Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Bewährung der besonderen Art - Stürmische See

von Zuckerdrache

Träge pflügte das Schiff durch die aufgewühlte See. Das Wetter war noch schön gewesen, als Harry und Draco die Überfahrt nach Manila antraten, aber innerhalb kürzester Zeit schlug es um. Der Himmel füllte sich mit dunklen Wolken, der Wind frischte auf und das zu Beginn der Reise noch so ruhige Meer war inzwischen voller weißer Schaumkronen, die auf den zahlreichen, schon recht hohen Wellenkämmen tanzten und ihre Gischt versprühten. Noch regnete es nicht, aber man konnte den Wolken ansehen, dass sie kurz davor waren, ihre schwere Last abzugeben.

Draco flüchtete an Deck, da ihn plötzlich Übelkeit plagte und er nicht sicher war, ob sein Frühstück drinbleiben würde. Er hing über der Reling und stierte aufs Wasser, was seinem Körpergefühl aber nicht gut tat, denn es wurde ihm noch schlechter. Er versuchte, durch tiefes einatmen zu umgehen, seinen Mageninhalt dem Ozean zu übergeben. Aber irgendwie klappte das nur bedingt. Obwohl das Schiff unter seinen Füßen sich noch relativ schwach hob und wieder senkte, genügte das seinem empfindlichen Gleichgewichtssinn, um die Orientierung zu verlieren und eine handfeste Seekrankheit auszulösen. Harry hatte dieses Problem anscheinend nicht. Er unterhielt sich angeregt mit einigen ebenfalls aus England stammenden Mitreisenden und war so ins Gespräch vertieft gewesen, dass er überhaupt nicht merkte, wie es Draco immer schlechter und schlechter ging. Aber anstatt sich bemerkbar zu machen zog sich Draco vielmehr stillschweigend zurück und verschwand an die frische Luft. Und jetzt stand er hier und kämpfte mit der Übelkeit. Noch nie war ihm so schlecht gewesen.

Draco war stinksauer. Sie hätten auch fliegen können. Aber Harry musste ja unbedingt mit dem Schiff fahren, um etwas Seemannsromantik in ihre Reise einzubringen. Draco kotzte gerade auf diese Seemannsromantik, als er sich von einem lauten Würgen und Spucken begleitet wieder über die Brüstung beugte und seinen Magen schwallartig entleerte. Merlin sei Dank trug der starke Wind seinen Mageninhalt von ihm weg, so dass wenigstens seine Kleidung sauber blieb.

Danach ging es ihm nicht wirklich besser. Ihm war weiterhin übel, lediglich der Drang, sich zu übergeben verflüchtigte sich für den Moment. Draco schnaubte und wischte sich mit einem Taschentuch den Mund ab. Wieso musste Harry immer alles bestimmen und festlegen? Eine Seereise. Wieso konnten sie nicht auf die Philippinen fliegen? Alles hatten sie bislang mit dem Flugzeug oder der Eisenbahn gemacht und das würden sie auch weiterhin tun. Aber Harrys Hang, alles mal ausprobieren zu wollen, hatte ihn dazu bewogen, diese Schiffspassage zu buchen. Wie Draco ihn gerade dafür hasste. Ihm war so elend zumute, als wäre er sterbenskrank.

„Und Potter hockt da drinnen und hält Smalltalk, dieser Ignorant, während ich hier draußen fast sterbe“, zischte Draco wütend.

„Oh, bin ich wieder Potter?“, hörte er da eine Stimme neben sich. Harry stand neben ihm und legte ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. „Was ist los? Geht es dir nicht gut?“

Draco entledigte sich mit einem heftigen Zucken seiner Schulter dem Ausdruck von Harrys Mitgefühl, der seine Hand daraufhin hastig wieder zurückzog.
„Du scheinst dich ja da drinnen gut zu unterhalten. Ich würde auch gerne mitreden. Man trifft ja nicht so oft Landsleute. Aber leider kotze ich mir hier die Seele aus dem Leib und mir ist sterbensschlecht. Wären wir bloß geflogen. Ich kann gut auf deine Seefahrerromantik verzichten. Das ist doch ausgemachter Drachenmist. Aber du hast ja nicht mal gefragt. So wie du nie fragst. Du bestimmst einfach alles. Und ich habe mich zu fügen. Bloß weil ich auf Bewährung bin. Da hab ich natürlich nichts zu melden. Aber ich bin nicht dein Fußabtreter oder dein Haustier.“

Draco hatte sich jetzt ziemlich in Rage geredet, hielt aber plötzlich inne, als ihn erneut der vehemente Drang übermannte, seinen Magen nach außen zu stülpen. Er würgte wieder, aber es kam kaum noch etwas.

