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The Black Mirror - Täuschungsmanöver

von Dr. S

Der erste richtige Sonnenschein seit er hier war fiel durch das Fenster im Gästezimmer der Potters. Die Wärme bereits am frühen Morgen versprach einen späteren Wall aus Sommerhitze. Bereits jetzt roch es nach dem Regen der letzten Tage, dessen letzte Feuchtigkeit von den brütenden Strahlen weggebrannt wurde.

Draco stand am Fenster und schaute hinaus auf die Wiese, die im Tageslicht so viel grüner schien. Auf dem Gartenzaun saß dieselbe junge Frau von gestern. Lily hatte ihr eine Tasse herausgebracht, ihrem Gähnen nach mit Kaffee, und zusammen schauten sie auf den Wald hinaus. Ihre Stimmen drangen dumpf durch den offenen Spalt des Fensters. Von hinten durch die offene Tür kam ein lauter Chor aus Lachen, der das ganze Haus erschütterte, als James eine ziemlich lange Geschichte lautstark zu Ende brachte.

Es schien nie leise in diesem Haus zu sein. Oder einsam. So ganz anders als in dem dunklen Haus, das er sein zu Hause nannte. In das er zurückkehren würde.

Draco war nach Lächeln zumute. Er hatte kaum ein Auge zugetan, seit er sich in der letzten Nacht von Regulus hatte trennen müssen. Die gebündelte Aufregung pumpte in jeder Sekunde heiß in sein Herz, bis er befürchtete einen Infarkt zu kriegen. Er würde nach Hause gehen, und das nicht alleine.

Draco kehrte zu dem Bett zurück, in dem er eine nahezu schlaflose Nacht verbracht hatte, und setzte sich hin. Während er seine Hände in seinem Schoß ineinander wrang fiel sein Blick zum hundertsten Mal auf ein Foto, das neben seiner Teetasse auf dem Nachttisch stand. Auf einer Wiese aus rotgoldenem Laub saßen Lily und James Potter, auf ihren Schößen ausgebreitet ein riesiger schwarzer Hund, der in die Kamera hechelte. Sie sahen glücklich aus, und Draco schmeckte eine merkwürdige Bitterkeit, wenn er daran dachte sie zum Sterben zurückzulassen.

Aber er hatte Reg. Das würde er nicht mehr riskieren.

„Du weißt, dass er gelogen hat, oder?“ Sirius stand im Türrahmen, Arme auf diese Lässigkeit Art verschränkt, die ihn so von Regulus unterschied.

Draco schaute ihn stirnrunzelnd an. „Wer? Dumbledore? Das würde mich nicht überraschen. Ist er schon da?“

„Mein Bruder“, sagte Sirius und kam herein. Er setzte sich neben Draco auf die Bettkante, ohne eine Einladung überhaupt abzuwarten. „Als er dir gesagt hat, dass er mit dir kommen würde.“

„Du hast gelauscht?“, fragte Draco empört. Er hätte sich so etwas denken sollen.

„Ich hab nicht weggehört.“ Sirius tippte sich gegen die Ohren. „Für die kann ich nichts.“

„Ja, ich wünschte mein Hund hätte so gute Ohren“, sagte Draco, einzig und alleine um den nicht registrierten Animagus ein wenig nervös zu machen. „Wie kommst du darauf?“

„Ich kenn ihn eine Weile“, sagte Sirius. „Er ist mein Bruder. Ich weiß, wie er aussieht, wenn er verzweifelt und panisch ist.“

Draco lehnte sich näher an Sirius heran, senkte die Stimme: „Ganz davon abgesehen, dass es dunkel war; du hast deinen Bruder seit Jahren nicht gesehen. Vielleicht kennst du ihn gar nicht mehr.“

Sirius‘ Gesichtszüge verhärteten sich. Er sah seinem Bruder mit einem Schlag viel ähnlicher.

„Oder du willst nicht, dass er geht, weil ihr euch gerade erst angenähert habt“, fügte Draco hinzu. Er beobachtete genau, ob sich ein verräterisches Zucken in Sirius‘ Gesicht schlich, aber genau das geschah nicht, und genau deshalb glaubte er einen Nerv getroffen zu haben.

„Lass mich dir eine Frage stellen – die auch sicher nichts mit der Zukunft zu tun hat“, sagte Sirius und drehte sich herum, zog ein Bein auf das Bett, sodass er Draco frontal zugewandt war. „Wie lange kennst du meinen Bruder? Wir beide haben uns… vor einer Woche im Tropfenden Kessel getroffen, nicht wahr?“

Draco erinnerte sich an den regnerischen Morgen, an dem er Borgin das sehr nutzlose Spiegelbuch gestohlen hatte. „Kommt mir länger vor.“

„Ist es aber nicht. Wie viel länger kennst du meinen Bruder? Wahrscheinlich nicht viel. Definitiv nicht genug, um ihn zu durchschauen – oder mit ihm in die Zukunft durchzubrennen. Ich kenn dich nicht gut, aber ich denke, dass du deinen Kopf nicht über den Wolken trägst. Regulus ist da genauso. Er ist nicht romantisch veranlagt, sondern realistisch.“ Sirius zuckte die Schultern und unterlegte das mit einem Schnalzen seiner Zunge. „Und er ist ein Black. Wir treiben uns gerne rum. Was glaubst, wie lange das halten wird?“

„Meine Mut–“ Draco biss sich auf die Zunge. Er musste tief durchatmen, bevor er sich wieder traute den Mund aufzumachen: „Ausgerechnet du willst alle Blacks über einen Kamm scheren?“

„Hey, ich wäre sofort in die Zukunft unterwegs, wenn meine Gegenwart nicht so phantastisch wäre“, sagte Sirius und zwinkerte ihm zu.

