Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Bewährung der besonderen Art - Mitternachtssonne

von Zuckerdrache

Ihr letztes Reiseziel vor der Rückkehr nach England war erreicht. Der hohe Norden Europas sollte ihrem Trip um die Welt mit einem besonderen Naturereignis ein Krönchen aufsetzen. So viele schöne Erlebnisse markierten ihre Reiseroute, doch die Mitternachtssonne am Nordkap sah Harry als sein persönliches Highlight.

Er würde mit Draco am Rande der Nordkap-Klippe stehen und nur noch die Wellen der im Juli auch um Mitternacht noch hell erleuchteten Barentssee würden sie vom Nordpol trennen. Weiter gen Norden konnten sie auf dem europäischen Festland nicht gelangen. Sie würden am Ende der Welt sein.

Dies ging Harry durch den Kopf, als sie nach der Landung in Kirkenes mit einem Hotelzubringer zum außerhalb der Stadt Honningsvag gelegenen Rica-Hotel gebracht wurden. Ein einfach ausgestattetes, behagliches Sommerhotel in der Nähe des Nordkap-Plateaus.

Beim Aussteigen bewunderte Harry wortreich die herrliche Lage ihrer Unterkunft in dieser so besonderen, aber doch sehr kargen Landschaft, die hauptsächlich von subalpinen Pflanzen, Gräsern und Moosen geprägt wurde. Draco hörte ihm nur stumm zu, nickte hin und wieder und richtete dann sein Augenmerk ebenso wortlos auf das Hotel selbst. Die zweistöckigen, dunkelroten Holzgebäude mit den Zimmern gruppierten sich in Atriumform um das Restaurant. Auch Harry nahm das Hotel in Augenschein und war zufrieden. Natürlich war das dem Kap am nächsten gelegene Gästehaus  ausgebucht, denn gerade um diese Jahreszeit wollten viele Menschen diesen Ort und sein  besonderes Naturphänomen bewundern. Aber Harry hatte die letzten Programmpunkte ihrer Reise schon rechtzeitig gebucht und so bezogen sie nach dem Einchecken in aller Ruhe ihr Zimmer.

Ruhig, ja, das war das Wort, das Harry dann tatsächlich ständig durch den Kopf ging. Denn das war das, was Draco seit ihrer Abreise aus Kanada zunehmend wurde. Ruhiger, wortkarger, stiller. Harry fiel das in sich gekehrte Verhalten seines Freundes zunehmend auf, aber er ließ ihn vorerst in Ruhe, verhielt sich ihm gegenüber weiter wie immer. Doch hier im Hotel ihres letzten Reisezieles wollte er sich nicht länger mit Dracos verändertem Verhalten abfinden und er sprach ihn endlich darauf an.

„Was ist los, Draco? Du wirst immer stiller. Ist irgendetwas? Geht es dir nicht gut? Hab‘ ich was angestellt?“

Harrys Stimme war besorgt, doch Draco überging das geflissentlich, blickte ihn nur irgendwie angesäuert an und begann zu motzen.

„Norwegen gefällt mir nicht. Seit der Landung nur karge Landschaft, plattes Grün oder Wasser. Nichts zu sehen, was interessant wäre. Das Hotel ist auch nicht gerade ansprechend. Und das Zimmer hier ist primitiv … und winzig.“

Harry stellten sich bereits nach diesen wenigen Worten die Nackenhaare auf, denn er ahnte, dass Draco wieder zickig werden würde und das hieß Streit, denn wenn es eines gab, was Harry abgrundtief hasste, dann waren es Dracos meist grundlose Launen.

„Herrje, was erwartest du, Draco. Wir sind in einer Landschaft nahe dem Polarkreis. Hier wächst nun mal keine üppige Vegetation. Und das Hotel ist zwar einfach, aber zweckmäßig und wie ich finde trotzdem gemütlich.“

Draco schnaubte.

„Jaja, sicher. Ein wirklich lauschiges Plätzchen … und winzig. Selbst das Doppelbett ist winzig …“, setzte er erneut an.

„Das stört dich doch sonst auch nicht“, warf Harry ungehalten ein. „Du klebst im Schlaf schließlich  ständig an meinem Rücken und eine Hälfte des Bettes ist damit sowieso unnötig.“

Draco rollte mit den Augen, konnte aber nichts dagegen sagen, denn Harry hatte ja Recht. Deshalb schimpfte er anders weiter.

