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Fanfiction

The Black Mirror - Wiltshires Wiesen

von Dr. S

Mickrige zehn Meter über dem Boden schwebte Draco auf einem Comet 210 über den weiten Wiesen und verstreuten Wäldchen Wiltshires. Eine lockere Sommerbrise wehte den Duft des Regens aus dem noch feuchten Gras auf. Es roch nach zu Hause. Und am Horizont stemmten die Mauern von Malfoy Manor sich dunkel gegen die goldene Nachmittagssonne.

Regulus lenkte seinen Besen um Draco herum und verharrte an seiner Seite. „Das ist wirklich nah am perfekten Platz dran. Kein Muggel-Augenpaar weit und breit zu sehen.“

Draco runzelte die Stirn. „Nah? In London findest du weit und breit nicht genug Platz um einen Fuß in die Luft zu kriegen.“

Regulus zuckte die Achseln und ließ den Blick schweifen. Sein Haar flatterte im Wind, fiel aus dem geraden Scheitel in schwarzen Strähnen vor seine Augen. Genau wie bei seinem Bruder verspürte Draco den Drang es ihm aus der Stirn zu streichen. Regulus machte eine gute Figur auf dem Besen. Eine verdammt gute. Weniger steif und hochgeschlossen, als auf dem Boden, und trotzdem irgendwie elegant.

„Ich hab das Foto in deinem Zimmer gesehen“, sagte Draco. „Von deiner Mannschaft. Du warst Slytherins Sucher in Hogwarts.“

„Ich hab versucht für Hufflepuff zu spielen, aber daraus ist nichts geworden“, antwortete Regulus kühl, und Draco verdrehte schmunzelnd die Augen. „Ja, ich war Sucher. Wir haben letztes Jahr sogar den Pokal gewonnen.“

„Kein Potter da um ihn dir wegzuschnappen?“

Regulus schnaubte leise. „Sowas in der Art.“

„Und dein Bruder?“, fragte Draco und hatte augenblicklich das Gefühl Regulus‘ Gesicht würde sich verdunkeln. Sicher eine Wolke, die sich vor die tiefstehende Sonne schob. „Hat er auch gespielt?“

„Nein. Er hat lieber… zugeschaut.“ Regulus seufzte schwer, als würde ihm jemand einen Berg Hausaufgaben am Freitag vorsetzen. „Er war die laute Stimme in den Gryffindor-Rängen, die darüber gesungen hat, wie super James Potter ist. Nicht, dass es viele Reime auf super gibt.“

„Fwooper?“, schlug Draco vor.

Ein plötzliches Zucken ging durch Regulus‘ Schulter. Er presste sich die Faust so plötzlich vor den Mund, als wäre das seine letzte Chance ein Niesen zu unterdrücken. Zu Draco gewandt schüttelte er den Kopf, ein amüsiertes Funkeln in den Augen.

„Du hättest ihm beim Reimen helfen sollen. Das wäre besser zu ertragen gewesen“, sagte er.

Draco hob abwehrend beide Hände, hielt den Besen fest zwischen seinen Schenkeln und sich nur dadurch in der Luft. „Es ist nicht so, als würde ich meine Zeit damit verschwenden Lieder über Gryffindors zu dichten.“

Regulus sah nicht aus, als würde er ihm das abkaufen.

„Dann trag ich zur Abwechslung nicht die alten Sachen deines Bruders auf?“, lenkte Draco ab. Er strich über das polierte Holz des Besens. Das silberne Logo der Comet Trading Company glänzte abgegriffen am Ende des Stiels. „Das hier ist nicht sein Besen?“

„Doch“, sagte Regulus. „Doch, das war seiner. Er hat ihn gerne durch das Hausinnere geflogen.“

Draco grinste, als er sich unweigerlich vorstellen musste wie die Hauselfenköpfe bei einem vertikalen Duell als Quaffel herhalten mussten. „Wieso hat er ihn nicht mitgenommen?“

Regulus zuckte nur die Achseln.

