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Fanfiction

The Flaw of Perfection - Kopf und Herz

von Dr. S

Der Brief flatterte wie ein wildgewordener Schnatz vor seiner Nase herum. Er streckte die Hand danach aus, versuchte ihn zu fassen zu kriegen. Die scharfe Kante des Pergaments glitt mit einem Ruck über seine Handkante, riss ihm die Hand bis tief ins Fleisch auf. Blut strömte aus dem Schnitt. Rote Tropfen blieben auf dem Pergament zurück.

James schreckte hoch. Schweiß perlte sich auf seiner Stirn. Er wischte sich den salzigen Film in die Haare. Dunkelheit umhüllte ihn, verdickt von dem dichten Samt seiner Bettvorhänge. Seine Decke hing als roter Klumpen bei seinen Beinen, zurückgetreten wie von einem strampelnden Baby. Er keuchte und seine Brust hob und senkte sich schnell.

Seit dem Vorfall im Stadion hatte James keine Nacht durchgeschlafen. Als er jetzt zwischen den Vorhängen hinauslugte, war es noch immer mitten in der Nacht. Einzig und allein der Ofen in der Mitte des Schlafsaals verbreitete ein warmes Licht. Fred schnarchte. Das Bein von Nummer eins hing aus seinem Bett heraus. Louis‘ Bett war verwaist.

James schaute auf seinen Nachttisch und den Wecker dort. Ein Uhr. Nicht allzu spät, aber auch nicht sehr früh. Irgendwie gar nichts. Die Uhr schlug irgendwo dreizehn, wenn man in einem Horrorfilm steckte, und so fühlte er sich gerade.

Die Bande von Slytherins war am nächsten Tag nicht aufgetaucht und auch am darauffolgenden nicht. Keine Wettbewerbe mehr, wer beim Frühstück am meisten pure Butter löffeln konnte. Keine Beleidigungen mehr in der Eingangshalle. Sie waren einfach weg. Ihre Eltern waren vorbeigekommen und hatten ihre Sachen abgeholt. Eine Mutter mit einem Gesicht wie ein Mops und damit wohl teilweise für Hoopers groteske Fresse verantwortlich, war Scorpius über den Weg gelaufen und hatte ihm eine Ohrfeige quer übers Gesicht gegeben. James hatte sie dafür so wüst beschimpft, dass eine Horde Erstklässler in der Nähe ziegelrot angelaufen war.

Das war das letzte Mal gewesen, dass er seiner Wut Luft gelassen hatte. Das letzte Mal, dass er es hatte tun können. Jetzt spielten die Bastarde hoffentlich mit einem trockenen Laib Brot.

James rieb sich die rechte Hand, quer über die Kante. Er bildete sich ein Prickeln ein. Als er nachschaute, fand er keinen möglichen Grund dafür, außer das Echo eines bescheuerten Traumes. Auf seinem Nachttisch lag der Ursprung. Australien, verpackt in zerknittertes Pergament, lag dort neben seinem Zauberstab. James griff beides und steckte den Holzstab in die Tasche der bequemen Baumwollhose, die er zum Schlafen trug. Ein Hemd hatte er nicht an. Er musste es erst vom Boden aufsammeln und sich überwerfen. Einen Knopf schob er in die falsche Öffnung und ließ den Rest offen.

Dann stand er auf, den Brief in der Hand, den er so selten losließ, und schlich sich auf leisen Sohlen aus dem Schlafsaal. Der Gemeinschaftsraum war verlassen, bis auf ein Pärchen vor dem Kamin, das zu wild knutschte, um ihn zu bemerken. Er ließ sie achtlos sitzen und verließ den Gemeinschaftsraum durch das Portraitloch. Die Fette Dame beschwerte sich verschlafen darüber zur Seite gestoßen zu werden. Seinetwegen hätte sie das ganze Schloss zusammenschreien können, es wäre ihm egal gewesen.

Der Korridor im siebten Stock war dunkel und verlassen. Fackeln erleuchteten seinen Weg, warfen monströse Schatten auf jahrhundertealten und neuen Stein. Er folgte dem Gang bis an eine Fensterfront mit neugestaltetem Buntglas. Dort setzte er sich auf die Bank und öffnete eines der Fenster. Es glitt weit nach außen auf. Dahinter erstreckte sich die Aussicht auf den Innenhof des Schlosses beim Klassenzimmer für Verwandlungen. Türme mit hohen Zinnen verschwanden im tiefschwarzen Himmel. Regenwolken scharrten sich über ihnen zusammen. Man konnte nicht bis zum See schauen, geschweige denn bis zum Quidditch-Stadion.

James atmete die kühle Nachtluft tief ein, füllte seine Lungen mit eisiger Kälte und spülte die Müdigkeit aus jeder Pore. Seine Augen blieben schwer und brennend. Er rieb sich den wenigen Schlaf heraus, den er gekriegt hatte. Mit dem Rücken lehnte er sich gegen die rahmende Wand des Fensters und hob die Beine auf die Bank, winkelte sie an. Er holte den Brief aus dem Umschlag, faltete ihn auf und las ihn zum gefühlt hundertsten Mal. Jedes Wort kannte er inzwischen auswendig und trotzdem fühlte es sich an, als würde er am Tag vor einer Prüfung die letzten Informationen in seinen Kopf prügeln. Der Text verschwamm vor seinem Blick und er verstand rein gar nichts davon.

