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Fanfiction

Roses in the rain- Nach dem Abschluss - Das Ausbildungslager in Cornwall

von Schwesterherz

Kapitel 10


Das Ausbildungslager in Cornwall



Mit einem Ritschen zog Lily den Reißverschluss ihres Trolleys zu. Kaum zu glauben, dass sie sich am nächsten Tag gemeinsam mit ihren Kollegen im Atrium mit Mr. Lennon treffen und in das Ausbildungslager in Cornwall reisen sollte, um dort endlich die praktische Ausbildung zu beginnen. Als sie daran dachte, wurde ihr etwas mulmig zu mute. Immerhin würde sie am kommendem Tag wahrscheinlich einem waschechtem Vampir begegnen- das erste Mal, seit sie den flüchtig gesehen hatte, der Al damals angegriffen hatte.

Lily glaubte, in ihrem Beruf den richtigen gefunden zu haben und trotzdem hoffte sie, dass sie nicht ihren Hass, den sie noch immer für den Vampir hegte, der ihr beinahe ihren Bruder genommen hätte, auf einen fremden Vampir projezieren würde. Das würde nicht nur unprofessionell sein, es würde ihre Arbeit auch sehr nachhaltig behindern. „Ach, wird schon schief gehen“, sprach sie sich selbst Mut zu und verließ ihr Zimmer, um ihren Eltern und den Gästen- Ted und Victoire waren zum Kaffeeklatsch gekommen- unten in der Küche Gesellschaft zu leisten.

„Ich spüre manchmal seinen Schluckauf. Und wenn ich mir selbst sanft den Bauch streichel, dann erlebe ich manchmal einen kleinen Tritt. Es ist wirklich unglaublich, was alles passiert während einer Schwangerschaft... nicht nur mit dem Baby im Innern, auch mit dem eigenen Körper!“ Lily konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen- schon als sie nach oben gegangen war, um ihre Sachen zu packen, hatte ihre älteste Cousine von der Schwangerschaft gesprochen- und nun tat sie es noch immer. „Hey, da bin ich wieder“, sagte Lily und ließ sich am Küchentisch nieder, „was hab ich verpasst?“ „Die Ultraschallbilder“, antwortete Ted mit einem Grinsen und einem stolzen Funkeln in den Augen. „Ohh, warum zeigt ihr die ausgerechnet, wenn ich weg bin?“, schmollte Lily. Victoire lächelte breit.

„Ich habe kein Problem damit, sie noch einmal hervorzuholen... hier!“ Und sie reichte ihr zwei Schwarz-Weiß Aufnahmen, die sie zuvor aus einem Umschlag gezogen hatte. Neugierig betrachtete Lily die Abzüge. „Man erkennt ja schon ganz schön viel!“, staunte sie. „Es sind ja auch nur noch wenige Monate bis zur Entbindung“, erwiderte Harry belustigt. Lily nickte und warf einen Blick auf Victoires Bauch. Er war nicht so prall wie der Fionas damals im sechsten Monat, doch erkannte man durchaus die Rundung. „Und durfte Ted jetzt wissen, ob ihr einen Jungen oder ein Mädchen bekommen werdet?“, fragte Ginny amüsiert. „Ja... Dr. Marshall hat es ihm gezeigt, ich habe da extra weggesehen“, erklärte Victoire und warf ihrem Mann einen Blick zu. „Ich hoffe, Ted kann das Geschlecht lange genug für sich behalten!“ „Bis du es selber siehst, ja, das schaffe ich, Vic“, beruhigte sie Ted. Sein Grinsen war dermaßend strahlend, dass es ansteckend wirkte. 'Wenn das kein Hinweis auf einen Jungen ist', dachte Lily bei sich lächelnd.

Am nächsten Morgen stand Lily schon mehr als pünktlich auf. Sie nahm sich Zeit bei der Morgentoilette und band sich ihre Haare zu einem sauberen Pferdeschwanz zusammen. Da das Wetter grau, kalt und trüb war (der weiße Schnee hatte sich in braunen Matsch verwandelt und war in den großen Städten, wie London, schon beinahe vollständig verschwunden) zog sie sich einen warmen, rapsgelben Rollkragenpullover an und eine Strumpfhose unter die blaue Jeans. Sie überprüfte noch einmal den Inhalt ihres Trolleys, dann hexte sie diesen klein und ging in die Küche hinunter, um zu frühstücken. „Gut siehst du aus“, lobte Ginny sie, als Lily den Raum betrat und sich vor ihrem Frühstück niederließ (Toast und Rührei mit Speck).

„Dankeschön“, erwiderte Lily, leicht verblüfft. „Ihr werdet die ganze Woche fort sein, oder?“, fragte Ginny und leichter Wehmut lag in ihrer Stimme. „Ja, und nächsten Freitag werde ich nur kurz hier sein, um meine Tasche für das Wochenende bei Damian zu packen“, erinnerte Lily sie. „Ach ja, stimmt“, Ginny seufzte. „Hey, Mum... irgendwann werde ich sowieso ausziehen“, grinste die Achtzehnjährige, doch ihre Mutter konnte nur ein schwaches Lächeln zurückgeben.

„Eben drum. Es ist seltsam, dass schon das jüngste Kind bereits erwachsen ist. Und bald bist du aus dem Haus und dann... wird es hier ganz schön einsam werden.“ „Oh, Mum, bitte! Du kannst dich ja gleich mit Grandma Molly zusammentun, manchmal spricht sie genauso wie du!“ Also wirklich! Lily war doch bloß für eine Woche weg und selbst, wenn sie auszog, war sie doch nicht aus der Welt! „Früher dachte ich, dass es gar nicht so schlimm wäre... aber inzwischen“, Ginny zuckte die Schultern, „kann ich meine Mutter besser verstehen als ich je gedacht hätte.“

„Mau“, erklang das Katzenstimmchen von Clyde und der Kniesel hüpfte auf den freien Stuhl neben Lily. Er war seit seiner Ankunft vor etwas mehr als einen Monat bereits ganz schön gewachsen. „Ach, dann schafft euch doch auch einen Kniesel an“, schnaufte Lily und kraulte dem Kater die Ohren, bis er zu Schnurren anfing. „Und außerdem habt ihr noch euer Enkelkind, um das ihr euch bestimmt gerne einmal kümmern dürft!“ „Ja, schon... aber trotzdem ist es beängstigend, wie schnell die Jahre mit euch Kindern verstrichen sind“, entgegnete Ginny nachdenklich und nippte gedankenverloren an ihrem Tee.

„Gute Güte, ihr solltet im Sommer wirklich Urlaub in Brasilien machen und euch ablenken!“, stellte Lily klar und biss von ihrem Rühreitoast ab. „Das ist ja schlimm, wie du redest!“ Ginny stellte die Tasse ab und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Eines Tages wirst du mich vielleicht verstehen, Lily“, meinte sie und lächelte ihrer Tochter traurig zu. „Hmpf“, grummelte jene nur und hob ungläubig eine Augenbraue. Ihre Mutter hatte noch nicht einmal die Hälfte ihres Lebens erreicht und wenn die Kindererziehung erledigt war, dann konnte sie sich doch um andere Dinge Gedanken machen- herumreisen und ferne Kulturen kennenlernen, zum Beispiel.

