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The Black Mirror - Verregnete Straßen

von Dr. S

„Aufmachen! Verdammt, mach auf, du verrotteter Halsabschneider!“ Draco rammte beide Fäuste gegen die alte Holztür. Der Rahmen erbebte unter jedem weiteren Schlag. Er fluchte und schimpfte gegen den krachenden Regen an und hämmerte gegen die Tür, bis ein plötzlicher Schmerz seine Handkante durchfuhr. „Ah, verdammt!“

Draco trat von der steinernen Stufe zurück auf die Straße und umklammerte seine schmerzende Hand. Auch die andere wurde von einem Pochen heimgesucht, jetzt wo er sie nicht mehr gegen die Ladentür schlug. Nass bis auf die letzte Schicht des geliehenen Festtagsumhangs setzte Draco sich auf die Stufe, die zu Borgin & Burke’s heraufführte.

Er hatte gehofft, dass der gierige alte Sack ihm helfen könnte, so wie er es beim Verschwindekabinett getan hatte. Ein anderer Zauberer, der genügend über schwarzmagische Objekte wusste und sein Gesicht nicht wie seine Westentasche kannte, fiel ihm leider nicht ein. Vielleicht zeigte das schon wie verzweifelt er wirklich war. Was sollte er aber sonst tun?

Der Spiegel hatte ihm wie eine gläserne Tür, die man nicht kommen sah, vor den Kopf gestoßen, und den Schlüssel hatte er scheinbar verloren. Alle möglichen und unmöglichen Szenarien gingen ihm durch den Kopf, wieso er nicht mehr funktionierte. Er hatte Malfoy Manor im Sturm verlassen, ohne ein weiteres Wort an Regulus oder einen letzten angewiderten Blick seines Großvaters einzukassieren. Abraxas hatte ihn nie da haben wollen und Regulus ging es mittlerweile genauso. Er brauchte auch kein Mitleid von einem Todesser, der bescheuert genug war sich wie ein heroischer Gryffindor in den Tod zu stürzen. Das war einfach nur dämlich. Regulus war dämlich. Er war ein kalter, humorloser, arroganter Mistkerl, und Draco stiegen vor Wut auf ihn Tränen in die Augen.

Von so jemandem brauchte er keine Hilfe. Aus Borgin würde er sich nur ein paar Informationen holen, wie er es beim Verschwindekabinett getan hatte, als es sich nicht hatte reparieren lassen. Ein magischer Spiegel würde kein größeres Problem darstellen als ein komplexes Teleportationsgerät.

Aber Borgin machte nicht auf. Es war dunkel in der Nokturngasse, dunkler noch als irgendwo sonst in London, und die Straße war verlassen. Das Gesindel und zwielichtige Abschaum der Gesellschaft, die sich bevorzugt hier herumtrieben, sollten normalerweise von der Dunkelheit angelockt werden. Ein bisschen Regen brachte sie sonst nicht zum Schmelzen. Irgendetwas hielt die meisten Seelen trotzdem drinnen fest. Bis auf ein Paar in schwarzen Umhängen, die in einer nahegelegenen Gasse verschwunden waren, eine streunende Katze und einen vor sich hinmurmelnden Alten hatte er niemandem gesehen, und auch das war eine ganze Weile her.

Draco saß alleine im Regen. Schon wieder. Er rieb seine Hand weiter, obwohl der Schmerz verklungen war, an genau derselben Stelle, wo er vor einer Woche eine schmerzhafte Brandwunde gehabt hatte. Damals hatte Regulus sich darum gekümmert. Jetzt hatte er diesen Luxus nicht mehr, sondern nur einen kaputten Zauberstab.

Die Gasse erschien ihm plötzlich viel enger und dunkler, als würden die Schatten sie zusammenpressen. Vielleicht war es keine gute Idee gewesen hierher zu kommen, aber er hatte es vor dem kaputten Spiegel und mit Regulus‘ bohrendem Blick im Nacken nicht mehr ausgehalten. Regulus‘ immer bohrender Blick, als würde er dadurch mehr Antworten als mit einfachem Nachfragen aus einem herausbekommen.

Dracos Kehle schnürte sich zusammen, als er daran dachte. Der Knoten in seinem Magen war längst zu vielen Steinen geworden. Ohne Regulus… Ohne Regulus hatte er kein warmes Bett, keinen Tee, keine Kleidung und niemanden, der ihn verstand. Der ihn davon ablenkte, dass er in der Vergangenheit gestrandet war. Und vielleicht nie wieder wegkam. Seine Prioritäten verwirrten ihn selbst. Er hätte gerade lieber Regulus neben sich im Regen, als nicht im Regen zu sitzen.

