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Fanfiction

The Black Mirror - Squib

von Dr. S

Spät am Mittag verließen sie das Bett erst, ohne dabei sonderlich ausgeschlafen oder überhaupt besonders viel geschlafen zu haben. Auf ihre Gemüter schlug sich das nicht aus. Zumindest auf Regulus‘. Draco hatte ihn noch nie so entspannt und locker gesehen.

„Ich halte das für eine großartige Idee“, sagte Regulus und schlug den Kragen von Dracos Hemd um. „Einmal in der Woche sollte man das Haus verlassen.“

Draco schaute über Regulus‘ Schulter aus dem Fenster heraus. Das Wetter ließ sich von keiner noch so guten Stimmung anstecken, und Dracos Stimmung sank immer tiefer. „Wir könnten einfach ein Fenster aufmachen“, sagte er.

Regulus strich ein paar Falten aus dem Stoff, der sich um Dracos Schultern spannte. Er musste sie sich eingebildet haben. Kreacher hatte Dracos einziges eigenes Hemd frisch gebügelt. „Du willst doch nicht den Rest deines Lebens in meinem Bett verbringen, oder?“

Draco musste grinsen, konnte gar nicht anders, und hakte seine Finger unter Regulus‘ Kragen. „Ehrlich gesagt würde mich das nicht stören.“ Er zog Regulus an sich heran und küsste das aufblitzende Lächeln. Ein sanfter, kurz angelegter Kuss, der länger als einen Atemzug dauerte, als Regulus ihn nicht wieder wegließ. Seine Finger wanderten über Dracos Brust, zurück zu seinem Kragen und blieben in seinem Nacken liegen. Ihre Lippen bewegten sich gegen- und miteinander, als hätten sie davon nicht genug bekommen. Draco fragte sich, wie sie es überhaupt die Treppen heruntergeschafft hatten, als er mit einem Rumps gegen die Wand fiel und Regulus mit sich aus dem Gleichgewicht zog. Er lachte, während Regulus wenigstens ungezwungen lächelte.

Warum er sich immer noch bemühte sein Lächeln zu zügeln verstand Draco nicht. Er hatte ihn lachen gehört, und er würde das nie wieder vergessen.

Regulus nahm ihn an der Hand und half Draco zurück in eine aufrechte Position. „Komm schon.“ Als er ihn in Richtung Haustür zog, stemmte Draco sich unbewusst gegen den Zug, scharrte mit den Sohlen den Teppich auf. „Du kannst dich nicht ewig verstecken, Draco.“

„Ich verstecke mich nicht“, sagte Draco abfällig. „Wieso denkst du das? Das Wetter ist miserabel. Niemand will gerne in so ein feuchtwarmes Abgaschaos wandern.“

„Willst du mir jetzt ernsthaft sagen, dass du dich bei dir zu Hause nicht zurückgezogen hast?“, fragte Regulus mit hochgezogener Augenbraue. „Ich glaube mich daran erinnern zu können, dass dein Sommer genauso einsam und öde war wie meiner. Dass du ihn mit Aufräumen verbracht hast. Und dass die einzigen Besucher zwei Kerle waren, die dich in einen Spiegel geschubst haben, oder der bescheuerte Zaubereiminister, der dich in sein Bett schubsen –“

„Halt die Klappe“, sagte Draco und schlug ihm mit der flachen Hand gegen die Brust. Regulus gab ihm einen Kuss. Genauso kurz und aus dem Nichts wie Dracos Schlag. Er küsste ihn ein zweites, längeres Mal, und Dracos Rotschimmer hatte nichts mehr mit Verlegenheit zu tun.

„Er wäre noch bescheuerter, wenn er was anderes im Sinn hätte“, murmelte Regulus und kassierte dafür einen noch festeren Schlag von Draco, den er ausnutzte um seine Hand einzufangen. Er ließ Dracos Hand nicht mehr los und verschränkte ihre Finger miteinander. „Was auch immer passiert ist, ist noch nicht passiert, Draco. Also hast du keine Ausrede dich zu verstecken.“

„Ich denke, dass genau das die perfekte Ausrede ist. Ich sollte nicht unbedingt durch die Gegend rennen und auf den Flubberwurm treten, der die Welt retten wird“, sagte Draco, aber da zog Regulus ihn schon in Richtung Tür.

