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The Black Mirror - Das Spiel mit der Zeit

von Dr. S

Unter einem Husten sprudelte das Wasser aus Dracos Lungen, Kehle und Mund. Er schnappte nach Luft, keuchte, röchelte, versagte zuerst. Jemand half ihm sich aufzusetzen und den Rest Wasser auszuspucken. Sein Blickfeld war verschwommen, dunkel, aber das Gesicht über sich erkannte er sofort. Regulus‘ Gesicht.

„Ganz ruhig, ganz ruhig“, sagte er und stützte Draco im Nacken. Langsam klärten seine verschwommenen Umrisse sich. Draco erkannte die konzentrierte Maserung seiner Stirn, die sich unter Erleichterung wieder glättete. Er tropfte. Sein Haar hing in Strähnen vor seinen Augen, klitschnass wie seine Kleidung. Er strich Draco über die Wange. „Alles gut. Es ist vorbei, Draco.“

Der Boden, auf dem er lag, war weich, nass und feucht. Regen strömte auf sie herunter und das Geräusch von aufgewühlten Wellen, die gegen Felsen schlugen, erfüllte die Nacht. Regulus schützte ihn mit seinem Körper vor der Nässe, zitterte aber selbst bis in die Hände. Draco drängte sich näher an den warmen Körper. Sein Blick schweifte desorientiert ab.

Um sie herum war nichts. Auf der einen Seite ging es steil herunter zum Meer, auf der anderen lief eine schlammige Wiese herunter, bis sie in den Schatten verschwand. Kreacher kauerte nicht weit entfernt neben Regulus.

„Wo sind wir?“, krächzte Draco. Er fing wieder an zu husten, Wasser schabte seine Kehle auf dem Weg nach draußen auf.

Regulus strich ihm beruhigend über die Wange. „An der Küste, direkt über der Höhle.“

Die kalten, weißen Hände tauchten vor seinem inneren Auge auf. Draco schob den Kopf eng gegen Regulus‘ Brust, spürte den nassen Stoff seines Hemdes an seiner Wange knittern. Panisch suchte er nach Halt an Regulus‘ Brust und Armen. Ein Riss klaffte im Stoff über der Schulter, als hätte jemand versucht ihm den Ärmel herunterzureißen. Blutige Kratzer, wie von Fingernägeln, zogen sich über seine Haut.

„Sind sie… Wo sind die…“

„Unten in der Höhle“, sagte Regulus. „Wir sind hier sicher. Niemand kann dir was tun.“

Draco zitterte weiter, als die Panik sich verabschiedete und die Kälte des Regens dafür unter seine Kleidung kroch. Seine Finger tasteten über Regulus‘ Rippen, bis er das entfernte Pochen seines Herzens spüren konnte. Ein leiser, aber schneller Rhythmus, der seinen aber nicht einholen konnte.

„Was… was…“ Es fühlte sich an, als würde jedes Wort von einem Liter Wasser begleitet werden. „Was ist passiert?“

„Du hast den Trank aus dem Becken getrunken, erinnerst du dich? Er hat dich geschwächt. Die Inferi haben dich unter Wasser gezogen, und ich hab dich wieder herausgeholt. Mit… viel Feuer. Kreacher hat uns hierher appariert. Du hast eine Menge Wasser geschluckt.“

Unter seiner zitternden Handfläche spürte er Regulus‘ Herz schlagen. Er hörte kaum etwas anderes, als das Blut in seinen Ohren rauschen. Draco verkrallte die Finger in Regulus‘ Hemd und schaute hoch in sein aschfahles Gesicht.

„Du bist nicht tot“, hauchte er.