Es gab wirklich noch viel mehr, für das es sich zu Leben lohnte, außer Kindererziehung. Und zu James, Al und Lily würde Ginny doch immer eine Bindung haben, bis zu ihrem Lebensende! Lily glaubte nicht, dass einer von ihren Geschwistern oder sie selbst einmal auswandern wollte und somit würde es gar kein Problem darstellen, sich regelmäßig zu sehen, auch, wenn sie alle woanders wohnen würden. Sie waren immerhin Hexen und Zauberer! So oder so, Lily musste ihre Mutter noch auf etwas anderes ansprechen: „Denkst du bitte daran, Celeste heute Abend zu mir zu schicken? Im Ausbildungslager kann ich auf elektronische Dinge wie ein Mobiltelefon wohl notgedrungen verzichten.“ „Sicher, das habe ich dir doch versprochen. Wie auch immer, du solltest dich beeilen. Besser, du bist zu früh da als verspätet!“ Mit diesen Worten stand Ginny auf und ließ ihren Frühstücksteller ins Spülwasser gleiten, wo er sich- Dank eines geeigneten Zaubers- von selbst abwusch. „Schon gut“, seufzte Lily und schaute auf ihr üppiges Frühstück hinab. Schnell würde sie das gewiss nicht hinunter kriegen...

Im Atrium begrüßten sich die zukünftigen Vampirologen mit großem Hallo. Doch nicht nur sie warteten gespannt auf die Abreise nach Cornwall. „Cedric!“, rief Lily und hob grüßend die Hand, damit der Aurorenlehrling und Partner ihrer besten Freundin- der auch ihr selbst inzwischen ein sehr guter Freund geworden war- sie bemerkte. „Lily!“, erwiderte er freudig, überwand die Distanz zwischen ihnen und umarmte sie. „Wie geht's? Vermisst du schon deinen Urlaub?“ „Ach, Urlaub zu haben ist doch langweilig!“, grinste Lily, „die Action geschieht in unserem Fall doch hier!“ „Ich hoffe, Sie sehen das Ganze nicht als ein albernes Spiel an, Miss Potter“, erklang die ernste Stimme ihres Ausbildungsleiters in ihrem Rücken. „Nein, ganz gewiss nicht, Mr. Lennon“, versicherte Lily ihm und lächelte höflich.

„Gut“, sagte jener schlicht und überreichte ihr ihren Pfahl. „Starkes Teil!“, meinte Cedric anerkennend, sobald der Ausbildungsleiter abgezogen war und fügte zweifelnd hinzu: „Sag mal, ist der immer so drauf?“ „Bis auf wenige Ausnahmen- ja!“, seufzte Lily und steckte den Pfahl in eine Halterung mit dafür vorgesehenen Riemen, die sie wie einen Rucksack über die Schultern trug. Den Pfahl konnte sie so in sekundenschnelle packen, indem sie mit einem Arm nach hinten über ihren Kopf griff. „Alle beisammen? Auf geht's!“, rief Mr. Lennon über die Köpfe der Anwesenden hinweg, stieg in die bereits grünen Flammen und nannte die Adresse des Ausbildungslagers. Ihm folgte die Ausbildungsleiterin der Auroren. Cedric und Lily tauschten einen Blick und traten zusammen auf einen der Kamine zu, in dessen Innern die grünen Flammen tanzten.

Als Lily die unangenehme Reise hinter sich gebracht hatte, fand sie sich in einem rechteckigen, mit Holzfußboden ausgelegten Eingangsbereich wieder, der aber zugleich als Arbeits- und Erholungszimmer zu dienen schien. Der Kamin befand sich direkt gegenüber des Einganges, einer Doppeltür. Die hellen Töne der gestreiften Tapete ließen das Zimmer freundlich erscheinen. Rechts neben der Eingangstür (von Lilys Sicht vor dem Kamin aus links gesehen) befand sich eine Sitzecke mit cremefarbenem Sofa, einem eckigen Holzcouchtisch und einem schräg stehendem Sessel, hinter dem eine Stehlampe mit Kerze bei Dunkelheit für das nötige Licht sorgte. Lilys Vermutung, dass die Elektronik der Muggel an diesem Ort, wo doch auch viel Magie herrschte, einmal wieder versagte, hatte sich hiermit bestätigt.

Außerdem war unter dem Couchtisch und dem Dreiersofa ein Teppich ausgelegt. Auf der gegenüberliegenden Seite der Sitzecke befand sich eine Topfplanze und ein Bücherregal mit einem senfgelben Sessel, daneben führte eine Tür in ein anderes Zimmer. Die Ecken neben dem Kamin waren jeweils mit zwei Schreibtischen ausgestattet, auf denen sich Petroliumlampen und eine kleine Pflanze befanden. Der Raum war von gut zehn Leuten gefüllt. „Hast du Marik schon gesehen?“, rief Lily Cedric zu, der neben ihr alles auf sich wirken ließ. „Neee, aber der verspätet sich gerne mal“, erwiderte Ced belustigt. „Oh, na dann.“

„Folgen Sie uns bitte!“, wies Mr. Lennon die zukünfigen Vampirologen und Auroren an und öffnete die Tür, die ins angrenzende Zimmer führte. Lily ließ sich Zeit, denn sie hatte keine Lust, sich an dem Gedrängel, was vor der schmalen Tür entstand, beteiligen zu müssen. Irgendwann war sie dann auch durch und erkannte, dass es sich hier bloß um einen mit dunkelroten Bodenfliesen ausgelegten Flur handelte, der eine helle Holztreppe, auf der zwei Menschen nebeneinander Platz fanden, und diverse Kerzenhalter beherbergte. Direkt gegenüber der Tür, aus der Lily soeben getreten war, befand sich der offene Durchgang zur Küche, was nicht schwer zu erkennen war, sah man doch sogleich die Küchenzeile, welche unmittelbar betreten wurde, durchquerte man den Eingang. Lily trat hindurch und bemerkte, dass hinter, beziehungsweise neben der Küchenzeile, auch gleich das Esszimmer untergebracht war, welches mit einem hellen Holzfußboden ausgelegt war.

Die Tische und Stühle bestanden ebenfalls aus schlichtem aber robusten Holz. Zumindest besaßen Letztere Sitzpolster. „Schön und gut- aber wo sind die Hauselfen?“, wollte Lesley wissen, nachdem sich alle einmal umgeschaut hatten. „Hier sind keine“, antwortete die Ausbildungsleiterin der Auroren trocken. Lily hatte von Cedric erfahren, dass sie Mrs Steel hieß. „Was?!“ „Sie werden sich mit Ihren Kollegen und den Aurorenlehrlingen absprechen müssen“, erklärte Mr. Lennon nicht weniger abgeklärt, „jeder von Ihnen wird einmal ein Abendessen servieren müssen. Dies hier ist kein Hotel und wir wollen Ihre Selbstständigkeit schulen. Bei den meisten Aufträgen werden Sie auch keinen Diener finden, der Ihnen ein Abendessen zurecht macht.“

„Das ist ja entsetzlich!“, stöhnte Lesley und Jareth, der neben ihr stand, verdrehte die Augen. „Zeit, dass hier jemand erwachsen wird...“, hörte Lily ihn murmeln und sie lächelte höhnisch, während ihre Kolleginn Jareth einen giftigen Blick zuwarf. „Ich bin um ein vielfaches reifer als du, Caulfield! Aber ein gewisses Maß an Ordnung wäre in diesem Ausbildungslager doch von Nöten!“ „Wenn du meinst“, erwiderte Jareth gedehnt und zuckte gelangweilt die Schultern. „Ich bin echt von Idioten umgeben!“, fauchte Lesley. Niemand beachtete sie, denn Mr. Lennon führte die junge Meute wieder auf den Flur und von da aus die Treppe hinauf.

Das zweite Stockwerk bestand aus einem breiten Flur, von dem aus man Zugriff auf sechs Schlafzimmer hatte. Nur zwei von ihnen waren mit einem Einzelbett versehen, in allen anderen fanden bis zu fünf Personen platz. „Ich nehme das Einzelzimmer!“, sagte Lesley sofort laut. Ein Mädchen der Aurorenlehrlinge schüttelte nur den Kopf und fuhr sie an: „Bist du wirklich so bescheuert oder ziehst du nur eine tumbe Show ab?! Die Zimmer mit den Einzelbetten sind für die Ausbilder gedacht, du Hohlbratze!“ „Zügeln Sie ihre Wortwahl, Miss Clancy!“, warnte ihre Ausbildungsleiterin. „Ja, Ma'am.“ Lily gab der jungen, angehenden Aurorin aber im stillen Recht. Lesley benahm sich wirklich daneben und dass die Einzelzimmer für die Ausbilder reserviert waren, war doch wirklich logisch!

