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Fanfiction

The Flaw of Perfection - Überraschung

von Dr. S

In einem Bett der Slytherins schlief es sich verblüffend gut. James schrieb das nicht den Schlangen, sondern Scorpius zu. Kein wirrer Alptraum, keine Gewissensbisse, nicht einmal die übliche Erschöpfung, die ihn niederrang. Er schlief aus und wachte pünktlich für seine Laufrunde auf. Nur mit einem Hindernis, das ihm vom Aufstehen abhielt.

James strich über Scorpius‘ Rücken, folgte der Linie seiner Wirbelsäule bis zu seinem Hals. Seine Haut war so verdammt weich. Fast schon unerlaubt. Seine Ex-Freundin hätte dafür getötet. Sie hatte sich immer vollgeschmiert mit irgendwelchem parfümierten Zeug und trotzdem immer etwas zu meckern gefunden. Manche Dinge hatte James bejahen können, andere hatte er nicht verstanden und die meisten hatten ihn einfach nicht interessiert. Bei Scorpius… konnte er sogar jedem Fehler etwas abgewinnen.

Er schlang beide Arme um Scorpius, der seine Brust als Kissen missbrauchte. Mit flachen Händen streichelte er ihm über die Schultern, ließ die Hügel der Schulterblätter hinter sich und folgte den Rippen nach unten. Die rechte Hand ließ er wieder nach oben wandern, dann zurück, auf und ab, wie ein Bergsteiger, der nicht genug bekommen konnte.

Es war dunkel in Scorpius‘ Schlafsaal. Dunkel und leer. Die Betten standen immer noch verwaist rund um den Ofen herum, der allerdings nicht mehr brannte. Nicht, was man gemütlich nennen konnte, aber er wollte nicht aufstehen. Er wollte einfach nicht.

Er musste. Ein Trainingsplan wartete darauf abgearbeitet zu werden. Der Unterricht musste dazwischen gepresst und doch irgendwie beachtet werden… Immer das Gleiche eben.

James senkte den Kopf leicht. Seine Lippen streiften dabei über Scorpius‘ Stirn, so nah waren sie sich. Neben der Stimme, die quengelte nicht aufzustehen, fragte sich eine andere, wie er Scorpius von sich herunterbekam, ohne ihn zu wecken. Seit seinem Krankenflügelaufenthalt hatte Scorpius ihn nicht mehr begleitet, und James erwartete das auch gar nicht. Scorpius musste sich ausruhen. Er verdiente es bis in die Puppen zu schlafen. Sich um nichts sorgen zu müssen. Einfach glücklich zu sein.

Er fuhr abwesend durch die blonden Haarsträhnen, ließ sie wie feinste Seide über seine Finger gleiten und hinterließ ein Chaos, das selbst in der Düsternis früher Morgenstunden heller als alles andere zu sein schien.

Vorsicht schob er seine Hände unter Scorpius‘ Schultern, hob ihn an und rollte ihn behutsam auf den Rücken. Halb über ihn gebeugt, abgestützt auf beiden Händen, senkte James den Kopf, bis er einen Kuss auf Scorpius‘ Stirn drücken konnte. Dann setzte er sich auf.

Die Decke überließ er ganz Scorpius und sammelte seine Hose vom Boden auf. Er stieg in ein Bein, dann in das andere. Sein Hemd lag halb unter dem Bett. Er krümmte den Rücken durch, als er seine Hand tastend auf die Suche danach schickte.

Kühle Finger legten sich auf seinen unteren Rücken. James schreckte hoch, musste dann aber über sich selbst lachen. Er schaute über die Schulter.

Scorpius hatte sich auf die Seite gerollt, den Kopf auf dem angewinkelten Arm abgestützt. Er lächelte noch etwas verschlafen. Seine Stimme war leicht heiser und seine Augen blieben geschwollen, auch nachdem er sich den Schlaf herausgerieben hatte. Nichts davon hielt seine Hand davon ab über einen Zentimeter Haut nach dem anderen zu wandern. „Wo willst du hin?“

„Wie jeden Morgen. Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken“, sagte James. „Schlaf weiter.“

„Wieso? Gefällt es dir im Schlangennest nicht mehr?“ Scorpius bekam trotz Verschlafenheit ein verschmitztes Lächeln hin, das James nie kalt gelassen hatte. Er robbte an ihn heran und glitt auf die Knie. Die Bettdecke rutschte ihm raschelnd bis auf die Hüften.

