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Fanfiction

The Flaw of Perfection - Niedergeschmettert

von Dr. S

Das Erste, woran James dachte, als er die Augen aufschlug, war sein Besen. Er tastete neben sich, fand dort nur dünne Laken und dann eine Hand, die seine umklammerte. Über ihm tauchte ein halbes Dutzend Köpfe auf. Von links nach rechts in einem Halbkreis um das Bett herum standen seine Mutter, Lily, Fred und Louis am Fußende, dann Albus und Teddy. Letzterer tätschelte James‘ wandernde Hand.

„Willkommen zurück im Reich der Lebenden“, sagte er und grinste.

Ginnys strafender Blick entging niemanden außer Teddy. Sie beugte sich über James, während Lily hinter ihr neben James‘ Beine plumpste, und umfasste sein Gesicht, quetschte seine Wangen dabei zusammen wie bei einem Kind.

„Wie geht’s dir, James?“, fragte sie.

„Wie ist das Spiel ausgegangen?“

Ein Prusten ging durch die Reihen seiner Familie. Es hielt sich nicht lange und wurde von einem trüben Ausdruck abgelöst, der James gar keine Antwort hören lassen wollte.

Fred erbarmte sich. „Wir haben dreihundertsechzig zu dreißig verloren.“

James fiel zurück auf seine Kissen. Verloren. Niederschmetternd. Gegen Hufflepuff. Er erlaubte sich bloß einen Moment das ganze Ausmaß dieser Scham über sich hinwegspülen zu lassen, bevor er nach dem Nachttisch griff. Er zerrte die Schublade auf. Sie war leer.

„Gibt mir jemand ein Pergament? Ich muss die Tabelle ausrechnen. Sehen, wie viele Punkte wir brauchen um den Pokal zu gewinnen“, murmelte er vor sich hin. Ein ganzes Dutzend Augen lag ungläubig auf ihm.

„James.“ Seine Mutter setzte sich zu ihm, fasste ihn mit beiden Händen an den Schultern und zog ihn zurück ins Bett – ihm war gar nicht aufgefallen, dass er kurz davor gewesen war herauszufallen. „Du warst jetzt zwei Tage bewusstlos. Du hattest einen schweren Schädelbruch, beide Beine und eine Schulter gebrochen. Wir waren so kurz davor dich ins St. Mungos zu bringen, wenn du jetzt nicht aufgewacht wärst.“

Hinter ihr erklang ein leises Schniefen. Lily versteckte ihr Gesicht in den Händen und rührte sich nicht mehr, selbst als Fred ihr tröstend über den Rücken strich.

James schaute sich das erste Mal wirklich um. Er lag im Krankenflügel. Es musste später Mittag sein. Die Sonne schien durch die hohen Fenster und legte einen goldenen Glanz auf die weißen Bettbezüge und Vorhänge. Gegenüber wuselte die Krankenschwester mit einem Wagen voller Zaubertränke vorbei und seufzte immer wieder erleichtert, auch als sie einem anderen Schüler half, dessen Schatten mit riesigen Fledermausohren am Kopf hinter dem geschlossenen Vorhang zu sehen war.

Allmählich spürte er auch ein merkwürdiges Spannen an seiner Schulter und seinem Hinterkopf. Er fasste sich an die Schläfe um dort einen Verband vorzufinden. Seine Beine lagen gut eingepackt unter der Decke. Versuchsweise zuckte er mit den Oberschenkelmuskeln. Sie rührten sich wie eh und je. Gebrochene Knochen ließen sich leicht heilen, auch beim Schädel, je nachdem wie schnell man war. Anscheinend war man bei ihm nicht schnell genug gewesen um innere Blutungen oder was immer ihn solange ausgeknockt hatte in den Griff zu bekommen. Ein riesiges Drama musste man darum nicht machen.

„Es geht mir gut“, sagte er. Noch einmal schaute er sich seine Besucher an. Man durfte nicht mehr als sechs haben und das reichte nicht einmal für die Hälfte seiner Familie aus. Trotzdem vermisste er ein ganz bestimmtes Gesicht. „Wo ist –“

„Dein Vater ist seit Februar auf einer Mission in Albanien. Strenges Kommunikationsverbot“, sagte Ginny, auch wenn das nicht im Geringsten James‘ Frage beantwortete.

