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Fanfiction

The Black Mirror - Hinter dem Spiegel

von Dr. S

Seit Wochen hatte er nicht mehr in seinem Bett geschlafen oder überhaupt darauf gesessen, nur um jetzt festzustellen, dass es noch gar nicht existierte. Draco saß in seinem zukünftigen Zimmer und starrte ziellos aus dem Fenster hinaus. Der Himmel war von einem satten Grau, die Wolken in der Ferne fransig von feinem Regen. Ohne Lampen sickerte die Düsternis bis in das Zimmer herein. Es roch schwer nach Mahagoniholz und altem Pergament, irgendwie alt, als würden Jahrhunderte in den Teppichen und Vorhängen stecken.

Er wusste nicht wer hier wohnte oder ob es nur ein Gästezimmer war. Ein Instinkt hatte ihn hier hochgejagt, vielleicht auch ein plötzliches Heimweh, das sich wie ein Messer zwischen seine Rippen bohrte, je länger er hier saß. Alleine. Kein Regulus, kein irgendwer.

Mehrmals hatte er schon in Reue gebadet. Er hätte gehen sollen. Zurück nach Hause, wo ihn niemand hintergehen konnte. Weil es niemanden dort gab, bei dem er sich genug darum scherte, um verletzt zu sein.

Stattdessen saß er in dem Zimmer, das einmal ihm gehören würde, und rieb gegen die brennende Feuchtigkeit in seinen Augenwinkeln an.

„Ich nehme an, dieses Zimmer findet demnächst einen neuen Besitzer“, kam eine Stimme von hinten. Draco schaute über die Schulter und entdeckte seinen Großvater, der hereintrat und sich umschaute, als würde er die Einrichtung das erste Mal sehen. „Ich hätte es mir denken können. Narcissa schleicht bereits die ganze Zeit hier herum.“

Draco schaute schnell zurück nach vorne und wischte unauffällig über seine Augen – nur für den Fall, dass er Feuchtigkeit übersehen hatte.

Abraxas näherte sich; seine Schritte wurden vom Teppich nahezu gänzlich geschluckt. Er blieb am Fußende stehen, eine Hand auf dem Bettpfosten abgestützt. „Regulus erwähnte, dass es ein Problem gegeben hat. Allerdings vermutete er dich wohl in der entgegengesetzten Richtung. Er hat das Gelände ohne zu zögern verlassen.“

„Vielleicht interessiert ihn einfach nicht wo ich bin“, sagte Draco, die Stimme eisig genug, dass Regulus beeindruckt gewesen wäre.

„Um ehrlich zu sein kümmert es mich wenig, was zwischen euch vorgefallen ist. Du wirst nicht so dumm gewesen sein, um dieses Ende nicht kommen zu sehen. Es gestaltet sich als eher schwierig eine… sagen wir, Freundschaft eine Generationen überspringende Zeit aufrechtzuerhalten.“

Draco fühlte sich, als würde Abraxas das Messer, das zwischen seinen Rippen verankert war, mehrmals herumdrehen. „Bist du nur hier um mir das unter die Nase zu reiben?“

„Ich bin hier um dir zu sagen, dass der Weg frei ist. Du kannst dich auf den Weg nach Hause machen.“

„Und wenn ich nicht gehen will?“

Draco hatte darüber nachgedacht, nachdem er die ersten Schübe blinden Hasses und Selbstmitleids hinter sich gelassen hatte. Regulus wollte nicht gehen. Er wollte hierbleiben und den Helden spielen. Warum ihn das alleine machen lassen?

Abraxas seufzte schwer. Er schien zu bereuen überhaupt hergekommen zu sein. Trotzdem setzte er sich neben Draco auf das Bett. „Du bist jung. Ich denke, ein gewisses Maß an naiver Stupidität muss ich dir zugestehen. Am Ende des Tages aber bist du ein Malfoy. Du kannst so viel Spaß mit wem auch immer haben, solange du das nicht vergisst.“

Draco verdrehte die Augen. „Ich bin nicht in der Stimmung für eine Predigt. Vor allem nicht von dir. Du hättest mich vor die Tür gesetzt wegen ein paar Spinnweben in meinen Haaren. Du scherst dich bloß um mich, weil wir vom selben Blut sind. Und ich hab genug davon mich von ein bisschen roter Flüssigkeit rumschubsen zu lassen.“

„Hast du?“ Abraxas stand auf und winkte Draco hinter sich her. „Komm mit.“

„Wieso? Willst du mich durch den Spiegel schubsen?“, fragte Draco in demselben patzigen Tonfall, der ihm vor Jahren seinen Vater immer vom Hals geschafft hatte.