James verdrehte die Augen, was Scorpius nicht sehen konnte. „Ich…“

Scorpius drückte sich an seinen Rücken. Seine Arme schlangen sich um James‘ Oberkörper. Locker, und gerade deswegen hatte James das Gefühl nicht genug von ihnen zu haben. „Oder willst du keinen Ballast hinter dir herschleppen, der dich beim Laufen aufhält?“

James fasste Scorpius‘ Hand, die auf seinem Bauch lag, und umklammerte seine Finger. „Du hältst mich nicht auf.“

Scorpius seufzte – direkt in seinen Nacken. Er stützte das Kinn auf James‘ Schulter ab. „Wieso nimmst du mich dann nicht mit?“

„Ich… Ich wollte nur, dass du dich ausruhen kannst.“

„Du darfst dich auch ruhig ausruhen.“ Scorpius küsste seinen Nacken, dann seine Schulter. Seine Lippen hinterließen brennende Spuren bis zu seinem Hals. „Du trainierst zu viel.“

„Man kann nie zu viel trainieren“, sagte James.

„Dann lass mich mitkommen.“ Er ließ James los, ehe der Argumente dafür oder dagegen aufbringen konnte, und ihm fiel sowieso nur auf, dass die Wärme von seinem Rücken verschwand. Scorpius rollte sich auf die andere Seite des Bettes und wollte die Decke mit sich ziehen. James hielt den grünen Stoff fest. Er rutschte bis auf Scorpius‘ Hüften, dann half James noch ein bisschen nach. Scorpius schlug ihm auf die Hand.

James packte sein Handgelenk, bevor er mit dem Schlag davonkommen konnte. Er beförderte Scorpius mit einem Schubs zurück auf die Matratze, drapierte sich besser als die Decke über ihn, die als störender Klumpen zwischen ihren verhakten Beinen hing.

„Ich brauch keinen Laufpartner“, sagte er in der vagen Hoffnung, das würde Scorpius überzeugen. „Vielleicht einen Kuss… oder zwei.“

Scorpius lachte ihn an. James fing das mit einem Kuss auf. Warm vibrierte Scorpius‘ Lachen gegen seine Lippen, dann verschwand es und wurde von sanften Bewegungen abgelöst, als er den Kuss erwiderte. James verlor die letzte Stütze, die sein Gewicht von Scorpius gehalten hatte, als er die Hand von der Matratze nahm und in Scorpius‘ Nacken schob. Er war dem Aufstehen ferner als den ganzen Morgen über schon.

Seine Hüften reihten sich in den Rhythmus der Lippenberührungen ein, suchten engeren Kontakt und – trafen auf mehr Stoff. Er erinnerte sich wieder, wieso er die Hose angezogen hatte. Stöhnend, leider frustriert, löste James sich.

„Ich muss los“, murmelte er und stemmte sich ganz hoch. Scorpius‘ Hände folgten ihm, bekamen seine Schulter zu fassen, aber James saß wieder aufrecht, bevor er zurückgezogen werden konnte.

Er hörte Scorpius genauso frustriert seufzen. „Zehn Minuten?“

James schmunzelte.

„Fünf?“

Darüber lachte er sogar.

„Zwei.“

„Hey…“ Gespielt empört warf James das Kopfkissen gegen Scorpius‘ Brust. Er stand auf und, als es zurückgeflogen kam, duckte sich darunter weg. Auf den Knien sank er auf den Boden und holte sein Hemd unter dem Bett hervor. Als er sich wieder aufrichtete, war das Bett leer. Er schaute über den Rand hinweg auf Scorpius‘ Rücken, kurz bevor der von einem Sweatshirt verdeckt wurde.

Scorpius entdeckte ihn, als er über die Schulter schaute. „Ich komme mit, außer ich halte dich auf – und das darfst du gar nicht sagen, weil du sonst meine Gefühle verletzt.“

„Du hältst mich nicht auf“, sagte James. Es stimmte, dass Scorpius langsamer als er war, dass er keine allzu langen Strecken durchhielt, dass er schnell aus der Puste kam, aber das änderte nichts daran, dass alles viel leichter war, solange er dabei war. Jeder Meter, jeder Schritt lief sich an seiner Seite einfacher. „Ich hab dich gern bei mir. Immer.“

Scorpius lächelte ihn an, und James konnte nicht anders, als zurückzulächeln, kaum dass es ihn traf. Wie Wellen von purem Optimismus, die einen mit sich weit weg von irgendwelchen Sorgen spülten.