Er suchte nach etwas, einem Schlupfloch, das ihm mehr sagte, als dass er ein Testspiel und einen Platz in der Reservemannschaft so gut wie sicher hatte. Es klang, als wäre alles geregelt. Als hätte er keine Wahl. Und hatte er eine? Seine Mutter wäre am Boden zerstört, wenn er diese Chance in den Sand setzen würde. Sie hatte ihm das sicher nicht mit einem Fingerschnippen besorgt, auch wenn sie vielleicht fragwürdige Motivationen hatte. Er erinnerte sich sehr gut, was Lily in den Drei Besen angedeutet hatte. Dass Australien weit genug von Scorpius weg war, um sie auseinander zu bringen.

Andererseits waren es die Thunderers. Nicht die Warriors. Momentan die zweitbeste Mannschaft und eine Ansammlung von Nationalspielern aus der ganzen Welt. Wieso suchte er also nach einer Wahl?

Er hörte Schritte näher kommen. Sie hallten durch den hohen Gang und kündigten schon von Weitem jeden Menschen an. Wenn es der Hausmeister oder ein Lehrer war, hatte er kein Problem mit ein bisschen Ärger. Die frische Luft war es wert gewesen. Das erneute Starren ohne Ergebnis auf einen Brief nicht.

Die Schritte stoppten bei ihm. „Australien, hm?“

James fuhr herum. Er musste wirken, als hätte er nicht mit einem anderen Menschen gerechnet. Zugegeben, er hatte nicht mit diesem gerechnet.

Hastings grinste ihn an.

„Was machst du hier oben?“, knurrte James. Er knüllte den Brief in seiner Faust und stopfte ihn in seine Hemdtasche zurück. Hastings griff danach und James schlug ihm auf die Finger. „Was?“

„Keine Ahnung. Was machst du hier in dem Aufzug?“

„Das geht einen Flubberwurm mehr an als dich.“

„Anscheinend geht’s ein Känguru mehr an.“ Hastings lachte einsam über seinen schlechten Witz, aber das Echo schien ihm das Gefühl zu geben, jemand würde ihm zustimmen.

James schwang die Beine von der Fensterbank, setzte sich mit dem Rücken zur Scheibe. Die Öffnung jagte ihm keine Angst ein, der dahinter lauernde Abgrund auch nicht. Alleine würde er das Gleichgewicht nicht verlieren, und Hastings mochte ein Slytherin sein, aber so weit würde er nicht gehen.

„Verzieh dich in deinen Schlafsaal“, sagte er bedrohlich leise. „Hier oben haben solche wie du nichts zu suchen.“

„So empfindlich. Du weißt schon, dass du jemanden wie mich datest, oder?“ Hastings steckte die Hände in die Hosentaschen, verlagerte betont lässig sein Gewicht auf den rechten Fuß. „Obwohl das nicht mehr lange halten wird, wenn du dich absetzt.“

„Ernsthaft, hier hört dich niemand schreien, wenn ich dich aus dem Fenster werfe.“

„Wie bist du da rangekommen?“, fragte Hastings unbeeindruckt. „Australien, meine ich. Nicht den kleinen Malfoy. Auch wenn ich nicht glaube, dass der dich schon irgendwo rangelassen hat.“

James fuhr sich durch die Haare, strähnig vom Schweiß. Er spürte die Müdigkeit erstickend wie ein Kissen auf seinem Gesicht liegen. „Das geht dich nichts an.“

„Wieso? Ist doch ein super Grund zum Feiern. Davon abgesehen, dass sie dich nicht mehr haben wollen, wenn sie erfahren, dass deine Mannschaft Tabellenletzte ist. Oder hat es dir deine Mami besorgt?“ Er beugte sich vor und senkte die Stimme geheimniskrämerisch. „Hast du’s so nötig?“

„Du kriegst den Pokal nicht“, gab James zurück. „Wir haben immer noch eine Chance.“

Hastings lachte, prustete richtig los und gab sich nur oberflächlich Mühe sich zu beherrschen. James wartete darauf, dass er fertig war. Irgendetwas Heißes zwischen Scham und Wut kroch seinen Nacken hoch und würde sein Gesicht erreichen, wenn er sich nicht ablenkte.

„Der Pokal gehört mir“, stellte Hastings klar. „Hufflepuff zu schlagen ist die simpelste Aufgabe seit man ein Ohnegleichen dafür kriegt, Flubberwürmer am Leben zu erhalten. Und je mehr Punkte du Ravenclaw wegnimmst, desto einfacher machst du es mir. Aber gewinnen kann Gryffindor nicht mehr. Mach dir nichts vor.“ Er zuckte mit den Schultern. „Obwohl du das ja am besten kannst.“

James hörte Hastings den gleichen Quidditch-Kram labern, den er noch vor ein paar Tagen unermüdlich von sich gegeben hatte, und er fragte sich, ob er auch so albern geklungen hatte. Er seufzte. „Lass gut sein, Hastings. Ich hab keinen Bock darauf.“

„Oh…“ Hastings schmollte wie ein Kind, das keine Süßigkeiten von seinen Eltern bekam.