„Und schau‘ dir mal das Bad an. Mehr eine Mini-Nasszelle würde ich sagen. Da haben wir ja nicht mal zu zweit Platz drin.“

„Ach, hast du etwa was Bestimmtes vor?“, versuchte Harry das Ganze etwas ins Witzige zu ziehen und der Unterhaltung eine andere Richtung zu geben.

Draco ging nicht darauf ein.

„Haha, selten so gelacht. Du nimmst mich überhaupt nicht ernst. Und schau dir mal die dünnen Vorhänge an. Wie sollen wir da schlafen, wo es doch nachts draußen hell bleibt? Das macht ja niemals dunkel. Und das Essen hier ist sicher auch nicht gut. Dabei hab ich solchen Hunger.“

Harry schnaubte jetzt ebenfalls und Unmut machte sich in ihm breit. Es grummelte mächtig in seinem Bauch und er merkte, dass er heute nicht den Nerv hatte, Dracos Allüren zu ertragen. Er hatte sich so auf das Nordkap gefreut und er wollte sich das einfach nicht durch so etwas verderben lassen.

„Hör zu Malfoy, ich hab keine Lust, mich von dir runterziehen zu lassen. Wir hatten schon öfters einfache Unterkünfte und nie hast du dich beschwert. Das Essen hast du noch nicht mal gesehen, geschweige denn probiert … was ist also dein Problem? Wenn ich was getan habe, was dich stört … sag es mir. Wenn dir sonst etwas auf der Seele liegt … sag es mir. Aber hör auf, hier die Diva zu spielen und dich über Dinge zu beschweren, die völlig in Ordnung sind. Das steht dir nicht. Ich geh jetzt essen. Falls du wirklich hungrig bist, kannst du ja nachkommen. Ansonsten sehen wir uns um elf vor dem Hotel. Da fährt der Bus ab. Und … wehe … du bist nicht da! Dann fluch‘ ich dich zum Nordpol … und zwar ohne Klamotten.“

Wütend drehte sich Harry um, schnappte sich seine Jacke und warf dann einen letzten Blick auf Draco, bevor er aus dem Zimmer hinausrauschte. Der laute Knall der hinter ihm ins Schloss fallenden Tür verfolgte ihn ebenso bis ins Restaurant wie Dracos Augen, in die er eben noch kurz geschaut hatte. Er sah darin aber weder Ärger noch Wut, nur Angst und Trauer. Was zur Hölle beschäftigte Draco so sehr, dass er dieses zickige Gemotze dazu benutzte, um seine wahren Gefühle zu verbergen?

Im Restaurant setzte sich Harry nahe dem mächtigen Kamin, der mittig den Raum beherrschte an einen Tisch und wartete. Während ihm eine Servicekraft das bestellte Getränk servierte, blieb er noch immer sitzen und hoffte, dass Draco erscheinen würde. Denn obwohl er wütend war auf ihn, wollte er nicht alleine essen. Zu sehr hatte er sich in den vergangenen elf Monaten an Dracos Gesellschaft und Nähe gewöhnt. Als er seinen Freund schließlich durch die Tür kommen sah, atmete er auf. Nachdem Draco ihn entdeckt hatte, erhob sich Harry und ging zum Buffet, um endlich seinem leeren Magen etwas Gutes zu tun.

„Kein Wort mehr davon, ich will darüber nicht reden“, flüsterte ihm eine wohlbekannte Stimme ins Ohr, denn Draco war gleich zu ihm gelaufen und reihte sich nun hinter ihm ein.

Diesmal war es an Harry mit den Augen zu rollen. Er schnaubte verächtlich.

„Damit kommst du bei mir nicht ewig durch, mein Lieber. Du hast was, das ist Tatsache. Und ich lass‘ mir von dir nicht die letzten Urlaubstage versauen. Merk dir das.“

Wütend griff sich Harry noch ein Besteck und lief mit seinem gefüllten Teller an den Tisch. Draco folgte kurz darauf und setzte sich Harry gegenüber. Nach außen hin schweigsam nahmen sie ihr Essen zu sich. Doch innerlich führte Harry eine lautstarke Unterhaltung mit sich selbst.