„Hier.“ Scorpius warf ihm ein T-Shirt zu. „Das sollte dir passen. Dann musst du nicht hoch in den Schlafsaal. Ich hab auch ein Paar Turnschuhe und Socken…“

Das T-Shirt war James um die Schultern ein wenig eng, aber immer noch besser als mit einem Hemd zu joggen. Die Schuhe passten – besser vielleicht, als seine eigenen, abgelaufenen Treter.

Zusammen ließen sie Scorpius‘ Schlafsaal hinter sich und durchquerten den Gemeinschaftsraum. Allerdings erst, nachdem Scorpius sicher gegangen war, dass niemand schon so früh unterwegs war.

Es war niemand so früh unterwegs, außer einer alten, verfilzten Katze, deren rot leuchtende Augen ihnen durch die Korridore der Kerker folgten. Scorpius gab ihr Starren zurück, drehte sich dafür sogar um und ging rückwärts, bis sie hinter einer Ecke das Vieh loswurden. James musste darüber lachen. Als sie die lange Wendeltreppe hoch in die Eingangshalle hochstiegen, griff er Scorpius‘ Hand und ließ sie nicht mehr los.

Erst in der Eingangshalle, bei den offenen Türen zu den Ländereien, mussten sie sich zwangsläufig voneinander lösen. Sie dehnten sich, wobei James Scorpius zum Lachen brachte, als er ihm erzählte, dass Louis nicht an seine Zehen herankam, und starteten ein kurzes Wettrennen bis zu Hagrids Hütte. Scorpius hätte es fast gewonnen, weil er statt auf drei bei zwei losgelaufen war und als Strafe dafür den Abhang heruntergestolpert war. Er hatte sich nichts getan, bis auf einen schmutzigen Grasstriemen am Knie zu haben. Der einzige Grund, der James darüber lachen ließ.

Die Erinnerungen an seine Verletzungen im Stadion waren noch zu frisch.

Hagrid war bereits wach. Er war dabei sich am Wasserfass hinter seiner Hütte zu waschen. Sein wirres Bart- und Haarchaos lagen wir uralte Algen um sein Gesicht. Er grüßte und winkte ihnen. Sein Hundewelpe kläffte Scorpius enthusiastisch an.

Wie immer liefen sie am Seeufer entlang. Die Sonne zeigte sich hinter den Bergen des schottischen Hochlandes, ein Ring aus Feuer, der orangerotes Glitzern auf die Wasseroberfläche warf. Das spärliche Sonnenlicht verschwand, als sie sich dem Waldrand näherten. Die Strahlen schafften es noch nicht über die gewaltigen Baumwipfel. Die Schatten wurden dichter, verzweigte Äste streiften ihren Weg, und die Feuchtigkeit machte das Gras rutschig.

Am Himmel hingen nur einige Wolkenfetzen, kein Schutz vor der stärker werdenden Sonne, kein Schleier aus Regen als Abkühlung in der Nähe. Trotzdem, je näher sie dem Stadion kamen, desto dunkler schien der Himmel zu werden. Als würden die hohen Tribünenränge ein Gewitter aus ihm herauskitzeln wollen.

James wurde langsamer, was er erst merkte, als Scorpius ihn überholte. Er ließ das Stadion alleine lieber aus, aber mit Scorpius an seiner Seite war er ganz schnell zurück auf die alte Strecke gewandert. Und sein Blick schweifte ab…

James spurtete los. Er fing Scorpius‘ Hand ein und zog. Zu ruckartig. Scorpius geriet ins Stolpern. James packte ihn um die Hüften und fing ihn auf. „Sorry.“

Scorpius atmete schwer. Er drehte den Kopf über die Schulter. Sein Blick hatte etwas schreckhaftes, etwas, das nicht zu ihm passen wollte, und huschte über James‘ Gesicht, als würde er an ihm Halt suchen. Es brachte Erinnerungen an den Zauberstab mit sich, den er James an die Kehle gedrückt hatte.

