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Fanfiction

The Flaw of Perfection - Gerissene Stricke

von Dr. S

Am nächsten Morgen verließ James noch immer brodelnd den Schlafsaal. Er hatte kaum geschlafen. Wenn Hastings sein Kopfkissen wäre, hätte er einen furchtbaren Tod durch quetschen sterben müssen. Nachsitzen, Strafarbeit, und das das erste Mal seit Jahren. Es war nicht so, dass er ohne Nachsitzen durch Hogwarts gekommen war. Tatsächlich gab es eine jüngere Version von ihm, die mehr als regelmäßig in Schwierigkeiten mit den Autoritätspersonen geraten war. Dann hatte er Neville beim Umtopfen mörderischer Pflanzen geholfen, Froschlaich aus den Rillen der Kerkerböden gepult, und haufenweise Strafarbeiten verfasst.

Aber aus dem Alter war er raus. Und gerade jetzt konnte er sich das nicht leisten.

Drei Tage hatte er ohne Training verbracht. Gestern hatte er statt bei seinem Training den Nachmittag in Nevilles Büro verbracht und sich eine halbherzige Standpauke anhören müssen. Er hatte sich weniger bewegt, als ein verdammtes Faultier, und das Gefühl der Falten seiner Bettlaken ließ sich nicht aus seinen Muskeln schütteln. Er war früher als sonst unterwegs. Statt zu schlafen und sich auszuruhen hatte er sich alle möglichen Varianten überlegt, was Hastings mit seinem Besen angestellt haben könnte.

Scorpius würde ihm eine davon sicherlich glauben. Bei Merlins Bart, Scorpius fehlte ihm gerade so sehr. James war fast verlockt in der Eingangshalle zu warten. Die vage Hoffnung glühte in ihm, dass Scorpius auftauchen würde, so wie an jedem Morgen vor seinem Unfall. Gerade wollte James nicht einmal laufen. Er wollte einfach Scorpius halten – und ihn auch ein bisschen quetschen.

Die kühle Nacht begrüßte ihn mit einer stillen Umarmung. Nicht einmal das Schuhuen einer Eule drang aus der Eulerei, die sich in der Ferne abzeichnete. Die Sonne war eine oder zwei Stunden davon entfernt aufzugehen. Trotzdem blieb James in der Eingangshalle stehen und horchte auf die Schritte, die ihn sonst anvisierten. Scorpius kam nicht, natürlich nicht, immerhin dachte er, James wäre noch ganz blass und nicht fit genug für Sport.

Alleine lief James los. Er hatte vergessen, wie seine Gedanken zu wandern begannen, wenn er diese Runde alleine unternahm. Etwas fehlte. Etwas, das ihn antrieb. Scorpius war nicht unbedingt sportlich und forderte ihn dadurch nicht zu Höchstleistungen heraus, aber er gab ihm stets die Motivation sein Bestes zu geben. Mehr als sich von seiner besten Seite zu zeigen, wollte er gar nicht. Und verletzt im Krankenflügel zu liegen gehörte nicht dazu. Auf dem letzten Platz der Tabelle zu stehen auch nicht. Sich von Hastings‘ Mädchenschlägen treffen lassen erst recht nicht.

James verfiel nach fünfzig Metern in einen langsamen Laufschritt. Seine Oberschenkelmuskeln beschwerten sich über den Weg, als würde er Gewichte in ihnen herumtragen.

Er ging weiter bergab, bis er am Quidditch-Stadion angekommen war. Statt umzukehren ging er dort in die Umkleide. Sie lag im Dunkeln. Die Umrisse der Bänke und Schließfächer waren schwer zu erkennen. Im Licht seines Zauberstabs öffnete er seinen Spind.

Sein Besen stand dort sicher aufbewahrt, unangetastet, nicht verhext. James nahm ihn heraus. Er strich über das polierte Mahagoniholz und verzog schmerzhaft das Gesicht, als er mehrere abstehende Zweige am Schweif entdeckte. Der Klatscher oder der Aufprall hatten auch den Besen nicht verschont.

James setzte sich mit dem Besen im Schoß auf die Bänke. Er holte sein Besen-Pflegeset aus dem Spind und polierte die Kratzer weg, knipste die abstehenden Zweige ab und versuchte zu retten, was zu retten war. Das Holz vibrierte unter seinen Fingern. Er erinnerte sich, dass es das getan hatte, als er aufgestiegen war.

James konnte nicht aufzählen, wie oft er auf diesem Besen gesessen hatte. Jedes Spiel in den letzten zwei Jahren hatten sie zusammen bestritten. Sogar als er Weihnachten aus seinem Elternhaus geflohen war, hatte sein Besen ihn nicht im Stich gelassen und sicher zu Scorpius gebracht. Wo wäre er heute ohne ihn?

Es fühlte sich an, als hätte ein Freund ihn verraten. Zumindest ein Gefährte. Und er hatte den Besen enttäuscht, wenn nichts an der Sache mit dem Fluch dran war, und er es trotzdem behauptet hatte um sich heraus zu reden.

James stand auf, den Besen locker in den geöffneten Handflächen haltend. Ein letzter Blick auf das frisch polierte Holz, die alten Kerben von seinen jungen, ungestümen Flugversuchen, und er wusste, was er zu tun hatte, um die Skepsis ein- für allemal zu beenden.