Abraxas schaute einen Moment lang kühl auf ihn herunter und packte ihn dann barsch am Arm, zog ihn mit einem kräftigen Ruck auf die Beine. „Werde ich nicht. Nun komm schon.“

Draco rieb sich seinen Oberarm, rotierte die Schulter im Gelenk, bis er den Schmerz nicht mehr spürte. Er folgte Abraxas aus seinem zukünftigen Zimmer. Sie liefen die langen Flure entlang, die sie bis zur Eingangshalle bringen würden. Selbst die Düsternis des hereinbrechenden Abends ließ sie nicht ganz so dunkel erscheinen, wie Draco sie in Erinnerung hatte. Als würde der Dunkle Lord eine Aura hinterlassen, die sich wie Staub tief in die Ritzen der alten Wandteppiche und Rüstungen setzte.

Nach einigen Ecken merkte Draco, dass sie einen Umweg in die Eingangshalle nahmen. Vorbei an Fenstern, die den Ausblick auf die weiten Gärten des Manors zeigten, und durch Flure mit Portraits, die so alt waren, dass sie eher Puppen als Menschen ähnelten.

„Die lange Tour, hm?“, fragte Draco.

Abraxas grinste ihn über die Schulter an. Es sah fast so aus, als würde der alte Mann ihm gegenüber warm werden. Sie erreichten die Treppe in der Eingangshalle, die Abraxas mit einer imposanten Lässigkeit herunterschritt, als hätte er sie selbst aus dem Stein gemeißelt.

„Weißt du, wie lange unsere Familie bereits hier wohnt?“, fragte Abraxas.

„Wir nähern uns den tausend, wo ich herkomme.“

Abraxas führte ihn zur Vorratskammer – gut möglich, dass er ihn doch durch den Spiegel stoßen wollte. Der Einzige, dem er das nicht zugetraut hätte, wäre Regulus gewesen.

Er warf ein Licht von seinem Zauberstab voraus in die dunkle Kammer. Das Licht schien fahl auf die langen Reihen, verfing sich in einem Ball aus silbernem Draht auf dem Draco Spritzer von Blut entdeckte. Bevor er nachfragen konnte, war Abraxas bereits beim Spiegel angekommen. Draco hielt einen respektvollen Abstand zu seinem Spiegelbild. Nicht groß genug, dass er das gerötete Weiß seiner Augen übersehen könnte. Aber Abraxas würdigte den Spiegel keines Blickes. Er leuchtete die blutbefleckte Klinge des Schwerts an, das auch in zwanzig Jahren noch hier hängen würde.

„Wir haben eine Menge blutverschmiertes Zeug hier“, murmelte Draco.

„Als wir hergekommen sind“, ignorierte Abraxas ihn einfach, „hätten wir alles haben können. Ganz England. Die Krone, mein Junge. Aber stattdessen haben wir sie dem Bastard beschafft. Weißt du wieso?“

Draco zuckte die Achseln. „Hört sich nach einem dämlichen Aussetzer an.“

„Wie ein alter Freund von mir sagen würde: Aus den Schatten heraus regiert es sich einfacher – und eleganter“, sagte Abraxas leicht amüsiert. Er schmunzelte Draco entgegen, wurde aber schnell wieder ernst. „Wir haben dieses Land seit Jahrhunderten geformt. Mit und ohne Muggel. Gut und mal weniger gut. Aber wir waren immer da, und wir hatten keine Angst für die Zukunft unseres Landes die nötigen Grenzen zu überschreiten. Ein Malfoy lässt sich nicht erwischen.“ Abraxas‘ kalte graue Augen bohrten sich in Dracos. „Anscheinend hat jemand versäumt dir das beizubringen.“

