Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Unsere Heldenleben - Abendstund' hat schwer verdauliches Gold im Mund

von Viola Lily

Jördis wird von Vorahnungen geplagt und Lorenz von einem schlechten Gewissen



Etwa eine halbe Stunde später brachen sie auf und schlugen den Weg über den Burghof ein. Der Schlaftrakt war über zwei Wege erreichbar und der über den Hof dauerte zwar länger, war aber schöner. Viele Schüler wollten kurz vor dem Schlafen-Gehen noch etwas frische Luft schnappen und die meisten trafen sich draußen auf dem Hof, um noch ein bisschen zusammen zu sein, zu Rauchen oder diverse Ballsportarten zu spielen.
Pac und seine Freunde hatten sich die Bank am alten Ziehbrunnen in der Mitte des gepflasterten Platzes gesichert und trotz des kalten Windes, der ihnen hier oben um die Ohren pfiff, waren sie nicht die einzigen Schüler, die einen letzten frischen Atemzug an diesem Abend nehmen wollten. Silva war allerdings nicht bei ihnen, sie hatte sich nach dem Abendessen gleich verabschiedet, um ihren Pflichten als große Schwester nach zu gehen und ihrem Bruder einen Besuch ab zu statten. Der Rest der Gang plauderte weiter über Hogwarts, doch bei den drei Reisenden gewann bald die Müdigkeit Überhand und keiner von ihnen konnte ein Gähnen im Minuten-Takt unterdrücken.
Chris war der erste, der es nicht mehr aushielt.
„Bei aller Freundschaft Leute, ich würd' gern noch mit euch abhängen aber bin so KO von der Reise, ich hau mich jetzt schon hin“, verkündete er und streckte sich.
Mürvet sprang sofort von der Bank auf: „Ich begleite dich.“
Dankend lächelte Chris sie an und legte einen Arm um sie.
„Was dagegen, wenn ich auch mitkomme?“, fragte Desi und unterdrückte ein Gähnen.
Jördis beobachtete, wie Desi aufstand und sich entfernte. Nein, Jördis war mit dieser Entscheidung ganz und gar nicht zufrieden - aber sie wollte ihre beste Freundin auch nicht vom Wohlverdienten Schlaf abhalten. Morgen war Sonntag und damit der einzige Morgen, an dem sie ausschlafen könnte, bevor am Montag wieder der Unterricht begann. Zwar nur noch für eine Woche - dann würden auch an der Vahrensburg endlich Osterferien beginnen - aber Pac, Chris und Desi allein wussten, auf welchem schulischen Stand sie gerade waren und was sie alles nachholen müssten.
Aus diesem Grund meinte sie: „Geh ruhig. Ein halbes Jahr bin ich schon allein mit diesen Idioten zurechtgekommen, da kommt es auf einen Abend mehr oder weniger auch nicht an. Gehst du auch schon hoch, Pac?“
Jördis guckte über Lorenz' geballte Fäuste hinweg („Wie bitte? Idioten?“) den verschlafenen Pac an. Dieser nickte und rieb sich die Augen.
„Hatte ich eigentlich vor, wieso?“
„Guckt mal, guckt mal, guckt mal“, unterbrach Leon aufgebracht die beiden, „Golger ist sogar ein Gestaltwandler. Er hat sich gerade in diesen Eimer verwandeln.“
Damit zeigte er auf den alten Holzeimer, der an einem Seil über dem Brunnenloch baumelte. Doch plötzlich war er kein Eimer mehr, sondern wieder zu dem Kugelfisch geworden, den Jördis immer noch mit gemischten Gefühlen betrachtete.
