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The Black Mirror - Der Spiegel

von Dr. S

Der Krieg war vorbei und auch ohne den Dunklen Lord ließ sich die Dunkelheit nicht aus Malfoy Manor vertreiben. Draco versuchte genau das. Dabei sollte der Sommer mit Sonne und Hitze selbst dafür sorgen. Im ganzen Haus öffnete er Vorhänge und Fenster um den Kadavergeruch aus den alten Wänden zu bekommen. Frische Brisen verfingen sich in den Vorhängen, wirbelten den leichten Stoff sachte auf.

Die weiten Räume wirkten zusammengestaucht, eng, und man fühlte sich klaustrophobisch in ihnen. Draco saß im Wohnzimmer auf der Couch, den Blick zum Kamin gerichtet. Auf dem schmalen Tisch vor ihm lagen die Zeitungen der letzten Tage. Ein Artikel nach dem anderen über Potter. In seinem verlegen grinsenden Bild steckten ein paar Stecknadeln, die Draco versucht hatte dem Foto durch die Augen zu bohren – leider wich es ihm immer aus.

So viele Schlagzeilen wie Potter schon in seinem Leben angehäuft hatte, könnte man gar nicht sammeln. Die letzte lautete irgendwas in der Art von persönlicher Mission in Australien. Sicher eine Ausrede für Urlaub. Zwei Monate nach dem großen Finale schien der Held der Geschichte sich lieber eine Auszeit zu gönnen, anstatt das Ministerium mit seiner Anwesenheit zu beglücken.

Und Draco saß in Wiltshire fest, in einem Haus voller Alpträume, ohne eine Menschenseele in der Nähe. Seine Eltern taten es Potter gleich, gönnten sich eine Auszeit, reparierten ihre Beziehung, drückten sich vor Askaban, und einer musste hierbleiben um das Ministerium zu beschäftigen. Sie hatten sich bereits einen neuen Minister angelacht, Kingsley Shacklebolt, und der ließ es sich nicht nehmen fast jeden Tag vorbeizuschauen. Sicherlich wartete er nur darauf den letzten Fehler zu finden, der Draco nach Askaban bringen würde. Mindestens ein Malfoy im Gefängnis würde sicher eine gute Schlagzeile abgeben.

Draco drehte seinen Zauberstab in den Fingern. Er richtete ihn auf Potters riesengroß abgedrucktes Gesicht, wagte aber nicht auch nur Pergament in Brand zu stecken. Sein Zauberstab wollte nicht mehr so wie er. Seit Potter ihm den Stab wie Almosen aufgedrückt hatte mit der Ausrede, er hätte seinen eigenen wieder und keine Verwendung für diesen. Draco hatte natürlich nicht Nein gesagt. Abzulehnen wäre dumm gewesen. Ollivander würde ihm sicherlich keinen neuen Zauberstab verkaufen, nachdem er monatelang in ihrem Keller festgesteckt hatte.

Ein Knarzen drang zu ihm durch. Draco fuhr herum, schaute über die Lehne des Sofas in die Eingangshalle hinein. Das Haus war alt. Dielen knarzten ab und zu. Dafür brauchte es keine Füße, keinen unmenschlichen Körper in weiten schwarzen Roben. Aber genau das sah er vor sich, als wäre es erst gestern gewesen, dass der Dunkle Lord sich wie eine Schlange von Schatten zu Schatten bewegt hatte. Durch genau diese Flure.

Das war vorbei. Der Dunkle Lord war tot und Draco war lebendig aus der ganzen Sache herausgekommen. Er sollte anfangen das alles abzuhaken. All die Dinge vergessen, die er hier gesehen hatte. Die Folterungen, die Verstümmelungen… die Morde.

Er war achtzehn, jetzt, hatte sowas ähnliches wie einen Abschluss in der Tasche. Alles war in der Position gut zu werden. Er musste bloß den Startschuss geben.

Es klingelte an der Tür. Draco schreckte so heftig zusammen, dass ein unkontrollierter Strom Funken aus der Spitze seines Zauberstabs brach. Er brauchte einige Atemzüge um zu realisieren, dass es bloß die Türklingel gewesen war. Den Zauberstab steckte er allerdings nicht weg, als er an die Tür ging.