„Draco, das tut mir leid. Warum sagst du nicht, dass es dir schlecht geht. Du bist einfach verschwunden, wie soll ich da ahnen wie es dir geht? Und außerdem, warum sagst du mir nicht, dass du leicht seekrank wirst?“

Draco hatte sich gerade wieder über den Mund gewischt und unterbrach Harry rüde.

„Woher soll ich das vorher wissen? Fliegen macht mir ja auch nichts aus. Und ich bin vorher noch nie auf einem Schiff gefahren. Also red‘ nicht so einen Unsinn. Trotzdem ändert es nichts daran, dass du alles bestimmst und ich dir zu folgen habe. Davon hab ich echt die Nase voll, Potter.“

Draco drehte sich von Harry weg und dadurch entging ihm der leicht irritierte Blick, der aber recht schnell der sich ändernden Stimmungslage Harrys Tribut zollte, denn seine grünen Augen begannen angriffslustig zu funkeln.

„Was soll das heißen … Malfoy? Bis jetzt hast du dich nie beschwert über unsere Reise oder die von mir vorgeschlagene Reiseroute oder die Art, wie wir reisen oder wohnen oder essen. Ich hatte nie den Eindruck, dass es dir missfällt. Du hättest jederzeit was sagen können, wenn dir was nicht passt. Und das weißt du auch.“

Draco wirbelte herum und fixierte Harry mit wütender Miene.

„Wie sollte ich da jemals was sagen? Du bist doch mein… wie sagtest du damals? … Bewährungshelfer? Ich bedauernswerte Kreatur muss geholfen kriegen, damit ich meine Bewährungszeit überstehe. Aber die Wahrheit ist doch, dass ich beaufsichtigt werde, damit ich nicht wieder rückfällig werde. Und das wird dann alles in schöne Worte gepackt, damit ich es nicht so merke. Wie sollte ich also dem widersprechen, was DU bestimmst und DU festlegst und DU bezahlst? Du brauchst doch nur mit dem Finger zu schnippen und ich wandere auf direktem Weg wieder nach Askaban. Nicht dass ich da wieder hin will, …. aber, ach ich weiß auch nicht …“

Draco wandte sich wieder frustriert dem Geländer zu, da ihn wieder ein Würgereiz schüttelte, der aber inzwischen nur noch Galle zum Vorschein brachte. Wie aus dem Nichts hielt ihm Harry plötzlich eine Flasche Wasser vor die Nase.

„Hier, spül dir den Mund aus.“

Widerwillig nahm Draco die Flasche, presste ein brummiges „Danke“ hervor und versuchte, mit dem Wasser den bitteren Geschmack in seinem Mund wegzubekommen.

„Das ändert trotzdem nichts an dem was ich gesagt habe“, fügte er noch an und seine Augen, die in demselben Sturmgrau leuchteten wie der wolkenverhangene Himmel, sprachen eine deutliche Sprache. Die mit der Schlechtwetterfront angewachsene Wut und Angriffslust vereinigte sich mit der Resignation, die ihn wegen seiner Abhängigkeit gerade überkam und der Übelkeit, die letztendlich alles überlagerte.

Harry schien dieser verbale Angriff ziemlich zuzusetzen, denn diesen wütenden Ausdruck in seiner Mimik hatte Draco, dessen Blick immer wieder in Richtung Harry huschte, schon lange nicht mehr gesehen.

