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The Black Mirror - Die Ratte

von Dr. S

Irgendwann entfernten sich Regulus‘ Schritte, und irgendetwas landete schwer in Dracos Magen. Er hatte ihn nicht reinlassen wollen, hatte nicht gewollt, dass er ihn am Boden und voller Schlamm sah, aber er hatte auch nicht gewollt, dass Regulus einfach ging. Genau das realisierte Draco zu spät. Und leider war das nichts Neues.

Er versteckte sein Gesicht hinter den angezogenen Knien und wartete. Auf irgendetwas. Vielleicht das irgendetwas ihm verriet, womit er das alles hier verdient hatte.

Ein Scharren und Knarren ließ Draco aufschauen. Er rieb sich über die Augen, bis sein Blickfeld weniger verschwommen war, und schaute zum Fenster. Es öffnete sich. Ein Schatten drängte sich im Sonnenuntergang gegen den Rahmen, und eine Hand tastete sich ins Innere vor. Ein Bein folgte. Regulus kletterte ins Innere.

„Was zum…“ Draco traute seinen Augen nicht, als Regulus über den Schreibtisch ins Innere sprang.

Der Regen hatte seine ganze Front nass zurückgelassen. Er hielt seinen Zauberstab in der Hand und ließ ihn eine kleine Drehung machen. Ebenfalls durch das offenstehende Fenster schwebten zwei Tassen, aus denen Schwaden aus Dampf emporstiegen.

„Ich hab Tee gemacht“, sagte Regulus und versuchte sich an einem Lächeln, das aber so steif war, dass er aussah, als hätte er Zahnschmerzen. „Ich… Ähm… Mein Bruder ist früher ständig über die Hauswand abgehauen. Sein Fluchtweg, wenn er Stubenarrest hatte.“ Regulus entdeckte einen Riss in seiner Hose auf Oberschenkelhöhe und zupfte daran herum. „Er war wahrscheinlich besser darin.“

Es lag Draco auf der Zunge Regulus zu sagen, dass es bestimmt viele Dinge gab in denen sein verhasster Bruder besser war. Gerade schwebte ihm sogar vor Regulus aufzutischen, dass Sirius Black es in der Zukunft bis zum Zaubereiminister gebracht hatte.

Dann fiel ihm der Brandfleck auf Regulus‘ Wange von dem Feuerwerk auf und direkt darüber ein Schnitt, der sich bis zu seiner Schläfe zog. So frisch, dass sich Blutstropfen daraus hervorperlten. Draco sagte nichts.

Regulus lenkte die Tassen mit dem Zauberstab in Dracos Richtung und setzte sie vor ihm auf dem Boden ab. Er schloss das Fenster wieder, hielt den Nieselregen draußen, und wagte sich näher. Mit jedem Schritt schrumpfte Dracos Neugierde, Mitleid, was immer es war, und er wollte die Distanz wiederhaben.

Er kickte die Tasse um. Der Tee ergoss sich über den Teppich und wurde wie von einem Schwamm aufgesaugt. Dampf stieg von der Pfütze auf.

Regulus seufzte. Er schwenkte den Zauberstab und die Pfütze verschwand, die Tasse setzte sich wie von selbst wieder auf. Ein perfekter Zauber nach dem anderen, und Draco hatte nicht einmal einen Schutzzauber hinbekommen. Gerade wollte er nichts mehr als Regulus zurück aus dem Fenster zu jagen.

Regulus schien das nicht zu interessieren. Er kam näher und hockte sich vor Draco auf den Boden.

„Ich hab gesagt, dass ich dich nicht sehen will“, sagte Draco kalt.

Regulus hob seine noch unversehrte Tasse hoch. Er wrang die Finger darum, als bräuchte er die Wärme. „Ich dachte, dass du das vielleicht nicht so meinst. Du hast mich auch nicht in Ruhe gelassen“, sagte er und wurde mit eisernem Schweigen gestraft. „Es tut mir wirklich leid, Draco.“

„Ich wette, je öfter du es sagst, desto wahrer wird es.“

„Ich lüge dich nicht an, Draco“, sagte Regulus und wagte es tatsächlich empört zu klingen.

Draco verschränkte die Arme vor der Brust und drehte sich von Regulus weg, ohne seinen Platz an der Tür zu verlassen. Regulus versuchte wieder in sein Blickfeld zu rutschen. So annährend verzweifelt hatte Draco ihn noch nie gesehen, und zu einem anderen Zeitpunkt hätte ihn das vielleicht gerührt.

