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Fanfiction

Bewährung der besonderen Art - Seltsame Muggelwelt

von Zuckerdrache

Leicht angespannt lehnte sich Draco Malfoy im Sitz zurück. Vor den Fenstern des Hochgeschwindigkeitszuges der Muggel war nur Dunkelheit, so dass sich sein Konterfei in der Scheibe des hell erleuchteten Abteils widerspiegelte. Er fühlte sich unwohl. Ein seltsames Gefühl, mit einem Zug durch eine Röhre zu fahren, die tief unter dem Ärmelkanal zum europäischen Kontinent führte. So vieles war seltsam für ihn in der Muggelwelt. Eine Welt, in der er sich jetzt ein ganzes Jahr zurechtfinden musste. Ganz ohne Zauberei. Eine bittere Lektion für einen ehemaligen Möchtegern-Todesser, der nie wirklich von dem überzeugt war, was er gezwungen war zu tun. Der es nur für seine Eltern tat, aber erwartungsgemäß trotzdem dafür bestraft wurde. Während seinem letzten Schuljahr war ihm das Urteil noch nicht so bewusst gewesen. Er durfte im Unterricht und zu Übungszwecken zaubern, braute Tränke und er hielt sich in Hogwarts auf. Umgeben von Zauberern und Magie. Erst mit Aushändigen seines Zeugnisses, während der Rückfahrt nach London schlich sich langsam das Gefühl in Dracos Bewusstsein, dass er nun für viele Monate absolut nichts mehr mit Magie zu tun haben durfte. Und spätestens als ihn seine Mutter am Bahnhof abholte, seinen Koffer verkleinerte, einsteckte und mit ihm Seit-an-Seit apparierte erkannte er, dass er jetzt wie ein verdammter Muggel leben musste.

In den Ferien nahm er sich viel Zeit für sich. So wie er es von Potter auch wusste. Zuerst renovierte er seine Räume im Gästehaus des Manors und richtete sie ein. Hierbei nahm er gerne die Hilfe der Hauselfe in Anspruch. Tipsy, die einzige ihrer Art, die ihnen nach dem Krieg noch geblieben war. Danach trieb er Sport, erkundete das weitläufige Areal des Manor, lebte in den Tag hinein, faulenzte, schlug sich den Bauch mit gutem Essen voll, betrank sich auch mal sinnlos, schrieb Briefe an alle, denen er etwas zu sagen hatte, las Bücher und machte sich immer wieder Gedanken über seine Vergangenheit und seine Zukunft. Außerdem versuchte er jeden Tag aufs Neue dieses seltsame Gefühl loszuwerden, nur noch ein nichtsnutziger Squib zu sein. Natürlich war er noch ein Zauberer, hatte noch seine Magie. Aber direkt nach der Prüfung behielt man seinen Zauberstab ein. Er durfte nicht mehr zaubern und konnte es ohne seinen Zauberstab auch nicht. Stablose Magie beherrschte er noch nicht – was ihm aber ebenso verboten gewesen wäre, würde er es können. Aber so blieb ihm wenigstens der Zauber erspart, der seine Magie geblockt hätte. Noch für ein ganzes Jahr musste er nun gänzlich ohne Magie auskommen, weiterhin unter der Aufsicht des Retters der Zaubererwelt persönlich - Harry Potter. Der sich überlegt hatte, ihn auf seine Weltreise mitzunehmen, die er auf Muggelart angehen wollte. Draco war ziemlich nervös und als er sich endlich am 01. September mit Potter in der Winkelgasse traf um einzukaufen, da freute er sich nur verhalten auf das, was da kommen würde.

Nun saßen sie hier in diesem unterirdisch fahrenden Muggelzug und waren bereits auf dem Weg nach Frankreich. Draco beobachtete seinen Aufpasser, der ihm gegenübersaß und friedlich schlief. Viel Seltsames hatte er in den letzten zwei Tagen schon erlebt und er ließ es in Anbetracht seines schlafenden Gegenübers und der nicht vorhandenen Aussicht in aller Ruhe vor seinem inneren Auge Revue passieren.