„Was hat er bloß? Irgendetwas muss ihn belasten. Warum redet er nicht mit mir? Sicherlich hängt es mit dem Ende der Reise zusammen. Bald sind wir wieder in London. Hat er Zukunftsangst? Angst vor dem was kommt? Angst, keinen Ausbildungsplatz zu bekommen? Immer noch Angst, dass ich ihn verlasse? Er ist so dumm. Wie oft soll ich ihm noch sagen, dass mich das Geschwätz der Leute nicht juckt. Auch wenn er so arrogant sein kann wie Hagrid groß ist, aber sein Selbstbewusstsein ist noch kleiner als Flitwick.“

Immer wieder wanderte Harrys Blick zu Draco, der fast lautlos seine Mahlzeit zu sich nahm. Elegant wie immer, das musste Harry zugeben. Während er selbst wegen seines inneren Monologes das Essen eher in sich hineinschaufelte, ohne groß zu merken was er eigentlich aß, widmete sich Draco ganz sorgsam und akribisch den Speisen auf seinem Teller. Allerdings war Harry sicher, dass auch in Draco ein Sturm tobte, denn er wagte es nicht, zu Harry aufzuschauen. Erst als Harry sein Besteck beiseitelegte, sein Glas leerte und sich demonstrativ erhob, schaute er doch auf und Harry fand in seinen Augen denselben Ausdruck wie schon eben in ihrem Zimmer.

„Ich mach‘ einen Spaziergang. Allein. Ich muss nachdenken“, warf Harry seinem Freund etwas grober als gewollt an den Kopf.

Kaum hatte er das letzte Wort gesprochen, sah er in Dracos Augen verräterische Feuchtigkeit aufsteigen.

„Wir sehen uns um elf“, setzte Harry noch nach und machte dann, dass er hinauskam, denn Draco glich einem angeschossenen Tier und Harry konnte diesen Anblick nicht länger ertragen. Er hatte absichtlich diese eindeutig zweideutige Bemerkung gemacht. Er wollte Draco – mal wieder – aus der Reserve locken. Aber dieser schien nun noch verzweifelter zu sein als vorher. Aber vielleicht half ihm das, endlich den Mund aufzumachen. Harry hoffte sehr, dass Draco noch in dieser Nacht mit ihm reden würde.

Auf seinem Spaziergang nahm er die wilde und raue Landschaft diesmal nur am Rande wahr, denn er dachte ausschließlich über Draco nach.

Draco war ihm in diesem Jahr wirklich ans Herz gewachsen. Auch wenn der ehemalige Slytherin immer mal wieder die Verhaltensweisen seines alten Schulfeindes durchblicken ließ, so konnte Harry während dieser Reise auch einen völlig neuen Draco kennenlernen, einen, in den er sich tatsächlich verliebt hatte. Dies war ihm in Niagara so richtig bewusst geworden. Ihr Erstes Mal und die Zeit danach verdeutlichten ihm immer mehr, dass es kein Ausprobieren mehr für ihn war. Vielleicht war es das ja nie gewesen. Auch wenn er in Niagara noch deutlich betonte, dass er einen eindeutigen Hang zu Draco hätte, so war das doch eher eine Schutzbehauptung, um seine wahren Gefühle zu verbergen. Diese waren ihm noch so neu und fremd und es brauchte eine Weile, um sich das einzugestehen. Er dachte nämlich inzwischen immer öfter über eine feste Beziehung nach. Er sehnte sich danach, irgendwo anzukommen, zu jemandem zu gehören. Dass dieser Jemand  ausgerechnet Draco Malfoy war, das ließ ihn erst hadern, aber er gewöhnte sich immer mehr daran und konnte in diesem Moment darüber andächtig schmunzeln. Eine wahre Ironie des Schicksals, das ihm ausgerechnet die Nemesis seiner Schulzeit geschickt hatte, um mit ihm die erste, große  Liebe zu erfahren. Alles was vorher war erschien ihm plötzlich so winzig und eher so, als hätte er mit den Mädchen ausprobiert, nicht mit Draco. Mit ihm fühlte es sich, im Nachhinein betrachtet, einfach von Anfang an richtig an.

Ein Blick auf sein Handy zeigte Harry, dass er sich auf den Weg zum Treffpunkt machen musste. Und er fragte sich, ob Draco tatsächlich da sein würde, denn der wusste genauso gut wie Harry selbst, dass Harry ihn niemals an den Nordpol fluchen würde. Doch je näher Harry dem Busparkplatz kam, seinen Blick unruhig über die dort wartenden Menschen schweifen lassend, desto sicherer war er sich, dass Draco dort auf ihn warten würde. Harry  spürte schon lange, dass dieser genauso für ihn empfand, wie er für Draco. Und so konnte sich Harry eigentlich an fünf Fingern abzählen, welcher Schuh seinen Freund gerade drückte.

Endlich sah er den gesuchten blonden Schopf in der Sonne leuchten, die zwar schon recht tief stand, aber dennoch die Landschaft im monatelangen Polartag gefangen hielt. Die Hände in den Hosentaschen schlenderte Harry auf seinen Freund zu und lächelte ihn an. Er wollte jetzt einfach keine schlechte Stimmung mehr und beschloss, vorerst, nicht weiter verbal auf Draco einzuwirken.