Regulus griff Dracos Hand und strich gegen das Zittern in seinen Fingern an. „Du auch nicht.“

„Ich… ich…“ Draco schaute sich um, suchte irgendeinen Hinweis darauf, dass das hier ein Traum war, und blieb an Regulus‘ Gesicht hängen. „Ich hab was geändert?“

Regulus zuckte die Achseln. „Anscheinend.“

Draco setzte sich auf, ohne den Blickkontakt zu Regulus für eine Sekunde zu lösen, und fiel ihm um den Hals. Er umarmte ihn so fest, dass seine Muskeln angestrengt zu beben anfingen. Vielleicht zitterte er noch immer. Der Regen war eiskalt. Unter den nassen Kleidungsschichten aber war Regulus warm. Draco schmiegte sich gegen ihn, vergrub das Gesicht in seiner Halsbeuge. Er konnte Regulus‘ Puls hören, als er das Ohr gegen seine Halsschlagader presste.

Inmitten von prasselndem Regen und rauschenden Wellen lachte Draco auf. Und Regulus ließ ihn nicht damit allein. Er stimmte mit ein, lachte warm in Dracos Nacken, die Arme fest und stützend um ihn geschlungen. Regen und Schmerzen zum Trotz ließ Draco nicht los. Nichts würde ihn je wieder davon abhalten Regulus loszulassen. Sie hatten eine ganze Zukunft vor sich, in der er Regulus noch ein-, zweimal lachen hören würde.

*

Der Regen hatte sich mitsamt der kleinsten grauen Wolke verzogen. Ein klares, blendendes Blau breitete sich bis zum Horizont aus. Pfauen stolzierten zwischen den penibel gestutzten Hecken entlang, die langen Federschwänze aufgestellt oder über den Kies schleifend. Das Gras war grün und unter der Sommersonne getrocknet. Der alte Stein von Malfoy Manor kämpfte gegen die Nässe an, die sich an der Seite des Hauses hochgearbeitet hatte und ihn dunkler aussehen ließ.

Draco saß im Gras und wartete darauf, dass Regulus zurückkam. Spät in der Nacht hatte Regulus ihn hierher geschafft, in sein altes, zukünftiges zu Hause, wo Abraxas ihm sein ehemaliges, bald wieder Zimmer angeboten hatte. Der Zaubertrank aus der Höhle hatte ihn ohne jede Kraft zurückgelassen, nicht einmal die Treppe hatte er alleine geschafft, aber Regulus war nicht von seiner Seite gewichen.

Erst am Morgen hatten sie sich voneinander getrennt, und das erste Mal hatte Draco nicht das Gefühl gehabt, es wäre das letzte Mal, dass er Regulus sehen würde. So sicher er sich allerdings auch war, beim Frühstück mit seinem Großvater hätte er Regulus schon gerne bei sich gehabt. Er wollte ihn jetzt gerne bei sich haben, während er hier im Gras saß und die weißen Pfauen beobachtete, die er als kleiner Junge durch die Gärten gejagt hatte. Egal, wie viele Sekunden sie noch gemeinsam vor sich hatten, jede ohne Reg schien endlos lang zu dauern.

Er fühlte sich besser, kräftiger, hier draußen unter der warmen Sonne, die sich in Baumkronen und hohen Gräsern verfing. Die Strahlen wollten seine Ärmel hochtreiben, aber das Dunkle Mal darunter hinderte ihn. Er würde nie wieder in kurzen Ärmeln rumlaufen können, auch nicht hier. Reue fand er kaum. Am Ende wäre er ohne diesen Fehler nicht hier, und Regulus störte sich nicht daran. Er hatte den gleichen Fehler gemacht.

„Hey.“

Draco schaute über die Schulter und nach oben in Regulus‘ Gesicht. Ein Lächeln kribbelte auf seinen Lippen, wie die Sonnenstrahlen auf nackter Haut. „Schon zurück?“

Regulus beugte sich zu ihm herunter und küsste Draco, fiel währenddessen neben ihm auf die Knie und befand sich auf Augenhöhe, als er sich wieder löste. Seine Finger blieben in Dracos Haaren, strichen gleichzeitig durch und über sie. Die Sorge der letzten Nacht hatte einen Schatten zwischen seinen Augenbrauen hinterlassen.

„Du scheinst dich hier wohlzufühlen“, murmelte er.

