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Fanfiction

The Black Mirror - Sirius Black

von Dr. S

Sirius Black saß keinen verdammten Meter von ihm entfernt und grinste, als hätte er etwas sehr Witziges gesagt. Jeden Morgen wachte er umringt von diesem Grinsen auf, aber realisiert, dass das wirklich Sirius Black war hatte er anscheinend die ganze Woche über nicht.

Draco hatte den letzten Teil seines Satzes noch nicht verarbeitet, da starrte er ihn schon geschlagene zehn Sekunden an. „Was?“, fragte er.

„Mein Hemd“, sagte Sirius, „du trägst es.“

Draco schaute an sich herunter, als wäre ihm gerade erst aufgefallen, was er sich mühselig aus Sirius Blacks Kleiderschrank stibitzt hatte. „Du hast schon davon gehört, dass Kleidung manchmal mehr als einmal produziert wird?“

„Davon abgesehen, dass das ein auf meine Perfektion zugeschnittenes Einzelstück ist…“ Sirius lehnte sich über den Tisch. Sein kurzes schwarzes Haar fiel ihm lässig ins Gesicht, als er nach Dracos Kragen griff und ihn umschlug. Er deutete auf einen Brandfleck, der sich in einem Streifen über den Stoff schlug. „Genau hier hat ein Feuersalamander in meinem fünften Jahr versucht hineinzukrabbeln. Er hat’s geschafft. Verdammt unangenehm. Also nochmal von vorne, was ist deine Ausrede, warum du mein Hemd trägst?“

„Es sieht definitiv besser an mir aus“, sagte Draco.

Sirius gluckste und ließ ihn los. Innerhalb weniger Minuten hatte Draco ihn schon öfter zum Lachen gebracht als seinen Bruder. „Weil du mich noch nie darin gesehen hast.“

„Dann hättest du es mitgenommen, als du tränenüberströmt aus deinem Elternhaus geflohen bist, Sirius Black.“

Sirius‘ Grinsen wuchs sogar noch. Er zeigte strahlendweiße, gerade Zähne, die nie ein Essen in Askaban gesehen hatten. „Manchmal wächst man aus alten Sachen raus. Also, ich bin mit sechzehn noch gewachsen“, sagte er und musterte Draco dabei sichtlich genießerisch und mit einem hochmütigen Funkeln in den Augen, grau und scharf wie die seines Bruders. „Sitzt ziemlich locker um die Schultern, findest du – warte.“ Er beugte sich erneut vor. Draco verspürte den unbändigen Drang die Haarsträhne zurückzustreichen, die ihm dabei immer ins Gesicht fiel. „Ist das meine Hose?“

Draco spürte eine beschämende Hitze seine Wirbelsäule hoch bis in seinen Nacken hochkriechen, als hätte ihm jemand Käfer in den Kragen gesteckt. Er wollte im Moment lieber nicht daran denken, dass er auch Sirius Blacks Socken trug, oder Ähnliches. „Du bist ganz schön besitzergreifend, was deine zurückgelassenen Sachen angeht.“

„Man kann mir nicht verbieten neugierig zu sein. Du sitzt mit meinem Bruder zusammen, trägst meine Klamotten; wie konnte es dazu kommen?“

„Verzweifelte Zeiten schreien nach verzweifelten Maßnahmen“, sagte eine bekanntere Stimme. James Potter plumpste in den Sitz neben Sirius, seine Frau stets an der Hand bei sich. Ohne Dunkelheit und Kapuze stand der Ähnlichkeit zu seinem Sohn kein Hindernis mehr im Weg. Auf den ersten Blick hätten sie Zwillinge sein können, bis auf seine haselnussbraunen Augen, aber den wirklichen Unterschied machte die Art seiner Haltung. Er machte den unstrittigen Eindruck, als hätte jemand ihm die Welt zu Füßen gelegt. „Du musstest dich irgendwie aus dem Regen retten, nicht wahr?“

„Aha“, machte Sirius. „Du bist wirklich das nasse Häufchen Elend, das Lily mit nach Hause nehmen wollte.“

