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Fanfiction

The Black Mirror - Regulus Black

von Dr. S

Regulus Black. Regulus Black richtete seinen Zauberstab auf ihn. Regulus Black, der seit fast zwanzig Jahren tot war.

Draco hatte das starke Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren – obwohl er noch immer auf dem Boden hockte. Er suchte etwas, an dem er sich festhalten konnte. Sein Herz wurde nicht länger von purer Panik durch seinen Brustkorb gejagt, sondern raste vor Verwirrung. Er senkte den Blick von Regulus zurück auf sein Spiegelbild, dann auf den Spiegel selbst. Den schwarzen, unauffälligen Rahmen.

Er erinnerte sich an das sinkende Gefühl, das er heute Nachmittag erlebt hatte, und auch sein Stolperer eben, knapp aus Rodolphus‘ Reichweite, war ihm noch gut im Gedächtnis geblieben.

„Ich bin durch den Spiegel gefallen“, sagte Draco und streckte die Hand nach dem Glas aus. Er zögerte es zu berühren. Dahinter lauerten zwei wütende Todesser, die nicht mehr zu verlieren hatten, außer die Chance auf Rache – und Draco wollte sie ihnen nicht freiwillig überlassen. Er hatte keine Ahnung, ob sie ihm folgen konnten, aber auch das wollte er nicht riskieren. Er musste verschwinden. Raus aus… wo immer er war.

Um ihn herum glich alles dem Ort, den er eben unfreiwillig verlassen hatte. Dieselbe Kammer, in der er die letzten Nachmittage mit Aufräumen verbracht hatte, derselbe eingestaubte Boden, dieselben Regale. Sogar die Inhalte hatten sich kaum verändern. Er bemerkte eine samtene Schachtel, die ein blutgetränktes, böse verfluchtes Kartenspiel versteckte, direkt hinter Regulus.

Regulus, der ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue anstarrte. So wirkte er nicht weniger hochmütig, aber ein kleines Stück älter. Er musste ungefähr Dracos Alter haben, plus minus die zwanzig Jahre, die er tot war. Sein Haar war schwärzer als die Schatten um sie herum und ordentlich gescheitelt. Ein scharfer Rahmen für sein blasses, feingeschnittenes Gesicht. Seine Augen blitzten scharf wie Silbermesser, die sich mühelos in jedes Innere hineingruben und die tiefsten Geheimnisse besser als Legilimentik hervorholten.

Bei Draco setzten automatisch alle Abwehrmaßnahmen gegen zu tiefe Blicke ein. Er wusste selbst nicht, was hier los war, und gerade deswegen wollte er noch weniger, dass jemand in seinen verwirrten Schädel blicken konnte.

Regulus ließ den Zauberstab leicht sinken. „Hast du getrunken?“

„Getrunken?“ Draco stand auf. Seine Beine fühlten sich wie nach einem Wabbelbein-Fluch an. „Du bist doch ein Zauberer, oder ist der Stock da nur Deko? Und du hältst das für so unwahrscheinlich?“

„Auch Zauberer können betrunken sein“, sagte Regulus, und obwohl er keine Miene verzog, sein Gesicht starr wie Eis, schien das ein Scherz gewesen zu sein. Zumindest rührte sich etwas in Dracos Bauch, das er schon lange nicht mehr gespürt hatte: ein Lachen. Eher ein Schnauben. Oder das Adrenalin schlug ihm so sehr auf den Magen, dass er sich übergeben musste. Den Unterschied hatte er verlernt.

