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The Flaw of Perfection - Absturz

von Dr. S

Selten hatte James so wenig an Quidditch gedacht. Früher war sein Kopf in jeder freien Sekunde zum Besensport abgewandert, aber dafür schien es jetzt nur Platz zu geben, wenn er sich zwang. Und er musste sich zwingen. Das Spiel gegen Hufflepuff rückte stetig näher. Slytherin schlug Ravenclaw knapp, aber erzielte doch genügend Punkte um auf der Tabelle an Hufflepuff vorbeizuziehen.

James hatte das Spiel zusammen mit Scorpius angesehen, ganz oben auf der höchsten Tribüne, weit ab von komischen Blicken und fiesen Kommentaren. Lang und breit hatte er ihm erklärt, dass Hufflepuff in den letzten Jahren immer ein leichter Sieg gewesen waren, man also nicht damit rechnen durfte, dass Slytherin in ihrem letzten Spiel verlieren würden. Ravenclaw dagegen waren ein ernst zu nehmender Gegner, weshalb man das Spiel gegen Hufflepuff definitiv benutzen musste, um einen Punktepuffer aufzubauen. Das ganze Spiel über hatte er so geredet, keinen Zug unkommentiert gelassen, und Scorpius hatte ihn trotzdem angesehen, als würde er ihm die Welt erklären.

Der März trocknete die letzten Schneeüberreste mit einem harschen Wind, der bis unter die dicksten Kleidungsschichten ging. Am Morgen des Spiels gegen Hufflepuff wagten es nur die mutigsten Eulen sich gegen diesen Wind zu stellen. Sie flatterten mit zerzausten Federn an den Fenstern des Gryffindor-Turms vorbei – manchmal mehr als einmal, wenn eine besonders starke Windböe sie meterweit zurückschlug. Keine idealen Bedingungen für Quidditch, aber eine durchaus meisterbare Herausforderung.

Gerade hatte James allerdings noch andere Dinge im Kopf.

„James, so gerne ich würde, ich kann Strafarbeiten nicht wie Schokolade am Valentinstag verteilen. Dafür brauch ich schon einen Grund“, sagte Louis. Er saß am Fußende seines Bettes und schaute sich Stoffmuster für Festumhänge an.

Keine zwei Meter von ihm entfernt machte James seit über einer Minute einen Handstand. Fred und Nummer eins waren bereits auf dem Weg zum Frühstück, und er hatte sich extra zurückfallen lassen unter dem Vorwand ein paar Dehnübungen zu machen, damit er unter vier Augen mit Louis reden konnte. James wollte nicht vor allen Scorpius‘ Probleme ausbreiten. Es fiel ihm sogar schwer Louis die Einzelheiten zu erzählen, vor allem weil Scorpius das sicher nicht gefallen hätte, gab er sich doch so viel Mühe darüber hinwegzulächeln. Aber er konnte das nicht länger ignorieren. Er musste etwas tun. Jemand, der mehr ausrichten konnte, musste etwas tun.

Er hatte seinem Vater geschrieben, sich vorsichtig herangetastet, was er tun könnte ohne alles nur noch viel schlimmer zu machen. Eine Antwort hatte er bis jetzt noch nicht bekommen. Allerdings hoffte er darauf, dass die Eule bloß im Wind verlorengegangen war. Teddy hatte ihm zurückgeschrieben, und neben einer dreiviertel Seite über seine Hochzeitsplanung, hielt er es für eine gute Idee mit Louis zu sprechen.

James bezweifelte das gerade. „Du willst einen Grund? Vielleicht solltest du mal hinschauen, wie diese Bastarde Scorpius behandeln. Wie kann das eigentlich niemandem auffallen?“

„Natürlich fällt mir das auf. Ich hab solchen Leuten schon Strafarbeiten aufgedrückt, da kanntest du Scorpius‘ Vornamen noch gar nicht.“

„Gebracht hat’s aber nichts.“

„Vielleicht solltest du darüber ganz froh sein, sonst wär Scorpius jetzt verknallt in mich“, gab Louis zurück.

James warf ihm einen warnenden Seitenblick zu. Über Kopf konnte er die Reaktion darauf nicht genau abschätzen. Er spreizte die Beine auseinander, drehte den unperfekten Spagat nach rechts ab und knickte gleichzeitig die Ellenbogen in einen rechten Winkel um sich bis auf wenige Zentimeter in Richtung Boden zu drücken. Das hielt er, bis ein Schweißtropfen in seinen Augenwinkel rollte.