„Hab ihm trotzdem geschrieben“, warf Teddy ein. Er beugte sich an James‘ Ohr heran und flüsterte: „Dein Freund hat sich vorhin noch auf dem Korridor rumgetrieben. Guter Fang, Jamie.“

Trotz Niederlage, trotz Verletzungen bekam James bei diesen Worten ein kleines Lächeln hin. Klein, weil Scorpius sich lieber auf dem Korridor als bei ihm herumtrieb. So wie seine Mutter auf das Geflüster reagierte, könnte sie durchaus etwas damit zu tun haben.

„Du kannst dich ruhig mal aufsetzen, James“, sagte sie und zog ihm das Kopfkissen weg, um es aufzuschütteln und in einer fast senkrechten Lage gegen das Kopfende zu klemmen. „Du bist sicher ganz wund –“

„Mum.“ Jetzt war er gerade froh, dass Scorpius sowas nicht hören musste. Merkwürdigerweise lachte aber nicht einmal sein kleiner Bruder. Es fiel ihm schwer sich aufzusetzen. Vor allem sein rechter Arm schaffte es kaum sein Gewicht zu halten.

„Du hast zwei Tage gelegen, das kann passieren. Du brauchst was zu essen und zu trinken, und eine Salbe. Ich rede kurz mit der Schwester.“ Ginny ließ ihn mit einem letzten Kniff in die Wange alleine, kämpfte sich an Fred vorbei und suchte das Büro der Krankenschwester ganz hinten im Krankenflügel auf.

Ihr Platz wurde von Lily eingenommen. Tränen hatten ihre Augen gerötet und anschwellen lassen. Sie schien sich Mühe zu geben jeden Tropfen mindestens mit den Wimpern aufzufangen. „Es tut mir so leid, James.“ Ihre Stimme kam kaum verständlich über ihre zitternden Lippen. „Dass ich den Schnatz nicht gefangen hab. Ich hab nur… Du hast da so gelegen und… und…“ Sie hickste und presste sich eine Hand vor den Mund, ehe ein zweites Hicksen entkommen konnte. „Und d-da war ü-übera-all Blut und d-du ha-hast dich nicht be-bewegt…“

Lily schluchzte herzzerreißend auf. So schnell, wie sie sich an seine Brust warf, konnte James gar nicht die Arme öffnen. Sie vergrub das Gesicht an seiner Schulter und ließ jede nasse Träne heraus. Ein nasser Fleck bildete sich auf seinem Hemd.

„E-Es tut mir so leid“, wiederholte sie. „Dass ich so gemein war. Es ist… ist einfach… Du kriegst immer alles, kannst immer alles. Ich wollte auch mal… Ich…“

James verstand kein Wort, und das nicht nur, weil Lily nicht aufhörte zu weinen. Er schloss die Arme um sie und tätschelte ihr den Rücken. Nach Hilfe suchend schaute er hoch und hatte im nächsten Moment einen Schopf wirren schwarzen Haares im Gesicht. Albus hatte sich an seine freie Seite geworfen und umarmte ihn.

„Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt, Bruder“, murmelte er und genoss die Umarmung länger als je eine andere, die sie meistens gezwungenermaßen geteilt hatten.

James klopfte seinen beiden Geschwistern auf die Rücken und schaute über ihre Köpfe zu den anderen. Fred sah aus, als wolle er sich oben auf den Haufen drauf werfen, aber Louis bekam ihn noch rechtzeitig am Ärmel zu fassen und hielt ihn zurück. Es war so schon schwer genug zu atmen.

Albus löste sich bald wieder. Er drehte sich schnell weg, aber nicht schnell genug um zu verstecken, dass er sich unter seiner Brille über die Augen wischte. Ohne ein weiteres Wort, nur mit einem fast abfälligen Winken, verabschiedete er sich und hastete aus dem Krankenflügel.

