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Fanfiction

The Black Mirror - Risiko

von Dr. S

„Hey! Hey, wo willst du bitte hin?“

Draco war dabei über den Zaun zu klettern, als Sirius ihn am Arm zurückhielt. „Dein Bruder ist gekommen um Hallo zu sagen, und ich werde ihn nicht stehen lassen.“ Er schob Sirius mit einem Tritt von sich weg und glitt auf der anderen Seite herunter. Sein Blick fixierte sich auf den finsteren Waldrand.

„Selbst wenn“, sagte Sirius. „Ich kann dich nicht einfach in den Wald rennen lassen. Was, wenn das eine Falle ist?“

„Ach? Du denkst, die Todesser versuchen mich herauszulocken, anstatt euch alle in die Luft zu jagen?“

„Vielleicht ist es deine Falle. Ein Trick, um abzuhauen. Ich kann das nicht riskieren.“

„Ich dachte, du stehst auf Risiko?“, fragte Draco, kassierte dafür aber nur einen finsteren Blick, der ihn sehr an das Wanted-Poster eines Verbrechers erinnerte. Ungeduldig lehnte er sich über den Zaun. „Ich bin kein Gefangener. Wenn ich will, dann kann ich gehen, wohin ich will, verstanden? Aber ich habe nirgendwo, wo ich sonst hin kann. Ich werde nicht abhauen. Versprochen.“

Sirius schaute ihn einen Moment lang forschend an, dann seufzte er geschlagen auf. „Ein Apparierschutz liegt auf dem Wald und dem halben Dorf. Du kommst nicht weit, nur damit das klar ist. Ich will, dass du ein Licht heraufbeschwörst, damit ich weiß, wo du bist. Geht es aus oder entfernst du dich zu weit, komme ich dich holen, und ich werde dich einholen, und dann wirst du bereuen mein Vertrauen missbraucht zu haben.“

Draco hob über so viel Autorität die Augenbrauen. Er hätte diesem Black in diesem Alter nicht so viel Ernsthaftigkeit zugetraut. Genau das lockte ihn zu widersprechen, aber die Erinnerung an die roten Funken hielt ihn zurück. Mit einem Nicken holte er seinen Zauberstab heraus und damit auch die Unsicherheit.

Er hatte keine Zeit zu überlegen, unsicher zu sein. Jeden Moment könnten die Funken nur eine Erinnerung sein.

Sirius ließ ihn jetzt bereits nicht aus den Augen. Er fragte nicht nach, sondern packte Dracos Handgelenk und zwang ihn den Zauberstab fest zu packen. „Lumos, schon vergessen?“ Er schüttelte Dracos Arm, was bis hoch in seine Schulter ging. „Denk es wenigstens.“

Draco stemmte sich gegen das Schütteln und gab seinem Zauberstab ein Schnippen. Ein Licht glühte an der Spitze auf, tauchte alles in einen silbrigen Schimmer und wärmte Dracos Finger. Magie sprang wie Funken von seiner Hand zum Holz über.

Er ließ Sirius lässig am Zaun lehnend zurück und eilte über die Wiese. Der Wind schob sich raschelnd durch das hohe Gras, verfing sich in den tiefhängenden Zweigen der Bäume und zog und zerrte an den Blättern. Silbriges Mondlicht kämpfte gegen die Schatten der hohen Stämme an. Draco hätte ohne das Licht nicht viel gesehen. Er machte mehrere Schritte in den Wald hinein und drehte sich suchend einmal um sich selbst in der Hoffnung, einer der Schatten würde sich nicht von seinem Licht vertreiben lassen.

„Du hast dir ganz schön Zeit gelassen“, drang eine kalte Stimme an seine Ohren.

Draco fuhr herum. Zwischen zwei hohen Eichen schob sich eine Gestalt auf ihn zu. Regulus zog sich die Kapuze herunter, da war Draco schon losgelaufen. Er riss Regulus in eine Umarmung, fest, aber nicht fest genug. Seine Finger kratzten über Regulus‘ Rücken ohne Halt zu finden, krallten sich in die Falten seines Umhanges. Nur langsam schlossen sich Regulus‘ Arme um ihn, und Draco lehnte sich hinein wie gegen eine Stütze.