Gestern, am 01. September, den er am Ende ganz ungeduldig herbeisehnte, flohte er durch den Kamin des Manors in den Tropfenden Kessel neben der Winkelgasse. Dort wartete er auf Potter, der sogar pünktlich erschien und ihn beherzt aus der Zaubererkneipe zerrte, weg aus diesem Umfeld, in dem Draco sich in nächster Zeit sowieso nur unnütz und anders und verloren vorkommen würde. Er wollte mit ihm in ein Muggelkaufhaus, das ganz in der Nähe auf Käufer wartete. Anscheinend hatte Potter auch schon etliche Galleonen in Muggelgeld umgetauscht und auf ein Konto eingezahlt - so erklärte er es Draco jedenfalls -, denn er bezahlte alles mit einer kleinen Plastikkarte. Wie das alles funktionierte wollte Draco gar nicht wissen. Er vermisste seine Galleonen, Knuts und Sickel, die er sich immer, wie er sie gerade brauchte, in die Taschen zauberte.

Über die Finanzierung dieser Weltreise war er sich lange Zeit nicht wirklich klar gewesen. Erst als Potter ihn darauf ansprach, in wie weit sie sich die Kosten teilen würden, wurde ihm klar, dass er nicht mal wusste, mit was er in der Muggelwelt zu zahlen hatte. Schnell erkannte er, dass es jetzt von Vorteil gewesen wäre, wenn er jemals Muggelkunde belegt hätte. Aber das war natürlich immer unter seiner Würde gewesen und so war er jetzt eindeutig im Hintertreffen. Zähneknirschend musste er das Ruder Potter überlassen. Der einigte sich mit Draco darauf, dass Narzissa Malfoy einen angemessenen Betrag in Potters Verlies übertragen lassen und dieser sämtliche Zahlungen in der Muggelwelt vornehmen würde. Trotzdem steckte der ehemalige Gryffindor seinem Reisepartner doch einige Scheine zu, damit er nicht ganz ohne finanzielle Mittel war.

„Irgendwie komm‘ ich mir vor, als würdest du mich aushalten Potter“, schnarrte Draco in etwas ungehaltenem Ton, als er diese Geste bemerkte.

„Wenn es dich tröstet Malfoy, dann stell dir vor, dass wir jetzt erst mal deinen Anteil der Reisekasse verbraten. Ab dem 01. März nächstes Jahr bin ich dran. Und Differenzbeträge können wir später abrechnen.“

Potter blickte ihn auf eine Art an, die keinen Widerspruch duldete, was Draco im Stillen ziemlich überraschte und so nickte er nur und schluckte den bissigen Kommentar herunter, der ihm schon auf den Lippen lag. Denn er war sich sicher, dass sein Anteil kein halbes Jahr ausreichen würde. Seine Mutter musste von ihrem Black-Erbe leben und sich seit Neuestem auch etwas zu ihrem Lebensunterhalt dazuverdienen. Und so konnte sie sicherlich nicht das zu dieser Reise beisteuern, was einem Malfoy normalerweise geziemte. Aber die Zeiten hatten sich geändert. Draco wusste, dass Potter inzwischen steinreich war. Nicht nur das Erbe seiner Eltern, auch das Erbe von Sirius Black nannte er sein Eigen. Und dagegen war Draco inzwischen eine ziemlich klägliche Erscheinung. Aber dem unfreiwilligen Held schien das alles nicht wichtig zu sein. Er wollte ein Jahr Abstinenz vom Heldentum und vor allem Spaß haben. Mit Draco Malfoy. Was seltsam genug war. Und so begann also ihre Reise mit Einkäufen in einem Muggelkaufhaus.