„Ich weiß jetzt auch, dass ich falsch reagiert hab, aber kannst du mich nicht ein bisschen verstehen? Du hast selbst zu spüren gekriegt, was sie für Menschen sind. Ich wollte dich da nicht mit hineinziehen.“

„Diese Menschen“, platzte es aus Draco heraus, „sind deine Freunde, Regulus.“

„Großartig. Dann weißt du jetzt ja, dass ich mit einem Haufen Bastarde befreundet bin.“ Regulus nahm einen Schluck von dem Tee, konnte seine heruntergezogenen Mundwinkel aber nicht schnell genug hinter dem Rand der Tasse verbergen. Was immer er zusammengebraut hatte machte seine Grimasse nicht besser. Er drehte die Tasse in den Fingern. „Sie sind keine netten Menschen. Ganz im Gegenteil. Und am Ende hätten sie dich sympathisch gefunden und dich öfter sehen wollen und… dir erzählt, dass ich früher über dieses Dreckszeug, das sie veranstalten, gelacht habe.“

Draco spürte, wie die Verschränkung seiner Arme lockerer wurde. Er sah die Scham rot auf Regulus‘ Wangen glühen, sah die Art, wie er die Augen niederschlug, und konnte nicht mehr sauer auf ihn sein. Dafür verstand er ihn zu gut. „Deiner Meinung nach würden mich Bastarde ohne Gewissen also mögen?“

„Ich finde es generell schwer dich nicht zu mögen“, murmelte Regulus und linste durch dichte Wimpern zu Draco rüber.

Draco starrte demonstrativ Sirius Blacks Nachttisch und das Foto darauf an. Hitze breitete sich in seinem Gesicht aus, aber nicht vor Scham, sondern Verlegenheit. „Mit fünfzehn, sechzehn benehmen wir uns gerne wie Idioten. Wir machen Fehler…“

„Wir bereuen sie auch“, sagte Regulus. „Ich dachte, wenn jemand das verstehen würde, dann du.“

Draco schaute ihn an. Hinter all der Reue in seinem Ausdruck fand er Verständnis, wie er es nirgendwo anders bekommen würde. Nicht von den Menschen in der Winkelgasse, die ihm bei seinem letzten Besuch mehr als Schlammbälle an den Kopf geworfen hatten. Und anders als bei Shacklebolt, der ihn ansah, als würde ein Held in ihm schlummern und darauf warten wachgekitzelt zu werden.

Im Gegensatz zu Regulus konnte man bei ihm lange nach so etwas wie Heldenmut suchen.

Draco löste seine verschränkten Arme und griff nach der Tasse, zog sie aus Regulus‘ Händen. „Vielleicht versteh ich es. Das heißt aber nicht, dass ich dir verzeihe.“ Er trank einen Schluck des perfekten Zitronentees, den er von Regulus gewohnt war. „Schmeckt widerlich.“

Regulus ließ sein zuckendes Lächeln Dracos Worte Lügen strafen und rutschte näher. Er umfasste Dracos Knöchel und schob seine Hand unter das schlammverschmierte Hosenbein. Draco zuckte weg und verschüttete etwas Tee, als Regulus ihn an Ort und Stelle hielt. Seine Hand war noch leicht angewärmt und massierte seine Wade.

Draco ließ ihn, setzte aber einen finsteren Blick auf, der normalerweise ausreichte um Menschen auf Abstand zu halten. Regulus kam trotzdem nah genug, dass Draco sich nicht mehr strecken musste, um ihn zu erreichen. Ein Blutstropfen hatte sich aus dem Schnitt auf Regulus‘ Wange gelöst. Draco wischte ihn weg, bevor er es zum Brandfleck schaffte.

„Der war vorhin aber nicht da“, sagte Draco.

„Oh…“ Regulus tat so, als würde er den Schnitt erst jetzt bemerken, dabei sah er tief genug aus um heftig zu brennen. „Mulciber war nicht sehr glücklich darüber, dass ich ihm, ich zitiere, wie meinem Hauselfen Befehle gegeben habe. Oder dass ich mich… nicht sehr erfolgreich für dich eingesetzt habe. Seiner Meinung nach bin ich genauso ein verräterischer Dreckskerl wie mein Bruder. Ein Blutsverräter.“

Draco stieß einen falschen Mitleidslaut aus, auch wenn irgendwo echtes in ihm wuchs.