„Seh ich betrunken aus?“ Draco breitete die Arme aus. Noch immer hielt er seinen nutzlosen Zauberstab fest. Regulus reagierte nicht gut darauf, dass er ihn anhob, und riss seinen eigenen in eine offensichtliche Defensivhaltung. Draco steckte den Stab weg, ein risikoreiches Friedensangebot, das Regulus belohnte indem er seinen Zauberstab auf die gleiche Höhe wie eben zurücksenkte, auch wenn er ihn nicht wegsteckte. Nicht unbedingt gerecht. Noch dazu sah Draco gerade sein Spiegelbild und hatte das Verlangen sich zu korrigieren: „Rieche ich betrunken?“

Eine rein rhetorische Frage, aber Regulus trat auf ihn zu, als wolle er sich selbst davon überzeugen. Er schnupperte zum Glück nicht und infiltrierte auch nicht Dracos Privatsphäre, wie es der Zaubereiminister sich so gerne herausgenommen hatte. Oder auf die unangenehmste Weise, die es gab; wie Todesser, die zu viel getrunken hatten. Dafür starrte er ihn an, als hätte Draco irgendetwas Abnormales im Gesicht.

„Was bist du?“, fragte er.

Draco war an der Reihe eine Augenbraue zu heben.

„Du bist aus einem Spiegel gefallen“, sagte Regulus. „Zumindest behauptet du das. Du könntest alles Mögliche sein. Eine Erinnerung, ein Gestaltwandler –“

„Hast du vor Blondinen Angst? Sonst halte ich es für unwahrscheinlich, dass ich ein Irrwicht bin“, sagte Draco eingeschnappt. „Ich bin ein Mensch, ziemlich real. Das ist keine Einladung mich anzufassen.“

Regulus senkte seine ausgestreckte Hand wieder. Er drehte den Kopf ungerührt von Dracos Worten in eine leichte Schräge, als müsse er den Winkel ändern um zu erfassen, ob Draco die Wahrheit sagte oder nicht. Draco konzentrierte sich so auf seinen Blick, dass er nicht bemerkte, wie Regulus nach seiner Hand griff. Ein brennender Schmerz zuckte durch seine Muskeln. Die klaffende Brandwunde am Gelenk hatte er vergessen. Draco zischte auf.

„Du bist verletzt“, murmelte Regulus. Seine Hand bildete eine kühle Unterlage für Dracos, während er die Wunde begutachtete und Dracos Hand dabei vorsichtig drehte. Er stand so nah, dass Draco jedes Zucken in seinen Muskeln sehen konnte. Eine konzentrierte Falte hatte sich auf seiner Stirn gebildet. Er sah aus, als würde er oft grübeln. Es stand ihm. Irgendwie. „Wie ist das passiert?“

„Was?“

Regulus hob den Blick zu Draco, schaute ihm einen Moment lang direkt in die Augen, dann zurück auf die Wunde. Sehr penetrant.

Draco zog seine Hand aus Regulus‘ und umschloss sie. „Das geht dich nichts an.“

„Sieht schlimm aus.“

„Ich hab einen Heiltrank zu Hause.“

„Und das ist wo?“

Draco erlaubte sich ein Grinsen. „Hinter dem Spiegel.“

Einen Moment schwankte Regulus‘ Ausdruck zwischen amüsiert und genervt. Er ließ keine der Emotionen Überhand ergreifen, sondern musterte Draco weiterhin interessiert. „Warum gehst du dann nicht zurück?“

Draco hatte die verbliebenen Lestranges vor den Augen. Er konnte jetzt noch nicht zurück, das wäre sein sicherer Tod. Am Ende standen sie direkt hinter diesem Spiegel und würden jede Minute darauf kommen, wie sie ihm folgen konnten. Er schluckte. Zur Not konnte er ihnen Regulus entgegen werfen und weglaufen. Oder?