„SuperMegaAwesome“, entgegnete sie lächelnd, aber knapp, „Pac? Kann ich noch mal kurz mit dir reden?“
Pac, der gerade herzhaft gegähnt hatte, hielt sich ertappt die Hand vor den Mund und murmelte: „Wenns sein muss... was gibt's?“
Jördis gab ihm mit ihren Augen zu verstehen, dass es hier in der Traube von Freunden nichts gäbe, packte kurzerhand seine Kapuze und zog ihn auf diese Weise unter Protest vom alten Brunnen weg. Sie ließ ihn erst los, als sie eine ruhige Ecke an der Brüstung gefunden hatten.
„OK“, begann Pac und richtete seine Jacke, „Was ist los, Jörde-Popörde?“
Jördis schüttelte über diesen Namen nur den Kopf und kam gleich zur Sache: „Was los ist? Wusstest du, dass Lorenz Schlafwandler ist?“
In der Dunkelheit sah Jördis, wie Pac verwirrt blinzelte und kurz den Kopf schüttelte, als wenn er ihre Frage nicht verstanden hätte.
„Äääääähhhh....
Jördis sprach viel mehr zu sich selbst als zu Pac: „Also Nein. Wusst ich's doch, dass es erst seit kurzem ist... .“
„Was? Was, Moooment mal“, hielt Pac sie verwirrt zurück, „Was hast du gesagt? Lorenz und Schlafwandeln?“
Jördis nickte und senkte ihre Stimme: „Das hat ganz komisch angefangen. Eines Morgens stand er plötzlich in Schlafanzug und verdreckten Schuhen in meinem Zimmer - er hatte sogar noch Haare in den Blättern... ach quatsch, Blätter in den Haaren. Er sagte was von Die Sache ist mir nicht geheuer und Wäre fast im See baden gewesen… . Egal, jedenfalls habe ich ihm als Beruhigung vorgeschlagen, mich mit Leon und Mürvet auf die Lauer zu legen - falls er noch mal auf Wanderschaft gehen sollte. Und Zack: vor 2 Wochen erst sind wir ihm ins Sekretariat gefolgt und haben so noch verhindern können, dass er den Blumenkübeln mit Filzstift freundliche Gesichter malt.“
Diese ganze Geschichte klang in Pacs Ohren so unglaubhaft, dass er erst mal überlegen musste, ob er heute an der richtigen Schule gelandet war. Oder waren das Nachwirkungen seines fast verblassten Katers?
Leider brachte er auch nichts Intelligentes zustande, als er der abwartenden Jördis eine Antwort gab: „Ähhm, wir reden hier von Lorenz?“
Jördis schob ungeduldig ihr Kinn vor und weitete die Augen.
„Boah Alter, Pac, bitte! Für solche Scherze bin ich zwar immer zu haben, aber diesmal ist es mir wirklich ernst. Es ist nicht normal, wenn man plötzlich mit Schlafwandeln anfängt. Und dann auch noch Lorenz. Ich bitte um ein bisschen mehr Verständnis in diesem Fall.“
Der besorge Unterton, der in ihrer Stimme mitschwang, brachte Pac dazu, sich am Riemen zu reißen und die Sache noch mal zu überdenken.
„Tut mir Leid, so war das nicht gemeint. Es klingt nur so merkwürdig. Schlafwandeln... das kann ich mir bei Lorenz gar nicht vorstellen. Das passt zusammen wie Leon und Legasthenie. Klingt irgendwie goldig.“
Während er das sagte, warf er einen langen Blick über die Schulter zum Brunnen, wo sich Lorenz und Leon immer noch mit dem Golger amüsierten.
Jördis nickte in der Dunkelheit und entgegnete im fließendem Sarkasmus: „Stimmt Pac, irgendwie goldig. Gold ist schwer zu verdauen.“
„Wart ihr schon bei der Schulärztin?“, war seine nächste Frage.
Sie schüttelte den Kopf: „Nein. Ich kann dir auch erklären warum.“
Sie schabte nachdenklich mit dem Fuß im Kies und schien zu überlegen, wie sie ihre nächsten Gedanken am besten erklären konnte. Pac sah ihr an, dass sie dieses Gespräch vorher schon geistlich durchgegangen war, aber diese Worte ihr sehr schwer fallen mussten.
