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Fanfiction

Stark - Stark

von Zuckerdrache

Die Szene wirkte trügerisch ruhig. Gerade war kein Laut zu hören. Stille lag jetzt über allem wie ein schweres Tuch, das jeden Laut zu verschlucken schien. Zusätzlich sorgte Dunkelheit für eine unheilvolle Atmosphäre. Lediglich eine Straßenlaterne hüllte die beiden jungen Männer in ein milchiges Licht und ließ ihre dunklen Schatten bis vor den Eingang des schicken Appartementhauses kriechen, das sich schräg gegenüber schemenhaft vom nachtschwarzen Hintergrund abhob. Nur wenige Fenster waren erleuchtet und schickten zusätzlich einige spärliche Lichtstrahlen wie magische Finger in die Nacht.

Kühl fegte der Wind durch die Straße, erfüllte den in Stille erstarrten Moment wieder mit lautem Leben, zerrte an Haaren und Kleidung. Es hatte vor kurzem noch geregnet, so dass die Kälte jetzt unbarmherzig in jede Pore kroch. Doch die beiden Streithähne merkten davon nichts. Die Hitze ihrer Diskussion hielt ihr Blut in Wallung und sorgte für vor Aufregung gerötete Wangen.

Der blonde Mann funkelte sein schwarzhaariges Gegenüber wütend an. Erneut setzte er zum Sprechen an, diesmal gefährlich leise und ruhig.

„Blaise, lass es einfach gut sein. Ich hab‘ keine Lust, mich vor dir zu rechtfertigen. Kann ja sein, dass du mit all dem Recht hast. Aber ehrlich gesagt ist mir das scheiß egal. Lass mich einfach in Ruhe.“

Blaise Zabini schüttelte ratlos den Kopf. Seit Monaten versuchte er, seinen besten Freund aus seiner Lethargie zu reißen. Aber wie es schien, hatte er damit keinen Erfolg. Und inzwischen war er an einem Punkt angekommen, der es ihm leicht machte, dem Wunsch seines Freundes nachzukommen.

„Weißt du was Draco, ich hab jetzt echt die Nase voll. Ich muss mich von dir nicht beschimpfen lassen, bloß weil ich dir helfen will. Mach was du willst. Es ist wirklich ein Jammer. Hast einen wirklich exzellenten Abschluss in der Tasche. Ich hab echt gedacht, du machst genauso souverän weiter wie bisher. Und was machst du draus? Nichts! Hängst ständig in dieser Bar rum und singst. Auch wenn du das wirklich gut kannst. Du bist ein Zauberer, bei Merlin nochmal. Du bist Tränkemeister. Aber schau dich doch mal an. Du bist ja nicht wiederzuerkennen. Du wirfst dein Leben einfach weg. Lässt Dich dermaßen runterziehen. Er hat es schon wieder geschafft, dich zu zerstören. Du bist wirklich ein Idiot.“

Draco sagte nichts dazu, so dass Blaise resigniert schnaubte, sich mit einem Schulterzucken umdrehte und eiligen Schrittes in den kleinen Park lief, der an das Haus angrenzte, in dem Draco Malfoy das Penthouse bewohnte, um dort ungesehen zu disapparieren.

Draco ließ ihn ziehen, obwohl ein eigenartiger Schmerz in seiner Brust wütete. Er wusste genau, dass er Blaise Unrecht getan hatte. Denn mit jedem seiner Worte hatte sein Freund die nackte Wahrheit ausgesprochen.

„Was mach ich hier nur? Was ist das nur für ein Leben, was ich da gerade führe?“, flüsterte er leise vor sich hin.


Ich bin seit Wochen unterwegs und trinke zu viel Bier und Wein.
Meine Wohnung ist verödet, meinen Spiegel schlag ich kurz und klein.
Ich bin nicht der, der ich sein will und will nicht sein wer ich bin.
Mein Leben ist das Chaos, schau mal genauer hin.



Unschlüssig blieb er noch einen Augenblick stehen, bevor er dann doch ganz automatisch den Weg zu seiner Karaoke-Bar einschlug. Obwohl der Weg recht weit war ging er zu Fuß. Er wollte den Kopf freibekommen, denn die Gedanken rasten durch seine Gehirnwindungen wie ein Schnatz auf der Flucht vor dem Sucher.