„Ich kann mir das ansehen“, sagte Regulus. Er schaute sich um. Das magische Licht seines Zauberstabs erleuchtete eine nahegelegene Couch. Er machte einen Schritt darauf zu. „Komm.“

Draco packte ihn am Arm und zog ihn zurück. „An deiner Stelle würde ich das lassen.“ Auf Regulus‘ fragenden Blick hin griff er ein altes Modell vom Jupiter mit seinen Monden aus dem Regal und warf es auf das Sofa. Die Kissen stürzten sich hungrig wie das Monsterbuch der Monster darauf und fraßen alles bis auf Io auf, der aus dem Sofa kullerte und irgendwo unter die Regalreihen rollte. „Da sollte jemand mal ein Tuch drüber legen.“

Wenn Regulus vorher nicht neugierig ausgesehen hatte, dann glich er jetzt einer Katze, die immer wieder die Pfote ins Kaminfeuer hielt, weil sie das Geheimnis der Flammen nicht verstand.

„Wo kommst du her?“, fragte Regulus scharf.

Draco konnte auch diesen Tonfall imitieren. „Du hast kein Recht mich auszufragen. Das hier ist nicht einmal dein Haus. Was machst du überhaupt hier?“

Regulus verengte die Augen. Er hatte immer noch einen Zauberstab in der Hand, der weitaus besser als Dracos funktionierte. Das wusste er zwar nicht, aber Draco brauchte nicht noch einen Todesser, der ihn umbringen wollte.

„Hör zu“, versuchte Draco abzulenken, „gib mir ein paar Minuten, dann verschwinde ich wieder. Ich brauche nur… einen Puffer.“

Regulus‘ Züge, seine kalten Augen, verloren etwas an Schärfe. Davon weich zu werden waren sie noch weit entfernt. „Wie ist dein Name?“

Draco konnte schlecht darauf antworten.

Ein Rumpeln und Schritte retteten ihn davor irgendein riesiges Chaos in die Zeit zu bringen. „Hallo? Wer ist… Regulus?“ Ein Mann erreichte sie. Sein Haar war so weißblond wie Dracos und ein dichter, weißer Bart bedeckte seinen Kiefer und Kinn. Darunter steckte derselbe grimmige Gesichtsausdruck, den sein Portrait immer zeigte. Das war sein Großvater. „Was hast du hier drinnen zu suchen?“ Abraxas bemerkte Draco erst jetzt und hatte nicht mehr als einen Seitenblick für ihn übrig. „Und wer ist das?“, fuhr er Regulus an, als hätte Draco kein Recht für sich selbst zu sprechen.

„Ich dachte, das hier wäre das Badezimmer“, sagte Regulus, und wenn das eine Lüge war, dann war sie glatter als ein zugefrorener See. Unauffällig und in einer flinken Bewegung steckte er seinen Zauberstab in die Hosentasche und ließ das Jackett darüber wie einen Vorhang fallen. „Anscheinend war ich nicht der Einzige. Wir sind hier ineinander gelaufen.“

Abraxas erlaubte sich einen genaueren Blick auf Draco. Seine legere Kleidung gefiel ihm offenbar so wenig, dass er es sich nicht verkneifen konnte die Nase darüber und über die zerwühlten Haare zu rümpfen. „Wirklich? Ich vermute, wenn man in einem Erdloch wohnt kann man sich in einem vernünftigen Haus schon einmal verirren, aber du solltest dich auskennen können, Regulus.“

Zorn und Scham leisteten sich ein hitziges Wettrennen in Dracos Wangen. Erdloch? Er wurde mit einem verdammtem Weasley verwechselt und konnte nichts dagegen sagen.

„Ich kann mich nicht erinnern dich heute Abend schon gesehen zu haben“, fuhr Abraxas fort. In der Dunkelheit lehnte er sich vor um einen genaueren Blick auf Draco zu werfen. „Du kommst mir bekannt vor.“

Draco schaute auf seine Füße herunter – er trug gerade mal seine Hausschuhe, und wie ihm gerade auffiel hatten sowohl Regulus als auch Abraxas sich ziemlich herausgeputzt. Auffälliger hätte er nur auftreten können, wenn ihm zwei Todesser hinterhergefallen wären. Er musste hier wirklich raus. Allerdings wären die Lestranges ihm wohl schon längst gefolgt, hätten sie verstanden, wie Draco ihnen entschlüpft war. Vielleicht warteten sie auch darauf, dass er naiv zurückgekrochen kam.