„Er konnte mich nie besonders leiden“, sagte Regulus. „Ich kenne Avery vom Quidditch-Feld, deswegen haben wir ab und zu miteinander zu tun. Und dann natürlich das hier…“ Er hob seinen linken Arm und winkte damit ab. „Manchmal wünschte ich, ich würde keinen von ihnen kennen.“

„Und dein Gesicht zu entstellen ist deine Art Buße zu tun?“

„Ich weiß nicht, welchen Fluch er dafür benutzt hat. Kein Heilzauber, den ich kenne, scheint viel zu helfen“, sagte Regulus. „Vielleicht… willst du mein Gesicht ja retten.“

Draco schnaubte und schaute in die Teetasse herunter, beobachtete die goldbraune Flüssigkeit dabei zittrige Wellen zu schlagen. Seine Finger bebten.

„Du bist immer noch sauer auf mich“, erkannte Regulus. Er stand mit einem leicht frustrierten Schnauben auf und entfernte sich rückwärts von Draco. Einen Moment glaubte er, Regulus würde aufgeben und verschwinden. Dann breitete er einladend die Arme aus. „Lass es raus.“

Draco trank einen Schluck lauwarmen Tee und runzelte die Stirn.

„Verhex mich, los!“

Er verschluckte sich und spuckte den Tee in einem Husten wieder aus. Angewidert stellte er die Tasse weg. „Wie bitte?“

„Dir fällt bestimmt ein passender Fluch ein. Bring mich zum Tanzen, zum Lachen, verwandel mich in eine Kröte. Wäre nicht das erste Mal“, bot Regulus an und hätte er sich eine Zielscheibe auf die Brust gemalt, wäre es kaum verlockender gewesen. „Komm mir nicht mit der Ausrede, dass dein Zauberstab kaputt ist. Es liegt am Zauberer. Der untalentierteste Bastard könnte mit dem Elderstab wedeln und nichts erreichen.“

Draco stand auf. „Sagst du, ich sei untalentiert?“

„Nein. Du denkst einfach zu viel nach. Dein Brandzauber war gut, sehr gut sogar. Dein Schildzauber ist danebengegangen, weil du von gar keinem anderen Ergebnis ausgegangen bist. Sag mir, dass es anders war.“

Draco sagte nichts.

„Ich beweise es dir“, sagte Regulus. „Sei wütend auf mich. Zeig mir, wie sehr du mich hasst.“

Draco zückte den Zauberstab und richtete ihn auf die unsichtbare Zielscheibe auf Regulus‘ Brust. Er war wütend, da hatte Regulus verdammt Recht, und er wüsste mehr als einen Fluch, den er ihn gerne ertragen sehen würde – wenn auch keiner davon ansatzweise unverzeihlich war.

Draco steckte den Zauberstab unbenutzt wieder weg. „Das ist lächerlich.“

„Gut.“ Regulus machte einen Schritt vorwärts, und instinktiv holte Draco den Zauberstab wieder heraus.

„Was hast du vor?“

„Du willst mich nicht verfluchen, also hasst du mich nicht“, sagte Regulus und ging den zweiten Schritt trotz Zauberstab auf Brusthöhe. Draco öffnete den Mund, nicht für einen Fluch, traute sich aber auch nicht auszusprechen, was er dachte. Er hasste Regulus nicht, und er fand es dämlich überhaupt davon auszugehen.

Vielleicht war es dämlich von ihm nach heute nicht eine große Abneigung gegen Regulus zu entwickeln. Das würde alles leichter machen.

„Das heißt nicht, dass ich dir nicht böse bin“, murmelte Draco und senkte den Blick, als Regulus so nah kam, dass er kaum eine Ausweichmöglichkeit außer ihm im Blickfeld hatte.

„Das Angebot steht noch. Welcher Fluch dir auch immer einfällt“, antwortete Regulus und als Draco den Zauberstab sinken ließ, schloss er den letzten Schritt Distanz zwischen ihnen. Der Schnitt auf seiner Wange erinnerte Draco an jene, die ihm vor gut anderthalb Jahren fast das Leben gekostet hatten. Er wischte sanft mit den Fingern einen Fleck Ruß weg, der von dem Feuerwerk zurückgeblieben war, und sah sich auf einmal mit viel zu viel Nähe konfrontiert. Er hatte nicht gemerkt, dass Regulus sich an ihn herangeschlichen hatte.