„Ich meine, wäre doch praktisch gewesen. Wie ist er dann überhaupt aus London weggekommen?“

„Ich weiß es nicht“, sagte Regulus scharf. „Wir haben… Wir haben kein Wort miteinander gewechselt, seit er weg ist.“

Draco horchte auf, leicht verunsichert. Er verkniff sich nachzubohren oder auch nur zu fragen. Regulus‘ Reaktion von heute Morgen, als er seinem Bruder nur fast begegnet wäre, war ihm noch zu gut in Erinnerung. Außerdem waren sie nicht hier um die komplizierten Geschichten zwischen den Linien des Black’schen Stammbaums zu sprechen.

„Hey.“ Draco zog seinen Besen an Regulus heran und deutete auf eine kleine Gruppe Bäume rund hundertfünfzig Meter die Wiese herunter. „Siehst du diese beiden höheren Bäume? Was hältst du von einem Wettflug mit ihnen als Ziellinie?“

Regulus schaute ihn unter einer gehobenen Augenbraue an. „Du meinst was ich davon halte, dass du mir hinterherfliegst?“

Draco gab sich einen Moment die Augen zu verdrehen und flog dann ohne ein Zeichen los, preschte senkrecht nach oben und ließ Regulus hinter sich zurück. Er hörte ihn schnauben und grinste, als er auf Höhe der Bäume kam und alles in den Flug nach vorne legte. Wind schlug ihm ins Gesicht, streifte seine warmen Wangen und kühlte sie trotz Resten der Sommerhitze binnen weniger Meter ab.

Er war seit Mai nicht mehr geflogen und hatte nicht geahnt, wie sehr es ihm wirklich gefehlt hatte. Der Wind in seinen Haaren und auf der Haut, das tiefe Nichts unter ihm, die Geschwindigkeit. Kein Vergleich zu seinem Nimbus 2001, nicht im Geringsten, und trotzdem strömte der Wind so schnell seine Luftröhre herunter, dass er heiß in seinen Lungenflügeln ankam. Ein wohligwarmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus.

Und löste sich ziemlich schnell auf, als er hinter sich ein Zischen hörte. Er drehte den Kopf gerade herum, streifte kaum seinen gestreckten Oberarm, da tauchte Regulus an seiner Seite auf. Er lag beinahe auf seinem Besen um allem Windwiderstand aus dem Weg zu gehen, und es half. Sein schnellerer Besen schob sich Zentimeter um Zentimeter vor Dracos.

Draco beugte sich tiefer, legte sich mit der Brust auf den Besenstiel und holte den letzten Rest Geschwindigkeit aus dem Besen heraus. Fünfzig Meter lagen die Bäume entfernt, ragten wie zwei Torstangen empor, und kamen stetig näher. Er konnte mithalten, selbst mit einem schlechteren Besen. Er hatte schon Harry Potters Feuerblitz eingeholt, ein Comet eine Generation vor dem hier sollte kein Problem darstellen. Und trotzdem hatte er im nächsten Moment nur einen Haufen Zweige vor sich, als Regulus seinen Besen vor Dracos lenkte. Als würde er sich über ihn lustig machen.

Draco zwang seinen Besen nach unten. Der kurze Sturzflug gab ihm genügend Schwung um sich unter Regulus wieder auf eine Länge mit ihm zu begeben. Er konnte Regulus kurz nach unten schauen sehen, offensichtlich perplex über die Aufholjagd oder die neue Position. Dracos Stirn glühte vor Anstrengung. Er klammerte sich so fest an den Besenstiel, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.

Zehn Meter und Regulus‘ Vorsprung war kleiner geworden aber immer noch da. Er wusste nicht, wieso die Aussicht zu verlieren ihn so wurmte. Es ging um nichts. Rein gar nichts. Nicht einmal ein mickriges Paar Socken. Trotzdem stöhnte er frustriert auf, als Regulus vor ihm zwischen den Bäumen hindurchflog. Er drehte einen Looping, in der Zeit, die Draco zum Aufholen brauchte, und blieb direkt vor seiner Nase in der Luft schweben. In seinen grauen Augen blitzte Triumph, und Draco war niemals so froh gewesen, dass Regulus sich zu schade zum Lächeln war.