Im Moment war das größere Problem tatsächlich sein Großvater. Abraxas beäugte ihn, als würde er jeden Moment darauf kommen, wem Draco so ähnlich sah. Nämlich seinem Sohn. Und das durfte er nicht zulassen. Zauberern, die mit der Zeit spielten, passierten schlimme Dinge. Nicht nur Kopfschmerzen.

Regulus gluckste.

Draco riss den Blick hoch und herum. Er war sich nicht sicher, ob das wirklich Regulus gewesen war, der gelacht hatte. Es klang nach seiner Stimme und irgendwie doch… falsch. Vor allem war es unangebracht – außer, er hatte vor Draco in Abraxas‘ Arme zu stoßen und sich schnell davon zu machen, so wie Draco es getan hätte, wenn die Lestranges ihm gefolgt wären. Offensichtlich hatte Regulus hier nichts zu suchen, das irgendwie koscher war.

Auch Abraxas schaute Regulus an, als wäre das Geräusch ihm unbekannt.

„Sehr amüsant, Sir“, sagte Regulus. Er klopfte Draco auf die Schulter. „Hast du das gehört? Du kommst ihm bekannt vor.“

Draco zwang seine Mundwinkel nach oben, stieß ein schwaches Lachen aus.

Abraxas linste verwirrt zu ihm herüber.

„Natürlich kommen Ihnen Ihre Gäste bekannt vor. Sie haben sie schließlich eingeladen, Sir“, sagte Regulus mit so einer Sicherheit, dass sogar Abraxas verunsichert schien. „Ansonsten wäre das… eine peinliche Angelegenheit. Nicht wahr?“

„Ja… Ja, natürlich. Sie sind doch… Ja. Ich erinnere mich.“ Abraxas klemmte die Finger unter die Seiten seiner Roben und straffte sie über seine Brust. Er räusperte sich. „Nun, dies ist nicht das Badezimmer. Das befindet sich rechts um die Ecke.“

Draco rang sich ein dankendes Nicken ab, bevor er Regulus folgte, der ihn mit einer auffälligen Armbewegung den Weg in die Eingangshalle zeigte. Was ihn dort erwartete war mehr als einfach nur das Gegenteil von dem Malfoy Manor, das er verlassen hatte: Es war ein ganz anderes Zeitalter.

Aberdutzende Zauberer tummelten sich hier und im Salon, verstreut auch auf den Treppen zu den oberen Etagen. Sie sprachen heiter in diesen leisen Stimmen, die sich Menschen leisteten, denen jeder zuhören wollte. Aus dem Salon erklang die zarte Musik eines Streichquartetts. Der Kronleuchter tauchte alles in ein warmes Licht, ließ den hellen Marmorboden golden erstrahlen.

Von Trostlosigkeit, Staub und Dunkelheit war nichts zu sehen. Erst auf den zweiten Blick fiel ihm auf, dass die Türen eisern versuchten genau diese Schatten auszusperren. Regen fiel gegen die Fenster und die dunklen Wolken, die ewigen Verfolger von Dementoren, lagen auch auf den Gesichtern der Gäste. Lachen hörte man keines, hier und da ein kleines Lächeln oder Schmunzeln versteckt hinter einer Handfläche.

Dennoch erinnerte es mehr an das Malfoy Manor, das er zu Hause nannte, als der Ort, den er gerade verlassen hatte.

„Was ist hier los?“, fragte er Regulus, der einen Hauselfen mit einem Tablett voller Champagnergläser wegwinkte.

„Spendengala fürs St. Mungos. Im Moment haben sie das nötig.“

Draco packte ihn an der Armbeuge, als er sich zwischen die quatschenden Gruppen stehlen wollte. „Und was wolltest du während einer Gala in der Vorratskammer? Du bist doch nicht etwa… betrunken?“

Regulus drehte sich mit einem Ruck zu ihm herum. Sein warnender Blick kitzelte aus Draco das Verlangen sich auf dünnes Eis zu begeben. Zu provozieren.

