

Jördi ist von Anfang an klar gewesen, dass die halbe Schule ihren Outfit-Wandel bemerken würde. Doch mit so einem Tumult, den ihre Mitschüler beim Frühstück veranstalteten, hatte sie nicht gerechnet. Sie hätte auch niemals gedacht, dass sogar die Lehrer einen Hehl daraus veranstalteten und im Unterricht seltsame Blicke über die Brillengläser in ihre Richtung warfen. So wie Jördi ihre Situation im Laufe des Tages einschätzte, würde die Schule wohl noch ein paar Tage brauchen, bis sie ihren Sinneswandel verdaut hatten. Dass sie bis dahin im Mittelpunkt jedes Gesprächs in Flüsterlautstärke stehen würde, war ihr jedoch nicht ganz geheuer. Am nächsten Tag war sie sogar kurz vor der Entscheidung, wieder die Hosen an zu ziehen, doch das wäre garantiert noch alberner rüber gekommen als die Frühstücks-Show vom Vortag. Nein, das mit dem Rock würde sie jetzt durchziehen. Schließlich hatte sie auch ihre Gründe. Über diese würde sie leider auch früher oder später wohl mit Desi reden. Gezwungenermaßen, denn Desi war kein Mensch, der über so eine Veränderung nur die Schultern zuckte.
Doch es sollte noch ein Weile dauern, bis sich die beiden Mädchen für dieses Gespräch Zeit nehmen konnten, denn seit den Osterferien mussten sich die Mädchen aus der 11. Klasse über ein ganz anderes Highlight Gedanken machen: das sagenumwobene Lebensfeuer-Ritual für junge Hexen in der Walpurgisnacht.
Am Abend des 30. Aprils, es war ein Freitag, bereitete sich die ganze Schule auf den morgigen Feiertag vor. Für die Muggel war es nur der Tag zum Gedenken an die Arbeiterbewegung, für die magische Bevölkerung war er viel mehr. Sie feierten in erster Linie die Hexenumzüge, die ihren Ursprung im Mittelalter hatten und mit denen in der Walpurgisnacht der Frühling begrüßt wurde. Überall versammelten sich an diesem Abend die Hexen, um gemeinsam auf dem Blocksberg das Lebensfeuer-Ritual für die neuen, volljährigen Hexen zu feiern.
Doch nicht nur das: wie überall in Deutschland wurde auch auf der Vahrensburg in den 1. Mai getanzt und gefeiert, und demnach liefen die Vorbereitungen an diesem Tag auf Hochtouren: Maifeuer wurden vorbereitet, in allen Ecken des Schulgeländes wurden Maibäume aufgestellt und der Burghof wurde mit grünen Ästen, Bändern und Tüchern geschmückt. Das Herzstück des Hofes bildete ein 5 Meter hoher Mast, an dessen oberen Ende ein mit Blumen und bunten Bändern geschmückter Maikranz hing. Am Abend des 1. Mais würden die Klassensprecher den Bandltanz ausführen und vor allem Annette bildete sich ziemlich etwas darauf ein. Mit erhobener Nase stolzierte sie den ganzen Tag durch die Burg und trichterte bei jeder Gelegenheit dem - nicht gerade unattraktiven - Klassensprecher Frederick Fromme ein, sie beide bloß nicht zu blamieren.
Um diese Tanzfläche wurden noch zahlreiche Stühle, Bänke und Tische aufgestellt, denn es wurden eine Menge Eltern und Freunde der Schule erwartet. Den ganzen Abend hing ein herrlicher Duft in der Luft, der aus der Küche kam, wo ein Team von Hauselfen, angeführt von Köchin Katarina, ein Festmahl zubereitete. In all der Aufregung huschte die Schuldirektorin Frau Rohdmann von einer Ecke der Burg in die andere, um die Fortschritte zu überwachen und zu kontrollieren.
