von else1993
3. Back in time
„Ich werde mich jetzt um Mr. Pettigrew kümmern“, fuhr sie gefährlich ruhig fort, „Heute Abend um 8 werden Sie beide hier in meinem Büro nachsitzen. ich werde den Schulleiter informieren und bei Merlin, ich schwöre ihnen - wenn Sie bis dahin keine gute, legale Erklärung für diese Geschehnisse haben, dann mach ich 50 Punkte draus", sie wandte sich an Lily, "Und gerade von ihnen, Miss Evans, hätte ich eine Beteiligung an Vorkommnissen dieser Art am allerwenigsten erwartet. Und würde das Schuljahr nicht nur noch drei Wochen gehen - ooooh ja, das können sie mir glauben, würde ich sie unverzüglich ihres Amtes als Vertrauensschülerin entheben."
Kaum war die Tür zur McGs Büro zugefallen, fiel Sirius‘ Maske und blanke Wut zeichnete seine sonst so schönen Gesichtszüge. Er blitzte mich an und schien etwas sagen zu wollen, entschied sich schließlich aber doch dagegen und stürmte davon.
„Sirius, warte!“, mehr aus einem Impuls heraus rannte ich ihm hinterher und berührte ihn an der Schulter, um ihn aufzuhalten.
Wütend fuhr er so plötzlich zu mir herum, dass ich vermutlich in ihn hineingerannt wäre, hätte er mich nicht an den Oberarmen gepackt. Meine Haut kribbelte, trotz dessen, dass sich seine Finger inzwischen schmerzhaft in mein Fleisch bohrten.
„Sag mal spinnst du, oder was?!“, herrschte er mich an, „Das ist Peter! Einer von uns! Der tut doch keiner Fliege was zu leide!“
"Keiner Fliege!?", ich lachte freudlos, "Wenn du wüsstest!! Sieh lieber zu, dass du so weit wie möglich von ihm wegkommst, er ist nämlich im falschen Haus gelandet!"
Sirius schüttelte nur immer wieder den Kopf, er konnte einfach nicht verstehen wie ich plötzlich auf sowas kam - wie sollte er auch? Schließlich schnaubte er, war immer noch wütend und stieß mich dann unwirsch von sich, um das Weite zu suchen. Diesmal folgte ich ihm nicht.
Ich sah ihm noch lange nach - solange bis er schon lange nicht mehr zu sehen war, aber die Tränen endlich kamen.
„Lara?“, flüsterte Lily hinter mir, bevor sie mich zu sich und in ihre Arme zog, „Das wird schon wieder, Süße…“, redete sie beruhigend auf mich ein, „Komm…“, sie hakte mich unter und führte mich zusammen mit Alice und Mary langsam durch die Gänge.
Ich konnte gar nicht wirklich darauf achten, wo sie mich hinführten, so sehr hing ich meinen Gedanken nach.
Ich hatte es echt versaut – und zwar so sehr, wie man es sich mit Sirius Black eben versauen konnte.
Ich hatte einen seiner… Freunde – bei dem Gedanken musste ich die Zähne zusammenbeißen – bedroht, schikaniert und beinahe malträtiert und damit auch ihn ganz persönlich angegriffen. Und zu allem Überfluss hatte ich sein Vertrauen missbraucht. Ich hatte sein Vertrauen missbraucht, dass ich mir so hart erarbeitet hatte… und nun war es weg. Einfach nicht mehr da. Das nächste Mal, wenn ich meinen Zauberstab gegen Peter oder ihn selbst richtete, würde er seinen nicht einfach stecken lassen. Und bei McGonagall hätte er mir auch nicht aus der Patsche geholfen – er hatte es für Peter getan.
Jetzt war ich für ihn nur noch James‘ Schwester – die Feindin. Nicht Lara… und schon gar nicht Löckchen…
Hoffentlich war da noch was zu retten.
Inzwischen waren wir, ohne dass ich irgendetwas mitbekommen hatte, am See angekommen, wo wir uns - beziehungsweise sie mich - auf die Bank unter der großen Eiche setzten. Die frische Luft tat mir gut, sodass ich wieder wenigstens einige klare Gedanken fassen konnte.