„Du tust mir Unrecht, Malfoy. Ich denke nicht, dass ich dir jemals das Gefühl gegeben habe, mein Gefangener zu sein. Ich war immer der Meinung, du bist mit dem einverstanden, was ich für UNS ausgesucht habe. Schließlich kennst du dich in der Muggelwelt nicht aus. Also komm mir nicht damit, dass ich über dich bestimmen würde.“

„Das tust du aber sehr wohl!“, warf Draco scharf dazwischen.

„Nein!“, kam es kurz und knapp zurück.

„Du hattest bisher die Freiheit und wirst sie auch weiterhin haben, dich an der Reiseplanung zu beteiligen. Ich habe dich ja wohl immer wie einen Reisepartner behandelt. Zumindest dachte ich das. Aber vielleicht ist meine Art mit dir umzugehen für deinen verwöhnten und verweichlichten Intellekt ja immer noch zu grob. Vielleicht hätte ich dir ja mehr Puderzucker in den Allerwertesten blasen müssen, um dir zu verstehen zu geben, dass du auch eigene Vorschläge machen kannst. Aber von dir kam nie was. Du hast dich ohne zu Murren auf alles eingelassen. Aber was hättest du auch beisteuern sollen. Du hast ja keine Ahnung von der Muggelwelt, von meiner Welt. Die dir aber augenscheinlich bisher gefallen hat. Oder war das alles nur ein großes Schauspiel?“

Harry war jetzt wirklich sauer. Draco merkte das sehr wohl. Aber seine eigene schlechte Verfassung überdeckte die Alarmglocken, die ihn eigentlich zum Rückzug hätten pfeifen müssen. Und so fuhr er weiter auf seiner Leidensschiene fort.

„Gut erkannt. Gute Miene zum bösen Spiel nennt man das wohl. Alles besser als Askaban. Und jetzt steck dir dein Gutmenschengetue sonst wohin. Es regnet gleich und ich will nicht auch noch pitschnass werden.“

Draco hatte Harry diese Worte regelrecht entgegen gespuckt, bevor er seinen Reisegefährten einfach so stehen ließ und ins Trockene rannte. Denn es tröpfelte immer kräftiger, da ein Wolkenbruch sich bereits seinen Weg durch die verschiedenen Luftschichten bahnte. Draco war gerade im Inneren des Schiffes verschwunden, da durchnässte strömender Regen Harry innerhalb von Sekunden bis auf die Knochen. Der war so perplex über Dracos letzten Satz, dass er nicht etwa ebenfalls von Deck flüchtete, sondern wie angewurzelt stehenblieb. Er war nun schon nass und wandte sich deshalb frustriert der rauen See zu. Alles um ihn herum war Grau in Grau. Man sah nicht wo der Himmel aufhörte und wo das Wasser begann. Als hätte sich ein wütender Maler mit einem dicken Pinsel an einer riesigen Leinwand ausgetobt und helle und dunklere Grautöne abwechselnd in weit ausholenden, kräftigen Pinselstrichen auf das Linnen geworfen. Harry war fasziniert von diesem Anblick. Die Allgewalt der Natur überwältigte ihn und irgendwie sah es in ihm selbst gerade genauso aus wie um ihn herum.

Draco war mit seiner Verbalattacke wahrscheinlich unbeabsichtigt gehörig über das Ziel hinausgeschossen, hatte Harry dabei aber ziemlich tief getroffen. Harry schob es zwar auf seine Seekrankheit, dass er so ausfallend geworden war. Allerdings, entsprachen die Aussagen im Kern nicht doch der Wahrheit?

"Mist", fluchte Harry vor sich hin. "Fühlt sich Draco tatsächlich so bevormundet?"

Harry war nie bewusst gewesen, dass sein eigenes Verhalten so auf Draco wirken könnte, denn er wusste, dass dieser keinerlei Erfahrung mit der Muggelwelt hatte. Daher erschien es ihm selbstverständlich, die Führung auf dieser Reise zu übernehmen. Er war es einfach gewöhnt, selbst zu bestimmen was er tut, denn er war schließlich immer auf sich selbst gestellt gewesen. Daran hatte auch die Unterstützung Dumbledores und seiner Freunde nichts geändert. Ohne ihre Hilfe hätte er es zwar nicht geschafft, Voldemort zu besiegen, aber trotzdem hing alles von ihm ab. Er war immer „Der-Junge-der-überlebt-hat“ und alle sahen immer erst den Retter in ihm, nicht Harry.