„Wenn ein Flubberwurm je die Welt rettet, gehört diese Zukunft geändert. Kreacher? Wir gehen jetzt“, rief Regulus über die Schulter und öffnete die Tür.

„Kreacher wünscht Master viel Spaß“, kam es aus dem Wohnzimmer zurück.

„Danke“, sagte Regulus und schloss die Tür. Er verriegelte sie von außen, während Draco auf den Stufen zur Straße wartete und ein kleines Mädchen in zu großen Gummistiefeln beobachtete, wie es von einer Pfütze zur nächsten hüpfte.

„Wieso bist du so verdammt nett zu ihm?“, fragte er und wich ein paar Spritzern aus. Er blickte das Mädchen finster an, worauf ihre Entschuldigung auf der Zunge starb und sie Reißaus in die Nummer zehn nahm.

„Wieso bist du so fies?“, gab Regulus zurück, schien aber keine Antwort zu erwarten. Er zog Draco neben sich her über die verlassene Straße auf das gegenüberliegende Parkstückchen zu. „Kreacher ist in Ordnung, auch wenn er ein bisschen grummelig wirkt. Er ist immer da gewesen, seit wir kleine Kinder waren.“

Draco musste daran denken, was er im Tagespropheten gelesen hatte. Dass Kreacher auf gewisse Weise der Auslöser gewesen war um Regulus seine nasse Dummheit tun zu lassen. „Nun, mein Hauself war auch für mich da, wenn ich in der Nacht vor Weihnachten Schnatz-Kekse haben wollte, aber deswegen konnte er mich nicht leiden. Er ist verpflichtet so zu tun.“

„Gerade deswegen sollte man ihm nicht das Gefühl geben, dass er nur seine Pflicht tut. Jetzt komm her. Lass uns nicht über Kreacher reden.“ Regulus führte ihn zwischen eine Reihe von Büschen und einer hohen Eiche. Vorsichtig schaute er nach rechts und links, um sicherzugehen, dass niemand sie beobachtete. Dann ging er noch sicherer, dass er Dracos Hand sehr festhielt, als würde das Apparieren sie auseinander reißen können. Mit einem leisen Knall verschwanden sie.

Im Hinterhof des Tropfenden Kessels tauchten sie wieder auf. Die grauen Wolkenschleier hingen tief über Londons Dächern. Nieselregen tröpfelte auf den Asphalt der Winkelgasse, reichte aber nicht aus um allerlei Hexen und Zauberer mit ihren Erstklässler-Kindern zu vertreiben. Anscheinend konnte auch jetzt nicht einmal der Krieg Hogwarts-Briefe aufhalten.

Eine Mutter wurde von ihren beiden Kindern durch den Durchgang in der Ziegelmauer gestoßen. Draco quetschte sich hinter Regulus an ihnen vorbei in die Winkelgasse hinein. Noch mehr der kleinen Monster kamen ihnen entgegen. Eines rempelte ihn so heftig an, dass er sich an Regulus festhalten musste. Keine noch so große Schlagzeile schien ihre Vorfreude auf Hogwarts zu dimmen.

Es waren zu viele Menschen. Draco blieb dicht an Regulus‘ Seite, als würde er sich so vor den Blicken verstecken können, die ihn aus allen Richtungen trafen. Er hatte sich nicht mehr so beobachtet gefühlt, seit er auf dem Weg zu dem dreibeinigen Stuhl und dem Sprechenden Hut gewesen war.

Er glaubte in jeder Ecke bekannte Gesichter zu sehen. Gesichter, die ihn in ein paar Jahren mit nichts als Verurteilung beachten würden.

Regulus‘ Finger tasteten über sein Handgelenk, wickelten sich darum und drückten kurz, aber deutlich zu. „Was hältst du davon, wenn wir unsere Zaubertrankzutaten aufstocken? Du hast sie alle weggebraut“, sagte er und nickte in Richtung der Apotheke.

Draco wäre ihm gerade auf den Grund des Schwarzen Sees gefolgt, um mit der Riesenkrake zu spielen. Er bereute das sofort, als sie die Apotheke betraten und ein grotesker Gestank sie einhüllte.

Es roch nach Hagrids Kürbisfeld, als er es im fünften Jahr während seiner Abwesenheit vernachlässigt hatte, und eine Horde Schnecken vollgefressen in den verwesten Leichen von Kürbissen verendet waren. Sie drängten sich weg von einem Fass mit schleimigem Zeug, aus dem der Geruch zu kommen schien, zu einem Regal mit verschiedenen Kräutern. Regulus begutachtete das Eisenkraut, während Draco sich umsah.