„Das hörst du heute zu oft, was?“, stichelte James zurück.

Hastings verging sein Schmollmund. Scheinbar ein wunder Punkt. Vielleicht für jeden, der durch die dunklen Gänge lief und das Hemd noch halb in der Hose stecken hatte.

„Geh in deinen Kerker zurück. Oder ich verpetz dich.“

Hastings lehnte sich an die Wand neben ihm. Er verschränkte die Arme. „Du meinst in meinem Schlafsaal, der direkt über dem einsamen Schlafgemach deines Marshmallows liegt?“

James verdrehte hoffentlich sichtbar die Augen. Das grüne Monster ließ sich nicht mehr von Kapitän Arschgesicht provozieren. Es kam ihm so dämlich vor, dass es überhaupt einmal existiert hatte. Scorpius schlief jetzt alleine in seinem Schlafsaal, und James fand das besser, als zwischen fast-Mördern in Gefahr zu schweben. Sicher ging es Scorpius genauso. Auch wenn James sich nicht vorstellen konnte je alleine in Hogwarts zu schlafen. Es gehörte irgendwie dazu, dass man keine Privatsphäre hatte, dass man keine Schublade vor neugierigen Griffeln schützen konnte, dass man sich immer im falschen Moment ungestört mit seiner Freundin fühlte…

„Scheint mir nicht, als hättest du Malfoy die freudige Nachricht überbracht“, sagte Hastings. Er verstand weniger, wann es Zeit war zu verschwinden, als eine Hummel den Weg nach draußen fand, wenn sie erst einmal durch das offene Fenster hereingekommen war. Wahrscheinlich würde er auch immer wieder mit dem Kopf gegen die Wand knallen, und nichts würde sich daran ändern. „Sag schon, Jamie. Ich will wissen, ob es was bringt, wenn ich ihm davon erzähle.“

James klammerte sich an der Fensterbank fest, verringerte so hoffentlich den Drang Hastings in sein dämlich grinsendes Gesicht zu schlagen. „Was würde dir das bringen? Scorpius hat kein Interesse an dir und du keins an ihm. Du machst mir nichts vor.“

„Ich versuch nicht, mich an ihn ranzumachen“, winkte Hastings ab. „Nach allem, was er durchgemacht hat, kann er auf sowas verzichten. Das gehört sich einfach nicht.“

James schnaubte spöttisch. „Seit wann weißt du, was sich gehört?“

„Also, ich weiß so viel, dass ich meinem Marshmallow von derartig wichtigen Veränderungen erzählen würde.“ Hastings hatte etwas Berechnendes in seinen so gar nicht müden Augen. Er ließ den Blick kurz über James schweifen, dann grinste er wieder. „Das ist das Problem, wenn man sich jemand jüngeren aussucht, nicht wahr? Man beginnt das richtige Leben in einem spannenden Beruf oder mit langweiligem Pergamentkram, während er in Hogwarts die ewig gleichen Vorträge von unmotivierten Professoren über sich ergehen lässt. Wenn man dann noch in einem ganzen anderen Land wäre… was bliebe einem da noch? Briefe und Kaminfeuer, aber Händchenhalten, oder was immer ihr so treibt, ist nicht mehr drin.“ Er seufzte. „Ich hätte ihn auch zum Sommer abgeschossen.“

James stieß sich von der Fensterbank herunter. Er stand keine handbreit von Hastings entfernt und nahm keinen Abstand. „Ich mache nicht Schluss mit ihm.“

Hastings pfiff anerkennend, was er natürlich auch irgendwie beleidigend meinte. „Dann lässt du Australien sausen? Wow.“

„Nein“, platzte es aus James heraus, etwas empörter, als er erwartet hätte. Er stolperte so sehr darüber, dass er den Mund einfach wieder zuklappte, anstatt sich zu rechtfertigen.

Hastings strafte das mit einem Klaps auf James‘ Schulter. Sein Triumph beschränkte sich auf ein Funkeln in den Augen. Er konnte überraschend ernst aussehen, wenn er sich Mühe gab. „Wir wissen beide, warum du das noch nicht herumposaunt hast. Oder zumindest Scorpius erzählt hast.“

James wischte die unwillkommene Hand von seinem Arm. Seine Hände zitterten, was bis in seine Arme und sogar hoch in seine Schultern zog. Er widerstand nur einen Wimpernschlag lang, dann stieß er Hastings weg von sich. „Ich warne dich…“

Hastings stolperte rückwärts, fing sich aber an der Wand.

„Ein Wort zu irgendwem und ich –“

„Hey!“ Eine reine Frage der Zeit, bis zur unvermeidbaren Entdeckung. Am Ende des Ganges tauchte ein Schatten auf, der sich ihnen schnell näherte. Louis kam mit wehendem Umhang auf sie zu. Er packte Hastings am Arm und zog ihn aus der letzten Schwankung zurück auf beide Füße. „Hab ich dir nicht gesagt, du sollst in deinen Schlafsaal zurückgehen?“

„Du sagst viele Dinge auf die ich einen Scheißdreck gebe“, raunte Hastings zurück.