Der nahm sein Lächeln mit verhaltener Freude entgegen, denn er hatte noch immer dieses ängstliche Schimmern in den Augen, was seinen Gesichtsausdruck traurig werden ließ. Selbst das Lächeln, das sich nun mehr und mehr auch auf seinem Gesicht zeigte, konnte die Traurigkeit nicht vollständig vertreiben.

„Ich bin gespannt, wie die Mitternachtssonne aussieht wenn wir auf dem Plateau stehen“, meinte Draco plötzlich ganz unbefangen, so als wolle er mit aller Gewalt von dem Thema ablenken, das ihn eigentlich beschäftigte. Das Verbergen seiner Gefühle gelang ihm noch immer gut, allerdings gestattete er sich in Harrys Gegenwart immer öfter, die Maske bröckeln zu lassen und immer öfter hatte Harry auch das Gefühl, dass es Draco gerade ihm gegenüber nicht mehr schaffte, seine Emotionen zu verbergen.

Harry beherzigte daher den Wink und stieg darauf ein, denn Draco würde schon weich werden. Dessen war er sich sicher.

„Wird sicher klasse“, stellte er daher fröhlich in Aussicht. „Obwohl mich die Polarlichter genauso interessieren würden. Aber da ist mir das Drumherum im polaren Winter definitiv zu kalt. Aber sicherlich ist das Nordlicht auch wunderschön. Grünes Leuchten am nachtschwarzen Himmel … muss ein grandioses Gefühl sein, das beobachten zu können.“

„Aurora Borealis heißt das, nicht wahr?“, warf Draco interessiert ein.

„Ja, stimmt. Ein passender Name für dieses Naturwunder.“

Harry legte Draco freundschaftlich seinen Arm um die Schulter und steuerte mit ihm den Bus an, der gerade am Wartepunkt angehalten hatte, um seine Passagiere aufzunehmen. Die beiden suchten sich einen Platz ganz hinten und genossen während der halbstündigen Fahrt die Landschaft, jedoch ohne sich weiter zu unterhalten. Da Harry Dracos Hand gegriffen hatte, seine Finger mit Dracos verschränkt hielt, genossen sie einfach die Landschaft, die Nähe zueinander und die sachten Berührungen, denn Dracos Daumen streichelte ständig über Harrys Handrücken, während Harry Dracos Handinnenfläche liebkoste. Worte wären jetzt fehl am Platz gewesen und hätten das, zumindest bei Harry aufkommende Glücksgefühl eindeutig gestört.

Endlich erreichten sie die Nordkaphalle, die, verankert in der 308 Meter hoch aufragenden Klippe, die letzte Front zum Eismeer darstellte. Auf dem Dach Europas besichtigten sie zuerst das, was seit Jahren zum globalen Treffpunkt auf dem Nordkap geworden war. Den 1978 errichteten riesigen Globus. Nachdem sie einen anderen Touristen gebeten hatten, sie beide mit ihrer Muggelkamera davor abzulichten, ließen sie sich am Rande des Schieferplateaus nieder und warteten.

Die Wolken hatten das Meer schon mit einem farbenfrohen Himmelsteppich überzogen, während die Mitternachtssonne sich anschickte, ihren tiefsten Stand
anzusteuern. Ungefähr eine Viertelstunde nach Mitternacht war es soweit. Der tiefste Punkt war erreicht und doch strahlte das Zentralgestirn in voller Größe, völlig rund am Horizont. Es war mitten in der Nacht und doch noch hell und trotz der späten Stunde noch recht angenehm temperiert, auch wenn inzwischen ein frisches Lüftchen mit ihren Haaren spielte.

Harry war hellauf begeistert und sicher, dass es kaum einen eindrucksvolleren Ort auf der Erde gab. Zumindest hatte er bislang keinen gesehen.

„Wahnsinn, das ist ein grandioser Anblick. So etwas Schönes ist mir echt noch nie untergekommen“, stieß er enthusiastisch aus. Sein Herz klopfte bis zum Hals, da er sich des besonderen Momentes bewusst war. Sie erlebten einen einmaligen Augenblick, den sie sicherlich nicht noch einmal erleben würden. Draco neben ihm blieb dagegen still und das ließ Harry dann doch erstaunt zu seinem Freund blicken.

„Hey, Draco, du findest wohl keine Worte, was?“

Draco senkte den Kopf, antwortete nicht und schaute auch nicht zu Harry.