„Hey.“ Lily Potter streckte sich weit genug, dass sie über den wirren Haarschopf ihres Accessoires herüberblicken konnte. „Wenn mein Ehemann einen Hund haben darf, dann ich ein Häufchen Elend.“ Sie lächelte Draco an. „Scheint die Beschreibung passt nicht mehr ganz auf dich. Wie geht’s dir?“

Dracos Magen krampfte sich unruhig zusammen. Er wünschte sich Regulus zurück, auf der Stelle. Alles wäre ihm lieber als diesen Menschen gegenüber zu sitzen und sich von ihnen anstarren zu lassen. Er wollte nicht irgendwann etwas anderes als den heruntergekommenen Massenmörder mit langen Haaren und hohlen Wangen sehen, wenn er an Sirius Black dachte.

„Es geht mir gut“, sagte er zwischen aufeinander gepressten Zähnen. „Es würde mir besser gehen, wenn ihr wieder verschwindet. Der Platz ist besetzt.“

„Wir haben dich mit Regulus Black gesehen. Er ist Sirius‘ kleiner Bruder. Seid ihr Freunde?“, fragte Lily.

„Soweit würde ich nicht gehen.“ Draco machte eine eindeutig verscheuchende Handbewegung, die trotz fehlender Höflichkeit an den Gryffindor’schen Dickschädeln abprallte.

„Woher kennt ihr euch?“, wollte Sirius wissen. Sein banaler Tonfall beunruhigte Draco gerade weil es so klang, als würde es ihn eigentlich nicht interessieren. „Ich kann mich nicht daran erinnern dich mal in unserem Haus gesehen zu haben. Oder in Hogwarts.“ Er verengte die Augen, als versuche er sich den Stoff einer Prüfung ins Gedächtnis zu rufen. „Obwohl du mir bekannt vorkommst.“

„So ein spitzes Gesicht piekt sich in dein Gedächtnis“, sagte James und grinste. Unter dem Tisch klatschte er Sirius ab.

Draco setzte ein falsches Grinsen auf. „Du solltest nicht mit Steinen werfen, wenn du im Glashaus sitzt, Brillenschlange.“

„Du solltest mit gar nichts werfen, solange du die Klamotten meines besten Freundes tragen musst. Tatze, wieso trägt er dein Hemd?“

Draco öffnete gleichzeitig mit Sirius den Mund, aber den Wettlauf um das erste Wort verloren sie beide:

„Ist das hier der Grund, wieso du Borgin mitten in der Nacht aufgelauert hast?“, fragte Lily und schlug das Buch über mehr oder weniger interessant verzauberte Spiegel auf. „Interessant…“

Draco griff über den Tisch und riss das Buch an sich. „Was ich in der Nokturngasse wollte, geht euch genauso viel an, wie mich was ihr da wolltet“, sagte er bemüht ruhig, aber sein Blick ging rüber an die Bar. Er suchte die wenigen Menschen, zwei Hexen, die sich eine Erbsensuppe teilten und der Barmann Tom, nach Regulus ab. Am liebsten wäre er aufgestanden und gegangen. Noch viel lieber hätte er, dass Regulus ihn hier rausgeholt hätte.

„Hör zu, du verstehst das falsch“, sagte Lily. „Du hast nachts alleine auf der Straße im Regen gesessen, das sieht nun mal nicht aus, als würde es dir phantastisch gehen. Ich wollte –“

„Ich brauche kein Mitleid von einem… einem vollkommen fremden Menschen“, korrigierte Draco sich in letzter Minute.

„Wow“, sagte James. „Du bist ein verdammt stolzer… stolzer…“ Irgendetwas unter dem Tisch schien ihn abzulenken und er tauchte kurzerhand ab.

„Ihr könnt denken, was ihr wollt. Ich weiß, worum es euch wirklich geht“, sagte Draco. „Ihr habt mich am falschen Ort zur falschen Zeit gesehen, und jetzt denkt ihr, ich übe einen schlechten Einfluss auf den armen Reggie aus.“

Sirius stieß ein Schnauben aus. „Eher andersherum… Was machst du da, Krone?“

James tauchte mit einem braunen Fellknäuel wieder auf, das er an seinem wurmartigen Schwanz festhielt. Die fette Ratte quietschte und wand sich in seinem Griff.