Louis gab ihm einen Schubs, der Hastings gegen die Wand fallen ließ, und fixierte James scharf. „Was machst du hier?“, fragte er im selben Tonfall, den sein Vater drauf hatte, wenn der Mond voller wurde und seine Kinder sich zu lange draußen herumtrieben.

James deutete hinter sich auf das Fenster. „Frische Luft.“

Louis verengte eins seiner Augen forschend. Er tat das offensichtlich als schlechte Ausrede ab.

„Gibt’s dafür Punktabzug?“, fragte Hastings.

Louis schlug ihm gegen die Brust. „Verschwinde, Dick. Sonst sind Punkte das Letzte, was ich dir abziehe.“

„Ihm ziehst du nichts ab“, murmelte Hastings. Beleidigt verschränkte er die Arme vor der Brust und nahm Abstand von der Wand. Einmal noch blickte er zu James. „Ich wollte sowieso Eule spielen.“ Sehr langsam bewegte er sich von ihnen Weg und ging rückwärts in Richtung der Treppen. „Ich hab gute Ohren. Ich höre, wenn du ihm jetzt noch seine gerechte Strafe verpasst.“

Louis stemmte eine Hand in die Hüfte und wartete mit dem Fuß tippend ab, bis Hastings sich hinter der Ecke in den angrenzenden Korridor verzog. Dann verdrehte er die Augen und wandte sich James zu. „Du hast dich nicht provozieren lassen, oder? Du gibst ihm nur, was er will.“

„Ich bin außerhalb der Ausgangssperre draußen aufzufinden“, sagte James. „Scorpius hätte dafür monatelang Nachsitzen bekommen.“

Louis seufzte auf. „Gut, meinetwegen. Deine Strafe ist, dass du mir sagst, warum du hier herumläufst.“

James öffnete den Mund.

„Denk nicht mal dran“, fuhr Louis ihm dazwischen. „Das fällt dir schwer genug, dass es als Strafe durchgeht.“ Er drehte sich an James vorbei und schwang sich auf die Fensterbank. Herausfordernd klopfte er neben sich. Als James sich nicht setzte, wiederholte er das.

Widerwillig glitt James zurück auf seinen Platz. Durch das offene Fenster erwischte ihn ein kalter Windhauch. Zögerlich griff er in seine Hemdtasche, die viel zu klein für den Brief war, und reichte ihn an Louis weiter. Ohne ein Wort faltete er ihn auf und flog über die Zeilen. James ließ ihn unbeobachtet. Er schaute auf seine eigenen Hände, die sich in seiner Hose verkrallten, wanden und ineinander verschränkten, als hätte er keine Kontrolle darüber sie ruhig zu halten.

„Hmpf.“ Louis gab ihm den Brief zurück, ordentlicher gefaltet, als James je die Muße gehabt hatte. Das Pergament landete wieder gut verstaut in seiner Hemdtasche. „Kriegst du deswegen seit Tagen kein Auge mehr zu?“

James zog die Augenbrauen fragend zusammen.

„Oh, bitte. Denkst du wirklich, das fällt niemandem auf? Für Geheimnisse haben wir zu wenig Platz.“

James schüttelte den Kopf, dann wollte er das am liebsten zurücknehmen und machte ein Wanken von rechts nach links daraus. „Ist eine Menge passiert…“

Louis nickte. „Also… Scorpius hast du nicht davon erzählt?“

„Kapitän Arschgesicht nach scheint es offensichtlich zu sein wieso, also werde ich es dir nicht verraten, Sherlock.“ Den Kommentar ignorierte Louis.

„Ich hätte erwartet, dass du dich über so eine Chance freuen würdest, Jamie. Kommt doch ziemlich nah an das, wofür du so hart trainierst, oder nicht?“ Er stupste James mit der Schulter an, als würde das mehr Worte aus ihm herauslocken. „Da kommen sicher noch bessere Angebote.“

„Mum hat mir das besorgt“, gestand James. „Da kommt nichts Besseres. Im Moment gibt es nichts Besseres. Das kann sich in zwei Jahren ändern, aber bis dahin ist das ein steilerer Start als bei einer Silvesterrakete.“

„Und trotzdem denkst du nicht daran ein Feuerwerk zu zünden…“ Louis sagte das, als wolle er die Antwort darauf unbedingt von James selbst hören, bekam aber genauso wenig eine, wie bei einer rhetorischen Frage. „Ist ziemlich weit weg, nicht?“

James ließ den Kopf hängen, schwer vor Erschöpfung, und fing sein Gesicht in den Händen auf. Er rieb sich über die kühlen Wangen und die müden Augen bis hoch in seine Haare, die er in einem verwuschelten Chaos zurückließ. Fast hätte er sich nach hinten gelehnt, um eine Stütze zu haben. Im letzten Moment bemerkte er, dass keine Stütze da war.