Nebelige Finsternis hüllte das Quidditch-Stadion ein. James trat aufs Feld hinaus, und mit jedem Schritt schien sich der graue Schleier zurückzuziehen, bloß um die Sicht mehrere Meter weiter weg zu verschlechtern. Aber er musste auch nichts sehen.

James positionierte seinen Besen und schwang das rechte Bein über den Schweif hinweg, setzte sich auf den Stiel. Noch hatte er beide Füße fest am Boden. Er spürte den weichen Boden selbst durch seine Turnschuhe hindurch, spürte das Gras unter seinen Bewegungen wegknicken und die Erde locker werden. So oft schon hatte er sich hier in die Luft gestoßen – und gerade dachte er nur daran, wie er hier aufgeprallt war.

„Reiß dich zusammen“, murmelte er mit geschlossenen Augen. Wie sollte er seine Mannschaft trainieren, wenn er nicht vom Boden kam? Was machte das überhaupt für einen Eindruck? Er war froh, dass niemand hier war um ihn zu beobachten – auch wenn es sich anders anfühlte. Ein Kribbeln in seinem Nacken wollte ihn dazu verleiten sich umzudrehen.

Noch einmal tief durchatmen, sagte er sich zum dritten Mal, und stieß sich dann vom Boden ab. Mickrige fünfzig Zentimeter später blieb er in der Luft hängen, schwebte wie ein Kleinkind auf seinem ersten Spielzeugbesen. Nein, sogar schlechter und wackeliger als sein Vater auf dem zusammengeklebten Foto, das auf dem Kamin im Wohnzimmer stand.

James umklammerte den Stiel fester und lenkte ihn herum. Eine geschmeidige Kurve im Schneckentempo später fühlte er sich wie ein kompletter Idiot. Niemand hatte den Besen verhext. Er war vollkommen in Ordnung.

Etwas höher, dann noch weiter stieg er gen Himmel, bis er die Tribünen unter sich gelassen hatte. Die Luft hier oben schien frischer und glitt wie Eiswasser durch seine Lungen als er tief durchatmete. James flog durch den mittleren Torring, wie sein Quaffel es beim Spiel hätte tun sollen, und bog dahinter nach links ab. Eine Acht später hatte er auch die äußeren Ringe hinter sich gelassen.

Allmählich bekam er wieder etwas Vertrauen in seine Fähigkeiten. James zog den Besen scharf herum und sauste auf die Feldmitte zu. Er setzte zu einem Sturzflug an, als es passierte.

Ein Ruckeln ging durch das Holz. Der Besen überschlug sich und warf James ab. Er landete hart auf dem Rücken und schlug sich den Hinterkopf auf dem eben noch so weichen Gras an. Schwärze, wie der Nachthimmel, füllte seinen Blick aus.

Ein Bett aus Gras und eine Decke aus Nebel; James genoss das viel zu kurz. Hastige Schritte näherten sich, schlitterten über das Gras und endeten neben ihm in einem Plumpsen, als ein Körper neben ihn fiel. Hände packten ihn an der Brust, rüttelten.

„Kannst du mich hören, James? James, bitte, tu mir das nicht wieder an. James.“

James öffnete blinzelnd die Augen. Sein verschwommenes Blickfeld konzentrierte sich um einen weißblonden Haarschopf.

„Scheint, der Besen ist wirklich verhext“, murmelte er.

Ein gurgelndes Geräusch erreichte seine Ohren, dann presste sich etwas Warmes gegen seine Brust. James hob den Kopf und sah, dass Scorpius das Gesicht an seiner Brust vergraben hatte. Er atmete schwer.

James schob eine Hand in Scorpius‘ Nacken. „Was machst du denn hier?“

„Ich beobachte dich beim Fallen. Schon wieder.“ Scorpius drehte den Kopf. Seine Wange lag auf James‘ schwergehender Brust. Aus seinem rechten Augenwinkel hatte sich durch den Winkel eine kugelrunde Träne herausgeperlt. „Ich hab in der Eingangshalle auf dich gewartet, und als du nicht gekommen bist, hab ich mir gedacht, dass du alleine gegangen bist. Nichts hält dich länger als fünf im Bett. Also bin ich deine Route abgelaufen und hab dich hier aufsteigen sehen.“

„Na ja… etwas hat mich schon mal länger als fünf im Bett gehalten“, sagte James und grinste.

Scorpius erinnerte sich scheinbar genug an ihren ersten Morgen danach für ein kleines Schmunzeln. „Wie geht’s dir?“

James nahm die Hand aus Scorpius‘ Haaren und fuhr durch seine eigenen. Am Hinterkopf fand er eine Beule und pochenden Schmerz. Als er sie wieder hervor zog, klebte kein Blut an seinen Fingern. Zur Beruhigung zeigte er das Scorpius. „Ich bin keine zwei Meter gefallen, und nicht einmal fünfzig können mich umbringen.“ Er nutzte die Nähe seiner Finger und strich den nassen Tropfen von Scorpius‘ Wange. „Es geht mir gut.“

Scorpius umklammerte James‘ Hand auf seiner Wange und nickte. „Ich weiß. Hast mich nur erschreckt. Was sollte das überhaupt werden?“

„Ich wollte…“ James setzte sich auf und zog Scorpius wie an unsichtbaren Fäden mit sich hoch. Er musste sich strecken um seinen Besen zu erreichen, der weiter als eine Armlänge entfernt von ihm lag. „Ich wollte sichergehen.“ Während er auf das glänzende Holz herunterblickte, das ihn abgeworfen hatte wie ein wilder Bulle, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Er ist verhext.“