Draco hätte dazu viel zu sagen gehabt, aber in den letzten Tagen und Wochen hatte er gelernt sich solche Bemerkungen lieber zu verkneifen. Seinen herablassenden Blick sparte er sich aber nicht.

„Genau deswegen hat dein Bruder sich richtig entschieden. Seine Gegenwart ist weit davon entfernt phantastisch zu sein.“

Bevor Sirius darauf antworten konnte klopfte es an der Tür – unnötigerweise, da sie schon offen stand. James schien sich bloß ihre Aufmerksamkeit holen wollen.

„Dumbledore ist da. Kommst du runter?“, fragte er.

„Ich denke nicht, dass das nicht nötig sein wird“, kam Dumbledores Stimme ihm zuvor. Der hochgewachsene Zauberer mit dem langen weißen Bart trat an James vorbei in das Zimmer. „Wir machen es uns hier gemütlich. Das erspart uns beiden unnötige Treppenstufen, nicht wahr?“

„Sicher“, sagte James schulterzuckend. „Sirius, bei Fuß.“ Er nickte in den Flur hinaus und Sirius folgte, nachdem er Draco einen Klaps auf die Schulter gegeben hatte. Ihren Schritten zufolge entfernten sie sich kurz darauf in Richtung Treppe, allerdings musste das nichts heißen. Neugierige Bastarde quetschten sich gerne gemeinsam unter einen Tarnumhang.

Dumbledore schloss die Tür – als würde das etwas bringen. „Wie geht es Ihnen heute Morgen?“

Draco hatte ihm den Rücken zugedreht und dachte auch nicht daran ihn anzusehen. Allein diese Stimme wieder zu hören bereitete ihm Kopfschmerzen.

„Ich nehme an, den Umständen entsprechend könnte in diesem Fall positiv gewertet werden… Nun, Mr. Potter hat mir erzählt, dass Sie mich sprechen wollten. Sie wissen, wie Sie nach Hause kommen?“

Draco schob seine nervösen Finger ineinander, um das Zittern zu stoppen. „Ich habe eine Idee und die würde ich gerne ausprobieren. Ich kann Ihnen nur nicht sagen, was genau ich vorhabe, weil es… kompliziert ist.“

„Das ist sehr vage“, sagte Dumbledore.

„Das ist Absicht“, antwortete Draco. „Hören Sie, ich weiß, wo es ist, wie es funktioniert und all das. Ich kann aber nicht riskieren, dass mir jemand folgt und herausfindet, wie ich hierhergekommen bin. Sie wollen sicherlich auch nicht, dass die falschen Leute davon erfahren.“

„Dann verstehen Sie sicherlich auch, dass Sie sich schlecht alleine auf dieses Abenteuer begeben können. Was wenn es, was immer es ist, nicht funktioniert?“

„Ich komme zurück, und Sie können weiterhin Detektiv spielen.“

„Sie gestatten mir ein leichtes Misstrauen diesbezüglich.“

Draco schnaubte frustriert auf. „Ich dachte, ich sei kein Gefangener?“

„Das sind Sie natürlich nicht“, sagte Dumbledore. „Aber Sie brauchen Schutz, und den werde ich Ihnen gewährleisten.“

Draco kniff wie von einem plötzlichen Schmerz getroffen die Augen zusammen. Er hatte so etwas geahnt, hatte mit Regulus darüber gesprochen, aber günstig war eine nervige Leibwache nicht. Niemand dieser Ordensmitglieder hatte bisher seinen Namen erfahren, ob sie es sich denken konnten, interessierte ihn nicht. Er wollte es aber nicht riskieren. Sie nach Malfoy Manor zu bringen würde ihm diese Entscheidung abnehmen.

Wie sollte er das hinkriegen?

„Das heißt, Sie werden mich begleiten?“, fragte er vorsichtig.

„Nein, das werde ich nicht“, sagte Dumbledore und ließ Draco damit nur noch verwirrter zurück. „Das mag für Sie schwer verständlich sein –“

„Sie haben Angst davor in Versuchung zu geraten“, sagte Draco. Nach allem, was er falsch und wahr über Dumbledore gehört hatte, glaubte er zu verstehen. „Zu viel Macht bringt den brillantesten Verstand auf Abwegen. So wie den Dunklen Lord… oder Grindelwald und Sie.“

Er konnte sich die Genugtuung nicht verkneifen, als Dumbledore verstummte. Lang genug, dass es ihm ein kleines Grinsen ins Gesicht trieb. Es hatte sich gelohnt Rita Kimmkorns Schinken zu lesen und sich vom Dunklen Lord nicht minder parteiische Korrekturen anhören zu müssen.