Das war für Draco ein ganz neues Erlebnis. Ebenso wie in der Winkelgasse reihte sich ein kleiner Laden an den anderen - nur eben innerhalb eines riesigen Gebäudes, auf mehreren Stockwerken verteilt. Verbunden waren die einzelnen Etagen durch sich nach oben bzw. unten bewegende Treppen, Rolltreppen wie ihm Potter erklärte. Fast wie die magischen Treppen in Hogwarts, nur nicht so unberechenbar. Es gab wirklich alles zu kaufen, was das Herz begehrte und zwischendurch konnte man sich noch mit leckerem Essen und Trinken versorgen. Kleine Restaurants, Bistros, Imbissstände, Cafés und Eisdielen luden zum Verweilen ein.

Potter füllte nach und nach die Tüten und Draco musste sich ein Schmunzeln verkneifen, als er bemerkte, dass dieser den Inhalt immer wieder heimlich schrumpfte. Ein winziger Anflug von Neid begleitete allerdings sein Amüsement, denn er wurde daran erinnert, dass er nur unbeteiligter Zuschauer war.

Am Ende verließen sie mit nur zwei großen Plastiktaschen bewaffnet das Einkaufsparadies. Sie schwammen mit dem Strom der Passanten mit, was Draco ziemliches Unbehagen bereitete, da er es nicht gewohnt war, sich inmitten solcher Menschenmassen zu bewegen. Getoppt wurde das Ganze durch die Enge in der U-Bahn. Anstatt mit ihm Seit-an-Seit zu apparieren, benutzte Potter lieber diese unterirdische Muggelbahn. Draco wäre apparieren bei weitem lieber gewesen. Aber Potter hasste apparieren und so kämpfte schließlich Draco mit den Unbilden des U-Bahn-Fahrens. Es war heiß und stickig im Abteil, viele unterschiedliche Gerüche beleidigten seinen Geruchssinn und vor den Fenstern konnte man auch nichts sehen. Auch hier wurde in Tunneln gefahren, tief unter der Erde. Draco schüttelte insgeheim den Kopf über das eigenartige Streben der Muggel, sich wie Maulwürfe unter der Erde fortzubewegen. Da war ihm sogar flohen bei weitem lieber. Schnell, effektiv und ohne schweißtreibende Enge und zweifelhafte Aromen.

Als sie endlich wieder die Treppen hinaufstiegen, bewunderte Draco Potter insgeheim für seine souveräne Art, sich in der Muggelwelt zurechtzufinden. Seinen Mund verließen aber ganz andere Worte.

"Mensch Potter, wann sind wir denn endlich da. Ich hab langsam genug von diesem Rumgerenne. Du könntest auch mit mir Seit-an-Seit apparieren. Oder kannst Du das etwa nicht?"

Grün funkelnde Augen musterten ihn nur abschätzend, gefolgt von einem ungläubigen Kopfschütteln.

"Weißt du Malfoy, ich wollte dir eigentlich so oft wie möglich den Kontakt mit Magie ersparen. Lass dich einfach mal darauf ein, es ohne Zauberei zu schaffen. Ich hab das die ersten 11 Jahre meines Lebens auch nicht anders erlebt und in Hogwarts in den Sommer- und Weihnachtsferien weiterhin darauf verzichten müssen. Ein Leben ohne jegliche Magie … das geht auch für einen Zauberer durchaus … wenn du es musst."

Draco schnaubte abfällig. Potter hatte ja recht. Er würde nur neidisch werden, wenn er die Magie spüren würde. Neidisch auf seinen Aufpasser, der Magie benutzen konnte und ihn zu beaufsichtigen hatte, dass er keine Magie benutzt. Und dadurch in seinen Augen mehr wert war, als er selbst sich eingestand, momentan noch wert zu sein.