„Hallo? Was ist los?“, fragte Harry erneut besorgt, griff Draco unters Kinn und drückte sanft dessen Gesicht in sein Blickfeld. Und sah dort, was er bereits ahnte.

Draco weinte stille Tränen. Angst und Traurigkeit waren zurückgekehrt. Doch Harry verkniff es sich, erneut zu fragen sondern legte so viel Gefühl und Einfühlungsvermögen wie möglich in seinen Blick, um Draco dazu zu animieren, endlich zu reden. Er wischte ihm sachte mit den Daumen die Tränen von den Wangen und hielt einfach seine schönen grauen Augen gefangen. Er konnte förmlich sehen, wie Draco mit sich kämpfte. Was um alles in der Welt hatte er bloß für ein Problem?

Draco räusperte sich und schniefte.

„Ja, … das ist … wunderschön. Du zeigst mir so tolle Dinge, dieses Jahr war einfach grandios. Aber …“

Draco stockte.

„Aber?“, hakte Harry nun doch vorsichtig nach. „Erzähl‘ es mir, dann geht es dir besser.“

Draco schloss kurz die Augen, öffnete sie wieder und ließ dann die Worte förmlich aus sich heraussprudeln.

„Bei Merlin, Harry, … ich habe Angst. Wir sind bald wieder in London. Du bist dann zu Hause. Aber ich? Ich habe kein zu Hause mehr. Ich will weder ins Manor zurück, noch habe ich sonst irgendwo eine Bleibe. In der Zaubererwelt will mich wahrscheinlich niemand haben und in der Muggelwelt … war ich jetzt lange genug. Versteh' mich nicht falsch. Das war nicht übel, eigentlich sehr schön, aber ich bin Zauberer und gehöre da einfach nicht hin. Ich möchte so gerne wieder in unserer Welt dazugehören. Aber ich habe Angst, dass ich das nicht schaffe, dass man mich nicht lässt.“

Harry machte Anstalten, etwas zu erwidern, aber Draco legte ihm einen Finger auf die Lippen und schüttelte den Kopf.

„Lass mich ausreden. Bitte!“

Wieder räusperte er sich, bevor er langsam weitersprach.

„Ich bekomme bald meinen Zauberstab wieder, aber ich habe Angst, dass ich in der Zaubererwelt nicht mehr Fuß fassen kann … oder darf. Wird mich jemand nehmen, damit ich eine Ausbildung machen kann? Darf ich studieren? Wo soll ich wohnen? Wer will schon einen Ex-Todesser im Haus haben? Ich weiß einfach nicht was mich erwartet und das steht wie eine riesige, unüberwindbare Wand vor mir.“

Wieder zögerte Draco sichtlich. Aber Harry wartete geduldig ab.

„Nun ja, … aber meine größte Sorge … das bist … du!“

Harry zog erstaunt die Augenbrauen nach oben. Er war eine Sorge für Draco? Aber er war sich sicher, zu wissen, auf was Draco hinauswollte. Er zog nervös die Lippen mit den Zähnen nach innen und kaute darauf herum, während Draco seine Hände knetete und leise weitersprach.

„Ich habe Angst, dass ich dich verlieren könnte. Du bist immerhin auch mein Bewährungshelfer. Du könntest nach Ende der Bewährung wieder aus meinem Leben verschwinden … weil es dir vielleicht doch nicht so angebracht erscheint, dich in meiner Gegenwart in der Zaubererwelt zu zeigen. Deine Freunde sind dir wichtig. Du könntest mehr auf sie hören, als zu mir zu stehen. Aber ich will dich nicht verlieren, bei Merlin, ich … du bist … mehr für mich geworden als nur ein Freund.“

Die letzten Worte nuschelte Draco so leise und schnell, dass Harry sie fast nicht verstand, aber er konnte den Sinn des Geflüsters trotzdem erfassen. Und er beendete das ihm von Draco auferlegte Schweigen.

„Draco, du bist so ein dummer Kerl. Wieso trägst du diese Gedanken immer noch mit dir herum? Das hatten wir doch alles schon.“

Draco zuckte mit den Schultern.

„Sollte ich etwa nicht? Ich finde das alles nicht unrealistisch.“

„Pfft, soweit vertraust du mir also“, warf Harry ein. „Wie oft muss ich dir das noch sagen, dass mich das Gerede anderer Leute nicht juckt. Ich tue was ICH will.“

„Was deine Freunde denken, das wird dich aber sicher jucken. Und da habe ich doch keine Chance“, wiegelte Draco ab.

Harry schüttelte den Kopf.