„Wo ich herkomme gibt es ein Buch über Sie“, sagte Draco. „Das überrascht Sie hoffentlich nicht.“

„Es überrascht mich mehr, dass Sie ein solch langweiliges Buch gelesen haben“, sagte Dumbledore, und Draco konnte hören, dass er lächelte. „Ich werde Sie Ihr kleines Abenteuer bestreiten lassen. Und ich glaube, ich weiß genau den Richtigen, der Sie begleiten sollte. Talentiert, verschwiegen, unauffällig; genau was Sie brauchen. Ich werde ihn auf meinem Weg nach draußen fragen.“ Er machte einen Schritt zurück zur Tür, nur um dann stehenzubleiben. „Viel Glück, Mr. McGrump.“

Draco schaute über die Schulter auf Dumbledores Hinterkopf, halb verdeckt unter einem mitternachtsblauen Spitzhut. Seine Finger schmerzten, so oft hatte er sie inzwischen ineinander verdreht und wieder entzwirbelt.

„Professor?“ Draco stand auf, wagte sich aber nicht näher.

Dumbledore verharrte an Ort und Stelle, als würde er auf Draco warten, schaute ihn aber nicht an. „Ja?“

Draco schluckte. Dumbledore hatte ihm kaum das halbe Profil zugewandt, aber unter den halbmondförmigen Brillengläsern glaubte er die blauen Augen aufblitzen zu sehen. Er wusste nicht, ob er von ihnen angesehen werden wollte, nur, dass sie es nie getan hatten. Es war also nicht wichtig.

„Es…“ Draco dachte an die Nacht auf dem Astronomieturm zurück, die alles verändert hatte. „Es tut mir leid. Alles, was noch passieren wird, tut mir leid. Das ist alles.“

Dumbledores Finger zuckten um den Türgriff herum. Er sah Draco weiterhin nicht an. „Ich bin mir sicher, dass Sie es aufrichtig meinen“, sagte er. „Also akzeptiere ich Ihre Entschuldigung.“

Draco stieß ein tonloses Lachen aus, ohne jede Freude. Akzeptanz ging nicht Hand in Hand mit Vergebung, und er erwartete keins von beiden. Etwas in ihm hatte diese Worte aber aussprechen müssen, und jetzt, wo sie ausgesprochen waren, fühlte seine Kehle sich wie entknotet an.

Dumbledore ließ ihn alleine, die Tür aber offen. Stimmen empfingen ihn am Ende der Treppe. Draco lauschte ein paar Worten, ohne ihren Sinn greifen zu können. Er musste sich sammeln, ein-, zweimal durchatmen, und sich auf das konzentrieren, was jetzt kam. Er würde nach Hause gehen. Vorausgesetzt er wurde los, wen auch immer Dumbledore ihm auf den Hals hetzte.

*

Um Mittag herum, als er sich sicher sein konnte, dass Dumbledore gegangen und weit weg war, kehrte Draco ins Erdgeschoss herunter. Er hatte eine ungefähre Zeit mit Regulus ausgemacht, je nachdem wie lange er brauchte, um die viel zu vertrauensseligen Ordensmitglieder zu überzeugen. Jetzt hieß es genau diesen Menschen den Rücken zu kehren – hoffentlich für immer.

In seiner Gegenwart waren sie immerhin alle tot.

Draco blickte vom Ende der Treppe aus in das Wohnzimmer hinein. Ein roter Haarschopf drehte sich hinter der Couchlehne herum. Lily lächelte ihn an. Sie stand auf und kam zu ihm in den Flur, direkt vor die Haustür.

„Ist es Zeit für dich zu gehen?“, fragte sie.

Draco nickte.

„Na ja, ich nehme an Zeit ist für dich ein eher schwer definierbarer Begriff“, sagte James, der aus einer blinden Ecke des Wohnzimmers an die Seite seiner Frau trat. Direkt hinter ihm, wie immer, war Sirius. Draco war sich ziemlich sicher, dass sie gelauscht hatten und alle Informationen schon unter sich aufgeteilt hatten.

„Brauchst du irgendetwas? Bessere Schuhe?“, fragte Sirius mit einem Zwinkern. „Meine würden dir sicher stehen.“

Die Schuhe waren das Einzige, was Draco sich hatte leihen müssen. Er trug sein eigenes Hemd, seine eigene Hose, ganz ohne Schlammspritzer. Nur die verschlammten Überreste seiner Hausschuhe, längst im Müll des Grimmauld Place verschwunden, würden hier zurückbleiben.

„Ich hab alles“, sagte er und schaute zwischen den Dreien umher. Er war froh, dass Wurmschwanz sich kein weiteres Mal hergetraut hätte. Noch einmal hätte er sich nicht zurückhalten lassen. Es fiel ihm jetzt schon schwer. Als würde er sich gegen Ketten stemmen, die er selbst gelegt hatte, und das nicht fest genug.

„Komm her.“ Lily umarmte ihn fest und strich ihm dabei über den Rücken. „Du kriegst das schon hin. Du kommst wieder nach Hause.“

Draco tätschelte ihren dunkelroten Haarschopf, strich einmal sehr sanft darüber, weil es James einen roten Schimmer Eifersucht ins Gesicht trieb.