Draco griff sich ins Haar, rubbelte wie ein Verrückter über seine Kopfhaut. Das hatte er davon, dass er Regulus für so etwas wie einen… einen Freund hielt. Er hatte keine Freunde. Er hatte Menschen, die ihn nach Strich und Faden hintergingen, belogen, betrogen und dann abhauten. Oder starben. Deswegen vermisste ihn auch niemand.

Inzwischen war ihm mehr als klar, dass niemand sein Verschwinden bemerkt hatte, außer den Lestranges. Wenn er wirklich Pech hatte, mehr als sowieso schon, dann waren die beiden Brüder dafür verantwortlich, dass er nicht nach Hause konnte, weil sie in einem gewaltigen Wutausbruch den Spiegel zerlegt hatten. Er traute ihnen sogar zu das ganze Haus zu zerlegen.

Vielleicht hatte Shacklebolt sie sich geschnappt, unterstützt von seiner Bande Ordensmitglieder, die Einhörner anstatt Massenmörder verfolgte. Alleine würde der bescheuerte Minister das wohl besser hinkriegen. Er würde die Lestranges zurück nach Askaban bringen und aus ihnen herausbekommen, was mit Draco passiert war. Vielleicht besaß er sogar genügend Hirnmasse um auf einen verzauberten Spiegel zu kommen. Dann… Dann…

Draco vergrub das Gesicht in den Händen. Regenwasser lief über seine Stirn und Wangen, klebte seine Haare in dicke Strähnen zusammen. Seine Kehle war so eng zusammengeschnürt, dass schlucken wehtat und ein Schluchzen sich in ihr verhakte. Merkwürdig salziges Regenwasser tropfte auf seine Handinnenflächen.

Niemand würde kommen und ihn retten. So lief das nicht. Er würde in der Gasse einschlafen, das Gesicht auf dem Bordstein gebettet wie ein Obdachloser und im Schlaf am Regenwasser ertrinken.

„Entschuldige.“ Eine Frau sprach ihn an, viel zu sanft für die Einheimischen dieses Gebiets.

Draco schaute auf. Tränen liefen getarnt zwischen Regentropfen über seine Wangen. Er traute sich nicht sie vor fremden Augen wegzuwischen.

Die Frau, eingehüllt in eine schwarze Robe, deren Kapuze den größten Teil ihres Gesichts verdeckte, ging vor ihm in die Hocke. Kein auffälliger Aufzug für die Nokturngasse, wo Augenkontakt vermieden wurde und auch Gesichter ungerne gezeigt wurden. Umso absonderlicher war ihr freundlicher Ton und die ehrliche, höfliche Sorge in ihrer Stimme: „Alles in Ordnung?“

Hinter ihr stand ein Mann, schmal gebaut und genauso vermummt. Aus dem Schatten seiner Kapuze blitzte etwas auf, das hoffentlich nicht seine Augen waren.

Draco schluckte. Auf einmal verspürte er wieder das schwere Verlangen nach Regulus an seiner Seite, seine plötzlichen Antipathien hintenangestellt. Aber Regulus hatte genug von ihm, und Draco hatte in seinen verknoteten Eingeweiden keinen Platz mehr für Wut. Er hatte nur noch Sarkasmus. „Ja. Ja, ich lasse mich immer vollregnen, wenn es mir phantastisch geht.“

Aus der Kapuze kam ein Glucksen. Shaklebolt hatte so auch immer auf seine sarkastische Ader reagiert. Die Frau griff nach etwas in ihrer Umhangtasche, zog aber nicht ihren Zauberstab heraus, sondern ein cremefarbenes Taschentuch. Der Regen perlte davon ab. Sie drängte es Draco auf. „Hier. Falls es dir im Gesicht zu nass wird.“

Draco schnaubte mit brennenden Wangen. Sein Zauberstab verabscheute ihn noch immer, sonst wüsste er einen besseren Weg mit Menschen umzugehen, die ihn weinen sahen – auch wenn das beim letzten Mal nicht besonders gut für ihn ausgegangen war.

„Du solltest dir vielleicht eine schönere Stufe aussuchen… in einer schöneren Straße. Um diese Uhrzeit hier herumzustreunen ist keine besonders gute Idee“, sagte sie.

