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The Black Mirror - Funken

von Dr. S

In den Schatten der tiefhängenden Kapuze glühte ein Paar roter Augen. Voldemort stand still auf der Türschwelle, eingehüllt in einen schwarzen Umhang. Die heftigen Windböen schlugen den schweren Stoff hörbar in die Höhe. Der Regen schien innerhalb weniger Sekunden noch schlimmer geworden zu sein, als würden die dunklen Wolken dem Dunklen Lord überall hin folgen.

Draco trat von dem Fenster zurück. Die Stille und das Starren behagten ihm nicht. Er hatte geglaubt nie wieder in diese Augen sehen zu müssen. Nicht, dass er es oft gewagt hatte direkt in sie hineinzusehen. Auch jetzt war sein erster Instinkt auf den Boden zu schauen. Er musste sich zwingen das Kinn oben zu halten.

Voldemort trat ein, zähmte seinen widerspenstigen Umhang mit einer barschen Handbewegung. Draco hatte ihn seinen Zauberstab auf dieselbe Art bewegen sehen, scharf und gezielt und sehr effektiv. Er hatte das zu spüren bekommen. Als er sich daran erinnerte, kribbelte seine Haut unter dem Echo des Cruciatus-Fluchs.

„Guten Abend“, sagte Voldemort. Seine Stimme klang weniger nach dem Zischeln einer Schlange. „Ich sehe, deine Gesellschaft hat dich im Stich gelassen?“

Draco schluckte hart. Er konnte die Gestalten seiner Tante und ihres Ehemanns im Türrahmen erkennen. Sie blockierten seine Sicht nach draußen, hauptsächlich auf einen verregneten Hang und Bäume, die sich im Wind bogen. Aber er glaubte menschliche Umrisse zu erkennen, die zwischen den breiten Stämmen lauerten. Vermutlich mehr Todesser.

Voldemort bemerkte seinen Blick und hob die Hand, ließ die Tür mit einem beiläufigen Winken ins Schloss schlagen. „Das ist doch eher ungemütlich“, sagte er gelassen über das aufgeschreckte Kreischen von Bellatrix hinweg. Er machte ein paar große Schritte in die Mitte des kleinen Raumes und schaute sich dabei um. „Genau wie das Ambiente.“

Seine Kapuze rutschte etwas zurück. Draco konnte seine Gesichtszüge erkennen – und staunte darüber, wie viel menschlicher sie schienen. Seine Haut war bleich, als hätte er seit Jahren nicht mehr die Sonne gesehen, aber seinem Gesicht fehlte die groteske Ähnlichkeit zu einer Schlange. Es war schwer zu fassen, als würde man ihn durch die verregnete Fensterscheibe sehen. Seinen scharlachroten Augen fehlten die schlitzförmigen Pupillen.

Voldemort zog seinen Zauberstab hervor und schwenkte ihn über den Holzstuhl. Polster wölbten sich ähnlich Ballons aus der Sitz- und Rückenfläche. „Setz dich bitte“, sagte Voldemort und deutete mit seinen langgliedrigen Fingern auf die verschönerte Sitzfläche.

Draco blieb beim Fenster stehen. Aus dem Augenwinkel sah er einen erneuten Strom roter Funken aus dem Dickicht des Waldrands kommen. Regulus war noch da. Er hatte ihn nicht aufgegeben, also würde Draco auch nicht aufgeben.

„Ich kann dein Zögern verstehen“, sagte Voldemort. „Es tut mir aufrichtig leid, wenn deine Behandlung nicht gänzlich human von statten gegangen ist. Die liebe Bellatrix hat ein leicht entzündliches Temperament.“

Draco schaute ihn ungläubig an und war überrascht festzustellen, dass Voldemort sich neben ihn gestellt hatte. Er folgte Dracos Blick aus dem Fenster zum Waldrand, wo Regulus sich versteckt hielt, und Draco machte sofort einen Schritt weg. Er bewegte sich auf den Stuhl zu und war sich bewusst, dass Voldemorts roter Blick ihm folgte. Weg von dem Fenster.