„Also, Sie sind fünf Frauen und fünf Männer. Das macht zwei belegte Zimmer. Sollte sich während Ihres Aufenthaltes herausstellen, dass zwei überhaupt nicht miteinander auskommen, können sie in ein anderes Zimmer flüchten- das gilt aber nur im Notfall“, erklärte Mrs. Steel. „Und wo sind die Bäder?“, fragte Hilary Foss. „Jedes Zimmer verfügt über eine Toilette und über ein kleines Badezimmer mit Dusche und Waschbecken.“ Hilary nickte und Lily atmete erleichtert aus. Immerhin keine Gruppenduschen! Mr. Lennon ergriff wieder das Wort: „Okay, Sie haben jetzt eine halbe Stunde, um sich ein wenig einzurichten. Dann erscheinen Sie bitte alle pünktlich im Esszimmer. Heute werden die Vampirologen und die Aurorenlehrlinge noch mit einer gemeinsamen Ausbilderin Angriff und Verteidigung beginnen. Ab Morgen werden Sie gespalten und die Vampirologen werden mit Mrs. Bradford arbeiten, da der Kampf gegen Vampire... spezialisierter ist als gegen gewöhnliche Schwarzmagier. Bis hierhin alles klar?“ Niemand erwiderte etwas. „Gut. Bis gleich.“

Die beiden Ausbildungsleiter kehrten der gemischten Gruppe den Rücken zu und gingen ins Untergeschoss, vermutlich, um die Ankunft der Ausbilderin abzuwarten. „'und die Vampirologen werden mit Mrs. Bradford arbeiten, da der Kampf gegen Vampire spezialisierter ist als gegen gewöhnliche Schwarzmagier'“, äffte Marik, der mit wenig Verspätung auch eingetroffen war, Mr. Lennon nach, kaum, dass dieser verschwunden war, „das klang ja, als würde er unsere Arbeit herabwürdigen!“ „Mach dir nichts draus“, entgegnete Hilary, „er meint nur, dass wir wohl mehr brauchen als ein paar Zaubersprüche und taktische Organisationen, um einen Vampir zu stellen.“ „Oh ja, weitaus mehr“, gab einer von Cedrics Kollegen zurück, „mein Onkel stand einmal einem gegenüber... es war sein Glückstag, andernfalls hätte er es nicht überlebt!“

Die Mädchen und Jungen teilten sich auf und betraten jeweils als 5er-Gruppe ein Zimmer. Lily ging in das ihre als Letzte. Gleich rechts neben dem Eingang war eine Tür, die in eine Klozelle führte und neben dieser wiederum war das kleine Badezimmer zu finden. Ein magisches Licht ging automatisch an, wenn man es oder das WC betrat, da es keine Fenster in den kleinen Räumen gab. Links neben dem Eingang stand ein breiter Schrank. Im hinteren Teil des Zimmers waren die Betten untergebracht, drei der fünf konnten in die Wand eingeklappt und als Sitzbank benutzt werden. Neben einem dieser einklappbaren Betten befand sich eine Glastür, die auf einen Balkon führte, der sogar einigermaßen groß war. „Gar nicht so schlecht“, meinte Hilary. „Find ich auch“, stimmte Lily zu, zauberte ihren Trolley wieder groß und wuchtete ihn auf das Bett neben der Balkontür. „Ich schlafe hier, wenn's genehm ist.“

„Und ich nehme dieses … Bett.“, stellte Lesley klar und ließ ihre Jacke mit Fellkragen auf das eine von zwei Betten segeln, welche nicht einklappbar waren. Das lag wohl daran, dass es etwas größer war und einen Nachttisch neben sich stehen hatte, trotzdem betonte Lesley das Wort 'Bett' als handele es sich hierbei lediglich um eine versiffte Matratze. Die anderen einigten sich auch rasch auf ihre Betten, suchten schon einmal das Nötigste aus ihren Taschen heraus und bezogen ihre Matratzen, Decken und Kissen. Lily hatte extra auf schlichte, pastellfarbene Bettwäsche geachtet. Man musste ja nicht unangenehm auffallen, mit Kinderbettwäsche oder ähnlichem. Dann war es auch schon wieder Zeit, hinunter zu gehen. Nur wenige Minuten, nachdem sich alle auf die Tische verteilt hatten, erschien Mr. Lennon mit einer Frau in seinem Rücken, die etwa um die Vierzig sein musste.

„Guten Tag“, sie hatte ihre schwarzen Haare zu einem strengen Dutt zusammengebunden und sah sie alle aus scharfen, braungrünen Augen an. „Mein Name ist Mrs. McTyre. Ich werde heute mit Ihnen arbeiten und Duellsituationen mit Ihnen einüben. Aber Angriff und Verteidigung macht durchaus noch viel mehr aus. Sie werden es mit seltsamen Pflanzen zu tun bekommen und auch lernen, was es bedeutet, eine Taktik anzuwenden. Sicher wird keiner von Ihnen gedacht haben, ein Verbrecher sei am ehesten zu fangen, indem man gedankenlos sein Versteck stürmt und auf Biegen und Brechen ein Duell heraufbeschwört. Jedenfalls hoffe ich das...“ Sie musterte jeden von ihnen eindringlich. Lily und Jareth wechselten einen Blick. „Zunächst möchte ich bitte wissen, wer von Ihnen die Aurorenausbildung gewählt hat. Wir werden nämlich eine durchaus längere Zusammenarbeit führen, während die zukünftigen Vampirologen Morgen mit meiner Kollegin arbeiten werden und dann bloß noch ab und zu bei mir mit arbeiten werden.“

Cedric und alle anderen Aurorenlehrlinge meldeten sich. „Mrs. Steel und ich werden uns jetzt zurück ins Zaubereiministerium begeben“, gab Mr. Lennon bekannt, „ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Zeit! Wir sehen uns bei Ihren Zwischenprüfungen wieder.“ Lily riss die Augen auf. "Zwischenprüfungen?!“, ächzte sie. „Nach Ablauf der- ich nenne es jetzt einmal 'Trainingseinheiten'- werden Sie natürlich eine Prüfung ablegen müssen, in der Sie das Gelernte umsetzen müssen“, erläuterte Mrs. McTyre, während Lilys Ausbildungsleiter und die Ausbildungsleiterin der Auroren den Raum verließen. „Ach so“, sagte Lily matt. Ihr Herz hüpfte derweil aufgeregt in ihrem Brustkorb herum. Das waren ja super Aussichten! „Also gut... dann folgen Sie mir bitte.“ Mrs. McTyre drehte sich um und die Auszubildenen schoben geräuschvoll ihre Stühle zurück und folgten ihr.

Die Ausbilderin führte sie hinter die Treppe, in dessen Rückwand eine Tür eingebaut war, die sie in die Kellergewölbe führte. Selbige bestanden aus riesigen, kaum ausgeschmückten, sondern mehr betonierten Räumen, welche mit gewaltigen Bögen miteinander verbunden waren. Auch der Fußboden war reiner Beton, jedoch lehnten an der von Lily am weitesten entfernten Wand blaue Matten, wie Lily sie aus ihrem Sportunterricht in der Muggelgrundschule dunkel in Erinnerung hatte. Sie waren hart aber nicht so hart wie der Betonboden... sie war schon froh, dass es Fenster gab, die genügend Licht spendeten und auch einige Kerzen flackerten in den abgelegeneren Ecken.