„Nicht jeder hat einen Bodyguard dabei, der die Sonne rausprügelt, wo man sie gerade braucht.“

Diesmal kam das Glucksen aus der Kapuze des Mannes. Er presste sich eine Hand gegen den Mund und prustete dort hinein. Das Blitzen, wo seine Augen sein sollten, wirkte auf einmal weitaus weniger gefährlich.

Die Frau schaute über die Schulter zu ihm und schüttelte den Kopf. Ihre Kapuze rutschte leicht zurück. Ihr freundliches Gesicht kam ihm merkwürdig bekannt vor, eingerahmt von nassen Haarsträhnen und einem einnehmenden Lächeln. Leuchtendgrüne Augen strahlten ihm entgegen.

„Du siehst nicht aus, als würdest du hergehören“, sagte sie und musterte Draco von Regulus‘ Festumhang bis auf Sirius Blacks Schuhe herunter. „Was machst du auf Borgins Türschwelle?“

Draco starrte einen Moment wie hypnotisiert in die grünen Augen. Er wischte sich tropfende Haarsträhnen aus der Stirn. In seiner Kehle steckte noch immer ein zu großer Kloß zum Herunterschlucken. „Sitzen“, bekam er noch halbwegs gerade heraus. „Bis Borgin mir die Tür öffnet. Oder ich sie ihm eintrete.“

„Heute kriecht er sicher nicht mehr aus seinem Loch.“ Anscheinend war er nicht der Einzige, der sich mit dem zwielichtigen Geschäftsmann anlegen wollte. „Was willst du von jemandem wie dem?“

Draco gefiel es nicht so ausgefragt zu werden. „Was wollt ihr von so jemandem?“

Eine Antwort darauf hatte er gar nicht erwartet und er bekam auch keine. „Du solltest lieber nach Hause gehen. Dich da ein bisschen aufwärmen.“

Draco ließ den Kopf hängen. Nach Hause. Er wollte nichts mehr, als in das kalte, dunkle Gemäuer von seinem zu Hause zurückzukehren und ganz schnell das ganze Fiasko hier zu vergessen. Alles. Und schon wieder prickelten wütende Tränen in seinen Augen, als das Gesicht vor ihm auftauchte, das er nicht zum Lachen gebracht hatte.

Draco schaute auf das Taschentuch herunter. In eine Ecke waren die Initialen L.P. gestickt. Ein Schniefen blieb Draco im Hals stecken. Er schaute hoch und auf einmal kamen ihm die grünen Augen, die geradezu nach dem Todesfluch schrien, viel zu bekannt vor.

„Wir wollten uns gerade im Tropfenden Kessel aufwärmen“, sagte Harry Potters Mutter. „Hast du vielleicht Lust auf eine warme Tasse Tee?“

„Lily, ich weiß nicht, was ich davon halten soll, dass du vor meinen Augen andere Kerle zu Dates einlädst“, sagte ihr Bodyguard, und das Blitzen unter seiner Kapuze stellte sich als runde Brillengläser heraus, die das Licht reflektierten. Harry Potters Vater schob sich die Kapuze herunter und fuhr sich durch die wirren Haare, die er an seinen Sohn weitergeben würde, als hätte er den Regen komplett vergessen. Dem nassen Nest auf seinem Kopf nach auch nicht das erste Mal heute Abend.

„Oh, okay. Drehst du dich bitte um, Liebling, dann frag ich ihn hinter deinem Rücken“, sagte Lily lächelnd. Sie zwinkerte Draco zu. „Nimm ihn nicht ernst. Er hält sich für witzig. Also?“

Draco fuhr hoch. Er atmete schnell und hart, sein Herz raste. Keinen Meter von ihm entfernt standen Lily und James Potter, fiese Kieselsteine im Schuh des Dunklen Lords und verantwortlich für den Kieselstein, den er sechs Jahre nicht losgeworden war.

Fragen und Bilder schossen auf ihn ein, als würde jemand auf ihn einschlagen. Was, wenn er sie hier und jetzt an den Dunklen Lord auslieferte? Würde es nie einen Auserwählten mit vernarbtem Gesicht geben? Würde dem Dunklen Lord nie ein Hindernis im Weg stehen? Würde er an die Macht kommen, bevor Lucius in Ungnade fiel und seinen Zorn auf sich zerrte? Binnen eines Wimpernschlages baute sich das Bild dieser Zukunft vor ihm auf, wie ein Klappbilderbuch. Düster, schwarz und grau.