„Ich weiß nicht, was ich damit machen soll“, murmelte er. „Das ist eine phantastische Gelegenheit, aber… Scorpius.“ Er fand, dass das vollkommen ausreichend war um seine Situation zu erklären. „Und er scheint ausgerechnet gegen Australien was zu haben.“

„Habt ihr darüber gesprochen?“

James zuckte mit den Schultern. „Irgendwie. Wir haben es einmal angeschnitten, als du deine ganzen Zusagen bekommen hast.“

„Du könntest das auch“, sagte Louis und bekam als Antwort ein herablassendes Schnauben zu hören. „Du hast Talent, James. In so ziemlich allem. Du bist Klassenbester in Verwandlungen, und wenn einer die Animagus-Zulassung kriegen würde, dann du. Harry erzählt seit neulich sogar jedem, dass du dich gut in seinem Büro machen würdest.“

Noch spöttischer konnte James nicht schnauben. „Er braucht eine neue Brille. Ich hab nichts getan, außer in Panik zu geraten. Und ich bekomme nicht einmal einen Patronuszauber hin.“

„Hast du’s seit der sechsten wieder versucht?“

Hatte er nicht. Er versuchte ungerne Dinge, in denen er so offensichtlich versagt hatte, dass sein Vater nicht einmal Worte, sondern nur einen Schulterklopfer übrig gehabt hatte.

„Vielleicht solltest du nochmal was anderes als Quidditch ausprobieren?“, schlug Louis vor.

James riss den Kopf herum. „Was? Wieso? Denkst du, ich könnte nicht –“

„Nein. Ich sage nur –“

„Darum geht’s nicht. Das ist der Plan“, sagte James knurrend und schlug sich gegen die Brust, genau dort, wo das Pergament seine Tasche ausbeulte. „Das ist keine Option, die ich mir offenhalte. Ich trainiere seit Jahren dafür. Genau für so eine Chance. Das ist nicht wie bei dir. Du versuchst in allem gut zu sein und kannst deswegen nichts perfekt.“

Louis hob beide Hände, gleichzeitig entschuldigend und abwehrend. „Kein Grund persönlich zu werden.“

James zögerte. „Sorry“, murmelte er. „Ich hab nur… ich…“

„Schon gut.“ Louis gab ihm einen Schulterklopfer, und auch zusammen mit Worten fühlte sich das nicht besser an.

„Was würdest du an meiner Stelle tun?“, fragte James vorsichtig.

„Ich würde nach Australien gehen“, sagte Louis eiskalt. „Ansonsten bereust du es, sobald Schluss ist. Oder du wirfst es ihm ewig vor. So oder so ist irgendwann Schluss und du hast es nicht gemacht.“

James hätte das als Entscheidungshilfe nehmen sollen, aber in ihm wuchs nur der Drang zu widersprechen.

„Allerdings war ich auch noch nie… oder höchstens einmal so halb verliebt“, fuhr Louis fort. Er ließ die Beine leicht baumeln. „Ich glaube, das ist so eine Kopf oder Herz Sache, und du weißt, wie wenig ich das Ding in meinem Brustkorb leiden kann. Wenn ich das hätte, was du mit Scorpius hast, würde das vielleicht anders aussehen. Ich weiß nicht… Siehst du, ich bin müde genug, um sentimental zu werden.“

James gab den Schulterklopfer zurück.

Louis quittierte das mit einem Lächeln. „Vorausgesetzt es ist wirklich das, was du für den Rest deines Lebens machen willst. Quidditch ist toll –“

„Du kannst Quidditch nicht leiden, Louis.“

„Ach, es ist so verdammt frustrierend. Die Regeln müssen überholt werden. Ein reines Glücksspiel, wenn du mich fragst. Keine Ahnung wieso ihr euch darüber immer in die Haare kriegt.“ Es war nicht das erste Mal, dass James sich diesen Vortrag anhören musste – er wünschte, Fred und sein Schlagholz wären wie sonst da, um dem ein Ende zu setzen. „Meine Meinung zählt aber nicht. Du musst wissen, was du am Ende davon hast.“

„Was wenn ich das nicht weiß?“, fragte James sich selbst.

„Rede mit Scorpius darüber“, sagte Louis, als wäre das die einfachste Sache auf der Welt. „Er tut dir gut. Verdammt gut. Und er hat nur dein Bestes im Sinn.“

Genau das wollte James nicht hören. Es kam ihm falsch vor nach allem, was passiert war, diese Entscheidung ausgerechnet auf Scorpius‘ Schultern zu legen.

Er atmete tief durch. „Warum treibst du dich hier eigentlich noch rum?“, lenkte er ab.

Louis rutschte von der Fensterbank. Er streckte sich müde und setzte dem Gespräch dadurch ein besseres Ende. „Patrouille hat länger gedauert.“

James beäugte ihn aus dem Augenwinkel. „Und Hastings war zufällig…“

„Er hat hier irgendwen getroffen und sich erwischen lassen. Sein Pech“, meinte Louis schulterzuckend. „Tentakelsuppe.“

„Was?“

„Die Slytherins kriegen immer total dämliche Passwörter, nicht wahr?“, sagte Louis und ein Zwinkern hätte nicht offensichtlicher machen können, was er damit bezweckte. „Ich geh schon mal und gucke, ob ich noch ein paar Streuner aus ihren dunklen Ecken treiben kann. Ist ja nicht so, als würde ein Desillusionierungszauber reichen, um mir zu entwischen.“ Er ließ James mit einem Winken zurück und schlenderte den Korridor entlang. Anstatt die Gänge weiter abzusuchen bog er gleich zur Fetten Dame ab, die ihn anfauchte, weil er jetzt noch unterwegs war. Dafür klappte Louis sie extra hart hinter sich zu.