„Na ja, du warst zu beschäftigt damit paranoid in deinem Zimmer zu sitzen und wirres Zeug zu murmeln. Und zu trinken“, sagte Draco. „Eine Menge.“

Abraxas lachte dunkel. „Das Schwert. Unser lieber Vorfahr, der als erster unseres Namens seinen Fuß auf dieses Land setzte, der dem Bastard auf den Thron half, hat es verhext. Das Blut all seiner Feinde bleibt daran haften. Eine Warnung an alle zukünftigen Gegner lieber die Beine in die Hände zu nehmen. Jetzt weißt du, wieso es blutig ist.“

Draco brachte kein Lachen heraus und ließ das Lächeln nur widerwillig zu. „Unterhaltsame Geschichtsstunde, wirklich, aber wieso erzählst du mir das?“

Abraxas drehte ihn an der Schulter herum, bis Draco sein Spiegelbild mit hängenden Schultern vor ihm stehen sah. „Dahinter wartet eine ganze Zukunft darauf geformt zu werden. Eine Zukunft, die einen vernünftigen Malfoy braucht. Was immer mein Sohn mal wieder falsch gemacht hat, als er seinen Kopf zu hoch über den Wolken getragen hat, repariert sich sicherlich nicht von alleine. Du hast etwas geradezubiegen. Davor willst du dich doch nicht drücken, oder?“

Draco straffte die Schultern, hielt das Kinn ein wenig höher und gab seinem Spiegelbild eine würdigere Haltung. „Und wenn ich bleiben will?“

„Du bist ein Malfoy“, raunte Abraxas ihm zu. „Wenn du die verdammte Geschichte ändern willst, nur zu.“

Draco spürte ein plötzliches Lächeln an seinen Mundwinkeln ziehen, biss es aber zurück.

„Du hast immer ein Zimmer hier, wenn du das willst“, sagte Abraxas. „Ich werde dafür sorgen, dass alles, was du tust, unter dem Namen Malfoy passiert. Bei deinem Aussehen braucht es dazu nicht viel Überzeugungskraft.“ Er klopfte Draco auf die Wange, hart genug, dass er ein Brennen hinterließ – genau, wie er es bei ihm als Kind getan hatte. „Wenn England von einem Bastard regiert werden kann, sollte niemand auf dich herunterblicken.“

„Ich wette, dein Sohn würde sich das nicht nehmen lassen. So wie ich ihn kenne“, sagte Draco.

„Es ist deine Entscheidung, Junge“, sagte Abraxas ernst. „Du triffst die Richtige. Vergiss dabei aber nicht, was hinter dem Spiegel auf dich wartet.“

Er ließ Draco alleine und verließ die Vorratskammer, das Echo seiner Schritte verlor sich zwischen den hohen Regalen. Hunderte Gegenstände, über die Draco ihn ausfragen könnte. Viele davon hatte er in der Zukunft bereits aussortiert oder umquartiert. Er könnte vieles selbst herausfinden.

Draco streckte die Hand nach dem Spiegel aus. Das kalte Glas gab unter seinen Fingern nach, ganz leicht, fast zu leicht. Als würde es ihn locken diesen einen Schritt nach Hause zu machen. Nach Hause, ohne sich dafür zu schämen, dass er ein Malfoy war.

Sein Spiegelbild blickte ihm entgegen, die Augen kalt und grau. Scharf wie frisch polierte Messer.

*

Regen fiel auf die schlecht beleuchtete Straße des Grimmauld Place. Nebel sickerte aus dem Parkstück heraus und verfing sich unter den Lichtkegeln der Straßenlaternen. Draco kam aus eben diesem Nebel und stieg die nassen Stufen zur Nummer zwölf empor. Er hämmerte hart gegen die Haustür.

Ein paar Augenblicke später öffnete die Tür sich. Draco hatte den Blick auf Kreachers Höhe gesenkt und musste ihn wieder heben. Regulus stand vor ihm, nass bis auf die Knochen. Sein schwarzes Haar hing ihm tropfend vor die Augen, seine Brust hob und senkte sich deutlich, als wäre er außer Atem.