Nach dem Krieg meinte er erst sein Leben sei vorbei, denn er trug das Todessermal, war gebrandmarkt und ohne Hoffnung, Askaban zu entkommen. Aber er hatte die Rechnung ohne den Goldjungen von Gryffindor gemacht. Harry Potter sagte vor dem Gamot für ihn aus. Eine Tatsache, die er bis heute weder verstand, noch nachvollziehen konnte. Er hatte zwar Potter damals im Manor nicht verraten, aber dass dieser ihm dann während der Schlacht gleich zwei Mal das Leben rettete, blieb Draco unverständlich. Bis er sich einredete, dass dies die Buße für den Sectumsempra war, den ihm Potter im sechsten Schuljahr aufgehalst hatte. Nur Professor Snapes schneller Hilfe war es zu verdanken, dass er das überlebte. Und dann tauchte der Retter der Zaubererwelt bei Dracos Verhandlung auf. Sich einzubilden, dass Potter sich an seinem Untergang laben wollte war das Eine. Aber erkennen zu müssen, dass er als Zeuge für ihn aussagte das Andere, was eindeutig schwerer zu verstehen war.

Draco wurde freigesprochen. Lediglich eine fünfjährige Kontrolle durch das Ministerium und eine Registrierung seiner Zauberstabaktivitäten während dieser Zeit wurden ihm auferlegt. Dann konnte er als freier Mann den Gerichtssaal verlassen. Auch seine Mutter wurde freigesprochen. Wieder leistete Potter den ausschlaggebenden Beitrag. Bei seinem Vater sagte er verständlicherweise nicht aus. Trotzdem kam Lucius Malfoy frei. Draco war natürlich klar, dass ein Kuhhandel dahinterstecken musste. Sicher hatte ein erheblicher Batzen Gold die Verliese gewechselt. Aber Draco kümmerte das weniger. Er hatte seine Familie wieder und er durfte am 01. September wieder nach Hogwarts, um sein siebtes Schuljahr zu wiederholen. Fast alle seines Jahrgangs traf er dort wieder. Und überraschenderweise verlief das Schuljahr ruhig und ohne Differenzen, denn die Slytherins gaben sich zurückhaltend, während die restlichen Häuser sich nicht um die Schlangen kümmerten.

Nach seinem Abschluss begann er auf Professor Snapes Anraten hin ein Tränkestudium. Nachdem Hogwarts‘ fähigster Tränkemeister Naginis Angriff auf wundersame Weise überlebt hatte, war er als Lehrer nach Hogwarts zurückgekehrt und kümmerte sich dort besonders um den jungen Malfoy, der seiner Meinung nach großes Potential in seinem Fach aufwies. Nach seinem Abschluss entließ er ihn dann mit dem Hinweis ins Studium, dass er ihn gerne als seinen Nachfolger sehen würde, da er sich in absehbarer Zeit in die Tränkeforschung zurückziehen wolle. Draco nahm diesen Wunsch nicht sonderlich ernst, da er kaum davon ausging, dass man ihn als ehemaligen Todesser auf Kinder loslassen würde. Also stürzte er sich voller Elan in sein Studium, ohne zu wissen, ob ihn wirklich jemand einstellen würde nach seinem Abschluss. Nebenher verlobte er sich auf Geheiß seines Vaters mit Astoria Greengrass, die jüngere Schwester seiner Schulkameradin Daphne. In seinem letzten Schuljahr waren sich die beiden näher gekommen und sein Vater drängte ihn, um ihre Hand anzuhalten, bevor sie es sich anders überlegen könnte. Da Draco sie wirklich gerne hatte, befolgte er den Rat seines Vaters.

Sein Leben verlief also gut.