„Netter Versuch“, sagte Regulus. „Davon abgesehen, dass ich noch zehn Kilometer in der Stunde hätte drauflegen können.“

„Sicher“, gab Draco zurück. Geschlagen ließ er die Beine achtlos herunterbaumeln und verschränkte die Arme vor der Brust. „Dein Besen gibt dir einen unfairen Vorteil, das weißt du schon?“

„Auch nicht das neuste Modell.“ Regulus tätschelte den Besen wie einen schmusebedürftigen Knuddelmuff. „Du fliegst ganz passabel. Hast du in Hogwarts gespielt?“

Draco holte tief Luft. Er konnte sich an sein letztes Quidditch-Spiel kaum erinnern, nur daran, dass Harper ihm jedes Mal die Ohren vollgeheult hatte, wenn er ihn nicht vernünftig vertreten hatte – also jedes Mal. „Ja… Ja, ist aber eine Weile her. Vielleicht bin ich etwas eingerostet.“

Regulus musterte ihn, als würde er den metaphorischen Rost irgendwo an ihm entdecken können. „Welche Position?“

„Deine“, sagte Draco.

Regulus nickte das ab und zog nach etwas Suchen einen kleinen goldenen Ball aus seiner Hemdtasche. Er präsentierte Draco den goldenen Schnatz, ein Funkeln in den Augen, als hätte er ihn gerade gefangen. „Zwei von dreien, was sagst du?“

Draco biss sich auf die Unterlippe. Er hatte das Gefühl nicht Nein sagen zu können, selbst wenn er gewollt hätte. „Dann zeig mal, was du kannst, Black.“

Regulus ließ den Schnatz los und er sauste in einem goldenen Blitzen in die Gruppe Bäume unter ihnen. Eine Sekunde später sah Draco ihn wieder herauskommen und drehte sich nicht schnell genug herum, um ihn im Auge zu behalten. Regulus schien es ähnlich zu gehen. Als Draco ihn wieder anschaute, blickte er wie ertappt nach oben zu den bauschigen Wattewolken.

Sie gaben dem Schnatz drei Minuten um sich zu verstecken und sausten stumm, aber wie auf Kommando in entgegengesetzte Richtungen. Draco lenkte seinen Besen weiter nach oben, bis er dreißig Meter über dem Boden einen guten Aussichtspunkt gefunden hatte. Er fing an Kreise zu drehen, wie er es aus dem Stadion gewöhnt war, nur dass keine nervigen Klatscher versuchten ihn umzubringen und keine Jäger wie Fliegen in seinen Weg schwirrten. Da war nur ein Paar zwitschernder Vögel in den Bäumen und Regulus unter ihm, genauso in Kreisen fliegend wie er.

Draco hätte ihm eine ganze Weile nur dabei zusehen können. Er war ein wirklich guter Flieger, auch wenn er ihm das nicht sagen konnte, sonst würde sein Ego sicher schneller abheben als ein Feuerblitz vom Boden. Was er wohl mit einem Feuerblitz anstellen würde… Als Regulus plötzlich aufschaute und ihre Blicke sich kreuzten, fühlte Draco sich ertappt und flog sofort eine kleine Acht um sich zu retten.

Kaum war er wieder am Ausgangspunkt sah er Regulus eine scharfe Kurve fliegen und geradeaus steuern. Der Schnatz flatterte über den dichten Baumkronen eines kleinen Waldstückchens herum. Er blitzte, hob sich aber kaum vom goldenen Licht der Nachmittagssonne ab.

Draco preschte los. Er wäre in der besseren Position gewesen, hätte der Schnatz nicht wie ein in Panik geratenes Tier Richtung Boden ausgeschlagen, genau auf Regulus‘ ausgestreckte Hand zu. Draco stieß den Besen so ruckartig nach unten, dass er steil gen Boden raste. Er rutschte ein Stück den Stiel herunter, fiel fast nach vorne über und streckte trotzdem die Hand aus.

Draco schloss die Faust um den Schnatz und streifte dabei haarscharf über Regulus‘ Finger. Grinsend zog er den Besen wieder hoch – und kam dem Boden doch bedrohlich nach. Seine Schuhspitzen streiften das Gras, bevor er wieder geringfügig an Höhe gewann. Der Comet hatte eine wesentlich längere Reaktionszeit als sein Nimbus. Sein Grinsen trieb ihm das risikoreiche Manöver nicht aus. Er lachte sogar, als er Regulus‘ verdutzte Miene sah.