Scheinbar hatte ich auch nicht mitbekommen, dass zumindest Alice einen Stopp in der Küche eingelegt hatte, denn sie breitete jetzt allerlei Köstlichkeiten vor uns aus - das Frühstück hatten wir wohl verpasst. Die Sonne stand jedenfalls bereits so hoch, dass es mindestens 11 Uhr sein musste und eindeutig Juni, da es bereits ganz schön warm unter dem Umhang wurde.
Erst als Alice mir eine Scheibe Toast reichte, merkte ich, dass ich eigentlich Hunger hatte – auch wenn eine trockene Scheibe Toast das einzige bleiben sollte, was ich herunterbekam.
"Das war ganz schön viel auf einmal, hmm?", fragte Mary vorsichtig und brach damit als Erste das Schweigen.
"Ja...", seufzte ich leise, "Ich kann das alles noch gar nicht so richtig fassen..."
"Glaub mir, wir auch nicht!", lachte Mary und die Situation war einfach so absurd, dass auch Alice, Lily und sogar ich in ihr Lachen einstimmten.
Es tat so gut mit ihnen zu lachen... Überhaupt wieder hier zu sein! Es war einfach, als wäre ich nie weg gewesen. In meinen letzten 22 Jahren war so viel passiert, aber es fühlte sich in diesem Moment einfach nur noch wie eine vage Erinnerung an. Wie ein schlechter Traum aus dem ich nun endlich erwacht war.
"Darf ich dich was fragen...?", fragte Lily vorsichtig. Ich stockte kurz, nickte aber dann: "Klar", lächelte ich leicht. Sie hatten ein Recht darauf, Fragen zu stellen, ich wäre vor Neugier schon fast umgekommen und die drei hielten sich nun wirklich zurück mit ihren Fragen. Wahrscheinlich wussten sie, dass ich ihnen alles sagen würde, wenn die Zeit dafür gekommen war.
"Du... Du hast vorhin gesagt, du hattest niemanden mehr… aber du hast gesagt, du standst bei meinem Sohn vor der Tür." Ich atmete tief ein - war ja klar, dass sie dieser Widerspruch beschäftigte.
"Ich...", begann ich vorsichtig, sehr bedacht auf meine Wortwahl, "Ich kannte ihn nicht... Das letzte Mal bin ich ihm begegnet als-", seine Tante..., "... Er noch nicht einmal 1,5 war... 15 Monate um genau zu sein. Danach ist er bei... bei Petunia aufgewachsen." Mary und Alice sogen scharf die Luft ein.
"Bei... Petunia?", vergewisserte sich Lily tonlos, sie war aschfahl geworden.
"Ja...", flüsterte ich, mehr konnte ich einfach nicht sagen, ohne dass meine Stimme brach. Vorsichtig griff ich nach ihrer Hand.
"Aber... aber... warum?", brachte sie schließlich verständnislos hervor. Unwirsch löste sie sich von mir und sprang auf: "Warum nicht zu euch!? Oder zu meinen Eltern!? Oder zu seiner Familie!? Nicht mal zu seinen Paten!?", sie war wütend, verwirrt.
Irgendwie war ich froh, dass sie so reagierte... Endlich mal eine normale Reaktion, eine verständliche - keine, wo immer alle nur auf mich Rücksicht nahmen.
Ich schloss kurz die Augen, um mich zu sammeln, blickte aber schließlich doch nur zu Boden, ich konnte sie in diesem Moment einfach nicht ansehen.
"Nein!", sie konnte es nicht glauben, "Sieh mich an und sag mir, dass das nicht wahr ist!"
Ich blickte auf, um ihr in die Augen zu sehen, aber sagen konnte ich nichts.
"Ich-", Lily brach ab, schüttelte den Kopf, "Ich kann das nicht glauben. Du bist die Einzige, die er noch hat und du lässt ihn bei Petunia aufwachsen - ausgerechnet!? Ich hab dir vertraut und dich ganz bestimmt zu seiner Patentante gemacht und du lässt meinen Sohn bei Petunia aufwachsen?! Das ist doch nicht dein Ernst!!"
Toll, Lara. Kaum zwei Stunden in der Vergangenheit und zwei der wiedergewonnenen Menschen gleich wieder verloren.
"Ich konnte nicht, Lily..." "Wie du konntest nicht!? Was ist das denn für eine lahme Ausrede!? Du weißt ganz genau, was bei uns zuhause abgeht seit ich auf Hogwarts bin! Petunia hasst mich!! Und sie wird meinem Sohn bestimmt das Leben zur Hölle gemacht haben, vor allem wenn er- ist er auch magisch?", der plötzliche Umschwung in ihrer Stimme von wütend zu freudiger Erwartung ließ mich fast schon lächeln.