„Es ist mein zu Hause“, sagte Draco. „Über die Jahre hat es sich nicht groß verändert.“

Regulus‘ Miene ließ sich nicht einmal vom strahlenden Sonnenschein aufhellen. „Du willst wirklich hierbleiben? Hast du dir das gut überlegt?“

„Ich kann schlecht bei dir einziehen, nicht wahr? Deine Eltern würden das irgendwann merkwürdig finden“, sagte Draco. „Aber das heißt nicht, dass du mich einen Tag lang mal nicht siehst.“

Regulus verdrehte mit einem zuckenden Schmunzeln die Augen. „Ich meine, hier in dieser Zeit zu bleiben. Hast du dir das gut überlegt?“

Draco legte seine Hand auf Regulus‘ Oberschenkel und kniff in die Innenseite. „Du willst doch nur hören, dass ich dich meiner Zukunft vorziehe.“

Regulus ließ sich kaum anmerken, ob er amüsiert war, aber Draco glaubte das kleine Zucken seiner Wangenmuskeln deuten zu können. Und als er sich an ihn heranlehnte, schien ein Scherz auch fehl am Platz zu sein. „Ich bin froh, dass du das tust.“

Draco fasste Regulus am Kinn, um ihn an Ort und Stelle zu halten, als er sich vorlehnte und ihn küsste. Regulus‘ Griff in seinen Haaren schien stärker zu werden, wenn Draco sich zu früh lösen wollte, aber niemals schmerzhaft.

„Pass auf, dass mein Großvater das nicht sieht“, murmelte Draco. „Er mag dich, aber ich weiß nicht, wie tolerant ihn das werden lässt.“

„Tolerant genug um mich in deinem Zimmer übernachten zu lassen“, sagte Regulus und drückte noch einen schnellen Kuss auf Dracos Lippen, fing sein Lachen auf. „Du wirst also wieder ganz und gar Malfoy sein.“

„Ich hab nie damit aufgehört, nur weil mein Großvater mich für einen dahergelaufenen Niemand gehalten hat.“

„Denkst du, Lucius wird dich für etwas anderes halten?“

Draco seufzte. Der Gedanke an seinen Vater – und seine Mutter – hatte ihn seit der Höhle ein paar Mal beschäftigt. Es waren bloß Halluzinationen gewesen, die ihn in den Tod oder weg vom Horkrux treiben wollten, aber auch das letzte Mal, dass er seine Eltern gesehen hatte.

„Hast du den Horkrux untergebracht?“, fragte Draco.

Regulus zog eine Augenbraue hoch, ging aber nicht weiter auf den Themenwechsel ein. Er nickte. „Sicher zu Hause in einer Schublade, weit entfernt von Kreacher. Er erholt sich gut, aber halt ihm das Medaillon unter die Nase und die Welt geht für ihn unter.“

Draco konnte sich nur schwer vorstellen, dass Regulus auch nur ansatzweise etwas in der Art getan hatte. So viel Sympathie, wie er für Kreacher, einen einfachen Hauselfen empfand, konnte einen eifersüchtig werden lassen. Irgendwie schaffte Regulus es aber selbst dabei sympathisch zu bleiben. Wie jemand, der an einem alten, ziemlich nutzlosen Haustier hing.

„Was hast du mit seiner Seele vor?“, fragte Draco lockerer, als das Thema behandelt werden durfte. „Deiner Mutter zum Geburtstag schenken?“

Es war ein Stück von Lord Voldemorts Seele, ein Anker, der ihn an diese Welt kettete, und solange er existierte, hatte Harry Potter in dieser Zeit keine Chance ihn zu besiegen – vorausgesetzt, er bekam überhaupt noch eine Prophezeiung, die ihn zum Auserwählten machte. Draco wusste nicht, ob es sich überhaupt lohnte darüber noch nachzudenken. Regulus lebte. Er hatte etwas verändert. Und damit taumelte er wieder mit ausgestreckten Armen durchs Dunkel, wie jeder andere normale Mensch, der seine Zukunft nicht kannte.