„Draco… Ich hatte nach dir gesucht.“

„Anscheinend am falschen Ort“, antwortete Draco.

„Und mit Unterbrechungen“, sagte Regulus zwar kühl, aber die Art, wie er zur Seite schaute, ließ Draco vermuten, dass er sich dafür schämte nicht stundenlang im Regen nach ihm gesucht zu haben.

„Was soll das heißen?“, fragte Draco.

Regulus schaute nach rechts und links aus dem Haus heraus. „Das sollten wir nicht zwischen Tür und Angel besprechen. Komm rein.“

„Versprichst du mich nicht wieder rauszuschubsen?“

Regulus sah ihn an, als wäre er mit einem Mal kilometerweit davon entfernt sich zu schämen. „Draco –“

„Ach, richtig“, sagte Draco. „Deine Versprechen sind nicht einmal einen Knut wert.“ Er schubste Regulus aus seinem Weg und flüchtete aus dem Regen ins warme Innere des Grimmauld Place. Dabei ließ er es sich nicht nehmen Regulus mit der Schulter noch einmal anzurempeln. Als Regulus die Tür schloss, drehte Draco sich herum. „Wieso?“

Er sah in Regulus‘ Gesicht, dass er nicht mehr sagen musste. Natürlich musste er das nicht. Regulus hatte versucht ihn durch den Spiegel zu stoßen, und wenn er das einfach so vergessen hätte, wäre er es nicht wert gewesen hier aufzukreuzen.

„Und komm mir nicht mit irgendeinem ehrenhaften Heldenscheiß, Reg –“

„Regulus?“, drang eine weibliche Stimme aus dem Wohnzimmer. „Tropfst du noch immer in den Flur? Du sollst – oh.“ Eine ältere Frau trat in den Flur, die angegrauten Haare so streng zurück gesteckt, dass die Falten in ihrem Gesicht gestrafft schienen. Draco wusste, mit wem er es zu tun hatte, bevor er Walburga Black erkannte.

„Mutter, das ist… ähm, Draco“, sagte Regulus. „Er ist ein Freund.“

Walburga musterte ihn von oben herab, und so wie sie die Augen dabei verengte, schien sie nicht mehr ganz so gut sehen zu können. Ihre Haltung war noch einwandfrei, was nur deutlich machte, wie viel wert sie darauf legte. Walburga war nicht besonders hübsch. Sie hatte den eisigen Blick ihres jüngsten Sohns, aber das war die einzige Ähnlichkeit, die er fand. Je länger er sie anschaute, desto weniger Hinweise auf Verwandtschaft zu Regulus oder Sirius konnte er entdecken. Mit jedem Atemzug schien sie pure Verachtung einzuatmen.

„Nun, ihr tropft beide“, sagte sie und bedeutete Regulus mit einem scharfen Wink näherzukommen. Sie packte ihn wie ein junges Kaninchen im Nacken und zog ihn heran, flüsterte aber laut genug, dass Draco jedes Wort verstand: „Ich nahm an, dass du heute bereits genug Zeit mit deinen… Freunden verbracht hast.“

„Das war etwas anderes, Mutter“, sagte Regulus, und Draco schien zu verstehen, was die Unterbrechungen gewesen waren. Er erinnerte sich an kein Brennen auf seinem Unterarm, nur an das in seinen Augen, das er vielleicht zu gut verdrängt hatte.

„Meinetwegen… Ich werde mich für heute Abend zurückziehen.“ Sie streckte Draco ihre Hand entgegen, schüttelte sie kraftlos und ohne Enthusiasmus. „Entschuldige bitte, dass ich für Besucher um diese Uhrzeit nicht allzu viel Zeit habe. Es hat mich gefreut, Dario.“

Draco blickte ihr mit hochgezogener Augenbraue nach. Als sie im oberen Stockwerk verschwand, lehnte er sich zu Regulus herüber. „Hat sie mich gerade ‚Dario‘ genannt?“

„Oh, ich bin mir sicher, dass sie es absichtlich getan hat. Keine Sorge“, sagte Regulus.