Bis zu diesem einen Tag, als ein Schicksalsschlag die Familie Malfoy ereilte und alles über ihm zusammenbrach. Draco hatte gerade sein Studium beendet und war auf der Suche nach einer Anstellung als es passierte. Es riss ihm den Boden unter den Füßen weg und er war zu nichts mehr fähig. Er suchte sich in den folgenden Monaten weder einen Job, noch tat er überhaupt etwas. Er verfiel in Lethargie, frönte dem Nichtstun, lebte von dem Gold, das sich in seinem Verlies stapelte und vergnügte sich mit diversen Damen, nur um zu vergessen. Er verwahrloste zusehends und haderte den lieben langen Tag mit seinem Schicksal.

Als Astoria sich darüber bei ihm beschwerte, rastete Draco völlig aus. Die war daraufhin total entsetzt und machte den Fehler, zu erwähnen, dass sie wohl doch besser den Verstand hätte einschalten sollen, als auf ihr Herz zu hören. Theodore Nott, der auch um sie geworben hatte, wäre die eindeutig bessere Partie gewesen. Anstatt um Astoria zu kämpfen, was sie wahrscheinlich mit dieser Bemerkung bezweckte, zog er beleidigt den Schwanz ein und löste die Verlobung. Jetzt flüchtete er sich erst recht in zahllose One-Night-Stands und war Alles in Allem nicht mehr wiederzuerkennen.


Ich bin tierisch eifersüchtig und ungerecht zu Frauen.
Und wenn es ernst wird, bin ich noch immer abgehauen.
Ich frage gerade dich: Macht das alles einen Sinn?
Mein Leben ist ein Chaos, schau mal genauer hin.



Im Grunde vermisste er Astoria, aber er sah sich nicht mehr als standesgemäße Partie. Gerade mit Nott zu konkurrieren, der einen gesicherten Job im Ministerium ergattert hatte, sah er als unmöglich an. Zudem sah er sich außerstande, Astorias Forderung zu erfüllen. Er konnte nicht mehr so sein wie vorher, er lebte lieber in den Tag hinein und vergnügte sich mit anderen Frauen, denen es egal war, wer er war und was er tat. Hauptsache er zahlte. Wozu sich ändern, wenn ein Malfoy sowieso keine Chance mehr in der Zaubererwelt haben würde?

Trotzdem raste er vor Eifersucht, als er seine Ex-Verlobte kurze Zeit später tatsächlich mit Theodore Nott in der Winkelgasse sah. Wenn er ehrlich zu sich selbst gewesen wäre, hätte er erkannt, dass er in Astoria verliebt war, aber er konnte nicht mehr daran glauben, dass jemand IHN lieben könnte und daher vergraulte er sowohl Astoria als auch alle anderen Frauen, die ernsthaftes Interesse an ihm zeigten, durch sein zynisches Verhalten.

Einzig und allein Blaise Zabini kam noch an ihn heran. Sein einziger Freund, der wenigstens ansatzweise Verständnis für ihn aufbrachte, da er versuchte, sich in ihn hineinzuversetzen. Aber da Draco ihm auch nicht alles sagte und auch nicht auf sein Zureden reagierte, war dieser Zug jetzt wohl ebenfalls abgefahren. Blaise zeigte nun kein Entgegenkommen mehr. Jetzt war Draco wirklich allein. Und es blieb ihm nur noch das Singen. Das einzige Hobby, das er wirklich mit Hingabe verfolgte, seit er auf dem Abschlussball in Hogwarts festgestellt hatte, dass er wirklich gut singen kann und dies auch gerne tut.

Draco war inzwischen in seiner Lieblings-Bar angekommen. Das „Spirit“ war sein Lieblingsplatz der letzten Monate. Eine Karaoke-Bar, in der er mit Begeisterung sang. Er wurde wie immer freudig begrüßt, denn er brachte Geld und Publikum, denn seine Auftritte wurden immer reich mit Applaus belohnt. Viele kamen nur, um ihn singen zu hören und brachten natürlich Umsatz. So war allen gedient, denn auch Draco fühlte sich gut dabei. Nach ein paar Songs setzte er sich an die Bar und bestellte einen Drink. Den ersten eines langen Abends, der unter Garantie im Rausch enden würde. Er dachte an Blaise, der mit allem so Recht hatte, obwohl er bis dato immer noch an Draco geglaubt hatte.