„Ich hasse dich“, raunte er Regulus ins Ohr. „Wie kannst du es wagen einfach abzuhauen? Ich dachte, du lässt mich im Stich.“

„Ich hab dich bei meinem Bruder gelassen. Ich dachte, das wäre ein annehmbarer Ersatz.“

Für einen Moment hielten sie sich aneinander fest. Regulus atmete angestrengt in Dracos Nacken, als wäre er gerade durch den Wald gespurtet. Draco streichelte ihm durch Haare und über den Hals. Er sog seinen Duft ein, überschattet von Tannennadeln, bis er ihn nie wieder verwechseln würde.

„Es tut mir leid“, murmelte Regulus mit heißem Atem gegen Dracos Hals. Ein Zittern ging über seinen Rücken. „Ich konnte nicht auf dich aufpassen. Es tut mir leid.“

Draco lehnte sich zurück, nicht sehr weit, aber Regulus hielt ihn am Hemd zurück, als wollte er nicht mehr Abstand riskieren. Auf seiner Wange zeichnete sich ein roter Striemen ab, wo der Schnitt gewesen war. Draco streichelte vorsichtig darüber. Die Haut fühlte sich dünn an, wie altes Pergament, das unter der zartesten Berührung brechen würde.

„Ich hab dir gesagt, dass das eine Narbe gibt“, sagte Draco.

Regulus hob seine Hand an Dracos Wange und fuhr mit dem Handrücken sanft darüber. Die frischverheilte Haut kribbelte wie elektrisch aufgeladen.

„Du hast auf mich aufgepasst“, sagte Draco. „Du hast den Orden auf mich gehetzt. Ich weiß, dass dir das nicht leicht gefallen sein muss.“ Er vermied es Sirius beim Namen zu nennen, aber zu seiner Überraschung schüttelte Regulus den Kopf, als hätte er nie über seinen Schatten springen müssen. Die anfängliche Rührung verflog schnell und hinterließ nur eine Frage: „Wieso bist du nicht mitgekommen?“

Ein Schatten fiel auf Regulus‘ Gesicht. „Ich hab dich nicht im Stich gelassen.“

„Ich weiß. Du hast den Orden auf mich gehetzt und dich verdrückt. Wieso?“ Draco strich das Haar aus Regulus‘ Stirn und versuchte so den Schatten zu vertreiben. „Sag mir, was passiert ist.“

„Du weißt ja schon, dass ich meinem Bruder Bescheid gesagt habe“, murmelte Regulus. „Ich wusste nicht, ob er wirklich kommen würde. Weder er noch seine Freunde würden mir einen Knut anvertrauen. Aber sie sind gekommen. Es hat nur eine Weile gedauert, bis sie es durch die Schutzzauber geschafft haben. In der Zwischenzeit sind die Todesser aus allen Richtungen gekommen. Da waren mehr von ihnen, als ich erwartet hatte, und viel weniger von Sirius‘ Freunden. Es sah gar nicht gut für sie aus. Du hast selbst gesehen, was da für Flüche hin- und hergeworfen wurden. Ich… Ich hab versucht Schadensbegrenzung zu betreiben und mich um den Apparierschutz gekümmert, damit sie dich da rauskriegen können.“

Regulus machte ein Gesicht, als hätte er große Schmerzen. Er schaute Draco nicht in die Augen. Hochkonzentriert, wie er so viele Dinge erledigte, strich er eine Falte aus Dracos Hemd heraus und dabei längs über seine Brust. Eine prickelnde Wärme folgte seinen Berührungen.