„Ich dachte nur… Wir müssen nicht hier lang“, sagte James.

Scorpius machte sich los, die Stirn verwirrt geknittert. Er fasste James an beiden Händen. „Wieso?“

„Wieso?“ James hätte gelacht, wenn irgendetwas an der Sache lustig gewesen wäre. „Nach allem, was hier passiert ist…“

„Es ist nur ein Stadion.“

„Und jedes Mal, wenn ich es betrete, wenn ich zum Training gehe, sehe ich dich da liegen“, platzte es aus James heraus. „Ich sehe das gebrochene Geländer, die Trümmer auf dem Boden… und das Blut. Überall. Sag mir nicht, dass dir das egal ist.“

So wie Scorpius ihn anschaute, war das ein Fehler gewesen. Mitleid, pures Mitleid glitzerte in seinen Augen, und so wollte James nicht von ihm angesehen werden.

Scorpius trat an ihn heran. Er schob seine Finger zwischen James‘. „Komm mit.“

James ließ sich ziehen. Er hatte keine Ahnung, was Scorpius vorhatte. Er wusste nur, dass er derjenige sein wollte, der Scorpius‘ Hand hielt, wenn er das erste Mal wieder den Ort aufsuchte, an dem er fast seinen letzten Atemzug getan hätte.

Sie stiegen die Tribüne hinauf, allerdings auf der anderen Seite als bei beim letzten Mal, und erreichten die obersten Gryffindorränge nach vielen Stufen. Rotgoldene Stoffbahnen waren über das Holz gespannt und flatterten, als sich der Wind darunter verfing. Die Farben änderten sich nie, egal wer gerade spielte. Als nächstes traf Slytherin auf Hufflepuff. Ein wichtiges, entscheidendes Spiel. Der Endstand entschied nicht nur, ob Slytherin oder, wie irgendwie alle vermuteten, Hufflepuff den Pokal nach Hause nahmen, sondern auch wie viele Tore James mit seiner Mannschaft gegen Ravenclaw schießen musste, damit der Pokal zu ihm kam, wo er hingehörte.

„Was sollen wir hier?“, fragte James. Er plumpste auf die vorderste Sitzreihe. Das letzte Mal war er mit Scorpius an dieser Stelle beim Spiel Slytherin gegen Ravenclaw gewesen. Sie hatten genau hier auf der vordersten Sitzbank gesessen, und James hatte geredet, als gäbe es nichts Wichtigeres als Quidditch auf der Welt. Und Scorpius hatte ihn angeschaut, als würde das stimmen.

Scorpius lehnte am Geländer. Er schaute die vielen Meter auf den Boden herunter. „Puh, ganz schön hoch.“ Lachend drehte er sich um und lehnte sich rücklings gegen das Geländer.

„Komm da bitte weg.“ James streckte die Hand aus. Er hielt die Hand offen, bis Scorpius‘ in seiner lag, und schloss die Finger fest um die anderen.

Scorpius setzte sich neben ihn. Das Oval des Stadions breitete sich vor ihnen aus, eingepfercht von den hohen, dunklen Rängen, die tiefe Schatten bis auf den Rasen warfen. Eigentlich gab es keinen besseren Ausblick auf die Torringe und das Spielgeschehen. Ohne Mannschaften in der Luft wirkte das Stadion aber leer und trüb.

„Weißt du, wie oft ich dich hier verletzt hab rauskommen sehen?“, fragte Scorpius. Er ließ James‘ Hand nicht los, sondern verschränkte ihre Finger erneut ineinander, zog ihre verknoteten Hände in seinen Schoß. „Zu oft. Seit meinem ersten Jahr hier. Klatschertreffer, Stürze, Tackle, Zusammenstöße. Manchmal ist nicht mehr als ein blauer Fleck zurückblieben, manchmal bist du zwei Tage später im Krankenflügel aufgewacht. Ich erinner mich an einmal, als ein Klatscher dich direkt im Gesicht getroffen hat. Vor allem daran, wie du mit blutüberströmtem Gesicht weitergeflogen bist. Ich hab das total bescheuert gefunden. Besonders dein Grinsen.“

James stupste ihn mit der Schulter an. „Kann mir vorstellen, dass du das nicht vergessen hast.“

Scorpius lachte.