Endlich kamen Sie an einem ziemlich unscheinbaren, fast schon als hässlich zu bezeichnenden Platz an, gegenüber einer Reihe von heruntergekommenen Häusern, die Draco nur ein angewidertes Grummeln entlockten. Potter fasste ihn unvermittelt an der Hand, wonach sich plötzlich vor seinen Augen die Häuser Nr. 11 und 13 auseinanderschoben und ein recht ansehnliches, anscheinend frisch renoviertes Gebäude dazwischen auftauchte.

"Grimmauldplace Nr. 12", hörte er dessen Stimme mit unüberhörbar mitschwingendem Stolz. „Mein neu renoviertes Stadthaus."

Draco blieb eine Antwort schuldig, denn er war damit beschäftigt, in seinen Erinnerungen zu graben. Das Haus kam ihm irgendwie bekannt vor. Er erinnerte sich vage, mit seinen Eltern schon mal hier gewesen zu sein. Es war ein Familienfest. Die Tante seiner Mutter feierte einen runden Geburtstag und er durfte seine Eltern begleiten. Er war noch ein Kind gewesen, vielleicht fünf Jahre alt. Im Grunde erinnerte er sich nur deswegen an diesen Ort, weil ihm das Innere dieses Hauses einen gehörigen Schrecken eingejagt hatte. Dunkel und gruselig hinterließ es ein angsteinflößendes Bild. Besonders die an den Wänden hängenden Hauselfenköpfe verfolgten ihn noch einige Zeit in seinen Träumen. Dass er diese Trophäen gesehen hatte, war nicht beabsichtigt gewesen. Er war in einem unbeaufsichtigten Moment auf Erkundungstour gegangen und vor Schreck erstarrt, als er in einem der oberen Stockwerke diesen "Wandschmuck" entdeckte. Seine Mutter fand ihn dort und brachte ihn schnell zurück nach unten, bevor er sich eine Standpauke von seinem Vater oder gar der ziemlich unfreundlichen Herrin des Hauses einfangen konnte. Er war danach Merlin sei Dank nie wieder in den zweifelhaften Genuss eines Besuches gekommen, denn die Tante starb noch im selben Jahr. Jetzt stand er also wieder hier und war sehr gespannt, welches Interieur ihn jetzt erwartete, denn er konnte sich schwerlich vorstellen, dass Potter Elfenköpfe an den Wänden tolerieren würde.

Sie waren inzwischen an der Tür angekommen und seine Gedanken wurden von einer überschwänglichen Stimme gestört, die eindeutig einem Hauselfen gehören musste.

"Harry Potter, Sir! Kreacher ist erfreut, den Master zu sehen. Und was für eine besondere Freude … das muss der junge Master Malfoy sein. Kreacher ist es eine große Ehre, den letzten Nachfahren seiner seligen Herrin begrüßen zu dürfen."

Die lange spitze Nase in dem faltigen Elfengesicht wanderte fast auf den Boden und Draco bemerkte amüsiert, dass Potter diese Ehrerbietung unangenehm zu sein schien, denn er räusperte sich laut.

"Schon gut Kreacher. Wir wollen nur unsere Sachen packen und uns dann morgen früh auf den Weg machen."

Kreacher richtete sich wieder auf und trat dienstbeflissen zur Seite, immer wieder ehrfürchtig auf Draco stierend, während er leise vor sich hin flüsterte.

"Der junge Master Malfoy. Was für ein stattlicher junger Mann. Meine Herrin wäre begeistert. Was für eine Ehre."

Potter schüttelte nur den Kopf und führte Draco durch den langen Flur, die Treppe hinauf, einen weiteren Gang entlang ins Wohnzimmer. Nichts mehr erinnerte an das dunkle, unfreundliche Innere des Hauses, das Draco immer noch in seinen Gedanken abrufen konnte. Alles war inzwischen hell und freundlich. Moderne Bilder zierten die in zarten Farben gestrichenen Wände, heller Laminat und farblich ansprechende Teppiche schmückten die Böden und der Wohnraum, in dem der Hausherr gerade die Tüten entleerte, war in einem Stil eingerichtet, der Draco sehr gefiel.