Draco hatte nur einen kurzen, nicht einmal angewiderten Blick dafür übrig. „Was soll das heißen, Black?“

Sirius schaute ihn an und von seinem Grinsen war nicht mehr viel übrig. „Sagen wir so, mein Bruder nimmt gerne mal die ein oder andere falsche Abzweigung.“

Dracos Finger verkrampften sich um das Buch. „Mit falschen Abzweigungen kennst du dich ja aus.“

„Was soll das denn heißen… wie heißt du nochmal?“

„Dein Bruder“, überging Draco die Frage einfach, „hat sich um mich gekümmert, als ich nirgendwo anders hin konnte. Ist das nicht genau euer Kaliber? Und du tust nichts anderes als ihn aus der Ferne zu verurteilen.“

„Ich verurteil ihn nicht. Er kann seine eigenen Entscheidungen treffen.“

„Ja, weil Teenager immer grandiose Entscheidungen treffen. Du hast ihn alleine in einem düsteren Haus gelassen, wo er niemanden außer seinen Eltern und einem paranoiden Hauselfen hatte, und du denkst wirklich, er hat nicht die einzig logische Entscheidung getroffen?“

Er wusste anscheinend genauso wenig wie Sirius, warum er Regulus verteidigte. Die Worte sprudelten aus ihm heraus, als hätten sie schon viel länger auf diesen Moment gewartet.

„Ich weiß nicht, was Regulus dir erzählt hat –“

„Er hat mir gar nichts erzählt.“

„– aber ich hatte auch keine anderen Grundvoraussetzungen, und ich habe mir nicht einreden lassen, dass ich besser als alle anderen bin, weil mein Blut reiner ist. Er hätte das auch geschafft, wenn er gewollt hätte.“

„Vielleicht hätte er jemanden gebraucht, der ihm hilft in seinen sturen Schädel zu kriegen, was er wirklich will. Jemand mit dem er reden kann, der ihn unterstützt, und nicht einen weiteren Menschen, der ihn mit zu viel Verantwortung alleine lässt, als er tragen kann.“ Draco musste nach Luft schnappen, als seine Stimme zu laut wurde, die Worte zu schnell herauskamen, um kontrolliert zu werden. Die neue Luft machte ihn nicht ruhiger. „Aber warum sag ich dir das überhaupt? Du interessiert dich mehr für deine alten Klamotten als deine Familie.“

„Hey.“ James fuhr hoch, schmiss dabei seinen Stuhl um und schlug die Faust samt darin gefangener Ratte auf den Tisch. „Noch ein Wort und ich blas dir deinen –“

„James.“ Lily versuchte vergeblich ihn wieder auf seinen Platz zu ziehen.

„Lass gut sein, James“, sagte Sirius, und erst dann ließ James sich zurück auf den Stuhl plumpsen. Er funkelte Draco zornig an, und früher hätte er es sich nicht nehmen lassen, das Feuer noch ein bisschen zu schüren, bis Potter überkochte. Jetzt zögerte er.

„Ja, du verschwendest sowieso deinen Atem“, kam James ihm zuvor. „Du verteidigst einen Kerl, der vor fünf Minuten durch diese Tür verschwunden ist.“

Draco lohnte diesen Versuch bloß mit einem spöttischen Lachen. Dann realisierte er, dass Regulus eine ganze Weile nichts von sich hatte sehen lassen. Er schaute sich im Gastraum um. Tom bediente eine Gruppe älterer Zauberer mit Spitzhüten drei Tische weiter, ein Besen fegte an ihnen vorbei und schob Staub und Krümel in eine Ritze zwischen den Dielen, von Regulus aber keine Spur. Dracos Herz stolperte. Von einer Sekunde auf die andere fühlte er sich unwohl und fehl am Platz. Er kam sich vor wie Neville Longbottom in Zaubertränke; ein Idiot, dem seine eigene Dummheit peinlich war und der so schnell wie möglich weg wollte.