„Das war knapp“, sagte Regulus.

„Enttäuscht? Keine Sorge, du bist ein ganz passabler Flieger.“ Draco ließ den Schnatz wieder los und gab Regulus einen Klaps auf die leider nicht hängende Schulter. „Du hast ja noch eine Chance. Vielleicht holst du die übrigen zehn Stundenkilometer aus deinem Besen heraus?“

Regulus verdrehte die Augen, schüttelte den Kopf und schwebte gemächlich, sicherlich absichtlich, einige Meter nach oben. Draco flog in die andere Richtung, noch immer ein kleines Grinsen auf den Lippen.

Die Sonne schob sich allmählich in die Arme des Horizonts, während sie ihre Kreise über die Wiesen zogen. Draco ließ es sich nicht nehmen Regulus mehr als einmal vor der Nase herumzufliegen und so zu tun, als hätte er den Schnatz gesehen um ihn in einen waghalsigen Sturzflug zu locken.

Dann sah er das goldene Funkeln in den Schatten einer Baumgruppe und stürzte darauf zu. Regulus brach neben ihm aus den Wolken, den Schnatz schärfer im Visier als ein Adler eine kleine Maus. Er hatte einen Vorsprung von ein paar Sekunden und der Schnatz zuckte immer wieder in seine Richtung. Draco zog den Besen so scharf herum, dass er erst von Regulus‘ Körper abgebremst wurde, als er gegen ihn krachte. Sie verhakten sich ineinander, irgendwie, und Draco kam beim Versuch sich zu lösen ins Schlackern. Der Schnatz tanzte ihnen genau vor der Nase herum. Draco streckte die Hand aus und umklammerte statt dem goldenen Ball Regulus‘ Hand. Als Regulus gleichzeitig seine Faust schloss, verknoteten ihre Finger sich, und Draco riss sich so schnell los, dass er Kratzspuren auf Regulus‘ Handrücken zurückließ. Seine Flugbahn geriet noch mehr aus den Fugen, als er panisch schnell Abstand gewinnen wollte, und er verlor den Halt. Eine Faultierrolle, eher ein Versehen, rettete ihn davor auf den Boden zu krachen. Er landete in einer liegenden Position wieder auf dem Besenstiel, als wäre er wie ein nasser Sack drauf gefallen.

„Hast du das mit Absicht gemacht?“, fragte Regulus und schaute auf seine Hand, in der der Schnatz gefangen war. Rote Striemen hoben sich von der blassen Haut ab.

„Absicht? Ich hab kurz die Kontrolle verloren“, sagte Draco. „Der Besen lässt sich viel schwerer lenken, als jeder den ich jemals geflogen habe.“

„Das hab ich nicht –“ Regulus unterbrach sich selbst mit einem Kopfschütteln. „Alles okay?“

Draco atmete schwer. „Ja. Ich… wollte dir bloß eine kleine Chance geben.“

„Also hast du es mit Absicht getan?“

„Nein“, sagte Draco in einer perfekten Imitation von Regulus‘ trockenem Ton. „Wenn ich geschummelt hätte, würde ich jetzt den Schnatz haben und nicht dein Ego streicheln.“ Er richtete sich wieder auf, als er den Besen endlich stabil in einer Position halten konnte. Inzwischen glitten immer tiefere Schatten über die Wiesen, umspielt von dem orangenroten Sonnenstrahlen. Weit entfernt konnte man die ersten Lichter in Malfoy Manor aufleuchten sehen.