„Es zerstören“, sagte Regulus im gleichen viel zu lockeren Tonfall. „Ich hab Geheimnisse der dunkelsten Kunst mitgebracht. Da stehen die… leider sehr unmöglichen Wege drin. Vielleicht züchten wir uns einen Basilisken für das Gift.“

„Es lebt einer unter Hogwarts“, sagte Draco.

Regulus‘ Gesicht erstarrte, als hätte er dem Basilisk in die Augen gesehen.

„Du hast von der Kammer des Schreckens gehört?“, fragte Draco. Er musste keine Antwort abwarten. Jeder Schüler von Hogwarts hatte das im Laufe seiner akademischen Laufbahn, außer er war besonders muggelstämmig oder ignorant – Regulus war keins von beidem. Gerade war er nur blasser als sonst. „Sie existiert wirklich. Ein paar Kilometer unter der Schule. Der Eingang ist das Klo der Maulenden Myrte, lässt sich aber nur öffnen, wenn man Parsel spricht, wie Salazar Slytherin persönlich. Seit tausend Jahren kriecht diese riesige Schlange durch Hogwarts‘ Abwassersystem.“

Regulus verzog das Gesicht. „Du machst dich lustig.“

„Nein“, sagte Draco. „Auch wenn es merkwürdig ist, dass der Dunkle Lord das Ding nicht benutzt um ganz Britannien ins Chaos zu stürzen.“

„Anscheinend ist es ein glücklicher Zufall, dass der… der Basilisk unter Dumbledores Füßen lebt“, sagte Regulus steif.

Draco strich ihm über die Wange, bis er zumindest glaubte die Anspannung aus seinen Gesichtsmuskeln schwinden zu sehen. „Was ist mit Dumbledore? Hast du darüber nachgedacht ihm den Horkrux zu überlassen?“

„Und dem Orden beizutreten?“, fragte Regulus skeptisch.

Draco wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Der finale Tonfall in Regulus‘ kühler Stimme schien alles zu sagen. Und hier saßen sie, inmitten von strahlendem Sonnenschein, und diskutierten Dinge, die sich unter grauem Himmel besser besprechen lassen würden.

„Draco, die wollen mich da nicht. Das hatten wir schon.“

„Du hast dem Dunklen Lord ein Stück seiner Seele gestohlen“, sagte Draco eindringlich, aber ohne dass der Himmel sich über ihm zusammenbraute. „Du weißt, was das für dich bedeutet. Du kannst nicht zu ihm zurück. Wenn er auch nur ein Aufblitzen davon in deinen Gedanken sieht…“

„Du weißt, dass ich nicht nichts tun kann.“

Draco rutschte an Regulus heran, beide Hände auf seinen Beinen abgestützt. Mit einer umfasste er Regulus‘ Hand. „Du kannst dort nicht wieder hin. Auch nicht, um ihn von innen auseinanderzunehmen.“

Regulus drückte Dracos Hand. Seine Finger schienen trotz der Hitze kühl zu sein. Sein schmales Lächeln dagegen war warm und aufrichtig. „Ich dachte, wir stecken da gemeinsam drin?“

„Ja, aber das heißt nicht, dass ich dich kopfüber ins Schlangennest springen lasse, Reg.“

Draco konnte sehen, wie sich das Grau von Regulus‘ Augen wie der Himmel bei Gewitter verdunkelte, als er an den Schockzauber der letzten Nacht zurückdachte. Er hätte ihn im Rücken kaum besser treffen können. Draco fühlte sich dafür schlecht, irgendwo unter einem riesigen Haufen anderer Gefühle, die er entwirren musste.

„Sind wir das?“, fragte Regulus merkwürdig leise. Sonst war seine Stimme fest, sicher, von sich überzeugt. „Wir verraten uns eher, als einander zu vertrauen?“

Draco schüttelte den Kopf. „Wir sind quitt“, sagte er. Auch wenn Regulus sich nicht entschuldigen wollte, er hatte ihm die Sache mit dem Spiegel verziehen, und dem Leuchten in Regulus‘ Augen nach war er froh darum. Bevor er mehr sagen konnte, umfasste Regulus sein Gesicht und zog ihn in einen langen Kuss.