Auf dieser Weltreise fühlte er sich erstmals anders. In Dracos Gegenwart hatte er ziemlich schnell den Eindruck, einfach nur Harry Potter zu sein. Ein ganz normaler junger Mann, der eine Reise mit einem Kumpel macht. Einem Freund. Denn als solchen sah Harry Draco inzwischen immer mehr. Eigenartig genug, aber er fühlte sich wohl in Dracos Gesellschaft und je besser er ihn kennenlernte, umso mehr wurde ihm bewusst, dass ihre Jugend sich in vielen Dingen kaum unterschied, nur dass sie eben verschiedenen Lagern angehörten. Er fand Draco zwar noch immer ziemlich arrogant, aber das lag wahrscheinlich in seinen Genen, gehörte zu ihm wie das hellblonde Haar. Genauso konnte er nämlich durchaus charmant, freundlich und nett sein. Und dass Draco ein sensibler Charakter war, das hatte Harry schon früh bemerkt. Nur trug er sein Herz eben nicht auf der Zunge, so wie Harry, der immer gleich sagte, was er dachte. Manchmal, ohne groß zu überlegen. Jetzt war auch Draco mal der Gaul durchgegangen.

Was also war dran an seinen Beschuldigungen?

Hatten sie doch keine Chance, als Freunde von dieser Reise zurückzukehren?

War Harry doch nur der Aufpasser und Draco der Verurteilte?

Harry schnaubte enttäuscht auf.

"Hab ich mich so in Draco geirrt? Macht er wirklich nur gute Miene zum bösen Spiel?“, fragte er sich laut.

"IST DAS ALLES FÜR DICH BÖSES SPIEL, DRACO MALFOY?", schrie Harry frustriert in das immer heftiger werdende Unwetter.

Er musste es herausfinden. Schließlich würden sie noch eine ganze Weile zusammen sein.

Noch bevor Harry sich weiter dem Wind und der Himmelsdusche aussetzen konnte, wurde er energisch von hinten gepackt und in Richtung der Tür gedreht. Ein Besatzungsmitglied machte ihn mit gestenreichen Worten darauf aufmerksam, dass die Passagiere sich während des Unwetters nicht auf Deck aufhalten durften. Tatsächlich war niemand mehr zu sehen außer der Mannschaft, die Seile vertäute, lose Dinge befestigte, Schotts schloss und anderweitig ihrer Arbeit nachging.

Harry trottete wie ein begossener Pudel, triefend nass und aufgewühlt wie der Ozean, durch das weitläufige Innenleben des Passagierschiffes, bis er schließlich vor der Kabine stand, die er sich mit Draco teilte. Auf die Idee, sich mit einem Zauber zu trocknen kam er nicht, zu gefangen war er in den Gedanken über das eben Geschehene. Er führte den Schlüssel ins Schloss, kam aber nicht weit. Der Widerstand zeigte ihm, dass von Innen ebenfalls ein Schlüssel steckte. Draco hatte sich eingeschlossen und er selbst stand nun vor verschlossener Tür. Neuerliche Wut bahnte sich seinen Weg nach oben, aber Harry versuchte, ruhig zu bleiben.

„Malfoy, mach‘ gefälligst auf!“, rief er laut gegen die Tür und klopfte gleichzeitig kräftig dagegen.