Lily löste sich von ihm, blieb aber in seiner unmittelbaren Nähe. „Eine Sache noch… Wofür auch immer du dir Schuld gibst, lass es dich nicht davon abhalten glücklich zu werden. Das verdienen wir alle.“

Draco brachte es nicht über sich das mit einem schneidenden Kommentar abzustrafen. Er blickte in diese Gesichter und ertappte sich dabei zu denken, dass sie ein paar mehr glückliche Tage verdient hätten. So nervtötend ihr Sohn oder Patensohn auch immer gewesen war.

„Ich versuch’s“, sagte er kühl.

„Na ja…“ James räusperte sich und streckte seine Hand aus. „Ich geh davon aus, dass wir dich in ein paar Stunden wiedersehen, aber bis dahin… Mach’s gut.“

Draco starrte ungläubig auf die ausgestreckte Hand. Ein Déjà-Vu attackierte ihn von hinten. Er erinnerte sich einen Moment lang sehr deutlich, als James‘ Sohn seine Hand nicht hatte nehmen wollen, und er war verlockt das zurückzugeben. Aber diese Art Rache würde ihm nichts bringen. James wusste ja nicht einmal worum es ging. Und um ehrlich zu sein, war es nicht mehr als eine Lappalie, die man vergessen sollte.

Draco schüttelte James‘ Hand. „Ich will dich natürlich nicht enttäuschen. Also wünsch mir wenig Erfolg.“ Er wandte sich Sirius zu. „Bist du meine Eskorte, Black?“

„Nein…“ Sirius lehnte sich vor und senkte seine Stimme auf ein verschwörerisches Level: „Ich bin nicht sehr vertrauenswürdig.“

James schnaubte, als würde er sich angegriffen fühlen. „Ich vertrau dir mein Leben anvertrauen, wenn du drauf aufpassen willst. Ich bin deswegen kein Idiot, oder?“

Sie grinsten einander an.

„Behaltet das im Hinterkopf“, sagte Draco mit einem Seufzen.

Während James loslachte, gab Sirius Draco einen Klaps auf die Schulter. „Deine Eskorte wartet draußen. Krieg keinen Schreck, okay? Viel Glück.“ Er hielt ihn fest, als Draco sich umdrehen wollte. „Denk dran, was ich dir gesagt hab.“

Draco schaute ihn finster an. Mit einem Ruck machte er sich los und riss die Tür auf. Er hatte keine Zeit sich über Sirius‘ bevormundende Art aufzuregen, da traf ihn mit voller Wucht, wer genau seine Eskorte war.

Am Eingangstor des Zaunes stand Professor Lupin Wache. Er lächelte Draco an. „Bist du soweit?“

Draco fluchte innerlich. Er warf einen letzten Blick zurück ins Haus. Lily lächelte ihn an, während James und Sirius ihm ein synchrones Winken zuwarfen, und Draco stemmte sich ein letztes Mal gegen die selbst gestrickten Ketten. Sie hielten. Er sagte nichts, nickte nur. Die Tür fiel wie magisch hinter ihm ins Schloss.

Lupin führte ihn rechts die Straße herunter durch Godric’s Hollow, ein kleines Dorf mit altmodischen Häusern und verwinkelten Straßen. Menschen trafen sie unterwegs kaum, was eine Wache überflüssig zu machen schien.

Dracos Gedanken hingen den Potters und ihrem verlausten Köter nach. Er fragte sich, ob er wohl das Richtige getan hatte. Dann sagte er sich, dass es das Richtige war. Er wollte nach Hause. In sein zu Hause. Zusammen mit Regulus eine ganz neue Zukunft haben.

Sie erreichten den Rand des Dorfes. Die Straßen verästelten sich und liefen in breite Landstraßen aus. Sie stiegen auf einen kleinen Hügel, der zu einem schwer einzusehenden Waldstückchen führte.

„Wieso sind Sie meine Eskorte?“, fragte Draco.

Lupin schaute sich um und Draco dann an, als sei er sich nicht sicher, ob er angesprochen worden war. „Ich war der Beste für den Job“, sagte er mit vor Stolz geschwellter Brust. Draco zog eine Augenbraue hoch und ließ Lupin so einknicken. Er zuckte die Achseln. „Ich war da? Ich weiß nicht. Ich hab Sirius gefragt, aber er hat etwas von persönlichen Gründen gemurmelt. Du musst mich nicht siezen, übrigens.“

„Ich muss auch nicht atmen“, sagte Draco trocken. „Dumbledore hat Sie als talentiert und verschwiegen bezeichnet. Und unauffällig.“ Er begutachtete Lupin von der Seite. „Sie könnten ein paar neue Roben vertragen.“

Lupin gab ein leises Lachen von sich. „Ja, das… äh… Verschwiegenheit übt sich über die Jahre, nehme ich an. Apparieren wir?“

Im Schatten einer großen Eiche streckte Draco seinen Arm aus. „Ich weiß wohin. Packen Sie zu.“

Lupin schaute ihn an, musterte ihn einen Moment, aber bevor Misstrauen ein Stirnrunzeln zeichnen konnte, griff er Dracos Arm. Mit einem Knall verschwanden sie aus Godric’s Hollow.

In einem Waldgebiet, das so dicht war, dass es trotz der brennenden Sonne kühl und dunkel wirkte, tauchten sie wieder auf. Lupin blickte sich interessiert um.

„Wirkt eher unauffällig hier“, sagte er und im nächsten Moment leuchteten die Schatten hinter ihm rot auf. Sein Gesicht fror in einem halben Lächeln ein und er kippte nach hinten um. Lupin rührte sich nicht mehr.