Draco blieb nah bei ihm, lehnte sich an Regulus‘ Schulter. Er hätte zu gerne vergessen, dass da draußen ein Krieg herrschte. Umgeben von sattem Grün und gurrenden Pfauen wollte einem das sehr leicht fallen. Aber wenn Lily und James Potter inmitten eines Krieges glücklich werden konnte, würde er das auch hinkriegen. Viel besser sogar.

„Wenn du ihnen den Horkrux bringst, heißt der Orden dich mit offenen Armen willkommen“, sagte Draco. „Darauf verwette ich mein einziges eigenes Hemd.

„Vielleicht stoßen sie mich nicht gleich weg, wenn ich mit einem zerstörten Horkrux ankomme“, sagte Regulus.

Draco schaute in sein stets so ernstes Gesicht, nur damit Regulus den Blick von ihm abwandte und sich löste. Knirschende Schritte näherten sich von der Auffahrt.

„Regulus, ich sollte nicht überrascht sein dich so schnell wiederzusehen.“ Abraxas blieb vor ihnen stehen, die Hand ausgestreckt um Regulus‘ zu schütteln. „Wie geht es deinem Vater?“

„Das englische Wetter hat ihm gefehlt“, sagte Regulus.

„Und kaum ist er hier, zieht es sich zurück.“ Abraxas lachte einsam und alleine zwischen zwei höflichen Schmunzlern. Er schaute auf Draco herunter. „Mein Sohn ist gerade zurückgekommen. Ich halte es für das Beste, ihr macht euch zwischen Tee und Gebäck miteinander vertraut. Erneut.“

Draco schluckte hart. Das Echo der Stimme seines Vaters flüsterte ihm zu, was für eine Enttäuschung er war. Er spürte Regulus‘ Hand zwischen seinen Schulterblättern.

„Hat das nicht Zeit?“, fragte er.

„Warum Dinge herauszögern, die sowieso gesagt und getan werden müssen?“ Abraxas lächelte Regulus an. „Vielleicht möchtest du dich uns anschließen?“

Draco schaute Regulus hoffnungsvoll an und musste nicht lange auf das Nicken warten.

„Das würde ich gerne, Sir.“

Draco stand mit viel leichteren Beinen auf und half Regulus hoch. Er hielt sich an seinem Ärmel fest, ebenfalls lang trotz Hitze, und hatte nicht mehr vor ihn loszulassen. Nebeneinander folgten sie Abraxas, der schnellen Schrittes zurück zum Manor ging.

„Narcissa ist ebenfalls anwesend. Sie freut sich immer ihren Cousin zu sehen“, sagte Abraxas, als er ihnen die Tür offenhielt.

Die Eingangshalle erstrahlte im Sonnenlicht wie aus einer anderen Welt. Der Marmor weißer, blendender als je zuvor, die uralten Wandteppiche zeitlos, selbst die Portraits schienen weniger grimmig. Am Fuß der gewundenen Treppe stand Lucius. Es war das erste Mal seit er hier war, dass er direkten Augenkontakt zu seinem Vater hatte. Nur sein eigenes Spiegelbild hatte ihn mit mehr Abscheu angesehen.

„Regulus“, grüßte Lucius und lächelte. Ein kühles, aber charmantes Lächeln, das Draco vage bekannt vorkam. „Ich wusste nicht, dass es eine öffentliche Einladung zum Tee ist. Lange nicht gesehen.“

„Ich könnte das Gleiche sagen“, gab Regulus kühl zurück. Die Geschehnisse der letzten Tage schien eindeutig Misstrauen zwischen den beiden Todessern gesät zu haben. Draco wollte nicht der Auslöser dafür sein.

