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Fanfiction

The Black Mirror - Der Grimmauld Place

von Dr. S

Regen krachte auf den Grimmauld Place in London herunter, genauso wie auf das Grundstück von Malfoy Manor, das Draco zum ersten Mal seit Monaten verlassen hatte. Er behielt das lieber für sich.

Draco drehte sich in der Eingangshalle herum, in nassen Hausschuhen, die nicht mehr zu retten waren. Ein hoher, schmaler Flur führte von der Haustür hierher. Rechts von ihm schlängelte sich ein langes Treppenhaus in die Schatten der oberen Stockwerke hinauf. Hauselfenköpfe reihten sich an der Treppe auf und verliehen dem Aufstieg ein ganz eigenes Flair.

„Interessant“, kommentierte Draco, und er musste sich sehr hart auf die Zunge beißen, um nicht allerhand andere Sachen über diese Dekoration zu sagen, die ihn am Ende wieder auf der Straße landen lassen würden.

„Du meinst die barbarische Zurschaustellung von Sklaverei?“ Regulus kam von der Garderobe zurück, wo er seinen Mantel losgeworden war und den Schirm in einen alten Trollfuß gesteckt hatte. Er stellte sich neben Draco, als hätten sie dieses außergewöhnliche Kunstwerk in einem Museum gefunden und würden den tieferen Sinn darin suchen. Regulus zuckte mit den Schultern. „Die sind hier schon länger, als es mich gibt. Man gewöhnt sich dran.“

Draco machte ein zustimmendes Geräusch, während er in die riesigen toten Augen von mehreren Generationen von Hauselfen blickte.

„Apropos Hauself“, sagte Regulus. „Kreacher?!“

Ein Knall erschütterte die Halle und Dracos pochenden Schädel. Seine Augen wurden nicht verschont. Ein hässlicher Hauself war direkt vor Regulus‘ Füße appariert. Er hatte riesige Fledermausohren aus denen erste weiße Haare sprossen, und seine gewaltige Nase schien in sein Gesicht hineingeschlagen worden zu sein. Ein weißes, gebügeltes Geschirrtuch schützte seine Blöße.

Kreacher sah weitaus weniger heruntergekommen aus als Draco ihn in Erinnerung hatte. Allerdings hatte er den alten Hauselfen nie wirklich beachtet. Weihnachten vor ungefähr zwei Jahren war er bei ihnen zu Hause aufgetaucht und hatte sich am Rocksaum seiner Mutter ausgeheult unter was für Bedingungen der Grimmauld Place Nummer zwölf zu leiden hatte. Ein zweites Mal hatte er ihn gesehen, da hatte er an Potters Hosenbein gehangen, als der Junge, der mehr überlebte als eine Kakerlake, ihm seinen Zauberstab zurückgegeben hatte.

Jetzt im Moment schien Kreachers bevorzugtes Hosenbein Regulus zu gehören. „Willkommen zu Hause, Master Regulus“, sagte er in einer tiefen Froschstimme. „Hatte der Herr einen zufriedenstellenden Abend?“

„Reizend“, sagte Regulus so ohne Emotion, dass man sich fragte, ob er überhaupt die Bedeutung des Wortes kannte. „Kreacher, das hier ist Draco. Er wird eine Weile bei uns bleiben. Bereitest du ein Zimmer vor?“

Kreacher starrte Draco von unten an, als würde er ihn am liebsten wie einen Fussel von Regulus‘ Schulter wegschnipsen. „Natürlich“, sagte er steif, verbeugte sich aber tief. „Kreacher macht sich sofort an die Arbeit. Kann Kreacher noch etwas –“

„Ich krieg das schon hin, danke.“

Kreacher kroch hinter Regulus‘ Rücken die Treppe nach oben, ohne Draco aus seinem misstrauischen Blick zu lassen. Noch nie hatte ein Hauself es gewagt ihn so anzusehen. Draco reckte sein Kinn, wischte das nasse Haar aus der Stirn und strafte Kreacher mit Ignoranz – und prompt erwischte Regulus ihn kalt. Seine Hand landete auf Dracos Schulter und wollte ihn vorwärts schieben, kam aber nicht weit, so schnell ruckte Draco herum.

Regulus nahm die Hand wieder weg. Er ballte sie an seiner Seite zur Faust. „Die Küche ist unten“, sagte er und zeigte mit der freien Hand auf die Treppe ins Kellergeschoss. „Du könntest sicher einen Tee vertragen.“

Der Schreck kribbelte noch unter Dracos Haut, zusammen mit der Kälte des Regens. Er nickte und ging voraus.