Draco wich mit dem Hinterkopf dicht an die Tür zurück. Regulus folgte, als würde ihm das nichts ausmachen, stützte sich mit dem rechten Arm neben Dracos Kopf ab und kam mit einer geringen Beugung des Kopfes bis dicht an seine Lippen. Die plötzliche Wärme seines Atems ließ Draco einen nahezu panischen Rückzieher machen. Er fiel gegen die Tür, konnte sonst nirgendwo anders hin und auch nicht durch das Holz hindurch. Regulus küsste ihn ungehindert.

Ein Strom Funken stob aus seinem Zauberstab und verfehlte Regulus‘ Seite nur knapp.

Draco stemmte sich mit allem, was er hatte, gegen den Kuss, gegen das weiche, warme Fleisch, das sich sanft gegen seine Lippen drückte. Er presste die freie Hand flach gegen Regulus‘ Brust und versuchte ihn wegzudrücken. Einen erbärmlichen Zentimeter Abstand schaffte er.

„Ich werde davon nicht weniger wütend“, murmelte Draco.

Regulus‘ Antwort war ihn nochmal zu küssen. Tiefer. Seine Zunge strich über Dracos fest aufeinander gepresste Lippen und schaffte es beinahe zwischen ihnen hindurch.

„Ich bin immer noch sauer“, raunte Draco und es fiel ihm unglaublich schwer sich das einzugestehen. Regulus‘ schützende Heldenaura schien zersprungen zu sein. Er schien so viel greifbarer, echter, nicht mehr unerreichbar. Draco hätte ihn am liebsten an sich gezogen und die Erinnerung an den Nachmittag in seinen Armen verdrängt.

„Dann muss ich mich mehr anstrengen“, gab Regulus zurück und küsste ihn erneut. Ein, zwei Küsse auf Ober- und Unterlippe hielt Draco stand, dann knickte er wortwörtlich ein und umklammerte Regulus wie seinen letzten Halt. Er erwiderte den Kuss und legte alles hinein, was er hatte zurückhalten müssen. Regulus‘ Lippen bewegten sich gegen seine, zwischen seine, und als seine Zunge sich wieder vorwagte, kam Draco ihr schon entgegen. Ein Wirrwarr aus Emotionen stieg in ihm auf, wie er es das letzte Mal diese Nacht gespürt hatte. Er entlud sich in einem Funkenschauer aus seinem Zauberstab.

Regulus zuckte vor Schreck aus dem Kuss. Er schaute auf die Zauberstabspitze, die ihn nur knapp verfehlt hatte, und lächelte Draco dann an. Draco biss sich auf die Unterlippe und konnte sein Grinsen trotzdem nicht unterdrücken. Einen Moment lächelten sie einander an, dann prallten ihre Lippen wie magisch voneinander angezogen gegeneinander. Hart und fast schmerzhaft.

Draco schmiss seinen Zauberstab auf den Boden, vielleicht für all die Male, die er ihn im Stich gelassen hatte, und verkrallte die Hände in Regulus‘ Hemd, zog ihn daran dicht an sich heran. Regulus drängte ihn gegen die Tür, stützte sich mit einer Hand dort ab und vergrub die andere in Dracos schlammverkrusteten Haaren.

Ein plötzliches Brennen durchzuckte ihn, so heftig, als hätte jemand ein Feuerwerk auf seiner Haut entzündet. Draco ignorierte es, bis ein qualvolles Stöhnen gegen seine Lippen traf. Er riss beide Hände weg und sah an einem Daumen Blut. Draco schnappte nach Luft, dann erwischte ihn das Brennen ein zweites Mal wie aus dem Hinterhalt. Er umklammerte seinen linken Arm. Das Dunkle Mal brannte.

Regulus trat einen Schritt zurück, hielt sich ebenfalls den Arm. Seine verletzte Wange war blutverschmiert, nachdem Draco unbewusst darüber gewischt hatte.

„Warte.“ Draco hielt ihn an der Hemdfront fest, bevor Regulus sich in Bewegung setzen konnte. „Ich kümmer mich um den Schnitt. Ich kenn den Fluch.“

„Jemand wird da sein, der sich auch damit auskennt“, sagte Regulus und tupfte dabei unter der Schnittwunde entlang. Er vermischte Blut und Ruß miteinander. „Ich muss los. Es hat seit einer Woche nicht gebrannt. Es ist wichtig.“

Draco lehnte sich lässig gegen die Tür. Das hatte Regulus vor kurzem noch erfolgreich ausgesperrt. Vielleicht funktionierte es andersherum auch. Er verschränkte die Arme vor der Brust, als Regulus sich vor ihm aufbaute.