„Leicht entzündlich“, schnaubte er und ließ sich auf den gepolsterten Stuhl fallen. Egal wie bequem und wie bemüht er um Lässigkeit war, seine Wirbelsäule fühlte sich wie ein Besenstiel an. „Wie eine Hexe auf dem Scheiterhaufen. Was sagt ihr Ehemann dazu, dass sie so von Ihnen besessen ist?“

Voldemort beschwor einen zweiten Stuhl herauf und setzte sich gegenüber von Draco hin. Ein kühles Lächeln umspielte seine blassen Lippen. „Rodolphus bekommt alles aus dieser Ehe, was er will.“

„Das bezweifele ich.“

„Dann weißt du mehr als ich“, sagte Voldemort, der ihn wie gebannt fixiert hatte. „Erzähl mir ein wenig von dir. Fang mit deinem Namen an.“

„Werden Sie ihn sonst aus mir herausfoltern?“, fragte Draco, und er hatte keine Ahnung, woher er den Mut nahm so frech zu werden. Vielleicht war es die Tatsache, dass der Dunkle Lord so anders aussah. Vielleicht auch die Gier in seinen Augen, die gleichermaßen seine Rettung als auch sein Verhängnis war.

„Ich würde lieber von solchen Methoden absehen.“

Draco hatte Schwierigkeiten das zu glauben, aber er widersprach lieber nicht.

„Du weißt, wer ich bin, oder nicht?“, fragte Voldemort.

Draco wich dem scharlachroten Blick erneut aus. „Die Menschen haben Probleme über Sie zu reden. Besonders Ihren Namen.“

„Wo Neid ist sind Lügen nicht fern. Das Ministerium bemüht sich stets darum die wahren Absichten meiner Sache zu verschleiern und mich zu diskreditieren. Die Wahrheit ist, dass ich große Dinge getan habe, und das macht den Menschen Angst, weil sie es nicht verstehen.“ Voldemort beugte sich vor, die Stimme zu einem zischelnden Flüstern gesenkt, als würde er ein Geheimnis mit Draco teilen. „Ich habe noch viel größere Dinge vor. Du könntest ein Teil davon sein.“

Die Ironie der Situation hätte ihn zu jedem anderen Zeitpunkt zumindest schmunzeln lassen. Auf seinem linken Arm prangte das Zeichen, dass er ein Teil von Voldemorts großem Plan gewesen war. Das Zeichen, dass er in fünfzehn Jahren noch immer Angst und Schrecken verbreiten würde.

„Du könntest ganz groß werden“, sagte Voldemort. „Einer der Namen, die jedes Zaubererkind kennen wird. Ich kann dir helfen in den hintersten Winkel der Magie vorzudringen. Ruhm, Macht, Gold; alles was du dir vorstellen kannst. Alles im Austausch gegen ein paar winzige Informationen.“

Draco schluckte trocken. Er ahnte, dass all das so glatt gelogen war, wie es über eine Silberzunge nur kommen konnte. Man hatte ihm schon einmal all diese Dinge versprochen, hatte ihm eine Zukunft gemalt, wie in rosa Zuckerwatte gewickelt, und nichts davon hatte er bekommen. Eher das Gegenteil. Kein Ruhm, nur ein schlechter Ruf, und gerade mal Einfluss darauf, was für Tee der Zaubereiminister sich mit ihm teilen musste. Gold hatte er mehr als genug, aber nicht hier. Hier hatte er nichts, außer einer zweiten Chance nicht dieselben Fehler noch einmal zu machen.

Aus dem Augenwinkel glaubte er einen erneuten Schauer roter Funken hinter Wald und Regen aufschießen zu sehen. Regulus war da draußen. Er hatte ihn noch nicht im Stich gelassen. Das bedeutete etwas. Vielleicht konnten sie zusammen das Richtige tun.

„Was sagst du, mein Junge?“, fragte Voldemort. Er konnte die Ungeduld aus seiner Stimme halten, aber seine langen Finger wanderten auf und nieder über seinen Zauberstab.