„Weißt du, ich bin mir nicht sicher, aber ich hab das Gefühl, dass mehr dahinter steckt.“
Pac sah sie wieder an: „Was meinst du damit?“
„Schlafwandeln kommt doch nicht von jetzt auf gleich, schon gar nicht in unserem Alter“, erklärte sie langsam, „Du kannst mir glauben. Ich hab das nachgelesen.“
„Du und nachlesen?“, warf er überrascht dazwischen, „Moment, da passt was nicht.“
„Witzig. Zurück zum Thema: Schlafwandeln ist etwas, was bei Kindern häufig auftritt, seltener bei Teenagern oder Erwachsenen. Und die beiden Male, als Lorenz auf Wanderschaft war, war es nicht mal Vollmond, und von diesem fühlen sich die meisten Schlafwandler bekanntlich angezogen. Ich glaube, Lorenz brütet irgendwas aus von dem er selbst noch keine Ahnung hat.“
„Und du bist dir da sicher?“
„Nein, wie gesagt, ist nur so ein Gefühl.“
„Und deshalb soll er nicht zu Frau Solbach gehen?“
Pac spürte, wie ein leichter Anflug von Wut in ihn aufkochte.
„Ja und Nein. Du weißt, er hasst Ärzte - obwohl Frau Solbach echt nett ist - und ich will das lieber noch ein bisschen beobachten. Noch ist nichts Ernstes passiert.“
Pac konnte nicht glauben, was er da hörte. Mit seinen nächsten Worte schwang die aufgestaute Wut mit.
„Was?“, fuhr er sie leicht an, „das ist der Grund. Er mag keine Ärzte und du willst ihn noch beobachten, weil du so 'ne Ahnung hast? Hast du nicht eben noch gesagt, dass er im See baden war?“
Als hätte jemand einen Schalter umgelegt waren Pacs Kopfschmerzen und die Müdigkeit wie weggeblasen und Sorge um seinen besten Freund hatten sich in seinen Verstand gebohrt. Seine Wut war berechtigt, und Jördis sollte erfahren, was er vom Verhalten seiner Freunde hielt.
„Ist dir bewusst, in welche Gefahr er sich begeben kann? Von Schlafwandlern erzählt man, dass sie auf Dachbalken spazieren gehen und durch Flüsse waten. Ein falscher Schritt und sie stürzen ab oder ertrinken. Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass Lorenz auch so was passieren kann?“, fuhr er sie an und verschränkte die Arme.
„Beruhig dich“, verlangte sie in scharfem Ton, „Natürlich kennen wir das Risiko. Aber es ist noch nichts Schlimmes passiert. Und jetzt kommst du ins Spiel: kannst du ein bisschen auf ihn aufpassen? Und wenn er wieder einen nächtlichen Trip unternimmt, weck' mich und die anderen bitte. Gemeinsam können wir schlimmeres vermeiden.“
Pac guckte sie immer noch ernst an. Es gefiel ihm nicht, dass seine Freunde so leichtfertig mit Lorenz` neuem Verhalten umgingen. Nachdenklich schaute er zu seinem besten Freund, der sich in dem Moment nichts ahnend zu den beiden umdrehte und unbekümmert grinste.
Pac konnte nicht anders als dieses Grinsen zu erwidern.
„Bist du dabei, Pac?“, fragte Jördis.
Pac stieß hörbar Luft aus und sprach ergeben: „Na gut. Aber wenn es ernst wird, gehen wir zu Frau Solbach, verstanden? Ich setzte das Leben meines Freundes nicht für ein Was-wäre-wenn-Spiel von dir aufs Spiel.“
Jördis lächelte dankbar.