Er öffnete sie einen Spalt breit.

„Hallo, Draco.“ Gerade hatte man noch einen kurzen Gedanken an ihn verschwendet, schon tauchte er auf. Kingsley Shacklebolt lächelte ihn an.

„Dafür, dass Sie so unglaublich beschäftigt sind, lungern Sie aber ziemlich oft auf meiner Türschwelle herum“, sagte Draco.

Kingsley ignorierte die offensichtliche Stichelei. Es war, als könnte Draco niemanden mehr auf die Palme bringen. Vielleicht war das beim Zaubereiminister gar nicht so schlecht.

„Darf ich reinkommen?“, fragte Kingsley.

Draco öffnete die Tür, lehnte sich aber gegen den Rahmen und versperrte so den Weg. „Eher nicht. Meine Eltern sind nicht zu Hause und ich soll keine Fremden reinlassen.“

Kingsley hatte dafür ein halbes Lächeln übrig. „Es ist wichtig. Dauert auch nur eine Minute.“

„Sonst wären Sie wohl nicht hier“, gab Draco steif lächelnd zurück. „Machen Sie’s kurz, dann stehle ich Ihnen nicht Ihre kostbare Zeit.“

Kingsley schob die Tür auf, und obwohl Draco sich dagegenstemmte, fiel es ihm überraschend leicht sich Zutritt zu verschaffen. Er schaute sich in der Eingangshalle um, als wäre er das erste Mal hier. Und jedes Mal sah er aus, als würde er erwarten, dass aus jeder Tür ein geheimer Vorrat schwarzmagischer Gegenstände brechen würde – bei dem ein oder anderen Zimmer durchaus möglich. Die Todesser hatten hier so einige merkwürdige Gegenstände zurückgelassen.

„Wir haben die Lestranges verloren“, sagte Kingsley.

„Was?“ Draco knallte die Tür zu. „Aber Sie haben gesagt, dass Sie sie fast haben.“ Drei Teetassen hatte Draco geleert, während Kingsley ihm ausschweifend davon erzählt haben, wohin sie die übrig gebliebenen Lestranges nach Norden verfolgt hatten. Bevor er alle Subtilität über Bord geworfen und Draco gefragt hatte, ob er wüsste, was sie ausgerechnet dort wollen würden. Draco hatte ihn daraufhin, so subtil er es sich eben beim Zaubereiminister erlauben konnte, rausgeworfen.

„Wir haben ihre Spur verloren. Anscheinend ist das Team einer… Einhorn-Familie gefolgt.“

„Ernsthaft?“

„Wir haben im Moment nicht die Ressourcen… oder ausgebildeten Auroren, um das Nachkriegs-Chaos präzise aufzuräumen.“

„Sicher.“ Draco verschränkte die Arme vor der Brust. „Und jetzt denken Sie, dass ich Ihnen helfen könnte? Wollen Sie vielleicht nachsehen, ob ich meine Onkel im Keller verstecke?“

Kingsley hob beide Augenbrauen. „Das war nicht, worauf ich hinauswollte. Obwohl das nicht das erste ungewöhnliche Ding wäre, dass deine Eltern in ihrem Keller lagern.“ Falls er einen Scherz hatte machen wollen, prallte er bei Draco auf Eis. Er wurde schnell wieder ernst. „Nein, wir wollen sichergehen, dass mögliche Ziele –“

„Mögliche Ziele? Meinen Sie damit mich? Ich bin der Letzte, der Rachepläne von entwischten Todessern abkriegt. Sie sollten sich Potter schnappen, oder seine muggelstämmige Freundin. Vielleicht sollten Sie auch nicht wie Freiwild durch die Gegend wandern.“

„Ich kann auf mich aufpassen, aber danke für die Sorge“, sagte Kingsley und schmunzelte. Auch das verkniff er sich schnell, als Draco nur die Lippen vorschob. „Hier draußen, ganz alleine, bist du auf dich alleine gestellt.“

„Das klingt fast als würden Sie sich Sorgen machen.“ Draco senkte die Stimme: „Das sollten Sie nicht die Zeitungen erfahren lassen.“