Regulus ließ den Schnatz los und stieg auf eine Höhe mit Draco. Sie machten beide noch keine Anstalten ihm hinterherzufliegen. „Wieso hast du aufgehört?“, fragte er. „Oder wurdest du aus der Mannschaft geworfen?“

Draco schüttelte den Kopf. „Quidditch wurde in meinem letzten Jahr abgesagt, und davor…“ Er rieb sich seufzend über das Gesicht und erwischte ein paar Schweißtropfen auf der Stirn. Die letzten beiden Jahre in Hogwarts waren kein Thema, das er gerne besprach. Das hatte nicht einmal etwas damit zu tun, dass er Regulus nichts erzählen durfte. „Ich hatte andere Dinge im Kopf.“

„Mhm…“ Regulus behielt ihn sehr genau im Auge. Der Wind hatte sein Haar gut durcheinander gebracht und das mittlerweile tiefrote Licht des Sonnenuntergangs verfing sich zwischen den schwarzen Strähnen. „Du weißt schon, dass du mir gerade eine ganze Menge verraten hast? Ich weiß, dass es Hogwarts noch geben wird –“

„Hogwarts ist eintausend Jahre alt. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass es von einem Tag auf den anderen verschwindet“, sagte Draco, auch wenn er die schmerzenden Bilder der brennenden Türme und Mauerbruchstücke vor den Augen hatte. So sehr die Schule ihm oft auf die Nerven gegangen war und er nichts lieber getan hätte, als ihr den Rücken zu kehren, würde er diesen Anblick am liebsten löschen. Und egal, wie Regulus über Hogwarts dachte, er wollte ihm nicht sagen, dass ihr zu Hause für sieben Jahre ein Aschehäufchen war. Auch wenn es mittlerweile sicher wieder einigermaßen stand. Der Tagesprophet hatte fast täglich über den Wiederaufbau berichtet. Und Shacklebolt hatte mehr als einmal vorgeschlagen, dass er einen Blick auf den Fortschritt werfen sollte – als würde Draco nicht wissen, dass er ihn wie einen Sträfling zum Mithelfen hatte zwingen wollen.

„Jetzt weiß ich auch“, sagte Regulus, als Draco gerade damit beschäftigt war die Dämlichkeit des bescheuerten Ministers auf einer Skala zu messen, „dass du nach dem tausendjährigen Jubiläum von Hogwarts auf die Schule gegangen bist. Das wäre dann neunzehnhundertdreiundneunzig.“

Draco blinzelte. „Vielleicht hab ich auf- oder abgerundet?“

„Vielleicht.“ Regulus zuckte mit den Schultern, einen provozierend wissenden Zug um die Mundwinkel. „Davon abgesehen, dass du mir nie widersprochen hast, als ich davon gesprochen habe, dass deine Gegenwart etwa zwanzig Jahre hin ist. Ich kann mir das ein oder andere denken. Es wird noch Quidditch geben, anscheinend auch einen Zaubereiminister und Malfoys, die sich gut mit ihm verstehen –“

„Du hast keine Ahnung, wie ich mich –“ Draco biss sich auf die Lippe. Er atmete tief durch, bekam die Schärfe aber nicht aus seinem Tonfall: „Du kannst gerne Detektiv spielen so viel du willst, aber mehr als weiße Puzzleteile setzt du nicht zusammen, und das bringt niemandem etwas.“

„Ich will dir bloß zeigen, dass du dich mit jedem Wort an mich ein bisschen verrätst. Es bringt dir nichts dich in Schweigen zu hüllen“, sagte Regulus. „Dann hättest du mir auch nie deinen Namen verraten sollen.“

„Vielleicht“, sagte Draco kühl. „Vielleicht sollte ich auch verschwinden und nie wieder ein Wort mit dir reden, wenn du dich nicht zusammenreißen kannst.“

„Wir wissen beide, dass ich mich lange zusammengerissen habe“, gab Regulus ruhig zurück. „Und ich… ich will nicht, dass du verschwindest.“

Draco zog eine Augenbraue hoch und vermied es Regulus anzusehen, als eine unangenehme Hitze in seinem Nacken prickelte. Er rieb sich durch die kurzen Haare dort, als könnte er das viel zu warme Blut wie Insekten wegwischen, und hinterließ nur ein Chaos in seinen Haaren. „Das hat sich vorhin noch anders angehört…“

„Ich hab dich gerne in meinem leeren, düsteren Haus“, sagte Regulus, und es kam Draco vor, als wäre er nähergekommen und sie würden Besen an Besen in der Luft schweben. Die Worte fühlten sich an, als würden sie direkt in sein Ohr und unter seine Haut gehen. „Du bist… interessant, clever… und du bringst mich zum Lachen –“

Draco prustete los. Er schaute Regulus an und lachte noch lauter. Am Ende musste er sich mit einer Hand selbst zum Schweigen bringen. „Du lachst nie, Black“, nuschelte er in seine Handfläche.