Und du glaubst ich bin stark und ich kenn den Weg.
Du bildest dir ein, ich weiß wie alles geht.
Du denkst ich hab alles im Griff und kontrollier was geschieht.
Aber ich steh nur hier oben und sing mein Lied.



Das Einzige was ihm momentan noch Spaß machte, war das Singen. Aber befriedigen konnte ihn das natürlich auch nicht. Sein Leben war einfach im Eimer. Auf diese Erkenntnis hin setzte er erneut das Glas an, hielt aber inne, als er eine ihm wohlbekannte, aber lange nicht mehr gehörte Stimme neben sich hörte.

„Hey Malfoy, lange nicht gesehen.“

Entgeistert drehte sich Draco zu dem Sprechenden um. „Potter! Was machst du hier?“

„Dasselbe wie du. Ich nehme einen Drink. Singen tu ich allerdings nicht. Kann ich nicht besonders gut. Du allerdings singst wirklich toll. Das hast du ja schon auf dem Abschlussball eindrucksvoll demonstriert. Und was machst du so? Geht’s dir gut?“

Erheitert über diese Frage lachte Draco auf.

„Tja Potter. Wie soll’s mir schon gehen? Einfach wunderbar! Ein Verlies voller Galleonen und sonstiger Schätze … ein Penthouse, das ich ganz alleine bewohne … ich mache den lieben langen Tag was ich will … ich fühl‘ mich echt super.“
Er verzog seine Lippen zu einem maskenhaften Grinsen und spätestens ein Blick in Dracos Augen, wo das Lächeln nicht ankam, zeigte, was ihm wirklich durch den Kopf ging.


Ich bin dauernd auf der Suche und weiß nicht mehr wo lang.
Ich zieh Nächte lang durch Bars, immer der, der am lautesten lacht.
Niemand sieht mir an, wie verwirrt ich wirklich bin.
Ist alles nur Fassade, schau mal genauer hin.



Irgendwie hatte er die Hoffnung, dass Potter ihm ansah wie es ihm geht. Aber der gratulierte ihm nur zu seinem exzellenten Abschluss des Tränkestudiums. Er wusste anscheinend, dass er der Jahrgangsbeste war, er wusste auch, dass er in Londons nobelster Zauberergegend wohnte und er lobte sein Engagement für Minderheiten, das er während des Studiums gepflegt hatte. Nur in letzter Zeit war es in dieser Hinsicht ruhig um Draco geworden und er tauchte nur noch in der Klatschspalte des Tagespropheten auf, im Zusammenhang mit Affären und feuchtfröhlichen Partys. Was Potter zwar nicht erwähnte, aber sicherlich ebenso wusste. Sein Blick sprach Bände, als er Draco fragend anblickte.

„Alles klar mit dir, Malfoy? Geht es dir wirklich gut?“

Dracos Grinsen war inzwischen eingefroren. Er durfte sich keine Blöße erlauben. Nicht vor Potter.

„Klar doch, könnte nicht besser sein.“

Draco fiel es immer schwerer, locker zu bleiben. Er fühlte sich unter Potters kritischem Blick wie entblößt, denn Dracos äußere Erscheinung stand in krassem Gegensatz zu seiner Äußerung. Er war nicht rasiert, seine Haare hingen ihm lang und unordentlich über die Schultern und seine Kleidung war einfach zu locker und unordentlich für einen Malfoy.

„Wenn ich nicht wüsste, dass du Muggelkunde nie belegt hast, würde ich sagen, du lebst eine Hommage an die Hippies aus den Siebzigern. Wo arbeitest du denn? Lässt dein Arbeitgeber so einen Aufzug zu?“

Potters Blick nagelte ihn förmlich fest und es war klar, dass er eine Antwort erwartete. Draco räusperte sich und war eigenartigerweise verlegen, als er seine derzeitige Situation in beschönigenden Worten erläuterte.

„Ich habe keinen Arbeitgeber, Potter. Ich lebe vom Vermögen der Malfoys und genieße das Leben. Wozu brauche ich Arbeit? Ich komme auch so klar.“

„Also stimmt es, was so in der Klatschpresse zu lesen ist? Du ziehst um die Häuser, schleppst Frauen ab, singst hier fast jeden Abend und tust ansonsten … tatsächlich … nichts?“

Man konnte Potter seine Verwunderung förmlich ansehen.