Kingsley gluckste. „Wie wär’s, wenn du einfach mit mir kommst?“ Er fasste Draco an der Schulter, sanft aber bestimmend. „Wir finden was, wo du bleiben kannst, bis die Sache sich beruhigt hat. Unter Aufsicht des Ministerium passiert dir nichts, und ich kann ruhig schlafen.“

Draco stieß ein schnaubendes Lachen aus. Unter Aufsicht des Ministeriums. Er konnte sich denken, was das bedeutete. Die Vorstufe zu Askaban. „Danke, aber wenn ich irgendwo sicher bin, dann in diesem Haus.“

Kingsley schien nicht mehr nach Scherzen zumute zu sein. „Ich kann dich nicht zwingen.“

„Dann versuchen Sie’s nicht.“ Draco öffnete die Tür wieder und zeigte Kingsley mit einer ausladenden Bewegung den Weg nach draußen, falls die Aussicht auf die Gärten noch nicht offensichtlich genug war.

Anscheinend war sie das nicht. „Du weißt, wie du mich erreichen kannst, wenn irgendetwas sein sollte. Wie lange sind deine Eltern eigentlich noch weg? Hast du sie über das Ganze informiert?“

„Ja, natürlich. Weil ich nicht alt genug bin, um auf mich aufzupassen.“ Draco machte ein letztes Mal auf den Ausgang aufmerksam. „Schönen Tag, Minister. Versuchen Sie neben Hauselfen noch ein paar vernünftige Zauberer zu retten.“

„Dann würde mein Terminkalender vollkommen auseinander gehen – und wann sollte ich dann noch auf deiner Türschwelle rumlungern?“, gab Kingsley zurück. „Apropos, hast du mal über meinen Vorschlag nachgedacht? Wir können im Moment wirklich jede Hand im Ministerium gebrauchen.“

„Meine Hände haben Besseres zu tun“, erwiderte Draco.

Auf dem Weg nach draußen blieb Kingsley stehen. Er schaute auf Draco herunter, die dunklen Augen nicht kalt oder ablehnend, sondern enttäuscht. „Hat dich alles, was im letzten Jahr passiert ist, wirklich einfach kalt gelassen?“

Draco verdrehte die Augen. Er schob die Tür bis auf einen Spalt zu, obwohl der Zaubereiminister noch halb drinnen stand. Das kümmerte ihn im Moment nicht. Er hatte es leid sich immer ansehen lassen zu müssen als wäre er Dreck, nur weil er nicht den Helden gespielt hatte. In seiner Situation hätten sicher so einige dasselbe getan – nur gab es niemanden, der seine Situation irgendwie nachfühlen konnte. Am Ende war er hier, lebendig, nicht in Askaban; wieso also irgendetwas ändern?

Durch den schmalen Spalt der Haustür beobachtete er jeden Schritt, den der Minister die Auffahrt herunter machte. Kingsley schaute ihn einmal noch über die Schulter an, dann verschwand er durch das gusseiserne Tor und disapparierte.

Weite, menschenleere Wiesen taten sich hinter dem Tor auf. Am Himmel sammelten sich graue Wolken für einen der nicht so seltenen Sommerregen. Nicht so schlimm wie letztes Jahr, als es immer Nacht über Malfoy Manor gewesen zu sein schien.

Draco warf einen letzten Blick über die Gärten, erkannte keine menschlichen Umrisse irgendwo in den Büschen und schloss die Tür wieder. Er hätte sie mit seinem Zauberstab zusätzlich verriegelt, würde er dem Ding vertrauen. So steckte er ihn in die Hosentasche und suchte sich Beschäftigung.

Den Nachmittag über arbeitete er an dem Gefallen, um den sein Vater ihn gebeten hatte: Schränke aussortieren. Allerlei schwarzmagisches – verdammt cooles – Zeug, das sie sich nicht mehr leisten konnten zu besitzen. Er saß in einem ehemaligen Vorratsraum im Erdgeschoss und sortierte uralte, verstaubte Dinge auf verschiedene Stapel. Einer für Dinge, die der Betrüger aus Borgin & Burkes kaufen würde, einer für den Müll, einer für Sachen, die bleiben durften, und der größte war voller Sachen, die sich in seinem Zimmer besser machen würden.