Für einen Scherz war es zu früh. Draco wollte Regulus nicht die Genugtuung geben zu lachen und machte ein Schnauben daraus.

„Keine Sorge“, wiederholte eine andere, tiefere Stimme. „Meine Frau hasst alles und jeden. Das ist die einzige Freude, die ihr geblieben ist.“

Orion Black tauchte im Türrahmen zum Wohnzimmer auf. Er lehnte gegen den Rahmen, die eine Hand auf einen elegant verzierten Gehstock gestützt. Von den ersten silbernen Strähnen an seinen Schläfen abgesehen wirkte er um einiges jünger als seine Frau. Das ansonsten tiefschwarze Haar und die attraktiven Züge hatte er an seine Söhne weitergegeben, auch wenn eine kränkliche Blässe und tiefe Ringe unter den Augen versuchten daran zu kratzen.

„Vater, du solltest nicht –“

„Es geht mir gut, Regulus.“ Orion hielt seinen Sohn mit der freien Hand auf Abstand und streckte sie Draco entgegen. „Ich bin Regulus‘ Vater. Freut mich… Draco, nicht wahr?“

Draco nickte und schlug ein. „Sir.“

„Ein hübscher Name. Würde sich gut auf unserem Stammbaum machen.“

„Ich tropfe“, sagte Regulus und fügte ein Räuspern hintendran. „Ich sollte hochgehen und mich abtrocken. Frische Sachen anziehen. Draco, wieso wartest du nicht oben –“

„Wieso wärmst du dich nicht zuerst am Kaminfeuer auf?“, bot Orion an und machte den Weg ins Wohnzimmer frei.

Draco schaute Regulus an. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Er hatte sich Worte zurechtgelegt, die er loswerden wollte, und nicht eingeplant sich von Regulus‘ reinblutfanatischen Eltern ausfragen zu lassen.

Aber Regulus schien nicht viel Widerspruch in sich zu tragen, wenn er seinen Eltern gegenüber stand. Er nickte nur, auch wenn er Draco einen entschuldigenden Blick zuwarf.

Draco strafte das mit der kalten Schulter und betrat das Wohnzimmer. Er setzte sich gezielt auf die Couch, die nahe beim knisternden Kaminfeuer stand. Orion hinkte zu dem Armsessel gegenüber der Couch und ließ sich darin nieder. Hinter ihm prasselte der Regen gegen die Fensterscheibe.

„Du kennst Regulus aus der Schule oder von anderen Aktivitäten?“, fragte Orion.

Draco zuckte mit den Schultern. „Nennen wir es andere Aktivitäten.“

„Tun wir das, ja.“ Orion schaute ihn sehr genau an. „Du kommst mir bekannt vor. Haben wir uns schon mal getroffen?“

„Ich denke nicht“, antwortete Draco.

Orion lehnte sich in seinem Sessel zurück und ließ den Blick aufs Kaminfeuer schweifen. Er schien müde. „Regulus bringt nicht sehr oft Freunde nach Hause, aber wenn, dann immer männliche. Er scheint nicht sehr beliebt bei den Mädchen zu sein. Ganz anders als sein Bruder.“

„Es war wohl keine Cousine mehr für ihn übrig“, sagte Draco trocken.

Orion blinzelte ihn perplex an, dann schmunzelte er. „Du bist schlagfertig. Gefällt mir.“

Draco hatte mit einer temperamentvolleren Antwort gerechnet, war aber innerlich froh den Löwen nicht wachgekitzelt zu haben.

„Es stört mich nicht, dass er etwas zurückhaltender ist. Ich hätte einfach gerne die Aussicht, dass ein Enkelkind in den nächsten Jahren etwas wahrscheinlicher werden würde. Ein kleines Ding, hinreißend genug, dass nicht einmal meine Frau es hassen könnte.“ Er seufzte, als wüsste er genau wie unwahrscheinlich das war. „Was ist mit dir?“

„Ich kann noch gut auf Enkelkinder verzichten.“

Orion lachte. Jeder Ton hörte sich heiser an, als würde es seine Kehle aufkratzen, aber das schwächte die Aufrichtigkeit nicht.