Die Küche war nicht viel heller als der Rest des Hauses. In allen Wänden schien eine feste Finsternis darauf zu lauern einen zu packen und hinter die Mauern zu ziehen. Draco setzte sich an einen langen Holztisch, den Rücken zur Tür und Regulus. Er hörte genau auf jeden Schritt, den Regulus machte. Das Klirren von Geschirr gesellte sich zu seinen Schritten. Aus dem Augenwinkel beobachtete Draco, wie Regulus den Teekessel aufsetzte.

„Möchtest du einen bestimmten?“, fragte Regulus. Hier unten hörte seine Stimme sich falsch an, als wäre sie zu leise für den hohen Raum. „Earl Grey, Kamille, Grünen –“

„Zitrone“, sagte Draco. Er hörte Regulus in seinen Bewegungen zögern.

„Sicher“, murmelte er schließlich und stellte zwei Teetassen auf den Tisch. „Ich sehe mal, was ich tun kann.“ Seine Schritte trugen Regulus zu einer Vorratskammer am anderen Ende der Küche. Er verschwand in einem dunklen Raum, aus dem kurz danach das magische Licht seines Zauberstabs strahlte.

Draco sah sich die Teetassen sehr genau an. Feines Porzellan mit dem Wappen der Blacks darauf. Sie standen nebeneinander. Er schob die zweite auf den Platz gegenüber von sich.

Regulus sollte nicht denken, dass er hier sitzen würde, wenn er eine Wahl gehabt hätte. Draco hatte eine Wahl, ja, aber eine ziemlich schlechte. Die Nacht im Regen draußen wie ein Obdachloser verbringen oder darauf hoffen, dass Regulus ihm wirklich helfen wollte. Draco schwankte ehrlich gesagt immer noch. Er hatte keine Ahnung, was Regulus veranlasste ihn mit in sein Haus zu nehmen, aber dass es Nächstenliebe oder schlimmer noch Mitleid war, schien so surreal, wie durch einen magischen Spiegel ausgerechnet hier zu landen. Wenn er Pech hatte, würde er morgen zwar trocken und ohne Erkältung aufwachen, aber als Attraktion an den Dunklen Lord verkauft werden.

Draco biss ein Niesen zurück. Das nächste prickelte schon in seiner Nase, auch wenn er es wegzureiben versuchte. Der Regen steckte noch frisch und kalt in seinen Knochen, als würde er nicht im Warmen sitzen, sondern draußen auf der Straße. Er zitterte bis in die Zehenspitzen, die gefangen in dem nassen Gefängnis seiner einzigen Schuhe gefangen waren. Von seinen Hausschuhen war ein nasser, matschiger Stoffklumpen übrig, der irgendwie an seinen Füßen hing. Wirklich nicht mehr zu retten. Das Zittern arbeitete sich bis in seine Kiefer vor. Draco biss die Zähne aufeinander, um sie nicht klappern zu lassen.

„Du tropfst“, sagte Regulus.

„Ich würde mich ja entschuldigen“, gab Draco zurück, „aber das hast du vorher gewusst, oder etwa ni-nicht…“

Eine Decke aus flauschiger Wärme landete auf seinen Schultern. Draco fuhr herum, als wäre es erneut eisige Kälte, die ihn von hinten packte. Er starrte Regulus wie den ersten Geist seines Lebens an. Regulus beachtete ihn gar nicht. Er legte die Decke konzentriert um Dracos Schultern, bis sie alleine liegenblieb und Draco die Wärme einer Umarmung vortäuschte. Kurz schaute er hoch, und sein Blick streifte Dracos.

„Hier“, sagte er.

Draco nickte wieder, das einzige Danke, das er sich abringen konnte. Er konnte nicht einschätzen, ob Regulus ihm das übelnahm oder ob es ihn überhaupt interessierte.

Der Teekessel pfiff wie ein Schiedsrichter, der ein Foul gesehen hatte.

Draco schaute wieder nach vorne, kämpfte unter der Decke gegen die Gänsehaut. Er wickelte sich enger in die Wolle.

Regulus ließ ihn am Tisch zurück und kümmerte sich um den Tee. Er konzentrierte sich genauso sehr darauf, wie zuvor auf die Decke. Wenn er alles so ernst nahm, war das zugleich bewundernswert und irgendwie traurig.