Drinnen lag der Angesprochene wie betäubt auf seinem Bett und stierte an die Decke. Ihm war immer noch kotzübel, sein Kreislauf fuhr Achterbahn und zusätzlich malträtierten ihn jetzt auch noch Schuldgefühle. Denn inzwischen war ihm bewusst geworden, dass er ziemlichen Mist gebaut hatte. Harry musste den Eindruck gewonnen haben, dass ihm die Reise nicht gefiel. Aber das stimmte keinesfalls. Er genoss jeden einzelnen Tag und sich in dieser vermaledeiten Muggelwelt gänzlich auf Harry verlassen zu müssen, das nahm er gerne in Kauf. Schließlich war er gerade selbst wie ein verdammter Muggel. Natürlich beeinflusste ihn auch die Tatsache, dass er sich absolut nichts zuschulden kommen lassen durfte. Harry war sein Schlüssel zur Freiheit. Und diese Freiheit wurde ihm von Harry auf einem Silbertablett serviert. Kein einziges Mal war er sich vorgekommen wie ein verurteilter Gefangener oder sonst irgendwie minderwertig. Zumindest nicht in Harrys Gegenwart. Der schaffte es spielend, diese Gefühle zu kompensieren und Draco das Gefühl zu geben, wichtig zu sein. Draco fühlte sich verstanden und akzeptiert. Und er hatte Harry gerade mächtig vor den Kopf gestoßen, weshalb es ihm jetzt noch schlechter ging.

„Draco Malfoy! Mach endlich die Tür auf. Ich tropfe hier den ganzen Boden voll und friere. Einen Bombarda könnte ich hier schwerlich erklären und es würde außerdem unnötig Geld kosten. Beweg also endlich Deinen Astralkörper zur Tür und schließ auf.“

Harry schien total sauer zu sein und deshalb erhob sich Draco ächzend von seinem Bett. Sofort machte sich wieder der Schwindel in seinem Kopf breit und erneuter Brechreiz ließ ihn würgen. Er schaffte es gerade noch, die Tür aufzuschließen, bevor er sich mit hastigen Schritten ins Bad flüchtete, um die Toilettenschüssel zu umarmen.

„Kommt da überhaupt noch was?“, fragte Harry ganz spontan, schloss die Tür und entledigte sich sofort seiner nassen Sachen.

„Sag mal, hast du inzwischen vergessen, dass du zaubern kannst?“

Draco stand wieder in der Tür, irgendwie grünlich im Gesicht und musterte den nackten Harry, der gerade im Schrank nach neuen Sachen suchte und Draco seine ansehnliche Kehrseite zuwandte. Harry erschrak sichtlich und stieg erst in die Boxer, bevor er sich langsam wieder umdrehte. Auch wenn sie inzwischen recht locker miteinander umgingen, hatten sie es bislang doch beide vermieden, sich dem anderen nackt zu zeigen.

Wenn Draco verlegen war, so zeigte er es nicht. Nur das glitzernde Funkeln und der eigenartige Blick in seinen Augen ließen Harry mutmaßen, dass ihm anscheinend gefiel was er sah. Wobei er sich schnellstens einredete, dass es doch eher an Dracos derzeitiger Verfassung lag, dass er ihn so eigenartig ansah.

Harry jedenfalls war verlegen und beeilte sich, auch noch das Shirt und die Jeans anzuziehen, die er ebenfalls aus dem Schrank geholt hatte. Danach setzte er sich abwartend auf sein Bett. Draco war eindeutig am Zug. Trotzdem konnte er sich eine kleine Spitze nicht verkneifen.

„Wenn man dermaßen abgewatscht wird, kann man das Zaubern schon mal vergessen.“

„Hier, rubbel dir die Haare trocken“, kam es von Draco, der Harry ein Handtuch zuwarf und sich ihm gegenüber auf sein eigenes Bett setzte. Er zögerte. Es war nicht einfach für ihn, sich zu entschuldigen. Zumal es ihm nicht gut ging und er sich lieber bis zum Ende der Überfahrt im Bett verkrochen hätte.

„Tut mir Leid, Harry“, fing Draco leise an.

„Hast du was gesagt? Ich bin nicht schwerhörig, aber bei dem Krach da draußen…“, machte Harry es ihm nicht ganz so einfach, während er seine Haare mit dem Handtuch bearbeitete.

Draco setzte wieder an.