„Ich war gerade dabei dir zu verzeihen“, sagte Draco. „Vielleicht.“

Regulus lächelte, und mehr hätte es die ganze Zeit nicht gebraucht um ihm zu verzeihen. „Dann muss ich mich einfach doppelt anstrengen, wenn ich wiederkomme“, sagte er und trat wieder an Draco heran. Er beugte sich vor und presste einen zarten Kuss auf Dracos Lippen. Als er sich lösen wollte, zog Draco ihn zurück und holte weitere Sekunden aus dem Kuss heraus. Das Brennen auf seinem Unterarm hatte er schon lange gelernt zu erdulden.

Regulus scheinbar nicht. Er drehte sich aus dem Kuss heraus und ging einen Schritt zurück, leckte sich dabei über die geröteten Lippen. „Zwing mich nicht nochmal über das Fenster zu gehen. Das war eine der idiotischsten Sachen, die ich je getan habe.“

„Du meinst idiotischer als das?“, fragte Draco und hob seinen linken Arm.

Regulus‘ Miene verfinsterte sich. Hinter ihm schienen die dunklen Wolken sich zu verdichten und ließen kein noch so fahles Sonnenlicht mehr durch das Fenster. „Ich kann im Haus apparieren“, sagte Regulus.

Draco zog eine Augenbraue hoch. „Wieso hast du das eben nicht getan?“

„Ich wollte dich nicht erschrecken?“

Draco hätte die Augenbraue gerne noch höher gezogen. „Du hast mich erschreckt“, antwortete er und atmete noch einmal tief durch, bevor er einen Schritt zur Seite trat. Er gab die Tür frei und Regulus zögerte keine Sekunde lang sie zu öffnen. Draco fasste ihn an der Hand, da war er schon halb draußen. „Nimm mich mit.“

Regulus runzelte die Stirn. „Nach heute?“

„Ich trage einen Umhang mit weiter Kapuze. Niemand wird mich bemerken. Und ich habe das Dunkle Mal, falls doch“, sagte Draco.

Regulus schüttelte den Kopf.

„Du kannst nicht abhauen“, flüsterte Draco, als würde seine eigene Stimme ihm nicht über den Weg trauen. Er umklammerte Regulus‘ Hand so fest, dass er Schorf auf seinen Fingerknöcheln spürte – und er wusste nicht, wo der herkam. „Ich… Ich könnte in Panik geraten und abhauen, wenn du mich allein lässt, bevor ich dir verziehen habe. Sehr wahrscheinlich.“

Regulus beugte sich vor und lehnte seine Stirn gegen Dracos. „Ich würde dich finden und zurückholen.“ Er gab Draco einen kurzen Kuss und nutzte die Erwartung nach mehr aus um in den Flur hinauszuschlüpfen.

Draco folgte ihm. „Nach allem, was passiert ist, was du mir gesagt hast, willst du das immer noch tun?“

„Ich habe keine Wahl, Draco“, sagte Regulus vom Treppenabsatz aus und stieg die Stufen herunter. Sein schwarzer Haarschopf verschwand so plötzlich aus Dracos Blickfeld, dass er einen panischen Satz vorwärts machte. Auf dem Weg nach unten holte er Regulus ein. Nebeneinander liefen sie die Stufen herunter. Das enge Treppenhaus drängte sie zusammen, bis sie dichter als Schulter an Schulter gingen.

„Man hat immer eine Wahl“, sagte Draco und erntete ein Schnauben von Regulus, das eine solche Floskel nicht besser verdient hatte. „Mulciber hat Recht. Du hast deinen Bruder. Er war hier um dir zu helfen und wahrscheinlich würde er es immer noch tun. Ihr könntet zusammen dämlich und nobel sein. Reg. Warte.“

Regulus flüchtete aus der Reichweite von Dracos ausgestrecktem Arm und nahm die letzten beiden Stufen in den ersten Stock auf einmal. Noch im Gehen drehte er sich um, beide Hände defensiv gehoben, und schüttelte den Kopf, als hätte er einen Verrückten im Schlepptau. „Ich bin nicht wie mein Bruder. Falls du es vorhin nicht gemerkt hast, bin ich auch alles andere als nobel.“

„Du musst mir nichts beweisen.“ Draco wusste bereits, dass er die mutigste Variante eines Slytherins vor sich hatte. „Du musst dich mit niemandem messen.“