„Wer sagt das? Warte es doch erst mal ab. Hermione und Ron vertrauen mir. Und sie wollen, dass ich glücklich bin. Daher werden sie meinem Wort vertrauen und alles in Ruhe beobachten. Ron wahrscheinlich weniger ruhig, aber er wird die Füße stillhalten. Er ist schließlich mein bester Freund.“

„Trotzdem“, sprach Draco weiter, „du hast gesagt, du hättest einen Hang zu mir und könntest dich an dieses Leben gewöhnen. Du könntest, aber wirst du auch …? Oder bin ich doch noch ... nur ein Experiment?“

Draco stockte wieder und es war ihm anzusehen, dass er sich zunehmend unwohl fühlte. Er schien den Seelenstrip bereits zu bereuen.

Harry wurde plötzlich bewusst, dass Draco ihm eben indirekt seine Liebe gestanden hatte. Und er war einfach darüber hinweggegangen. Das tat ihm jetzt selber weh, denn er konnte sehen, dass Draco unsicher war. Obwohl sie sich bisher immer wieder gesagt hatten, dass sie sich sehr mögen, war alles noch unverbindlich und locker. Das Wort „Experiment“ stand noch immer zwischen ihnen, obwohl Harry bereits im Grand Canyon klargestellt hatte, dass er keines mehr sein wollte, weil ihm Draco zu wichtig geworden war.

Harry schob langsam seine Hand in Dracos Nacken und streichelte ihn mit sanfter Intensität. Sein Blick verfing sich mit Dracos und er hoffte, dass Draco in seinen Augen die Ehrlichkeit erkennen konnte, mit der er jetzt seine Antwort formulierte.

„Draco, vergiss das mit dem Experiment. Ich habe nicht nur einen Hang zu dir. Ich habe mich bereits sehr an dich gewöhnt und möchte dich weder als Freund, noch als … Partner missen. Ich bin eindeutig … aber anscheinend nicht unübersehbar … in dich verliebt. Und ich habe nicht vor, unsere Beziehung nach dieser Reise zu beenden. Ist das jetzt bei dir angekommen?“

Noch bevor Draco antworten konnte, senkte sich Harrys Mund auf Dracos und er küsste ihn sanft. Er tupfte erst auf die Lippen, dann in die Mundwinkel und wieder auf die Lippen, bevor er Dracos Lippen komplett gefangen nahm und seine Zunge vorwitzig dazwischenschob. Ihr Kuss begann zärtlich, wurde aber schnell leidenschaftlicher, bis Harry heftig atmend den Kuss löste und seinem Gegenüber wieder tief in die Augen sah. Sein Herz raste und in seiner Hose machte sich eine gefährliche Enge breit, die ihn daran erinnerte, dass es gut gewesen war, beim Hinsetzen einen ungesagten Zauber zu sprechen, der sie für alle Muggel um sie herum uninteressant machte.

Draco atmete ebenso heftig und zu Harrys Befriedigung zeigte sich ein neuer Ausdruck in seinem Gesicht. Freude, gepaart mit Zuversicht.

„Dann ist es wirklich wahr? Du fühlst wie ich?“

Harry nickte und drückte Draco zur Bestätigung nochmal einen festen Kuss auf den Mund.

„Wow, ... das hätte ich ... niemals ... erwartet", stotterte Drago ergriffen.

Er setzte schmetterlingsgleich eine zarte Berührung von Harrys Lippen nach, während der er sich zu sammeln schien, denn danach war seine Stimme sicher und fest.

"Aber ich hab' es immer gehofft. Ich war mir einfach nicht wirklich sicher. Du warst anfangs so zurückhaltend und vorsichtig, dann zunehmend cool und experimentierfreudig. Ich war davon überzeugt, du spielst nur mit mir …“

„Hey, soweit müsstest du mich doch jetzt kennen. Du kannst dir sicher sein“, erwiderte Harry und lächelte erleichtert. Dracos Schwierigkeiten waren hausgemacht und zu bewältigen.

„Da ist aber immer noch die Sache mit dem Wohnen, der Arbeit, der Zauberergesellschaft …“, fing Draco wieder an, als wolle er Harry nicht gönnen, endlich die Erleichterung über ein gelöstes Problem zu spüren.

„Wohnen?"

Harry war amüsiert und das härte man ihm auch an.