Seine Schwester blieb wo sie war. James rubbelte ihr unsicher über den zitternden Rücken. „Ist schon gut. Es ist nicht deine Schuld, wenn ich vom Besen falle.“

Lily setzte sich auf. Mit dem Ärmel wischte sie ihr Gesicht tränenfrei, auch wenn es rot wie die Haare ihrer Mutter blieb. „Sowas ist auch nicht deine Schuld. Du fällst nie vom Besen. Bestimmt war’s der Wind.“

James nickte, einfach damit Lily sich besser fühlte. Der Wind hatte rein gar nichts damit zu tun, dass er gestürzt war. Er versuchte sich an den Moment zu erinnern, als das Spiel gegen Hufflepuff für ihn beendet gewesen war. James erinnerte sich nur an die absolute Panik nichts tun zu können, als er gefallen war.

„Ich hab Wahrsagen ganz oben im… weißt schon. Ich sollte los.“ Lily gab ihm einen Kuss auf die Wange und ging, überließ ihren Platz Fred und Louis.

James schaute glatt durch sie hindurch. Er ertrug eine weitere Umarmung seines Cousins, ohne darauf zu reagieren. Der Wind. Eine schlechtere Ausrede gab es nicht dafür vom Besen zu fallen. Es war nicht die Schuld des Windes, dass sie das Spiel verloren hatten. Es war seine.

„Hast du noch Schmerzen?“, fragte Teddy ihn, als er langsam aber sicher die Finger in der Decke verkrallte.

„Nein“, sagte James kurz angebunden. „Verrät mir jemand, wie genau wir so hoch verlieren konnten?“

Louis rückte von ihm weg und verdrehte alles andere als unauffällig die Augen. „Wir haben uns übrigens wirklich Sorgen um dich gemacht.“

„Hufflepuffs Kapitän wollte abbrechen, aber Higgs hat einen Ersatzmann für dich beordert, damit wir weitermachen konnten. Irgendwas über Extrawürste für Gryffindors“, erklärte Fred. „Sie haben dich abtransportiert und na ja… ein Tor haben wir noch gemacht, bevor alles irgendwie auseinander gefallen ist. Lily hat gar nicht mehr aufgehört zu zittern. Als wäre eine Horde Dementoren im Stadion.“ Er schauderte, als würde er das Ganze nochmal vor seinen Augen sehen. „Wie konnte das überhaupt passieren?“

James hatte eine Antwort darauf, war aber nicht derjenige, der sie aussprach.

„Zu wenig Training?“ Ginny kehrte an sein Bett zurück. Sie hatte alles von der Schwester bekommen, was sie wollte. Einen Krug Wasser mit Glas, einen Teller mit Haferschleim, und eine Salbe, die James nicht einmal selbst benutzen würde. „Du hattest in letzter Zeit sicher andere Dinge zu tun, als fliegen zu trainieren.“

„Ginny“, mischte Teddy sich ein. „James muss nicht mehr trainieren, wie man sich auf einem Besen festhält. Vielleicht lässt du ihn mal erklären, was passiert ist?“

James hatte keine bessere Erklärung. Er wusste selbst, dass er das Training hatte schleifen lassen. Dabei hatte er noch im Januar andere Ziele gehabt. So viel zu seinem Durchhaltevermögen…

„Ted, in dieser Sache kannst du mir vertrauen“, sagte Ginny. „Als ich nach James‘ Geburt wieder zurück zu den Harpies gegangen bin, hat es mich in meinem ersten Spiel vom Besen geschlagen. Damals hab ich mir fast das Genick gebrochen. Ich bin im St. Mungos aufgewacht und als ich mein kleines Baby hier gesehen habe –“ Sie klopfte James auf die Wange. „– wusste ich, dass ich entweder mehr Zeit in mein Training investieren muss oder in andere Dinge.“ Sie hielt James ein Glas Wasser hin, das er ignorierte, bis sie es ihm in die Hände zwang.

Missmutig trank er einen Schluck und befeuchtete seine ausgetrocknete Kehle. Er hatte geahnt, dass er irgendwie dafür verantwortlich war, dass seine Mutter Quidditch aufgegeben hatte, aber es jetzt zu hören war ein wirklich ungünstiger Moment. Als würde er eine Ladung Schlamm nach der anderen ins Gesicht geworfen bekommen. Sie konnte so oft sie wollte sagen, dass sie es gerne getan hatte und diesen ganzen Eltern-Quatsch, am Ende wusste er ganz genau wie viel ihr dieser Sport bedeutete und dass sie ihn freiwillig nie loslassen würde.