Dann, von einer Sekunde auf die andere, entflammte etwas in seinem Magen. Das wertlose Buch über Spiegel musste unter seinem Klammergriff leiden, als heiße Wut in ihm aufstieg. Sie katapultierte ihn förmlich aus seinem Sitz. Er hatte Regulus verteidigt, wurde ihm bewusst, und der Mistkerl hatte ihn hier im Stich gelassen. Das machte niemand mit ihm.

„Kein Wunder. Ich halt’s hier auch kaum aus“, sagte Draco und schlug den Weg zur Tür ein.

„Hey“, hörte er Sirius ihm hinterher rufen, „wir sind gute Gesellschaft. Merk dir das.“

„Ja“, rief James, „wir sind immerhin nicht abgehauen.“

„Oh, James… Musste das sein?“

Draco schlug die Tür hinter sich zu. Er fand sich im Hinterhof des Tropfenden Kessels wieder. Die Mauer zur Winkelgasse versperrte ihm den Weg. Er riss seinen Zauberstab heraus, klemmte das Buch sicher unter seinen Arm und disapparierte mit einem wütenden Knall.

Er tauchte direkt auf den Stufen zum Grimmauld Place Nummer zwölf wieder auf, noch im Besitz all seiner Gliedmaßen, und scherte sich einen Dreck darum, ob ein schockiertes Muggel-Augenpaar ihn bemerkt hatte. Draco drückte mehrmals hintereinander die Türklingel, hämmerte dazu noch mit der Faust gegen die Tür.

Kreacher öffnete ihm mit einem faltigen Stirnrunzeln die Tür. „Master Regulus sagte –“

„Das ist mir egal.“ Draco trat den Hauselfen zur Seite und verschaffte sich selbst Einlass. Er schaffte es bis zum Ende des Flurs, als Kreacher ihm in den Weg apparierte.

„Kreacher hat –“

„Kein Recht mir im Weg zu stehen.“ Er stieg über Kreacher drüber und folgte der Treppe nach oben, als ein plötzliches Gewicht ihn zurückzog. Kreacher hatte sich an seinen Unterschenkel geklammert.

„Master Regulus will nicht gestört werden“, schnaufte er, während Draco ihn mit harten Tritten versuchte abzuschütteln. „Unhöfliche Gäste können in der Küche warten. Kreacher macht Tee.“

„Geh weg von mir“, zischte Draco, aber der Hauself hing mit all seinen knochigen Gliedmaßen an ihm. Er murmelte weiter seine Befehle ab, als hätte er sie auswendig gelernt, und ließ sich auch nicht davon unterbrechen, das Draco ihn einfach mit sich schleppte. Bis ganz nach oben hievte er den schweren Hauselfenkörper, der sich dabei die Zunge fusselig redete. Das Rumpeln und die Stimmen lockten zumindest Regulus‘ Kopf aus seinem Zimmer.

„Was bei Merlins –“

„Du verräterischer Mistkerl“, fuhr Draco dazwischen. Er stampfte so hart mit dem Fuß auf, das Kreacher mit einem Rumps auf den Boden plumpste. „Was fällt dir ein mich da einfach sitzenzulassen?!“

„Master Regulus, Kreacher hat alles versucht – höflich und ohne Gewalt, wie mein Herr es gewünscht hat. Kreacher könnte aber sofort die Ketten holen und –“

„Ist schon gut, Kreacher“, sagte Regulus. „Du kannst wieder gehen, danke.“

Kreacher ließ Dracos Bein los. Er schaute aus blutunterlaufenen Augen zu Draco hoch, verneigte sich dann so tief, dass er seine Nase auf dem Boden platt drückte, und kroch die Treppen wieder herunter.

Draco wischte die Hauselfen-Spuren von seinem Hosenbein. „Was soll das? Hast du Kreacher befohlen mich loszuwerden?“

„Nein, ich hab ihm gesagt, dass ich nicht gestört werden will.“

„Was übersetzt heißt mich loszuwerden?“

Regulus drehte sich um und ging zurück in sein Zimmer, ohne den Hinweis einer Reaktion in seinem Gesicht.