„Okay, vielleicht auch nicht“, murmelte Louis. Statt einem weiteren Stoffmuster hatte er sich ein Büschel Katzenhaar gegriffen und streichelte das. „Wozu machst du das?“

Aus dieser Position schoss James ihm einen zornigen Blick zu, der überzeugender war. „Balance“, presste er hervor und wechselte zurück zum Thema: „Das soll’s jetzt gewesen sein?“

„Ich finde, du kannst das schon ganz gut. Mach das nur nicht draußen, wo dich jeder sehen kann, dann hast du deine Klamotten nicht mehr lange an.“ Louis lachte, bemerkte währenddessen, dass er Katzenhaar in der Hand hatte und warf das angewidert auf Freds Bett. Er schüttelte sich und wischte sich die Hände an den Vorhängen ab. Im nächsten Moment stand er lieber ganz auf und suchte seine präferierten Stoffmuster heraus. „Dass Scorpius überhaupt die Finger von dir lassen kann…“

James klappte die Beine zusammen und ließ sich aus dem, was von seinem Handstand übrig war, in einen Liegestütz fallen, legte gleich zehn ein. „Du meinst, falls ihm seine Finger lang genug erhalten bleiben…“

„Jamie…“ Louis stieg über ihn drüber, was James nicht aus dem Rhythmus brachte, und hockte sich direkt vor ihm hin. „Ich versprech dir, dass ich jedem, der Scorpius falsch anguckt, eine saftige Strafarbeit aufdrücke. Das Problem ist, dass sie das nicht vor meinen Augen tun werden. Natürlich könnte man sie dazu bringen. Ihnen eine hübsche Falle stellen, die mit einem Rauswurf für alle endet. Für deine Verhältnisse wäre das aber zu… zu sehr Slytherin.“

James setzte sich ebenfalls in die Hocke. „Was, wenn ich genau das will?“

Louis zog eine Augenbraue hoch. Dann gluckste er, warf die Stoffmuster in James‘ Gesicht und stand auf. „Die Kombi aus schwarzer und dunkelblauer Seide gefällt mir am besten. Wenn ich Trauzeuge wäre, würde ich Teddy dazu raten.“ Er warf einen theatralischen Blick in den Spiegel und pustete sich das Haar aus der Stirn. „Aber mich fragt ja niemand.“

Gerade interessierte James nichts weniger als Festtagsumhänge oder Louis‘ Existenzkrise, weil er bei der Hochzeit seiner Schwester das einzige enge Familienmitglied ohne besondere Rolle war – zur Not konnte er immer noch das Blumenmädchen geben. James zog sich den erstbesten Pullover über, den er zu fassen bekam, und folgte Louis in die Große Halle zum Frühstück.

Das morgendliche Durcheinander dort war durchzogen von rotgoldenen und gelbschwarzen Schals und Mützen – bei dem Wind die komfortabelste Art seine Mannschaft anzufeuern. Ein Großteil des Slytherintischs war unbesetzt. Ihr ziemlich knapper Sieg gegen Ravenclaw schien ihnen genügend Sicherheit zu geben um dem Konkurrenzspiel nicht entgegenzufiebern und lieber auszuschlafen.

Auch Scorpius konnte er nicht entdecken. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in James‘ Magen aus, eine Mischung aus Aufregung wegen dem Spiel und Sorge. Er hatte Scorpius vor keiner Stunde gesehen, als sie sich in der Eingangshalle getrennt hatten. Auch am Wochenende begleitete Scorpius ihn auf seiner Lauftour über die Ländereien. Und es hatte verdammt gut getan ihn nach einer schlaflosen Nacht voller Quidditch-Alpträume zu sehen. Es war zwar nur Hufflepuff und seine Eltern waren nicht in der Nähe um ihn zu beurteilen, trotzdem war James unwohl. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er viel zu viel freie Zeit vertrödelt hatte, anstatt zu trainieren.

Und jetzt war Scorpius nicht da, um ihn zum Essen zu zwingen.

James schaute über die Reihen der leeren Slytherinbänke, als wäre es irgendwie möglich, dass er Scorpius übersehen hätte. Sie saßen ganz am Ende des Tisches, hatten den Eingang also im Blick. Jeder Schüler, der hereinkam und wieder ging musste an ihnen vorbei. Lily zum Beispiel stolzierte gerade ohne ein Wort oder auch nur einem Blick an ihm vorbei und plumpste neben Fred, der sich mit Nummer eins über die Konsistenz seines Spiegeleis unterhielt.