„Ja, so ist es.“, bestätigte Draco nochmal, obwohl er erstmals das Gefühl hatte, dass er darauf keineswegs stolz sein konnte. Trotzdem setzte er nach und sprach aus, was er insgeheim dachte. „Na, wie findest du das, Potter? Das passt doch wunderbar zu einem Todesser wie mir, oder?“

„Du bist kein Todesser mehr. Im Grunde warst du doch nie einer“, meinte dieser nur lapidar und machte doch den Eindruck, als würde diese Überzeugung gerade mit aufkommenden Zweifeln einen erbitterten Kampf führen, denn irrwitziger weise konnte Draco in Potters Gesichtszügen noch immer lesen wie in einem Buch.

Natürlich konnte er Potters Meinung nicht teilen.

„Da ist der Retter der Zaubererwelt wohl einem Irrtum aufgesessen. Für die Gesellschaft bin ich das noch immer, glaub‘ mir.“

„Bei Merlin, Malfoy, das bist nicht du. Wo ist deine Verbissenheit und Zielstrebigkeit aus dem Abschlussjahr? Wo ist dein Intellekt geblieben? Du bist intelligent genug, der Vergangenheit zu entkommen und dafür zu sorgen, dass so etwas nie wieder passiert. Und ich hatte immer den Eindruck, dass du genau das willst. Ich dachte immer, du gehst deinen Weg. Trotz deiner Vergangenheit hatte ich immer das Gefühl, dass du gut klar kommst.“

Draco lachte.


Und du glaubst ich bin stark und ich kenn den Weg.
Du bildest dir ein, ich weiß wie alles geht.
Du denkst ich hab alles im Griff und kontrollier was geschieht.
Aber ich steh nur hier oben und sing mein Lied.
Ich steh nur hier oben und sing mein Lied.



Potter reagierte auf Dracos Gelächter anders als erwartet. Seine grünen Augen begannen gefährlich zu funkeln und sein Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass er zunehmend wütender wurde.

„Hör auf zu lachen, Malfoy! Ich hab‘ dir nicht den Arsch gerettet und mich vor dem Gamot überweit für dich aus dem Fenster gelehnt, um jetzt deinen Absturz zu erleben. Was ist passiert, Malfoy? Warum bei Merlin bist du so abgesifft?“

Das Lachen blieb Draco im Hals stecken. Die Tatsache, dass Potter wirklich Interesse an seiner Situation zeigte, überrasche ihn ebenso wie es ihn beschämte. Er verdankte Potter sein Leben und er wahrscheinlich der Einzige, der wirklich ein Recht darauf hatte zu erfahren, warum er dieses Leben mit offenen Augen gegen die Wand fuhr. Der durchdringende Blick der smaragdgrünen Augen seiner Nemesis aus Schulzeiten zwang Draco, sich endlich zu offenbaren. Bei Blaise ging das nie, aber bei Potter brachen plötzlich alle Dämme. Ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals und er konnte die aufsteigenden Gefühle nicht mehr zurückhalten. Stille Tränen rannen ihm die Wangen hinab. Als Potter ihm dann auch noch beschwichtigend den Arm um die Schulter legte war es um ihn geschehen. Er weinte haltlos und ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Dass Potter ihn dabei fürsorglich in einen Nebenraum führte, den ihm der Barkeeper flüsternd angeboten hatte, bekam Draco gar nicht mit. Er ließ sich widerstandslos auf die dort stehende Couch drücken und weinte. Erst als er keine Tränen mehr hatte und sich ein Gefühl von Erleichterung in ihm breit machte, schaute er auf. Potter saß in einem Sessel neben ihm und blickte ihn abwartend an. Er sagte nichts, aber Draco wusste, dass er auf eine Erklärung wartete und die wollte er ihm gerne geben. Er musste loswerden, was wirklich in ihm vorging. Denn das hatte er selbst Blaise nicht erzählt. Stockend begann er zu erzählen.