Regulus hielt am Treppenabsatz inne. Er rieb sich immer wieder über den Unterarm, als würde das Brennen so verschwinden. „Worauf willst du hinaus?“

Draco schluckte hart. „Geh bitte nicht.“ Die Worte kamen nur schwer und kaum verständlich über seine zitternden Lippen. „Bleib bei mir.“

Kaum waren die Worte aus seinem Mund fühlte Draco sich wie ein absoluter Idiot. Regulus schaute ihn starr an. Er schien so blass, dass der blutige Schnitt auf seiner Wange wie Blut auf Schnee aussah. Eine Mischung aus Neugierde und Panik breitete sich auf seinem Gesicht aus, und er schien nicht in der Lage auch nur einen Teil davon zu verstecken. Dann verzerrte sich sein Gesicht in eine Grimasse aus Schmerz. Er grub die Finger tief in seinen Unterarm. Das Brennen hatte sich mit einem Schlag doppelt stark zurückgemeldet, als würde es merken wenn jemand zögerte.

„Ich muss jetzt gehen, Draco. Lass uns darüber reden, wenn ich wiederkomme.“ Regulus trat an ihn heran und strich Draco das Haar aus der Stirn, eine sanfte, fast fliegende Bewegung, wie von einer lauen Brise. „Okay?“

Draco kniff die Augen zusammen, als würde eine Windböe ihm direkt ins Gesicht schlagen. So kleine Worte, die ihn so viel kosteten und gar nichts brachten. Er schaute leicht an Regulus vorbei, als er die Augen wieder öffnete.

„Du erinnerst dich daran, was du mir versprochen hast?“, fragte er. „Keine dämlichen Heldentaten?“

„An so ein Versprechen kann ich mich nicht erinnern“, sagte Regulus mit einem sogar leicht verschmitzten Lächeln.

Draco zog ihn an sich heran und umarmte ihn, hielt ihn so fest er konnte an sich gedrückt. Regulus‘ steife Haltung entspannte sich schon nach der ersten Sekunde. Er erwiderte die Umarmung, wickelte die Arme um Draco und zog ihn die letzten Millimeter gegen seine Brust. Draco schmiegte sich eng an ihn, lehnte seine Wange gegen Regulus‘ unverletzte, und genoss die Streicheleinheiten durch sein schlammverkrustetes Haar.

„Ich komm so bald ich kann wieder. Das verspreche ich“, flüsterte Regulus ihm zu.

Draco ließ ihn die letzte Treppe dennoch nicht alleine gehen. Er blieb im Flur stehen, während Regulus die Haustür öffnete. Regen blies ihm entgegen. Er drehte sich trotzdem noch einmal zu Draco herum. Das Lächeln hing wie ein Schatten auf seinen Lippen nach.

„Wenigstens bist du nicht mehr sauer auf mich“, sagte er.

Draco verschränkte die Arme vor der Brust. „Das hättest du gerne.“

„Dann bereite dich auf eine ausgiebige Entschuldigung vor.“ Regulus zog die Tür hinter sich zu, immer noch schmunzelnd, und ließ Draco mit dem Gefühl einen riesengroßen Fehler gemacht zu haben zurück. Nicht, weil er bezweifelte, dass Regulus zurückkommen würde. Er hatte es versprochen.

Draco setzte sich erschöpft auf die unterste Stufe, die Beine schwer wie nach einem Marathon, und vergrub das Gesicht in den Händen.

Schlimm genug so etwas in einer normalen Situation zu sagen, aber in seiner, irgendwo in der Vergangenheit, war es tausendmal schlimmer. Er konnte Regulus nicht um so etwas bitten. Er konnte nicht anfangen sich auszumalen hierzubleiben. Nicht nach dem, was heute passiert war. Er gehörte nicht hier hin.

Draco zog die Finger durch die vom Schlamm verklebten Haare und stöhnte frustriert in seine Handflächen. An Regulus‘ Stelle wäre er jetzt auch abgehauen. Ein weinerliches Häufchen Elend ohne eine Galleone in der Tasche würde er auch nicht am Bein hängen haben wollen. Sie kannten sich nicht lange genug dafür, auch wenn es ihm wie eine Ewigkeit vorkam, die er mit Regulus zusammen verbracht hatte. Eine zu kurze Ewigkeit.

Er würde sich nicht wundern, wenn jetzt eine Brigade Todesser durch die Tür kam um ihn aus dem Verkehr zu ziehen.