„Hoffen wir, dass dir mal dasselbe Licht aufgeht, James. Zu wenig trainierst du definitiv nicht“, sagte Louis und stand auf, aber nicht ohne James‘ Zehen zu drücken. „Wir haben noch Zaubertränke. Ich bring dir die Hausaufgaben vorbei.“

„Ich hätte die Hausaufgaben für dich verloren“, sagte Fred. Er winkte und James gab das wenig enthusiastisch zurück. Alleine zwischen Teddy und Ginny zu sitzen behagte ihm überhaupt nicht. Besonders, weil seine Mutter ihm mit dieser nach Schwefel riechenden Salbe auf die Pelle rückte.

„Jetzt schau nicht so grimmig, James. Sogar dein Vater hat Spiele verloren. Ich erinner mich an eins – auch gegen Hufflepuff – da ist er wegen hunderter Dementoren vom Besen gefallen. Fast so wie du. Ich glaube, das war tatsächlich das einzige Mal, dass er den Schnatz nicht gefangen hat. Zwischen uns, Harry musste auch nie groß trainieren. Quidditch lag ihm immer schon im Blut.“

James krallte sich an der Decke fest.

Teddy bemerkte, wie der Zorn in James aufkochte, und tätschelte ihm schnell die Hand. „Jaah, dasselbe Blut, das James durch die Adern fließt.“

Ginny schaute ihn stirnrunzelnd an, dann entbrannte ein Lumos hinter ihren Augen und sie schien sich daran zu erinnern, was sie an Weihnachten gesagt hatte. „Oh, so meinte ich das doch nicht, James. Ich will bloß, dass du wieder etwas lächeln kannst.“ Sie streichelte ihm neben seinen heruntergezogenen Mundwinkeln über die Wange. „Manche Zauberer müssen eben mehr trainieren als andere. Weißt du, als du ein kleiner Junge warst und deinen ersten Besen bekommen hast, bist du bei deinem allerersten Flug runtergefallen. Dein Vater wollte dich gar nicht mehr fliegen lassen, aber du wolltest unbedingt, und ich hab gesagt, dass du es nur oft genug ausprobieren musst. Und hier bist du jetzt –“

„Halbtot im Krankenflügel. Anscheinend hab ich nichts gelernt“, sagte James. Er drehte sich von ihr weg. Aus dem Augenwinkel bekam er mit, wie seine Mutter sich frustriert das lange Haar aus der Stirn kämmte.

„Ich…“ Ginny stand auf. Sie verkniff sich ihr Seufzen nicht. Als wäre James eine Mauer, die sie versucht hatte einzureißen und nicht einmal ein Loch hinein geschlagen hatte. Sie schnappte sich den Teller Haferschleim. „Du magst das hier nicht? Sieht auch schlimm aus. Ich hol dir was anderes.“

Teddy verfolgte Ginnys Schritte mit den Augen, während James lieber eine Falte in der Bettdecke anschaute. Er hätte sie den ganzen Tag ansehen können, hätte Teddy sie nicht glatt gestrichen. „Immer noch dicke Luft zwischen euch?“

James fixierte sich jetzt auf Teddys Hand auf der Decke. Er zuckte mit den Schultern.

„Ich hab mich früher auch oft mit meiner Grandma gestritten. Du erinnerst dich, wie oft ich von ihr abgehauen bin? Sie konnte nichts sagen, was sich in meinen Ohren nicht wie komplette Scheiße angehört hat – und umgekehrt.“

„Willst du mir jetzt sagen, dass es nur eine pubertäre Phase ist, und dass wir nicht mehr aneinander vorbeireden, sobald ich magische achtzehn geworden bin?“

Teddy gluckste. „Du hörst dich wie Louis an“, sagte er, ohne eine Andeutung zu machen, ob das als Kompliment zu verstehen war. „Ich werde dir nicht sagen, was richtig oder falsch ist. Du fühlst, was du fühlst, James.“ Er umfasste James‘ Kinn und zog es herum, bis es keinen anderen Ausweg gab, als ihn anzusehen. „Jetzt verrat mir, was wirklich beim Spiel passiert ist. Du hast von irgendwelchen Typen geschrieben.“

„Die Scorpius auf dem Kieker haben. Ich bin bloß vom Besen gefallen – und hab die ganze Saison mitgerissen.“ Er lehnte den Kopf zurück ins Kissen, bis die Sonne ihn aus dem gegenüberliegenden Fenster blendete, und dachte an Scorpius. Es war inzwischen leer genug, dass er vorbeischauen könnte.