„Mein Vater … ist nicht bei einem Reitunfall ums Leben gekommen, er hat …“, es fiel ihm unendlich schwer das auszusprechen, denn sie hatten es damals erfolgreich vertuscht, … „sich das Leben genommen, weil er mit der Schmach nicht mehr klar kam.“

Es war gesagt. Potter zog lediglich überrascht die Augenbrauen nach oben, sagte ansonsten aber nichts. Draco sprach weiter. Jetzt sicherer und mit jedem Wort erleichterter.

„Obwohl er nach dem Krieg wieder auf die Füße gefallen ist, sich aus Askaban freikaufen konnte, hat er die offene Ablehnung der Zauberergesellschaft nicht verkraftet. Die Menschen haben es ihm übelgenommen, dass er für seine Taten nicht in Askaban büßen musste und sein gesellschaftliches Leben war schlichtweg nicht mehr vorhanden, Geschäfte zu tätigen war schlicht unmöglich. Das Ministerium schnitt ihn ebenso. Sein Geld haben sie genommen, aber das war auch alles. Ansonsten wollten sie nichts mehr mit ihm zu tun haben. Obwohl er schon immer nur mit der Verwaltung seines Vermögens und dem Einfädeln dubioser Geschäfte beschäftigt war, wurde es ihm jetzt zuwider, nur nutzlos auf dem Manor von seinem Geld zu leben. Er war jetzt ein Ausgestoßener, dem überall nur blanker Hass oder zumindest Ablehnung entgegenschlug. Er war gefangen in seinem eigenen Haus. Er wurde depressiv und sah keinen Sinn mehr in seinem Leben, da er auch nicht bereit war, das Land zu verlassen und irgendwo anders neu anzufangen. Meine Mutter hat den Selbstmord meines Vaters dann zum Anlass genommen, die letzte Verwandte, die sie noch hat aufzusuchen, ihre Schwester Andromeda. Sie haben sich versöhnt und leben jetzt in Andromedas Haus, ziehen gemeinsam meinen Cousin groß.“

„Oh ja, das weiß ich“, warf Potter ein. „Teddy ist mein Patenkind. Ich habe deine Mutter schon oft getroffen wenn ich dort zu Besuch bin. Aber sie hat nie erwähnt, dass es dir so schlecht geht. Geschweige denn, dass dich der Tod deines Vaters so aus der Bahn geschmissen hat.“

„Ich habe meiner Mutter gegenüber nie erwähnt wie es in mir aussieht. Niemandem gegenüber. Ehrlich gesagt, ich habe meine Mutter schon seit Monaten nicht mehr gesehen“, stellte Draco klar.

„Ihr Malfoys habt wohl alle das Schauspielern wunderbar intus“, meinte Potter und schüttelte leicht den Kopf.

„Ich habe in meinem Vater immer ein Vorbild gesehen“, fiel Draco seinen Zuhörer ins Wort. „Wenn er nicht mehr mit seinem Leben klar kam, wie sollte ich es dann können? Ich bin sein Sohn, ein Malfoy. Sie haben ihn geschnitten und würden das sicher auch bei mir tun. Ich habe immer versucht, meinem Vater zu gefallen und jetzt ließ er mich so im Stich. Ich habe nach seinem Tod das Manor nie mehr betreten. Mein Penthouse ist jetzt mein zu Hause. Und dort frage ich mich seitdem ständig, wie ich weitermachen soll, wenn es schon mein Vater nicht geschafft hat. Ich bin auch ein Malfoy. Ich hätte sicherlich nirgends eine Chance.“

Potter brachte vehement seine Missbilligung über diese Ansicht zum Ausdruck. „Du spinnst, Malfoy. Was hat dein Vater, dessen Vergangenheit und wie die Leute mit ihm umgegangen sind mit dir zu tun? Du bist selber groß. Du kannst dein eigenes Leben führen.“

Bevor Draco antworten konnte, kam der Barkeeper zur Tür herein. „Sorry, aber wir schließen jetzt. Ich muss euch leider bitten, zu gehen.“

Potter nickte. „Okay, wir verschwinden gleich. Frische Luft wäre jetzt sowieso das Beste, findest du nicht auch, Malfoy?“

Kurz darauf verließen die beiden das „Spirit“. Inzwischen war es Morgen geworden und die Sonne schickte bereits ihre erhellenden Strahlen ins zurückweichende Dunkel der Nacht. Potter streckte sich und gähnte laut, bevor er sich wieder Draco zuwandte, um das eben behandelte Thema anzusprechen.