In den letzten Tagen hatte er sich bis weit hinten vorgearbeitet. Die Regale hier sahen aus, als hätte nicht einmal Dobby sie geputzt, als er noch für sie gearbeitet hatte. Allerlei Schmuck in Schatullen verschlossen fiel ihm dort in die Hände und er rührte lieber nichts davon an, sonst landete er die nächsten Wochen noch im St. Mungos – falls ihn überhaupt jemand finden würde. Blutbeschmierte mittelalterliche Schwerter hingen an den Wänden. Unter weißen Tüchern versteckten sich verschiedene Möbel.

Draco riss ein Tuch von einem alten Sofa und wirbelte dabei eine Staubwolke auf, die ihn zum Husten brachte. Besser als die Kissen des Sofas – die versuchten ihm die Finger abzubeißen. Unter einem anderen Tuch fand er einen Holzschrank, der ihn zu sehr an das Verschwindekabinett erinnerte um nicht sofort wieder unter dem Tuch versteckt zu werden.

Schnell kehrte er dem Schrank den Rücken zu und riss das Tuch vom nächsten Stück, ohne sich die Umrisse überhaupt genauer anzusehen. Er legte einen mannshohen Spiegel frei mit einem Rahmen aus schwarzem Holz, der ungeputztes Glas einfasste. Draco zog eine Lampe an sich heran – er traute seinem Zauberstab momentan kaum einen Lumos zu – und suchte den Rahmen ab. Das Ebenholz war gut in Stand, nur am Fuß ein wenig abgesplittert, und schnörkellos. Hinweise auf Zauber fand er nicht eingraviert. Wenn, dann versteckte sich ein hübscher Fluch hinter dem Glas. Schwarze Magie warnte einen ungerne, dass man es mit ihr zu tun hatte.

Draco schwenkte das Licht auf die Spiegelfläche und entdeckte den Fluch: Er sah schrecklich aus. Blass, müde und er hatte Spinnweben in den Haaren. Angewidert wischte er sich durch die Haare, bis ein Potter-ähnliches Chaos zurückblieb. Draco zog die Mundwinkel weit nach unten. Das machte sein Spiegelbild nicht unbedingt attraktiver. Er lehnte sich nach rechts, nach links, und beobachtete, wie sein Gegenüber genau dasselbe tat.

Sah er wirklich so schlimm aus? Die dunklen Ringe unter seinen Augen ließen ihn noch blasser aussehen. Er hatte Schatten auf den Wangenknochen, die ihm einen paranoiden Ausdruck verliehen. Und so hatte er Kingsley die Tür geöffnet? Dracos Spiegelbild bekam bei dem Gedanken etwas rosa Farbe um die Nase.

Gut, die letzte Nacht voller Schlaf war schon eine Weile her. In einem riesigen, leeren Haus schlief es sich alleine sehr schlecht. Jedes Geräusch schreckte einen auf. Die Dunkelheit streckte nachts die Zimmer, bis man bedrohliche Figuren in den Schatten sah. Aber es gab nicht viele Menschen, die ihm Gesellschaft leisten wollten – und wenn schon, dann erst Recht nicht in diesem Haus.

Draco krempelte den linken Ärmel seines Hemdes hoch. Das Dunkle Mal prangte auf seiner blassen Haut. In den letzten Wochen hatte es an Schärfe verloren und war zu einer hässlichen Narbe verwachsen, die nicht aussah, als würde sie jemals verschwinden. Schnell zog er den Ärmel wieder herunter.

Draco schaute sich selbst in die Augen. Er fand dort nichts als kaltes Grau. Leere Augen in einem fremden Gesicht. Kein Wunder, dass man glaubte, das letzte Jahr hätte ihn kalt gelassen.

„Hat dich alles kalt gelassen?“, fragte er sein Spiegelbild. Es antwortete nicht. Er streckte die Hand aus und legte sie auf den Spiegel. So nah war er einer Hand schon lange nicht mehr gekommen. Da fühlte es sich fast real an. Er spürte sogar eine Bewegung. Als würde der Spiegel unter seinen Fingern nachgeben, wie Schlamm, in dem man versank. Draco zog die Hand weg.