"Ja... er ist ein Zauberer, so wie sein Papa", der Gedanke an James als Papa ließ mir das Herz aufgehen und ich musste nun doch leicht lächeln, genauso wie Lily bei meiner Antwort - sie war jetzt schon stolz auf den Kleinen und auch ihre Gedanken schienen kurz zu einem gewissen Zauberer mit schwarzen Haaren ohne Frisur abzuschweifen - Jetzt kams raus! Ich grinste und leicht ertappt lächelte Lily mich schief an. Zum Glück wusste sie nicht, dass ich genau wusste, dass sie sehr wohl an 'Potter' dachte. Doch zurück zum Thema, denn das wollte ich doch so schnell wie möglich hinter mich bringen.
"Du hast Recht... Petunia hat ihm das Leben zur Hölle gemacht... Aber ich konnte... Durfte nicht eingreifen." Lily schnaubte, sofort war die wütende Lily wieder da.
"Achja? Und wieso durftest du nicht eingreifen?", sie sagte das mit so viel Verachtung in der Stimme, dass es mir kalt den Rücken herunterlief. Sie glaubte mir nicht...
"Lily, jetzt lass mal gut sein!", griff Alice ein, "Du kennst Lara, sie wird schon ihre Gründe haben." "Ach ja!?", fauchte Lily zurück, "Dein Kind musste ja auch nicht bei deiner Magie-hassenden-Muggel-Schwester aufwachsen!!!"
"Nein! Mein Kind - wenn ich es denn überhaupt noch geschafft habe eins zu bekommen - hat Eltern. die ihr ganzes Leben im St. Mungos verbringen, weil sie nicht mehr ganz bei Verstand sind!!"
"Hey, hey, hey! Jetzt ist aber gut, werdet bitte nicht unfair!", Mary versuchte zu schlichten, während ich nur von Alice zu Lily und wieder zurück schauen konnte.
So einen Schlagabtausch hätte es früher nie gegeben... Wir wären untereinander nie so unfair geworden... Aber wir hatten ja auch keine nennenswerten Probleme. Unser Leben war unbeschwert, unbelastet... Zumindest solange bis wir uns offen gegen Voldemort gestellt hatten - gemeinsam, einträchtig. Was hatte ich nur getan...? Wenn ich nur die Zeit zurückstellen könnte... Haha - Witz gerissen, Lara!
Das war wahrscheinlich nicht die klügste Art gewesen, alles aufzuklären, aber vielleicht war es einfach die beste Möglichkeit für die anderen es zu verarbeiten. Alles aneinander auszulassen, weil wir wussten, wir konnten es ab... Vielleicht war es so genau richtig.
Lily und Alice schnaubten und sahen sich nur mit verschränkten Armen finster an.
"Es ist schon okay, Leute...", versuchte ich nun doch mein Glück, "Stellt alle eure Fragen an mich, die Zukunft von uns allen ist nicht die rosigste, aber das muss ja nicht so bleiben... Wir müssen nur zusammenhalten."
Die beiden seufzten. "Du hast Recht, Lara... Es tut mir leid, Alice..." "Mir auch", schniefte sie, bevor die beiden sich umarmten. Als sie sich voneinander lösten, setzten sie sich wieder und lächelten mich vorsichtig an.
"Mir tut es auch leid, dass ich dich so angefahren habe, Lari... Petunia ist einfach nur... Ein rotes Tuch für mich, weißt du?"
"Na klar, weiß ich das, Lils..." Schließlich schlossen auch wir uns gegenseitig in die Arme.
"Gruppenkuscheln!!", rief Mary und sie und Alice umarmten uns gleich mit, wir mussten lachen. So verharrten wir und schöpften einfach nur von uns gegenseitig Kraft.
Als wir uns schließlich wieder voneinander lösten, musste ich mir eine Träne aus dem Augenwinkel wischen. Die anderen sahen mich an und bei ihren betretenen Gesichtern brach ein trauriges Lachen aus mir heraus. "Jetzt schaut nicht so! Fragt lieber - bevor ich es mir anders überlege!" Jede sah eine der anderen an, bevor alle betreten zu Boden schauten - sie trauten sich nicht.