„Erzähl mir von deinen Plänen, die du meinst, nicht verwirklichen zu können. Denn das Leben was Du gerade zu führen scheinst, ist irgendwie sinnlos. Was hat es für einen Sinn, nur Vaters Geld auszugeben, wenn man den Tränkemeister in der Tasche hat?“

Potters Blick war herausfordernd und fast war es Draco, als wollte er ihm eine helfende Hand reichen. Schon wieder. Sein Herz begann zu rasen, auch wenn er nicht wirklich wusste warum.


Stell dich mit mir in die Sonne oder geh mit mir ein kleines Stück,
ich zeig dir meine Wahrheit für einen Augenblick.
Ich frage mich genau wie du, wo ist hier der Sinn.
Mein Leben ist ein Chaos, schau mal genauer hin.



Ermuntert durch Potters positive Aura begann Draco von seinen Träumen zu erzählen.

„Ich habe mir immer vorgestellt, irgendwann einen Job als Tränkemeister zu bekommen. Im Ministerium, im Mungos, in einem Tränkelabor. Irgendwo. Aber jetzt bin ich sicher, dass ich da nirgends reinkommen würde. Wegen meinem Vater, seinem Namen. Du musst wissen, mein Studium war ebenso erkauft wie die Freilassung meines Vaters. Aber für kein Gold der Welt würde mich jemand auch einstellen.“

Wieder schüttelte Potter den Kopf. „Deine Noten waren aber nicht erkauft. Und du bist wirklich gut! Du hast mit Auszeichnung abgeschlossen. Und dass ist doch alles was zählt.“

Ein mürrischer Laut verließ Dracos Mund, bevor er wieder abwiegelte. „Mein Name wirft dunkle Schatten voraus und da ist es scheiß egal, wie gut die Noten sind.“

Draco war wirklich verbittert und Potter wollte ihn aufbauen. Aber Draco ließ nichts an sich heran. Er wollte das nicht hören. Weil er es nicht glaubte.

„Weißt du, Potter, so gut mir das Studium gefallen hat. Nach dem Selbstmord meines Vaters ist alles über mir zusammengebrochen.“

Potter zögerte kurz bevor er antwortete, aber dann sprach er bestimmt auf ihn ein.

„Trauer ist das eine, sich gehen lassen das andere. Du darfst natürlich um deinen Vater trauern, aber du solltest dich nicht an seinem Verhalten orientieren, sondern mehr an dem deiner Mutter. Die ist nämlich auch noch da. Und sie hat das Manor verlassen, um ein neues Leben zu beginnen. Und das solltest du auch tun. Du hast das Zeug dazu. Und vergiss nicht, dass ich dich reingewaschen habe. Es wird sich schon jemand finden, der dich einstellt.“

Draco haderte noch immer. „Es ist alles so einfach, wenn ich da auf der Bühne stehe und singe. Da fühl ich mich frei und glücklich. Ich weiß nicht, ob ich das im richtigen Leben auch schaffe.“


Und du glaubst ich bin stark und ich kenn den Weg.
Du bildest dir ein, ich weiß wie alles geht.
Du denkst ich hab alles im Griff und kontrollier was geschieht.
Aber ich steh nur hier oben und sing mein Lied.
Ich steh nur hier oben und sing mein Lied.



Potter lächelte jetzt und hatte einen Schalk im Blick, der Draco verunsicherte. Was hatte Potter vor? Der führte doch eindeutig was im Schilde.

„Tja, Malfoy, das Singen kannst du ja gerne als nettes Hobby weiterführen, aber dass deine eigentlichen Fähigkeiten ja wohl woanders liegen, das kannst du sicher nicht abstreiten“, meinte er salopp und grinste Draco frech an.