Draco riss seinen Zauberstab heraus, zielte in die Schatten hinein.

„Auf einmal glaubst du, da würde was rauskommen?“ Regulus trat hinter einem Wall aus breiten Baumstämmen hervor.

Draco hob den Zauberstab, die Augen warnend verengend, und Regulus hob beide Hände wie zu einem Schutzschild. Einen Moment ließ er ihn so hängen. Sie schauten einander an und Draco konnte sein Grinsen nicht länger zurückhalten. Er steckte den Zauberstab wieder weg und kaum war das Holz in seiner Tasche verschwunden, schnappte Regulus sich seine Hand. Er zog ihn an sich heran und in einen Kuss. Draco schmeckte ein Lächeln, klein aber prickelnd, das ihn fast vergessen ließ, wer auf dem Boden lag.

Als Regulus sich löste, ging erst Dracos zweiter Blick zu Lupin. „Keine Sorge“, sagte Regulus. „Ich hab ihn bloß geschockt. Er wird wieder und den Weg nach Hause findet er auch.“

„Gute Nachrichten bringt er nicht mit“, sagte Draco. „Immerhin hat er mich verloren.“

„Machst du dir Gedanken, ob er Ärger kriegt?“, fragte Regulus skeptisch.

Draco zuckte die Achseln.

„Hey…“ Regulus stupste sein Kinn an, zog Dracos Gesicht daran herum, bis er Lupin nicht mehr im Blickfeld hatte. „Mein Bruder und seine Freunde vertrauen Lupin. Sie werden ihm glauben, dass er dich nicht absichtlich verlieren wollte.“

„Vielleicht“, murmelte Draco. „Aber in Kriegszeiten steckt man sein Vertrauen nicht immer in die richtigen Leute.“

Regulus runzelte die Stirn. „Hast du Zweifel?“

Draco schaute auf Lupin herunter, ohnmächtig und wehrlos, und stellte sich vor dem türkishaarigen Waisenkind dieses Bild zu beschreiben. Er schüttelte den Gedanken schnell ab. Soweit würde es nie kommen.

„Es geht mir gut“, sagte er und umfasste Regulus‘ Kinn, hielt ihn an Ort und Stelle um ihm einen festen Kuss zu geben. „Ich hab alles, was ich brauche. Und du?“

„Ich bin soweit.“ Regulus nahm Dracos Hand und umschloss sie fest mit seiner. Eine knisternde Wärme, wie Funken eines Zauberstabs, ging von seinen Fingern in Dracos Handfläche über. Wenn er Zweifel gehabt hatte, ob er das Richtige tat, dann spülte dieses Gefühl sie weg.

Sie disapparierten mit einem Plopp, das sich im Rascheln der Blätter verfing. Auf einer saftiggrünen Wiese fanden sie sich wieder. Einen Steinwurf entfernt erhoben sich die steinernen Mauern von Malfoy Manor. Auch hier brannte die Sonne auf sie herunter.

Regulus ließ Dracos Hand nicht los und zog ihn mit eiligen Schritten vorwärts.

„Wir marschieren aber nicht einfach rein“, sagte Draco. „Das wäre… unklug.“

„Natürlich nicht“, antwortete Regulus mit einer trockenen Dosis Herablassung. „Wir klingeln.“

Draco blieb vor den Toren stehen. Regulus ging einen Schritt weiter, bevor er von Dracos Hand zurückgezogen wurde. „Was?“, zischte er ihm zu. „Ich dachte, du hast einen Plan?“

„Ja, wir hatten einen Plan“, sagte Regulus. „Du bringst Dumbledore dazu dich rauszulassen, wir treffen uns an einem neutralen Ort, falls er dir jemanden zur Seite stellt, den wir dann ausschalten. So können wir unbeobachtet nach Malfoy Manor gehen, ohne dass Dumbledore oder irgendwer sonst deine Identität herausbekommt oder den Weg in die Zukunft verfolgen kann. Wir haben alles Nötige besprochen.“

Draco ahmte Regulus‘ ewig gleichgültige Miene nach und blieb kalt: „Außer wie wir ins Haus hineinkommen.“

Regulus trat an ihn heran. Er legte die Hände auf Dracos Hüfte, beugte sich an ihn heran. „Du –“

Draco schob ihn weg. „Ich dachte, du hättest einen Plan. Du hast gesagt, du hättest Abraxas und den Dunklen Lord gehört. Dass du wüsstest, wie ich nach Hause komme. Ich dachte, das impliziert den ganzen Weg.“

Regulus‘ Mundwinkel zuckten. „Vertraust du mir nicht?“

„Doch“, sagte Draco und schlug ihm gegen die Brust dafür, dass er es wagte sein beinahe-Lächeln zu zeigen. „Ich… Es gefällt mir nur nicht, keinen Plan zu haben.“

„Keine Sorge. Ich habe einen Plan.“

In Regulus‘ grauen Augen lag ein Schimmer, wie bei frisch polierten Silbermessern.

„Erzähl ihn mir“, erwiderte Draco etwas leiser.