Einmachgläser standen in den hohen Regalen, gefüllt mit mehr oder weniger lebendigen Käfern oder Innereien irgendwelcher Tiere. Rosen- und Honigwasser standen in hübschen Flakons abgefüllt auf einer Anrichte, die einem sofort ins Auge springen sollte. Daneben machte ein Schild Werbung für die neueste Version eines Aufpäppeltranks, jetzt mit weniger Rauch aus den Ohren.

Der Mann hinter dem Tresen schien sie für unwichtig zu halten und las im Tagespropheten. Das Gesicht des Zaubereiministers grinste ihm entgegen, fröhlich verkündend, dass die anarchische Gefahr der Todesser nahezu beendet worden war. Draco tippte Regulus an und sie verdrehten beide die Augen über diesen Nonsens.

Beladen mit einem frisch aufgestockten Vorrat viel zu teurer Zutaten wagten sie sich zurück auf die Straße. Es dauerte nicht lange, bis Draco Regulus in das nächste Geschäft stieß, ohne überhaupt auf das Schild zu sehen. Er fand sich umringt von Süßigkeiten und kreischenden Kindern wieder, und schob Regulus noch schneller wieder aus dem Laden heraus. Dafür musste er sich wohl zu Recht einen verwirrten Seitenblick antun.

Er hüllte sich zunehmend dichter in Schweigen ein. Regulus nahm ihn mit nach Flourish & Blotts, wo sie die Reihen nach allerlei Büchern über Zeit abklapperten. Ein Buch alterte in Sekunden, als er es in die Hand nahm, und zerkrümelte wie Sandstein unter seinen Fingern. Ein anderes war noch dabei sich selbst zu schreiben, und die Verkäuferin flüsterte ihm zu, dass er sich keine Hoffnungen machen sollte, dass es je fertig werden würde.

Ohne irgendetwas erreicht zu haben, außer noch mehr von Regulus‘ kostbarer Zeit verschwendet zu haben, verließen sie den Buchladen wieder. Vorbei an einem Teenager mit welligen Blondhaar und fliederfarbenen Roben, der einer Gruppe von giggelnden Mädchen erklärte, dass man Große Zauberer des zwanzigsten Jahrhunderts spätestens nach seinem Abschluss neu drucken müsste.

Sie machten einen Abstecher nach Qualität für Quidditch, und das erste Mal seit sie die Winkelgasse betreten hatten, fühlte Draco sich nicht wie ein Flubberwurm unter der Schuhsohle eines fetten Zauberers. Regulus erzählte ihm von seinem ersten Besen, als sie sich in die Masse drängten, die sich um das neue Nimbus-Modell versammelt hatten, und von seinem ersten richtigen Spiel in Hogwarts. Anscheinend hatten sie es verloren, obwohl er den Schnatz gefangen hatte, weil James Potter in der letzten Sekunde den Quaffel noch einmal durch den Ring geworfen hatte. Der Name Potter zog sich wie ein roter Faden durch seine Quidditch-Karriere, und Draco konnte nicht anders als darüber zu grinsen.

Als sich die anderen Hexen und Zauberer verabschiedeten und sie freien Blick auf den stromlinienförmigen Stiel des Nimbus hatten, konnte Draco sich nicht mehr zurückhalten. Er schwärmte von seinem Nimbus 2001, auch wenn Regulus davon eigentlich nichts wissen durfte. Sie hätten stundenlang so reden können und Draco wäre es nicht aufgefallen.

Erst als sie den Laden verließen und die Winkelgasse leerer war, getaucht in ein düsteres Grau von den tieferhängenden Wolken, erkannte er, dass sie wohl eine ganze Weile dort verbracht hatten.

„Ich könnte ein Butterbier vertragen“, sagte Regulus und nickte in Richtung des Tropfenden Kessels. „Wir könnten auch dort essen. Obwohl man mich vor der Erbsensuppe gewarnt hat. Etwas weiter runter ist ein schickes Restaurant. Wir könnten einen Abstecher dorthin machen.“

Es wurde frischer; eine Brise schleuderte eine Zeitung in eine schlammige Pfütze nicht weit von ihnen. Regen lag in der Luft. Draco rieb sich ein Frösteln aus den Armen. „Ich hab nicht mal genug Gold für ein Pufferfischauge.“

„Das solltest du auch nicht essen“, sagte Regulus im Scherz. Er stupste Draco mit dem Ellenbogen an, als er nicht einmal ein Schmunzeln bekam. Anscheinend gefiel ihm das andersherum gar nicht. „Ich leih dir was.“

Draco blieb stehen. „Wie stellst du dir die Zinsen vor? Rechnen wir mit deinem Galleonen-Kurs oder mit meinem?“

„Draco?“ Regulus‘ Blick durchfuhr ihn besser als Legilimentik.