„Hey, wenn du mich schon als Ausrede benutzt um dich zu retten, schuldest du mir auch eine Erklärung“, sagte Draco.

„Ganz davon abgesehen, dass ich dir keine Erklärung für irgendwas schulde… Du willst sie hier hören?“

„Partys mit vielen Leuten sind der beste Ort, um sich ungestört zu unterhalten.“ Draco schaute sich um. Alle waren so beschäftigt mit sich selbst, dass ihn keiner bemerkte. Nicht einmal in diesem Aufzug. „Deswegen schert sich auch niemand darum, dass ich Hausschuhe trage.“

„Dann verrat mir, wo du hergekommen bist.“

Draco öffnete den Mund, weil irgendetwas in ihm antworten wollte. Dabei konnte er sich das genauso wenig leisten, wie auch nur eine Prise Neugierde. Er würde sich nach oben schleichen, sich in der Kammer hinter dem Wandteppich der Schlacht von Hastings verstecken, und in ein paar Stunden oder morgenfrüh wieder nach Hause gehen. Wenn die Lestranges noch da waren, dann campierten sie sicherlich nicht vor dem Spiegel. Vielleicht konnte er sich an ihnen vorbei schleichen und Kingsley irgendwie kontaktieren – gerade wäre ihm auch der rechthaberische Blick egal, der mit Sicherheit auf ihn wartete.

„Oder deinen Namen“, ergänzte Regulus, als Draco sich in Schweigen hüllte.

Ein Klirren ging durch die Eingangshalle. Jemand schlug mit einem Löffel gegen ein Glas. Das Geräusch kam vom Ende der Treppen im ersten Stock. Alle Blicke richteten sich nach oben, auch Dracos.

Sein Vater lehnte am Treppengeländer. Er sah jünger aus, weitaus jünger, und ohne einen Kratzer von Askaban an der Fassade. Es war verstörend zu sehen, dass er weder etwas mit dem Mann zu tun hatte, der sich im letzten Jahr vor dem Dunklen Lord in seinem Zimmer versteckt hatte, noch mit seinem Vater, der ihm seinen Gehstock auf die Finger geschlagen hatte, wenn er zu lange um etwas gebettelt hatte. Sein Lächeln und seine Haltung hatten etwas Leichtes… etwas Lässiges.

„Verzeihen Sie bitte, meine Damen und Herren. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihr Kommen und natürlich Ihre Unterstützung im Namen des St.-Mungo-Hospital für magische Krankheiten und Verletzungen. In Zeiten vieler missgeleiteter Flüche und kurioser Unfälle, ist es unsere Pflicht der Zauberergemeinschaft mit allem was wir haben beizustehen.“

Sein Geschwafel war dasselbe wie in der Zukunft… Gegenwart.

Draco bekam schon wieder Kopfschmerzen. Er schaute von seinem Vater weg und blieb an seinem Großvater hängen.

Abraxas kam aus der Vorratskammer und schloss die Tür sorgfältig. Misstrauisch schaute er sich um. Als er Regulus entdeckte verfinsterte seine Miene sich auffällig. Er blieb vor der Tür stehen wie ein Wachhund. Über ihm redete Lucius weiter in gewundenen Metaphern über die Vorfälle, für die der Dunkle Lord verantwortlich war. Draco schaute in die Gesichter um sich herum und fragte sich, ob irgendeiner der steif lächelnden Menschen vermutete, dass Lucius darin involviert war. Zu seiner Zeit war irgendwie jeder davon ausgegangen, auch wenn sie sich nicht getraut hatten etwas zu sagen.

Klatschen riss ihn aus dieser Vorstellung.