Regulus ließ ein richtiges Lächeln zu. „Wir werden klingeln.“

Draco gab ihm einen zweiten Klaps gegen die Brust. Seine Hand blieb liegen und er seufzte geschlagen, ließ seine Finger von Regulus‘ einfangen. Diesmal aber zog Regulus ihn weniger energisch vorwärts. Fast gemütlich schlenderten sie durch die Tore und die Auffahrt hoch. Hecken und penibel geschnittenes Gras markierten ihren Weg. Eine Gruppe weißer Pfauen hatte sich um den Brunnen versammelt und badete in der Sonne. Draco musste sich mehr als einen Witz über die Dekadenz meterlanger weißer Federschleppen anhören.

Nichtsdestotrotz hätte er die wenigen Meter zur Haustür ewig gehen können. Auf der Türschwelle ließ Regulus seine Hand los. Er klopfte an.

Die nächste Minute verbrachten sie schweigend nebeneinander. Dracos Herz raste vor Nervosität. Er hatte seinen Großvater nicht mehr gesehen, seit der ihm ein Verhältnis mit Regulus unterstellt hatte. Mittlerweile könnte er das nicht mehr abstreiten. Er wusste auch nicht, ob er das wollte.

Als die Tür sich öffnete, glaubte er vor Panik zu platzen. Er stellte sich so dicht wie möglich neben Regulus, fast ein bisschen hinter ihn, als würde er in ihm verschwinden wollen.

Abraxas‘ Gesicht tauchte im Türspalt auf. Er musterte erst Regulus dann Draco kurz und öffnete die Tür ganz. Ein gönnerhaftes Grinsen entstellte sein Gesicht.

„Nun, nun, wenn das nicht unser zeitreisender Bastard ist“, sagte er mit Blick auf Draco.

Draco schluckte seine Überraschung für den Moment herunter. Er hatte Voldemort selbst auf seinen Großvater gehetzt; er hätte sich denken müssen, dass der eins und eins zusammenzählte. Genau deswegen war es so dumm hierher zu kommen. Abraxas könnte sie getrost ans Messer liefern. Ein Malfoy ließ sich so eine Chance nicht entgehen.

„Sir“, grüßte Draco heiser.

„Ich, aus der Vergangenheit, wenn man dem Dunklen Lord glauben mag, nicht wahr? Immerhin besser als mein erster Instinkt.“ Abraxas machte Platz und bat sie mit einer ausladenden Geste herein. „Lucius leckt seine Wunden im St. Mungos und Narcissa ist bei ihm. Niemand wird stören. Wie geht es dir, Regulus?“

Regulus beantwortete das mit einem Nicken.

Draco fühlte sich, als würde jeder seiner Atemzüge unter Beobachtung stehen. Dicht an Regulus‘ Seite gedrängt trat er ein. Abraxas schloss die Tür hinter ihnen. Er führte sie ohne Umschweife zur Vorratskammer.

„Sir?“, begann Draco.

Abraxas drehte sich zu ihm herum und versperrte den Weg hinein. Er sagte nichts, schaute nur abwartend auf Draco herunter. An seinem Blick hatte sich nichts verändert. Kalt und als wäre alles und jeder unter seiner Würde. Aber so hatte er immer schon ausgesehen.

„Verstehe ich das richtig… Sie wollen mir helfen?“, fragte Draco. „Obwohl der Dunkle Lord mich gerne in die Finger kriegen würde? Wieso?“

„Nun, erst einmal“, sagte Abraxas, „bist du Familie. Das hätte mir früher auffallen müssen.“ Er klang dabei, als wäre sein Fehler einzig und allein Dracos Schuld. Sein Blick aber ging interessiert über Dracos Züge, ganz so, als würde ihm das distinktive blonde Haar und die grauen Augen das erste Mal auffallen.

„Und zweitens?“, fragte Draco, als das Starren anfing ihm unangenehm zu werden.

„Zweitens lasse ich mir in meinem Haus keine Befehle von einem Halbblut geben“, gab Abraxas zischend zurück. Eine Ader pulsierte zornig an seiner Schläfe. „Ich bin Abraxas Malfoy; meine Familie und ich haben mehr für dieses Land getan, als ein selbst proklamierter Lord in extravaganten Roben, der meinen Sohn um den Finger wickeln konnte.“

Bei dieser Rede versteifte Regulus sich eindeutig, wie ein Kind, das von seinen Eltern zusammengestaucht wurde. Draco musste ein Grinsen zurückbeißen.

Abraxas schaute ihn warnend aus schmalen Schlitzen seiner Augen an. „Findest du das witzig?“

„Nein“, sagte Draco. „Hört sich nur… nach jemandem an, den ich kenne.“

Abraxas tat das mit einem Nicken ab, drehte sich in einem Wirbel aus Roben herum und winkte sie hinter sich in die Vorratskammer. Regulus stieß ein kleines Seufzen aus, bevor er folgte. Diesmal schien es Draco, als wäre es nicht er, der Schutz in der Nähe des anderen suchte. Er kniff Regulus zärtlich in die Seite und ignorierte seinen eisigen Seitenblick schmunzelnd.

„Der Spiegel, nicht wahr?“, fragte Abraxas wahrscheinlich rein rhetorisch nach, so zielstrebig, wie er genau dieses Ziel ansteuerte.