„Es tut mir Leid, bei Merlin. Ich hab‘ Mist geredet. Die Reise ist toll und ich bin froh, dass ich hier bin und du machst das schon ganz gut mit der Reiseplanung … für einen chaotischen Gryffindor.“

„Draco, Draco. Nicht mal entschuldigen kannst du dich, ohne arrogant zu sein.“

Harry legte eine kleine Kunstpause ein, in der er sich erhob und aus seinem Rucksack eine kleine Phiole holte, die er Draco jetzt vor die Nase hielt.

„Wenn ich jetzt ein Slytherin wäre, würde ich dir den Anti-Seekrankheits-Trank, den ich vor der Abreise noch in der magischen Straße von Kowloon erstanden habe, nicht sofort geben. Aber ich bin nun mal ein Gryffindor.“

Draco schaute auf, direkt in Harrys funkelnde grüne Augen, die ausdrückten, dass er noch nicht vollständig überzeugt war.

„Trink das erst, damit es dir wieder besser geht. Und dann will ich deine ehrliche Meinung hören. Schließlich sind wir noch ein halbes Jahr zusammen unterwegs. Ich mache diese Reise, um die Welt kennenzulernen und Spaß zu haben. Und um einfach mal nur ich selbst sein zu können. Und ich dachte bisher, du würdest das auch so sehen.“

Draco nahm die Phiole wortlos entgegen und drehte den kleinen Korken ab. Er schnupperte an dem Trank, da es so seine Gewohnheit war als passionierter Tränkebrauer. Harry fasste das natürlich anders auf. Er rollte mit den Augen und stöhnte auf.

„Keine Angst, ich will dich schon nicht vergiften. Ich war an der ersten Adresse für Zaubertränke. Schließlich bin ich für dich verantwortlich.“

Draco erschrak, dass er mit dieser Geste eine falsche Assoziation geweckt hatte.

„Sorry, ich mache das immer so. Ich liebe es, Tränke zu brauen und muss immer erst die möglichen Zutaten erschnüffeln wenn ich einen unbekannten Trank vor mir habe. Also nichts gegen dich.“

„Und, was … erschnüffelt … deine Supernase?“, kam es etwas sarkastisch angehaucht von Harry.

„Mmh, … Flubberwurmessenz, … Pfefferminzblätter, … Waldmoos … wie im Anti-Katertrank. Aber da sind noch andere Sachen drin. Der grässliche Geruch kommt wohl von Billywig-Stachelschleim und … ich glaube gedünsteten Alraunen. Und ich kann Baumbeerensaft ausmachen und Honigtautropfen müssten auch drin sein. Und die Farbe kommt von Mondtautropfen. Was sonst noch drin ist würde aber nur eine genaue Analyse ergeben. Es dürften noch einige andere Sachen sein. Die Chinesen sind noch weitaus talentierter im Tränke brauen als wir.“

Harry nickte anerkennend und konnte nur sein absolutes Erstaunen ausdrücken.

„Wow, das kannst du alles riechen? Ich bin beeindruckt. Ich kann da nur einen schrecklichen Gestank ausmachen. Und sonst nichts weiter.“

„Das hätte ich von dir auch nicht anders erwartet“, erwiderte Draco grinsend und setzte die Phiole an, um den Inhalt in einem Zug runterzuschlucken.

Er schüttelte sich kurz, da der Trank nicht nur unangenehm roch, sondern auch genauso schmeckte. Viel erfreulicher war dagegen die Wirkung, die sofort einsetzte. Kurze Zeit später war es Draco, als wäre ihm nie schlecht gewesen. Er fühlte sich wunderbar, so als könnte er Bäume ausreißen.

Und da er sich plötzlich so fabelhaft fühlte, kamen Draco seine Worte, die er Harry an Deck an den Kopf geworfen hatte, jetzt ziemlich deplatziert vor.

„Hör mal Harry, ich hab die Entschuldigung wirklich ehrlich gemeint. Die Reise ist das Beste, was mir in meinem Leben bislang passiert ist. Und dass ich das ausgerechnet dir zu verdanken habe, ist … nun ja, ziemlich schräg. Aber ich find’s toll. Und wenn mir in Zukunft was stinkt werde ich das sofort sagen und wenn ich eine Idee habe, was wir anders machen könnten, werde ich dich das auch wissen lassen. Und ich werde mich bemühen, dabei sachlich zu bleiben.“

„Okay…“, kam es zögerlich von Harry.