Scorpius seufzte. Aber als James ihm sein Lächeln zuwarf, erwiderte er es trotz Schrecksekunde. „Was hab ich dir gesagt? Du musstest dich nur zweimal fast umbringen lassen um einsichtig – ups!“

Scorpius kippte nach hinten weg, als James sich schwungvoll gegen ihn warf. Er wickelte beide Arme hastig um seinen Oberkörper und hielt Scorpius in dieser Umklammerung aufrecht. Der Besen klemmte ungemütlich zwischen ihnen, aber James vergrub einfach grinsend das Gesicht in Scorpius‘ Halsbeuge und atmete. Er roch so perfekt. Als hätte er sich vor der morgendlichen Sportstunde noch um sowas gekümmert. Die Sportstunde, die er allein wegen James unternahm. Auch, wenn er gar nicht damit rechnete, dass Scorpius kommen würde.

Ein Lachen landete warm in seinem Nacken. „Freust du dich etwa darüber?“

Er nickte, immer noch grinsend, und dachte an Hastings, der ihn für einen talentlosen Verlierer hielt. Dabei war es nicht seine Schuld, dass er vom Besen gefallen war. Es war nicht seine Schuld, dass sie den Pokal nur mit einem riesigen Vorsprung gewinnen würden. Und gerade erschien ihm das nicht einmal so unwahrscheinlich.

„Nimm das, Kapitän Arschgesicht. So viel dazu, ich hätte kein Talent.“

Scorpius streichelte ihm durch die Nackenhaare, wischte den letzten prickelnden Kopfschmerz weg. „Ging’s gestern darum?“

James büßte einen gehobenen Mundwinkel ein. Mit einem etwas verlegeneren Lächeln löste er sich. Schon gestern hatte Scorpius keine Antwort aus ihm herausbekommen und das würde sich jetzt auch nicht ändern. Quidditch war nicht der Auslöser gewesen, warum er Hastings die Hackfresse aufgehübscht hatte. Quidditch hatte geholfen seine Wut zu erhitzen, aber zum Überkochen hatte etwas anderes geführt. Ein kleines, widerliches Monster in Slytherin-Grün.

Der Bastard versuchte ihm alles wegzunehmen. Und vielleicht bekam er die besten Trainingszeiten und die bessere Note auf seinen Vielsafttrank, aber den Pokal konnte er sich abschminken – und Scorpius erst recht.

Scorpius, der ihn ein bisschen verdattert beobachtete.

„Ich weiß nicht“, sagte James, vielleicht auch nur um überhaupt wieder etwas zu sagen. Er löste sich von Scorpius, sehr ungerne. „Ich dachte, dass er Recht hat. Ich hab’s geglaubt. Fühlt sich gut an, dass es nicht meine Schuld war.“

Scorpius lächelte, als würde er das nachvollziehen können. Er zog den Besen von James‘ Schoß auf seinen herüber, so schnell, als hätte er Angst, dass der Stiel ausschlagen und James verprügeln würde. Sein Blick aber trübte sich, als er auf den Besen herunterschaute, und machte dem grauen Nebelschleier Konkurrenz, der sie einkreiste.

„Guck dir den Besen an“, sagte James und führte Scorpius‘ Finger in die richtige Position um den Besen zu halten. Das verräterische Kribbeln sollte ihm so auffallen. „Hier. Merkst du, wie er sich sträubt und jeden Befehl umlenkt…“

Scorpius folgte der Maserung bis zum Schweif und wieder zurück, dann schloss er die Hand um das eingravierte Nimbus. Und James‘ Gedanken drohten abzuschweifen, wie sie es schon lange nicht mehr gewagt hatten. „Ich schätze, dass da ein Verwirrungszauber drauf liegt…“

James zwang seinen Blick nach oben. „Hm?“

„Ein Verwirrungszauber“, wiederholte Scorpius. Er hielt James‘ Blick ein wenig verwirrt fest, als wäre er sich nicht sicher, ob James zurück in den Krankenflügel gehörte. Die Strenge seiner Augen gab der grauen Iris die Schärfe von Messern. Ein Lächeln schummelte sich doch im nächsten Moment auf seine Lippen. James dachte daran, dass der einzige Kuss, den er Scorpius gestern gegeben hatte, auf der Wange gelandet war.

James räusperte sich zurück aus den falschen Gedanken. „Hätte ich auch gesagt. Kein einfacher Zauber, also mindestens Sechst- oder Siebtklässler-Niveau. Kapitän Arschgesicht ist auf Drittklässler-Niveau hängengeblieben, also…“ Er umfasste Scorpius‘ Hand, die seinen Besen nicht losließ. Sie kam ihm wärmer vor, weicher, und wie gemacht um von seiner gehalten zu werden. „Wir müssen nur noch rausfinden, wessen Schuld das ist. Ich hab so meinen Verdacht, aber ich bin offen für Verschwörungstheorien“, sagte er und schaute erwartungsvoll zurück in Scorpius‘ Augen. „Was glaubst du, welcher fiese Slytherin war schuld daran?“

Scorpius‘ Blick lag in nachdenklicher Dunkelheit. „Ich.“

Das hörte sich so endgültig an und doch wartete James auf mehr Wörter, auf einen restlichen Satz.