Alleine im Korridor hörte James nichts als den Wind und das Echo seiner Fußsohlen, als er vom Fensterbrett auf den Steinboden sprang. Er zückte seinen Zauberstab, zögerte und drehte ihn abwartend in den Fingern, bevor er sich selbst auf den Kopf klopfte. James hasste das Gefühl des Zaubers, als hätte ihm jemand ein rohes Ei auf den Kopf geschlagen, aber es zeigte seine Wirkung. Seine Gestalt verschwand und schien die Farben der Umgebung zu absorbieren. In der Dunkelheit die absolut perfekte Tarnung.

Er ließ sich nicht länger aufhalten und lief zur Großen Treppe. Um diese Zeit hätte das Schloss kaum ausgestorbener sein können. Hier und da glitt ein Schatten an ihm vorbei in die Korridore, streunende Katzen, die es nicht mehr in den Gemeinschaftsraum geschafft hatten. Geister schwebten dösig zwischen den Treppenstufen und die Portraits an den Wänden schnarchten hörbar vor sich hin.

In den Kerkern schien es noch dunkler als überall sonst im Schloss zu sein. Die Fackeln erleuchteten einen Radius von etwa einem Meter, bevor man von tiefer Finsternis verschluckt wurde. Von einem Lichtpunkt zum nächsten huschte James, brauchte nach sieben Jahren in diesem Schloss auch hier unten nicht mehr Licht, und klatschte am Ende mit Volldampf gegen eine kahle Steinwand. Hinter ihr verbarg sich der Gemeinschaftsraum der Slytherins. James hatte Scorpius schon so oft hier abgesetzt, aber drinnen war er noch nie gewesen.

Er flüsterte der Wand das Passwort zu und sie gab ihm ohne zu murren den Weg frei. Vorsichtig wagte er sich ins Schlangennest vor. Sein erster Eindruck war, dass es gemütlicher aussah, als er sich je für Slytherins gewünscht hätte. Beim Kerker dachte man gerne an Folterinstrumente und Ketten, die von den Decken hingen. Schaute man hier nach oben, sah man nur Kronleuchter. Vorhänge versteckten den Großteil der bodenlangen Fenster an den Wänden. Dahinter lag der See. Sofa und Sessel aus Leder waren im ganzen Raum und vor dem knisternden Kaminfeuer verteilt.

Bis auf das Feuer machte hier nichts einen Mucks. Es war niemand mehr unten. Einzig und allein eine graue Katze hatte sich auf einem Sessel zusammengerollt und schlummerte dort vor sich hin.

Den Desillusionierungszauber nahm James noch nicht ab. Wenn ihm auch nur zufällig jemand über den Weg lief, konnte das fatale Folgen haben. Er wusste nicht einmal genau, wo er hin sollte. Es gab einen Aufgang, in dem sich eine Wendeltreppe nach oben schlängelte. Socken, ein Quaffel und viele Rollen Pergament lagen darüber verstreut. Wenn er sich nicht täuschte, wies so viel Unordentlichkeit meistens auf Jungs hin.

James folgte der Treppe bis zur ersten Tür. Vorsichtig öffnete er sie. Sie quietschte in den Angeln. James stoppte und lauschte. Keine Geräusche drangen nach draußen. Noch behutsamer vergrößerte er den Spalt weit genug, um den Kopf hindurchzustecken.

Alle fünf Betten waren belegt. Das reichte, damit James sich zurückzog und die Tür schloss. Er folgte der Wendeltreppe weiter nach oben und wiederholte die Prozedur im zweiten, als ihm eine dumpfe Stimme aus dem Stockwerk darüber auffiel. James glaubte sie zu erkennen. Er schloss die Tür und folgte der Stimme. Seine Befürchtung bestätigte sich, als er um die letzte Biegung schlich.

Hastings stand vor der Tür und Scorpius lehnte im Rahmen, die Arme abweisend verschränkt. Er trug seinen Pyjama, der ihm um die Knöchel schlackerte und seine nackten Füße versteckte. Im schummerigen Fackelschein wirkte er blasser als in den letzten Tagen. Die Ringe unter seinen Augen verliehen ihm etwas Dämonisches, wenn er das Kinn senkte. Eigentlich hatte er nach seinem Krankenflügel-Aufenthalt wieder Farbe bekommen, aber gerade schien sie verschwunden zu sein.

„Das wolltest du mir sagen?“, fragte Scorpius erschöpft und seufzte. „Ernsthaft, es interessiert mich nicht, mit wem du –“

„Oh, das hier wird dich interessieren“, unterbrach Hastings ihn. James hätte nicht damit gerechnet, dass er so schnell seiner Drohung nachkam die Eule zu spielen. Er durchwühlte seinen Kopf nach irgendetwas, das er tun konnte, ohne sich brüllend auf das Arschgesicht zu stürzen.