„Du wolltest doch, dass ich darüber nachdenke, was ist, wenn ich nicht wieder nach Hause komme“, sagte Draco. „Die Wahrheit ist, dass ich hier nichts habe. Nicht einmal zwei Sickel um dich auf ein Butterbier einzuladen.“

Regulus‘ Ausdruck war schwer zu deuten, und Draco vermied es lieber ihn anzusehen aus Angst, dass er zu viel Hoffnung dort fand. Hoffnung, die er sich selbst nicht traute zu haben. Er wusste nicht einmal, ob es hoffenswert war in der Vergangenheit festzusitzen. So sehr er Regulus‘ Nähe auch genoss.

„Also hast du darüber nachgedacht?“, fragte Regulus.

Zwei ältere Hexen gaben das Schaufenster vor ihm frei und Draco merkte das erste Mal, vor welchem Laden er stehengeblieben war. Er betrachtete sein finsteres, aschfahles Gesicht im Schaufenster von Ollivanders. Ein Geist hätte greifbarer gewirkt. Draco ordnete sein Haar und sein einziges eigenes Hemd, bevor er einen zweiten Blick in die Scheibe warf. Seine Reflektion schien weniger verschwommener, aber nicht minder fremd. Er sollte sich allmählich daran gewöhnen sein eigenes Spiegelbild als fremdartig zu empfinden.

Sein Blick wanderte von sich selbst zu den ausgestellten Zauberstäben. Besonders hübsches, glänzend poliertes Holz in samtbezogenen Boxen sollte die Erstklässler wohl anlocken. Draco blieb an einem Stab hängen, der so dunkel wie sein eigener schien. Er tastete in seiner Hosentasche nach dem Stab, nur um sicher zu gehen, dass er zwar noch nutzlos war aber wenigstens da.

„Ich krieg nicht einmal einen Erstklässler-Zauberspruch hin“, murmelte Draco.

„Draco.“ Regulus‘ Reflektion in der Scheibe schien so viel fester, als würde Draco daneben durch zwei weitere dicke Glasscheiben hineinschauen. „Ich dachte, das haben wir besprochen? Es ist der Zauberer, nicht der Zauberstab.“

Draco lachte heiser. Er zog die Hand aus der Hosentasche. „Weißt du, was Ollivander zu mir gesagt hat, als ich meinen Stab mit meiner Mutter ausgesucht habe? ‚Dieser Zauberstab, Mr. Malfoy, ist dazu bestimmt große Dinge zu tun.‘ Ich war so stolz ihn zu bekommen. Und er hat große Dinge vollbracht. Wichtige, große Dinge. Nur nicht mit mir.“ Er schob den Stab zurück in seine Hosentasche. „Kein Wunder, dass er mich nicht mehr will…“

Ein flüchtiger Zug streifte seine Finger, und im nächsten Moment umfasste Regulus sein Handgelenk. „Wir können reingehen und Ollivander fragen, ob alles mit deinem Stab in Ordnung ist“, sagte er leise.

Draco schüttelte den Kopf. „Bei seinem eidetischen Gedächtnis ist das keine gute Idee.“

„Dann gehe ich rein und lass mir eine Ausrede einfallen“, sagte Regulus eindringlicher.

Draco fühlte einen warmen Tropfen Rührung in seiner Brust, der sich aber nicht ausbreiten konnte. Über die Fensterscheibe beobachtete er wie Regulus ihn nicht aus den Augen ließ. Er schaute seine gräulich verschwommene Reflektion an.

„Du scherst dich zu sehr um mich“, sagte er. „Ich bin ein einziges Fiasko.“

Ein Lachen ertönte, als würde jemand ihn belauschen und auslachen. Draco könnte es verstehen. Es war erbärmlich so etwas zuzugeben, und ganz sicher half es nicht Regulus‘ Meinung über ihn zu bessern, nachdem er ihn mitten in der Nacht vollgeheult hatte. Als Draco sich nach dem Lachen umschaute, sah Regulus ihn nicht einmal an.