„Gratulation.“ Regulus kam herein. Er hatte sich in aller Eile Sachen über den noch feuchten Körper gezogen. Sein Hemd klebte auf seiner Brust. „Du hast meinen Vater zum Lachen gebracht. Das muss ein hervorragender Zaubertrank gewesen sein.“

„Ich hatte härtere Nüsse zu knacken“, sagte Draco und hielt Regulus‘ Blick dabei fest. „Können wir jetzt reden?“

„Gehst du zu Bett, Vater?“, fragte Regulus.

Orion schüttelte den Kopf. „Ich bleibe noch eine Weile. Übrigens tropfst du noch immer, Regulus.“

„Dann gehen wir nach oben.“ Regulus trat von dem Teppich herunter, auf dem er ein paar Tropfen hinterlassen hatte, und nickte Draco hinter sich her. Er verabschiedete sich von Regulus‘ Vater und kehrte dem Wohnzimmer den Rücken.

Schweigend stiegen sie die Treppen bis in den obersten Stock. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, dass er hier gewesen war und in Sirius Blacks verlassenem Zimmer geschmollt hatte. Noch einmal würde er das nicht tun. Er war heute bereits einmal weggerannt.

Regulus öffnete seine Zimmertür und ließ Draco vorgehen. Nur seine Schreibtischlampe erleuchtete den Raum spärlich. Regulus schloss seine Tür sorgfältig und eilte zum Bett, sammelte einen Haufen trockener Sachen von der Decke und stopfte sie ungewöhnlich chaotisch in seinen Kleiderschrank.

„Sorry“, murmelte Regulus und musste seine Schranktür zweimal zudrücken. „Ich hab nicht… Ich… ähm… Ist mein Vater dir sehr auf die Nerven gegangen?“

Draco schüttelte den Kopf. „Was ist mit seinem Bein?“

„Er ist… ein wenig krank geworden“, sagte Regulus. „Kurz nachdem Sirius sich davon gemacht hat. Sein hellster Stern.“

Keine Umarmung dieser Welt konnte die Verachtung aus Regulus‘ Stimme verbannen.

„Sie waren wegen seiner Gesundheit weg“, fuhr Regulus fort. Seine Schranktür schob sich knarrend wieder auf. „Er mag es auch nicht, wenn Menschen ihn anstarren. Nicht einmal mehr seine Freunde. Ihr Mitleid würde ihn kränker machen. Sogar Abraxas Malfoy hat er seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.“

Draco lehnte sich rücklings gegen die Tür und verschränkte die Arme vor der Brust. „Um mir das zu erzählen hast du Wochen gebraucht?“

Regulus rammte die Faust gegen die Schranktür, die mit einem Rumms geschlossen wurde. „Du hast nie gefragt“, blaffte er und atmete zittrig durch. „Du fragst mich nie irgendetwas, weil es dich nicht interessiert. Dir geht’s immer nur um dich. Deine Zukunft, deine Gegenwart, und ich soll meine dafür wegwerfen, nicht wahr? Deswegen solltest du gehen.“

„Versuchst du jetzt mich zu vergraulen?“, fragte Draco. „Du könntest dir ruhig mehr Mühe geben. Bis jetzt überzeugt mich das Hämmern auf deinen Schrank nicht.“

Regulus zog die geballte Hand von seiner Schranktür, die wie aus Angst fest in ihrem Schloss blieb. „Was willst du von mir hören? Du kennst meine Gründe.“

„Jetzt, ja. Wenn du nicht mitkommen willst, wieso sagst du mir das nicht sofort?“ Draco löste die Verschränkung seiner Arme und machte einen zögerlichen Schritt auf Regulus zu. „Du hast mich angelogen. Ich hab dir… hab dir vertraut, Reg, und du hast mich angelogen. Wie ein richtiger Slytherin.“

Regulus schüttelte den Kopf. Er machte den Schritt nach hinten, den Draco sich vorgewagt hatte, und wich bis ans Fenster zurück. „Ich hab dir gesagt warum.“