„Aber das waren Quidditch-Unfälle. Bis auf den manipulierten Besen. Was dir hier passiert ist –“

„Uns“, korrigierte Scorpius. „Du hast einen Unverzeihlichen Fluch abbekommen, James. Wenn dir das –“

„Darum geht’s nicht. Mir jedenfalls nicht. Und ich wünschte, dass alle aufhören würden nur davon zu reden“, fuhr James ihm ins Wort. Er zog Scorpius‘ Hand rüber in seinen Schoß, umschloss sie mit beiden Händen fest. Er knetete die anderen Finger. „Es geht mir um dich. Ich hätte dich hier fast verloren. Wie soll ich je wieder an irgendwas anderes denken?“

„Weißt du, woran ich denke, wenn ich hier sitze?“

„Sag jetzt bitte nicht, an mein blutverschmiertes Grinsen.“

„Du hast mir gesagt, du würdest mich lieben.“ Scorpius lächelte, sanft und warm wie die Morgenbrise. „Du warst klitschnass, hast getropft, deine Klamotten haben an dir geklebt, und in deinen Augen… Du hast ausgesehen, als würdest du es ernst meinen.“

„Hab ich auch“, sagte James. „Tu ich immer noch.“

Scorpius sah aus, als wolle er sich sein schmales Lächeln schon verkneifen. Er blinzelte, wich James‘ Blick für einen Moment aus, bevor er ihm umso schärfer entgegentrat. „Noch was, an das ich lieber denken werde, wenn ich dich hier beim Finale anfeuere.“

James seufzte. „Du musst nicht meinetwegen hier sein…“

„Doch. Doch, ich möchte. Und es macht mir nichts aus.“ Scorpius legte seine freie Hand auf James‘ Wange. Er strich durch die kurzen Haare an James‘ Schläfe, holte eine Ponysträhne in den zerzausten Rest zurück. Dann schlenderte seine Hand tiefer, über James‘ Hals zu seiner Brust. Auf und ab strich sie, verbreitete eine Hitze, die ihn von innen verbrennen wollte. „Vielleicht müssen wir einfach dafür sorgen, dass du hier an ganz andere Dinge denkst…“

James‘ Grinsen ließ sich auch mit einem Biss in die Unterlippe nicht aufhalten. Er beugte sich vor und holte sich einen langen Kuss ab. Und anstatt sich zu lösen, zog er Scorpius in eine feste Umarmung. Er vergrub das Gesicht in seinem Nacken.

„Was…“ James musste nach Worten suchen und war dankbar, dass Scorpius ihm nicht nur Zeit ließ, sondern durch sein Haar strich, als hätte er sich stundenlang damit beschäftigen können. „Was, wenn das nicht mehr ist, was ich tun will?“

„Du bist James Potter. Du kannst tun, was immer du willst“, sagte Scorpius und stieß ein Seufzen aus James heraus. „Es ist nur ein Spiel, James. Danach musst du hier nicht mehr spielen… Und du hast gesagt, dass du Quidditch liebst –“

„Darum geht’s nicht.“ James ließ Scorpius los, rutschte weit genug zurück, um ihn anzusehen. Er hatte einen verwirrten Blick erwartet, aber als er Scorpius‘ Blick begegnete, war es, als würde der Himmel sich mit Regenwolken trüben. Er schien traurig, und das warf James aus der Bahn. „Ähm… Da… ist was, das ich dir sagen muss.“

„Was du gestern Nacht aufgeschoben hast?“, fragte Scorpius und tippte sich an die Schläfe. „Das hab ich nicht vergessen.“

James schmunzelte. Vielleicht… Nein, er war sich ziemlich sicher, dass das hier der Moment war, an dem er von Australien erzählen sollte. Räuspernd fasste James sich an die Brust – aber er fand keine Hemdtasche, und erst Recht keinen Brief. Der lag noch sicher verstaut in Scorpius‘ Schlafsaal.

Vielleicht also doch kein guter Moment.

„Ähm… Wusstest du, dass mein Vater denkt, ich würde mich gut in seinem Büro machen? Merkwürdig, nicht?“

Scorpius sah glatt darüber hinweg, dass das eine offensichtliche Improvisation gewesen war. Er rückte an James heran und legte ihm eine Hand auf die Brust. „Ich finde, du würdest einen tollen Auror abgeben“, murmelte er und folgte der Linie des Brustbeins herunter zu den Bauchmuskeln.