Eine Gruppe von vier jungen Männern stand nicht weit von ihnen entfernt, hatte sich anscheinend gerade aus dem Scherzartikelladen gestohlen. Drei von ihnen kannte Draco, Avery, der auf ihrer Schwelle fast verblutet wäre, Mulciber, der den Imperius-Fluch mit einem Schnippen beherrschte, und Rosier mitsamt Hackfresse. Der eine, den er nicht erkannte, trug eine vollgepackte Tüte mit Feuerwerk.

„Die Welt ist ein Dorf, was Black?“, sagte Avery und breitete die Arme aus, als würde er persönlich Regulus in der Winkelgasse willkommen heißen. „Wir hätten dich eingeladen, wenn wir gewusst hätten, dass du dich wieder vor die Tür traust. Du schienst… beschäftigt.“

„Dein Hauself hat uns abgewimmelt“, sagte Rosier. „Das hat er dir doch gesagt, oder? Wir waren mehr als einmal da.“

„Ich nicht“, murmelte Mulciber. Er betrachtete Regulus mit einem schlecht versteckten Teil Verachtung. „Manche von uns müssen arbeiten. Meistens die, ohne Hauselfen.“

Das unbekannte Gesicht schmunzelte in seine Tüte hinein.

Avery boxte Mulciber gegen die Brust. In zwanzig Jahren würde er den abgemagerten Mulciber damit von den Füßen hauen. „Halt die Klappe.“

„Ich war beschäftigt“, sagte Regulus. „Meine UTZ-Resultate sind noch nicht gekommen und trotzdem flattern die Job-Angebote rein. Ihr wisst wie das ist.“ Er zuckte die Schultern, als würde ihn Mulcibers hochrotes Gesicht nicht weiter beeindrucken.

Draco musste lachen und tarnte das, indem er in seine Faust hustete. Er spürte einen bohrenden Blick auf sich liegen.

„Wer ist dein Freund, Black?“, fragte Rosier. Er hatte das Kinn gereckt und schaute auf Draco herunter wie auf ein Insekt, das er jeden Moment unter seiner Schuhsohle zermalmen würde.

„Wer?“ Regulus drehte sich herum und machte einen Schritt von Draco zurück, als hätte er erst jetzt bemerkt, dass jemand neben ihm stand. „Keine Ahnung.“

Draco schaute weiter stur in die Fensterscheibe. Seine Brust zog sich schmerzhaft zusammen.

Rosiers Spiegelbild verschränkte die Arme vor der Brust. „Keine Ahnung?“

„Ein neues Gesicht?“ Avery schob Regulus aus seinem Weg und glitt mit zwei großen Schritten an Dracos Seite. „Hallo. Bist du nicht ein wenig alt um die Zauberstäbe wie ein Erstklässler anzuschmachten?“

Die anderen Todesser lachten. Draco musste einen Kommentar wegatmen, zu schneidend für seine Position, und teilte ein letztes Augenrollen mit seinem Spiegelbild, bevor er sich umdrehte.

„Sehr witzig“, sagte er kühl. „Hast du noch mehr solcher Witze vorbereitet oder kann ich dir irgendwie anders helfen?“

Avery starrte ihn aus zusammengekniffenen Augen an, als hätte er Probleme etwas in der Ferne zu erkennen. „Müsste ich dich nicht kennen?“

Draco schaute doch wieder ins Schaufenster. „Ach?“

„Jaah…“ Avery umrundete ihn, musterte ihn dabei von allen Seiten ausgiebig. „Hogwarts ist eine kleine Schule. Man kennt sich. Davon verstehst du natürlich nichts.“

Wieder lachten die anderen. Regulus zog die Augenbrauen zusammen und tippte ungeduldig mit dem Fuß auf das feuchte Kopfsteinpflaster. Er sagte nichts.

„Ich… Was?“ Draco verstand nichts.

„Was bist du?“, fragte Mulciber amüsiert. „Ein nutzloser, kleiner Squib?“

„Oho, wolltest dir einen Zauberstab stibitzen, ja? Du brauchst aber ein bisschen mehr als Holz und Phönixfeder um zu zaubern“, sagte Avery. „Du weißt schon, sowas wie Magie im Blut.“

„Nimm das zurück“, zischte Draco.