„So.“ Regulus stellte den Teekessel auf den Tisch. „Ich hab oben ein paar Heiltränke. Da finde ich bestimmt was für deine Hand, solange der Tee zieht.“

Wieder nickte Draco. Regulus zögerte einen Moment, bevor er die Küche verließ, und endlich traute Draco sich aufzuatmen. Er zitterte nicht länger, auch wenn seine Füße kälter als vorher schienen. Die Decke tat ihren Job sehr gut, das Feuer im Kamin den Rest.

Draco konnte noch nicht ganz glauben, dass er wirklich hier saß. Ein Teil von ihm hoffte, dass er sich den ganzen Tag heute vielleicht nur eingebildet hatte. Vielleicht war er im Wohnzimmer eingeschlafen und wachte jeden Moment auf. Alleine in seinem dunklen Haus.

Er war nicht bereit sich für diesen Hoffnungsschimmer zu kneifen, so surreal es auch war in der Küche zu sitzen, in der der Orden des Phönix sich seine schwachen Pläne zusammenreimen würde. Es wäre über alle Maße amüsant Regulus das unter die Nase zu reiben, oder dem Rest seiner Familie. Andererseits… war das bestimmt zwanzig Jahre hin, und das war so gar nicht amüsant.

„Wenn du ihn zu lange ziehen lässt, macht der Tee müde“, kam Regulus‘ Stimme von hinten.

Draco schreckte erneut zusammen. Er schien es nicht mehr gewöhnt zu sein so oft angesprochen zu werden. „Was? Ja… Stimmt.“ Draco schenkte den Tee erst in Regulus‘ Tasse, dann in seine, und während er den Teekessel wieder absetzte, nahm Regulus neben ihm Platz. Aller Planung zum Trotz zog er seine Teetasse einfach wieder zu sich.

Draco hätte damit rechnen müssen. In seinem Nacken prickelte heiße Scham, weil er nicht daran gedacht hatte. Und etwas anders Prickelndes zog an seinem Mundwinkel.

Regulus stellte ein paar Phiolen mit verschiedenfarbigen Flüssigkeiten auf den Tisch. „Gib mir deine Hand.“

„Ich weiß nicht, ob wir uns dafür schon gut genug kennen.“

Regulus verdrehte die Augen, zu schnell um nach einem Aufblitzen von Belustigung zu suchen, und schnappte sich Dracos Hand. Seine eigene war immer noch kühl, genau wie vorhin. Draco wusste, wie es war, immer kalte Hände zu haben. Niemand wollte einem im Winter zu nahe kommen.

Mit derselben Falte zwischen den Brauen, die auch beim Teekochen aufgetaucht war, kümmerte er sich um die Brandwunde auf Dracos Handgelenk. Er hatte auch das erste Mal wirklich Gelegenheit sie länger zu betrachten. Nicht das Schlimmste, was er in den letzten Monaten gesehen hatte, aber irgendwie wurde ihm doch übel, als er sich das schwarz verkrustete Fleisch ansah, das ihm gehören sollte. Das Rot daneben schien dagegen selbst für Gryffindors zu tief.

Draco zischte auf, als Regulus Tropfen eines blauvioletten Tranks auf die Wunde fallen ließ. Der Schmerz ging in einem Schauer durch seinen Arm bis hoch zur Schulter.

„Alles in Ordnung?“, fragte Regulus, und er klang fast so desinteressiert, wie Madam Pomfrey, wenn man über Schmerzen in seinem fast verstümmelten Arm klagte.

„Tut irgendwie mehr weh, als ein aufgeschlitzter Torso“, sagte Draco.

Ein Zucken ging durch Regulus‘ Augenbrauen. „Gleich vorbei. Das wird wieder.“

„Wenn nicht, würde ich dir auch von einer Karriere als Heiler abraten. Oder einer Karriere als irgendwas, wenn du nicht einmal das – autsch.“ Der letzte Tropfen des Zaubertranks hatte ihn an der schmerzhaftesten Stelle getroffen.

Regulus leckte sich über die Lippen, vielleicht um seine Schadenfreude zu verstecken. „Ziemlich tief“, murmelte er. „Ich glaube, ich kann deinen Knochen sehen.“

Draco schaute instinktiv auf die Wunde. Die schwarzen Verkrustungen waren verschwunden, dafür blitzte in dem Riss aus rotem Fleisch etwas Silbriges auf. Draco zerrte seinen Blick zur Seite. Er schluckte. „Also, dafür kennen wir uns definitiv nicht gut genug.“

Regulus‘ Blick bohrte sich in ihn. „Das wird wieder.“

Draco nickte. Er nickte zu oft. Regulus musste ihn für einen elenden Ja-Sager halten.