„Hier im hinteren Teil werden die Vampirologen mit Ihrer Ausbilderin lernen“, erläuterte Mrs. McTyre und deutete mit dem linken Arm einmal zu den gemeinten Räumlichkeiten hinüber. Lily erhaschte einen Blick hinein und fühlte sich an einen Trainingsraum für Boxer erinnert, aufgrund mehrerer Boxsäcke in verschiedenen Größen, die an Ketten befestigt von der Decke hingen, doch dann entdeckte sie noch einen Vitrinenschrank, der bis zum Rand gefüllt war mit ... Waffen. Keine Pistolen, sondern Bögen, Armbrüste und so ein Zeug. Lily überlief ein Schauer. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, wie sie mit einer mickrigen Armbrust und ihrem Pfahl bewaffnet gegen einen finsteren Vampir antreten musste. Hoffentlich würde ihre morgige Ausbilderin ihr ihre Furcht abnehmen können...

„Wir hingegen bleiben hier“, führte Mrs. McTyre fort und zeigte mit ihrem rechten ausgestreckten Arm in den Raum, in dem sich alle soeben befanden. „Gut. Also. Wir werden uns heute mit sämtlichen, gängigen Zaubern beschäftigen, von denen Sie viele schon von Hogwarts kennen, denn ich glaube, eine Auffrischung haben Sie nach einem halben Jahr staubtrockener Büroarbeit dringend nötig! Jeder sucht sich bitte einen Partner, in vier Minuten geht es mit dem Aufwärmen los. Später werden Sie vor allen anderen gegeneinander antreten müssen- ich erwähnte ja bereits die Duellsituation, die ich heute mit ihnen abhandeln möchte. Und denken Sie daran: nur nonverbale Zauber sind gestattet!“ Hilary stöhnte leise. Offenbar hatte sie mit ungesagten Zaubern noch immer Schwierigkeiten. Noch ehe Lily sich nach einem Partner umsehen konnte, hatte Cedric sich bereits zu ihr gesellt.

„Darf ich bitten?“, fragte er und verbeugte sich galant, als würde er sie zu einem Tanz auffordnern- nur, dass er in der einen Hand bereits seinen Zauberstab hielt. „Wenn dir das Risiko, gegen mich zu verlieren, bewusst ist, gern“, konterte Lily süßlich lächelnd. „Wir werden ja sehen, wer hier mehr im Kopf behalten hat“, erwiderte Cedric und stellte sich in einer entsprechenden Entfernung zu Lily auf. „Bereit?“, fragte Mrs. McTyre. „Legen Sie los!“

Den ganzen, restlichen Vormittag über trainierten die Azubis ungesagte Zauber und versuchten, ihren Partner lahm zu legen. Selbst ein Blinder konnte erkennen, dass die Entscheidung der Ausbilderin, zunächst einmal reine Wiederholung anzuwenden, ihre Richtigkeit hatte. Nach sechs Monaten Theorie mussten sich die Auszubildenen eingestehen, dass ihre anderen Fähigkeiten ein wenig eingeschlafen waren. Manche besaßen hochrote Köpfe, so angestrengt versuchten sie, ohne Mucks den Gegner auszuknocken. Lily und Cedric waren einige der wenigen, die kaum Probleme mit den nonverbalen Zaubern hatten. Sie wichen den Flüchen und Hexereien, die sie einander auf den Hals hetzten, geschickt aus und ihr Lächeln war für den anderen jedes Mal eine bloße Herausforderung.

„Sehr gut, sehr gut!“, lobte Mrs. McTyre, als die Zwei sich eine kurze Pause genehmigten, „nach dem Mittagessen werden Sie den anderen einmal zeigen, wie ein Duell aussehen kann!“ Lily nickte lächelnd. Sie war ein wenig außer Atem. Auch Cedric gab mit einem Nicken sein Okay. Als die Ausbilderin weiter gezogen war, kam er auf Lily zu. „Ich werde dich besiegen“, raunte er siegessicher und seine braunen Augen blitzten. „Selbstüberschätzung kann dir später in deinem Job den Kragen kosten, Wood, das solltest du dir dringend merken!“, erwiderte Lily kehlig. Er schnaubte nur belustigt.

Für das Essen waren heute zwei Aurorenanwärter zuständig. Es gab Lasagne. Lily aß mit großem Appetit und spülte mit drei Gläsern Apfelschorle gründlich nach. Sie sollte etwas Trinken mit nach unten nehmen, denn während der Übungszeit hatte sie einen brennenden Durst verspürt und nichts daran ändern können. Als alle sich wieder unten versammelten, erkannte sie, dass einige andere ebenfalls auf diese schlaue Idee gekommen waren. In einer Ecke standen eine Menge Glasflaschen mit Apfelschorle und Selter herum. „In Ordung, also nun geht es ans Eingemachte. Miss Potter und Mr. Wood haben sich bereit erklärt, als Erste eine Duellsituation vorzuführen.... bitte!“, forderte Mrs. McTyre selbige auf und wies in die Mitte des Raumes. Lily und Cedric stellten sich mit einem Abstand von etwa drei Metern zueinander auf. „Also gut... Sieger ist, wer den anderen als Erstes fesselt und zum Schweigen bringt. Zeigen Sie Ihren Kollegen, was Sie mir vorhin gezeigt haben!“, ordnete die Ausbilderin an. Cedric zückte seinen Zauberstab. Lily tat es ihm nach. Sie hielten ihn senkrecht vor ihrer Brust und verbeugten sich. Dann hoben sie zeitgleich ihre Zauberstäbe über ihre Köpfe. Ein Raunen ging durch die Azubis, die einen großen Kreis um sie herum gebildet hatten.

'Impedimenta!', dachte Lily und zielte auf ihren Partner. Doch er hatte ihren Angriff kommen sehen und wich ihrem Lähmzauber mit einer Art Pirouette aus. Er stand noch nicht einmal wieder gerade, da schoss er einen Entwaffnungszauber auf sie ab. Lily konterte mit einem 'Locomotor Mortis' in Gedanken und sprang mit angewinkelten Beinen in die Luft, als würde sie Seilspringen. Der Zauber sauste unter ihr hindurch, doch auch Cedric entkam ihrem Beinklammerfluch mit einer Drehung, die den Zauber knapp an ihm vorbei schießen ließ. 'Na warte!', dachte Lily, 'ich kriege dich! Stupor!' Ihr Schockzauber krachte unter Cedrics ausgebreiteten Beinen hindurch, was Lily jedoch nicht vollständig registrierte, musste sie doch seinem Klammerfluch ausweichen, der ihren Körper komplett gelähmt hätte. Schon wieder schickte Cedric ihr einen Fluch zu, doch dieses Mal änderte Lily ihre Taktik. Statt auszuweichen, dachte sie voller Kraft: 'Protego!' Der Zauber prallte an ihrem Schutzschild ab und jagte auf seinen Erzeuger zurück und Cedric- der damit tatsächlich nicht gerechnet hatte- wurde von ihm erwischt. Seine Beine wurden in die Höhe gerissen und mit einem Aufschrei hing er kopfüber in der Luft. Lily grinste zufrieden.