„Was…“ Draco rieb über seine Finger. Sie waren eisig. Auf dem Spiegel dehnte sich die eingedellte Stelle, auf der eben noch seine Hand gelegen hatte, wieder zurück in ihre alte Form. Er nahm Abstand. „Dich nehm ich nicht mit in mein Zimmer.“

Damit warf er das Tuch wieder über den Spiegel. Draco streckte sich kurz, nahm die Lampe mit und ging aus dem Lagerraum. Er hatte sich eine Pause verdient. Zumindest ein warmes Abendessen.

Es wurde bereits dämmrig und die kühlere Abendluft vertrieb die Hitze aus dem alten Herrenhaus. Verlief sich ein heftigerer Windzug in die Flure, fing man sogar zu frösteln an. Ein solcher Wind schlug die Tür der Vorratskammer hinter ihm zu, kaum dass er zurück in die Eingangshalle getreten war. Ein ungewöhnlich starker Zug. Draco drehte sich dem Eingang zu.

Die Haustür stand offen. Draco erinnerte sich genau sie geschlossen zu haben und sowieso kam nur eine Handvoll Menschen durch das Eingangstor. War es möglich, dass die Pfauen gelernt hatten die Tür zu öffnen?

„Hallo?“, rief er und lauschte dem Echo seiner eigenen Stimme bei ihrem Kampf in die oberen Stockwerke vorzudringen. Vielleicht waren seine Eltern nach Hause gekommen. „Mutter?“ Oder aber das war reines Wunschdenken.

Draco stellte seine Lampe neben einer leeren Vase ab und ging zur Eingangstür. Er schob sie gegen den Wind und ein paar erste Regentropfen ins Schloss. Auch den letzten Sonnenstrahl sperrte er so aus. Stirnrunzelnd drehte er sich dem Portrait seines Großvaters zu.

„Hast du was gesehen?“, fragte er, aber Abraxas schlummerte wie jeden Tag um diese Zeit. Draco weckte ihn lieber nicht auf, sonst grummelte er den ganzen Abend herum und verfolgte einen durch jedes Gemälde im ganzen Haus.

Verhalten setzte er sich in Bewegung. Jeder seiner Schritte hallte durch die Halle. Er ging in Richtung Salon und bemerkte aus der Ferne bereits das Kaminfeuer. Das hatte er heute gar nicht angezündet. Nachdem bereits eine Horde Eulen mit Drohbriefen aus zusammengeklebten Zeitungsbuchstaben eingetrudelt war, hatte er hasserfüllte Geschenke über das Flohnetzwerk lieber vermeiden wollen.

Draco beschleunigte seine Schritte und machte kaum einen in den Salon hinein, als er an der Schulter gepackt wurde. Ein grober Schubs beförderte ihn gegen die Wand. Jemand hielt ihn an Schultern und Kehle fest, bevor er überhaupt einen Schrei herausbekam.

„Redest schon mit den Portraits, was Neffe?“, sagte Rodolphus Lestrange.

Hinter ihm tauchte sein Bruder auf und zeigte Draco den Vogel.

„Nah, Rabastan, dass er mit dem blutsverräterischen Muggelfreund redet erscheint mir sogar noch verrückter.“

Beide sahen aus, als würde sogar ein Bad Schwierigkeiten haben den Unterschied zwischen Mensch und Wilden wegzuwaschen. Sie brauchten dringend eine Rasur und neue Roben. Ihnen hingen dieselben Stofffetzen um die ausgemergelten Körper, wie im letzten Mai, als Draco sie das letzte Mal gesehen hatte.

Das Herz bis zum Hals schlagend versuchte Draco sich enger gegen die Wand zu drängen. „Wie seid ihr hier reingekommen?“, presste er hervor. Er bekam kaum Luft oder Kraft für seine Stimme, solange Rodolphus‘ Arm seine Kehle zusammendrückte.

„Wir sind hier schon ein- und ausgegangen, da warst du noch nicht mal geplant, Kleiner“, sagte Rabastan. „Und wo wir gerade von ihnen reden: Sind deine verräterischen Erzeuger zu Hause?“

„Ja, sie werden jeden Moment hier sein“, log Draco.