Regulus‘ Besen schien abzudriften, und auf einmal lag fast eine Armlänge zwischen ihnen. „Jemand hat mir mal gesagt, ich würde wie eine Kröte aussehen, wenn ich grinse.“

„Ich kenne jemanden mit einem Krötengesicht, und davon bist du weit entfernt“, sagte Draco und räusperte sich mit einem leisen „Hem, hem“, was Regulus nur die Stirn runzeln ließ. „Beneidenswert, dass du dir das nicht zusammenreimen kannst.“

„Lass uns den Schnatz suchen“, sagte Regulus und flog an ihm vorbei, ohne eine Antwort abzuwarten. Er verschwand hinter der Gruppe Bäume, durch die sie ihren Wettflug beendet hatten.

Draco verharrte an derselben Stelle, bis er Regulus wieder herauskommen sah. Das Lachen von eben zuckte noch immer über seine Lippen und zerrte sie in ein unerwünschtes Lächeln, als er Regulus in den tiefen Schatten der Baumgruppe nach dem goldenen Blitzen suchen sah. Er versuchte sich auf die Lippe zu beißen und zog dadurch nur eine dämliche Grimasse.

Regulus‘ Lächeln würde sicherlich besser aussehen. Er hatte ein hübsches Gesicht, das seine vierundzwanzigstündige hochmütige Ernsthaftigkeit nicht entstellen konnte. Ein kleines Lächeln oder Lachen würde das erst recht nicht schaffen. Draco versuchte sich genau das vorzustellen, aber seine Phantasie bekam den verschwommenen Fleck gar nicht erst zu greifen.

Regulus flog direkt an ihm vorbei und sein verwirrter Blick traf ihn frontal. Draco merkte, dass er immer noch starr in der Luft schwebte. Er drehte herum und flog einen Kreis, ohne dass er sich auf irgendetwas der Umgebung fixieren konnte.

Die Sonne hatte sich bis auf einen schmalen roten Ring über dem Horizont verabschiedet, und mit der Helligkeit verschwand auch die Wärme des Tages. Sterne blitzten wie silberne Schnatze auf dem wolkenlosen Himmel auf. Draco suchte und suchte die Wiesen ab, die Stirn immer tiefer gerunzelt. Der Schnatz musste eigentlich leichter zu finden sein als Regulus‘ Lächeln.

Dann sah er das Gold rechts von einem dichten Busch aufblitzen. Draco riss seinen Besen herum, als der Schnatz auf die offene Wiese flog, und im selben Moment raste Regulus von der anderen Seite auf ihn zu. Auf der gleichen Höhe und mit der fast gleichen Geschwindigkeit flogen sie auf den Schnatz zu. Noch fünfzehn Meter. Der goldene Ball flatterte provozierend auf der Stelle. Zehn Meter noch. Draco hielt den Atem an, beugte sich aber tiefer über den Besen und beschleunigte, holte den letzten Funken prickelnder Magie aus dem alten Holz heraus. Er würde nicht ausweichen. Er würde nicht –

Regulus‘ graue Augen blitzten wie polierte Messer. Er würde nicht ausweichen.

Draco zwang seinen Besen in einer scharfen Kurve zum Stoppen, während Regulus die Hand um den Schnatz schloss. Wütend sprang er vom Besen ab und schmiss ihn auf den Boden.