James schnappte sich seine Hand, bevor sie in zu ablenkende Regionen kam. „Ausgerechnet du hast Beweis genug für das Gegenteil um ehrlich zu mir zu sein. Vielleicht musst du vorher noch meinen Patronus sehen? Er ist eine Wolke. Schön schwammig.“

Scorpius lachte, was ihm vergehen würde, wenn sie jemals zusammen einem Dementor gegenüber standen, der durch James‘ Wolke durchglitt. „Vielleicht hast du an die falsche Sache gedacht?“ Er ging da nicht weiter drauf ein und wich James‘ starrendem Blick aus. „Was macht schon ein Zauber… Du bist in anderen Sachen so gut. Ich hab gesehen, wie du diese Slytherins entwaffnet hast. Du bist ein guter Duellant. Noch dazu kannst du deine Fäuste einsetzen, das ist sicher hilfreich.“ Als James gluckste, tätschelte Scorpius ihm die Wange. „Du erzählst mir das sicher nicht, weil du hören willst, dass es nichts für dich wäre.“

James zuckte mit den Achseln. Er wusste nicht, warum er das sagte. Vielleicht suchte er eine Ausrede, einen Grund, warum Australien nicht in Frage käme. „Dad braucht keinen Sohn, der in seine Fußstapfen tritt. Teddy macht das schon. Und er macht’s gut. Ich könnte nie so gut in Verwandlungen sein wie er.“

„Wenn ich mich recht erinnere, liegt das daran, dass er ein Metamorphmagus ist“, sagte Scorpius. „Alle sechs Jahre können die bestimmt einen neuen Auror gebrauchen. Ist schwer da reinzukommen, nicht? Probieren könntest du es. Wenn es nicht klappt, ist dir zumindest die Zuneigung meines Vaters sicher. Der kann Auroren nämlich nicht leiden.“

„Warum nur?“, fragte James sich selbst laut.

„Und wenn es klappt, kannst du dir sicher sein, dass ich damit prahlen werde“, behauptete Scorpius, dabei lag prahlen ihm ferner, als jedem anderen steinreichen Bastard mit Pfauen im Garten. „Mach’s nur nicht meinetwegen.“

„Ich würde es deinetwegen machen“, sagte James. „Ich will nicht, dass… dass sowas wie hier nochmal passiert. Dass dafür allein die Möglichkeit besteht. Ich will nicht, dass es irgendwem so geht wie mir. Dass er wegen ein paar Trotteln, die in schwarze Magie verknallt sind, verliert, was ihm wichtig ist.“

Scorpius‘ Lächeln wurde mit jedem Wort ein bisschen heller. „Damit könnte ich leben“, murmelte er schulterzuckend. „Ich könnte mit allem leben, was dich glücklich macht.“

James glaubte ihm. Er glaubte das jetzt mehr, als nachdem Louis ihm fast das Gleiche gesagt hatte. Die Wahrheit aber war, dass er nicht wusste, was ihn davon glücklich machen würde. Quidditch war der Plan, und der wurde nicht von Gedankenschlenkern zerrüttet. Er wusste auch, dass seine Mutter am Boden zerstört wäre, wenn er diese Riesenchance nicht wahrnehmen würde. Jetzt, wo sie endlich einmal etwas Vertrauen in die Resultate seines Trainings zu setzen schien.

Und er war sich ziemlich sicher, dass er mit Scorpius an seiner Seite immer ziemlich glücklich sein würde.

Er beugte sich vor und küsste ihn auf die lächelnden Lippen. Einen Moment genoss er das mit den ersten Sonnenstrahlen, die seine Wange trafen. „Lass uns zurückgehen“, murmelte er, ohne sich wirklich aus dem Kuss zu lösen. Er drückte Scorpius noch einen auf und entlockte ihm ein leises Lachen.