Avery hob beide Hände, wich panisch einen Schritt zurück. „Okay, okay. Ich nehm’s zurück. Will ja nicht riskieren, dass du mich in eine Kröte verwandelst.“

Die anderen fingen erneut an zu lachen, und Avery konnte seine panische Miene nicht lange aufrechterhalten. Er prustete los, krümmte sich unter seinem Lachen, bis ihm die Tränen in den Augen standen. Regulus lachte nicht. Er stieß Rosier seinen Ellenbogen zwischen die Rippen, was dessen Lachen abschwächte, aber sonst nichts tat.

Draco ballte die Fäuste zusammen. Hitze kroch seinen Hals hoch, pure Wut, die ihn dazu anstiften wollte mehr zu tun, als Avery in eine Kröte zu verwandeln. „Ich bin kein – kein Squib.“

„Beweis es“, sagte Rosier. Diesmal ignorierte er Regulus‘ Ellenbogen. „Oder ist das zu viel verlangt?“

„Schon, wenn man keinen Zauberstab hat“, sagte Mulciber immer noch breit grinsend.

Draco schob seine Hand in die Hosentasche, tastete nach dem Holz seines Zauberstabs. Seines nutzlosen, illoyalen Zauberstabs. Er holte sie unter den Augen aller leer wieder heraus. „Ich… Ich riskiere nicht mich mit dem Ministerium anzulegen, weil ich außerhalb der Schule zaubere. Nicht wegen ein paar unterbelichteten Idioten.“

„Idioten?“, knurrte Mulciber und hatte seine Hand innerhalb einer Sekunde an seinem Zauberstab.

„Lass mal.“ Avery schob sich zwischen Draco und das Schaufenster. Er lehnte sich gegen die Scheibe, die Stirn neugierig in Falten gelegt. „Sehr interessant, wie gut du dich mit magischen Gesetzen auskennst. Hast du das aufgeschnappt, als du eine Zaubererfamilie gestalkt hast?“

„Hör auf damit“, sagte Regulus und erstickte das neue Gelächter damit im Keim. „Das ist nicht lustig, Avery. Lass den Kerl in Ruhe.“

Draco wurde noch wütender. Er wusste nicht wieso, aber sein Gesicht glühte. Vielleicht, weil er sich nicht von Regulus verteidigen lassen wollte. Vielleicht, weil Regulus dabei so tat, als hätten sie nichts miteinander zu tun. Vielleicht auch alles zusammen.

„Was interessiert es dich?“, fragte Rosier trocken und ließ Draco dabei nicht aus den Augen. Sein Blick hatte etwas Mörderisches. „Ich dachte, du kennst ihn nicht?“

„Das ist kein Grund um irgendjemanden –“

„Krieg dich ein, Black“, unterbrach Avery ihn gelangweilt. „Wir helfen dem kleinen Squib nur herauszufinden, wo er hingehört, nicht wahr?“

„Genau“, sagte Rosier. „Zu Muggeln, und Muggelgeborenen… wie sagt man so schön? Schlammblütern.“ Er riss den Zauberstab aus den Taschen seines Umhangs und zielte auf Draco. Der Fluch schoss blendend hell aus der Spitze des Stabs, und im nächsten Moment riss es Draco von den Füßen, als hätte jemand seine Knöchel mit einem Seil zusammengebunden und ihn ohne Vorwarnung aus dem Stand gezogen. Er fiel rücklings in die schlammige Pfütze.

Avery grölte vor Lachen. „Schlamm! Der war gut, Evan!“

Sie lachten alle. So laut, dass jedes empörte Keuchen von etlichen Augenzeugen übertönt wurde. Draco spürte jeden Blick auf seiner Haut brennen, spürte die Verurteilung wie das Schlammwasser in seinen Kragen laufen. Er hatte sich nicht so gedemütigt gefühlt, seit ein Mädchen ihn geohrfeigt hatte, seit er ein verdammtes Frettchen gewesen war. Nie.

Draco setzte sich auf. Sein Hinterkopf hämmerte vor Schmerz und unter dem Dröhnen des Lachens. Er sprang auf die Füße, den Zauberstab in der Hand, und feuerte einen Brandzauber ab, der genau in der Tüte mit dem Feuerwerk des Unbekannten leise gackernden Todessers landete. Ein Knallfrosch explodierte in seinen Händen. Er schrie auf, als das Feuerwerk ihm ins Gesicht sprang, und warf die Tüte panisch von sich. Sie flog krachend und zischend auf Regulus zu, der von Rosier aus dem Weg gezogen wurde, und explodierte zu Mulcibers Füßen, setzte seinen Umhangsaum in Brand. Fluchend drehte er sich im Kreis und versuchte das Feuer auszutreten.