Rodolphus‘ Faust landete direkt neben seinem Gesicht an der Wand. „Ich denke, du bist ganz alleine hier. Wehrlos, hilflos, und wenn wir dir jetzt den hübschen Hals umdrehen würde man es erst bemerken, wenn deine Eltern wiederkommen.“

„Jaah, aber warum solltet ihr das tun?“, fragte Draco. „Ich kann euch helfen. Euch verstecken oder euch Proviant geben, damit ihr das Land verlassen könnt. Das Ministerium ist euch dicht auf den Fersen, hab ich gehört.“

Rodolphus‘ Kopf war ziegelrot vor Zorn. „So wie du uns während der Schlacht geholfen hast? So, wie du einfach an meiner Frau vorbeigelaufen bist, als diese Bastarde sie ermordet haben?“

„Ich bin wenigstens bis zum Ende da geblieben und nicht abgehauen wie ihr“, platzte es aus Draco heraus. Er bereute es in der nächsten Sekunde, als der Druck des Arms genau auf seine Luftröhre stieg.

„Wenn ich einen Zauberstab hätte“, begann Rodolphus.

„Wie wäre es damit?“ Rabastan stocherte mit einem Schürhaken im Kaminfeuer herum. Die Spitze glühte, als er sie aus den Flammen zog. „Ein bisschen altmodisch, aber lustig.“

Draco sah aus großen Augen zu, wie Rabastan einen Schritt nach dem anderen auf ihn zu machte. Sein Gehirn ratterte, aber unter Panik hatte es noch nie gut gearbeitet. Er sah nur die rotorange glühende Spitze des Schürhakens. Und wenn er in der Zeit zurückreisen könnte, würde er sich heute Mittag an den verdammten Zaubereiminister klammern und ihn nie wieder loslassen.

Rabastan streckte den Haken aus.

Draco griff in seine Tasche und zerrte den Zauberstab heraus. Er brüllte den erstbesten Fluch, der ihm in den Sinn kam: „Stupor!“

Einen Moment lang blitzte blanke Überraschung auf den Gesichtern der beiden Todesser auf – damit hatten sie nicht gerechnet, immerhin hatte Draco seinen Stab schon um Ostern herum verloren – dann traf der Fluch Rodolphus in der Brust und schleuderte ihn gegen seinen Bruder. Beide fielen auf den Boden. Dem Schmerzensschrei nach kam Rabastan dem Schürhaken näher als ihm lieb war.

Draco sah sich nicht danach um. Er rannte in die Eingangshalle in Richtung der Tür. Gerade wünschte er, dass er sie offen gelassen hätte. Er richtete den Zauberstab auf sie und flehte innerlich, dass der Stab ihm ein weiteres Mal gehorchen würde – als glühendes Metall seinen Arm traf. Rabastan hatte den Schürhaken kurzerhand nach ihm geworfen.

Draco geriet aus der Balance. In seinem Ärmel war ein Riss, dessen Rand schwarzverkohlt war. Darunter blitzte etwas Rotes auf seiner Haut auf. Draco presste die Hand darauf, als er gezwungenermaßen stehenbleiben musste. Rabastan blockierte die Tür.

Neben ihm erklang ein weiteres Paar Schritte. „Jetzt tust du schon deiner eigenen Familie weh, Draco. Dass du tatsächlich noch tiefer sinken kannst.“

Draco fuhr herum, den Zauberstab auf Rodolphus gerichtet. „Bleib genau da stehen oder ich beweise dir, wie tief ich sinken kann.“

„Oh, bitte. Du konntest ja nicht einmal ein Kaninchen töten“, warf Rabastan ein.

Rodolphus blieb nicht stehen. Wofür sollte ein Mann, der nichts zu verlieren hatte, auch stehenbleiben?

„Bleib stehen“, sagte Draco noch ein letztes Mal. Er kannte hundert andere Flüche, als den einen, den er nicht auszusprechen wagte. Einer davon würde das hier schmerzhaft genug beenden. Er holte mit dem Zauberstab aus. „Crucio!“

Ein roter Lichtball sprang aus der Spitze seines Zauberstabs und direkt an seinem Onkel vorbei, wo er eine Vase zerschmetterte. Rodolphus hob eine Augenbraue, dann grinste er und machte einen weiteren Schritt vorwärts.