Louis entging der unruhige Blick nicht. „Scorpius hat sich nie über irgendwen beschwert. Bei keinem Lehrer. Zumindest soviel ich weiß“, sagte er. Hätte er gerade nicht einfach neugierig geklungen, sondern als würde er es verurteilen, dass Scorpius sich keine Hilfe von Lehrern holte, die ihm ständig Strafarbeiten aufbrummten, wäre James auf einen weiteren Menschen sauer gewesen. „Seinen Eltern hat er nicht davon erzählt, oder? Die würden sonst hier auf der Matte stehen.“

James konnte sich in der Tat vorstellen, dass Draco Malfoy seinen Sohn nicht mit solchen Bastarden alleine lassen würde, wenn er wüsste, wie sie ihn behandelten. Er war James schon so angegangen, bloß weil er dachte, Scorpius wäre ihm peinlich. James kam ein anderer Gedanke. Wenn Scorpius das nicht einmal seinen Eltern erzählte, dann wollte er sicher auch nicht, dass James es an seine Freunde weitertratschte. Hoffentlich hatte er sich nicht gerade Material für einen Streit zusammengesucht.

„Du würdest mir doch sagen, wenn dir das alles zu viel wird, oder?“

James runzelte die Stirn. „Was?“

„Na ja…“ Louis trank genüsslich einen Schluck Kürbissaft bevor er weitersprach: „Scorpius ist nicht der einzige, der mehr als sonst einstecken muss. Und du bist das nicht einmal gewöhnt. Ich meine, keiner würde dich offen angehen. Du musst nur böse gucken, dann halten die meisten ihre Klappe, aber das Maul zerreißen sich so einige. Immerhin datest du nicht nur einen Slytherin, sondern den Slytherin. Nicht einmal deine Eltern waren da ziemlich verständnisvoll.“

Deswegen hatte er so lange vermieden mit Louis über diese Dinge zu reden. Er würgte sie einem rein, als wären es Fakten, und dann wurde es so viel unmöglicher sie zu ignorieren. Weil es Fakten waren. Seine Eltern störten sich an Scorpius. Seine Hauskameraden an seiner Scheinheiligkeit jahrelang Slytherins schlecht zu machen und jetzt kein böses Wort auf das angebliche Musterexemplar kommen zu lassen. Aber wäre das ganze Haus Slytherin so wie Scorpius, müsste man es auch nicht schlecht reden.

„Mir geht’s gut. Mich versucht keiner umzubringen“, sagte James.

„Noch“, murmelte Louis kaum hörbar. James aber hatte das überdeutlich gehört und er quetschte mit seinem Blick eine Erklärung aus seinem Cousin. „Du wolltest dich eben schon auf zweifelhafte Pfade begeben. Einige könnten das für einen falschen Einfluss halten.“

„Willst du mir deswegen nicht helfen?“, gab James grimmig zurück. „Du denkst, dass Scorpius einen schlechten Einfluss auf mich ausübt? Hätte mir denken sollen, dass du ihn auch nicht leiden kannst, sonst hättest du ihm schon früher geholfen.“

„Jetzt werd nicht albern“, sagte Louis, während er seinen Toast in Ruhe weiter butterte. „Ich mag alles und jeden, der dich ein bisschen von Quidditch ablenkt oder dich zumindest mal nach Hogsmeade schleppt. Ich finde einfach nicht, dass du perfide Pläne aushecken solltest. Das bist du nicht, James. Du spielst fair. Und ich bin mir ziemlich sicher, Scorpius mag das an dir.“

James rammte seinen Löffel in die Schüssel mit Haferbrei, spritzte ein paar Tropfen davon über den Tisch auf Louis‘ Toast. „Ach, denkst du? Schön, dass du so viel über Scorpius und mich weißt. Wenn er sich demnächst jemanden sucht, der vernünftig auf ihn aufpassen kann, hast du sicher auch super Ausreden dafür parat.“

„Du hast doch nicht Angst, Scorpius könnte dich austauschen.“ Louis schaute in Richtung Eingang und schien dort etwas sehr Lustiges zu entdecken. „Zum Beispiel gegen unsern guten Richard dort, hm?“

James drehte sich um – und ihm gefiel wirklich nicht was er sah.

Scorpius stand im Eingang. Er trug ein zerfleddertes Leinentuch in den Händen und einen trüben Ausdruck auf dem Gesicht. Hastings laberte ihn zu, anscheinend der Meinung er könnte ihn aufheitern.

Abrupt stand James auf. Genauso plötzlich riss Louis ihn wieder auf seinen Platz.