„Du willst ein Duell, ja?“, brüllte Avery und schlug seinen Zauberstab fast wie ein Schwert in Dracos Gesicht. „Kannst du haben!“

Draco duckte sich unter dem Fluch, der sich nahezu in seinem Gesicht entlud, und stolperte einem zweiten aus dem Weg. Er konnte aufgeregte Stimmen hinter sich hören und aus dem Augenwinkel Regulus und seine Todesserfreunde mit dem Feuerwerk kämpfen sehen.

„Kein Fünkchen Magie mehr übrig, Squib? Stupor!“

Draco riss seinen Zauberstab schützend hoch und flehte das Holz an ihn jetzt nicht im Stich zu lassen. „Protego!“ Der Schild flackerte auf, wie das letzte Aufbäumen einer sterbenden Kerze, und brach beim ersten Zusammentreffen mit dem roten Lichtblitz zusammen. Draco kniff die Augen zusammen.

Kein Schmerz kam. Kein Brennen, kein Prickeln, kein noch so kleiner Hinweis, dass der Fluch ihn getroffen hatte.

Draco wagte die Augen zu öffnen, gerade rechtzeitig um den blauen Schutzschild verschwinden zu sehen, der ihn gerettet hatte. Nicht aus seinem Zauberstab.

„Vier gegen einen? Ist das euer Ernst?“ Regulus senkte seinen Zauberstab.

„Hast du gerade –?“ Avery schaute von seinem Stab zu Draco zu Regulus, als könnte er den Hergang nicht verstehen. „Hast du mich geblockt, Black?“

„Das ist erbärmlich. Feige und erbärmlich“, sagte Regulus. „Von euch allen. Genau das hab ich neulich gemeint. Wegen euch hat alles was wir tun so einen schlechten Ruf. Weil ihr euer kleines Ego mit dämlichen Machtspielchen füttern müsst und – fass mich nicht an!“

Rosier zog seine Hand von Regulus‘ Wange, wo er einen Brandfleck begutachtet hatte und über die unverletzte Hand darunter gestrichen hatte. Mulciber löschte eine letzte Flamme von seinem Umhangsaum, der ihm in nassen, verkohlten Fetzen von den Beinen hing. Er sah zum Schreien komisch aus, aber Draco war nicht nach Lachen zumute. In ihm tobte ein Sturm aus Verwirrung, Scham und einem Rest Wut, der das Ganze anheizte. Und er wusste nicht, was davon auf Regulus bezogen war.

Draco trat einen Schritt zurück, Averys Zauberstab noch immer auf Brusthöhe, drehte sich herum und disapparierte mit einem lauten Knall. Er landete auf der Schwelle des Grimmauld Place. Regen nieselte in der Dämmerung herunter. Eine alte Dame zog ihren Schirm zur Seite und schaute Draco aus ihrer glupschigen Brille an, als sei sie sich nicht sicher, ob er eben schon da gewesen war. Draco ignorierte sie und hämmerte gegen die Tür. Kreacher ließ ihn wie auf heißen Kohlen im Regen stehen, bis er schließlich die Tür aufzog. Bevor der Elf etwas sagen konnte, hatte Draco ihn aus dem Weg gestoßen und stürmte die Treppen nach oben.

Er schaute Regulus‘ Zimmertür einen Moment feindselig an, als wäre sie an allem Schuld, und verbarrikadierte sich im Zimmer des älteren Blacks. Weil das Regulus mehr ärgern würde. Und weil Sirius Black sicher nicht so lange zugesehen hätte, bis Dracos einzige eigene Sachen vom Schlamm ruiniert wurden.

Er sah an sich herunter, schaute die dreckigen, nassen Hemdärmel an und die mit Schlamm bespritzte Front. In seinem Rücken war es eiskalt. Er fragte sich, ob er sich wohl selbst in Brand setzen würde, wenn er einen Reinigungszauber benutzte.