Doch Ced drehte sich ihr umständlich zu und zielte- ein eisblauer Lichtstrahl schoss auf Lily zu, dem diese nicht rechtzeitig entgehen konnte- schon begangen ihre Beine unkontrolliert umherzuschlänkern. Cedric hatte Tarantallegra auf sie gehetzt, ein Tanzfluch. Mit Schweißperlen auf der Stirn, aber einem unbezwingbaren Willen, dieses Duell zu gewinnen, schaffte Lily es, ein Ende herbeizuführen: Sie dachte zügig drei Zaubersprüche hintereinander und riss ihren Zauberstabarm in die Richtung ihres Duellpartners: 'Finite! Incarcerus! Silencio!' Das hatte zur Folge, dass Cedric unsanft zu Boden fiel, jedoch keinerlei Zeit hatte, sich aufzurichten, denn schon wurde er von Stricken gefesselt, die aus Lilys Zauberstab flogen, und als er sich beschweren wollte, verließ kein Laut seine Lippen. Rund um Lily herum brandete Applaus aus. Die Ausbilderin beendete den flotten Tanz, den Lilys Beine hinlegten und lächelte anerkennend. „Sehr schön!“, lobte sie, „beim nächsten Mal werden wir noch den Anti- Disapparierfluch einstudieren, aber das war bereits eine außerordentliche Leistung! Sie werden etwaiigen Vampiren einen gehörigen Respekt einbläuen, Miss Potter, darauf können Sie sich verlassen!“

„Ach herrje“, murmelte Lily außer Atem und spürte, wie Hitze in ihre Wangen schoss. Um die dazugehörige Röte zu verbergen, half sie Cedric kameradschaftlich von seinen Fesseln los- und wieder auf die Beine zu kommen. Anschließend nahm sie den Schweigezauber von ihm. „Danke“, japste der Aurorenanwärter und fuhr sich durch die braunen Haare. Es war eindeutig: dass sie ihn geschlagen hatte, wurmte ihn. „Ich zähle auf eine Revanche“, teilte Lily ihm grinsend mit. „Die wirst du erhalten, keine Angst!“, brummte er und klopfte sich den Staub von den Klamotten.

Lily lehnte sich an die Betonwand neben den Getränken, trank in genüsslichen Zügen aus ihrer Flasche und sah aus bedenkenfreier Entfernung den Übrigen bei ihren Duellen zu. Die meisten stellten sich ausgesprochen gut an. Lily erinnerte sich an Mariks Aussage bei ihrer Abschiedsfeier nach den UTZen, dass die Aurorenanwärter eine praktische Prüfung hatten ablegen müssen, nicht bloß ein gewöhnliches Bewerbungsgespräch. Lily selbst hatte so etwas nicht durchführen müssen und irgendwo war sie dankbar dafür. Jedenfalls zeigten sich die Azubis heute von ihrer besten Seite. Selbst Lesley, das musste Lily widerwillig einräumen, war nicht zufällig von Mr. Lennon und den zwei anderen ausgewählt worden. Sie hatte durchaus kämpferisches Talent, so viel stand fest. Als die Ausbilderin die Frage in den Raum warf, wer sich freiwillig für das Abendessen meldete, hob Lily kurz entschlossen die Hand- dann wäre sie fürs Erste immerhin damit durch. Ein Blick durch die gewaltigen Räumlichkeiten sagte ihr, dass sich zögernd eine weitere Hand meldete- sie gehörte zu Hilary, die Lily schüchtern zulächelte. Lily lächelte zurück.

In der Küche erkannte sie rasch, dass der Kühlschrank lediglich der Aufbewahrung diente, die Lebensmittel waren allesamt mit einem Frischhaltezauber belegt, da der Strom an diesem Ort nicht funktionierte. "Praktisch!“, dachte sie amüsiert und machte sich sogleich ans Werk. Gemeinsam mit Hilary beschmierte sie Weißbrote und belegte diese mit Käse, Salat, Frischkäse und Tomaten, Wurst und sogar Nuss-Nougat-Creme, während die restlichen Auszubildenen auf ihren Zimmern faulenzten oder sich das Dorf ansahen. 'Das können wir dann morgen machen', tröstete Lily sich in Gedanken und legte zwei weitere, fertige Brote auf eine große Servierplatte. „Bist du eigentlich noch immer mit Damian Flint zusammen?“, fragte Hilary zaghaft und linste bloß durch ihre blonden Haarsträhnen zu Lily hinüber, da sie halb gebeugt über weiteren Broten stand.

„Ja, bin ich“, bestätigte Lily, selbst ganz in ihre Arbeit vertieft. „Ich... ich fand das damals echt mutig von dir, dass du dich so entschlossen getraut hast, einfach deinen Weg zu wählen... ich meine, viele Gryffindors hatten es dir ja echt nachgetragen, dass du Mcmillan verlassen hattest und dich dann auch noch einem Slytherin zugewandt hattest.“ „Das stimmt wohl“, gab Lily der ehemaligen Ravenclaw recht, „aber es ist mein Leben und niemand hat das Recht, sich da einmischen zu wollen...“, sie schwieg kurz und ergänzte dann: „Außerdem war Seans und meine Beziehung zu dem Zeitpunkt ohnehin schon zu verkorkst. Wir hatten beide große Fehler begangen, die von beiden Seiten schwer zu vergeben waren.“

Kurz herrschte Schweigen zwischen ihnen, dann fragte Lily: „Und? Wie läuft es mit dem Führerschein?“ „Oh... also, es ist so, wie ich es geahnt habe“, berichtete Hilary und ihr Gesicht leuchtete so rot, wie die Tomaten, die sie soeben zerkleinerte. „Ich komme mit diesem ganzen Firlefanz nicht wirklich klar. Meine Fahrlehrerin ist schon total entnervt... du hingegen schlägst dich gut, oder?“ „Ach, jaa, naja...“, murmelte Lily, „mein Fahrlehrer scheint mit mir zufrieden zu sein und ist der Überzeugung, ich würde an meinem Geburtstag- dem ersten Februar- bereits den Führerschein in der Tasche haben. Er hat mir auch schon einen voraussichtlichen Termin für die Fahrprüfung mitgeteilt. Aber ich bin mir da nicht so sicher, dass ich die bestehen werde...“ „Ach, der kann deine Fahrweise doch gut einschätzen“, meinte Hilary zuversichtlich, „bestimmt hast du den ganzen Stress bald hinter dir!“ „Hm“, machte Lily undschlüssig und schaute hinab auf ein unvollständig geschmiertes Nuss-Nougat-Creme - Brötchen.

Beim Abendessen sorgten Jareth und Cedric gekonnt dafür, dass Lily keinen Gedanken mehr an die baldige Fahrprüfung verschwendete. Jene war immerhin noch ein wenig entfernt, also verbannte der Rotschopf die Fahrstunden und alles, was damit zusammenhing, in ihrem hintersten Eckchen ihres Kopfes und lachte über die Albernheiten der Jungs, die überzeugt davon waren, niemals bessere Brote gegessen zu haben und dass Lily doch bitte jeden Abend welche machen sollte!

Nachdem Lesley und ein Aurorenlehrling zur Abwasch-Beaufsichtigung verdonnert worden waren (die Zauber dafür waren manchmal ein wenig eigen), machten die anderen sich auf den Weg in ihre Zimmer. Lily hatte das ihre kaum betreten, als auch schon Celeste an ihre Balkontür pickte und die Aufmerksamkeit der anderen Mädchen auf sich lenkte. Lily ließ sie rasch hinein und nahm ihr den kurzen Brief ab. „Ruh dich aus, ich schreibe eben zwei Briefe und dann kannst du wieder losfliegen“, erklärte sie dem Vogel, der kurz mit den Flügeln raschelte und es sich auf Lesleys Bettgestell gemütlich machte. Lily grinste und vertiefte sich in ihre Post.


Liebe Lily,


wir hoffen, du hattest einen schönen Tag und viel Erfolg im praktischen Unterricht! Endlich einmal Abwechslung, oder?! Du fehlst hier. Berichte uns bald, was du so erlebt hast, in Ordnung?

Wir haben dich lieb,

Mum & Dad

„Kurz und treffend“, gluckste Lily und ließ geschwind Tinte, Feder und Pergament herbeifliegen. Sie machte es sich noch ein bisschen gemütlicher auf ihrem Bett und begann, zu schreiben.

Hallo Mum, hallo Dad!