Dann schlug ein anderer Gedanke es zu. Was, wenn er ihnen alles erzählte? Würde Harry Potter mit ein paar vernünftigen Eltern kein arroganter, kopfloser Vollpfosten werden? Würde der Dunkle Lord niemals erst wiederauferstehen? All die Morde, die Folterungen, die Falschverurteilten würden nie passieren.

Vielleicht konnte er darüber bestimmen, etwas verändern. Irgendetwas…

Viel zu viele Fragen schossen ihm durch den Schädel. Er hatte das Gefühl sein Gehirn würde platzen.

„Alles in Ordnung?“, fragte Lily und berührte besorgt Dracos Arm. „Du zitterst.“

Draco wich vor ihr zurück. „Ich muss los.“ Er stolperte nach hinten direkt in eine Pfütze, die sein Hosenbein bis zum Knöchel tränkte. Fluchend drehte er sich um, griff instinktiv nach seinem Zauberstab, drehte sich weiter und disapparierte mit einem Knall, der jede weitere Frage übertönte.

Er tauchte auf einem Bürgersteig in Muggel-London wieder auf – und trat prompt mit dem anderen Fuß in eine Pfütze. Er fluchte schärfer und schüttelte das nasse Hosenbein aus. Draco schaute sich um. Er war direkt im Licht einer Straßenlaterne gelandet, wie auf dem Präsentierteller für neugierige Muggel-Augen. Nur entdeckte er auch hier keine Menschenseele auf der Straße.

Der Grimmauld Place erstreckte sich dunkel vor ihm. Lichter drangen aus einigen Fenstern der hohen Häuser, manchmal gedämpft von dicken Vorhängen und niemals hell genug, um gegen den grauen Regenschleier anzukommen. Niemand schien auf ihn herunterzublicken. Draco räumte seinen Zauberstab weg, falls sich das ändern sollte. Er konnte sich nicht leisten von Muggeln gesehen zu werden und sich Ärger mit dem Ministerium einzufangen.

Draco schaute sich immer wieder um, als er den Grimmauld Place herunterlief. Zwischen der Nummer elf und dreizehn blieb er stehen. Außer ihm schien niemand die Nummer zwölf dazwischen wahrzunehmen. Er stieg die Stufen zur Haustür hoch und hob die Hand an die Klingel, betätigte sie aber nie.

Was machte er hier? Draco presste die geballte Faust gegen seine Stirn, hinter der es heftiger zu pochen schien als in seinem Brustkorb. Zauberern, die mit der Zeit spielten, passierten schlimme Dinge. Er spielte gerade Klatscher mit ihr.

Draco drehte der Tür den Rücken zu, ging erst eine, dann die zweite Stufe zurück zur Straße und setzte sich auf die unterste.

Eine Straßenlaterne ihm gegenüber flackerte. Ihr fahles Licht verfing sich schimmernd auf dem nassen Asphalt der Straße und des Gehwegs. Die hohen Häuser links und rechts von ihm waren bis auf wenige Fenster in den oberen Etagen dunkel. Menschen schliefen irgendwo hinter den zugezogenen Vorhängen, unbesorgte Muggel, die nicht wussten, was in den nächsten Jahren noch auf sie wartete. Dabei lag es in der Luft. Dieselbe dicke, ungemütliche Luft wie noch vor wenigen Monaten.

Draco hatte den Krieg, den Dunklen Lord überstanden, glimpflich, und jetzt steckte er wieder mittendrin. Das war nicht fair. Das war einfach nicht fair.

Er wischte sich die Nässe von der Wange, fand zwischen dem Regen widerlich heiße Tropfen, und im nächsten Moment ertönte ein distinktives Knallen. Die Straßenlaterne ging aus und absolute Finsternis hüllte den Grimmauld Place ein. Draco griff nach seinem Zauberstab und richtete ihn auf einen schattenhaften Umriss.

„Draco?“ Regulus trat auf den Bürgersteig. Er musste aus dem gegenüberliegenden Park gekommen sein, in den man geschützt vor neugierigen Blicke apparieren konnte. Seinen Schirm hatte er verlegt, und der Regen stürzte ungehindert auf ihn ein. Er sah fast so durchnässt wie Draco aus. Sein schwarzes Haar hing vor seinen Augen.