Draco feuerte den Fluch ein weiteres Mal ab, und dieses Mal brachte er kaum mehr als einen Funkenregen zustande. Er probierte den Schockzauber aus, dann sogar bloß einen Entwaffnungszauber, aber am Ende summte sein Zauberstab nur kraftlos vor sich hin.

„Scheint, dass dein Zauberstab ein kleines Problem mit dir hat“, sagte Rodolphus. Er war so nah, dass er sich bloß strecken müsste, um Draco zu packen. Anscheinend fühlte er sich sicher genug, dass er genau das nicht tun musste.

Und Draco nutzte die letzte Gelegenheit um zu laufen. Die Eingangstür war versperrt, also rannte er in die ehemalige Vorratskammer. Er rannte durch die hohen Regalreihen, gefüllt mit mehr oder weniger schwarzmagischen Objekten, und bereute das erste Mal, dass er die wirklich praktischen in sein Zimmer gebracht hatte. Seine Onkel waren bereits dicht hinter ihm, als er stolpernd am Ende der Kammer ankam. Kurz überlegte er, ob er das beißende Sofa auf sie hetzen könnte.

„Das hier war ein riesengroßer Fehler, Draco“, drang Rabastans Stimme zu ihm. Seine Gestalt schälte sich aus den Schatten. Er hatte eine Glaskugel in der Hand, die er immer wieder hoch warf. Draco hatte nichts mit ihr anzufangen gewusst, aber Rabastan schien genau das zu können. Eine Erklärung sparte er sich und warf die Kugel vor Dracos Füße. Sie zerschellte am Boden.

Ein dunkler Rauch brach aus ihr hervor. Er schien die ganze Luft binnen weniger Sekunden einzusaugen. Draco versteckte sein Gesicht in der Armbeuge und stolperte nach hinten, einfach weg von dem Rauch. Er prallte gegen etwas. Sein Rücken sank ein, als würde er in einen dickflüssigen Zaubertrank fallen.

Draco riss seinen Arm herunter. Das Letzte, was er sah, war Rodolphus, der wutentbrannt beide Hände nach ihm ausstreckte. Draco drehte sich zur Seite weg, lehnte sich reflexartig mit seinem ganzen Gewicht nach hinten, bis die Stütze in seinem Rücken ihn nicht mehr halten wollte. Er fiel rücklings hin, überschlug sich wie bei einem schlechten Salto.

Haltlos knallte er auf harten Steinboden und schlug sich den Hinterkopf an. Für einen Moment tanzten schwarze Punkte Walzer vor seinen Augen. Er kniff die Lider fest zusammen. Ein Teil von ihm flehte darum ohnmächtig zu werden. Was immer die Todesser vorhatten, er wollte nichts davon mitbekommen.

Der Schmerz des Aufpralls verflog allmählich. Keine Geräusche, keine Schreie, keine Beleidigungen umzingelten ihn.

Draco traute sich die Augen zu öffnen. Von den verbliebenen Lestranges gab es keine Spur. Nicht einmal der Rauch verschleierte sie. Er setzte sich auf und schaute sich sorgsam um. Hinter ihm stand der Spiegel, ungerührt davon, dass Draco gegen ihn gefallen war.

Sein Spiegelbild sah noch zerrupfter aus als die Pfauen, wenn man sie an einem windigen Herbsttag draußen vergaß. Verwirrt und atemlos starrte er sich selbst an. Erst langsam drang das Geräusch von Schritten an seine Ohren.

„Wer bist du?“, fragte eine männliche Stimme, jung und ein wenig hochmütig. „Du warst vor einer Sekunde noch nicht hier. Wie bist du hier reingekommen?“

Draco musste sich nicht umdrehen. Er sah die Quelle der Stimme über den Spiegel hinter sich stehen. Der Anblick verschlug ihm die Sprache.

Erst kürzlich hatte er ein Bild von ihm im Tagespropheten gesehen. Eine kitschige Geschichte über einen heroischen Hauselfen-Freund, die geklungen hatte, als hätte Granger sie sich ausgedacht um ihr Spuck-Zeug durchzukriegen.

„Antworte mir. Sofort“, verlangte Regulus Black.


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