Ja, ich hatte heute einen schönen Tag. Die Anlage ist relativ groß, nur müssen wir uns zu fünft ein Zimmer teilen. Aber immerhin gibt es keine Gruppenduschen! Juhu!!! Und wir müssen uns selber um unser Essen kümmern, also abwechselnd 2 Leute pro Gang (Frühstück, Mittag, Abendessen, ihr wisst schon...). Lesley (meine 'Kollegin') war total entgeistert, dass es hier keinen einzigen Hauselfen gibt (stellt euch an dieser Stelle bitte ein Kichern mit angehauchter Schadenfreude vor). Wir haben heute alle gemeinsam Unterricht gehabt, also die Aurorenlehrlinge und wir, die Vampirologen. Morgen werden wir aber getrennt unterrichtet und ich fürchte, ich werde dem ersten Vampir gegenüberstehen seit dieser Sache mit Al... wird schon passen!

Ich schreibe euch, versprochen!

Also bis dann!

Eure Lily

PS: Im Duell habe ich Cedric heute geschlagen! Ihr wärt stolz auf mich gewesen... ;) :P

Im Nu hatte Lily das Pergament zusammengefaltet, in einen Umschlag gestopft und diesen beschriftet. Celeste ließ einen ungeduldigen Laut hören. „Jaja, gleich!“, nuschelte Lily und breitete ein weiteres Pergament vor sich aus.

Lieber Damian,

du fehlst mir ganz unwahrscheinlich doll!!! Ich kann unser gemeinsames Wochenende bei dir kaum mehr erwarten, obwohl es hier gar nicht so übel ist. Wird Brianna wieder bei ihrem Freund sein? Ich würde gerne ein paar ungestörte Stunden mit dir verbringen...! ;)

Mein erster Tag hier war ganz gut, auch, wenn ich noch keinem Vampir gegenüberstand- bloß Cedric in einer Duellübung- und ich hab ihn platt gemacht, harhar! c(: nein, wir haben uns einen fairen Kampf geliefert, aber am Ende bin ich dennoch als Siegerin aus selbigen hervorgegangen. Er will jedoch eine Revanche! Na, die soll er bekommen! Ansonsten ist das Ausbildungslager auch echt okay, wir müssen zwar selber für unser Essen sorgen (Lesley hatte einen Anfall bekommen- keine Hauselfen?!?!) und uns zu fünft ein Zimmer teilen- aber es gibt keine Gruppenduschen! Ich bin erleichtert!

Wie auch immer... Morgen arbeiten wir nicht mehr mit den Aurorenlehrlingen zusammen, sondern erhalten unsere eigene Ausbilderin, die extra auf den Kampf mit Vampiren spezialisiert ist. Offenbar lernen wir hier in 'Angriff und Verteidigung' nicht bloß mit unserem Pflock umzugehen, jedenfalls hatte ich das Vergnügen, auf ein paar äußerst mittelalterliche aber durchaus wirksame Waffen schauen zu dürfen... ich bin relativ gespannt, was mich erwartet... Ich hab heute auch erfahren, dass wir in diesem Bereich eine Zwischenprüfung ablegen werden, wenn er abgeschlossen ist...ich glaube, ich war ein bisschen naiv, anzunehmen, dass mir nur die Abschlussprüfungen am Ende der Ausbildung bevorstehen... (hier bitte ein verlegenes Räuspern vorstellen....). Ich hoffe, dein Tag war ebenfalls von Erfolg gekrönt! Hattest du nicht diesen Vortrag über... Veritaserum? Wie ist der gelaufen? Schlaf schön, ich werde heute Nacht an dich denken...

In Liebe,

Lily

Sie hatte gerade den letzten, verschlungenen Buchstaben ihrer Unterschrift gesetzt, als ein angeekelter Schrei sie hochfahren ließ: „Iiihhhh! Wem gehört dieses Federvieh, was soeben auf mein Bett gemacht hat?!“, kreischte Lesley und deutete mit ausgestreckten Finger auf Lilys Schneeeule. Die anderen Mädels prusteten los und Lily setzte eine Unschuldsmiene auf. „Entschuldige“, sagte sie nur und versiegelte ihren zweiten Brief, ehe sie jenen sowie den für ihre Eltern an Celeste Bein befestigte, welches diese ihr brav entgegen hielt. „Entschuldige?!“, wütete Lesley, „ist das alles?! Mein schöner Seidenbettbezug, ruiniert von diesem stinkenden Tier!“

„Meine Güte, krieg dich wieder ein!“, knurrte die Aurorenanwärterin genervt, die Lesley auch schon am Vormittag angefahren hatte. Sie wies mit ihrem Zauberstab auf die Sauerei, die Celeste hinterlassen hatte und sagte: „Tergeo!“ Schon war das Unheil verschwunden. Das Mädchen hob die Augenbrauen hoch und meinte, während es ihren Zauberstab wegsteckte: „Wer zaubern kann ist klar im Vorteil!“ Lesley schluckte und sah runterum bloß in grinsende Gesichter. „Ich geh duschen!“, fauchte sie und knallte die Badezimmertür zu. „Viel Vergnügen!“, säuselte Lily ihr hinterher.

Die Nachtruhe war kurz. Bereits um sechs Uhr morgens riss Hilarys Wecker sie alle aus dem Schlaf. „Geht es noch lauter?!“, maulte Erin (sie hatten sich gestern noch einmal alle einander vorgestellt- bis auf Lesley, deren Namen die Aurorenlehrlinge bereits kannten und die mit niemandem mehr ein Wort gesprochen hatte. Gut, Lily kannten sie auch, aber dennoch hatte diese ihren Namen noch einmal mit einem Grinsen genannt. Erin war diejenige, die Lesley Paroli bot. Ihre Kollegin hatte, bis auf ihren Namen, noch kein Wort gesagt; sie hieß Freya und war noch unscheinbarer als Hilary zu Beginn, sodass sich Lily nicht wirklich vorstellen konnte, das Mädchen irgendwann als taffe Aurorin arbeiten zu sehen. Aber noch standen sie ja alle am Anfang). „Klar“, grinste Hilary, stellte das Ungetüm aber aus. „Wer geht zuerst ins Bad?“, stellte sie die Frage der Fragen. „Ich!“, rief Lesley sofort. „Kommt nicht in die Tüte!“, erwiderte Erin auf der Stelle, „du brauchst von uns allen bestimmt am längsten! Mein Vorschlag: Freya geht zu erst, ihr folgt Lily, dann Hilary, ich und Les bildet das Schlusslicht.“ Lesleys Miene sah kräftig angefressen aus, doch sie entgegnete nichts. Lily stimmte dem Vorschlag ihrer Zimmergenossin zu.

Wer auch immer für das heutige Frühstück eingeteilt worden war, hatte es sich einfach gemacht: Es gab Müsli mit Milch, Haferbrei und kräftigen, schwarzen Frühstückstee. Doch Lily langte es. Sie setzte sich zu Cedric und Marik. Letzterer begrüßte sie wie folgt: „Heute so schlicht, Miss Potter? Schade, ich mochte deinen knallgelben Pullover!“ Lily lachte und strich sich ihren schwarzen Pulli aus Baumwolle glatt. „Tut mir Leid, hätte ich den nochmal angezogen, hätte ich euch zu viel zumuten müssen- der muss erst gewaschen werden, ehe ich wieder hinein schlüpfen kann. Aber danke für dein Lob!“ Sie zwinkerte ihm zu, warf ihren geflochtenen Pferdeschwanz über die Schulter und nahm einen ersten Bissen ihres Haferbreis.