Die Hitze in seinen Wangen kämpfte gegen die Kälte des Schlamms an. Vor der ganzen Winkelgasse war er bloßgestellt worden, als wäre er wirklich ein erbärmlicher Squib. Er sollte sich nicht wundern, dass Regulus so jemanden lieber verleumdete. Die Scham brannte nicht nur in seinen Wangen, sondern trieb Tränen in seine Augenwinkel.

Schritte kamen die Treppe nach oben. „Draco?“, hörte er Regulus‘ Stimme rufen. Seine Schritte hielten vor der gegenüberliegenden Zimmertür an. Er hörte, wie sie geöffnet wurde. „Draco?“, fragte Regulus in das leere Zimmer, dann schloss er die Tür wieder. Er zögerte, bevor er sich der anderen Tür näherte und anklopfte. „Bist du da drin, Draco?“

„Es ist mein Lieblingszimmer, schon vergessen?“, gab Draco barsch zurück.

„Ich komme rein –“

„Nein!“ Draco stemmte sich gegen die Tür. „Geh weg. Ich will dein Krötengesicht nicht sehen.“

Regulus drückte mit ganzer Kraft gegen die Tür und bekam sie einen Spalt breit auf. „Das ist doch lächerlich. Lass mich rein und wir reden.“

„Wieso sollten wir? Wir kennen uns doch gar nicht.“ Draco warf sich gegen die Tür und schlug sie mit seinem ganzen Gewicht ins Schloss.

Er hörte Regulus frustriert seufzen. Die Tür blieb in Schloss und Angel. Regulus versuchte nicht wieder sie zu öffnen, aber Draco lehnte sich weiter dagegen. „Es tut mir leid, okay? Ich dachte bloß, dass sie dir keine unangenehmen Fragen stellen, wenn ich so tue als würden wir uns nicht kennen.“

„Großartig“, presste Draco hervor. „Hat wunderbar funktioniert. Viel gefragt haben sie nicht.“

Regulus klopfte noch einmal an, als würde das irgendetwas bringen. Es vibrierte nur durch das Holz gegen Dracos Wange, die er an der Tür abgestützt hatte. „Machst du auf oder schließt du die Tür wenigstens zu?“

„Ich bin ein erbärmlicher Squib, Black. Ich kann keine bescheuerte Tür abschließen“, erwiderte Draco gepresst.

„Es gibt einen Schlüssel“, sagte Regulus.

„Du kannst mich mal.“

Regulus schnaubte, aber Draco achtete nicht darauf ob ein Funken Belustigung darin enthalten war. „Du hast gezaubert, und das ziemlich effektiv. Falls du das kleine Feuerwerk vergessen hast, das Wilkes ins Gesicht gesprungen ist.“

„Ich bin kein verfluchter Hund, den du loben musst. Verschwinde!“ Draco rammte die Faust gegen die Tür. Einmal reichte aus um Regulus einen hörbaren Satz nach hinten machen zu lassen. „Wenn du so auf ein paar hübsche Zauber stehst, können deine Freunde dich besser unterhalten. Das war ein super Stolperfluch von deinem lieben Rosier. Und ich wette, er kann dich auf ein Butterbier einladen.“

„Draco…“

„Willst du nochmal behaupten, dass ihr nicht mal Freunde seid? Weil das ziemlich nach dem Gegenteil aussah.“

„Da ist nichts“, sagte Regulus eindringlich. „Du hast keinen Grund eifersüchtig –“

„Ich bin nicht eifersüchtig“, blaffte Draco die Tür an. Er lehnte sich mit dem Rücken dagegen und atmete zittrig gegen die unangenehme Hitze in seinen Lungen an. „Ich erzähl dir nicht alles, aber wenigstens lüge ich dich nicht an.“

„Da ist nichts. Nichts Besonderes.“

„Dann lügst du nur über nichts Besonderes, hm? Und du siehst nur zu, wie nichts Besonderes in den Schlamm gestoßen wird?“

„Ich hab nicht nur zugesehen“, sagte Regulus laut. Wieder rüttelte er an der Klinke. „Das ist nicht fair, Draco. Lass mich rein. So durch die Tür bringt das doch nichts.“

Langsam knickte Draco ein und ließ die Schwerkraft ihn den restlichen Weg nach unten ziehen, sackte auf den Boden vor der Tür. Er wickelte die Arme um die schlammigen Hosenbeine.

„Es tut mir leid“, sagte Regulus. „Wirklich.“

Draco antwortete nicht. Er war zu beschäftigt damit die Überreste von seinem Stolz zusammenzupuzzeln.


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