„Wie ist das passiert?“, wollte Regulus wissen. Draco hatte das starke Gefühl, er redete nur, um ihn abzulenken. Dabei hatte er schon Schlimmeres gesehen und hinter sich. „Ein Fluch oder –“

„Ein Schürhaken“, sagte Draco. „Der kam wie aus dem Nichts auf mich zugeflogen.“

Regulus schaute stirnrunzelnd auf. „Wenigstens… kein Fluch.“

Draco dachte an die Lestranges zurück und konnte nicht anders als zuzustimmen. Sie hätten ihm mehr zufügen können als eine Fleischwunde. Das hätte heute sein letzter Tag werden können. Er sollte froh sein, dass er ihnen entwischt war. Aber irgendwie wäre er ihnen doch lieber in Kingsleys Büro entwischt.

Draco trank einen Schluck Tee. Tatsächlich Zitrone. Es könnte schlimmer sein. „Dein verquollener Hauself hätte den nicht besser machen können“, murmelte Draco. „Wohnst du hier alleine mit ihm?“ Er kannte die Antwort, aber vielleicht war es besser, wenn Regulus dachte, dass er sie nicht kannte.

„Meine Eltern sind gerade im Urlaub“, sagte Regulus. „Du musst dir keine Sorgen machen, dass sie auftauchen und Fragen stellen.“

„Was sollten sie bitte fragen? Sohn, wieso tropft ein Fremder auf unseren Küchenfußboden?“

„Sagst du mir, wo genau du herkommst?“, überhörte Regulus ihn einfach.

„Wiltshire, England“, sagte Draco trocken.

„Witzig.“ Regulus ließ die letzten Tropfen aus der Phiole fallen. Dracos Handgelenk heilte unter ihnen zu. Mehr als Striemen aus getrocknetem Blut und Wundflüssigkeit blieben nicht zurück. „Ich meine, was hinter dem Spiegel ist. Ein Alternativuniversum, eine andere Zeit, Vergangenheit, Zukunft…“

„Ein Alternativuniversum?“, hakte Draco nach.

„Eines, wo Albus Dumbledore der mächtigste schwarze Magier aller Zeiten geworden ist oder so etwas in der Art“, schlug Regulus vor.

„Warte, soll das heißen er ist hier kein gönnerhafter Marionettenspieler, der Kinder mit Zitronendrops in sein Büro lockt?“

Regulus presste die Kiefer aufeinander, was sein Gesicht schärfer machte und jedes Lächeln auslöschte. Er räumte die Phiolen zusammen, ließ sie aber auf dem Tisch liegen. „Denk an all die Entscheidungen, die du jemals getroffen hast. Und dann stell dir die Welt vor, wenn du eine andere Wahl getroffen hättest. Abermillionen Möglichkeiten für eine komplett andere Zukunft.“

Draco schob seinen linken Hemdärmel sorgfältig herunter. Weit genug, dass er den Ärmel mit den eigenen Fingern umschließen konnte. „Die Welt wäre ein besserer Ort, wenn ich diesen fiesen Haarschnitt in der vierten Klasse nicht gehabt hätte, ja.“

Regulus seufzte in seine Teetasse hinein. Er nahm einen kleinen Schluck. „Also Option zwei, ja?“

Draco runzelte die Stirn. Er fummelte nervös an seinem Ärmel herum. „Du denkst, weil ich die eine absurde Idee abstreite, hab ich die andere bestätigt?“

Regulus zuckte mit den Schultern, hätte aber auch nicken können, um alles einfacher zu machen. „Vielleicht bin ich auch einfach nicht bescheuert, Draco. Du kennst sowohl Abraxas, als auch Lucius. Du hast sie auf diese… Art angesehen. Ganz davon abgesehen, dass du ihnen wie aus dem Gesicht geschnitten bist.“

Draco seufzte. „Okay, Black –“

„Regulus.“

„Zauberern, die mit der Zeit spielen, passieren schlimme Dinge, Black“, sagte Draco scharf. „Mir wird nichts Schlimmes passieren.“