Sowieso verstand James nicht, warum seine Familie vorgelassen wurde, wenn er doch nur einen Menschen wirklich sehen wollte. Vielleicht hatte Scorpius gar nicht versucht sich vorzudrängeln. Vielleicht war er enttäuscht und wollte sich nicht mit einem Versager abgeben, der ohne fünfzig Dementoren in der Nähe vom Besen fiel. Vielleicht amüsierte er sich mit Hastings darüber, wie peinlich James war.

Vorm Spiel hatte er so dermaßen geprahlt, hatte den Mund so voll genommen, und Scorpius mehr Tore versprochen, als sie am Ende geschossen hatten. Ein Teil von ihm war froh, dass Scorpius nicht hier war. Er wollte ihm nicht als Verlierer unter die Augen treten. Ein anderer, größerer Teil wollte nichts mehr, als Scorpius jetzt bei sich zu haben und sich an ihm festzuhalten.

„James. Kannst du mir sagen, ob dein Besen sich anders verhalten hat? Nicht das getan, was du von ihm wolltest?“, wollte Teddy wissen.

„Ja…“ Sein Besen hatte sich tatsächlich anders angefühlt. Er hatte sich schwerer lenken lassen, und eigentlich hätte ihm das gleich auffallen müssen. Sein Besen und er waren ein eingeschworenes Team. Er war zu gut gepflegt und nicht alt genug, um sich von einem bisschen Wind aus den Fugen bringen zu lassen. „Nein. Ich weiß, worauf du hinaus willst. Ich hätte auch lieber, dass mein Besen verhext wurde, als dass ich ein erbärmlicher Versager bin.“

Teddy streckte die Hand nach James‘ Haaren aus, wuschelte aber nicht durch sie hindurch. Der Verband schien ihn auf Abstand zu halten. „Ich weiß, dass Quidditch dir viel bedeutet, aber ehrlich gesagt ist mir deine Sicherheit wichtiger. Im Büro ist es ohne deinen Vater gerade ziemlich hektisch, aber sobald er wieder da ist, werde ich –“

„James?“

Er schreckte herum, und das erste Mal merkte er wirklich, dass er zu lange nur herumgelegen hatte. Seine Nackenmuskeln versteiften sich unter der heftigen Bewegung, aber gerade war es ihm vollkommen egal. Scorpius rauschte in den Krankenflügel, blieb direkt vorm Fenster stehen und brach den goldenen Sonnenstrahl, der James geblendet hatte. Er lächelte, so ganz anders, als er sonst lächelte. Als hätte der warme Strahl im Rücken ihm einen extra Schuss Energie injiziert.

„James…“ Scorpius eilte an seine Seite und diesmal öffnete James nicht wie bei Lily zu spät die Arme. Er streckte sie aus, packte Scorpius an den Roben und riss ihn in eine feste Umarmung. Scorpius landete halb auf ihm, halb auf dem Bett. Seine Schultasche landete mit einem Rumps auf dem Boden. Er schlang die Arme um ihn und schob die Hände in James‘ Haare, zumindest die in seinem Nacken. Vor dem Verband stoppte er, als wüsste er genau, wo er anfing und wieder aufhörte.

Sein Körper wollte nach zwei Tagen Bewusstlosigkeit mehr hiervon, als von breiigem Haferschleim.

„Dein Bruder hat mir gesagt, dass du wach bist, also hab ich Zauberkunst sausen lassen und bin her. Geht’s dir gut?“

„Na ja… Ich könnte wohl eine Dusche gebrauchen.“

Scorpius nahm Abstand, nur um den Winkel seines Kopfes zu ändern und ihn zu küssen, als wäre eine Dusche das Letzte, was ihm bei James‘ Anblick in den Sinn kam.

Teddy räusperte sich, aber das reichte nicht um James dazu zu bringen Scorpius loszulassen. Er machte es noch einmal und wurde zu einem störenden Hintergrundgeräusch, das Scorpius verscheuchte. Teddy streckte sofort die Hand aus.