Draco atmete tief durch. Er musste sich solche Fragen nicht stellen. Zu Hause wartete ein Land ohne Krieg auf ihn – und sobald die Lestranges aus dem Weg geräumt worden waren, auch eines ohne Todesser.

Dann brach um ihn herum ein regelrechter Tumult aus. Alle Gäste strömten auf Abraxas zu, oder auf Lucius, der die Treppe herunterkam, und verabschiedeten sich. Die Panik kehrte in Dracos Brustkorb zurück, wickelte sich fest um seine Lungen. Er schnappte nach Luft.

Regulus schob ihn mit einem Arm etwas nach hinten, als Lucius in ihre Nähe kam. Die Tür zur Vorratskammer rückte in immer weitere Ferne.

„Noch einem Malfoy willst du sicher nicht begegnen“, murmelte Regulus ihm zu – und da hatte er Recht. Aber wenn jetzt alle gingen, dann hatte er keine Gelegenheit mehr ein anständiges Versteck zu finden. Lucius blockierte den Weg nach oben, Abraxas den nach Hause. Die ersten Gäste verließen bereits das Haus durch die Tür und den Kamin.

Er tat das erste, was ihm einfiel, und schubste Regulus weg von sich. „Ich verzichte auf deine Hilfe. Du hast mich erst in diesen Schlamassel gebracht.“ Es kümmerte ihn wenig, ob Regulus verstand, was er sagte. Draco wollte nichts mit Todgeweihten zu tun haben. Er wollte nach Hause.

Hinter einer Gruppe Hexen im mittleren Alter verließ Draco das Haus. Der Regen peitschte ihm entgegen. Es war kalt und dunkel, wie der Sommer letztes Jahr – oder in zwanzig Jahren. Er bekam schon wieder Kopfschmerzen.

Die Hexen hatten Regenschirme dabei und spannten sie auf. Geschützt unter schwarzem Stoff marschierten sie die Auffahrt herunter. Draco spaltete sich nach zwei Metern von der Gruppe.

Er bog nach Westen ab und lief durch das nasse Gras bis zur Ecke des Herrenhauses. Die gleichen Hecken, die er seit seiner Kindheit kannte, wuchsen um den Weg herum. Die Rosenbüsche waren an denselben Orten. Sogar die alte Weide ragte hinter der Biegung hinauf. Die vertraute Umgebung schaffte es seine Panik etwas zu schlucken. Er würde einen Weg hinein finden. Wenn die Lestranges einen fanden, dann er erst recht.

An der Westwand hielt er an, geschützt vor allen Blicken, die ihn von der Auffahrt gefolgt sein könnten. Er schaute die alte Steinwand hoch, bis zu jenem Fenster, hinter dem sich der Flur vor seinem Zimmer befand. Sein zukünftiges Zimmer. Als Kind war er das ein oder andere Mal dort herauf geklettert. Mit Unterstützung dichter Efeuranken und einiger Kerben in Stein. Jetzt war der Stein kahl und glatt geschliffen. Er suchte ihn mit den Händen ab, versuchte zumindest einen Anfang zu finden, um sich hochzuziehen, fand aber beim besten Willen keinen.

Draco schaute an der unüberwindbaren Wand hoch und runter. Verzweiflung stieg in ihm auf, als er nichts, keinen Weg wieder ins Haus hinein fand. Der Regen lief über seine Stirn in seine Augenwinkel. Er schlug eine Hand gegen die Wand und spürte einen plötzlichen Schmerz durch sie zucken. So hart war ihm der Stein nie vorgekommen. Früher war es eine beschützende Mauer gewesen, aus der ein Gefängnis geworden war. Aber dass er eines Tages einmal gar nicht mehr hineinkommen würde, schien vollkommen absurd. Surreal. Wie seinen Vater jung und gelassen zu sehen… seinen Großvater lebendig…

Draco rieb sich seine Hand. Der Schmerz kam von der Brandwunde, die er schon wieder vergessen hatte. Durch den Schlag war sie erneut aufgebrochen. Der nasse schwarze Stoff seines Hemdes klebte auf ihr und sog sich mit Blut und Wundflüssigkeit voll. Es tat mit jeder Sekunde mehr weh. Seine Socken sogen sich mit Wasser voll. Widerlich platschende Geräusche, als würde er durch Morast gehen, ertönten, wenn er sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte.