„Du meinst schlimmer als hier festzusitzen?“

„Mit deinem Tee kann ich leben.“ Draco trank noch einen Schluck des Tees. Ein Rest der Blätter blieb in seiner Kehle hängen, der Großteil aber am Boden der Tasse. Professor Trelawney hätte Harry Potters Tod darin gesehen. „Es gibt kein Alternativuniversum, in dem ich dir erzähle, wo ich herkomme.“

„Geht man von der Theorie aus, dass es Alternativuniversen gibt, wie die Idioten in der Mysteriumsabteilung, ist das unmöglich“, sagte Regulus. „Und lassen wir mal weg, dass es nicht bestätigt ist, was mit Zauberern passiert, die mit der Zeit spielen, wer sagt dir, dass du in diesem Moment nicht mit ihr spielst?“

„Sollte ‚spielen‘ nicht Spaß implizieren?“

Regulus‘ Mundwinkel zuckten. Eindeutig.

Draco zog bei Entdeckung selbst einen Mundwinkel hoch. „So, so. Es braucht also eine Misere dieser Größe, um dich mal zum Schmunzeln zu bringen?“

Regulus versuchte sich das Lächeln zu verkneifen, wahrscheinlich nicht aus Höflichkeit, biss sich dafür sogar auf die Unterlippe. Draco wartete mit gehobenen Augenbrauen auf das Unvermeidliche. Ein Lachen. Es kam nicht. Regulus schluckte es erfolgreich herunter.

„Eine kleinere Misere hätte auch gereicht“, sagte er und stand auf. Er nahm Draco die leere Teetasse ab und stellte sie zusammen mit seiner auf die Theke hinter ihnen.

„Du meinst sowas, wie ganz alleine in einem düsteren, verstaubten Haus festzusitzen. Das würde mich auch grinsen lassen – wenn es nicht so traurig wäre.“

„Ist dir die verregnete Straße lieber als das düstere, saubere Haus?“

„Ich schwanke noch“, sagte Draco, die Hand abwägend ums Gelenk drehend. Er hörte ein belustigtes Schnauben von hinten und stand auf, lehnte sich rücklings gegen den Tisch. „Bis jetzt stehen deine Chancen ganz gut.“

„Meine Chancen?“

„Dass ich dein trauriges, verstaubtes Leben aufhelle.“

Regulus hatte sich genug gefasst, um kein Zucken in seine Miene zu lassen, nicht einmal in eine seiner Augenbrauen. „Was bin ich für ein riesiger Glückpilz“, sagte er so trocken, dass selbst der Sarkasmus auf halbem Wege verdurstete.

Draco musste darüber grinsen, und er gab sich nicht die Mühe das zu verstecken.

„Ich werde dich nicht ausfragen“, sagte Regulus schließlich, als hätte Draco übersprungen, dass sie nur um das eigentliche Thema herumgetanzt hatten. „Komm mit. Ich zeig dir, wo du dich aufwärmen und schlafen kannst. Muss ein anstrengender Tag gewesen sein. Überall regnet es Schürhaken.“

Draco lachte gekünstelt. Er nahm die Decke mit, die er wie einen Umhang um seine Schultern hängen ließ, und folgte Regulus die Treppen nach oben.

Das Haus schien mit jedem Stockwerk düsterer zu werden. Die Tapeten waren dunkel, die wenigen Portraits rümpften über seinen Anblick die Nase, und die Landschaftsgemälde hatten etwas von der romantischen Dunkelheit des neunzehnten Jahrhunderts.

Mindestens drei Stockwerke verwundener Treppen ließen sie hinter sich, bevor sie den Zielkorridor ganz oben erreichten. Hier gab es zwischen dem Badezimmer nur zwei Türen. Auf der einen stand Regulus‘ voller Name, als würde der seine Eltern davon abhalten ungefragt hereinzukommen. Auf der anderen stand einfach nur ‚Sirius‘.

„Das ist das Zimmer von meinem Bruder“, sagte Regulus und öffnete die Tür.

Das Zimmer war groß mit zwei Fenstern, die auf die Straße herunterschauten. Regen krachte gegen die Scheiben, lief in Rinnsalen über das Glas. Ein warmes Feuer brannte im Kamin. Bett, Schreibtisch und Schränke sahen aus, als würden sie nach einem Schuljahr in Hogwarts darauf warten, dass endlich wieder jemand sie benutzte.