„Hi, Scorpius. Schön, dich wiederzusehen.“

James runzelte die Stirn, als Scorpius einschlug und lächelnd Teddys Hand schüttelte.

„Scorpius hat sich hier abends hingepflanzt und war schwerer wegzukriegen, als die Gnome aus dem Garten deiner Großmutter“, sagte Teddy in seine Richtung.

Scorpius errötete, dabei fand James das einfach nur süß von ihm. Er lächelte sogar. Er konnte gar nichts dagegen tun. Der Gedanke, dass Scorpius genau hier auf seiner Bettkante gesessen hatte, löste ein unglaublich warmes Gefühl in seiner Brust aus. All diese Gedanken, dass er ein Versager war, dass Scorpius über ihn lachen würde, schmolzen wie Eis an einem Sommertag. Er kam sich dumm vor, je solche Gedanken zugelassen zu haben. Aber ausgerechnet wenn es um Scorpius ging, hatte er die dümmsten der dummen Gedanken.

„Du hast immer sehr viel Besuch gehabt“, sagte Scorpius, als müsse er sich rechtfertigen, dass er nur seine Abende bei ihm verbracht hatte. Dabei wusste James, wie schnell längere Abendspaziergänge eine Nacht ausgesperrt aus dem Gemeinschaftsraum für Scorpius bedeuteten.

„Du hättest nicht –“

„Doch“, unterbrach Scorpius ihn. Er lag schräg über James gebeugt, die Beine vom Bett baumelnd, und scheitelte mit den Fingern die durcheinander gekommenen Haarsträhnen. „Ich musste.“

James wünschte sich gerade nichts mehr, als dass er die Augen aufgeschlagen hätte, um Scorpius hier an seiner Seite zu sehen. Er hatte das starke Gefühl, dass es ihm dann gleich besser gegangen wäre.

„Ich geh dann mal“, sagte Teddy und drückte zum Abschied James‘ Handgelenk. „Du bist hier ja in guten Händen. Und wenn dir irgendetwas einfällt, floh mich an, hetz eine Eule auf mich. Tu das nicht einfach ab. Dafür bist du zu gut.“ Er lächelte Scorpius an. „Scorpius.“

„Wiedersehen, Mr. Lupin.“

„Ich hoffe doch.“ Als er mit einem letzten Winken ging, hatte James nicht mehr viel Kraft übrig, um seinen Kopf aufrecht zu halten. Er sackte nach vorne und lehnte die Stirn gegen Scorpius‘ Schulter.

„Was soll dir einfallen?“, fragte Scorpius.

James schaute auf. In seinen Ohren klang das nach einer schlechteren Ausrede, als dass der Wind ihn vom Besen gepustet hatte. Dementsprechend leise antwortete er: „Teddy denkt, jemand könnte meinen Besen manipuliert haben.“

Scorpius‘ Blick verhärtete sich, das Grau seiner Augen glänzte wie Stahl.

„Das ist Unsinn“, sagte James schnell. Er schnappte sich Scorpius‘ Hand und zog sie aus seinen Haaren heraus an seine Wange. „Außerdem geht’s mir gut. Quidditch-Unfälle können passieren.“

„James, ich hab dich während dem Spiel nicht aus den Augen gelassen. So bist du vorher nie geflogen. Irgendetwas hat nicht gestimmt. Wenn… Wenn du meinetwegen…“

„Hey, das hat nichts mit dir zu tun“, sagte James hastig, bevor Scorpius anfing zu denken, dass er alles und jeden um sich herum in Gefahr brachte. „Ich hab… Ich hab nicht genug trainiert. Ein Klatscher hat mich getroffen. Ich bin vom Besen gefallen. Und ich habe nicht genügend Tore geschossen, um mein Kuss-Konto auszugleichen.“

Scorpius umfasste sein Gesicht. Ein leichtes Zittern ging durch seine Hände. „Du kriegst einen Kredit. Malfoys geben gerne Kredite.“

„Mit unbezahlbaren Zinsen?“

Scorpius nickte, und James konnte nicht anders als darüber zu schmunzeln. Er schob die Hand über Scorpius‘ Krawatte, zog das Ende aus dem Pullunder heraus und ihn daran näher. Ihre Lippen streiften einander gerade einmal. Ein ungewohnt nasses Brennen sammelte sich in James‘ Augen. Er versuchte es wegzublinzeln. Er drehte den Kopf weg, als es nicht funktionierte, und hielt mit zusammengekniffenen Augen Abstand zu Scorpius.