Gerade erzählte sie humorvoll von der Panne mit Lesley am vorherigen Abend, als Hilary sich ihr gegenüber niederließ. „Hast du sie schon gesehen?“, murmelte sie Lily zu und nickte kaum merklich zum Eingang hinüber. Lily wandte den Kopf und tat, als würde sie nach jemandem Ausschau halten. Dabei konnte sie auch die Frau ausmachen, von der Hilary gesprochen hatte: ihre Ausbilderin. Es handelte sich um eine gereifte Frau um die fünfzig mit einer schwarzen, rechteckig geformten Brille und einer kurzen, braunen Lockenpracht, die am Haaransatz jedoch bereits auf zukünftige, graue Zeiten hinwies. „Mit der werden wir heute trainieren“, stellte Lily überflüssigerweise fest und nickte. „Sieht aus, als hätte sie was auf dem Kasten.“

Nach dem Frühstück trafen alle wieder in den Kellergewölben zusammen. Der Unterschied zum vorherigen Tag bestand darin, dass die braungelockte Frau ohne viel Federlesen begann, sich vorzustellen, und die zukünftigen Vampirologen zu sich zu zitieren: „Ich bin Mrs. Bradford und werde die Vier unter ihnen, die Vampirologen werden möchten, ab heute betreuen. Würdet ihr bitte vortreten und mit mir in die hinteren Räume kommen? Dankesehr.“ Lily und die anderen taten wie ihnen geheißen. Als sie sich in den Räumlichkeiten befanden, in dem auch der Vitrinenschrank zu finden war, fuhr Mrs. Bradford fort: „Ich komme aus den USA und habe in meinem Leben schon viele Vampire bekämpft. Doch wir dürfen eines nicht vergessen: Jeder Vampir ist einzigartig. Das gilt sowohl für die Kampftechnik als auch für ein gutes oder böses Wesen, welches sie inne haben. Der schlimmste Fehler, den Sie machen können, ist, alle Vampire in dieselbe Schublade zu stecken. Das könnte schlimmstenfalls Ihr Todesfall bedeuten. Nun. Ich habe mir natürlich Ihre Akten angesehen, aber dennoch würde ich Sie bitten, sich einmal kurz vorzustellen.“ Jeder der Azubis nannte seinen Namen und sagte in Kurzfassung etwas über sich aus, ähnlich, wie am ersten Tag, als sie ihre Ausbildung angetreten hatten. Nachdem das abgeschlossen war, klatschte ihre Ausbilderin auffordernd in die Hände: „Gut- dann wollen wir mal. Ich habe schon bemerkt, dass einige von euch neugierige Blicke auf diese... Waffen dort im Vitrinenschrank geworfen haben. Doch noch würde ich mich hüten, euch so etwas in die Hand zu drücken. Dennoch solltet ihr wissen, weswegen es eines Tages nötig wird, dass ihr lernt, damit zu kämpfen...“, Mrs. Bradford machte eine bedeutungsschwere Pause. Sie zog ihren Zauberstab aus ihrem Umhang hervor und fuhr mit dem linken Zeigefinger einmal über ihn hinüber.

„Der Zauberstab ist unser wichtigstes Werkzeug“, sagte sie ernst. „Trotzdem ist er gegen viele Vampire zwecklos. Sie sind gegen Magie resistent - Warum?“ Jareth meldete sich und wurde aufgerufen, indem Mrs. Bradford ihm zunickte.„Das sind Vampire, die in ihrem menschlichen Leben Hexen oder Zauberer waren“, erklärte er und fuhr sich mit der Hand durch das braune Haar, „der Virus verträgt sich nicht mit dem Magiergen und so zerstört er dieses und sorgt irgendwie dafür, dass diese Art der Magie ihn nicht angreifen kann. Wie genau das geschieht, konnte noch nicht herausgefunden werden.“ „Stimmt genau“, erwiderte die Ausbilderin und fuhr inbrünstig fort: „Aus diesem Grund besteht Angriff und Verteidigung nicht, ich wiederhole, nicht aus einer gehörigen Portion Flüche, Gegenflüche und Schutzzauber, jedenfalls sind die nicht primär zu beachten. Viel mehr geht es darum, wie Sie einen Vampir, dem Sie mit Ihrem Zauberstab nichts anhaben können, schnellstmöglich ausschalten können.“ „Naja- Pflock reinrammen, fertig, oder?“, Lesley zuckte die Achseln und ließ eine große Kaugummiblase vor ihrem Mund zerplatzen. „Kaugummi raus oder Sie verschlucken sich noch daran“, ordnete Mrs. Bradford an. „Und so einfach, wie Sie das jetzt glauben, ist das bestimmt nicht. Denn Vampire sind alles andere als willenlose, schwache Geschöpfe und nur die wenigsten werden sich freiwillig töten lassen! Außerdem können sie übernatürliche Kräfte besitzen- keine Magie!- zum Beispiel können manche den Gegner lähmen. Wenn dies geschieht, schaffen Sie es wohl kaum, Ihren Pflock in das Herz des Vampirs zu rammen, Miss Saxer!“ Lesley errötete.

Nach dieser interessanten und irgendwie schaurigen Einleitung übten die Auszubildenen grundlegende Bewegungsabläufe und Kampfmethoden. Bereits mit der richtigen Technik, wie sie schnell und präzise ihren Pflock erreichten, verbrachten sie mindestens vierzig Minuten. Doch ihre Ausbilderin zeigte ihnen auch, wo sie kleinere aber ebenfalls tödliche Holzpflöcke am Körper verstecken konnten- im Ausschnitt oder im Stiefelschacht beispielsweise. „Sie müssen flink sein- ich würde ja sagen, bestenfalls dem Vampir immer einen Schritt voraus, aber leider wird das nur selten möglich sein. Vampire sind ungeheuer adrett, ihre Bewegungen sind blitzschnell und im Kampf kann eine Hexe oder ein Zauberer sie nur töten, wenn sie oder er eine gehörige Menge an Geschick, Talent und die nötigen Fähigkeiten mitbringt. Wendigkeit ist ebenfalls ein großes Stichwort und wenn Sie jemals einen Kampf überleben wollen- dann brauchen Sie eine Strategie!“ „Mit anderen Worten, man darf sich keine Fehler erlauben“, murmelte Hilary betreten. „Richtig“, nickte Mrs. Bradford, ohne auf die Beklommenheit Hilarys zu achten, „aber eines kann ich Ihnen versprechen: Ihre Erfahrungen, die Sie machen werden, werden Sie formen und Sie werden aus ihnen lernen, zu überleben und tadellos zu kämpfen!“

Die Prozedur dauerte tatsächlich den ganzen Tag über, bloß unterbrochen vom Mittagessen. Lily und die anderen hatten zuvor noch nie auf die Art gekämpft, umso wichtiger war diese Einführung für sie. Mrs. Bradford verlangte viel von ihnen- Selbstdisziplin, Durchhaltevermögen und vor allem schnelles Lernen! - doch sie besprach jede Vorgehensweise, jeden weiteren Schritt eines Kampfverfahrens, auf den Punkt genau mit ihnen. Eine der ersten Techniken, die sie ihnen zeigte, waren Entwaffnungen und Abblockmethoden gegen Angriffe. So holte sie nach dem Mittagessen einen langen Stock aus dem Vitrinenschrank und warf ihn Jareth zu, der ihn perplex auffing. Mrs. Bradford nahm indessen ihren Pflock zur Hand. „Jetzt versuchen Sie mich einmal anzugreifen, Mr. Caulfield“, forderte die Ausbilderin den Hahn im Korb auf. Jareth atmete kurz tief durch, dann kam er mit schnellen Schritten auf Mrs. Bradford zu und riss den Stab halb in die Höhe, der viel länger und etwas dünner war als der Pflock in der Hand seines potenziellen Opfers. Doch nur innerhalb weniger Sekunden war Jareth seine Waffe los und hatte zudies noch ein leuchtendes Veilchen. Lily sog bestürzt die Luft ein, hatte sie doch kaum mitbekommen, was sich da vor ihren Augen abgespielt hatte, alles war viel zu schnell gegangen. „Alles okay?“, fragte Mrs. Bradford ruppig. „Wir haben im Schrank auch Heilsalben für sowas, kein Problem.“ „Geht schon“, presste Jareth heraus, sah aber durchaus mitgenommen aus.