„Es ist meine Schuld, dass du gefallen bist“, sagte Scorpius, und das waren nicht die Wörter, die James hören wollte, denn sie stießen all diese Kommentare über hinterhältige Slytherins in seinen Kopf, die er seit seiner Kindheit gehört hatte. Slytherins, die einem Sympathien vorspielten um irgendein höheres Ziel zu erreichen, das man nie nachvollziehen konnte.

Seine Stimme kratzte sich aus seiner Kehle: „Was meinst du?“ Er dachte einen Moment zu lange darüber nach, dass Hastings es vielleicht schon geschafft hatte ihm Scorpius wegzunehmen, oder die ganze Zeit mit ihm zusammen gearbeitet hatte, um ihn daran zu hindern den Pokal im Auge zu behalten. Und für das alleinige Aufblitzen solcher Gedanken krabbelte heiße Scham seinen Nacken herauf. Scorpius würde das nie tun. „Du hast doch nicht an meinem Besen rumgespielt.“

Scorpius senkte den Blick, zu schuldbewusst. „Bevor du meinen Namen kanntest ist dir das nie passiert“, sagte er leise. Er rang die nervösen Hände um den Besen. „Ich locke all diese Menschen an, wie Feuer Motten, und sie haben genauso wenig Hirn und machen dumme Sachen… wie das hier.“ Er deutete auf den Besen, als würde er nur den Fluch in ihm sehen. „Niemand hasst dich genug für sowas, James. Mich schon.“

„Hastings hasst mich.“

„Er hat das nicht gemacht“, erwiderte Scorpius. Ein Lächeln blieb seinen Lippen fern. „Sonst wäre er nicht so darauf aus dich in den Wahnsinn zu treiben. Niemand hasst dich.“

„Von wegen –“

„Sie beneiden dich vielleicht. Weil du intelligent, clever und beliebt bist. Und so verdammt gutaussehend. Du könntest alles haben. Jeden.“ Scorpius‘ Stimme bebte und in seinen Augen waren Äderchen gerissen, als Tränen sich bildeten. „Es ist mir egal, wenn alle mich hassen. Aber du verdienst das nicht. Du solltest dich nicht einmal selbst hassen dürfen. Vielleicht haben deine Eltern Recht und ich bin nicht gut für dich.“

James nahm den Besen aus Scorpius‘ zitternden Händen, legte ihn zur Seite und rutschte näher. „Scorpius… Scorp –“ Als Scorpius‘ Hand ihn wegschieben wollte, hörte James damit auf seine Kräfte zurückzuhalten. Er gab Scorpius einen kräftigen Schubs, zu kräftig vielleicht, und diesmal war nichts da um ihn festzuhalten. Rücklings fiel er auf die Wiese, und James war im nächsten Moment über ihn und kerkerte ihn zwischen seinen Armen ein.

„Wag es nicht einmal darüber nachzudenken“, sagte er in einem Ansatz von Knurren. „Ich weiß, ich hab dir mal an den Kopf geworfen, dass du mich vom Training abhältst, und wäre meine Mutter hier, würde sie dir zu gerne zuflüstern, was du sagen sollst, um Schluss mit mir aus einem scheißnoblen Grund zu machen, aber du hältst mich nicht auf. Du bist nicht schlecht für mich.“

Scorpius lag unter ihm, das Haar über dem Gras aufgefächert, und saugte jedes Wort auf wie ein ausgetrockneter Schwamm.

„Willst du wissen, was meine Mutter für den Grund hält, wieso ich gestürzt bin?“, fragte James und wartete ab, bis er den Hauch eines Nickens spürte, während er Scorpius über die Wange streichelte. „Anscheinend kann ich nicht oft genug die Finger von dir lassen um zu trainieren.“

Scorpius gluckste, wenn auch etwas heiser. Er wusste genauso wie James, dass sie viel zu oft die Finger voneinander ließen. Obwohl irgendetwas gerade jetzt James‘ Hand über Scorpius‘ Hals tiefer wandern ließ. Seine Finger glitten über ein Hemd, das aus viel feineren Fasern war, als er in den letzten Monaten bei Scorpius gesehen hatte. Seine Brust und sein Bauch darunter waren warm wie die ersten Strahlen der Frühlingssonne, die sich durch den Nebel kämpften.

„Eigentlich…“ James zwang die Hand am Bund von Scorpius‘ Trainingshose anzuhalten. „…hat sie da gar nicht so Unrecht. Kostet mich eine Menge jetzt aufzustehen und Joggen zu gehen.“

Scorpius packte die herunterhängende Front von James‘ T-Shirt und zog ihn daran näher. Mehr musste er nicht tun um ein Blinzeln später James‘ Lippen hart auf seine zu bekommen. James küsste ihn gierig, wie es nur ging, wenn nicht jeden Moment ein Erstklässler drohte um die Ecke zu kommen, und gerade wäre es ihm auch egal. Scorpius‘ Lippen fehlten ihm schon nach einem Tag. Sie schmeckten zuerst salzig, was mit jedem weiteren Kuss abnahm.

James ließ die Stütze seiner Hand einknicken und legte sich auf Scorpius, hatte so mehr Finger frei, die unter sein Hemd schleichen konnten. Als er Scorpius‘ Rippen passierte, bekam er ein kurzes Zucken zu spüren, das ihn nicht aufhalten konnte. Ein waghalsiges Gefühl hatte den Platz der Steine in seinem Magen eingenommen, leicht und etwas unbedacht, und das nur wegen einem Sturz, der nicht seine Schuld war.