Scorpius‘ Hand, kühl und weich, aber weiterhin zitternd, fuhr in einer zarteren Bewegung als eine Sommerbrise über seine Wange. „James?“

Er schüttelte den Kopf.

„Meine Schulter kostet übrigens nicht einmal einen Kuss.“

James‘ Mundwinkel zuckten. Er hob den Blick und öffnete dabei fatalerweise die Augen. Eine Träne, heiß und dick, rollte ihm über die Wange. So schnell, wie er wieder heruntersah, fiel sie auf die weiße Bettdecke und hinterließ einen beschämenden Abdruck. Scorpius‘ Hand kam seiner eigenen in die Quere, als er sich die nasse Spur wegwischen wollte.

„Wir haben verloren“, murmelte James. „Die ganze Saison. Meinetwegen.“

Scorpius nahm ihn in den Arm und James schmiegte sich eng an seine Schulter. „Soweit ich weiß, kann immer noch jeder gewinnen. Ihr müsst einfach nur genügend Tore machen.“

James stieß ein spöttisches Schnauben aus. Das Brennen in seinen Augen ließ sich mit Spott allerdings nicht bekämpfen. „Ich weiß nicht, was ich noch machen soll. Anscheinend trainiere ich nicht genug, um mein fehlendes Talent auszugleichen. Und als Kapitän hab ich auch versagt, wenn meine Mannschaft ohne mich auseinander fällt.“

„Du hast dir nichts vorzuwerfen, James“, sagte Scorpius. „Und du trainierst genug. Du trainierst so oft, dass wir kaum miteinander…“ Er unterbrach sich selbst. „Dieser Sturz war nicht dein Fehler. Ich schwöre bei Merlin persönlich, dass ich herausfinden werde, wer dafür verantwortlich war.“

James traute sich wieder aufzusehen, aber statt in Scorpius‘ Gesicht schaute er über seine Schulter. Seine Mutter stand nicht weit entfernt von ihnen, Merlin allein wusste, wie lange schon. Sie räusperte sich.

„Hallo?“ Sie hatte sich wie eine Katze auf Samtpfoten herangeschlichen und stand plötzlich viel zu nah an James‘ Bett. Auf einem Tablett balancierte sie einen Teller mit Brühe, die aussah, als hätte sie unterwegs die Hälfte verloren und mit Toilettenwasser wieder aufgefüllt. „Entschuldige bitte, aber mein Sohn sollte sich ausruhen. Er darf erst morgen den Krankenflügel verlassen. Und hast du keinen Unterricht?“

Scorpius kam gar nicht dazu auch nur Hallo zu sagen. Er rutschte von James weg und nahm die ganze Wärme mit, die die Decke nicht hinbekommen hatte. Noch einmal versuchte er die Begrüßung nachzuholen und streckte die Hand aus, sobald Ginny das Tablett auf James‘ Schoß gestellt hatte.

„Ich bin –“

„Ich weiß, wer du bist. Ist ja nicht zu übersehen…“ Ginny ließ den Blick über Scorpius‘ fast weißblondes Haar zu seinem scharf geschnittenen Gesicht wandern und hatte dabei denselben Ausdruck in den Augen, den Tante Fleur zu spüren bekam, bevor sie flüsternd ‚Schleim‘ genannt wurde.

Scorpius zog seine Hand ungeschüttelt zurück, ohne sein Lächeln einzubüßen. Dass er sich unwohl fühlte konnte er gut verbergen, bis auf das leichte Zittern seiner Hände und seiner Stimmlage. „Ich wollte nur nach James sehen.“

„Vielleicht solltest du… später wiederkommen“, sagte Ginny steif. Um Höflichkeit bemühte sie sich nicht.

„Mum“, sagte James zischend.