„Was meinst du damit?“

Draco schreckte herum.

Regulus stand an der Ecke des Hauses. Er hatte ebenfalls einen Regenschirm dabei, was seine Hosenbeine nicht vor dem Anschlag der nassen Wiese rettete. „Dass dein Schlamassel meine Schuld sein soll. Was meinst du damit?“

Draco nahm die Hände herunter und kehrte der Wand seine Seite zu. Er triefte, im Gegensatz zu Regulus. „Das willst du hier besprechen? Im strömenden Regen?“

„Wenn es um ein ungestörtes Gespräch geht, ziehe ich das einem Saal voller Leute allemal vor“, sagte Regulus.

„Ein Gespräch benötigt mindestens zwei Leute, vorausgesetzt du zählst die Stimmen in deinem Kopf nicht mit, und ich will nicht mit dir reden“, gab Draco zurück. Er lehnte sich wieder an die Wand, stützte sich mit beiden Händen an ihr ab und senkte den Kopf. Der Regen krachte in seinen Nacken.

Dann hörte er abrupt auf. Draco schaute hoch. Regulus hatte sich neben ihn gestellt und hielt seinen Schirm über Dracos triefendnassen Kopf. In diesem Moment konnte Draco ihn weniger leiden als den Zaubereiminister, der sich ihm immer aufdrängte.

„Du bist herumgeschlichen“, sagte Draco leise. Der Regen übertönte ihn fast. „Hättest du das nicht getan, wäre ich nach meinem kleinen Puffer wieder nach Hause gegangen und würde nicht mit Hausschuhen im Matsch stehen.“

„Du hast mich auch um einige Wochen zurückgeworfen“, sagte Regulus, als wäre was immer er dort gesucht hatte ansatzweise vergleichbar mit Dracos Situation. Er war gestrandet und wusste zwar genau wo, aber nicht wann. „Ich hab ewig darauf gewartet, dass genug Menschen da sind, damit niemand bemerkt, wenn einer fehlt.“

„Wenn du denkst, dass wir jetzt quitt sind, hast du dich geschnitten.“

Regulus warf einen Blick auf Dracos Verletzung, die eindeutig keine Schnittwunde war, und sparte sich deswegen wohl auch einen Kommentar. „Ich plane jedenfalls noch einmal herumzuschleichen. Schließ dich mir an und du kommst wieder nach Hause. Dann sind wir quitt.“

Draco erwiderte Regulus‘ Blick misstrauisch. Sein Verstand schrie ihn an sich nicht darauf einzulassen und keinem blutjungen Todesser zu vertrauen, der sich auf eine Mission machte Ruhm anzuhäufen. Aber damit dachte er schon darüber nach. Und er hatte tatsächlich keine große Wahl. Abraxas würde eher Regulus als einen herumstreunenden, angeblich aus einem Erdloch entlaufenen Fremdling hereinlassen.

Draco seufzte, anscheinend geschlagen.

Regulus schulterte seinen Schirm und hielt Draco seine Hand hin. „Regulus Black. Nicht, dass das neu für dich wäre.“ Der Zug um seine Mundwinkel war kein Lächeln, trotzdem… Er hatte etwas Besonderes. Etwas, das zu schade zum Sterben war.

Draco schlug ein. „Draco“, stellte er sich vor und atmete tief durch, bevor er noch einen obendrauf setzte: „Draco Malfoy.“

Für Überraschung war in Regulus‘ eisigem Gesicht kein Platz. Vielleicht war davon seit dem Blick auf seine Hausschuhe auch nichts mehr übrig gewesen.


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