„Was, wenn ich nicht helfen kann?“, gab Draco zurück. Er wusste nicht, wie lange er durchhalten musste. Er hoffte bloß, dass Regulus wirklich einen Plan hatte. „Sie denken, dass ich aus der Zukunft komme –“

„Du hast Angst. Verständlich. Zauberern, die mit der Zeit spielen, sollen schlimme Dinge zustoßen.“ Voldemort starrte ihn an, und einmal gekreuzt war es schwer seinem Blick auszuweichen. Binnen weniger Sekunden fühlte Draco die schützenden Wände um seinen Geist beben und bröckeln, als würde jemand mit einem Rammbock dagegen schlagen. „Was aber kann schlimmer sein, als alleine in der Vergangenheit gestrandet zu sein? Ohne Familie, Freunde, irgendjemanden, der sich um dich schert. Wie ein Waisenkind. Einsam und verloren.“

Ein ziehender Schmerz breitete sich in seinen Schläfen aus. Die Mauer war wie Sandstein in sich zusammengebrochen und Voldemort arbeitete sich knirschend vor. Draco versuchte sich nichts anmerken zu lassen, genauso wenig wie Voldemort sich anmerken ließ, dass er nicht einfach hereingelassen wurde.

„Wenn ich nicht aus der Zukunft komme, was dann?“, wollte Draco wissen, locker und lässig, als wäre der Gedanke, wie viele Menschen durch diesen Zauberstab gestorben waren ganz weit weg. „Wie interessant ist die Vergangenheit für Sie?“

Voldemort verengte die Augen, bis nur ein rot glühender Streifen durch die Schlitze kam.

„Ich komme Ihnen doch sicherlich bekannt vor“, sagte Draco. „Das kann kein Zufall sein.“

Voldemorts Blick wanderte zu Dracos Haaransatz, dann ganz herunter zu seinem Kinn, als wären das die ausschlaggebendsten Stellen seines Gesichts. Draco war solche Blicke gewöhnt, kurz bevor man ihm sagte, dass er wie sein Vater aussah. Oder dem Rest seiner Familie.

Sich in die Vergangenheit zu flüchten war definitiv sicherer als in die Zukunft. Voldemort konnte nichts mit jemandem wie Dracos Großvater anfangen, mit dem er zur Schule gegangen war.

„Wie bist du hierhergekommen?“, fragte Voldemort.

„Ihre Ratte hat mich gekidnappt.“

Voldemort verstand keinen Spaß und machte keinen Hehl daraus. „In diese Zeit. Reisen in die Vergangenheit sind nicht so schwer, wie man glauben mag. In die Zukunft dagegen… Wenn du bist, wer du vortäuschst zu sein, sollte mich dieser Zufall eher überraschen.“

„Zufälle neigen dazu überraschend zu sein“, sagte Draco und mit jedem frechen Wort merkte er, wie er an Voldemorts sehr dünnen Geduldsfäden sägte. Er warf immer wieder kurze Blicke in Richtung Fenster. Nur der Schauer roter Funken in der Ferne stützte ihn noch. Regulus würde das hier an seiner Stelle durchhalten, und Draco würde ihn nicht enttäuschen. „Ich weiß es nicht genau. Es hat mich ehrlich gesagt auch überrascht.“

„Du weißt es nicht genau?“

„Ja.“

„Welches Jahr?“, wollte Voldemort wissen. Der Zug um seine Mundwinkel hatte etwas Berechnendes. „Aus welchem Jahr kommst du?“

Draco fühlte sich ertappt, versuchte das mit schnellem Kopfrechnen auszugleichen. „1947“, sagte er und flehte, dass das einigermaßen hinkam. Er musste sich einem Blick stellen, der ihm Kopfschmerzen bereitete.

„Du versuchst mich hinters Licht zu führen“, sagte Voldemort leise. Seine Stimme verlor jede Farbe und glich immer mehr dem Zischeln einer Schlange. „Ich sage dir nur einmal: Das war das Letzte, was viele törichte Menschen getan haben.“

„Das hört sich nicht mehr ganz nach dem diskreditierten Rächer der Armen an, den Sie mir eben vorgesetzt haben“, sagte Draco amüsiert.

Voldemort stand ruckartig auf, und derselbe Ruck ging durch Dracos Stuhl. Rückwärts, wie an unsichtbaren Seilen gezogen, schlitterte er über den Boden und schlug hart gegen die Wand. Der Aufprall hieb durch die Rückenlehne gegen Dracos Wirbelsäule. Er stöhnte vor Schmerz auf und hatte keine Sekunde seine Worte zu bereuen, da stand Voldemort schon wieder direkt vor ihm.