Draco glitt auf die Füße. „Nicht sehr erfreut mich zu sehen, was?“, spuckte er aus. „Hast dich auf einen schönen Tee gefreut, den du alleine im Keller trinken kannst, während dein Hauself dein Ego streichelt, ja? Andere Lebewesen vertrocknen in deiner Nähe ja genauso schnell wie dein Humor.“

Regulus schaute ihn aus den Schatten heraus finster an. Viel konnte Draco ohne das Licht der Straßenlaterne nicht von seinem Gesicht sehen, obwohl er keine Armlänge entfernt stand. Der eisige Blick war genug um Draco glühen zu lassen. Er ballte die Faust um den Griff seines Zauberstabs, bis das Holz heiß zu werden schien.

„Ich stecke hier fest, weit weg von allem was ich kenne, ohne überhaupt ein eigenes Paar Socken zu besitzen; wenigstens darüber solltest du doch lachen können.“ Aus seinem Zauberstab sprühten rote Funken. „Ist doch so witzig. Schadenfreude ist die beste Freude, oder nicht?“

„Ich hab überall nach dir gesucht“, sagte Regulus, als würde Draco ihn nicht auf offener, wenn auch verlassener Straße anfahren.

Er schnaubte. „Natürlich. Überall. Weil ich auch so viele Orte habe, wo ich hin könnte.“ Er steckte den Zauberstab weg, bevor er unabsichtlich arme Muggel in Brand setzte, und plumpste auf die Stufe. „Ich kann nirgendwo sonst hin. Mach dich darüber lustig.“

Regulus rührte sich nicht. Steifer als die Straßenlaterne stand er im Regen, als würde er auf irgendetwas warten. Falls Draco seinem Aufstieg zur Haustür im Weg saß, würde er sich ganz sicher nicht wegbewegen.

Gefühlte fünf Minuten später kam Regulus auf ihn zu, stieg aber zu Dracos Verwunderung nicht an ihm vorbei, sondern setzte sich neben ihn auf die nasse Stufe. „Du solltest nicht alleine herumwandern“, sagte er. „Es sind schon Zauberer mit funktionierenden Zauberstäben verschwunden.“

Draco verdrehte die Augen. Fehlte noch, dass jetzt von allen Seiten Menschen apparierten, damit sie ihm das sagen konnte, immerhin hatte er es heute noch nicht oft genug gehört.

„Warum bist du einfach abgehauen?“, fragte Regulus.

„Du schienst nicht sehr erpicht auf meine Anwesenheit“, antwortete Draco. „Und ich habe es nicht nötig mich dulden lassen zu müssen.“

Regulus sagte zunächst nichts, nur um dann komplett das Thema zu wechseln. „Wo bist du gewesen?“

„Borgin & Burke’s.“

„In der Nokturngasse?“

„Nein, in der Sahara. Übrigens, nimm einen Sonnenschirm mit, wenn du mal hinkommst. Ist verdammt heiß da.“

„Hast du den Verstand verloren?“, fuhr Regulus ihn an. „Das war verdammt unvorsichtig von dir. Hast du überhaupt eine Ahnung, was sich da für Menschen rumtreiben?“ In einer ganzen Woche hatte er Regulus nicht so wütend gehört.

Draco verschlug es für einen Moment die Sprache. „Eine leise“, sagte er schließlich.

Regulus atmete scharf ein, als würde er jeden Ansatz von Zorn, den er rausgelassen hatte, wieder hineinsaugen wollen. Er schaute Draco nicht mehr an.

„Er hat mir nicht aufgemacht. Borgin“, sagte Draco. Nicht, weil er mit Regulus reden wollte, sondern weil er den masochistischen Drang verspürte auszusprechen, was gerade alles schiefging. „Paranoider Bastard ist beim ersten Klopfen sicher durch sein Verschwindekabinett geflüchtet.“

„Es ist Sonntag. Du kannst von ihm nicht erwarten seinen Laden an einem Sonntagabend zu öffnen.“

„Die wirklich interessanten Kunden kommen immer zu ungewöhnlichen Zeiten. Und du kannst mich verabscheuen so viel du willst, du musst zugeben, dass ich interessant bin“, sagte Draco.

Regulus schüttelte den Kopf. Sein schwarzes Haar klebte nass auf seiner Stirn und ließ sich von der Bewegung nicht beeinflussen. „Ich verabscheue dich nicht.“

„Dann bist du ein verdammt guter Schauspieler.“

„Ich dachte nur…“ Regulus nach Worten suchen zu sehen war auch eine neue Erfahrung. Halbe Silben schafften es über seine Lippen, nie ganze, und er schien mit den Fingern nach den anderen Hälften zu greifen.