"Das ist doch ganz einfach. Du ziehst bei mir ein. Wenn du das möchtest. Aber das Haus am Grimmauld Place ist schließlich riesig. Du könntest sogar ein eigenes Stockwerk beziehen, so groß ist der Schuppen. Weißt du doch! Ich hab‘ kein Problem damit, wenn du bei mir einziehst. Es würde mir sogar sehr gefallen. Du würdest mir nämlich ehrlich gesagt sehr fehlen, wenn du nach unsere Rückkehr plötzlich nicht mehr jeden Tag um mich wärst. Bist du tatsächlich davon ausgegangen, dass sich unsere Wege wieder trennen?“

Draco nickte verschämt, lächelte aber dabei. Er legte seine Hand an Harrys Hinterkopf und begann, in seinen Haaren zu wühlen, während er seine Nase an Harrys rieb und abschließend einen Kuss auf seine Nasenspitze setzte.

„Keine Ahnung von was ich ausgegangen bin. Ich bin nur froh, dass du so denkst, wie ich es mir gewünscht habe. Und ich ziehe sehr gerne bei dir ein. Wenn du mich tatsächlich ertragen willst, dann will ich gerne mit dir im Black-Haus wohnen. Denn eigentlich steht mir auch ein Teil des Hauses zu. Schließlich ist meine Mutter eine geborene Black.“

Harry lachte.

„Ja, in der Tat, Walburga Black wird sich freuen, wenn endlich wieder ein standesgemäß reinblütiger Spross ihrer Sippe in diesen Hallen einzieht. Vielleicht hält sie dann endlich mal ihren Mund, ohne dass man sie ständig verhüllen muss. Obwohl sie nicht wirklich eine Augenweide ist.“

Draco gluckste belustigt, während Harry weitersprach.

„Und was deine Ausbildung angeht, da werden wir auch eine Lösung finden. Du vergisst, dass ich der Retter der Zaubererwelt bin. Der große Held, der überall einen Fuß in der Tür hat. Normalerweise hasse ich das. Aber wieso sollte ich meinen Status nicht mal ausnutzen. Nur, damit du irgendwo reinkommst. Dich beweisen, das musst du dann selbst. Aber das schaffst du! Da bin ich sicher! Ich stoß‘ dir die Türen gerne auf, aber reingehen und drinbleiben, das musst du schon selbst hinkriegen. Das Jahr in der Muggelwelt wird dir dabei sicher helfen. Du bist nicht mehr der, der du vor dem Krieg warst.“

Draco nickte zwar, schien aber nicht recht überzeugt zu sein, dass Harrys Schützenhilfe ihm wirklich auf Dauer etwas bringen würde. Harry konnte die Zweifel förmlich sehen und zitierte daher einen Spruch, den er vor kurzem in einer Zeitung gelesen hatte.

„Hör zu Draco. Du musst mit dem was war abschließen, mit dem was ist glücklich sein und offen sein für das, was kommt. Das Leben ist schön … ohne Zweifel sehr schön … aber von „einfach“ war nie die Rede! Es wird sicherlich nicht leicht sein, dich neu in der Zauberergesellschaft zu integrieren. Aber es wird funktionieren. Ich bin da und unterstütze dich dabei, stärke dir den Rücken, so wie du es bei mir tust. Also leg‘ endlich deine Zweifel ab und schau‘ optimistisch in die Zukunft. Wir schaffen das schon.“

Endlich kam ein befreites, von einem breiten Lachen untermaltes Nicken von Draco, das Harry zeigte, dass er endlich zu seinem Freund durchgedrungen war. Arm in Arm genossen sie diesen Augenblick und ließen das Naturschauspiel vor ihren Augen auf sich einwirken. Das Meer schimmerte golden zu ihren Füßen, am Horizont verschmolz die Sonne mit einem bunt schimmernden Himmel. Die Luft war kühl und rein und ein leichter Wind ließ das Wasser jenseits der Klippe in schwungvollen Wellen tanzen, die das Licht glitzernd widerspiegelten. Ein wirklich traumhafter Moment, der sich für immer in Harrys Erinnerungen festbrennen würde. Er war sicher, dass Draco ebenso fühlte, konnte es in seinen Augen ablesen, als sie sich immer wieder anschauten, sich anlächelten und küssten.

Kurz darauf erhoben sich die beiden und schlenderten wieder zum Bus, der sie zurückbrachte zum Hotel. Den Rest der Nacht waren sie mehr wach, als dass sie zum Schlafen kamen, denn Harry bewies Draco auf ganz besondere Weise, wie viel er ihm bedeutete.

Nach einem recht kurzen Schlaf erwachte Harry als Erster. Obwohl noch müde, lächelte er dabei, denn er spürte Draco eng an seinen Rücken geschmiegt, einen Arm locker um seinen Bauch geschlungen. Pures Glück schoss Harry durch die Adern, als hätte er eine riesige Flasche Felix Felicis geleert.