Draco ignorierte das Schild an der Tür und folgte Regulus, betrat sein Zimmer auch ohne Erlaubnis. Er war die ganze Woche über kein einziges Mal durch diese Tür gegangen. Regulus‘ Zimmer war etwas kleiner als Sirius‘, aber genauso provozierend in den Farben seines Hauses geschmückt, als hätten sie einen kleinen Nachbarschaftskrieg geführt, Grün und Silber gegen Rot und Gold.

„Du hast mich da einfach allein gelassen“, fuhr Draco ihn an. Er würde nicht ohne eine sinnvolle Erklärung für dieses unerwartete Verhalten gehen.

Regulus war am Fenster stehengeblieben und schaute aus einem Spalt zwischen den zugezogenen Vorhängen nach draußen. „Du schienst in bester Gesellschaft zu sein.“

„Du meinst deinen Bruder? Deinen Bruder, dessen Sachen ich trage? Super Gesellschaft. Überhaupt nicht unangenehm.“

„Ja, mein Bruder, in dessen Sachen du rumläufst, in dessen Zimmer du schläfst. Überhaupt scheinst du dich verdammt wohl so umringt von ihm zu fühlen.“

„Es ist nicht so, als hätte ich eine Wahl“, sagte Draco.

„Dann hast du jetzt ganz sicher eine“, gab Regulus eiskalt zurück. Er lehnte sich mit der Hüfte gegen seine Fensterbank, die Arme abweisend verschränkt. „Malfoys schließen leicht und schnell Freundschaften. Immer mit den richtigen Menschen, nicht wahr?“

Draco hielt sich nicht für blöd. Er hatte genug ZAGs bekommen, dass sein Vater sicher stolz auf ihn gewesen wäre, hätte er zu der Zeit nicht in Askaban festgesessen. Aber Regulus‘ Verhalten erschloss sich ihm trotzdem nicht. „Du klingst wie das typische zweite Kind, das keiner haben wollte. Du weißt schon, der Ersatz, falls das Erste sich entscheidet ein Brandfleck im Stammbaum zu werden.“

Regulus hatte seinen Bruder nicht erwähnt, seit er Draco in dessen Zimmer einquartiert hatte, und jetzt verstand er wieso. Rote Flecken bildeten sich auf seinen Wangen und Zorn verzerrte sein Gesicht. „Du findest das sicher cool. Ein verantwortungsloser Taugenichts, den alle für einen mutigen Rebellen halten. Ja, Sirius kann nie etwas falsch machen. Selbst wenn er einen Fehler macht, macht er noch alles richtig. Wieso wohnst du dann nicht zusammen mit ihm auf James Potters Sofa?“

„Du…“ Draco knallte das Buch über Spiegel auf Regulus‘ Schreibtisch und trat bis auf einen Meter an ihn heran. „Du willst mich loswerden, darum geht’s hier.“

„Vielleicht wäre es besser, wenn du verschwindest.“

„Wenn du mich loswerden willst, dann sag’s gefälligst.“

„Ja. Ja, ich will, dass du verschwindest. Du nervst, bist undankbar und vertraust mir sowieso nicht, wieso sollte ich dich also weiter aushalten müssen?“

Draco hatte sich nicht so geohrfeigt gefühlt, seit Granger ihm eine richtige Ohrfeige verpasst hatte. „Aushalten? Ich dachte, wir sind Freunde.“

„Solange ich dich aus dem Regen hole denkst du das, ja. Aber das ändert sich blitzschnell, sobald jemand mit einem größeren Schirm kommt.“

Draco stieß ein Schnauben aus, gleichzeitig verächtlich und bitter. „Gut. Okay. Willst du dein Zeug vielleicht auch noch zurück?“ Er zog Sirius Blacks Hemd über den Kopf und warf es in Regulus‘ Gesicht, bevor sich dort Überraschung ausbreiten konnte. „Hemd, Schuhe, Socken, vielleicht auch die Hose –“ Er riss den Gürtel schon aus den Laschen, als Regulus sein Handgelenk packte.