Ein anderer Teil von ihm hätte alles getan um Scorpius wieder zum Lächeln zu bringen und jeden einzelnen negativen Gedanken auszulöschen. Und genau dieses Lächeln ließ er zurück, als er seine Küsse auf anderen Flächen verteilte. Scorpius‘ Hals war viel zu lange blass, fast weiß geblieben. James‘ Lippen, unterstützt von seinen Zähnen, änderten das und hinterließen mindestens zwei tiefrote Flecken, ehe sie weiter wanderten. Scorpius‘ Hemd hielt ihn von seinem Schlüsselbein fern. Er zog und zerrte ein bisschen, bis er die Schulter freigelegt hatte.

Scorpius‘ Hände hinterließen kühle Abdrücke auf James‘ Rücken, entblößten genug Haut, als sie das Shirt hochschoben, dass eine Morgenbrise ihn schutzlos erwischte. Abkühlen konnte sie ihn nicht. Im Gegenteil. Jede von Scorpius‘ Berührungen brachte eine Hitze mit sich, die die Überreste von James‘ klarem Verstand wegbrannte.

Er schnellte zurück zu Scorpius‘ Kopf, riss ihn mit einer Hand im Nacken herum, und gab ihm einen Kuss, der Erstklässler traumatisiert hätte. Dabei zog er sich wieder höher und presste seine Hüften fest gegen Scorpius‘. Ein Stöhnen vibrierte in seinen Mund. Es erinnerte ihn an Weihnachten.

James ließ seine Finger das tun, was seine Mutter ihnen vorwarf. Nicht nur in Scorpius‘ Hose hinein, sondern in den Bund verkrallt nach unten bis Scorpius sie abstrampeln konnte. Und Scorpius‘ Finger schafften es buchstäblich nicht aus seiner Hose heraus, sondern nur mit ihnen bis zu seinen Oberschenkeln. Es reichte, dass keinerlei Stoff die Hitze zwischen ihnen dimmen konnte.

James stieß die Hüften vor, härter und härter, bis sie beide im kühlen Dämmernebel schwitzten als wäre es Mittag. Er hielt Scorpius‘ Beine um seine Hüften geschlungen, stützte sich neben ihm im Gras ab, krallte sich daran fest, riss ein ganzes Büschel heraus und musste die Finger tief in lockerer Erde vergraben, die unter seinen Nägeln hängenblieb. Etwas von dem Dreck verschmierte er auf Scorpius‘ glühender Wange, als er sein Gesicht umfasste und ihn tiefer küsste.

Scorpius‘ Zunge ließ ihn keine Pause machen, seine Hüften kamen James‘ entgegen, und immer wenn sein Rhythmus drohte abzuschwächen gab Scorpius ihm einen Grund weiterzumachen. Wie morgens beim Laufen. Wie bei so vielem.

Unter der aufsteigenden Sonne kamen sie zum Höhepunkt. Über den Tribünen hatte ein orangeroter Streifen sich über den Horizont erstreckt. James keuchte und schwitzte wie nach einem Endspurt. Er rollte sich von Scorpius herunter auf den Rücken, um ihm Platz zum Atmen zu lassen, und hatte ihn im nächsten Moment wieder halb auf sich liegen.

Grinsend zog er seine Hose wieder hoch, was ihn weniger Mühe als Scorpius kostete. Er rückte für ihn das Hemd wieder gerade, das ihm ausgeleiert von der Schulter hing, während Scorpius sich dichter an ihn drängte, die Lippen wieder und wieder gegen James‘ Hals gepresst. Er murmelte unverständlich darüber, dass ihm etwas gefehlt habe.

James verstand ihn nicht ganz und es war ihm auch egal. Die Arme fest um ihn geschlungen, schloss James kurz die Augen, atmete tief, und hoffte, dass Scorpius sich nicht mehr schlecht fühlte. Weil das hier bestimmt das Beste war, das er je auf diesem Feld getan hatte.

Scorpius gab ihm einen Klaps auf die Brust, als hätte er das laut ausgesprochen, und James musste lachen. Seit er das zweite Mal von seinem Besen gefallen war, kam ihm sowas überraschend leicht über die Lippen. Ihm wäre gerade verdammt viel dummes Zeug über die Lippen gekommen.

Stattdessen rappelte er sich auf. „Wir sollten los. Duschen und zum Frühstück.“ Er nahm Scorpius‘ Hand und zog ihn hoch, dann sammelte er seinen Besen ein.

„James?“ Scorpius hing an seinem Arm, das Kinn aufgestützt auf seiner Schulter. „Bewahrst du den Besen sonst in der Umkleide auf?“

Er nickte. „Ich zeig dir wo. Und dann zeig ich dir die Duschen.“

Der Eingang des Stadions lag im schummerigen Halbdunkel. Sie folgten einem einfachen Gang abseits der Ränge in die Umkleide der Gryffindors. Ein Raum aus grauem Stein behangen mit rotgoldenen Bannern, die ihr Löwenmaskottchen beherbergten und ein bisschen Wärme hineinbrachten. Die Schränke aus Metall waren verschlossen bis auf seinen, den er eben geöffnet hatte um seinen Besen herauszuholen.