„Könntest du?“ Lucius löste sich vom Treppengeländer und schritt auf sie zu, als wollte er den Pfauen Konkurrenz machen. „Ich nahm an, dass du –“

„Lucius“, unterbrach Abraxas ihn scharf. „Der Tee bietet etliche Möglichkeiten deine verbalen Ausbrüche in passendere Richtungen zu lenken. Vorausgesetzt wir haben dann noch Gäste.“

Lucius klappte den Mund wieder zu. Er warf seinem Vater einen Blick zu, der seine Abneigung nicht besser verschleiern konnte. Mit einer spöttischen Verbeugung überließ er Abraxas den Vortritt in den Salon und behielt jeden Schritt von Draco genauestens im Auge, als würde er ihm einen non-verbalen Stolperfluch aufhalsen.

Narcissa wartete im Salon auf sie, motiviert dabei die Blumen neu zu arrangieren. Sie lächelte Draco an, kaum dass ihre Blicke sich begegneten, auch wenn es erst an Wärme gewann, als Regulus ihr ins Auge fiel.

„Regulus, das ist eine Überraschung.“ Sie begrüßte ihn mit einer Umarmung. „Wir hatten beim letzten Mal keine Zeit zu reden. Du musst mir alles von deinen Prüfungen erzählen. Und du…“ Sie wandte sich Draco zu und griff seine Hand. „Du musst Draco sein. Das ist ein sehr hübscher Name.“

Draco musste grinsen, als seine Mutter sich selbst ein Kompliment machte. Er fragte sich, ob sie ihm seinen Namen noch immer für ihr kleines Baby stehlen würde. „Danke. Das… sind sehr hübsche Blumen.“

„Danke dir. Weißt du, als ich hier eingezogen bin, war alles grau und düster und staubig. Es brauchte die Detailverliebtheit einer Frau – oder einfach jemanden, der den Hauselfen sagt, dass Blumen alles hübscher machen.“

In seinem ganzen Leben hatte er seine Mutter nicht so aufgeregt gesehen. Es nahm ihr die Kontrolle über ihre Gesichtsmuskeln, lockerte sie und machte sie noch viel schöner, als ihr herablassender Blick es könnte.

„Nun, ich bin froh, dass wir jemanden haben, der sich um die wichtigen Dinge des Lebens kümmert“, sagte Abraxas, kassierte aber nur ein amüsiertes Augenrollen von Narcissa. „Sollen wir uns setzen?“

Lucius schritt an Draco vorbei und besetzte den Platz, den er gerade anvisiert hatte. Ohne ihm die Verlegenheit zu können, hakte Narcissa sich bei Draco ein.

„Ihr zwei müsst mir erzählen, wie ihr euch kennengelernt habt“, sagte sie und führte sie auf die gegenüberliegende Couch.

„In der Schule“, sagte Draco gleichzeitig mit Regulus. Sie schauten einander an, und Draco konnte sehen, wie Regulus sein Schmunzeln zurückbiss. Sie hatten sich nie abgesprochen – anscheinend kein Fehler.

Neben Regulus ließ die Tortur des Tees sich einigermaßen ertragen. Es gab Zitronentee, als hätte jemand geahnt, dass er den am liebsten trank. Narcissa bemühte sich darum die Konversation höflich am Leben zu erhalten. Aber Lucius‘ Blick ließ ihn keinen Keks alleine essen, und immer, wenn er eine Frage an ihn richtete, kratzte die dreist an seiner Privatsphäre. Dass er die eindeutigen Antipathien seines Vaters allerdings gerne länger ausgehalten hätte, realisierte er erst, als sein linker Arm zu brennen begann.

Er konnte in Lucius‘ Gesicht sehen, dass es ihm genauso ging, und als wäre das nicht schlimm genug, stand Regulus auf.

„Es tut mir sehr leid“, sagte er, „aber ich muss jetzt wirklich gehen.“

„Ich bringe dich raus“, sagte Draco und stand mit ihm auf, damit er Regulus‘ Ärmel noch nicht loslassen musste. So wie Lucius ihn anschaute, gefiel es ihm gar nicht, dass jemand in seinem Haus Gäste herumführte. Draco hätte das nicht egaler sein können.

In der Eingangshalle nahm er Regulus zur Seite. „Du kannst nicht gehen“, sagte er im Flüsterton.