Eine ganze Weile saß Draco auf der Treppe, die Wangen glühend vor Scham und Reue. Sein Magen drehte sich wie ein Karussell und lud die immer gleichen Gedanken auf eine Fahrt mit ein, bis ihm so schlecht war, dass er sich krümmte.

Der Flur, fast das ganze Haus lag im Dunkeln, als der späte Nachmittag sich dem Abend ohne Widerstand hingab und in einem Gewitter versank. Der erste Blitzschlag schlug ein Leuchten durch die Fenster und Draco auf. Er kauerte an der Wand im Treppenhaus und zählte die Sekunden bis zum Donner. Es schien sehr nah zu sein. Von der Straße kam die fremdartige Melodie von Sirenen.

Er hatte nicht vor sich zu bewegen. Zumindest nicht bis Regulus wiederkam.

Dann wurde die Stille nicht von Donner, sondern von der Türklingel gebrochen. Draco setzte sich auf, von einer Sekunde auf die andere bis in den letzten Muskel angespannt. Regulus hatte ihm nicht gesagt, ob er jemanden erwartete. Seine Eltern sollten dieses Wochenende zurückkommen, zumindest wenn Regulus Abraxas Malfoy die Wahrheit erzählte. Vielleicht waren sie früh dran. Aber sie hätten einen Schlüssel. Genauso wie Regulus nicht klingeln musste.

Draco drehte sich suchend nach Kreacher um. Der Hauself bewegte sich auch beim zweiten Klingeln nicht in die Eingangshalle um seinen Job zu tun.

„Kreacher?!“, rief Draco, als das dritte Mal Klingeln anfing seine Nerven zu strapazieren. „Kreacher, da ist jemand an der Tür!“

Keine Antwort. Der Hauself hatte keinen Befehl ihm zu antworten und würde das auch nicht tun, so wenige Sympathiepunkte hatte er für Draco übrig.

Mit einem Schnauben stand Draco auf. Er schlich sich an die Tür und erreichte sie nach dem vierten Klingeln. Vorsichtig schaute er durch den Spion. Die Straße lag im Dunkeln. Einzig und allein die matten Lichtkegel der Straßenlaternen erleuchteten den nassen Asphalt und ließen ihn glitzern wie ein prallgefülltes Verlies bei Gringotts. Keine Menschenseele war bei diesem Wetter unterwegs.

Draco legte die Hand um den Türgriff. Zögerlich öffnete er die Tür, erst einen Spalt breit und dann ganz. Er schaute auf die verlassene Straße, nach rechts und links, und sah niemanden. Vielleicht war der Besucher schon wieder disappariert. Draco schloss die Tür.

Hinter ihm stand Kreacher. Er sprang vor Schreck an die Tür zurück.

„Was macht er an der Tür?“, fragte Kreacher sich selbst nachdenklich.

„Jemand hat geklingelt“, fuhr Draco den Elf an. „Eigentlich ist sowas dein Job.“

„Kreacher war auf dem Dachboden und hatte den Kopf bis über die Ohren in einem hartnäckigen Doxynest“, erklärte Kreacher, als müsse man stolz darauf sein. „Will Masters Freund zu Abend essen?“

„Ich…“ Draco schüttelte den Kopf. „Ich warte, bis Regulus wieder da ist. Bis dahin… nehm ich ein Bad“, murmelte er mit Blick auf seine verschlammte Kleidung. Er wollte nicht so aussehen, als hätte er stundenlang gewartet, wenn Regulus wiederkam, auch wenn es so gewesen war.

„Dann kehrt Kreacher an seine Arbeit zurück“, sagte der Elf. „Alles soll glänzen für die Rückkehr seiner Herrin.“ Er verschwand mit einem Fingerschnippen, vermutlich zurück auf den Dachboden. Draco war froh seine Augen einfach nicht mit diesem Anblick zu belasten.

Er ging durch den Flur, noch immer in Gedanken bei dem Türklingeln, und wollte gerade die Treppe nach oben steigen, als jemand ihn anzischte. Draco drehte sich um. Es kam aus dem Wohnzimmer.

Draco verdrehte die Augen. „Ich hab keine Lust mich beleidigen zu lassen.“

„Undankbare kleine Bälger. Da will man ihnen helfen und sie haben nicht einmal die Höflichkeit so zu tun, als würde es sie interessieren.“

Draco seufzte und machte ein paar Schritte zurück und ins Wohnzimmer hinein. „Ich wollte Ihnen nicht Ihre kostbare Portrait-Zeit stehlen, Professor Black“, sagte er zu dem Abbild des spitzbärtigen Zauberers, der sich erneut in dem Landschaftsgemälde über dem Kamin niedergelassen hatte.