"Mann Potter, hast du das alles in den letzten sechs Wochen so hergerichtet? Sieht nicht schlecht aus. Gefällt mir. Hätte dir so einen guten Geschmack gar nicht zugetraut."

Potter grinste verschmitzt.

"Nun ja, das hier …“, Potters Arme wanderten dabei ausladend nach rechts und links, „… habe ich im letzten Jahr bewerkstelligt. Ich hab‘ mir so einige Muggelzeitschriften angeschafft, die sich mit Inneneinrichtung beschäftigen. Das war gleich nach der Schlacht. Ich musste mich einfach beschäftigen und einige meiner Freunde haben mir sogar ab und an geholfen. Quasi eine Ablenkung, um den Kopf freizukriegen. War ja eine lange Zeit von Anfang Mai bis zum 01. September. Mein Elternhaus in Godrick’s Hollow diesen Sommer war dagegen ein Klacks. Das hab ich allein in einer Woche erledigt."

Nach diesem Statement machte er sich daran, sämtliche Einkäufe zu vergrößern und begann, alles auf zwei Haufen zu stapeln.

"Hilfst du mir beim Packen Malfoy? Die Rucksäcke stehen da drüben. Die hab ich gestern schon gekauft."

Draco nickte nur, holte die beiden Behältnisse und so packten die beiden unter Potters Anleitung ihr Reisegepäck. Dracos Kleidung holten sie aus dem Koffer, den Draco aus seiner Jackentasche zog. Seine Mutter hatte ihn magisch verkleinert und Potter zauberte ihn wieder normal groß. Potters Sachen lagen schon auf dem Sofa bereit und so begannen sie, alles einzupacken.

Draco überkam dabei ein seltsames Gefühl von Vorfreude. Bisher waren seine Hogwartskoffer immer von den Hauselfen gepackt worden. Dies war das erste Mal, dass er sich selbst Gedanken darüber machen musste, was er alles mitnehmen und wie er es in diesen Rucksack packen sollte. Potters Hilfe kam ihm sehr gelegen, denn von sich aus, hätte er alles wahllos in den Rucksack gestopft, nicht darauf achtend, was er eventuell unterwegs brauchen würde und es dementsprechend oben auf liegen sollte. Wie er außerdem feststellte, waren die Rucksäcke wohl magisch vergrößert und mit einem Erleichterungszauber belegt worden, denn es passte ziemlich viel hinein. Trotzdem blieb es, wie ihm Potter versicherte, beim normal üblichen Gewicht eines voll bepackten Rucksackes dieser Größe.

"Na, so ganz auf Muggel machst du also doch nicht", warf Draco etwas angesäuert in den Raum. Gerade eben noch hatte ihm Potter prophezeit, alle Magie von ihm fernhalten zu wollen, alles auf Muggelart zu machen und jetzt war es doch nicht so.

"Malfoy, wir sind ein ganzes Jahr unterwegs. Da gibt es einiges, was man mitnehmen muss. Und gerade du eitler Pfau legst doch sicher besonderen Wert auf ein gepflegtes Äußeres, saubere Kleidung, etwas Abwechslung in der Garderobe. Ganz ohne Magie werden wir also nicht auskommen. Reinigungszauber für die Kleidung, kleinere Erleichterungen, die unser Leben einfacher machen. Ich werde meinen Zauberstab nicht zu Hause lassen. Aber ich verspreche Dir, dass ich ihn nur selten benutzen werde und nicht in deiner Gegenwart."

Draco schnaubte nur und packte wortlos seinen Rucksack fertig. Eitler Pfau genannt zu werden stieß ihm bitter auf. Denn Potter hatte ihn eindeutig nur vorgeschoben. Schließlich war dieser seit einiger Zeit modisch selbst auf dem neuesten Stand und sogar Draco musste zugeben, dass sich der Gryffindor seit dem letzten Schuljahr äußerlich absolut gemausert hatte.