Regulus drehte der Tür den Rücken zu. „Es geht bestimmt um Kreacher. Der Dunkle Lord denkt immerhin, er wäre in dieser Höhle umgekommen.“

„Und du denkst, dass du in der Lage bist ihn anzulügen?“ Als Regulus zögerte, umklammerte Draco seine Hand. „Willst du das riskieren?“

„Ich –“

„Regulus.“ Lucius kam in die Eingangshalle, einen flatternden Reiseumhang um die Schultern geworfen. „Gehen wir zusammen, ja?“

Regulus schaute von ihm zurück zu Draco. Ihnen schien zur gleichen Zeit keine Ausrede einzufallen.

„Aber zuerst…“ Lucius blieb neben Draco stehen. „Hast du eine Minute? Ich würde gerne etwas unter vier Augen mit dir besprechen.“ Er packte Draco am Arm, als müsste er ihn davon abhalten wegzulaufen, und schaute sich um. „Du wartest hier auf mich, Regulus?“

„Ich…“ Regulus zuckte die Achseln, was Lucius nicht mehr sah, so schnell hatte er ihm den Rücken zugekehrt. Er zog Draco hinter sich her in Richtung Vorratskammer – ein dunkler Ort für ein Gespräch unter vier Augen. Draco behielt Regulus im Auge, bis die Tür sich hinter ihm schloss. Er wusste, dass Regulus nicht gehen würde. Wenn sie gingen, dann gemeinsam zum Orden. Mit einem Horkrux als Friedensangebot.

„Lass uns das schnell hinter uns bringen.“ Lucius stieß ihn vorwärts. Er zückte seinen Zauberstab und schnippte ein Licht an. Seine eiskalten Züge schienen wie die Maske eines Todessers.

Draco griff hinter dem Rücken nach seinem Zauberstab. „Was genau meinst du?“

„Du siehst das alles hier?“, fragte Lucius und machte einen Schritt nach dem anderen auf Draco zu, drängte ihn immer weiter nach hinten. „Es gehört mir. Alles.“

„Du meinst eine staubige Vorratskammer?“

Lucius lachte hohl auf. „Das Haus. Das alles. Sobald mein alter Herr Vater seinen längst überfälligen Löffel abgibt, ist das alles offiziell meins. Da ist kein Platz für jemanden wie dich.“

„Jemanden wie mich?“

„Ein Kuckucksei“, sagte Lucius.

Draco stoppte. Er schaute über die Schulter in sein eigenes Spiegelbild. Als er wieder nach vorne sah, stand Lucius nicht einmal eine Armlänge entfernt.

„Du denkst, dein Aussehen gibt dir das Recht dich hier einzunisten? Du denkst, dass es dir hilft dich mit dem kleinen Black anzufreunden? Meine Frau um den Finger zu wickeln?“ Lucius hob seinen Zauberstab auf Höhe von Dracos Kehle, wie ein Messer, das den entscheidenden, tödlichen Schnitt tun musste. „Da hast du dich gewaltig geirrt. Du bist ein Unfall. Ein Fleck, den ich entfernen werde. Du bist meinen Namen nicht wert.“

„Was hast du vor? Was willst du von mir?“, fragte Draco trocken.

„Ich will, dass du verschwindest“, sagte Lucius bedrohlich. „Ich will, dass du durch diese Tür gehst und nie wieder einen Fuß in mein Haus setzt, kleiner Bastard.“

Draco reckte das Kinn. „Es ist nicht dein Haus.“

Lucius hob seinen Zauberstab, und Draco umklammerte seinen fester. „Das würde ich lassen“, sagte Lucius scharf. Sein Blick ging in den Spiegel hinter ihnen. „Ich kann sehen, was du hinter deinem Rücken treibst.“

„Ach, ja?“ Draco holte aus und schlug Lucius den Zauberstab aus der Hand. Er landete mit einem hohlen Geräusch auf dem Boden und rollte unter das Regal. Lucius griff gezielt hinter und packte das blutverschmierte Schwert, riss es aus seiner Verankerung und hieb es gegen Dracos Brust. Ein scharfer Schmerz zuckte über sein Brustbein.