„Ich kann nicht glauben, dass er das getan. Er hat dich gefoltert. Ich hab’s gehört. Ich konnte nichts tun, außer zuhören.“

Draco winkte barsch mit der Zauberstabhand ab und warf beinahe das Licht von der Spitze in den Wald hinaus. „Du hast getan, was du konntest, Reg. Du hattest einen guten Plan. Dich Hals über Kopf in eine Rettungsaktion zu stürzen, hätte uns beiden wenig gebracht.“ Seine freie Hand krallte sich auf Regulus‘ Schulter zu einer Faust zusammen. Er dachte an Wurmschwanz, der sich in sein Zimmer getraut hatte, nachdem er ihn in diese Situation gebracht hatte. Ein hinterhältiger Bastard, der es anscheinend Faustdick hinter den Ohren hatte. „Ich war dumm, deswegen bin ich erst in diesen Drachenmist geraten.“

„Das war nicht deine Schuld“, sagte Regulus.

Draco war ein weiteres Mal an diesem Tag verlockt Peter Pettigrews gerechte Strafe vorwegzunehmen. Er biss sich auf die Zunge. Mit noch zitternden Fingern umfasste er Regulus‘ Gesicht. Das Licht an seinem Zauberstab ließ seine grauen Augen silbrig leuchten. Sie funkelten als hätten sie das Mondlicht durch die Blätterdächer hindurch aufgefangen. Die Wut auf eine dämliche Ratte verschwand nicht, ließ sich aber verdrängen.

„Es ist auch nicht deine Schuld“, sagte er. „Ist auch egal. Du bist jetzt hier.“ Draco umarmte ihn ein weiteres Mal, aber Regulus erwiderte das nicht, nicht einmal langsam. Seine Hände blieben auf Dracos Brust liegen, ein wenig ratlos.

„Du weißt, dass ich nicht bleibe?“, murmelte er in Dracos Ohr.

Draco zuckte zurück, als hätte er sich an Regulus verbrannt. Er schaute ihn bohrend an, suchte in seiner Miene nach dem Hinweis auf einen Scherz, aber Regulus‘ Gesicht war kalt, gleichgültig, fast schon hochmütig, als hätte er sich dazu herabgelassen, Draco das Offensichtlichste zu erklären. Draco trat zurück und als Regulus ihn am Hemd zurückziehen wollte, wischte er ihm barsch über die Finger.

„Was soll das heißen? Wieso bist du dann überhaupt hier? Hast du dich letzte Nacht nicht schon lang und ausgiebig verabschiedet?“

„Ich weiß, dass es dumm war überhaupt hierher zu kommen“, sagte Regulus. „Ich wollte nur sichergehen, dass es dir gut geht.“

„Gut?!“ Draco stieß ein heiseres Lachen aus. „Vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden wurde ich gefoltert, musste um mein Leben fürchten und um meine ganze Zukunft. Jetzt sitze ich bei einer Horde Gryffindors fest, die mich alle für verrückt halten. Die nichts über mich wissen. Und du, du kriechst zu dem Kerl zurück, der dafür verantwortlich ist?“

„Draco –“

„Du lässt mich im Stich.“ Draco hob blitzschnell den leuchtenden Zauberstab, als Regulus nach ihm greifen wollte. „Ich dachte, du hättest genug davon. Wir haben darüber gesprochen. Aber anscheinend bin ich nicht wichtig genug um das Richtige zu tun.“

Er musste daran denken, dass ein halbtoter Kreacher ausreichen würde, damit Regulus Voldemort den Rücken zukehrte. Ein dämlicher, illoyaler Hauself. In seinem Brustkorb zog sich etwas schmerzhaft zusammen, als würden seine Rippen in sein Herz schneiden.

Regulus schaute auf die Zauberstabspitze, die auf sein Herz zielte. Sein Blick lag im Schatten, von Funken keine Spur. „Ich hätte zwei Tage, höchstens, dann würde er mich finden und töten. Willst du das?“

Draco senkte den Zauberstab scharf, wie bei einem Peitschenschlag. Aber als Regulus einen Schritt näherkam, machte er einen zurück. Der Abstand war ihm auf einmal sehr wichtig.

„Du hast hier eine bessere Chance“, sagte Regulus. „Sirius‘ Freunde sind nicht alle komplett inkompetent. Ich meine… sie haben Dumbledore…“

„Er schickt mich nach Hause“, sagte Draco.