Pac schüttelte er den Kopf und guckte sie an: „Da ist man ein halbes Jahr nicht da und dann passiert so was... gibt es noch was anderes, was ihr mir verschweigt? Hat Leon vielleicht den Junioren-Tüftler-Preis gewonnen oder hat Silva vielleicht dem Vegetarismus abgeschworen?“
Pac wurde plötzlich wieder sehr müde und rieb sich die Augen. Dadurch war seine Aufmerksamkeit kurz bei seinem Bett und dem weichen Kopfkissen, das auf ihn wartete.
„Das nicht gerade“, sagte Jördis in dem Moment so leise, dass er es gegen den Wind nicht hören konnte.
Jedenfalls hoffte sie das und wie er so gähnte, sah es sehr danach aus, als wären seine Ohren wirklich woanders gewesen.
„Dann bist du jetzt entlassen“, meinte sie und zusammen machten sie sich auf den Rückweg.
„Was hattet ihr denn da hinten zu tuscheln?“, fragte Lorenz und lächelte leicht boshaft.
Jördis entgegnete frech: „Wir haben uns einen Plan ausgedacht, um die Weltherrschaft an uns zu reißen. Wir wollen unseren eignen Staat kreieren und gemeinsam über ihn regieren. Mit allem, was dazu gehört.“
„Und welche Rolle dürfen wir spielen?“, wollte Lorenz wissen.
„Die treuen und unterwürfigen Untertanen!“, gab sie zurück.
„Boah, großkotzige Möchtegernkönigin in Anmarsch“, piepste der Golger und entwischte gerade noch rechtzeitig ihrer Hand, bevor er von ihr zerquetscht werden konnte.
Pac sagte nur: „Ich geh jedenfalls hoch.“
„Pläne schmieden?“, hakte Lorenz nach.
„Nein, schlafen gehen.“
„Und ich glaube, ich werd' jetzt auch schon ins Bett gehen“, meinte Jördis und ließ vom Golger ab, „Die Uhrzeit entspricht zwar gar nicht meinen Verhältnissen, aber ich möchte Desi gleich nicht stören.“
Lorenz und Leon, die Jördis' letzte Worte mitbekommen hatten, erhoben sich jetzt auch.
„Was für ein kluges Kind du doch bist“, meinte Lorenz und legte einen Arm um Pacs Schultern, „Ich werde mir ein Beispiel nehmen und Paccy ins Bettchen bringen, damit er seinen wohlverdienten Schönheitsschlaf bekommt. Auch wenn das für mich heißt, um halb 9 schon Schlafen zu gehen.“
Jördis erwiderte keck (und singend): „Auf dem Weg zur Volksgesundheit müssen alle Opfer bringen. Hey Leon, schlafen Golgers eigentlich?“
Leon zuckte mit den Schultern, sodass der Golger beinahe runter gefallen wäre. Dieser hatte wieder seine Kugelfischgestalt angenommen und guckte Leon interessiert an. Offenbar wusste selbst der Kugelfisch nicht, ob er zu so einer Ruhe überhaupt fähig war.
„Der frühe Vogel badet in der Cornflakesschale“, kommentierte der Golger.
„Ich werde ihn dazu zwingen“, versprach Leon und musterte den Golger stirnrunzelnd.
„Manche muss man eben zum gesunden Leben zwingen… .“, sang Jördis gut gelaunt weiter, als sie sich auf den Weg machten.

Pac und Lorenz verabschiedeten sich auf dem Flur von Leon und Jördis (die immer noch vor sich hin sang und so auf dem Mädchengang verschwand) und betraten ihr Zimmer. Als erstes fiel Pac seine Reisetasche auf, die immer noch darauf wartete, ausgepackt zu werden. Sie hätte es sogar dringend nötig gehabt, da aufgrund von Lorenz' und Jördis' Neugierde alle Klamotten, Bücher und übriger Kram ein einzges Durcheinander gebildet hatten und auch teilweise auf dem Boden zerstreut lagen.
Lorenz guckte abwartend auf den chaotischen Haufen.
„Das mach ich morgen“, sagte Pac müde und klang dabei so, als wolle er sich bei seiner Tasche für seine Faulheit entschuldigen.