„Auf so scheinheilige Worte falle ich nicht herein. Ich hatte schon mit verzogenen Schülern zu tun, da warst du noch nicht einmal geplant“, zischte Phineas Black ihn an. „Außer, deine Eltern reisen auch gerne in der Zeit zurück.“

„Was kann ich für Sie tun?“, fragte Draco bemüht höflich. Er hatte nicht mehr mit Regulus‘ Ururgroßvater gesprochen, seit jenem Abend als Regulus halb blind zurückgekommen war. Ab und zu hatte er ihn aus dem Augenwinkel von einem Bilderrahmen zum nächsten huschen sehen.

„Sie wissen es“, sagte Phineas.

Draco runzelte die Stirn. Er schüttelte den Kopf, als könnte er die Erkenntnis so wieder löschen.

„Professor Dumbledore und der Dunkle Lord. Sie wissen beide, dass ein praktisches Gefäß mit Informationen aus der Zukunft in Menschengestalt herumläuft“, fuhr Phineas fort. „Der Direktor hat gerade erfahren, was den Dunklen Lord die letzte Woche über so beschäftigt hat. Scheint, dass du das warst. Bilde dir darauf jetzt bitte nicht viel ein.“

„Das kann nicht sein“, sagte Draco.

„Ja, ich bin den weiten Weg hergekommen um dir einen Streich zu spielen.“

„Woher?“, fragte Draco, ohne sich Phineas‘ verbittertes Gerede anzutun. „Woher sollte einer von ihnen – Sie haben es Dumbledore gesagt!“

„Nein“, sagte Phineas. „Aber ich kann ihm sagen, wo du dich aufhältst. Vielleicht wäre dir das lieber, als dich ihm, dessen Name nicht genannt werden darf zu stellen.“

Draco hatte das starke Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Plötzlich schien keine Luft mehr im ganzen Haus zu sein. Der Dunkle Lord oder Albus Dumbledore, beides erschien ihm eine mehr als schlechte Wahl. Er konnte nicht… Er durfte nicht darüber nachdenken.

„Also, Junge?“, fragte Phineas. „Was soll ich –“

„Verschwinden Sie!“, blaffte Draco. „Ich brauche Ihre Hilfe nicht! Sehen Sie doch, wo die mich hingebracht hat! Raus. Sofort raus hier!“

Phineas schnaubte. „Du hast kein Recht in diesem Haus Befehle – okay! Ich verschwinde ja schon.“ Ein Kerzenhalter hatte Phineas überzeugt, den Draco gegen den Bilderrahmen geworfen hatte. Das Bild hing schief und ließ ihn unfreiwillig aus dem Rahmen rutschen. Er tauchte nicht wieder auf.

Schwer atmend stolperte Draco auf das Sofa zu. Das war Phineas‘ Schuld, das wusste er. Niemand außer diesem Kerl und Regulus wusste über ihn Bescheid. Und Regulus würde ihn nicht verraten. Niemals.

Oder? Draco schüttelte die Zweifel ab. Das war eine ganz andere Sache als dabei zuzusehen, wie er in den Schlamm gestoßen wurde.

Er fiel mit zitternden Knien auf das Sofa. Unter dem Kissen quietschte etwas auf. Wie vom Blitz getroffen, dessen passender Donner gerade das Haus erschütterte, sprang Draco wieder auf. Das Sofakissen bewegte sich. Ein braunes, fettes Knäuel huschte daraus hervor und über die Armlehne davon. Eine Ratte.

Draco schüttelte sich angewidert. „Kreacher?“ Er konnte das Vieh nicht mehr sehen, nachdem es Schutz hinter dem Sofa gesucht hatte, und drehte sich in Richtung Tür. „Kreacher?! Kreacher, wo bei Merlins Bart steckst du?“

Ein Knarzen in den Dielen ließ Draco erstarren. So fett die Ratte auch gewesen war, das konnten nicht ihre Schritte sein.

Und plötzlich ergab alles einen Sinn. Der fette Kerl in Borgin & Burke’s, die Ratte unter dem Tisch im Tropfenden Kessel, die Ratte, die sich gerade durch die Tür geschlichen hatte.

Draco fuhr herum, griff nach seinem Zauberstab, den er oben vergessen hatte, und erhaschte einen kurzen Blick auf Peter Pettigrew, bevor der Schockzauber ihn in der Brust traf.


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