„Mich interessiert gar nichts, was du zu sagen hast“, sagte Scorpius in einem eisigen Ton, der überhaupt nicht zu ihm passen wollte.

Hastings schien das trotz seiner Ignoranz auch einmal aufzufallen. „Oh, aber ich dachte, wir sind Freunde? Und Freunde machen sowas…“

Scorpius lachte, nicht amüsiert, sondern herablassend und trocken, wie man es von einem arroganten, verzogenen Jungen erwarten würde. „Wir sind keine Freunde. Und wenn wir jemals kurz davor waren sowas zu werden, dann hast du das mit Volldampf gegen die Wand geflogen.“

Hastings trat an die Steinwand in seinem Rücken heran. „Ich hab mich entschuldigt.“

„Und ich hab’s überhört.“

„Okay, du bist sauer“, sagte Hastings. „Aber ich mach mir bloß Sorgen. Du hast eine Menge durchgemacht und verdienst, dass man ehrlich zu dir ist. Und Potter ist nicht –“

„Ich warne dich“, zischte Scorpius. „Ein falsches Wort über James und die Tür ist das Letzte, was ich dir vor die Nase schlage.“

James spürte ein Lächeln an seinen Mundwinkeln ziehen, das erste seit Stunden, und es fühlte sich wie ein Krampf in der Wade an. Hastings stand weit genug von Scorpius weg, dass er nicht im Weg war, als James sich an ihm vorbeiquetschte. Er kam dem Wunsch fast nach ihm auf den Fuß zu treten. Nur unter größter Beherrschung drehte er sich zur Seite und quetschte sich durch die schmale Lücke, die Scorpius in der Tür gelassen hatte. Er machte kein Geräusch. Trotzdem zuckte Scorpius mit dem Kopf herum.

James stahl sich schnell in den Schlafsaal hinein.

„Hast du… ein neues Aftershave?“, hörte er Scorpius fragen.

„Nein“, antwortete Hastings. „Ich riech von Natur aus phantastisch. Hastings Nummer fünf. Mal probieren?“

Scorpius machte eine Bewegung, als wolle er die Tür zu knallen. Hastings rammte seinen Arm gegen das Holz, hielt die Tür so offen.

„Was?“, fragte Scorpius genervt.

Hastings‘ Gesicht verwandelte sich in eine komische Grimasse. Er schien mit sich zu ringen. Warum verstand James nicht. Ein paar Worte und er würde James mehr Ärger machen, als mit einem Kuss.

„Nichts“, murmelte er. „Schlaf gut.“

Scorpius warf die Tür ins Schloss.

„Danke, dir auch“, rief Hastings durch die Tür.

Scorpius verdrehte die Augen und schlurfte zu seinem Bett. Eines von fünfen, die in einem Kreis um den Ofen aufgestellt waren. Bis auf die Farben sah es fast genauso wie bei ihnen oben aus. Und davon abgesehen, dass die vier leeren Betten und Nachttische jede Wärme, die der Ofen ausstrahlte, wieder aufsaugten. Einzig und allein Scorpius‘ Nachttisch war überladen mit Pergamenten, Fotos und Zeitungsausschnitten. Ein Kerzenstummel brannte darauf und strahlte ein kleines Licht aus, das sein Bett kaum erreichte. Die Vorhänge waren zurückgezogen, die Decke zerwühlt.

Scorpius setzte sich auf die Kante und seufzte. Er rieb sich über die Nase, schaute sich um und fiel dann nach hinten auf seine Matratze. Die Beine zog er ein und rollte sich unter seiner Decke zusammen.

James folgte ihm an die Bettkante. Es kam ihm falsch vor Scorpius zu beobachten, ohne dass er davon wusste. Er nahm den Desillusionierungszauber von sich, schüttelte das widerliche Gefühl ab und setzte sich auf die Matratze. Behutsam streckte er die Hand aus und berührte gerade Scorpius‘ Schulter, als er am Handgelenk gepackt wurde.

Ein kräftiger Ruck warf James herum. Kaltes Holz presste sich in seine Kehle. Scorpius‘ Gewicht landete auf seinem Schoß und drückte ihn flach auf die Matratze.

„Woah…“ James wusste nichts anderes, das er sagen konnte. Scorpius kniete über ihm, den Zauberstab hart gegen seine Luftröhre pressend, und seine Augen blitzten wie geschliffene Messer auf. Gefährlich und kalt.

„James?“ Dann erkannte er, wen er da niedergerungen hatte, und zog den Stab weg. Verwirrung wusch alles andere in seinem Blick weg.

James lächelte. „Hi.“

Scorpius gab das zurück. „Was… was machst du hier? Wie bist du hier reingekommen?“

„Desillusionierungszauber“, sagte James.