Sein bester Freund zuckte mit den Schultern: „Das macht überhaupt nichts. Während deiner Abwesenheit hat es hier allerdings besser ausgesehen.“
Dann sprach er leise hinter vorgehaltener Hand weiter: „Jördis war ständig hier drin. Und du weißt ja, dass sie ist vielleicht nicht gerade jemand ist, den ich als typisches Mädchen bezeichnen würde, aber sie hat hier ständig aufgeräumt. Du ahnst ja nicht, wie lächerlich das war.“
Pac grinste bei der Vorstellung einer Jördis, wie sie in Schürze und Gummihandschuhen mit einem Wischmopp vor ihm stand. Doch seine Laune schlug bei der nächsten Frage, die er Lorenz stellte, um.
„Gibt es vielleicht noch etwas, was ich nicht weiß?“
Am Klang seiner Stimme wusste Lorenz sofort, was - besser gesagt - wen Pac mit dieser Frage meinte. Lorenz bekam Panik und sagte erst mal gar nichts. Vielleicht fiel ihm ja noch eine Ausrede ein, wenn er kurz nachdenken könnte, doch Pac redete schon weiter.
„Jördis dachte vielleicht, dass ich sie gegen den Wind nicht höre... also, sag schon. Wo ist sie vorhin wirklich hin gegangen?“
Lorenz fühlte sich zwar über die Maßen unwohl in seiner Haut, aber er konnte seinen besten Freund einfach nicht anlügen, und so gestand er schweren Herzens: „Silva ist jetzt mit Aaron zusammen.“
Pac hatte so etwas schon geahnt und hatte eigentlich gedacht, gut damit umgehen zu können, doch es traf ihn wie ein Fausthieb in die Magengrube.
Keiner der beiden Jungen bewegte sich. Eine Zeit lang schwiegen sie sich an, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
„Okay“, meinte Pac und nickte heftig, „Auch gut.“
„Tut mir Leid.“ sagte Lorenz reumütig, „ Ich hätt's dir gern eher gesagt, aber ich wusste nicht wie.“
„Ich sagte doch, es ist Okay.“
Um seine Aussage zu bekräftigen lächelte er Lorenz an. Dann schnappte er sich einen Schlafanzug und seine Kulturtasche, die neben der Reisetasche lag und verabschiedete sich ins Bad.
Lorenz ging hinüber zum Fenster, öffnete es und atmete die kalte Frühlingsluft ein. Pac tat ihm Leid. Schon seit der Neunten Klasse hatte er ein Auge auf Silva Emke geworfen. Keine Frage, mit ihren weichen Haaren, dem sanften Blick und dem zierlichen Körper war sie ein echter Hingucker, aber anders als Veronika Antholz war sie auch nicht auf den Kopf gefallen. Ihre Noten waren super, sie konnte unglaublich gut mit Katzen umgehen und sie hatte Humor. Das einzige, was man an ihr als Macke bezeichnen könnte, war ihr abnormaler Reinlichkeitswahn. Und vielleicht noch Schuhe, aber diesen Tick hatte so gut wie jedes Mädchen.
Es war auch nie so, dass Pac keine Chance bei ihr gehabt hätte, sie waren immerhin schon Freunde und bekanntlich ist der Weg von Freundschaft zu Liebe nicht lang. Aber er hat es nie über sich gebracht, es ihr zu gestehen, sondern ist immer für sie immer der gute Freund geblieben. War es da nicht sogar gut für ihn, dass er nach England gegangen ist? So konnte er endlich Abstand zu ihr kriegen und vielleicht endlich über sie hinweg kommen.
Aber nachdem Pac ihn so angelächelt hatte, wusste Lorenz, was wirklich noch in ihm vorging.
Unerwartet hörte Lorenz seine Stimme, doch er traute sich, sich zu ihm umzudrehen. Er wollte nicht sein enttäuschtes Gesicht sehen.