„Ich hatte dich nicht für töricht gehalten, Junge“, sagte er mit dem Zauberstab bedrohlich nahe vor Dracos Gesicht. „Deine Familie, egal welchem Zweig du entspringst, ist nicht töricht. Sie wissen, wie sie ihre Haut rennen können. Du hast deine Chance gerade weggeworfen. Ich brauche nicht dein Einverständnis um alles zu erfahren, was ich wissen will. Ich kann es mir holen. Und hinterher wird von deinem Verstand nur noch Matsch übrig sein.“

Draco hörte sein Herz bis in seine Ohren schlagen. So laut, dass er befürchtete Voldemort würde seine Angst hören können.

„Du bist ein guter Lügner. Ein guter Okklumentiker.“ Voldemort schaute ihn von oben herab an, ein Schatten unter den Augen, der das Rot in ihnen noch unheimlicher leuchten ließ. „Aber das ist auch schon alles. Ich habe Bruchstücke von deinem Versagen gesehen. Wie du die einfachste Schluckauflösung über dich geschüttet hast. Wie du einen einfachen Levitationszauber in den Prüfungen vermasselt hast. Jemanden wie dich würde niemand in seinen Reihen haben wollen. Nicht ich, nicht Dumbledore – niemand.“

Draco biss sich auf die Unterlippe, die unter seinen Zähnen eingepfercht weiter bebte.

„Du willst stur sterben? Den Gefallen kann ich dir gerne tun.“ Er hob seinen Zauberstab. „Aber erst, wenn du darum bettelst. Legilimens!“

Es war ein Gefühl, als würde man ihm Messer in die Schläfen stecken. Scharfe Klingen, die jedes verwobenes Netzwerk aus Spinnweben zerrissen, die seine Gedanken sorgsam eingewickelt und geschützt hatten. Draco stemmte sich mit allem, was er aufbringen konnte, dagegen, und als der Schmerz abklang, fühlte er sich, als hätte er zwei Löcher im Kopf.

Voldemort stand mit wutverzerrter Miene über ihm. Er holte mit dem Zauberstab aus und stieß erneut bis tief in Dracos Geist vor. Es war, als würde ein Rammbock gegen eine Tür preschen, und Draco hatte nur seinen Körper um dagegen zu halten. Er schaffte es, weil Voldemort Recht hatte. Er war ein guter Okklumentiker und wusste das. Sicherheit stärkte immer besser als Hoffnung.

Wieder und wieder musste er die Zauber gleich Peitschenhieben ertragen. Als es aufhörte, merkte er es zuerst gar nicht. Der Schmerz hatte sich in seinem Schädel ausgebreitet und füllte ihn bis zum Rand, so heiß und pulsierend wie ein Vulkan, der jeden Moment ausbrechen würde. Schweiß lief ihm über die Stirn.

Sein Blick war verschwommen, als würde er durch die vom Regen überfluteten Scheiben blicken. Er konnte Voldemorts zornigen Blick nur erahnen – und stieß ein heißeres Lachen darüber aus. Er brachte den Dunklen Lord zur Frustration. Dass er das einmal erleben würde…

„Sture Köpfe sind hart zu brechen“, murmelte Voldemort, als müsse er seinen Fehlschlag rechtfertigen. „Nehmen wir an, es ist wahr, was du mir erzählst… Lucius ist kein besonders sturer Mensch. Er ist wie ein Grashalm im Wind, biegt sich mal hier hin, mal dort hin, je nachdem, welche Richtung ihm die meisten Vorteile bringt. Darauf kann man sehr stolz sein, nicht wahr?“ Er lächelte so eisig, dass man Gänsehaut bekam. „Sein Vater dagegen… Ein sturer Junge. Dreist, frech… schwer zu begeistern. Die Welt braucht nicht zwei von seiner Sorte.“

Draco keuchte so schwer, dass er keine Luft hatte um auch nur ein Wort hervorzubringen. Er blickte zum Fenster, aus diesem Winkel erheblich schwerer. Er sah keine roten Funken, nur Vorhänge aus Regentropfen, die vom Wind gegen das Fenster geschlagen wurden. So herablassend sein Großvater auch war, er hatte ihn nicht in Schwierigkeiten bringen wollen.