Sachte, um Draco nicht zu wecken, schälte sich Harry aus der Umarmung, stand auf und ging unter die Dusche. Als er danach wieder ins Zimmer trat, war Draco wach und strahlte ihn an.

„Guten Morgen, gut geschlafen?“, begrüßte Harry seinen Freund und küsste ihn überschwänglich.

„Ja, sehr gut. Nur zu kurz. Deshalb brauch‘ ich jetzt eine kalte Dusche, damit ich wach werde.“

Draco rollte sich seitlich aus dem Bett und stand dann in voller Pracht vor Harry. Der musterte ihn mit liebevollem Blick und musste sich eingestehen, dass er nicht genug bekam von diesem Anblick.

„Beeil dich, Draco. Wir müssen noch frühstücken, dann geht’s wieder zum Kap. Die Ausstellung haben wir noch nicht gesehen, den Film über die vier Jahreszeiten am Nordkap müssen wir uns auch noch ansehen. Und die St. Johannes-Kapelle auch. Dann essen wir im Restaurant „Kompass“. Gutes Essen mit fantastischer Aussicht aufs Eismeer. Ein Spaziergang an der Küste wird sicher schön und den Abend verbringen wir in der Grotten-Bar. Aber diesmal nicht so lange. Morgen früh müssen wir wirklich sehr früh raus, denn unser Schiff in Honningsvag läuft kurz nach sechs Uhr aus.“

Draco lächelte die ganze Zeit während Harry sprach, denn der hatte Draco wohlweißlich noch nichts von ihren weiteren Plänen erzählt. Es machte ihm immer wieder großen Spaß, seinen Freund zu überraschen. Auch wenn er Draco bei fast allen Aktivitäten an der Planung beteiligt hatte, so baute er auch immer wieder Ausflüge ein, von denen dieser nichts wusste.

„Du bist echt genial, Harry. Du solltest doch Reiseleiter werden. Aber dann würde ich dich wohl sehr selten zu Gesicht kriegen. Wäre also doch nicht so das Richtige. Ich freu mich jedenfalls … und hoffe, dass mir die Schiffsreise diesmal besser bekommt.“

„Das wird sie“, beruhigte ihn Harry. „Ich geb dir vorher was, damit Übelkeit gar nicht erst aufkommt. Du wirst es diesmal wirklich genießen können. Wir werden die Küste entlangfahren bis runter nach Bergen. Im Übrigen ist die Nordnorge ein größeres Schiff als das, das wir auf der Überfahrt nach Manila hatten. Und das Wetter soll gut bleiben die nächsten Tage. Wir werden also einen wunderschönen Abschluss für unsere Weltreise haben.“

Harry atmete zufrieden auf, als er merkte, dass Draco nicht wieder in den Angstmodus wechselte, als Harry das bevorstehende Ende ihrer Reise und die Rückkehr nach England andeutete. Vielmehr leuchtete sein Gesicht vor Vorfreude.

„Ich hoffe, dass wir in der Kabine nicht wieder getrennte Betten haben.“

Draco zwinkerte Harry zu und drehte sich um, um ins Bad zu gehen.

„Und wenn, dann ist es auch nicht schlimm“, rief ihm Harry gelassen hinterher. „Ich verbreitere einfach eines der Betten magisch. Wir brauchen ja nicht viel Platz.“

Harry hörte Dracos belustigtes Glucksen.

„Ja, das ist wahr. Und ich hoffe, du verbannst mich im Black-Haus dann nicht wirklich auf eine eigene Etage. Ich mag es nämlich, wenn ich dich vor dem Einschlafen und beim Aufwachen spüre.“

„Das geht mir auch so“, bestätigte Harry sofort Dracos Empfindungen. „Wir werden selbstverständlich  ein gemeinsames Schlafzimmer haben. Und ansonsten kann sich jeder einrichten wie er möchte. Wir können  uns gemeinsame Zimmer einrichten, aber auch eigene Arbeitszimmer und Rückzugsorte, egal, es sind schließlich genug Zimmer da.“

Draco schien mit Harrys Antwort zufrieden zu sein.

„Gut“, meinte er laut und dann hörte Harry die Dusche rauschen.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Hobbit 3: Begleitbuch
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Beziehungskomödien aufzubauen und die entsprechenden Dialoge zu schreiben kann Joanne K. Rowling so gut wie Woody Allen. Im vierten und fünften Band ist das schön zu beobachten, wenn es die ersten Eifersüchteleien zwischen den Freunden gibt.
Klaus Fritz