„Ich warne dich“, zischte Lucius. „In diesem Raum gibt es hundert Möglichkeiten, wie ich dich verschwinden lassen kann.“

Draco blickte auf die Klinge des Schwerts. Sein Hemd färbte sich unter ihr rot.

„Es verschwinden andauernd Menschen“, raunte Lucius ihm zu und grinste. „Eine ungute Zeit unangenehm aufzufallen.“

„Bist du vollkommen wahnsinnig?!“ Regulus‘ Stimme erreichte sie selbst vom anderen Ende der Vorratskammer. Er eilte durch die Reihen, schaffte es fast bis ins Licht, als Lucius zurücktrat. Die Spitze des Schwerts hielt er auf Dracos Brust gerichtet.

„Verschwinde, Black. Das hier ist nichts für kleine Kinder.“

„Du benimmst dich wie ein Kind, Lucius“, sagte Regulus. Er streckte die Hand aus. „Draco, komm her. Wir verschwinden.“

Draco machte einen Schritt zur Seite, weg von der scharfen Klinge. Er griff nach Regulus‘ Hand, als ein schmerzhaftes Pieksen ihn zurückwarf.

„Bleib, wo du bist“, fuhr Lucius ihn an.

Draco entfuhr ein gequälter Laut. Er konnte nichts sagen, konnte auch nicht bleiben, wo er war. Er stolperte. Dort, wo eben noch die Klinge gewesen war, bildete sich ein roter Fleck auf seiner Hüfte. Und als er gegen den Spiegel fiel, fühlte es sich an, als würde er die eisige Oberfläche des Sees durchstoßen. Aus weiter Ferne konnte er Regulus‘ Stimme hören, wie sie panisch, verzweifelt seinen Namen schrie.

Dann schlug er hart auf kalten Boden und Todesstille breitete sich aus.

Draco zog eine blutverschmierte Hand von der Wunde an seiner Hüfte. Er setzte sich auf, tiefe Schatten um sich herum, und blickte in den schwarzen Spiegel hinein, biss er sein aschfahles Gesicht detailliert erkennen konnte. Der Schock hatte seine Augen geweitet. Er presste die Hand gegen den Spiegel, aber nichts passierte. Er schlug gegen den Spiegel, einmal, zweimal, ließ aber nur einen blutigen Handabdruck zurück. Draco rammte die Faust gegen das Glas.

Ein spitzer Schrei erreichte ihn von hinten. Licht näherte sich, mehrere Schritte, die stolpernd auf ihn zu stürmten. Der Umriss seiner Mutter tauchte im Spiegel auf.

„Draco! Draco, bei Merlins Bart, du bist hier! Du bist hier!“ Narcissa fiel schluchzend neben ihm auf die Knie. Ihre Arme wickelten sich um ihn, versuchte ihn vom Spiegel wegzuziehen. „Ich dachte schon… Wir dachten… Wo warst du nur? Wir haben überall –“

„Lass mich!“, brüllte Draco. Er stieß seine Mutter von sich und warf sich mit beiden Händen gegen den Spiegel. Sein Spiegelbild schrie. „Lass mich durch, du verfluchtes Teil! Lass mich zurück!“ Er schrie. Laut genug, dass Regulus ihn hinter dem verdammten Spiegel hören musste.

Arme packten ihn, kräftiger als die seiner Mutter. Eine Stimme sagte ihm, dass er blutete.

Draco schlug wahllos in alle Richtungen aus, bis er sich befreien konnte. Er fiel gegen den Spiegel, aber nicht hindurch. Kraftlos sackte er zurück auf den Boden, beide Hände am Glas. Sein Spiegelbild schaute ihm entgegen, Tränen in den Augen und auf den Wangen. Draco schluchzte auf und drängte sich gegen das kalte Glas, ohne dort Trost zu finden.

Er war wieder zu Hause.


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