„Du hast mich schon mal angelogen. Wieso nicht noch einmal?“

„Ich wollte –“ Regulus presste die Lippen fest aufeinander. Er wandte Draco den Rücken zu und schaute zwischen den Vorhängen heraus nach draußen, als würde er befürchten jemand könnte sie belauschen. „Ich wollte nie mitkommen. Du hast darüber nachgedacht hierzubleiben, und das konnte ich nicht verantworten. Deswegen hab ich gesagt, dass ich mitkommen würde.“

„Noble Gründe machen aus dir keine kleinere Schlange“, sagte Draco und legte alle Verachtung in seine Stimme, die er über den Tag verteilt für Regulus empfunden hatte. Als Regulus sich wieder zu ihm drehte, hatte er keine mehr für seinen Blick übrig. Er wusste nicht einmal wie er schaute, nur dass er ihn anschaute und sich dabei vorkam, als würde eine Würgeschlange sich um ihn wickeln.

„Ich wollte“, sagte Regulus noch einmal. Er traute sich einen Schritt näher, dann einen zweiten und den dritten viel energischer. „Ich hab darüber nachgedacht mit dir zu gehen. Letzte Nacht, als ich in meinem Bett gelegen hab und nicht schlafen konnte, hab ich mir ausgemalt, wie es wäre, mit dir zu gehen. Mit dir in der Zukunft zu sein. Ganz ohne einen Krieg. Ich wollte. Ich wollte wirklich. Aber Können ist eine andere Sache.“

Er hielt direkt vor Draco inne, viel zu nah. Draco konnte den Sommerregen an ihm riechen. Er konnte in dem spiegelglatten Grau seiner Augen erkennen, dass jedes Wort wahr war. Vielleicht könnte er die Aufrichtigkeit sogar schmecken. Seine Lippen waren nah genug, dass er es ausprobieren könnte.

„Das ist keine gute Entschuldigung“, sagte Draco leise.

„Ich werde mich nicht entschuldigen. Ich würde es wieder tun. Diesmal aber besser.“

Draco schob ihn mit beiden Händen weg von sich. Er nutzte die Lücke und glitt von der Tür weg. „Würdest du, ja?“ Er musste zusehen, wie Regulus nickte. „Das heißt, das alles hier – zwischen uns – bedeutet dir gar nichts. Du kannst es einfach so wegwerfen.“

„Nicht so laut Draco“, warnte Regulus. „Meine Mutter flippt aus, wenn du sie weckst –“

„Soll sie doch“, fuhr Draco ihn an. „Soll sie doch. Ich hoffe, sie kommt hier hoch und verhext dich so, dass ich es aus der ersten Reihe sehen kann. Ich hoffe, dass du den Tod findest, den du mir vorziehst!“

Regulus rührte sich nicht, atmete nicht einmal. Er war blass wie Schnee.

Draco wischte sich über die Augen. Etwas Feuchtes blieb an seiner Handfläche hängen. Er gab dem Zittern seiner Beine nach und setzte sich auf Regulus‘ Bett.

„Draco…“ Regulus‘ Stimme war heiser, als er wieder sprach. Er kniete sich zwischen Dracos Beinen auf den Boden. Auf dieser Höhe war es ein Leichtes für ihn Dracos Blick einzufangen. „Du musst nach Hause gehen. Wo du hingehörst.“

„Nein“, hauchte Draco. „Wieso sollte ich? Hinter diesem Spiegel wartet nichts auf mich. Nichts, das es wert wäre dich dafür aufzugeben.“

Er sah Regulus schlucken, sah das Leuchten in seinen sonst so kalten Augen. Ein Hauch Rot verlieh seinen Wangen Farbe. Er strich vorsichtig über die warme Stelle, und Regulus stemmte sich auf seinen Knien empor, bis er an Dracos Lippen heranreichte. Sein Kuss war kalt wie sonst seine Augen. Mit jeder Bewegung wurde er wärmer, intensiver.

„Ich bleibe“, murmelte Draco zwischen den Berührungen der anderen Lippen.

„Dann schubs ich dich härter“, gab Regulus zurück.