Sie erreichten das hohe Oval, das unter einer weißen Decke verborgen war. Abraxas wischte das Tuch mit einer flinken Bewegung seines Zauberstabs herunter. Im fahlen Licht der Vorratskammer schien es, als würden sie in einen dunklen Tunnel hineinblicken, der ihre Reflektionen schluckte.

„Wie genau kommt man durch den Spiegel zurück?“, fragte Draco. „Wie funktioniert er überhaupt?“

Abraxas schaute ihn verwundert an. „Du bist doch durch den Spiegel gekommen?“

„Gekommen? Eher gestolpert“, murmelte Draco.

„Es war ein Unfall“, sagte Regulus. „Als wir versucht haben, ihn zurückzuschicken, hat es nicht funktioniert.“

„Du weißt nicht, wie er funktioniert?“, hakte Abraxas nach. „Du bist doch Familie, oder?“

Der herablassende Tonfall kränkte Draco. Unter anderen Umständen hätte er seinem Großvater ordentlich die Meinung gesagt. „Ich kann nichts dafür, dass mir niemand Einzelbeschreibungen von all dem Krimskrams gegeben hat, den wir über die Jahrhunderte angehäuft haben.“

Abraxas schmunzelte, was Draco nur über den Spiegel sehen konnte. „Ich habe Lucius nie gesagt, was die Hälfte dieser Objekte bedeutet. Er ist viel zu sehr darauf aus sich in den Vordergrund zu schieben – ihr erinnert euch sicherlich an seine Auftritte bei meinen Veranstaltungen. Entweder hält er pathetische Reden oder läuft draußen mit seinen Freunden verkleidet herum, um die Menschen zu erschrecken. Vielleicht weißt du deswegen nichts darüber.“

Er strich mit seiner blassen Hand über den tiefschwarzen Rahmen. Sein Spiegelbild ähnelte einem Geist, blass und irgendwie verschwommen. Draco beobachtete seinen Großvater einen Moment, bevor er merkte, dass Regulus ihn nicht aus den Augen ließ. Er schaute Regulus an und deutete mit einem Nicken auf Abraxas, verdrehte schmunzelnd die Augen über ihn. Regulus erwiderte das nicht.

„Dieser schwarze Spiegel ist seit Jahrhunderten in Familienbesitz“, sagte Abraxas, ohne auf die Personen in seinem Rücken zu achten. „Die alberne Legende besagt, dass er uns aufgehalst wurde, weil wir verkommene Menschen seien, denen es gut tun würde über sich zu reflektieren. Das Glas ist pure Zeitmagie, anders als bei einem Zeitumkehrer nicht für gezielte Sprünge gedacht. Normalerweise ist er ein einfacher Spiegel, aber sieht jemand, ich zitiere, voller Reue hinein, transportiert er dich zu dem Zeitpunkt, der dir den richtigen Weg aufzeigt.“

„Wie komm ich dann wieder zurück?“, fragte Draco.

„Wenn du dir wieder selbst in die Augen schauen kannst“, sagte Abraxas. „Vermutlich.“ Er klopfte mit den Fingerknöcheln gegen die Scheibe. Ein leises Scheppern hallte durch die Vorratskammer, aber die Scheibe gab nicht nach. „Für mich war er immer nur ein Spiegel.“

Auch das klang, als müsste Draco sich schämen überhaupt hier gelandet zu sein – und nach der Erklärung tat er das auch.

„Ich lasse dich alleine herausfinden, ob du dir wieder in die Augen sehen kannst.“ Abraxas nickte erst Draco, dann Regulus zu. „Verabschiedet euch in Ruhe.“

Draco runzelte die Stirn darüber, vermutete aber, dass Regulus Abraxas nicht erzählt hatte, was sie vorhatten. Er wusste nicht einmal, ob es funktionieren würde. Aber es war einen Versuch wert.

Über den Spiegel beobachtete er wie Abraxas‘ Umriss sich entfernte, bis er am anderen Ende der Kammer verschwand.

Draco stellte sich vor den Spiegel und betrachtete sein Abbild. Er rieb sich über den rötlichen Striemen auf seiner Wange. Die Schramme, die Wurmschwanz ihm verpasst hatte. In ein paar Tagen sollte sie größtenteils verschwunden sein.

Regulus stellte sich an seine Seite. Er blickte tief in den Spiegel hinein, als würde er ihm so seine Geheimnisse verraten.

„Wir hätten das gleich machen sollen“, murmelte Draco. „Abraxas wusste die ganze Zeit, was es mit diesem Ding auf sich hatte – und ich bin mir sicher, er kann es kaum abwarten mich loszuwerden.“

Regulus strich ihm tröstend über den Rücken. „Kannst du dir denn wieder in die Augen blicken?“

„Sicher“, sagte Draco spöttisch. Über den Spiegel sah er zu, wie Regulus eine Augenbraue voller Skepsis hochzog. Draco drehte sich zu ihm herum, legte die Hände auf Regulus‘ Brust und strich auf und ab, vergeblich auf der Suche nach einer Falte. „Ich habe Fehler gemacht; du verstehst das besser als jeder andere. Aber ich lass mich davon nicht abhalten glücklich zu werden. Also, lass es uns ausprobieren.“

Er umklammerte Regulus‘ Hand, verschränkte ihre Finger ineinander und hielt sie so fest er konnte in seiner. Regulus‘ Blick bohrte sich in seinen. Draco spürte ein Zittern aufkommen. Er versuchte es zu unterdrücken, aber es wanderte durch seine Arme direkt in seine Finger.