„Okay.“ Scorpius stand auf und zog James mit sich hoch. Er ließ den Blick über das Stadion schweifen, blieb an der gegenüberliegende Seite hängen, wo die Sonne langsam über die Wipfel des Verbotenen Waldes kletterte. James beobachtete lieber die Spiegelung genau dieses Bildes auf der grauen Iris. „Okay“, wiederholte Scorpius und zog ihn in den Treppenaufgang, der sie von den Tribünen herunter und aus dem Stadion herausführte. „Jetzt haben wir ganz schön viel Zeit deines Trainings vertrödelt. Sag nicht nochmal, ich würde dich nicht aufhalten.“

„Du hältst mich nicht auf“, sagte James gerne immer wieder. „Und wir sind nicht einmal dazu gekommen über deine Zukunft zu sprechen.“

„Ach, ich würde einen super Wildhüter abgeben. Das ist so ein Job, den Außenseiter gerne erledigen“, sagte Scorpius. James stieß ihn mit der Schulter an, weil er nicht ehrlich war. „Ich bin ein Malfoy, James. Ich schummel mich in Gringotts ein, lern was über Finanzen und sorge dafür, dass wir nicht pleitegehen.“

„Das würde dein Vater von dir verlangen?“

Scorpius schüttelte den Kopf. „Nein, aber nachdem er sich zwanzig Jahre mit demselben Kram rumgeschlagen hat, obwohl er andere Dinge tun wollte, kann ich es auch mal für ihn übernehmen.“

„Was wollte… er denn bitte tun?“ James hatte das nicht sagen wollen, als würde Draco Malfoy in seinem Kopf nur böse lachend am Kaminfeuer Feuerwhiskey trinken und einen weißen Pfau streicheln, aber das war leichter geplant als getan.

„Er repariert und bastelt gern merkwürdige magische Objekte“, sagte Scorpius, und das änderte das Bild in James‘ Kopf leider überhaupt nicht. „Macht er wohl schon seit seiner Schulzeit gerne. Du solltest nie in sein Büro gehen, wenn er… na ja, etwas könnte in die Luft fliegen.“

James musste lachen. Den Rest des Weges zum Schloss hoch ließ er sich allerlei über die merkwürdigen Hobbys der Malfoys erzählen, und im Gegenzug erzählte er Scorpius, dass sein Großvater mal zwei Tage mit einer Gummiente experimentiert hatte. Sie gingen zurück, schlenderten eher, weit davon entfernt weiterzulaufen, und James störte sich daran überhaupt nicht.

In der Eingangshalle trennten sie sich voneinander und machten wie früher auch immer einen Abstecher in unterschiedliche Duschen. Anscheinend war James dermaßen spät dran, dass Louis sich mit ihm kein Wettrennen um das Vertrauensschülerbad im fünften Stock leisten musste. Er war sogar schon lange weg.

James beeilte sich. Er wusch den Schweiß aus seinen Haaren und von der Haut, ließ seine Muskeln von dem Wasserstrahl auflockern, und rannte dann eine Abkürzung bis hoch in den siebten Stock, wo er sich in seinem Schlafsaal neue Sachen überzog. Den letzten Trödlern folgte er runter zum Frühstück.

Scorpius wartete an der Großen Treppe auf ihn. Eine süße Überraschung. James begrüßte ihn mit einem Kuss, als hätten sie sich die ganze Nacht nicht gesehen. Hand in Hand folgten sie kichernden Erstklässlerinnen in die Große Halle.

Tosender Applaus begrüßte ihn. Farbenfrohe, blickende Banner blendeten ihn und Konfetti sprühte ihm vom Gryffindortisch aus entgegen. Er wusste nicht, wo er zuerst hinschauen sollte. Auf einem der Banner stand ‚Cheerio, James!‘, auf einem anderen hüpfte ein sehr comicreifes, rundes Känguru über die Buchstaben von Australien. Die Farben und das Wappen der Thundelarra Thunderers leuchteten auf einem weiteren.

Scorpius‘ Hand rutschte aus seiner.

Im nächsten Moment hatte James die Arme mit Fred voll.

„Glückwunsch, Jamie. Du bist offiziell unser heißester Export, was?“

James hatte keine Worte. Alle Luft wurde aus ihm herausgepresst, als mehr Leute sich um ihn drängten, ihn quetschten und betatschten. Seine Mannschaft, seine Familie, Leute, von denen er nicht nur keine Namen sondern auch die Gesichter nicht kannte.

Sein leere Hand suchte vergeblich nach Scorpius‘ Fingern. Er fand sie nicht wieder.


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