„Bist du wahnsinnig?!“, blaffte er, als Regulus zehn Meter von ihm entfernt zum Stehen kam. „Du hättest uns umbringen können!“

Regulus stieg ab. „Nach dem Sturzflug von eben dachte ich, du hast ein Faible für ein bisschen Risiko?“

Draco hielt dieses Mal nicht an. Er stürmte vorwärts, bis Regulus den Rückzug antrat und für jeden Schritt den Draco auf ihn zumachte einen nach hinten tat. „Du findest dich wohl witzig, was? Erzähl den Witz mal deinem Spiegelbild, vielleicht kriegt es dann mal ein Lächeln hin. Das Krötengesicht würde ich riskieren, definitiv eine Verbesserung.“

„Es war bloß ein Schnatz. Du kriegst nicht einmal Punkte dafür“, sagte Regulus und steckte den goldenen Ball zurück in seine Hemdtasche. „Wenn ich gewusst hätte, dass du so ein schlechter Verlierer bist –“

„Entschuldige bitte, dass mein Kopf mir etwas bedeutet. Ich will nicht wie der Geist der Gryffindors enden“, schnauzte Draco. Er trieb Regulus rücklings bis unter die Wipfel des kleinen Baumgrüppchens. „Dir ist das alles natürlich egal. Es ist ja mein Kopf, der das Risiko eingeht. Hauptsache, du hast ein interessantes Spielzeug, das dir dabei hilft die Zeit zu vertreiben. Wie wär’s, wenn du dir nächstes Mal eine Kristallkugel besorgst?“

Kurz schien Regulus verwirrt, dann hellte die Erkenntnis seine Augen wie ein Lumos hinter der Iris auf. „Es geht gar nicht um den Flug eben.“

Draco verabscheute in diesem Moment nichts mehr als diesen Blick, als würde Regulus in ihn hineinblicken und wissen, wie kompliziert diese ganze Sache wirklich war. Und das konnte er nicht.

„Hör auf damit“, warnte Draco mit gepresster Stimme.

„Ich mache nichts.“

Draco stieß Regulus hart gegen die Brust, schubste ihn aus der Balance, aber nicht weg von sich. „Hör auf.“ Er wusste nicht genau, um was er hier bat. Dass Regulus ihm das Vertrauen entgegenbrachte, das er von ihm verlangte. Dass er aufhörte so verdammt interessant und clever zu sein, ihn zum Lachen zu bringen, weil er keinen Schimmer hatte, wie er wieder in sein altes Leben zurückkehren sollte, wenn er anfing Regulus sympathisch zu finden.

„Ich mache nichts, Draco.“

Aber vielleicht war es dafür schon zu spät.

Draco schnellte vor und presste seine Lippen gegen Regulus‘.

Das war nichts, das er wollen sollte. Er hatte so viele Gründe, ganz davon abgesehen, dass sein Vater ihn dafür vor die Tür setzen würde, und trotzdem tat er das hier heute nicht nur schon zum zweiten Mal, er initiierte es auch noch.

Draco stolperte zurück, als hätte er sich an Regulus‘ Lippen verbrannt. Ihm war heiß genug dafür. Seine Wangen, seine Stirn, sein ganzer Körper glühte als hätte er hohes Fieber. Er stolperte einen Schritt zurück, die Knie zittrig und weich, und glaubte den Boden unter den Füßen zu verlieren, als hätte jemand die Wiese wie einen Teppich unter ihm weggezogen.

Regulus packte ihn am Hemd, riss ihn herum und ließ gleichzeitig seinen Besen fallen. Mit beiden Händen frei stieß er Draco hart gegen einen der Bäume in ihren Rücken. „Denk nicht mal dran“, murmelte er und verschloss Dracos Lippen so schnell, als hätte er Angst vor der Antwort.

Dabei wusste Draco nicht, woran er nicht denken sollte. Er hatte keinen einzigen klaren Gedanken gefasst, seit er vom Besen heruntergestiegen war, und mit Regulus‘ Lippen auf seinen schien Denken ferner denn je. Er gab den Kuss zurück, umfasste Regulus‘ Gesicht, brennend heiße Wangen unter seinen Händen, und küsste ihn als würde er nie wieder die Gelegenheit dazu bekommen.

Und soweit er wusste, war das sehr gut möglich.

Draco schob den Gedanken ganz weit nach hinten, hinter eine Mauer, die prompt bröckelte, als er Regulus‘ Zunge seine Lippen streifen spürte. Er sollte das hier nicht tun, es sollte ihm nicht gefallen und es war eine furchtbare Idee, aber ein Teil von ihm, der schneller wuchs als mit einem Engorgio belegt, interessierte sich für keines dieser Argumente. Er öffnete den Mund, öffnete ihn weit genug, um den Kuss zu vertiefen, und bereute keine einzige Sekunde davon. Jede Berührung ihrer Lippen, Zungen fühlte sich wie das erste Kribbeln eines Aufmunterungszaubers an.