„Versuchen wir das“, murmelte er und drückte Regulus‘ Hand fest umschlossen von seiner gegen das Glas. Es gab nach. Langsam, aber sicher. Wie eine dicke Pfütze Schlamm, die einen einsaugen wollte. Er zog ihre Hände noch einmal zurück. Es schien stickig hier drin, und je mehr er atmete, desto schlimmer wurde es.

„Lass mich einfach nicht los, okay?“, flüsterte Draco.

Regulus nahm den Blick nicht von ihm. „Hast du Zweifel, Draco?“, fragte er erneut.

Draco zuckte die Achseln. „Ich hatte. Vielleicht. Ja.“ Er nickte und atmete zittrig durch. „Ich war mir unsicher, ob ich all diese Menschen hier ihrem Schicksal überlassen kann. Aber ich kann. Alles ist gut in der Zukunft. In meiner Gegenwart. Ich kann nicht in der Vergangenheit leben und ewig bereuen, dass ich Fehler gemacht habe.“

Regulus fuhr ihm über die Wange. Seine Finger, seine ganze Hand war kühl trotz der Sommerhitze.

„Ich bin kein Held“, sagte Draco. „Ich muss keiner sein. Das müssen wir beide nicht.“

Regulus strich ihm über die Wange, durch die Haare, und küsste ihn dann. Ohne Vorwarnung, wie aus dem Nichts lagen seine Lippen warm auf seinen. Draco musste in den Kuss hineinlächeln, als Regulus ihn nicht loslassen wollte, sondern nur fester in seine Arme zog. Seine Lippen öffneten sich, seine Zunge stieß vor und suchte sich einen Weg in Dracos Mund hinein, so stürmisch, dass Dracos Knie weich wurden.

Als er sich löste, blieb ein breites Grinsen auf Dracos Lippen hängen. Es klang ab, als er Regulus in die Augen sah. Das Grau glänzte nass vor Tränen.

„Ich schon“, sagte Regulus heiser und gab Draco einen plötzlichen Schubs. Seitwärts prallte Draco gegen den Spiegel. Seine Schulter glitt in das Glas hinein. Mit beiden Händen stemmte Draco sich gegen den schwarzen Rahmen.

„Warte. Was tust du? Was soll das werden?“, blaffte er über die Schulter.

Regulus drückte mit beiden Händen gegen Dracos Rücken, schob ihn vorwärts gegen das Glas. Draco blickte nicht auf ihre Spiegelbilder, sondern Regulus direkt an.

„Hör auf“, rief er. „Lass mich los! Du hast gesagt, wir gehen zusammen!“

„Ich kann nicht“, sagte Regulus mit einem Knurren. Vor Anstrengung hatte er die Zähne zusammengebissen. „Ich riskiere nicht, dass du deine Zukunft wegwirfst. Wegen mir. Deine… Deine Gegenwart. Du kannst sie nicht ändern.“

„Reg!“ Draco musste den Kopf zur Seite drehen, um das Glas auf Abstand zu halten. Er spürte die Kälte, die von dem Spiegel ausging. Er sah die Panik in seinen Augen. „Was redest du für einen Mist?“

„Denkst du, ich weiß nicht, wieso du mit mir gesprochen hast? Als Allererstem? Als du Angst hattest Dinge zu ändern? Hältst du mich blöd?“ Regulus presste seinen Unterarm in Dracos Nacken und schob ihn so nach vorne. Der Spiegel berührte kalt Dracos Stirn. „Wir kennen uns nicht. Obwohl unsere Familien eng befreundet sind. Wir haben uns nie gesehen. Weil ich tot bin!“

„Reg.“ Dracos Hand rutschte vom Rahmen. Er stützte sich quer über dem Glas ab. „Lass mich los.“

„Nein“, presste Regulus hervor. „Wenn ich untergehe, dann um dir eine bessere Chance auf eine Zukunft ohne ihn zu geben.“

Draco steckte die freie Hand in die Hosentasche und tastete nach dem unnützen Holz. Er zog seinen Zauberstab heraus. Die Spitze richtete er rücklings gegen Regulus. „Depulso“, keuchte er.

Das Gewicht in seinem Rücken verschwand und kurz darauf ertönte ein Knall, der durch die ganze Kammer ging. Scheppern und Klirren folgte, als Regulus in einem Regal landete und in einem Regen aus fragilen Gegenständen auf den Boden fiel.

Draco stieß sich hektisch von dem Spiegel ab, wich vor ihm wie vor Lord Voldemort persönlich zurück. Er schaute von dem schwarzgerahmten Spiegel zu Regulus, der sich stöhnend unter dem Haufen Krimskrams regte. Dann tat er das, was er immer tat, wenn er panisch wurde: Er rannte.


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Ich will mehr wie jeder andere, dass Joanne K. Rowling mit meiner Luna zufrieden ist, denn es ist ihr Charakter. Ich hatte schon einen Albtraum davon, auf der After-Show-Party zu sein, Jo zu treffen und sie schüttelt nur ihren Kopf und schaut traurig. Das ist mein Irrwicht. Aber bis jetzt hat sie sich mir gegenüber positiv verhalten, also bin ich optimistisch.
Evanna Lynch