„Niemand wird mich wollen als Tränkemeister“, setzte Draco wieder an, seine Fähigkeiten unter Wert zu verkaufen.

Potter schnaubte und wurde laut. „Hast du es denn schon probiert? Hast du dich beworben? Nein! Stimmt doch, oder? Warst du wieder feige, Frettchen?“

Jetzt war es an Draco wütend zu schnauben. Seine Hand zuckte im Affekt nach oben. Er hatte gute Lust, dem Gutmensch Potter einen Kinnhaken zu verpassen. Aber der fing mit den exzellenten Reflexen eines Suchers seine Hand ab und hielt sie mit eisernem Griff fest.

„Sorry“, flüsterte er grinsend, „kleiner Ausrutscher in die Vergangenheit. Aber ich hab doch nicht Unrecht, oder?“

Draco gab sich geschlagen. „Da bist du heute nicht der Einzige. Habt ihr euch gegen mich verschworen? Blaise hat auch schon so einen Müll geredet.“

„Kein Müll, die Wahrheit. Und ich frage dich jetzt noch mal. Was willst du?“, zischte Potter mit einem gefährlichen Unterton.

„Ich wäre gerne Tränkemeister, verdammt! Mehr als du dir vorstellen kannst.“

Jetzt grinste Potter wieder verschmitzt, legte Draco eine Hand auf die Schulter und redete ganz locker weiter.

„Das denke ich mir. Und deswegen bin ich hier. Ich bin der neue Verteidigungs-Lehrer in Hogwarts und wir brauchen noch einen für Zaubertränke. Mein werter Kollege Professor Snape möchte sich nämlich zurückziehen und in die Tränkeforschung wechseln. Wie wär’s also mit dir? Du bist das Beste, was momentan auf dem Markt ist, wenn man mal von deiner derzeitigen äußerlichen und innerlichen Verfassung absieht.“

Draco blickte entgeistert auf. Seine rauchgrauen Augen saugten sich förmlich an Potters Zügen fest, fixierten dessen Augen mit ehrlicher Überraschung. Der lächelte aufrichtig und freundlich. Draco war sich plötzlich sehr sicher, dass Potter ihn nicht zufällig getroffen, sondern ihn absichtlich aufgesucht hatte. Eventuell hatte Blaise hier ebenfalls seine Finger im Spiel. Aber das war ihm sowas von egal. Plötzlich fühlte er eine Stärke in sich aufsteigen, die er zuletzt beim Entgegennehmen seines Meisterbriefes gespürt hatte.

„Wenn du am Freitag bei Minerva antanzt, dann siehst du gefälligst wieder so aus wie ich dich kenne, verstanden? Und entwickelst vor allem wieder den Biss der letzten Jahre“, hörte er Potter nur am Rande reden, weil er so damit beschäftigt war, seine Emotionen unter Kontrolle zu bringen. Aber er hatte ihn verstanden und nickte zustimmend.

Potters Zuversicht im Rücken, glaubte er wieder daran, dass er stark sein konnte und er sah seinen Weg vor sich. Er würde bald wieder wissen wie alles geht, sein Leben in den Griff bekommen und kontrollieren was geschieht. Die helfende Hand seines alten Feindes, der ihm wie eine nostalgische Erinnerung an vergangene Zeiten vorkam, hatte das geschafft, was selbst sein bester Freund Blaise nicht vermochte. Er hatte die alte, verstaubte Saite wieder zum Klingen gebracht, die nur Potter und Draco zu spielen beherrschten. Aber diesmal nicht als Feinde oder Konkurrenten. Ein ganz neues Kapitel wurde aufgeschlagen. Sie würden in Zukunft Kollegen sein.

Und Draco nickte wieder, bekräftigte seine Zustimmung per Handschlag.

„Du hast mich wieder gerettet, Potter. Wird das jetzt zur Gewohnheit?“

Potters Antwort kam prompt.

„Keine Ahnung, Malfoy. Im Moment ist Hogwarts ziemlich beschaulich. Vielleicht wollte ich einfach nur etwas Abwechslung.“

Draco freute sich auf Hogwarts.

Er freute sich irrwitziger Weise auch auf Potter.

Und er fühlte sich stark…


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