„Du kriegst riesigen Ärger, wenn man dich erwischt.“

James machte eine verscheuchende Handbewegung. „Harry Potters Sohn kriegt keinen Ärger.“ Er stemmte sich auf den Ellenbogen so gut es ging hoch, ohne dass Scorpius von ihm herunter musste. „Was war das denn eben?“

Scorpius drehte seinen Zauberstab zwischen den Fingern und schob ihn hastig zurück unter sein Kopfkissen. „Reflex. Entschuldige.“

„Oh, ich hab nichts dagegen flachgelegt zu werden.“ James zwinkerte und kassierte dafür einen Klaps gegen die Wange. Er packte Scorpius‘ Handgelenk und ließ seine Finger nicht wieder weg. „Du hast mir gefehlt“, sagte er leise.

Scorpius streichelte den Schlag liebevoll von der Wange, und James konnte nichts anders, als sich gegen die weiche Handfläche zu schmiegen. „Das hat aber nichts mit Hastings zu tun, oder? Ihr seid ineinander gelaufen?“

James schüttelte den Kopf. Er zog Scorpius mit einem Ruck zu sich herunter, so dicht, dass er sein Lächeln nicht mehr sehen aber spüren konnte. „Nicht wirklich, nein.“

Scorpius machte es sich auf ihm gemütlicher, schob ein Bein zwischen James‘ und fuhr durch das Chaos seiner Haare. „Du schleichst dich meinetwegen in feindliches Gebiet? Wieso erst jetzt, Potter?“

„Du hättest mich vorher anstiften können.“

„Und dafür sorgen, dass du Ärger kriegst?“ Scorpius wog das mit dem Kopf ab, sparte sich aber eine Antwort. Er kriegte die Finger nicht aus James‘ Haaren, machte das Durcheinander noch schlimmer, und selten hatte Chaos sich so gut angefühlt. „Du siehst müde aus.“

„Ich bin müde“, gab James zu. Mit dem weichen Bett unter sich und Scorpius als Decke merkte er das stärker als irgendwann in den letzten Tagen. „Ich… schlaf nicht so gut.“

Das zuzugeben war schwer, besonders gegenüber Scorpius, der es so viel schwerer hatte und sich nie beschwerte. Es musste schrecklich nervig sein, sich sowas anzuhören. Aber er ließ sich das nicht anmerken.

„Ich auch.“ Seine freie Hand fuhr über James‘ Brust, irgendwie beschwichtigend, was nicht nötig war, aber beschweren würde er sich nicht. Die warme Spur seiner Finger war angenehm, kroch kribbelnd unter seine Haut und löste die Spannung seiner Muskeln. James genoss es, bis ein Knistern von Pergament ihn aufschreckte. Er umklammerte Scorpius‘ Hand in der Nähe seiner Hemdtasche und hielt sie fest. Irgendetwas schnürte sich um seine Lungen und knotete alles in seinem Brustkorb fest zusammen.

„Wir… Ich muss mit dir reden“, sagte James in einem Flüsterton. Er blickte Scorpius tief in die Augen, trüb wie an einem verregneten Morgen und doch wunderschön, und versuchte sich zu erinnern, was er eigentlich hatte sagen wollen.

„Kann ich dir vorher was sagen?“, fragte Scorpius und James nickte schnell, froh um jede Sekunde Verzögerung. „Danke.“

Damit hatte er nicht gerechnet, und ein Wort reichte, um ihn vollkommen verwirrt zurückzulassen.

„Dass du hier bist“, erklärte Scorpius. „Ich bin allein, müde… ein bisschen paranoid und möchte nichts mehr, als dich sehen, und du tauchst genau dann auf. Du hast immer super Timing.“ Er lehnte sich an James‘ Lippen vorbei und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Seine Lippen streiften James‘ Mundwinkel, hinterließen einen flammenden Abdruck.

James packte ihn im Nacken und zog ihn herum, fing seine Lippen mit seinen ein. Er küsste ihn innig. Scorpius‘ Lippen waren weich auf seinen, warm und sanft, ohne besonders viel Druck auszuüben. Er nahm sich Zeit, baute langsam, mit jeder weiteren Berührung mehr Hunger auf, bis er es fast nicht mehr aushielt nur zu genießen. Mit einem Ruck warf er Scorpius herum. Ganz offensichtlich unerwartet, so überrascht, wie Scorpius keuchte. Eine richtige Welle aus Hitze lief durch seine Venen, als ihre Körper erneut gegeneinander prallten.

James küsste Scorpius‘ Kiefer, seinen Hals und wanderte tiefer, während Scorpius‘ Finger unter sein Hemd fuhren. Sie hinterließen eine Gänsehaut, die seine Wirbelsäule heraufjagte und seine Nackenhaare nach oben zerrte. Eilig, überstürmt wagte er sich wieder an Scorpius‘ Lippen, wollte sie gerade einfangen –

„Warte.“ Scorpius klang atemloser, als nach einer Runde um den See. „Worüber wolltest du reden?“

James zögerte. Er schaute auf Scorpius herunter, verfolgte die ungewöhnlichen Schatten, die das Kerzenlicht in sein scharf geschnittenes Gesicht warf, ließ die rotgeschwollenen Lippen hinter sich und blieb an seinen Augen hängen.

„Sag ich dir morgen“, murmelte er und zog sich mit der Hilfe von zehn weiteren Fingern das Hemd über den Kopf. Scorpius warf es irgendwo zur Seite, wo es mitsamt Brief auf dem Boden landete.


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