„Das ist die Umkleide“, sagte James und lehnte seinen Besen an die Schränke. Er ließ Scorpius keinen genaueren Blick auf irgendetwas werfen und schob ihn direkt weiter. „Und hier sind die Duschen. Gucken kannst du später.“

Er hatte seine Hände schon wieder unter Scorpius‘ Hemd und zog es ihm über den zerzausten Blondschopf. Küssend schob er ihn in den gekachelten Raum hinein, warf ein Kleidungsstück nach dem anderen hinter sich, bis sie nackt gegen die Wand stießen. Er stellte das Wasser zur längsten Dusche seines Lebens an.

Unter heißem Wasser schien Scorpius‘ Haut noch weicher zu sein, schmeckte eingeseift nicht unbedingt besser und ließ sich trotzdem nicht in Ruhe lassen. Wasserdampf umzingelte sie wie es draußen der Nebel getan hatte, und das heftig prasselnde Wasser erinnerte ihn an einen verregneten Herbsttag.

Als das heiße Wasser schon lange aus war, musste er sich noch die Haare ausspülen – das Eiswasser hätte ihn abgekühlt, wären Scorpius‘ Hände nicht auf seinem Rücken beschäftigt gewesen letzte Seifenreste zu beseitigen.

Dicht an dicht, Hand in Hand stolperten sie aus der Dusche. Scorpius rutschte mehr oder weniger absichtlich auf dem nassen Boden aus und landete so immer wieder in James‘ Armen.

„Das sollten wir jeden Morgen so machen“, murmelte James, während er Scorpius‘ Haare mit einem Handtuch trocken rubbelte.

Unter der weißen Wolle blitzte Scorpius‘ Lächeln auf. „Wann gehst du dann trainieren?“

„Zählt doch als Sport.“

Scorpius lachte und zog James in einen Kuss, der zu kurz war um sein Handtuch lockerer werden zu lassen. Er drehte sich noch in seinen Armen um. „Du wolltest mir dein Revier zeigen.“

James schlang die Arme fester um ihn und dirigierte Scorpius in die interessanten Richtungen. „Da drüben sind die Umkleideräume für die Mädchen und hinter uns die Duschen.“ Scorpius‘ Ellenbogen stieß ein Glucksen aus seinem Magen. „Die Türen kann man abschließen. Kapitäne haben einen Schlüssel, aber mit einem Alohomora kriegst du sie so oder so auf. Jeder Spind ist mit einer Kombination gesichert. Gibst du sie dreimal falsch ein, schlägt dir die Tür ins Gesicht. Alohomora funktioniert nicht, aber die Verliese in Gringotts sind natürlich sicherer. Das da…“ Er deutete auf den offenstehenden. „…ist meiner. Normalerweise lass ich ihn nicht offen.“

Scorpius befreite sich aus seiner Umklammerung und trat an den offenen Schrank heran, schaute hinein. Er strich über die frisch gewaschene und nicht blutverschmierte Uniform mit der in einem Goldfaden gestickten Zwei auf dem Rücken. Einen Knieschützer nahm er heraus und wog ihn in den Händen.

„Das Stadion ist im Krieg abgebrannt und danach wurde alles neu aufgebaut. Sollte eigentlich sicher sein“, erzählte James und trat dabei näher heran. Er stützte sich mit dem Ellenbogen an der offenen Tür ab, hatte so den perfekten Winkel um Scorpius über die Schulter zu schauen und sah ihm doch direkt ins Gesicht. Er strahlte regelrecht. Auch konzentriert verschwand der Ansatz von Lächeln nicht aus seinem Gesicht. „Spielst du Detektiv? Darf ich dein Watson sein?“

„Ich schau mir nur deine Uniform aus der Nähe an. Man muss wohl du sein um in den Farben gut auszusehen“, sagte Scorpius. „Was ist ein Watson?“

James brachte sein Schmunzeln näher an Scorpius‘ Ohr. „Dr. Watson ist der Assistent von Sherlock Holmes, dem Detektiv. Aus den Büchern, den Filmen, oder sonst was. Louis ist ein großer Fan. Als er einen Sommer mal die Drachenpocken hatte, hat er alles über ihn gelesen oder angeschaut. Bei uns zu Hause in London gibt’s ein Museum über ihn. Hat mich dreimal dahin geschleppt.“

Scorpius fuhr mit den Fingern über die Kante vom Schrank, als würde er irgendeine Spur verfolgen. „Dann bist du der Assistent für seinen Detektiv, hm? Vielleicht sollte er sich das hier anschauen.“

„Nah, Louis steht mehr auf Moriarty. Der Widersacher.“ James legte eine Hand zwischen Scorpius‘ Schulterblätter und ließ seine Hand langsam über die Wirbelsäule herunter wandern. „Ich wette, meine Uniform würde dir super stehen.“

„Das hab ich überhört, James.“ Er drehte sich herum, lehnte sich mit hinterm Rücken verkreuzten Armen an den Spind. Seine Stimme wurde ernst. „Wenn der Besen hier sicher verstaut ist, kann ihn nur jemand manipuliert haben, der darauf Zugriff hat, wenn er außerhalb des Spinds ist. Kennt außer dir jemand die Kombination?“

„Mein Cousin Fred, meine Schwester… und unser Hüter“, sagte James und runzelte die Stirn. „Denkst du, es war jemand aus meinem Team? Du gehst aber weit um Hastings rauszuhauen.“

Scorpius hatte ein Augenrollen für diesen Kommentar übrig, duckte sich unter James‘ Arm und fing an sich anzuziehen. „Ich hab jemanden im Verdacht, aber ich muss irgendeinen Beweis finden.“

„Weihst du mich ein?“

„Erst, nachdem ich mich bei meinem Vater abgesichert habe.“

Jetzt war es an James die Augen zu verdrehen. Er tat es Scorpius gleich und zog sich an. Zusammen verließen sie das Stadion und gingen zurück zum Schloss. Sie waren noch immer früh dran, aber die Sonne stand schon über den Baumwipfeln des Verbotenen Waldes.