Regulus schien mehrere Sekunden wie erstarrt, atmete nicht einmal.

„Dumbledore hat gesagt, er schickt mich nach Hause. Wenn jemand einen Weg findet, dann er.“

Regulus stieß ein Geräusch aus, das gleichermaßen Seufzer wie Stöhnen war. „Das ist… großartig.“

„Jaah, wir hätten gleich zu ihm sollen. Hätte eine Menge Ärger erspart.“

„Ich glaube“, begann Regulus zögerlich, „ich weiß, wie wir dich nach Hause bekommen.“

Draco schaute auf. Er hatte nicht erwartet, dass Regulus das hier für den perfekten Moment für einen schlechten Scherz hielt. „Was? Woher…“

„Ich hab womöglich ein paar Worte zu fiel gehört, als der Dunkle Lord mit Abraxas geredet hat“, sagte Regulus und zuckte mit so einer Lässigkeit die Schultern, dass Draco ein schnaubendes Lachen nicht zurückbeißen konnte.

„Das soll ich dir glauben?“, fragte er. „Wieso rückst dann erst jetzt mit der Sprache raus?“

Regulus hob erneut die Schultern, mehr als einmal sogar, als würde ihr Zucken eine Antwort ersetzen. „Vielleicht war es verrückt darüber nachzudenken, dich noch einmal nach Malfoy Manor zu schmuggeln“, sagte er. „Dumbledore würde sicher eine bessere, ungefährlichere Methode finden.“

„Wird er wahrscheinlich. Er hat eine eigene Schokofrosch-Karte“, sagte Draco voller Sarkasmus.

Regulus nickte, und Draco fühlte sich, als würde er Salz in eine offene Wunde reiben. Egal wie verletzt, wie enttäuscht er gerade war, der Gedanke Regulus hier zum Sterben zurückzulassen machte alles schlimmer. Er wollte nicht in eine Zukunft gestoßen werden, wo er ihn nie wiedersehen würde.

„Komm mit mir mit“, sagte Draco leise.

Regulus schaute ihn an, blitzschnell und scharf, als hätte er sich verhört. „Was?“

Draco wagte sich wieder näher an ihn heran, aber diesmal wich Regulus vor ihm zurück. „Komm mit mir mit.“

„In die Zukunft?“, fragte Regulus, und mit seiner trockenen, sachlichen Stimme hörte sich das wie ein schlechter Scherz an. „Draco, das ist Wahnsinn.“

„Dann lass uns wahnsinnig sein. Was soll’s?“ Draco machte zwei schnelle Schritte vorwärts, und Regulus hatte keine Ausweichmöglichkeit mehr, schien das auch nicht zu wollen. Eher aus Schreck fiel er gegen den breiten Eichenstamm in seinem Rücken. Draco hielt seinen leuchtenden Zauberstab zwischen ihre Körper, wo der weite Stoff von Regulus‘ Roben das Licht dimmte. „Der Krieg ist dort vorbei. Ist das nicht alles, was wichtig ist?“

Regulus sah aus, als würde er den Kopf schütteln wollen. „Hier haben wir noch Krieg. Davor kann ich nicht einfach weglaufen – selbst, wenn das nicht der komplette, Zeit-sprengende Wahnsinn wäre.“

Draco verdrehte die Augen, fühlte wie er automatisch einen Schritt nach hinten machte. „Ich dachte, der Krieg schert dich nicht mehr als deine Sicherheit? Sonst hättest du nämlich keine Probleme dem Dunklen Lord den Rücken zu kehren. Du würdest hier –“ Draco stoppte abrupt.

Vielleicht war es Regulus‘ Blick, die eiskalte Entschlossenheit hinter der grauen Iris, die ihm die Sprache verschlug. Vielleicht ratterte sein Hirn auch jetzt erst wieder auf normaler Geschwindigkeit und schob einen ganzen Brocken Informationen nach. Er hätte vorher darauf kommen müssen. Immerhin hatte er einen dämlichen Helden vor sich stehen.