„Du tötest mich so oder so“, sagte er mit hoher Stimme und atemlos. „Ich frage mich… ob du… ob du danach deine Seele deinem Tagebuch ausschüttest.“

Voldemort fuhr so schnell herum, dass sein Umhang die Luft zischend teilte. „Was?“ Er beugte sich über Draco, zwang sein Kinn mit der Zauberstabspitze nach oben. „Was hast du gesagt?“

Seine Luftröhre wurde von dem Holz zusammengequetscht und seine Stimme schaffte es nur krächzend heraus: „Anscheinend das Richtige.“

Voldemort holte aus und hieb Draco gegen die Kehle. Sie schnürte sich auf der Stelle zusammen, wie von unsichtbaren Händen stranguliert. Draco umklammerte seinen Hals mit beiden Händen, röchelte und rang nach Atem.

„Ich denke“, sagte Voldemort schwer atmend, „du weißt mehr als gut für dich ist.“ Er hob seinen Zauberstabarm in die Höhe und damit Draco aus dem Stuhl. Mit den Füßen scharrte er über den Boden, als könnte er sich so festhalten, und hatte im nächsten Moment nichts mehr unter sich. Wie eine Marionette hing er an unsichtbaren Fäden. Die Luft ging ihm aus. Und vor sich hatte er nur ein Paar scharlachroter Augen.

„Ich werde dich töten, ganz recht“, flüsterte Voldemort. „Es liegt an dir, ob ich es kurz und schmerzlos mache, oder jede köstliche Information aus dir herausschneide. Was kannst du mir über Dumbledore sagen?“

Der Griff um seine Kehle lockerte sich, gerade genug, dass er ein paar Worte hervorbringen konnte: „Er wird tot sein“, krächzte Draco. „Aber nicht so tot wie du.“

Voldemort schrie auf und schlug zur Seite aus; Draco flog mit unsichtbarer Gewalt gegen die Wand mit dem Fenster. Unbarmherzig schlug er auf den kalten Holzboden. Keine Sekunde später flog ein roter Blitz auf ihn zu. Er rollte sich zur Seite weg, und der Cruciatus-Fluch traf die Wand neben ihm.

Draco schrie sich selbst innerlich an, was er sich dabei gedacht hatte. Er hätte bloß durchhalten müssen. Bloß durchhalten. Und was hatte er getan?

Er schrie auf. Der nächste Fluch hatte ihn am Knöchel erwischt, schlug mit der Wucht einer Axt ein. Draco war sich nicht sicher, ob er überhaupt noch einen Fuß hatte. Er traute sich nicht nachzusehen, hatte auch gar keine Gelegenheit dazu. Ein Hagel Flüche, nicht nur Unverzeihlicher, überflutete ihn mit einer Welle aus Schmerz. Er schrie und schrie, bis er keine Stimme mehr zum Schreien hatte.

„Ich frage noch einmal“, hörte er Voldemorts Stimme durch das Rauschen in seinen Ohren dringen. „Albus Dumbledore, wie –“

Ein Donnern schnitt ihm das Wort ab, so gewaltig, dass es durch den Boden vibrierte, bis ins Mark ging. Wie ein Hagel Felsen rollte es näher, bedrohlich wie das Knurren eines Tieres, unnatürlich. Voldemort runzelte die Stirn und schaute sich um.

Draco kauerte sich in die Nische unter dem Fenster, zitternd und nach Atem ringend.

Es knallte und das Fenster zersprang. Scherben regneten auf Draco nieder. Er hob die Hände und verkreuzte die Arme schützend über seinem Kopf. Wind schlug ihm um die Ohren, der Regen durchnässte sein Haar in wenigen Sekunden und lief ihm in den Nacken. Er hörte Voldemort vor Zorn aufschreien.

Draco nahm die Arme herunter, als kein Glas mehr zu spüren war. Er staunte nicht schlecht. Das Dach war weg. Nur der schwarze Nachthimmel überdeckte sie noch, durchzogen von gleißend hellen Blitzen. Einige davon in verschiedenen Farben. Erst auf den zweiten Blick erkannte Draco, dass es Flüche waren. Zischende Geräusche und Schreie drangen zu ihm vor.

Draco drehte sich herum, griff die mit Scherben übersäte Fensterbank und zog sich daran hoch, bis seine Finger blutig waren.

„Runter!“ Voldemort wischte ihm mit dem Zauberstab über den Kopf.

Einen Moment war es schwarz, und als das Licht in seine Augen zurückkehrte, drehte sich alles. Draco lag auf dem Boden, umgeben von Glassplittern und Holz. Er drehte sich auf die Seite, stöhnte, und versuchte sich hochzustemmen.

„Bring den Jungen hier raus, Bella“, hörte er Voldemort rufen. „Er darf ihnen nicht in die Hände fallen.“

Seile schlangen sich um seine Gliedmaßen. Draco rutschte fest verschnürt über den Boden. Er wehrte sich und wand sich wie eine Schlange in einem Fangnetz, aber es half nichts. Die Seile schienen sich enger zu schnüren, zerrten sich bis tief in sein Fleisch.

Regen peitschte ihm ins Gesicht, als Bellatrix ihn über die Türschwelle zerrte. Das nasse Gras ließ ihn rutschen. Das erste Mal erhaschte Draco einen Blick auf den Ort außerhalb der Hütte. Menschen liefen und rutschten über die Wiesen, lieferten sich heftige Duelle, so schnell, dass man oft nicht mehr als eine Flut aus wechselnden Lichtern sehen konnte. Mehr Todesser, als er geahnt hatte, trieben sich in den Wäldern rum. Er wusste nicht, wen sie als Gegner vor sich hatten, aber sein Blick suchte unwillkürlich die Stelle, wo Regulus seine roten Funken versprüht hatte. Im Farbenmeer der Flüche konnte er sie nicht wiederfinden.

Plötzlich blieben sie stehen; Draco rutschte noch ein Stück über das Gras, bevor Bellatrix‘ Fuß ihn abfing.

„Geh mir aus dem Weg, du wertloses Schlammblut“, blaffte sie.

„Lass den Jungen gehen“, rief die irgendwie vertraute Stimme einer Frau.

„Oder was?“, neckte Bellatrix. „Wirst du mich mit deinen Puppen bewerfen, Kleines? Dein Schulleiter ist nicht hier um dich diesmal zu beschützen.“

„Warum rennt dein Meister dann weg?“

„Du wagst es?! Crucio!“

Der Fluch flog über Draco hinweg und schlug keine fünf Meter entfernt ein. Er hob den Kopf und erkannte Lily Potter, den Zauberstab im Anschlag, die rote Haarmähne im Wind wie Flammen tanzend. Sie war dem Fluch ausgewichen und schickte nach einer geschickten Drehung gleich eine Reihe von verschiedenen Flüchen zurück. Einer davon ließ Bellatrix‘ Schildzauber wie das Fenster in tausend Scherben zerfallen. Draco versteckte sich erneut, als könnten die magischen Bruchstücke ihn verletzen.

Er hörte Bellatrix wütend fluchen, hörte, wie sie Lily verspottete und versuchte zu provozieren. All das, während sie sich gegenseitig mit Flüchen bombardierten. Lily arbeitete sich Schritt für Schritt vor, vielleicht weil sie sich mehr auf das magische als das verbale Duell konzentrierte. Sie hatte sich Draco bis auf zwei Meter genähert, als Bellatrix einen ihrer Flüche haarscharf abwehrte. Er raste auf Draco zu und verfehlte ihn nur, weil er sich zur Seite rollte. Lily schlug mit dem Zauberstab eine Windböe in Dracos Richtung, die ihn aus dem Weg stieß. Er rollte einen Abhang herunter, schlug über Maulwurfshügel und Wurzeln. Aus der Ferne hörte er den spitzen Schrei einer Frau.

In einem matschigen Fleck Gras nahe dem Waldrand blieb er liegen. Schritte näherten sich, schmatzend und schlitternd. Draco lag auf dem Bauch. Er versuchte sich umzudrehen, wegzurobben, zu kriechen, irgendetwas. Dann packten ihn zwei Hände an den Schultern und zerrten an ihm. Er wehrte sich, rollte sich hin und her, aber die Hände verschwanden nicht. Bestimmend, aber trotzdem behutsam halfen sie ihm auf.

„Draco. Draco, ruhig. Beruhige dich doch. Draco, ich bin’s.“ Regulus‘ Stimme erreichte ihn erst nach mehreren Versuchen, als hätte der Schmerz Watte in seine Ohren gepackt.

Draco erstarrte. Er blieb wie von einem Schockzauber getroffen liegen. Schlamm und Wasser waren unter seine Haut gekrochen und brachten eine Kälte mit sich, die ihn zittern ließ.

Regulus beugte sich über ihn, halb versteckt unter seiner Kapuze. Er umfasste Dracos Gesicht. Seine Finger waren wie Eis auf Dracos Wangen. „Alles in Ordnung?“

„Ja… Ja. Es geht mir gut“, sagte Draco heiser.

Regulus schnaubte mit dem Funken Belustigung, den Draco so mochte, und zitterte dabei bis in die Fingerspitzen. Er drückte einen Kuss auf Dracos Stirn, ein wärmender Hauch, der gegen den Wall aus Schmerzen kaum ankommen konnte.

Regulus ließ ihn los und schnitt Dracos Fesseln mit seinem Zauberstab durch. Oben auf dem Hang flogen die Flüche lauthals durch die Gegend. Er hörte Schreie näherkommen.

„Hier“, sagte Regulus und drückte Holz in Dracos freie Hände. „Ich hab deinen Zauberstab für dich. Benutz ihn.“

„Was?“ Dracos Schädel begann wieder sich zu drehen. Er hatte Schwierigkeiten seinen Blick auf Regulus zu richten, ohne ihn aus dem Fokus zu verlieren. Sein Gesicht schwebte doppelt durch sein Blickfeld. „Wieso? Nein. Reg, bitte. Lass uns einfach verschwinden.“

„Das geht nicht, Draco“, antwortete Regulus. Seine Stimme klang wie aus weiter Ferne. „Ich kann nicht für deine Sicherheit garantieren. Dafür steck ich zu tief hier drin.“

Draco schüttelte den Kopf. „Was meinst du?“

„Sie passen auf dich auf. Besser als ich es könnte.“ Regulus strich ihm Schlammspritzer von der unverletzten Wange. Er schaute über Dracos Kopf den Abhang hoch, wo die Stimmen immer näher kamen. Seine Augen verdunkelten sich traurig, als er Draco wieder ansah. „Ich muss gehen.“

„Nein.“ Draco packte ihn am Handgelenk, aber alles war so nass, dass Regulus einfach aus seinem Griff rutschte. In geduckter Haltung rannte Regulus in den Wald hinein und verschwand zwischen den Bäumen. „Nein. Komm zurück.“ Draco versuchte aufzustehen und knickte einfach zur Seite weg, wie ein trockener Ast. Er verstand nicht, was mit seinen Beinen nicht stimmte, und noch weniger, wieso Regulus ihn im Stich ließ.

„Hey! Hey, alles gut!“, kam eine Stimme von hinten und ein Paar Hände stützten ihn, bevor er umfallen konnte.

Draco fuhr herum und hielt den Zauberstab unter James Potters Nase. Er taumelte ein paar Schritte nach hinten und fiel gegen einen Baumstamm. So konnte er sich wenigstens aufrecht halten.

James hielt eine Hand defensiv nach oben und richtete mit der anderen seinen Zauberstab auf eine Höhe mit Dracos. „Alles ist gut. Wir sind hier, um dir zu helfen. Steck das Teil ein, bevor du dir selbst wehtust.“

Draco stieß ein merkwürdiges Geräusch aus, irgendwo zwischen Schmerz und Wut. Er schaute in den Wald hinein, wo Regulus verschwunden war, und konnte ihn nirgendwo entdecken. Langsam sackte er gegen den Baumstamm, die einzige Stütze, die ihn aufrechthielt.

James kam näher. Er hätte ihn entwaffnen können, tat es aber nicht. „Ganz ruhig. Ich werde dir nicht wehtun.“

„James?!“, brüllte eine weitere Stimme. Draco erkannte Sirius Black oben auf dem Hang, wild im Duell mit gleich zwei Todessern – den Umrissen nach tippte er auf die Lestrange-Brüder.

„Ich hab ihn“, rief James zurück. Er gab jede Vorsicht auf und packte Draco am Arm. „Komm. Die haben einen Apparier-Schutz um den halben Wald gelegt. Wir müssen – Runter!“

Ein Hagel aus roten Lichtblitzen raste auf sie zu. James zog ihn mit sich in die Hocke, drückte Dracos Kopf extra herunter. Der Fluch hinterließ eine brennende Spur auf Dracos Kopfhaut, obwohl er sie nur streifte.

„Du scheinst eine Neigung für Schlamm zu entwickeln, Potter“, sagte die zischende Stimme von Voldemort. Er schritt den Abhang herunter, als würde das Chaos von Flüchen um die Hütte herum ihn nicht kümmern. Sein Umhang flatterte bei jedem Schritt im Wind auf. „Aber dieser hier gehört mir. Ich kann nicht zulassen, dass Dumbledores Spielgruppe ihn sich ausleiht.“

„Sag ihm das selbst. Confringo!“

Voldemort wischte den Fluch einfach zur Seite. James aber ließ sich davon genauso wenig beeindrucken. Er feuerte einen zweiten, einen dritten auf Voldemort, und bekam den vierten mit doppelter Wucht zurückgeworfen. James wehrte ihn mit einem Schildzauber ab, holte aus und schoss mit schnellen, scharfen Bewegungen eine Abfolge von Flüchen auf seinen Gegner.

Voldemort fing an zu lachen, als er jeden von ihnen abwehrte, aber er war stehengeblieben. Unter James‘ Feuer aus einem riesigen Repertoire von verschiedensten Flüchen kam er keinen Zentimeter weiter. Die Frustration verwandelte sein höhnisches Lachen in Schreie aus Wut.

„Steh auf“, rief James Draco zu. „Geh schon. Geh!“

Draco rappelte sich auf die Knie, weicher als Pudding, und stemmte sich ächzend in die Höhe. Seine ganze Kraft schien in der Hütte zurückgeblieben zu sein. Er wollte laufen, wusste aber nicht wohin. Überall waren Todesser, die sich mit vermutlichen Ordensmitgliedern anlegten, und die waren deutlich in der Unterzahl. Er schien schon wieder auf der Verliererseite gelandet zu sein.

Die Hütte hatte kein Dach mehr und nur noch drei halbe Wände, und gleich neben ihr entdeckte Draco eine hochgewachsene Gestalt. Dünn und mit langem, silbernem Bart kam sie mit großen Schritten schnell näher.

Voldemort bebte vor Frustration – und vielleicht auch Panik. Seine Bewegungen wurden gehetzter, aber nicht weniger effektiv. Er holte aus. „Avada Kedavra!“

Der grüne Blitz schoss mit geballter Kraft aus seinem Zauberstab, erleuchtete Regen und Gras auf seinem Weg. Draco sah das hübsche Licht wie in Zeitlupe näherkommen. Er schaute James an, dessen Augen sich im grünen Schein weiteten, und sah all die Momente vor sich, die ihm erspart bleiben würden, wenn er den Fluch sein Ziel treffen lassen würde. Kein Harry Potter, keine verlorenen Quidditch-Spiele, keine Ablehnungen seiner Hand, keine Demütigungen. Kein Held, kein Auserwählter, kein Ende für Voldemort.

Draco warf sich gegen James und riss ihn mit sich zu Boden. Sie landeten ungebremst auf dem Waldboden. Etwas Hartes schlug gegen Dracos Schläfe, eine Wurzel oder ein Ast, kein gemütliches Kissen. Eine dicke, warme Flüssigkeit rann in seinen Augenwinkel. Schwarze Sterne tanzten vor seinen Lidern.

„James! James“, hörte er Sirius Blacks panische Stimme neben dem verzweifelten Schrei einer Frau. „Lily, geh. Ich geb dir Deckung. Geh!“

„Bleib weg von meinem Ehemann, du Bastard!“

Voldemorts eisiges Lachen hallte in Dracos Schädel wider. Er konnte es nicht abstellen, und je schwärzer es vor seinen Augen wurde, desto lauter wurde es.


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