„Weißt du Lorenz, dass sie sich für jemand anderen entschieden hat, ist ja Okay. So ist das Leben nun mal. Wäre halt nur netter gewesen, wenn sie nicht gelogen hätte. Von wegen, sie geht zu ihrem Bruder. Sie war noch nie gut im Lügen.“
Damit knallte er die Badezimmertür hinter sich zu. Lorenz ließ entmutigt die Schultern hängen. Nichts war Okay.

Derweil drehte sich das Gespräch zwischen Desi und Jördis ebenfalls um ein unangenehmes Thema. Jördis hatte sie zwischenzeitlich ebenfalls über alles aufgeklärt. Desi sah jetzt nicht nur von der letzten Nacht noch völlig erschlagen aus, sondern auch von den Nachrichten.
„Moment mal, hab ich das grade richtig gehört? Silva ist mit Aaron zusammen? Aaron von Gilbershagen?“
Einen kurzen Augenblick guckte Desi nachdenklich in die Luft. Dann verzog sich ihr Gsicht zu einer ungläubigen Grimasse.
„Was will sie denn mit dem?“
Dabei verzog ihren sie Mund, als wolle sie die Vorstellung ihrer Freundin mit dem versnobten Von-und-Zu-Sprössling nicht wahr haben.
„Frag sie morgen doch selbst. Ich jedenfalls möchte jetzt nicht in Lorenz' Haut stecken.“
„Wieso?“
„Irgendjemand muss es Pac doch sagen, oder?“
„Hast Recht. Oh Gott, der Arme.“
Desi nickte klamm.
„Er wird schon drüber hinweg kommen“, meinte Jördis und erhob sich von ihrem Bett, um das Fenster zu schließen.
„So was kann auch nur von dir stammen“, murrte Desi und guckte Jördis leicht provoziert an.
„Hab ich was Falsches gesagt?“, fragte Jördis und guckte sie unschuldig an.
Desi holte Luft und sagte: „Nimm`s mir nicht übel, aber hast du überhaupt 'ne Ahnung, wovon du sprichst? Soweit ich mich erinnere, bist du noch nie richtig verliebt gewesen. Du weißt nicht, wie das ist, über jemanden hinweg zu kommen.“
„Ach, Desi“, winkte Jördis ab und klang dabei so, als nähme sie diesen Vorwurf auf die leichte Schulter, „Du weißt genau, dass ich mich für keinen Jungen an dieser Schule interessiere. Ich bin doch auch so glücklich. Ich habe-“
„- meine Musik, meinen Besen, die besten Freunde der Welt, ein Dach überm Kopf und drei Mahlzeiten am Tag“, beendete Desi aus reiner Gewohnheit diesen Satz und äffte dabei sehr gekonnt die Stimme ihrer besten Freundin nach.
Beide lachten kurz darüber, bis Jördis schnell ins Bad verschwand. Nachdenklich sah Desi ihr nach, und auch wenn die Müdigkeit sie zu überrollen drohte, konnte sie nicht anders, als Jördis bewundern.
„Manchmal wäre ich gern wie sie. Sie kümmert sich nicht um Jungs oder darum was andere Leute von ihr denken... .“
Aus dem Badezimmer hörte sie ein lautes Poltern, eine lautes „Autsch, du Scheiß-Badewanne“ gefolgt von mehreren Gegenständen, die geräuschvoll auf den Fliesenboden landeten.
„...oder ob sie je wieder laufen kann.“
Dann schloss sie die Augen und war sofort eingeschlafen. Sie bekam nicht mal mehr mit, wie im Bad plötzlich ein mindestens Vierstimmiges King of the Road erklang.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Hobbit 3: Begleitbuch
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Wenn man wie ich über Böses schreibt und wenn einer der beschriebenen Figuren im Grunde ein Psychopath ist, hat man die Pflicht, das wirklich Böse zu zeigen, nämlich, dass Menschen getötet werden.
Joanne K. Rowling