Scorpius warf ihm ein Lächeln zu, dass gleichzeitig ‚Danke‘ und ‚Ist schon gut‘ sagte. Er hob seine Tasche vom Boden auf. „Doch. Vielleicht sollte ich wirklich gehen“, sagte er und drehte sich zu James, beugte sich über ihn, obwohl Ginnys Blick sich dafür in seinen ungeschützten Rücken brannte. Er gab James einen viel zu kurzen Kuss.

James zog ihn zurück und holte sich einen tieferen Kuss, auch wenn oder gerade weil seine Mutter daneben stand. Und seine Hände reagierten auch nicht, als er Scorpius loslassen musste. Am liebsten hätte er ihn hier bei sich behalten und seine Mutter weggeschickt. Ginny tat so, als wäre Scorpius ein Geist, der durch sie hindurch flog, nichts als einen kalten Schauer hinterließ, und bemühte sich James die Brühe aufzudrängen. Er rührte nichts davon an.

„Was sollte das?“, fragte er, bekam aber nicht mehr als einen verwirrten Blick zurück. „Du könntest netter zu Scorpius sein.“

„Das sollte ich dich fragen. Du redest mit ihm. Über mich. Als wäre ich die Böse.“ Ginny beugte sich zu ihm vor, musterte mit verengten Augen sein Gesicht. „Hast du geweint?“

„Und du redest mit ihm, als wäre er nicht mehr wert als Dreck“, blaffte James und wandte sein Gesicht ab.

„Er ist der Grund, warum du hier liegst! Weil du dich lieber bemühst deine Finger in seine Hose zu bekommen, als ein paar Stunden in der Woche zu trainieren“, fuhr Ginny ihn lautstark an. Der Fledermaus-Junge am anderen Ende des Krankenflügels zuckte zusammen. „Du hattest eine tolle Zukunft vor dir, eine Karriere, und dieser Junge zieht dich runter. Merkst du das nicht? Kein Wunder, dass der Wind dich vom Besen schlägt, wenn du nichts Besseres zu tun hast, als dich durch die Gegend zu vögeln.“

James spürte eine plötzliche Hitze in seine Wangen schießen. „Scorpius ist mein Freund. Rede nicht so über ihn.“

„Ich könnte, aber warum mir die Mühe machen?“, sagte Ginny. Sie nahm das unberührte Tablett von James‘ Schoß und stellte es scheppernd auf den Nachttisch. Die Brühe spritzte über den Tellerrand. Ginny stieß ein schrilles Lachen aus. „Sieh mich nicht so an, James. Natürlich willst du viel ausprobieren. Du bist keine achtzehn. Aber denkst du wirklich, das mit dir und ihm hält bis zum Sommer? Oder darüber hinaus?“

„Du warst jünger, als du mit Dad zusammengekommen bist.“

„Ja, aber vor deinem Vater hatte ich auch Zeit mich… zu entfalten.“

James verzog das Gesicht. An sowas wollte er nicht einmal denken. Eigentlich wollte er überhaupt nicht viel denken. Allmählich bekam er Kopfschmerzen, als würde jemand Schrauben in seine Schläfen drehen.

„Das ist dein letztes Jahr in Hogwarts und er muss noch… ein oder zwei Jahre hier sein. Währenddessen fängst du ein ganz neues Leben an und triffst ganz neue Leute – oder alte wieder. Hormone hin oder her, wenn das eine Phase ist –“

„Es ist keine Phase“, sagte James scharf. „Ich fühle mich wohl bei Scorpius, wohler als bei irgendeinem Mädchen vorher, und wenn du ihn verurteilst, weil er ein Slytherin oder Malfoy ist, unterscheidet dich verdammt wenig von diesen Dreckssäcken aus seinem Haus, die ihm wegen seinem Namen das Leben schwer machen!“

Ginnys Augen blitzten warnend auf. Sie war kurz davor ihn für seinen Tonfall oder dafür, dass er sie mit Slytherins verglichen hatte zu rügen, und James scherte sich keinen Knut darum. Er warf sich auf die Seite, kehrte ihr den Rücken zu und zog sich die Decke bis zum Hals.

„Ich finde, du solltest gehen.“ James atmete tief durch. „Und auf dem Weg nach draußen solltest du bei Hagrid vorbeischauen. Er hat eine tolle Rede über Vorurteile drauf.“


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