Als Draco merkte, dass Harry nichts weiter antwortete, war er unsicher, was genau er noch sagen könnte, denn er meinte, genug gebuckelt zu haben.

„Ääh, … und ich fühle mich auch nicht wie ein Gefangener oder von dir beaufsichtigt. Ich denke, wir sind einfach zwei junge Männer auf Reisen. … Ich kann dich inzwischen … ganz gut leiden. Hätt ich nie für möglich gehalten, aber ist so. Und … ääh …“

Harry räusperte sich.

„Lass gut sein Draco. Ich glaub dir ja. Und ehrlich gesagt geht es mir auch so. Also … das mit dem gut leiden können. Ich bin froh, dass ich dich dabei habe … meistens.“

Draco gluckste verhalten, während Harry etwas schief lächelte. Ihre Blicke trafen sich und je länger sie sich in die Augen schauten, umso unangenehmer wurde das Schweigen, denn keiner der beiden wusste etwas zu sagen. Beide konzentrierten sich vielmehr auf das eigenartige Gefühl, das sich in ihrem Bauch breitmachte. Und das irritierte beide gleichermaßen. Schließlich unterbrach Harry die peinliche Stille, indem er sich Socken anzog und in ein trockenes Paar Schuhe schlüpfte.

„Wie sieht es aus? Gehen wir wieder zu den anderen? Das war lustig eben. Die haben gesagt, wir sollen auf jeden Fall wiederkommen.“

Harry stand bereits wartend neben der Tür. Er war etwas verwirrt, aber doch zufrieden. Dracos Worte waren ehrlich gewesen, das hatte er gespürt. Und irgendetwas hatte danach eine Saite in ihm zum Klingen gebracht, die ihm eine euphorische Stimmung bescherte. Er hätte die ganze Welt umarmen können. Aber da das schlecht ging, … nahm er eben einfach Draco, der inzwischen zu ihm gelaufen war und direkt vor ihm stehenblieb, um darauf zu warten, dass er die Tür öffnet. Aber Harry tat nichts dergleichen, sondern zog Draco spontan in eine feste Umarmung.

„T‘schuldigung, mir war danach“, nuschelte er entschuldigend, freute sich aber insgeheim, als er merkte, dass Draco die Umarmung zaghaft erwiderte.

Die beiden hatten beide rote Wangen, als sie die Tür ihrer Kabine durchschritten und sich auf den Weg zum Oberdeck machten. Bis sie dort waren blieben beide erneut stumm, denn sie mussten feststellen, dass diese Umarmung Herzklopfen ausgelöst hatte. Dies und das Kribbeln vorher waren ungewöhnliche Reaktionen, die sie beide ins Grübeln brachte, was sie aber nicht intensiver erörtern konnten, da Harry Draco inzwischen aufs überdachte Aussichtsdeck zog, wo ihre Landsleute sich niedergelassen hatten und sie mit großem „Hallo“ begrüßten.

Der Sturm hatte sich verzogen, die See war ruhiger geworden und der Himmel klärte sich auf. Die Seereise würde sicher noch gut werden, dachte sich Draco, stellte sich kurz neben Harry an die Reling und bewunderte erstmals das Meer um ihn herum.

„Hat doch was, oder?“, raunte Harry ihm leise zu.

Draco atmete die frische Seeluft tief ein, schloss dabei die Augen und atmete wieder aus. Er fühlte sich wirklich wohl. Und ganz intuitiv legte er einen Arm um Harry, drückte ihn kurz.

„Ohne Trank für mich nicht machbar. Deshalb, danke. Jetzt kann ich es genießen.“

Ihre Blicke trafen sich kurz und sie lächelten sich an, bevor sich die beiden umdrehten, um sich zu den anderen an den Tisch zu setzen.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Hobbit 3: Begleitbuch
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
King's Cross ist für mich ein ganz romantischer Ort, vielleicht der romantischste Bahnhof überhaupt, weil meine Eltern sich hier kennen gelernt haben.
Joanne K. Rowling