Um 21 Uhr versammelten sich die Jungen Hexenschülerinnen, die bis zum 1. Mai des nächsten Jahres Volljährig werden würden, draußen vor den Burgmauern. Es waren hauptsächlich Mädchen aus Desis und Jördis' Klasse, doch jeweils ein Mädchen aus den anderen Klassen war auch dabei: Lisa Nachtfunken aus der 12. Klasse, welche man an dem perlmuttfarbenden Band um ihren Hals erkannte und Paula Eulenberg aus der 10. Klasse mit einem rubinroten Band. Die Mädchen der elften Klasse trugen alle ein smaragdgrünes (wobei Jördi die einzige war, die um die Hüfte trug). Alle Mädchen trugen einen langen, Wadenlangen, schwarzen Kittel und einen Nachtschwarzen Umhang über die Schultern. Auf ihren Köpfen saß der schwarze Spitzhut mit Krempe, auf dem das Wappen der Vahrensburg abgebildet war. Jedes der Mädchen hatte seinen Besen dabei und um ihre nackten Füße wuselten ihre Katzen und Kater, die vor Ungeduld fauchten und miauten.
„Ich würde jetzt zu gern die Gesichter der Jungs sehen“, sagte Jördi und drehte sich um zum Burghof.
Von hier aus konnte man es zwar nicht sehen, doch die Vorbereitungen liefen immer noch auf Hochtouren und die Kräfte der Jungs waren wegen des Schleppens von Kisten, Bänken und Tischen sehr gefragt. Ihre Gesichter waren grün vor Neid gewesen, als sich die Mädchen mit Besen und Katzen auf dem Weg zum Tor gemacht hatten.
„Glaubt ihr, dass es stimmt, was die Älteren über diese Tradition erzählen?“, fragte Mürvet leise.
Ihre Nervosität war berechtigt und in allen Gesichtern ihrer Mitschülerinnen war ein leichter Anflug von Furcht zu erkennen. Desi hatte selbst auch ein bisschen Angst - wie immer, wenn sie nicht wusste, was ihr bevor stand.
Keines von den älteren Mädchen, die das Ritual bereits hinter sich hatten, verlor jemals ein wahres Wort über das Lebensfeuer-Ritual auf dem Blocksberg. Es war ihnen sogar verboten worden. Desi hatte immer nur Geschichten über Prüfungen gehört, über Kämpfe gegen Drachen oder - und das war der einzige Punkt, den sie noch halbwegs glaubhaft fand - das man einen Trank zu sich nehmen musste, der die Sinne betörte und dass sie wie im Mittelalter wild um das Feuer tanzten. Beim letzten Gedanken musste Desi die Nase rümpfen. Die Lehrer würden es niemals zu lassen, dass ihre Schülerinnen Drogen oder so etwas zu sich nähmen, also fiel diese Möglichkeit, zum Glück, auch weg.
„Also echt, Mürvet! Du glaubst doch nicht den Quatsch, den die Zwölfer rum erzählen“, meinte Jördis und grinste hämisch. „Als ob wir gegen Drachen kämpfen müssen. So ein Unsinn.“
Mürvet ließ die Schultern hängen und stellte sich näher zu Silva.
„Und was glaubst du, Jördi?“, fragte Silva neugierig. „Bei deiner blühenden Fantasie würde mich das ja schon interessieren.“
Jördi zuckte mit den Schultern.
„Ich muss dich enttäuschen Silva, aber diesmal habe ich das Gefühl, dass es keine spannende Sache wird. Von so einer Jahrhundertealten Tradition verspreche ich mir nicht viel. Bestimmt wird uns an einem großen Lagerfeuer eine Geschichte über die alten Zeiten erzählt, dann halten wir Händchen, sprechen einen mysteriösen Schwur und fliegen dann wieder weg.“
„So ein Mist kann auch nur aus deinem Mund kommen“, bemerkte Annette entrüstet.