"Lils", ich griff wieder nach ihrer Hand, "Ich durfte deinen Sohn nicht zu mir nehmen," ...auch wenn es vielleicht das Einzige gewesen wäre, was mich hätte retten können, "weil du dich für ihn geopfert hast und dein Blut ihn beschützt hat", und nicht meins..., "Deshalb durfte ich ihn nicht nehmen, bei mir war dieser unüberwindbare Schutz einfach nicht gegeben."
Lily nickte vorsichtig, zögerte, fragte aber schließlich doch: "Und vor wem musste er beschützt werden...?"
"Ja!", warf Mary ein, „Wer ist Tom?“
"Tom ist...", ja... Wer ist Tom? Ich seufzte. Wie erklärte ich das am Besten?
"Du musst nicht-", ruderte Mary zurück, schien scheinbar zu merken, dass das doch erstmal an Fragen reichte - zumindest für mich, "Wir können auch noch warten bis du soweit bist."
"Nein, Nein... Ist schon okay, die Frage beantworte ich noch", auf jeden Fall war ich dankbar, dass keine von ihnen nach Peter fragte. Sie schienen zu spüren, dass ich das im Moment einfach nicht konnte.
"Tom ist der Name des verrückten Zauberer-Diktators, der in den nächsten Jahren die Weltherrschaft zu übernehmen plant. Wie gesagt, verrückt, aber leider war es durchaus machbar..."
Die drei hoben zweifelnd die Augenbrauen. Verständlich, der Kerl und sein Plan waren so verrückt, dass sie schon fast wieder genial waren. Niemand nahm ihn anfangs für voll und das sollte uns zum Verhängnis werden...
"Oh mann", sprach Alice schließlich das aus, was wir alle dachten, "So ein Scheiß! Aber zum Glück können wir da ja jetzt was machen", Mary und Lily nickten zustimmend, sie waren wirklich überzeugt von 'unserer Mission', wie sie es nannten.
"Schon aber irgendwie eine gruselige Vorstellung, oder?", fragte Lily, "Der Gedanke, dass allein dieser Tag schon komplett anders gelaufen wäre, wärst du nicht mal eben 22 Jahre aus der Zukunft gekommen."
Da hatte sie allerdings Recht...
"Und wer ist der Papa von Lily's Sohn?", fragte Alice während wir auf dem Weg zurück in den Gryffindor-Turm waren. Alice kicherte und Mary stimmte sogleich mit ein, die beiden klatschten sich ab.
Auch wenn Mary und Alice darauf brannten herauszufinden, wer Lily's Herz erobern sollte, ich sah es Lils an und ihr flehender Blick bestätigte meine Vermutung - manche Dinge wusste sie einfach lieber nicht. Oder besser gesagt - sollten vielleicht noch nicht laut ausgesprochen werden.
"Sorry Ladies, über euer Liebesleben verrate ich nichts", lachte ich, während wir vor der fetten Dame zum Stehen kamen. Die Alte hatte sich ja auch mal überhaupt nicht geändert.
Als wir wenig später den Gemeinschaftsraum betraten, musste ich mir ein Grinsen verkneifen.
Die Rumtreiber saßen - ohne Peter, aber dafür mit Frank - wie immer in den Ohrensesseln vor dem Kamin und James baute sich nun gefährlich vor mir auf - er war so süß, wenn er sich aufregte. Keine halbe Sekunde später lief es mir allerdings kalt den Rücken herunter - mein Blick fiel auf Sirius. Er war immer noch sauer, sein Blick hätte töten können und auch James schien sich nicht einfach nur süß aufzuregen, er war wirklich wütend auf mich. Und das war wirklich fast nie vorgekommen.
--------------------------
Vielen Dank wie immer an fffan für das tolle Kommentar - echt lieb von dir, dass du dich so tapfer hältst^^
Schön, dass dir mein Schreibstil gefällt :) Ich schreibe tatsächlich schon lange (jetzt seit doch schon ziemlich genau 5 Jahren), aber ich habe noch nie etwas veröffentlicht ;)
Wie gefällt euch die Kapitellänge? Ich plane zukünftig 1 - 2 mal in der Woche zu posten... bei der Kapitellänge wird es allerdings auf Dauer schwierig zweimal die Woche zu posten, also lieber etwas kürzer und dafür sicher zweimal die Woche?
Liebe Grüße
else1993
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel
