Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

The Black Mirror - Verrat und Vertrauen

von Dr. S

„Rennervate!“

Draco öffnete die Augen und fand sich in schummeriger Dunkelheit wider. Er blinzelte und gab den Schatten klarere Umrisse. Ein kleiner, quadratischer Raum mit Wänden und Böden aus dunklem Holz. Es roch nach nassem Moos und Laub, das dabei war zu verfaulen. Alles schien feucht und modrig. Er saß auf einem unbequemen Holzstuhl, die Handgelenke mit Seilen an die Armlehnen gefesselt.

Zwei Meter von ihm entfernt stand Wurmschwanz. Anscheinend dachte er, dass es seine Identität ausreichend verbarg, wenn er sich eine Kapuze ins Gesicht zog. Er hatte einige Kilos mehr auf den Rippen, als Draco in Erinnerung hatte, hatte aber keinen Wachstumsschub mehr zu erwarten.

„Du verkaufst mich an den Dunklen Lord, ja Peter?“, raunte Draco und testete aus, wie viel Reichweite ihm die Fesseln ließen.

Wurmschwanz zuckte merklich, als er seinen Namen hörte, und drehte seinen Zauberstab zwischen den Fingern. Er ging zu einem Fenster auf Dracos rechter Seite und schaute durch das schmutzige Glas nach draußen. Regen perlte sich auf der Scheibe. Ein Donnergrollen breitete sich direkt über ihnen aus.

„Das warst du bei Borgin & Burke’s, oder nicht?“, fragte Draco und Wurmschwanz schaute ihn über die Schulter hinweg an. Seine Kapuze warf einen schützenden Schatten über sein pausbackiges Gesicht.

„Ja“, sagte er in einem Quietschen. Nachträglich versuchte er es wegzuräuspern. „Ja, das war ich. Du solltest darauf achten, was du so in der Öffentlichkeit von dir gibst.“

„Und du solltest darauf achten, welches schwarzmagisches Objekt du vor Schreck fallenlässt. Das nächste Mal könntest aus Versehen Pandoras Box kaputt machen“, sagte Draco.

Wurmschwanz drehte ihm den Rücken zu. Er musste sich auf die Zehenspitzen stellen um aus dem Fenster herauszuschauen. Draco ahnte nach wem er Ausschau hielt.

„Du warst das auch unter meinem Tisch im Tropfenden Kessel“, sagte er und beobachtete, wie Wurmschwanz sich merklich versteifte. Er schien sich nicht wohl in der Gegenwart von jemandem zu fühlen, der über seine nicht registrierte Animagus-Gestalt Bescheid wusste. „Merkwürdig, dass du die Gelegenheit nicht genutzt hast um Potter deine Infos zu geben.“

„Ich habe dem Dunklen Lord Bescheid gegeben. Schon vor einer Woche. Er war sehr daran interessiert, was ich zu sagen hatte… bis die Auroren aufgetaucht sind. Aber heute hat er dich wieder angesprochen. Er wird jeden Moment hier sein“, sagte Wurmschwanz. „Vielleicht halten meine Schutzzauber ihn auf…“

„Deine Schutzzauber halten nicht einmal einen Flubberwurm auf.“

Wurmschwanz fuhr herum und wischte seinen Zauberstab wie bei einer Ohrfeige über Dracos Wange. Ein heißer Schmerz blitzte über seine ganze linke Gesichtshälfte. Draco stöhnte auf. Beabsichtigt oder nicht, es strömte sehr erfolgreich Blut zu seinem Kiefer herunter. Er schmeckte die heiße Mischung aus Salz und Blei an seinem Mundwinkel.

„Sag das noch einmal“, warnte Wurmschwanz schwer atmend.

„Und was? Willst du mich an Voldemort verraten?“

Wurmschwanz zuckte zusammen und stieß ein hohes Quietschen aus. Einzig und allein seine erbärmliche Reaktion rettete Draco vor der Erkenntnis, was er gerade gesagt hatte.

„Schon Angst vor seinem Namen?“, stichelte Draco. „Trotzdem lieferst du mich lieber an ihn als an Dumbledore aus? Oder hast du vor dem Namen noch mehr Angst? Mach dir jetzt bloß nicht in die Hose – obwohl… dem Geruch nach hast du das schon.“

Wurmschwanz hielt seinen zitternden Zauberstab direkt an Dracos Kehle. „In deiner Position würde ich ein bisschen Respekt zeigen.“

„Ich habe keinen Respekt für Verräter.“ Er sah, wie Wurmschwanz‘ speckige Wangen zu zittern begannen, wie sein Kiefer sich anspannte. Die Spitze seines Zauberstabs bohrte sich in Dracos Kehle.

„Ich setze auf die Gewinnerseite“, sagte Wurmschwanz angespannt. „Deswegen bist du nicht bei Dumbledore. Ich riskiere nicht Kopf und Kragen für eine verlorene Sache. Du-weißt-schon-wer wird nicht vergessen, wer ihm diese Chance verschafft hat. Ich werde sein Favorit sein, seine Nummer eins, sein bester Mann in einer Horde Idioten.“ Er stieß ein heiseres Kichern aus. „Informationen aus der Zukunft. Weißt du überhaupt, was das bedeutet?“

„Ich bezweifele, dass du es verstanden hast“, sagte Draco. Wurmschwanz schob seinen Zauberstab weiter vor, bis Dracos das Gefühl hatte seine Luftröhre wurde punktiert. Er zog röchelnd Luft ein. „Du hättest mich zu Dumbledore schaffen können und er hätte eine genauso gute Chance gehabt sich die ach so tollen Informationen aus der Zukunft zu Nutze zu machen. Aber du sitzt lieber auf der schattigen Seite der Waage.“

Wurmschwanz beugte sich auf Zauberstablänge an ihn heran. Seine wässrigen Augen traten aus dem Schatten seiner Kapuze heraus, und Draco wich angewidert vor ihrem Blick zurück. Er hatte die Fäuste um die Armlehnen gekrallt, hatte das Gefühl sie jeden Moment rauszureißen, und alles, was er damit erreichte, war ein scharfes Kribbeln auf seiner Haut von den rauen Fesseln.

Es gab keine noch so kleine Chance, dass Wurmschwanz noch ein Gewissen in sich entdeckte. Dass er ihn zu Dumbledore schaffte. Die kleine Ratte hatte seine Freunde verraten in dem Moment, als er die Gelegenheit bekommen hatte. Es war ein Wunder, dass er Draco überhaupt so lange seine Freiheit gegönnt hatte.

„Oh!“ Wurmschwanz zuckte zusammen, als hätte jemand ihm eine Pergamentrolle über den Hinterkopf gezogen. Er tippelte zum Fenster. „Er kommt. Er kommt!“

Draco schluckte hart. Seine Kehle war wie ausgetrocknet, auf seiner Brust kribbelte noch das Echo des Schockzaubers. „Du muss das nicht tun. Du kannst noch das Richtige tun, Peter.“ Er zerrte an den Fesseln, erst locker, aber mit jedem Wort verzweifelter. Der Stuhl wackelte unter seinen Bemühungen. „Bring mich zu Dumbledore und ich geb ihm jede Information, die er haben will. Ich werd ihnen nicht sagen, was du für ein widerlicher Verräter bist, wenn du mich hier rausholst. Deine Freunde werden dich feiern. Weil du ein Held bist, der einem armen Bastard geholfen hast, der nicht einmal einen Zauberstab zur Verteidigung hatte. Peter. Peter, komm schon!“

Jemand klopfte hart gegen die Tür. Wurmschwanz quiekte aufgeregt wie eine Ratte, auf die man aus Versehen getreten hatte. Draco erstarrte. Seine Handgelenke brannten, aufgeschürft unter den rauen Seilen.

„Mach das nicht, Peter“, sagte Draco leise, aber Wurmschwanz beachtete ihn gar nicht. Er öffnete die Tür. Zwei vermummte Gestalten standen im Regen, ein greller Blitz erleuchtete ihre Umrisse. Sie traten zusammen mit einem Schauer ein.

„Wer seid ihr?“, fragte Wurmschwanz verwirrt. „Ich habe nach dem Dunklen Lord geschickt.“

„Der Dunkle Lord springt nicht, wenn jemand nach ihm ruft, der sein Zeichen nicht einmal voller Stolz der Öffentlichkeit präsentiert“, sagte eine weibliche Stimme. Die Frau zog ihre Kapuze herunter und entblößte eine wallende Mähne schwarzen Haares. Ihre schweren Lider verstärkten die Schatten unter ihren Augen und ließen Bellatrix Lestrange finster auf Draco herunterblicken.

„Das ist doch noch ein Kind“, hörte er die zweite Gestalt sagen, und er hatte sich noch nicht von dem Schock seine Tante wiederzusehen erholt, als sein Onkel Rodolphus seine Kapuze herunterzog. Rodolphus, den er das letzte Mal auf der anderen Seite des Spiegels gesehen, zerwühlt und von Zorn entstellt. Es bestand kein Zweifel, dass das hier nicht die Version war, die er kannte, trotzdem fühlte er sich, wie von einer eiskalten Welle getroffen, als Rodolphus ihn ansah.

Draco schaute auf seinen Schoß herunter.

„Du musst nicht volljährig sein um durch die Zeit zu stolpern“, zischte Bellatrix. Ihre Absätze malträtierten hörbar den Holzboden, als sie auf Draco zu marschierte. Sie beugte sich zu ihm herunter und stützte sich auf beiden Armlehnen ab, sodass er kaum noch eine Möglichkeit hatte ihr nicht ins Gesicht zu sehen. „Du bist also das mysteriöse Geschenk aus der Zukunft?“

„Ja, ist er“, sagte Wurmschwanz mit hoher Stimme. „Der Dunkle Lord kann sich selbst davon überzeugen.“

„Du bist in keiner Position Forderungen zu stellen“, sagte Bellatrix scharf, aber für ihre Verhältnisse erschreckend ruhig. „Der Dunkle Lord kann seine Zeit nicht mit Parasiten verschwenden, die sich aufspielen wollen.“

„Bella“, stieß Rodolphus scharf aus, als müsste er einen schlecht erzogenen Hund zurückhalten. „Wir gehen nur sicher, dass du auf etwas Brauchbares gestoßen bist. Diese Information hat allerlei dumme Jungen inspiriert sich Muggel auszupicken und ihr Gedächtnis zu modifizieren, damit sie die nächsten Quidditch-Ergebnisse vorhersagen. Ganz von den stupiden Subjekten abgesehen, die Wahrsagen für ein relevantes Unterrichtsfach gehalten haben.“

Bellatrix stupste Dracos Kinn hoch, während Rodolphus redete. „Du musst keine Angst haben. Wir werden dir nichts tun.“ Das hätte er ihr nicht einmal geglaubt, wenn er sie nicht kennen würde. „Wie ist dein Name?“

„Ich… Ich…“ Draco wollte beim besten Willen kein Pseudonym einfallen oder ob er überhaupt eins verwenden sollte. „Ich weiß nicht, was hier los ist“, sagte er in einer zittrigen Stimme, fragil genug, dass sie unter zu langen Wörtern zu brechen drohte. „Ich bin nur die Straße runtergelaufen und – und dieser Mann kam aus dem Nichts. Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich weiß nicht, was ich hier mache.“ Er kniff die Augen zusammen und drückte einen Schluchzer aus seiner zugeschnürten Kehle.

„Er lügt“, quiekte Wurmschwanz. „Er lügt. Ich hab gehört, wie er das Gegenteil gesagt hat. Ich war es, der dem Dunklen Lord überhaupt –“

„Sei ruhig“, sagte Rodolphus fast gelangweilt, aber scharf genug, damit Wurmschwanz sich beleidigt in eine Ecke zurückzog. „Was denkst du, Bella?“

Bellatrix schaute Draco so tief in die Augen, als würde sie erwarten hinter seinem Blick ihre Antwort zu finden. Jede Alarmglocke in Dracos Kopf läutete lautstark. Er wusste, was sie vorhatte, und er hatte keine Probleme sie aufzuhalten. Immerhin hatte sie ihm Okklumentik erst beigebracht.

Sie antwortete ihren Ehemann nicht, aber Draco sah ihr an, dass sie ahnte, dass er etwas zu verbergen hatte.

Draco drehte seine Handgelenke, die unter den Seilen wie Feuer brannten. Bellatrix‘ Blick folgte seinen Bewegungen.

„Oh, das ist doch nicht nötig“, sagte sie und schnippte mit ihrem Zauberstab. Die Seile lösten sich in Nichts auf.

Draco rieb sich die wundgescheuerten Handgelenke. Er versuchte in Bellatrix‘ Gesicht zu erkennen, was sie damit bezweckte. Weglaufen konnte er nicht, außer er wollte sich gleich wieder einfangen lassen, und er hatte auch keinen Zauberstab um sich zu verteidigen. Diese falsche Freiheit würde sie ihm aber nicht sympathischer machen.

„Wir werden dir nichts tun“, sagte Bellatrix. Es war fast unwirklich in ihr jüngeres Gesicht zu blicken, eine hübsche Maske mit ersten Rissen, durch die der Wahnsinn blitzte. „Wir wollen bloß reden. Hast du Durst?“ Sie zückte ihren Zauberstab.

„Nein“, sagte Draco sofort. Seine krächzende Stimme war wenig überzeugend. „Ich… Ich will einfach wieder nach Hause.“

„Wo wäre das?“, fragte Bellatrix. Sie strich ihre Finger auf und ab über das unnachgiebige Holz ihres Zauberstabs.

„London“, murmelte Draco. „In London.“

„London, so, so. Lass mich die Frage umformulieren… Wann wäre das?“

„I-Ich verstehe nicht.“ Draco drängte sich dicht an die Rückenlehne, die seine Wirbelsäule durchdrückte und ihn noch gerader sitzen ließ. „Ich will nur wieder nach Hause. Ich erzähle auch niemandem irgendetwas.“

„Du solltest darüber nachdenken mit uns zu reden“, sagte Bellatrix und drehte ihren Zauberstab dabei in den Händen, als hätte sie Messer und Gabel in der Hand und ein saftiges Stück Fleisch auf dem Teller vor sich. Sie spielte gerne mit ihrem Essen. „Der Dunkle Lord könnte Interesse an dem haben, was du zu sagen hast. Er würde es sicherlich schätzen, wenn du kooperierst.“

„Ich habe gar keine Informationen“, murmelte Draco. „Ich hab gerade erst meinen Abschluss gemacht. Ich hab noch nicht einmal einen Job. Was soll ich für Informationen –“

„Legilimens!“ Bellatrix deutete ihren Zauberstab mit dem Schwung eines Peitschenhiebs auf Draco. Bilder strömten auf ihn ein. Er sah weiten Wiesen Wiltshires, die Hecken in ihrer Auffahrt, Shacklebolt, wie er genau dort enttäuscht den Kopf über ihn schüttelte – Draco ließ jede mentale Blockade hochfahren, die der Überraschungsangriff ihm gelassen hatte. Er funkelte Bellatrix zornig an, was sie wenig interessierte.

„Du versuchst etwas zu verbergen, und wenn du nicht den Mund aufmachst, muss ich dich eben zwingen.“ Erneut holte sie mit dem Zauberstab aus: „Legilimens!“

Draco ließ sie gar nicht erst rein. Jeden Gedanken, jede Emotion hatte er sorgfältig in kleine Kokons gewickelt, versteckt in einem verästelten Labyrinth wie aus Spinnenfäden. Verhedderte man sich erst einmal darin, kam man nicht mehr weit.

Bellatrix aber versuchte es erneut und erneut, riss sich mit jedem Zauberstabhieb durch die Barrikaden auf der Suche nach etwas Brauchbarem. Sie wurde zunehmend aggressiver. Es schmerzte sie in seinem Kopf zu haben. Ein Pochen breitete sich in seinen Schläfen aus, fächerte sich schmerzhaft bis zu seinem Hinterkopf, und es wurde schwierig nicht daran zu denken, wie sie all das vor fast zwei Jahren schon einmal getan hatte.

Draco konzentrierte sich auf Nichts. Er atmete gegen den Schmerz an, verdrängte Angst und Panik, bis sie ganz weit hinten lagen, zusammen mit all der wieder aufgewühlten Verwirrung, die er bei Shacklebolts enttäuschtem Gesicht empfunden hatte. Alles war so weit weg, dass er nichts davon fühlen konnte. Wie er es immer machte. So weit weg, dass er nicht mehr darüber nachdenken musste. Deswegen war er so gut darin seinen Geist zu verschließen.

Bellatrix‘ nächster Zauber prallte gegen eine so hohe, feste Mauer, dass der Rückstoß sie von den Füßen riss. Rodolphus fing seine Frau auf und half ihr wieder auf die Beine. Zum Dank bekam er ihren Ellenbogen in den Magen.

„Wie hast du das gemacht?!“, kreischte Bellatrix. „Du hast mich geblockt. Non-verbal! Wo ist dein Zauberstab? Accio Zauberstab!“

„Hey!“, rief Wurmschwanz empört und schnappte seinen Zauberstab zurück, der aus seinen Fingern fliehen wollte, wie alles und jeder, der seine Gegenwart zu lange ertragen musste.

„Beruhige dich, Bella“, sagte Rodolphus. „Probier’s –“

„So etwas macht man nicht mit mir“, fuhr Bellatrix ihm über den Mund. „Nicht mit mir! Er hält sich für etwas Besonderes, ja? Ich bring ihn zum Reden. Crucio!“

Draco schrie auf. Heißer Schmerz durchströmte seinen Körper, als hätte man ihn ohne Flohpulver ins Kaminfeuer gestoßen. Er schrie bis seine Stimme in einem heiseren Keuchen endete, und als der Schmerz verblasste, sackte er krumm im Stuhl zusammen.

„Das konntest du nicht blocken, hm?“, fauchte Bellatrix ihn an. „Ich muss nicht in deinen Geist um herauszufinden, wer du bist. Ich brauche nur diesen Fluch. Deine letzte Chance freiwillig zu reden. Was versuchst du so sehr zu verbergen?“

Draco schluckte hart. Sein Herz pumpte gefährlich schnell. Sein Kopf drehte sich im Echo des Schmerzes. Im letzten Jahr hatte er diesen Fluch so oft ertragen, dass er irgendwann das Gefühl gehabt hatte abzustumpfen. Die Pause aber schien seine Nerven wieder wie neu zurückgelassen zu haben.

Er verstand nicht, wieso er nicht den Mund öffnete und Bellatrix sagte, was sie hören wollte. Es gab keinen Zaubereiminister, der enttäuscht von ihm sein konnte. Und die Wahrscheinlichkeit, dass er je wieder nach Hause kam und Shacklebolt unter die Augen treten musste, war verschwindend gering. Mit jeder Sekunde verschwand sie mehr.

Er zögerte zu lange.

„Crucio.“ Der Fluch traf ihn mitten in der Brust. Sein Herz setzte mehr als einen Schlag aus und pumpte dann puren Schmerz durch seine Adern. Es riss und zerrte ihn in alle Richtungen. Seine Muskeln vibrierten unter dem Feuer des Fluches.

Draco biss die Zähne zusammen um nicht zu schreien. Er kauerte sich in eine Ecke des Stuhls. Tränen brannten in seinen Augenwinkeln.

„Sag uns, welches Jahr“, hörte er Rodolphus‘ Stimme dicht an seinem Ohr. „Welches Jahr?“

Draco wimmerte leise. So eine banale Frage verdiente eine schneidende Antwort, aber alles, was er herausbekam, war ein erbärmliches Wimmern. „Neunzehn… Neunzehn…“ Draco atmete tief ein. „1979.“

Eine flache Hand klatschte scharf gegen seine Wange. Der Riss sprang wieder auf. Rodolphus packte seinen Kiefer, krallte die Finger tief in Dracos Wangenfleisch, bis das Blut über seine Knöchel lief.

„Spar dir deine frechen Antworten“, warnte Rodolphus. „Kooperiere einfach. Sag uns, welches Jahr dich nicht mehr haben wollte. Es wäre besser ein Interessantes, sonst hat unser Meister am Ende keine Verwendung mehr für dich.“

„Ich…“ Draco presste jedes Wort schwer zwischen zwei Atemzügen durch. „Ich weiß nicht. Wie interessant ist ein Jahr ohne den Dunklen Lord?“

„Du wagst es –“

„Bella, nein. Lass. Er will nur –“

„Crucio. Crucio. Crucio!“

Die Wucht der Flüche schlug Draco von seinem Stuhl. Er zuckte und krampfte sich zu einem Bündel auf dem Boden, als würde der quälende Schmerz ihn zusammenschnüren. Beim letzten Fluch hatte er keine Kraft mehr zu schreien.

Aus dem Augenwinkel sah er Bellatrix mit ihrem Zauberstab fuchteln, sah wie Rodolphus versuchte sie zu zügeln. Wurmschwanz kauerte in der Ecke, als wäre er derjenige, der die Unverzeihlichen Flüche abkriegen könnte.

„Wir informieren den Dunklen Lord“, hörte er Rodolphus sagen. „Diesen hier wird er sich persönlich ansehen wollen.“ Schritte entfernten sich, schwere begleitet von hohen Absätzen. Es klang, als müsste Rodolphus seine Frau nach draußen zerren. Die Tür schlug hinter ihnen zu.

Draco blieb liegen, geschüttelt von einem schweren Zittern. Er bekam nur in schnappenden Zügen Luft. Jede kleine Bewegung verschlimmerte den Schmerz noch.

Er war ein Idiot nichts gesagt zu haben. Er hätte antworten sollen und dem Dunklen Lord den Sieg verschaffen können, gleichzeitig sogar etwas Ruhm für seine Familie abzweigen können. Aber er hatte nichts gesagt. Er hatte lang genug durchgehalten, dass Regulus ihn nicht enttäuscht ansehen konnte. Ein klein wenig Wärme kehrte bei diesem Gedanken in Dracos Glieder zurück.

Wurmschwanz ging neben ihm auf und ab. Draco hörte seine Schritte und sah seinen Umriss ab und zu seinen Augenwinkel streifen. Er murmelte leise vor sich hin, beschimpfte die Dreistigkeit von Bellatrix und Rodolphus und seine eigene Dummheit. Ohne Fesseln hätte Draco es mit ihm aufnehmen können, aber er konnte sich im Moment kaum rühren. Ihm war kalt und er war müde.

Er fragte sich, ob Regulus wohl bemerkt hatte, dass er verschwunden war. Wahrscheinlich schob er es auf die angedrohte Panikattacke. Ganz sicher sogar…

Etwas Helles glitt durch das Fenster, zu dicht und ausfüllend für einen Blitz. Ein silbriges Licht, das eine absonderliche Wärme ausstrahlte. Draco schaute daran hoch. Das Licht hatte vier Beine und eine imposante, verästelte Krone. Es sprach mit einer angenehmen, leicht arroganten Stimme.

„Wurmschwanz, ich habe keine Ahnung, wo du schon wieder steckst, aber wir brauchen dich. Komm sobald du kannst ins Hauptquartier“, sagte die Stimme und fügte viel lockerer hinzu: „Wenn Sie nicht Wurmschwanz sein sollten, würde ich an Ihrer Stelle ins St. Mungos gehen. Sie scheinen Halluzinationen zu haben.“

Das Licht löste sich auf und Draco trauerte der Wärme nach.

„Verdammt“, murmelte Wurmschwanz. Seine kurzen Beine traten in Dracos Blickfeld. Er stupste ihn mit der Fußspitze an. „Du kannst hier sowieso nicht weg, also versuch’s gar nicht erst. Ich bin sofort wieder da.“

Die Tür knallte erneut zu. Ein Donnern vibrierte über den Himmel. Draco lauschte den brockengroßen Regentropfen, wie sie gegen Holz und Scheiben schlugen. Ganz langsam setzte er sich auf. Er fühlte sich ein wenig besser, als hätte er Schokolade nach einem Dementor-Angriff gegessen.

Vorsichtig lehnte er den pochenden Hinterkopf gegen die Wand in seinem Rücken. Sein Blick lag schon bald auf der Tür fixiert. Er konnte sich denken, dass Wurmschwanz nicht dumm genug war, dass er ihn hinter eine offene Tür sperren würde. Wie eine Weihnachtsgans prallgefüllt mit köstlichen Informationen saß er hier auf dem Servierteller fest und wartete darauf, dass der Dunkle Lord ihn auffressen würde.

Das erste Mal seit Tagen vermisste er sein zu Hause. Das düstere Malfoy Manor mit den weißen Pfauen, die durch die Gärten stolzierten. Seine Eltern, die er das letzte Mal als hochmütige jüngere Versionen gesehen hatte, ohne einen Funken Sympathie für ihn in den Augen. Der bescheuerte Zaubereiminister… der verdammt bescheuerte Zaubereiminister, der auf seiner Türschwelle campiert hatte.

Draco stieß ein zittriges Lachen in seine Handfläche. Er vermisste diese Nachmittage, die Shacklebolt sich selbst zum Tee eingeladen hatte, und wie er von ihm an die Hand genommen worden war. Er säße nicht hier, wenn er sich nicht so sehr dagegen gesträubt hätte. Er bereute das.

Gerade jetzt bereute er Regulus‘ Tee umgestoßen und nicht getrunken zu haben.

Draco rammte den Hinterkopf gegen die Wand. Die Chance Regulus wiederzusehen schrumpfte ebenfalls mit jeder Sekunde. Und das sollte ihr letzter Nachmittag miteinander gewesen sein? Das konnte er nicht akzeptieren. Das wollte er nicht irgendwann bereuen.

Draco schleppte sich erst kriechend, dann wankend zur Tür. Er fiel gegen das alte Holz, umklammerte den Türknauf mit beiden Händen und zog, rüttelte und zog und drückte, bis er zweihundertprozentig sicher war, dass sich nichts tun würde. Und er hatte keinen Zauberstab, der ihn im Stich lassen würde.

Jemand klopfte scharf gegen die Scheibe und Draco sprang reflexartig von der Tür weg, riss die Hände hoch, als hätte er sich verbrannt. Er drehte sich langsam und mit klopfendem Herzen herum.

Hinter der Fensterscheibe im dichten Regen machte er den Umriss einer vermummten Gestalt aus. Sie zog ihre Kapuze herunter.

„Reg“, stieß Draco fassungslos aus. Er eilte zum Fenster und riss es auf, trotz scharfen Brennens, das dabei durch seine Arme fuhr. Wind und Regen bliesen ihm entgegen.

Regulus war innerhalb weniger Sekunden bis auf die Knochen durchnässt. Sein schwarzes Haar wellte sich in sein Gesicht. „Draco, alles in Ordnung bei – verflucht!“ Er hatte versucht seinen Arm durch das Fenster zu stecken und war gegen einen leuchtendblauen Schild geprallt. „Ich hätte es mir denken können. Das ganze Haus ist doppelt und dreifach in Schutzzauber gehüllt. Die Tür ist nicht aufzukriegen.“

„Was machst du hier?“, fragte Draco heiser, in einer Stimme, die selbst von fernem Donner übertönt wurde.

Regulus hörte auf den wieder unsichtbaren Schild finster anzublicken. Seine Züge wurden weicher, als er Draco anblickte. „Glaubst du, dass ich dich hier verrotten lasse?“

„Das hab ich nicht gemeint“, sagte Draco, aber die Wärme war in seinen Magen zurückgekehrt und dabei sich auszubreiten. Er musste sich trotzdem auf der Fensterbank abstützen um nicht einzuknicken.

„Der Dunkle Lord hat von irgendwoher gehört, dass es dich gibt und er hält dich für wertvoll, also hat er uns allen gesagt, dass wir die Augen offen halten sollen. Anscheinend hatte da jemand sehr große Augen“, murmelte Regulus. „Ich bin sofort nach Hause, aber du warst schon weg. Das Portrait von meinem Ururgroßvater hat mit unnötigerweise erklärt, was passiert ist.“

Draco fühlte eine schwer zu unterdrückende Scham aufflammen, weil er Phineas so angeschrien hatte. „Das erklärt immer noch nicht, woher du wusstest, wo du mich findest.“

„Ich bin meiner Cousine gefolgt“, sagte Regulus. „Ich hab gehört, wie der Dunkle Lord sie und ihren Mann losgeschickt hat. Fast hätte ich ihre Spur verloren, aber dann sind sie aus dem Wald gekommen und ich wusste die vage Richtung. So einen Quell Magie zu finden war dann nicht weiter schwer.“ Regulus‘ Augen fielen auf Dracos Wange. „Hat sie… Hat sie dir wehgetan?“

Draco wich Regulus‘ messerscharfem Blick aus und blieb an dem Schnitt auf seiner Wange hängen. Er hatte ihn von niemandem heilen lassen. „Das könnte eine Narbe geben, wenn du nicht bald Diptam nimmst“, sagte Draco.

Regulus nahm den Blick nicht von ihm. Er stach sich regelrecht unter Dracos Haut. „Ich kümmer mich darum, wenn du dich um dein Gesicht kümmern kannst. Alles andere wäre unfair.“

„Das ist dämlich“, murmelte Draco, musste aber lächeln und den Schmerz ertragen, der dabei von dem Schnitt ausging. Er schob seine Hand über das Fensterbrett, bis er den Schild an seinen Fingerspitzen kribbeln fühlte. Am liebsten hätte er die Faust hindurchgestoßen, um zu Regulus vorzudringen. „Das hier ist meine eigene Schuld.“

Regulus‘ Finger lagen nur wenige Millimeter von seinen entfernt.

„Ich hab die Tür geöffnet“, sagte Draco, und im Nachhinein würde er gerne durch die Zeit reisen alleine um seinem vergangenen Ich eine runterzuhauen. „Das war dämlich. Ich hätte wissen sollen, dass da irgendetwas Perfides hinter steckt.“

„Das ist nicht deine Schuld, okay?“, erwiderte Regulus entschieden. „Ich… Du kannst nicht den Rest deines Lebens verstecken spielen, weil irgendwer über dich Bescheid wissen könnte. Es… Es ist meine Schuld, wenn überhaupt. Ich hätte nicht gehen sollen, wie du gesagt hast.“

Draco stupste testend gegen die Barriere. „Damit kann ich leben.“

Regulus schnaubte leise, aber sein Blick wurde so schnell wieder ernst, dass Draco nicht raten konnte, ob er amüsiert war. „Ich hol dich hier raus. Versprochen.“

„Wie?“, fragte Draco skeptisch.

„Ich habe einen Plan –“

„Was haben wir über dämliche Heldentaten gesagt? Bist du ein Gryffindor, oder was?“

„Ich sagte, ich habe einen Plan. Hört sich das nach einem Gryffindor an?“ Regulus hob seine Hand auf Augenhöhe, zögerte und legte sie gegen die Barriere. Ein Knistern ertönte und er verzog das Gesicht, ließ seine Hand aber liegen. „Vertrau mir.“

Draco legte seine Hand auf Regulus‘. Die Barriere war heiß und prickelte gegen seine Handfläche, als hätte er die Faust um ein brennendes Feuerwerk geschlossen. „Ich hab ihnen nichts verraten“, sagte er leise. „Ich wette, dass das dämlich war. Es macht sowieso keinen Sinn nichts verändern zu wollen. Ich meine, schau dir an, wo mich der Versuch hingebracht an.“

„Halt noch ein bisschen durch.“

„Wieso?“, fragte Draco und verdrehte die Augen, die Winkel wie Feuer brennend. „Das ist unsere Seite. Wenn ich jemandem die Zukunft vorhersage, dann ihnen, oder?“

„Für mich“, sagte Regulus. „Du hast gesagt, wir haben immer eine Wahl. Du hast jetzt –“

Ein lauter Knall ließ sie auseinander fahren. Regulus wirbelte herum, zog seine Kapuze über das nasse Haar und schaute in den Wald hinein. Draco presste sich mit beiden Händen gegen die Barriere, um etwas erkennen zu können.

„Da kommt jemand“, sagte Regulus.

Draco krallte die Finger in die Barriere. „Was soll ich jetzt tun? Reg.“ Seine Stimme schlug in panische Höhen. „Geh nicht weg.“

„Ich bin gleich da drüben hinter den Bäumen. Ich werde nirgendwo hingehen.“ Regulus ging rückwärts den Abhang herunter. Draco sah hilflos zu, wie er kleiner und kleiner wurde, und schließlich hinter einer Wand aus Regen und Bäumen verschwand. Er schloss das Fenster bis auf einen Spalt und sah einen Strom roter Funken dort aufblitzen, wo Regulus verschwunden war.

Er war nicht gegangen. Er war noch hier. Draco fühlte sich ein wenig sicherer.

Von draußen kamen Schritte und eine zischelnde Stimme. Im nächsten Moment flog die Tür auf, ohne dass jemand klopfte. Lord Voldemort hielt es nicht für nötig sich anzukündigen.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 4. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Schauspielern ist schwerer, als die Leute denken, aber es ist fantastisch. Ich liebe jede Sekunde davon.
Daniel Radcliffe