„Du denkst, dass du auf seiner Seite mehr gegen Voldemort ausrichten kannst.“

Regulus zuckte nicht zusammen, blinzelte aber schneller bei der Erwähnung des Namens.

„Reg, das ist Wahnsinn. Du kannst doch nicht denken, dass du alleine etwas gegen den Dunklen Lord unternehmen kannst“, zischte Draco, als würde Voldemort direkt hinter ihnen stehen und alles hören können.

Regulus beugte sich verschwörerisch an Dracos Gesicht heran. Sein Atem kitzelte Dracos Lippen warm. „Er ist nervös“, sagte er leise. „Irgendetwas, das du gesagt oder getan hast, hat ihn vollkommen durch den Wind gebracht. Er hat sich Lucius vorgeknöpft, und ich glaube, es ging um das Objekt, das er für den Dunklen Lord verwahren sollte. Ich weiß, dass ich dir versprochen habe, mich darum nicht mehr zu kümmern“, fügte er schnell hinzu, als Draco nur den Mund öffnete. „Aber danach hat er sich Abraxas Malfoy unterhalten. Lange. Es ist nicht so, dass sie sich unsympathisch sind oder gegeneinander arbeiten, aber Abraxas hat immer schon den Hintergrund präferiert und ihm passt nicht, dass Lucius sich so aktiv beteiligt.“

„Ihm passt generell nichts“, murmelte Draco beim Gedanken an seinen Großvater.

„Der Dunkle Lord macht sich Gedanken um seine Sicherheit“, sagte Regulus. „Er fürchtet um sie. Deinetwegen. Das ist die Gelegenheit herauszufinden, was er für Maßnahmen getroffen hat.“

Draco fasste Regulus am Arm, grub die Finger tief in seinen Bizeps, als könnte er ihn so vor seinem Fehler retten. „Wenn er seinen Meister findet, bist das nicht du“, sagte er und merkte an Regulus‘ Blick, dass das schon zu viele Worte waren. „Komm mit mir.“

Regulus sah aus, als müsste er sich auf die Zunge beißen um nicht in eine andere Richtung nachzufragen. „Du willst doch nichts verändern –“

„Was, wenn doch?“

„Was, wenn du das gar nicht kannst?“, gab Regulus zurück. Er umfasste Dracos Zauberstabhand und schloss sie zwischen seinen Fingern ein, hielt sie auf seiner Brust fest. „Vielleicht kannst du gar nichts ändern. Vielleicht ist dir noch nichts Schlimmes passiert, weil du nicht ändern kannst, was passieren soll. Am Ende kommt alles, wie es kommen soll…“

„Lass es uns riskieren“, sagte Draco, die Hände in Regulus‘ Robe verkrallt. So viel Pessimismus von demjenigen, der ihm sonst geraten hatte, sich nicht darum zu scheren, rief in ihm das genaue Gegenteil hervor. „Komm mit mir.“

„Und dann? Was hätte ich in der Zukunft?“

„Mich“, sagte Draco und küsste Regulus. Eine Hand an seinem Kragen zog er ihn gleichzeitig nah heran und lehnte sich mit dem ganzen Körper gegen ihn, drängte ihn gegen den Eichenstamm zurück. Regulus‘ Lippen blieben starr und schmal unter seinen. Verunsichert löste Draco sich und traute sich kaum die Augen zu öffnen.

Regulus‘ Hände fanden seine Wangen, kühl gegen die brennende Hitze in ihnen, und zogen ihn zurück, bevor er Raum zum Atmen bekam. Ihre Münder trafen aufeinander, umrissen vom silbrigen Schein des Zauberstabs, und ließen nicht mehr voneinander ab. Regulus küsste ihn tief, und Draco gab das zurück, als wären die Tür in seinem Rücken und der Schlamm in seinen Haaren Ewigkeiten her.