Seine Hände glitten in Regulus‘ Haar, weich und geschmeidig wie Seide zwischen seinen Fingern. Er hielt ihn so nah und fest er konnte, und erkannte erst, dass Regulus das gleiche tat, als seine kühlen Finger die nackte Haut seines Rückens unter dem geliehenen Hemd streiften. Selbstbewusst, ohne anfängliche Schüchternheit, als würden sie sich auf vertrautem Gebiet befinden, fuhren die anderen Finger hoch bis zu seinen Schulterblättern. Ein Schauer lief seine Wirbelsäule herunter, ließ ihn schaudern und gleichzeitig Abstand und Nähe suchen. Die Baumrinde in seinem Rücken schürfte brennend über seine Haut.

Draco gab ein Geräusch von sich, kurz und scharf, das er selbst nicht einordnen konnte. Er wusste nichts mehr mit seinen Händen anzufangen, eine festgekrallt in Regulus‘ Haaren, die andere zittrig auf seinen Rippen liegend. Erst ein paar Sekunden später realisierte er, woher das ernüchternde Brennen kam. Sein linker Arm schmerzte.

Regulus machte Anstalten sich zu lösen und Draco hielt ihn fest. Er schüttelte den Kopf, schob die Lippen vor, nur damit sie kalte Leere küssten.

„Ich muss“, murmelte Regulus und schob ihn gleichzeitig zurück, während er wegtrat. „Du weißt sicher, was er sonst –“

„Du musstest letztes Mal nicht“, sagte Draco. Er ließ nicht los. Plötzlich fand er viel zu viele Stellen an Regulus‘ Körper, die er anfassen konnte.

Regulus fasste ihn an den Handgelenken. In der Dunkelheit war nur ein schwacher Umriss seines Gesichts zu erkennen. „Selbst wenn, würde ich gehen. Ich dachte, die große Sache interessiert uns beide?“

Draco wollte den Kopf schütteln, wollte irgendetwas Interessantes sagen, das Regulus hier festhalten würde. Aber seine Lippen schienen das nicht zu schaffen. „Ich kann mitkommen“, sagte er unsicher.

Regulus schüttelte den Kopf, und es schien ihm sehr leicht zu fallen. „Geh… nach Hause. Nimm meinen Besen mit, ja?“

Draco schaute Regulus in die Augen, konnte aber nur schwach das Weiße erkennen, der Rest lag im Dunkeln. „Okay.“

„Ich komm danach sofort zurück“, sagte Regulus und als Draco nicht antwortete, fasste er ihn an der Wange, streichelte sanft, fast beruhigend über die glühende Haut, die er eigentlich nicht spüren sollte, wenn Draco einen Rest seiner Würde behalten wollte. „Gerat jetzt nicht in Panik. Bitte.“

Draco wusste nicht, was Regulus damit meinte, aber das letzte Wort ließ sein Herz einen kleinen Sprung machen.

„Ich will dich nicht wieder im Regen aufsammeln müssen.“

Draco schmunzelte und bekam genau auf den gehobenen Mundwinkel einen Kuss. Er berührte die kribbelnde Stelle und beobachtete jeden Schritt den Regulus tat, kurz bevor er mit einem kleinen Knall disapparierte.

Eine unheimliche Stille breitete sich über den dunklen Wiesen aus. Er hörte keine Eule, kein Windrauschen – ein plötzliches Knacken von einem Ast ließ ihn herumfahren. Ihm war, als würde er einen menschlichen Schatten in einem entfernten Waldstück verschwinden sehen. Draco schluckte. Er schaute hinauf zum Manor, das hell aus allen Fenstern im Wettstreit mit den Sternen strahlte.

So schnell und dennoch ruhig er konnte sammelte er die beiden Besen ein und disapparierte. Sein Kopf war leer. Er wusste rein gar nichts, nicht einmal, ob er sich verzeihen würde, wenn Regulus nicht zurückkommen würde.


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Susanne Gaschke, Die Zeit