„Wa-was soll das?“

Draco schubste ihn mit der Faust weg. „Es passt dir nicht, dass ich das Zeug deines Bruders trage. Bitte. Ich hab’s nicht nötig die Klamotten von irgendjemandem aufzutragen.“

„Du – Hör auf.“ Regulus griff nach ihm und Draco stolperte beim Versuch auszuweichen über den Saum des Hosenbeins. Die Hose glitt mit einem Ratschen bis über seine Hüfte, riss ihn aus dem Gleichgewicht heraus und Draco fiel nach hinten gegen die Wand. „Du machst dich lächerlich“, sagte Regulus.

„Du machst dich lächerlich“, gab Draco zurück. Wut prickelte in seinen Augenwinkeln und er funkelte Regulus zornig an, ohne das zurückzubekommen. Er packte Regulus am Hemd, als er nicht einmal einen Seitenblick bekam, und zog ihn an sich heran. „Gestern schienst du mich noch gerne bei dir zu haben. Und jetzt?“

„Ich…“ Regulus versuchte wieder ihm auszuweichen, senkte den Blick, nur um ihn sofort hochzureißen, als er Dracos nackte Brust nur streifte. Er schaute Draco direkt an, aber ohne die sonst so eisige Kälte in seinen Augen. Etwas brannte in ihnen, das auf Draco überschlug und sein Blut zum Kochen brannte. Sein Herz schlug so schnell und hart, dass er befürchtete, Regulus würde das mitbekommen.

„Du würdest so weit gehen, um hierzubleiben?“, fragte Regulus leise.

„Du hast damit angefangen“, gab Draco im Flüsterton zurück.

„Du hast ziemlich deutlich gemacht, was du davon hältst.“

Draco hob seine Hand an Regulus‘ Gesicht und strich ihm über die Wange, einmal kurz und vorsichtig, dann länger, sodass er die Wärme seiner Haut in den Fingerspitzen kribbeln spüren konnte. „Hab ich das?“

Er zwang ihn nicht. Regulus lehnte sich von ganz alleine zu ihm vor.

Das war ein Fehler. Definitiv. Jeder schwindende Zentimeter schrie ihm die Gründe zu, warum er das nicht tun sollte. Draco hatte viele Fehler auf seinem Konto, aber keiner hatte sich so angefühlt. Er küsste Regulus und konnte das beim besten Willen nicht mehr als Fehler bezeichnen. Seine Lippen waren weich und schoben sich zögerlich, fast schüchtern gegen seine, während seine linke Hand sich zu Dracos Rippen traute. Die andere tastete sich über Dracos Arm, hinterließ eine Spur aus aufrechtstehenden Härchen, als sie sich bis zu seinem Handgelenk vorwagte, wo es Regulus‘ Wange am nächsten war. Genau dann ging ein Stocken durch all seine Bewegungen. Seine linke Hand verschwand zuerst, bevor sie überhaupt die empfindliche Stelle zwischen seinen Rippen kitzeln konnte, dann lösten seine Lippen sich.

Draco öffnete die Augen, blieb einen Moment verwirrt an Regulus‘ Gesicht hängen, dann folgte er seinem Blick und entdeckte sofort die schwarz herausstechende Ablenkung. Das Dunkle Mal prangte unübersehbar auf seinem blassen Arm.

„Du bist einer von ihnen“, murmelte Regulus.

Ein Zittern ging durch Dracos linken Arm, so fest in Regulus‘ Umklammerung, dass er es spüren musste. „Uns“, sagte Draco heiser. „Einer von uns.“

Regulus schaute ihn an, als hätte Draco ihm eine schallende Ohrfeige verpasst. Alle Kälte, alle Fassung war aus seinem Gesicht verschwunden, aber trotzdem schien er nie weiter von einem Lachen entfernt gewesen zu sein. Er nickte zittrig, starrte Draco einen geschlagenen Moment an, und zuckte dann herum, als hätte ihm jemand auf die Schulter geklopft.

„Ich glaube, das war die Türklingel. Entschuldige mich“, sagte er und war aus der Tür raus, bevor Draco ihm sagen konnte, dass er rein gar nichts gehört hatte.


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Ich wünsche Joanne Rowling, dass sie es schafft, nach den sieben Potter-Bänden eine andere Art von Literatur zu schreiben und dass die jugendlichen Leser mit der Lektüre mitwachsen werden.
Rufus Beck