Jördi verdrehte die Augen: „Sag es uns, wenn du's besser weißt.“
„Darum geht es doch gar nicht“, sagte sie und verschränkte die Arme. „Du hast einfach mal wieder keine Ahnung, wie wichtig das für uns wird. Von jemandem, dessen ganze Familie aus Muggeln besteht, war das auch nicht anders zu erwarten.“
Jördi war kurz vorm ausrasten. Es war unfair von Annette, ihre Herkunft mit einzubeziehen - nur um den Vorteil ihrer eigenen reinblütigen Familie hervor zu heben.
„Lass meine Familie aus dem Spiel“, warnte Jördi. „Vermutlich ist dieses Ritual der ganzen Geheimniskrämerei ja gar nicht wert?“
Annette wirbelte herum und kniff wütend die Augen zusammen.
„Kleiner Tipp für Leute, die eh keine Ahnung haben: einfach mal Fresse halten.“
„Das sagt ja die richtige!“
Bevor der Streit zwischen den beiden noch eskalierte, wurden die Mädchen auseinander gezogen. Mürvet und Silva kümmerten sich um Annette, Desi packte Jördi an den Schultern und schob sie schweigend in die andere Richtung. Für gewöhnlich war Desi ja ihr gleichgültig, wenn sich ihre beste Freundin mit der Klassensprecherin anlegte, doch in diesem Fall musste sie Annette leider Recht geben: Desis Mutter hatte ihr, als sie noch kein war, schon von diesem Ritual erzählt und dementsprechend wichtig war es auch für sie - also verständlich, wenn Jördi als Muggelgeborene diese Meinung nicht teilte. Doch im Augenblick hatte sie viel zu wenig Respekt vor der Tradition.
Plötzlich brauste ihre Zauberkunstlehrerin Frau Mondschatten auf ihrem Besen herbei und lenkte die Aufmerksamkeit der Schülerinnen von Annettes und Jördi's Streit ab. Die Hexe flog eine Runde über die Köpfe der Mädchen und blieb dann in der Luft stehen. Ihr Nachtschwarzer Umhang flatterte im kühlen Wind und sie trug ihren auf Hochglanz polierten Hexenhut. Auf ihrer Schulter hockte Apollo, ihr Sturmgrauer Kater mit den stechenden, gelben Augen.
„Aufsitzen, meine Damen“, kommandierte sie gut gelaunt. „Wir haben beste Bedingungen für den Flug und wir müssen bis Mitternacht am Blocksberg sein.“
Desi und Jördi setzten sich auf die Besen. Desi platzierte ihren Kater Harlekin auf dem Reisigschweif des Besens ab, Jördis musste Sarastro in die Kapuze ihres Umhangs setzten. So vorbildlich wie Halekin hatte sich Sarastro noch nie benommen - ein Punkt, in dem sich Kater und Besitzerinnen ähnelten wie die Faust aufs Auge. Aus den Augenwinkeln beobachtete Desi, wie Silva wieder mal mit ihrer Katze Fiodora zu kämpfen hatte, die es schlicht und einfach hasste, zu fliegen. Mürvet hatte problemlos ihren kleinen Kater Aztek wie Frau Mondschatten auf der Schulter geparkt.
„Vergesst nicht, dass auf dem ganzen Flug absolutes Redeverbot gilt. Wen ich sprechen höre, kehrt sofort um und wird vom Fest ausgeschlossen. Alle bereit? Auf!“
„AUF!“
16 in schwarz gekleidete Hexen erhoben sich in die Luft und folgten der Lehrerin, die sofort Richtung Osten einschlug, dorthin, wo ihnen der Mond mit halben Gesicht entgegen lächelte.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 3. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Weil ich ein riesiger Fan von Gary Oldman bin, war ich bei unserem ersten Treffen völlig eingeschüchtert. Dabei ist er echt ein cooler Typ und ich habe mich in seiner Gegenwart sofort sehr wohl gefühlt.
Daniel Radcliffe