Draco machte einen verhaltenen Schritt in das Zimmer. „Er wundert sich hoffentlich nicht darüber, dass ich in seinem Bett liege.“

„Er…“ Regulus zögerte, versteifte sich bis in die Haarspitzen. „Er ist ebenfalls nicht da.“

Draco schaute sich die Wände an. Überall hingen Fotos von Mädchen in viel zu wenig Kleidung. Irgendwie war er froh darum, dass sie sich nicht bewegten. Dazwischen stachen Bilder von einem merkwürdigen Metallpferd mit Rädern hervor. Auch dort bewegte sich nichts. Die magischen Bilder ließen nach sich suchen. Das grelle Gryffindor-Banner dagegen brannte in seinen Augen.

„Die Dekoration ist extravagant“, sagte Regulus. Ihm war der Anblick sichtlich unangenehm und er vermied es überhaupt die Wände anzusehen.

„Nicht viel mehr als Hauselfenköpfe im Treppenhaus“, antwortete Draco. Er näherte sich dem frisch gemachten Bett, wenn auch mit alten Bezügen, wie es schien. Eine rotgoldene Tagesdecke hatte in einem Haushalt voller Slytherins sonst wohl nichts zu suchen. Er strich über den Stoff. Weich und warm. Die Farben taten ihren Teil dazu.

Am Fußende lag sauber gefaltete Kleidung; ein Pyjama und trockene, kuschelige Hausschuhe.

„Seine Sachen dürften dir passen.“ Regulus deutete auf den Kleiderschrank in einer Ecke des Zimmers. „Bedien dich.“

Draco rang mit einem Danke in seiner Kehle. Ein Knoten hielt es auf und er schluckte es schwer herunter. Trotzdem drehte er sich zu Regulus herum. Der stand schon im Flur, bereit die Tür hinter sich zuzuziehen.

„Black“, rief Draco, und Regulus hielt in der Bewegung inne. „Warum machst du das alles?“

Regulus schaute ihn an, musterte ihn nicht einmal, sondern bohrte seinen Blick ohne zu blinzeln in Dracos.

„Du kennst mich nicht. Soweit du weißt, könnte ich über alles gelogen haben“, sagte Draco. „Ich könnte ein Einbrecher mit einer verdammt schlechten Ausrede gewesen sein. Und du lässt mich in dein Haus?“

Kurz schien Regulus darüber nachzudenken, ob es wirklich so eine gute Idee war Draco hier zu übernachten lassen. „Als ich vier war, hab ich einen nassen Welpen im Bordstein liegen gesehen. Hier vor der Haustür. Ich hab ihn in den Umhang meines Bruders gewickelt und wir haben ihn reingeschmuggelt. Meine Eltern sind ausgeflippt. Ein nasser, verlauster Köter hätte hier nichts zu suchen, haben sie gesagt. Der Hund hat gezittert, gewinselt und unter meinem Arm Schutz gesucht. Da konnte ich ihn nicht wieder nach draußen bringen.“

Draco hob eine Augenbraue. „Du vergleichst mich hoffentlich nicht mit einem nassen Welpen.“

„Zwei Tage später war der Welpe tot“, sagte Regulus, als würde er aus einem Lehrbuch vorlesen. „Er war zu schwach für die Nässe und Kälte, obwohl ich alles versucht habe. Mein Vater meinte, dass ich zu viel Mitleid mit ihm hatte, mich hineingesteigert habe. Ich weiß nur, dass ich es mir nicht verziehen hätte, ihn wieder nach draußen zu bringen.“

„Ich bin kein nasses Vieh.“

„Du zitterst wie eines.“

Draco hob die Schultern. „Solange ich nicht morgen aufwache und umringt von Unsäglichen bin, die ein neues Forschungsobjekt suchen, meinetwegen.“

Regulus hob ebenfalls die Schultern. „Das wirst du wohl erst morgen wissen. Gute Nacht, Draco.“

„Gute Nacht.“ Die Tür wurde keine Sekunde nach dem letzten Wort zugeschlossen. Draco setzte sich auf die Kante des fremden Bettes. Sein Blick fiel auf den Nachttisch. Ein gerahmtes Foto stand dort. Die Figuren darauf bewegten sich tatsächlich und trugen vernünftige Kleidung.

Draco kannte alle vier Personen auf dem Foto, zwei sogar persönlich. Regulus‘ Bruder grinste ihn aus dem Rahmen heraus an, die Arme um einen Potter-Klon, einen Werwolf und einen Verräter gewickelt. Noch mehr Todgeweihte.

Draco legte die Hand an den Rahmen, als wolle er das Bild hochheben, und klappte es mit dem Glas voran auf den Tisch.


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