Vielleicht bedeutete das Ja. Vielleicht bedeutete das, dass Regulus ihn nicht einfach gehen lassen würde. Und gerade, mit dem weichen Fleisch seiner Lippen so dicht an seinen, war es ihm auch egal, ob er irgendetwas verändern würde, hatte oder überhaupt könnte.

Erst das Knacken von dünnen Zweigen riss sie auseinander. Es war dunkel, das Licht an Dracos Zauberstab längst erloschen. Er fuhr herum und wurde von einem anderen Licht geblendet.

„Oh…“ Sirius senkte seinen Stab, zog das Licht aus Dracos unmittelbarem Blickfeld. „Ich, äh… Ich hab dein Licht verschwinden sehen. Ich wollte nur sichergehen, dass du nicht das Weite suchst.“

Regulus machte einen großen Schritt aus dem Lichtkegel heraus und von Dracos Seite weg. Als würde er in den Schatten Schutz suchen. Draco wusste nicht, wie er sich dabei fühlte. Er wollte nicht, das Regulus sich einen Zentimeter von ihm entfernte, konnte aber gleichzeitig verstehen, dass es hundert andere Orte gab, an denen er lieber wäre. Ohne seinen Bruder. Eine höhnische Stimme in seinem Hinterkopf flüsterte ihm zu, dass Regulus sich nur nicht mit ihm sehen lassen wollte.

Sirius leuchtete seinen kleinen Bruder an, egal wie viele Schritte der zur Seite machte. „Du bist es wirklich. Wie hast du uns gefunden?“

„Ich weiß immer noch, wo James Potter wohnt“, sagte Regulus.

„Deine Freunde wissen nicht –“

„Nein.“

Stille breitete sich zwischen den Brüdern aus. Aus der Ferne des Walds erklangen die Laute einer hungrigen Eule. Der scharfe Wind durchschnitt das Schweigen wie ein Messer. Draco konnte in Sirius‘ arroganter Miene erkennen, dass er zumindest ein Dankeschön seines Bruders erwartet. Regulus dagegen hielt sein Kinn ein Stückchen höher als sonst, wie er es oft tat, wenn das Gespräch zu seinem Bruder abschweifte.

Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Draco das sture Schweigen amüsant gefunden, gerade fühlte er sich wie ein Erstklässler, der in Professor McGonagalls Büro zitiert worden war, weil er Märchen von Drachen erzählte. Unwohl und voller Panik, was als nächstes passieren würde.

Regulus rührte sich. Seine Sohlen schoben sich raschelnd durch das Gras. Er öffnete den Mund.

Ohne Vorwarnung stürzte Sirius vor und umarmte Regulus stürmisch. Regulus stand da als hätte er einen Besen verschluckt. Seine Arme hingen schlaff herunter. Über Sirius‘ Schulter schaute er zu Draco, ganz kurz nur, als wäre ihm seine Anwesenheit unangenehm. Langsam hob Regulus eine Hand und tätschelte seinem Bruder den Rücken.

„Danke“, sagte er sehr leise und ohne eine Spur von Gefühl in einer der Silben, „dass du mir geholfen hast.“

„Immer“, sagte Sirius und lächelte, als wäre die Eiseskälte an ihm vorbeigegangen. Sie ließen einander los. Regulus vermied es komplett Sirius in die Augen zu sehen, und Sirius machte ein paar große Schritte nach hinten. „Ich werde da drüben warten. Es gibt gleich Essen und wir haben Tee. Regulus, wenn du –“

„Eher nicht“, sagte Regulus.

Sirius nickte. Er schien enttäuscht, aber nicht überrascht, und kehrte auf die Wiese zurück, wo er sich in Sichtweite positionierte. Draco beobachtete einen Moment, wie er dort merkwürdig steif zwischen den Schatten der Baumkronen stand, und wandte sich dann wieder Regulus zu. Zwischen ihnen lag ein Abstand, der ihm weit wie ein Graben vorkam. Ohne das Licht hatte er Schwierigkeiten Regulus‘ Züge zu deuten.

Draco fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Das heißt wohl Nein“, sagte er schließlich.