Schließlich war alles fertig gepackt. Es war inzwischen Abend geworden und Hunger machte sich bemerkbar. Kreacher servierte ihnen daher dienstbeflissen ein opulentes Mahl in der Küche, die genauso modern gestaltet war, wie wohl der Rest des Hauses. Potter schien den Gedanken zu erahnen, der Draco bei seinem Rundblick durch die Küche durch den Kopf ging.

"Das ganze Haus ist so hell und freundlich. Lediglich das Dachgeschoss, wo sich auch die Zimmer von Sirius und Regulus befanden, habe ich Kreacher überlassen. Er durfte von der Black‘schen Einrichtung alles behalten was er wollte und sich dort oben sein eigenes Reich einrichten. "

Kaum, dass er seinen Namen hörte, musste der alte Hauself etwas zum Besten geben.

"Kreacher ist Harry Potter sehr dankbar, dass er das Andenken seiner Herrin ehren darf. Kreacher fühlt sich sehr wohl in seinen Räumen."

Der Hauself stellte die letzte Schüssel auf den Tisch und war mit einem Plopp verschwunden.

Draco und Potter schlugen sich ordentlich den Bauch voll und unterhielten sich währenddessen prächtig. Seltsam, dass es ihm sogar Spaß machte, sich mit Potter normal zu unterhalten. Wenn auch immer noch die eine oder andere Spitze mit ins Gespräch einfloss, so war dies doch mehr scherzhaft gemeint und erinnerte nur ansatzweise an die bösartigen Streitgespräche ihrer ersten sechs Schuljahre.

Gegen Mitternacht schafften die beiden es endlich, sich loszureißen und zu Bett zu gehen. Richtig schlafen konnte Draco allerdings nicht, da er einfach zu aufgeregt war. Reisefieber nannte man das wohl. Am nächsten Morgen wartete erneut ein üppiges Frühstück auf die beiden und Reiseproviant hatte ihnen Kreacher ebenfalls gerichtet.

Als sie dann endlich, die Rucksäcke geschultert, vor der Haustür standen, nickte ihnen die in ein blütenweißes Geschirrtuch gehüllte kleine Gestalt ehrfürchtig zu und machte eine kleine Verbeugung dazu.

"Harry Potter, Sir ... Kreacher wird sehr gut auf Sirs Haus aufpassen. Alles wird zu Sirs Zufriedenheit sein, wenn Sir wieder zurückkommt. Kreacher wünscht dem Master und Master Malfoy eine gute Reise."

"Danke Kreacher. Du wirst sicher alles gut in Ordnung halten. Ich werde mich ab und zu melden. Bis dann."

Potter lächelte Kreacher freundlich an und wand sich dann zum Gehen. Draco sagte nichts sondern nickte nur hoheitsvoll, wie es ihm, als letztem Nachfahren der Familie Black gebührte und folgte Potter dann nach draußen. Sie liefen ein Stück auf den Platz hinaus und drehten sich dann um, beobachteten das Haus Nr. 12 dabei, wie es wieder zwischen Nr. 11 und Nr. 13 verschwand. Dann machten sie sich auf den Weg zum nächsten Bahnhof. Sie liefen zu Fuß durch die Straßen und Draco beobachtete interessiert diese Muggelgegend, in der sie sich befanden. Er bestaunte die Autos, Fahrräder, Motorräder. Alles Fortbewegungsmittel, die in der Zaubererwelt nicht notwendig waren. Auch sah er des Öfteren Muggel in eigenartige, kleine Apparate sprechen oder sie tippten mit den Fingern darauf herum. Potter erklärte ihm, dass das Handys waren. So etwas wie ein Zweiwegespiegel in der Zaubererwelt. Nur, dass man damit nur kommunizieren, den Gesprächspartner aber nicht sehen konnte. Während seiner Erklärung zog Potter dann auch so ein Teil aus der Jackentasche. Nein zwei. Eines gab er an Draco weiter.