Allen Zorn beiseite, Draco musste schmunzeln. Er fand Regulus‘ Verhalten irgendwie niedlich.

Nach einigen Fehlversuchen atmete Regulus tief durch und rückte einfach mit der Sprache heraus: „Ich dachte nur, dass es nicht gut für mich… für mich oder dich ist, wenn wir uns… zu sehr aneinander gewöhnen.“

Draco spürte einen plötzliche Hitze in seine nassen Wangen steigen, und zum ersten Mal war er wirklich froh um die Dunkelheit. „Dafür braucht es, glaube ich, mehr als eine Woche.“

„Zu sympathisch, dann.“

„Keine Sorge, normalerweise passiert mir das nie.“

Regulus stieß dieses Schnauben aus, das so gar nicht herablassend war. Er hob zögerlich die Hand und griff Dracos Arm. Regen lief über seinen Handrücken, der sich blass gegen den schwarzen Stoff abhob. Seine Finger zitterten leicht, drückten aber dennoch fest zu.

„Du kannst so lange bleiben, wie du willst“, sagte er.

Draco lächelte schief. „Ich dachte mir, dass du Mitleid hast, wenn ich lange genug im Regen sitze.“

„Perfider Marionettenspieler, wusste ich es doch“, murmelte Regulus. Er ließ seine Hand wo sie war. „Du denkst also, Borgin könnte dir helfen?“

„Ich wüsste bessere Optionen“, sagte Draco, „aber die kann ich schlecht fragen.“

„Du hast Angst den Menschen zu begegnen, die sich an dein Gesicht erinnern würden.“ Regulus sagte das so sachlich, als wäre es nicht auffällig, dass sie sich ohne Konsequenzen miteinander unterhielten. Als würde er sich nicht denken können, woran das lag.

Vielleicht gab es keine Konsequenzen. Vielleicht war es dafür sowieso schon zu spät. Er steckte hier fest. Schlimmer konnte es doch nicht kommen.

Draco ließ den Kopf hängen, als immer mehr Regen sich auf seinem Gesicht sammelte. In seinen Wangen prickelte noch immer die Hitze, trotz der eisigen Regentropfen, die über sie rollten. Er war dankbar für den Regen, weil er so ignorieren konnte, ob sich ein oder zwei Tropfen aus seinen Augen schlichen. Noch wichtiger war ihm, dass Regulus den Unterschied unmöglich erkennen konnte. Er wünschte trotzdem Regulus würde wegschauen.

„Wir kriegen dich wieder nach Hause“, sagte Regulus. „Keine Sorge.“

Draco dachte an die Potters zurück, an all die Fragen, die ihm Kopfschmerzen bereitet hatten. Er dachte an die Zeitungsartikel, die er über den Helden gelesen hatte, den Regulus zu verstecken versuchte. „Was wenn nicht?“

Eine eisige Berührung streifte seine Wange. Regulus‘ nasse, zittrige Finger fuhren hoch zu seiner Schläfe.

Draco schreckte nicht zurück, drehte aber stirnrunzelnd den Kopf in Regulus‘ Richtung. „Was machst du da?“, fragte er leise.

„Du hattest da was“, sagte Regulus und strich eine Ponysträhne zurück, die in Dracos Augen hing. Ihm selbst hing mehr als eine Strähne in der Stirn, anstatt ordentlich gescheitelt an seinem Platz zu sein. Er machte einen ganz anderen Eindruck, die Haare fast zerwühlt von Wasser und Wind, die Krawatte so aufgeweicht, dass sie sich gelockert hatte und den steifen Kragen dabei mit sich auseinandergezogen hatte.

„Anscheinend hast du Abraxas zu ernst genommen“, sagte Draco schmunzelnd. „Oder unser Date.“

Regulus ließ seine Hand, wo sie war, und konnte sich still und heimlich über die Hitze freuen, die er in Dracos Wangen spüren musste. „Weißt du, ich bin eigentlich ganz froh, dass du noch nicht weg bist.“

„Wirklich?“

„Zur Hälfte.“

Draco bekam einen kurzen Lacher heraus, dann verschlossen Regulus‘ Lippen seinen Mund. Nasse, weiche Lippen, die nach Regenwasser schmeckten. Regen, der nicht weniger, aber unwichtiger wurde, als sie sich gegen seine öffneten. Draco versuchte an die Konsequenzen zu denken, an all die Fragen, die ihm so Kopfschmerzen bereitet hatten, aber alles, was er im nächsten Moment tat, war den Kuss zu erwidern.


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