„Also“, wandte sich seine Ausbilderin mit lauterer Stimme an alle, „was habe ich getan? Nun, wenn wir das alles jetzt noch einmal auf Zeitlupe durchspielen könnten...“ Sie wies Jareth an, sie noch einmal auf dieselbe Art anzugreifen, bloß dieses Mal so langsam, wie bei den vorherigen Übungen, als sie ihnen die Griffe und Bewegungen erläutert hatte. Mrs. Bradford erklärte und führte simultan dazu die Gesten aus: „Das Handgelenk des Angriffarmes wird umfasst. So. Zeitgleich schlägt man mit der eigenen Waffe auf derselben Seite, auf der der Gegner die Waffe hat, zu und zwar im Berreich der Taille, also hier. Mr. Caulfield dürfte dort jetzt einen blauen Fleck erhalten. Jetzt zieht man die Waffe zurück und holt durch eine Drehung des Handgelenkes Schwung. Sehen Sie? Der zweite Schlag geht auf die Angriffshand, damit lässt der Gegner dieWaffe fallen-“, Jareth ließ den Stock los, auch, wenn die Ausbilderin ihn dieses Mal nicht wirklich geschlagen-, sondern den Pflock nur auf sein Handgelenk gelegt hatte. „Und nun-“, nahm selbige die Darlegung wieder auf, „noch ein dritter Schlag, der zielt auf das Gesicht. Deshalb das Veilchen, welches wir nun natürlich sofort verschwinden lassen. Kommen Sie, Mr. Caulfield.“ Lily hatte atemlos zugesehen. Sie wusste, dass das für die nächste Stunde erst einmal ihre Übung sein dürfte. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, wie sie jemals so präzise und schlagkräftig werden sollte, wie Mrs. Bradford.

Als sie am Abend endlich ihre Pflöcke wegstecken durften, war Lily dermaßen erschöpft, dass ihr die Arme und Beine zitterten. Sie war wirklich an ihre Grenzen gegangen, denn sie hatte auf keinen Fall aufgeben wollen! Doch die ungewohnte Tätigkeit forderte ihren Tribut- bereits jetzt spürte sie ihre Muskeln brennen! „Das war schon sehr gut“, lobte ihre Ausbilderin sie, „morgen Vormittag werden wir das Ganze wiederholen, am Nachmittag werden Sie dann miteinander trainieren. Ich warne sie schon einmal vor: die Woche wird hart werden! Aber Sie brauchen Krafttraining, um in Form zu kommen und stark zu werden- und Stärke brauchen Sie, immerhin wollen Sie einen Vampir, der sich mit seinem ganzen Gewicht auf Sie legt, doch beiseite räumen können, ehe er Sie beißt, oder?“ Ihre Schützlinge nickten schwach. „Das wäre dann alles für heute“, schloss Mrs. Bradford endgültig das Training ab. „Ähm, Ma'am?“, wandte Jareth ein. „Ja?“ „Wir haben das Abendessen verpasst. Die Aurorenanwärter haben bereits vor einer Dreiviertelstunde aufgehört.“ „Nun, mir langt ein einfaches Abendessen, das kann ich mir auch selbst zurecht machen. Aber im Dorf gibt es auch einen Italiener. Ihr habt doch Geld dabei, oder? Dann macht euch einen schönen Abend, ihr habt ihn euch verdient!“ „ Mrs. Bradford, natürlich haben wir Geld, aber kein Muggelgeld, sondern-“ „-Ich habe Muggelgeld. Sie können mit mir wechseln.“ Mrs. Bradford bemerkte die zögernden Mienen und fragte mit einer erhobenen Augenbraue: „Oder möchten Sie nicht Essen gehen? Das italienische Lokal ist wirklich zu empfehlen.“

Keine halbe Stunde darauf machten sich die vier Azubis mit knisternden Pfundscheinen in ihren Jackentaschen auf den Weg. Das Wetter war noch immer nicht besser geworden und so zogen sie alle bibbernd die Krägen ihrer Mäntel hoch, um sich gegen die kühle Luft zu schützen. Alles war trüb und klamm und Lily sehnte schon wieder den Sommer herbei. „Mein Gott, schmerzen eure Gliedmaßen auch so sehr?“, wollte Lesley mit verzogenem Gesicht wissen. „Oh ja“, antwortete Jareth. „Ich glaube, heute war der anstrengenste Tag meines Lebens!“, stöhnte Hilary. „Naja, immerhin dürfen wir den Tag entspannend ausklingen lassen“, sagte Lily. Das Dorf, welches sie durchquerten, war typisch für Cornwall. Häufig waren die Häuser aus rohen, schon rissigen Steinen gebaut, ein paar hatten weiß verputzte Wände, doch die meisten wiesen die natürlichen, brüsken Mauern vor. Einige Dächer bestanden aus Reetdach, was Lily wirklich gut gefiel. Sie kannte dieses Szenario aus Tinworth, wo Victoire, Dominique und Louis aufgewachsen waren, auch, wenn sie etwas außerhalb gewohnt hatten.

Sie erreichten das Lokal und Jareth hielt ihnen vorbildlich die Tür auf. „Nach euch.“ Das Restaurant war gut besucht, doch nicht überfüllt, war es doch ein Dienstagabend in der Mitte des Monats. Eine bildschöne, junge Frau mit langen, silberblonden Haaren und blasser Haut trat ihnen entgegen, kaum, dass sie ins Innere getreten waren. „Ein Tisch für vier Personen?“, fragte sie und lächelte freundlich, ohne ihre Zähne zu zeigen. Lily nickte. „Bitte folgt mir“, sagte die Kellnerin und führte die jungen Leute an diversen, kleinen Tischen vorbei, die bereits besetzt waren.

Bei einem Tisch in einer Ecke des Restaurants hielt sie schließlich an. „Bittesehr“, sie zündete eine weiße Kerze an, die in der Mitte des viereckigen Tisches stand und wuselte von dannen, um Karten zu holen. Lily und Jareth ließen sich auf der Eckbank nieder, Lesley und Hilary nahmen auf den Stühlen platz. „War das eine Veela?“, fragte Jareth mit einem seltsamen Ton, doch Lily schüttelte den Kopf. Da kannte sie sich aus, immerhin hatte sie vier Familienmitglieder, die eindeutig mit einer Veela verwandt waren. „Aber es stimmt schon“, murmelte sie, als sie ihre Jacken auszogen, und sah mit zusammengekniffenen Augen zur Küche hinüber, hinter dessen Tür die Bedienung verschwunden war. „Etwas ist seltsam an ihr.“

Was auch immer es war, die zukünftigen Vampirologen wollten sich von dieser mysteriösen Aura nicht den Abend verderben lassen. So ließen sie sich nichts anmerken (Jareth fiel das ein wenig schwerer als den Mädchen), bestellten Wein und ihr Essen und genossen kurz darauf warme Pizzastücke mit Extrakäse, Oliven und Salami sowie lieblichen Wein. „Ein schöner Abend, dafür, dass wir uns den ganzen Tag über so abgerackert haben“, meinte Hilary und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Und die Pizza ist wirklich ausgezeichnet!“, sagte Jareth zufrieden und rieb sich den Bauch. „Hmh, ja“, stimmte Lily ihm abwesend zu. Immer wieder sah sie zur Küchentür hinüber. „Was ist los?“, wollte Hilary unruhig wissen. „Mir ist nur gerade der Gedanke gekommen...“, Lily biss sich auf die Unterlippe und sah einen nach dem anderen ihrer Kollegen an, „...glaubt ihr, wir wurden soeben von einem Vampir bedient?“

TBC

Ich hoffe, ihr kommt alle gut ins neue Jahr! Bis bald :)


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