Regulus trat auf ihn zu, schnell und ruckartig, als hätten Dracos Worte ihn aus seiner Starre befreit. „Das ist nicht so einfach, wie Sirius es aussehen lässt“, sagte er mit gesenkter Stimme. Anscheinend traute er seinem Bruder das Gehör eines Hundes zu. „Denkst du wirklich, Sirius hat irgendwem erzählt, dass er von mir wusste, wo du bist? James Potter hat er es erzählt, ja, aber auch nur, weil er ihm sogar erzählt, was er zu Mittag gegessen hat, vorausgesetzt sie tun das nicht zusammen.“

Draco versuchte sich zu erinnern, ob irgendein Satz gefallen war, der Regulus das Gegenteil bewies. Er konnte sich nur an eine ‚anonyme Eule‘ erinnern.

„Dafür hat er ihnen sicher allen erzählt, in was für Kreisen ich mich herumtreibe“, fuhr Regulus fort. „Da macht keiner von denen Kompromisse. Ich kann nicht einfach zum Tee hineinspazieren und davon ausgehen, dass das nicht in einem kompletten Desaster endet.“

„Es geht mir nicht um den verdammten Tee“, zischte Draco, ganz kurz davor laut zu werden, egal wie nah oder weit weg sich ein Paar unerwünschter Ohren befand. Er wusste, dass das schlimmer hätte laufen können. Das eine Mal, als er die Black-Brüder zusammen erlebt hatte, hatte in einem riesigen Gebrüll geendet.

Regulus schaute ihn an, eine verwirrte Falte zwischen den Augenbrauen. Er schien sehr darum bemüht alles auszublenden, was Draco eben gesagt hatte. Wie schwer ihm das gefallen war, schien Regulus dabei völlig egal zu sein. Und Draco konnte nicht einmal richtig sauer auf ihn werden. Er fühlte sich bloß, als wäre Regulus schon gegangen, als hätte er ihm leichter den Rücken gekehrt als ihm zaubern fiel.

„Heißt das jetzt auf Nimmerwiedersehen?“, fragte Draco heiser.

Regulus vermied es ihn anzusehen, und das war Antwort genug. „Ich…“

Draco nickte abgehackt. Er wollte das hier am liebsten kurz und schmerzlos hinter sich bringen. Aus einem Schritt nach hinten heraus drehte er sich herum, bereit zum Gehen.

Er zögerte, den Blick auf Sirius Black gerichtet, der vor sich hinpfeifend auf der mondbeschienenen Wiese stand. „Was, wenn ich bleibe?“, fragte er in den Wald hinein, ohne eine Antwort von ihm zu erwarten. „Was, wenn ich deshalb hier bin. Um etwas besser zu machen.“

„Nein.“ Regulus klang atemlos, als hätte er ganz unvorbereitet gesprochen.

Draco fuhr herum. Tausende Fragen schossen begleitet von Beleidigungen durch seinen Kopf. Nichts davon bekam er rechtzeitig über die Lippen.

„Lass es uns riskieren“, sagte Regulus. Er wirkte steif, steifer als sonst, und ein tiefer Schatten lag auf seinem Gesicht, aber Draco interessierte nichts davon. Regulus lächelte ihn an, sanft und lau wie der Wind die Blätter streichelte, ehrlich. Mit Anlauf warf Draco sich in seine Arme, rechtzeitig geöffnet um ihn aufzufangen.

„Ja.“ Draco lachte zittrig in Regulus‘ Nacken hinein. „Lass es uns riskieren.“


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Im Buch wird sie als hässliche Kröte beschrieben. Als man mir dann sagte: ,Du wärst toll in der Rolle‘, antwortete ich: ,Herzlichen Dank!‘ Aber natürlich habe ich mich gefreut, als man mich darum bat, denn die Rolle ist ein echtes Juwel, es ist einfach traumhaft, in dieser Welt mitmischen zu dürfen … ganz abgesehen davon, dass ich in der Achtung meiner zwölfjährigen Tochter deutlich gestiegen bin.
Imelda Staunton