"Falls wir uns mal verlieren. Ich erklär' dir nachher im Zug wie es funktioniert."

Draco drehte das flache Gerät hin und her, steckte es aber dann in seine Jacke. Mit diesem seltsamen Teil würde er sich noch früh genug beschäftigen müssen. Jetzt lief er einfach nur durch die Straßen und ließ sich von Potter alles erklären, was er nicht kannte. Schweigsam, ohne jeglichen Kommentar. Lediglich ein Nicken brachte er hin- und wieder fertig. Muggel waren seltsam, ihre Erfindungen waren seltsam und sich einfach so wie ein Muggel zwischen lauter richtigen Muggeln zu bewegen war auch seltsam. Er saugte alles in sich auf und war erstaunt darüber, dass er weder abfällig noch belustigt reagierte. Er war einfach nur neugierig und interessiert. Und seltsamerweise begann er, den Erfindungsgeist der Muggel zu bewundern. Zauberer konnten fast alles mit Magie regeln, mit Hilfe von Zaubertränken und Hauselfen. Muggel hatten keine dieser Möglichkeiten zur Verfügung, waren einzig auf Wissen und Ideenreichtum angewiesen. Und das konnte sich wahrlich sehen lassen. Trotzdem fragte sich Draco, warum die reinblütigen Zauberer Muggel so ablehnten. Sicher waren sie Zauberern haushoch unterlegen, aber sie deswegen geradezu zu verabscheuen, erschien ihm jetzt ziemlich übertrieben. Sie waren anders, eben seltsam - aber nicht seltsamer wie Zauberer wohl in den Augen der Muggel sein würden.

Kurze Zeit später bestiegen sie ihren Zug Richtung Folkestone. Potter erklärte Draco wie versprochen das Handy. Allerdings war er froh, während der Zeit der Fahrt wenigstens verstanden zu haben wie man ein Gespräch führt und kurze Nachrichten schreibt. Und ob er das in zwei Stunden noch wissen würde, da war er sich nicht so sicher. An ihrem Ziel angekommen, stiegen sie in den Zug um, der sie durch den Eurotunnel nach Frankreich bringen sollte. Potter war kurz nach Fahrtantritt bereits eingeschlafen und so hing Draco jetzt seinen Gedanken nach. Sinnierte über den seltsamen Umstand, eine Reise mit seinem ehemaligen Erzfeind begonnen zu haben. Aber er gewöhnte sich bereits an den Gedanken und als Potter mit Erreichen des Kontinents erwachte, weil ihm die Sonne direkt ins Gesicht schien, da war es Draco ein Bedürfnis, etwas ganz bestimmtes zu tun. Er streckte Potter seine rechte Hand entgegen.

"Potter, ich finde, wir sollten endlich aufhören, uns mit Nachnamen anzureden. Ich bin Draco."

"Okay ... Draco. Ich bin Harry."

Harry ergriff Dracos Hand und drückte sie fest.

"Harry ...", erwiderte Draco und drückte genauso fest zurück.

Seltsam, dieses Gefühl, Harry beim Vornamen anzusprechen. Seltsam, aber richtig.

Draco war sich sicher, dass er noch viele seltsame Momente in der Muggelwelt erleben würde. Aber er hatte jetzt keine Angst mehr davor, nicht mehr zaubern zu dürfen, also quasi selbst ein Muggel sein zu müssen, denn Harry war bei ihm. Das beruhigte ihn. Und so war es für ihn nicht mehr ganz so schlimm, ein Jahr auf Zauberei zu verzichten.

Er freute sich irgendwie auf die kommenden Monate in Harrys Gesellschaft … und in der Muggelwelt. Und DAS war wirklich seltsam.


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Ich wünsche Joanne Rowling, dass sie es schafft, nach den sieben Potter-Bänden eine andere Art von Literatur zu schreiben und dass die jugendlichen Leser mit der Lektüre mitwachsen werden.
Rufus Beck