Scorpius hatte beide Arme um James‘ Taille geschlungen und hing unter James‘ Arm, der locker um lag, an seiner Brust. Er sah ernst aus. Als würde er in Gedanken immer noch Detektiv spielen.

James wusste nicht, ob er sich groß damit beschäftigen wollte, wenn sein Verdacht anscheinend so absurd war. Es gefiel ihm nicht, dass Scorpius Hastings verteidigte. Zwar hatte Kapitän Arschgesicht ihm gesagt, dass er es nicht gewesen wäre, aber wann log ein Slytherin einem nicht dreist ins Gesicht? Er würde schon einen Beweis finden, der Scorpius davon überzeugte, was für ein Arschgesicht Hastings war.

James drückte Scorpius einen Kuss auf die gerunzelte Stirn. „Danke“, murmelte er, als Scorpius zu ihm hochsah. „Du hast den Morgen schöner gemacht. Wiedermal. Geht’s dir besser?“

Die Frage schien Scorpius zu überraschen. „Eine harte Woche, mehr nicht.“

James dachte das erste Mal darüber nach, wie er sich fühlen würde, wenn Scorpius tagelang im Krankenflügel lag und nicht aufwachen wollte. Er würde durchdrehen. „Du hättest mir sagen sollen –“

„Ist schon gut. Deine Woche war schlimmer“, winkte Scorpius ab. Auf der Treppe zum Schlosseingang löste er sich von James, trat eine Stufe höher und schnitt ihm den Weg ab. Er streichelte ihm über die Wange, blieb mit den Fingerspitzen an seinen Mundwinkeln hängen. „Aber ich hab dich lange nicht so strahlen sehen.“

James erklomm die eine Stufe und schloss die Arme wieder um Scorpius‘ Hüften. „Das war deine Schuld. Du hast Zinsen für Küsse eingeführt.“

„Und du häufst sie weiter an.“

„Das ist mir ab jetzt egal. Ich stehe einfach ewig in deiner Schuld.“ Er holte sich gleich einen weiteren Kuss um das zu besiegeln.

„Du schuldest mir rein gar nichts, James. Nicht einmal einen Frühlingstag in Hogsmeade. Wenn du trainieren willst –“

„Oder nachsitzen musst.“ James hielt Scorpius an der Hand fest, verschränkte ihre Finger ineinander und zog ihn die Treppe nach oben. „Sonst hätte ich einen schnellen Besuch in Hogsmeade reinquetschen können. Vorm Training.“

Scorpius‘ Blick bohrte sich in seine Seite. Mitten im Eingang schaute James sich verwirrt um. Es reichte die Augenbrauen zu heben, damit Scorpius mit der Sprache herausrückte:

„James, kann ich dich was fragen?“ Darauf bekam er natürlich ein Nicken. „Macht Quidditch dir Spaß?“

James drehte sich zu ihm herum, mitten in der Eingangshalle, die von einigen ruhigen Frühaufstehern durchquert wurde. Er brauchte etwas für eine Antwort, und die fiel nicht sonderlich ergiebig aus: „Hast du mich das nicht schon gestern gefragt?“

„Ich frage jetzt nochmal.“

„Was ist das für eine Frage?“, gab James kopfschüttelnd zurück. „Natürlich. Quidditch bringt mich morgens aus dem Bett. Ich würd’s nicht machen, wenn’s keinen Spaß machen würde. Ich liebe Quidditch.“

Scorpius‘ Züge wirkten maskenhaft, irgendwie eingefroren.

Ein Lachen drang zu ihnen. „So, so, Potter, wirft dich alles ab, was du liebst?“ Das letzte Wort wurde extra lang gezogen und von anderem Lachen begleitet. James drehte sich herum, hätte die Stimme des Klopses aber auch so erkannt. Er schien jeden Morgen auf den Moment zu warten sie nach ihrer Runde an der Großen Treppe abzufangen. „Oder warte, das war ja dein Besen, von dem du geplumpst bist. Sicher hatte der seine Gründe. Ich will nicht wissen, was solche wie du mit sowas treiben.“

Warlow, Lynch und Hooper mit dem Hasenmopsgesicht grölten vor Lachen, aber James war selten so wenig in der Stimmung gewesen ihnen das zurückzuzahlen. Vielleicht lag es daran, dass sie diesmal nicht Scorpius auf dem Kieker hatten. Merkwürdig genug, dass sie sich über ihn lustig machten. Normalerweise nahmen sie lieber Reißaus, sobald er in ihre Nähe kam, oder hackten aus der Ferne auf Scorpius herum. Sein Absturz war also doch zumindest für Slytherins eine Riesenlachnummer und ließ ihn schwach erscheinen. Er würde das ändern, wenn er eine Motivation in sich finden würde.

Sowieso hatte er schon Nachsitzen auf dem Buckel.