„Dann gehe ich zum Orden“, antwortete Draco. „Die würden mich nehmen. Und ich hätte einen anderen Black zu knacken. So schwer ist das nicht.“

Regulus gab ihm wirklich einen Schubs. Draco fiel rücklings auf die Matratze, stemmte sich aber wieder hoch. Auf beiden Ellenbogen abgestützt erreichte er eine unbequeme Schräglage, als Regulus ihm entgegen kam und erneut küsste. Unbequeme Lage zum Trotz schlang Draco einen Arm um ihn und konnte sich so gleich viel besser aufrechthalten.

Regulus‘ Mund ließ Dracos alleine und wanderte zu seinem Hals. „Würdest du nicht“, murmelte er warm und leise gegen Dracos Kehle.

„Willst du das riskieren?“

„Nein.“ Regulus‘ Antwort kam überraschend und schnell, und bevor Draco etwas erwidern konnte fand er sich in einen neuen Kuss verwickelt. Vielleicht war es aber genau Regulus‘ fehlende Risikofreude, die ihm Sicherheit gab. Vielleicht auch einfach das Gefühl von Regulus‘ kühlen Händen auf seiner Haut, die ihn verdrängen ließ, was das nächste Mal passieren würde, wenn er dem Spiegel mit Regulus in seinem Rücken zu nahe kam.

Draco schob den Gedanken weit von sich, indem er Regulus heftiger küsste, ihn näher an sich zog, die Hände weit unter sein Shirt schob. Der Stoff ließ sich schwer von seinem feuchten Rücken lösen, und als Draco es ihm endlich über den Kopf zog, hinterließ er Regulus‘ Haarschopf in einem regelrechten Chaos. Er schaute ihn einen Moment an, so ungewohnt durcheinander und gleichzeitig voll konzentriert. Seine Finger wanderten über Dracos Hemdknöpfe, schnippten sie geschickt auf, ohne dass seine Lippen lange von seinem Hals verschwanden, seiner Schulter, seinem Schlüsselbein…

Draco hörte wie seine Atmung sich beschleunigte, heiserer wurde. Regulus drückte ihm einen Kuss auf, bevor ein Seufzer seine Lippen verlassen konnte.

„Pscht“, machte er, die Hände schon zu weit in Dracos Hose, um damit viel zu erreichen. Regulus küsste ihn tiefer, schluckte jeden Seufzer so gierig, dass Draco seine schwerer werdende Atmung auf seiner Zunge vibrieren fühlte. Stürmisch, ungeduldig schob er sich Regulus entgegen, zerrte dabei seine Hose und die letzten Kleidungsschichten herunter, die sie voneinander trennten. Er hielt auf Regulus‘ Schoß inne, wickelte die Beine um ihn, die Arme, und Regulus erwiderte das, hielt sich so fest an ihm, als würde er die Finger in Dracos Fleisch graben wollen.

Sie bewegten sich hektisch gegeneinander, die Hüften rhythmisch gegeneinander treffend. Ihre Münder fanden einander beim ersten blinden Versuch. Draco umklammerte Regulus‘ Schulter, verkrallte sich in seinem Haar, mit jedem Stoß fester. Als sie ihren Höhepunkt erreichten, prallte sein Stöhnen gegen Regulus‘, eingefangen in einem Kuss der nicht endete – genau wie ihre Umarmung.

Draco hielt sich an ihm fest aus Angst, er würde wieder weggestoßen werden, und Regulus hielt ihn im Arm, als hätte er Angst, Draco würde wirklich gehen, wenn er es noch einmal sagte. Das würde er nicht tun. Er könnte nicht.

„Ich bleibe“, raunte er heiser gegen Regulus‘ heiße Lippen. „Ob du willst oder nicht.“

Regulus schaute ihn an, die grauen Augen verklärt wie die dichte Nebelwand, die sich vor dem Fenster aufgebaut hatte. „Ich will… Ich will…“ Er kniff die Augen zusammen, und als er sie wieder öffnete breitete sich ein Lächeln aus. „Bleib.“

Draco grinste. Er warf Regulus mit einem Ruck auf den Rücken, beugte sich bis dicht an seine Lippen heran. „Die ganze Nacht?“

Regulus behielt sein Lächeln auf und drückte es gegen Dracos Lippen, ließ ihn nicht los – zumindest für den Moment.


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