„Lass uns frühstücken“, sagte James und fasste Scorpius am Arm. Ein Zittern ging durch Scorpius‘ Muskeln, was James ihn stutzig ansehen ließ. Seine Kiefer mahlten verkrampft aufeinander und in seinen Augen zündelte die Wut, als wolle sie ein ganzes Feuer legen. So hatte er ihn noch nie gesehen. Vielleicht einmal, als sie in einer Zugtoilette gestanden hatten. „Was ist mit dir –“

„Potter, ey, Potter!“, brüllte der Klops ihm mitten in den Satz und das brachte James doch zum Brodeln. „Hab gehört deine Mummy war hier um dich zu pflegen. Hat sie einen Artikel darüber geschrieben, was für ein Versager du bist? Zum Glück hat sie noch zwei Kinder, ne? Du bist ’ne riesen Enttäuschung, sie würde glatt in der Zeit zurückreisen und dich zur Adoption freigeben.“

„Ist dein Daddy deswegen nicht gekommen?“, fragte Warlow mit gespieltem Mitleid. „Schämt er sich für dich?“

„Der Junge, der vom Besen fiel“, rief Hooper. Sie lachten alle darüber und wiederholten das in einem Singsang, der durch die Stockwerke schallte. Das reichte. James ballte die Fäuste und visierte sie an – aber er war nicht schnell genug.

„Du bemitleidenswertes Kretin hältst sofort deine Klappe oder –“ Scorpius riss seinen Zauberstab aus der Hosentasche, durchquerte im Nu die Halle und hielt ihn dem Fettsack unter sein drittes Kinn „– ich verwandele deine Zunge in einen Kaktus.“

Der Klops öffnete den Mund und stieß ein verblüfftes „Oh“ aus. In seinem runden Gesicht bildeten sich drei große Os, zwei davon wanderten zu Scorpius‘ Zauberstab. Er sah nicht verängstigt aus, sondern bloß als wäre er im falschen Film gelandet.

Seine Freunde fingen an zu lachen. Hasenmopsgesicht am lautesten. Scorpius schwang den Zauberstab zur Seite, direkt auf Hooper, und katapultierte ihn mit einem roten Lichtstrahl ans Ende der Treppenstufen. Aus einer grauen Rauchwolke stürmte quiekend ein rosa Ferkel. Es stürmte in die Große Halle und löste dort Schreie und „wie süß!“-Rufe aus.

„Ich weiß, dass du was damit zu tun hast“, zischte Scorpius. Er trat einen Schritt vor und der Klops zwei zurück. „Und ich schwöre, dass du das bereuen wirst.“

„R-Red keinen Stuss, Malfoy“, quietschte der Klops. Er wedelte in die Richtung seiner Freunde. „Holt doch jemanden. Der ist irre! Der –“

Scorpius rammte seinen Zauberstab quer gegen die speckige Kehle, schnitt dem Klops jedes Wort ab. „Ich kann es aus dir rausfoltern, willst du das? Nachts, wenn du schläfst, nichts Böses ahnst, hüpfe ich einfach ein Bett weiter. Schweigezauber und niemand hört dich schreien. Und wenn du mir alles gesagt hast, bleibt von deinem Gehirn nur noch Matsch übrig – eigentlich eine Verbesserung.“

James schaute sich das alles einen Moment fast so geschockt wie die anderen Slytherins an, bevor er Scorpius folgte. Gerade rechtzeitig. Anders als sonst versuchten Warlow und Lynch sich einzumischen, als hätten sie vor Scorpius keine Angst. Sie zogen ihre Zauberstäbe simultan. James trat Lynch in den Hintern, stieß ihn mit dem Gesicht voran zu Boden und hielt ihn dort fest. Warlow packte er am Kragen und zerrte ihn auf die Zehenspitzen bis zu sich heran.

„In den Rücken?“, knurrte er. „Ernsthaft?“ Unter seinem Fuß wimmerte und fluchte Lynch gleichzeitig. James zwang ihm sein ganzes Gewicht auf und brachte ihn zum Schweigen. „Ihr verzieht euch besser und jagt euer Ferkel – ich meine, euren Freund.“ Damit stieß er Warlow in Richtung der Großen Halle und erlöste Lynch von seinem Gewicht, worauf der in seinem schwarzen Umhang wie ein Lethifold über den Boden kroch.

Dann schloss James zu Scorpius auf. Er fasste ihn an den Schultern. „Du solltest nicht –“

„Doch, ich hätte schon viel früher“, sagte Scorpius leise und kalt. Er drückte seinen Zauberstab tiefer in den Hals des Fettklopses. Sein Blick brodelte. „Geh mir aus den Augen.“

Das ließ der Klops sich nicht zweimal sagen. Er quetschte sich an Scorpius vorbei und türmte hinter seinen Freunden her.

James drückte Scorpius‘ Schultern, massierte sie leicht. „Das war…“

„Beeindruckend und überfällig“, rief ihnen jemand aus dem ersten Stock zu. Hastings schlenderte die Treppe herunter. Louis hatte seine Nase zu gut wieder hinbekommen, fiel James sofort auf. „Hast du super gemacht, Malfoy. Weiter so.“ Er zwinkerte und drehte in Richtung der Halle ab.

Aber vorher bekam er von Scorpius eines der Lächeln geschenkt, das James niemandem außer sich selbst gönnte. Und das für ein Lob, das er ihm aus dem Mund gestohlen hatte.

So, wie er ihm alles wegnehmen wollte.


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