„Du weißt, dass er dich bloß provozieren will, oder? Wenn du wie ein kläffender Köter auf ihn zu rennst, machst du ihn am Ende noch glücklich. Du musst dir wegen Scorpius doch keine Sorgen machen.“

James dachte an seine abendliche Ruderfahrt mit Scorpius zurück und an das, was er mit Blick auf den Sternenhimmel so halb gesagt hatte. Das, was Scorpius nicht einmal halb zurückgesagt hatte.

James löste geduldig Louis‘ Griff. Mit einem festgetackerten Grinsen sagte er: „Ich geh schon mal zum Stadion runter. Hufflepuff schlägt sich nicht von alleine.“ Eine Antwort wartete er nicht einmal von Fred ab, den er normalerweise hinter sich herschleppte. Er stieg langsam und um Ruhe kämpfend über die Bank und schritt den kurzen Weg zum Eingang der Halle herunter. An der magischen Decke brauten die Wolken sich zusammen, als würden sie ihn und seine Stimmung verfolgen.

James streckte im Laufen die Hand aus, packte Scorpius am Ellenbogen und zog ihn mit einem fast tänzerischen Ruck zu sich herum. „Hi. Kommst du mit mir zum Stadion oder hast du noch was Wichtiges zu besprechen?“

Trotz grauer Wolken die sich über die Decke der Großen Halle schoben hellte Scorpius‘ trüber Blick sich auf. „Nein, überhaupt nicht. Ich hab deinem Kapitän-Kollegen nur erklärt, dass ich nichts damit zu tun habe, dass seine Freundin endlich kapiert hat, was für ein Dreckskerl er ist.“

Hastings lachte auf, als wäre das ein Kompliment. „Da hast du mir aber mal was anderes angedroht, Kleiner. Und jetzt bin ich single und muss jemandem die Schuld geben, nicht wahr?“ Er zwinkerte James zu. „Viel Glück beim Spiel, James. Wirst du gebrauchen können.“

James schnaubte. „Glück ist was für Verlierer, Dick.“

„Eben.“ Hastings schickte ihn mit einem Klaps auf die Schulter enger gegen Scorpius. „Fall nicht vom Besen.“

„Keine Sorge. Ich versuche Dinge zu vermeiden, die dich glücklich machen“, gab James verkrampft lächelnd zurück. Er gab Scorpius einen lockeren Schubs und führte ihn sanfter aus der Halle.

Auf den Ländereien kam ihnen bloß der Wind entgegen. Die meisten Schüler saßen noch beim Frühstück, und Hufflepuffs Team hatte sich an ihrem Tisch zu einem letzten Gespräch über Rühreiern und Speck zusammengefunden.

Scorpius‘ Haare flogen in alle Richtungen und James hatte nach zwei Metern bereits eine Sturmfrisur, die seinem Vater alle Ehre machte. Das Tuch in Scorpius‘ Armen flatterte, als würde es verzweifelt darum kämpfen vom Wind davon getragen zu werden. Eine Hand hatte er nicht für James frei.

„Macht Kapitän Arschgesicht dir das Leben schwer?“, fragte James nach, als sie den Abhang herunterstiegen.

„Quatsch. Der nun wirklich nicht“, sagte Scorpius und legte ein Grinsen nach. „Jedenfalls nicht solange er glaubt, dass es dich ärgert, wenn er nett zu mir ist. Tu also ruhig weiter so.“

„Jaah…“ James drückte ein hartes Lachen heraus, das Scorpius ihm nicht abzukaufen schien.

„Ich weiß, dass du ihn nicht ausstehen kannst, und ich bin gar nicht sonderlich nett zu ihm, James. Er macht alles ein bisschen leichter. Die anderen Slytherins respektieren ihn, da hilft’s im Gemeinschaftsraum neben ihm zu sitzen.“ Scorpius dachte wohl die Vorstellung von Hastings neben ihm auf einer Couch würde James weniger ärgern. „Außer, dass er eine Null in Zaubertränke ist und mich ständig über Vielsafttrank ausfragt.“

James grinste steif.

Scorpius stupste ihn mit dem Ellenbogen an. „Es ärgert dich doch nicht wirklich, dass er sich einschleimt?“

„Nein, mich ärgert, dass die Nacktschnecke sich an dich ranmacht“, murmelte James, realisierte aber erst einen Moment später, dass er das laut ausgesprochen hatte. Geschlagene fünf Schritte lang schaute Scorpius ihn von der Seite an, bis der Wind ihm eine Eulenfeder direkt ins Gesicht haute. James wischte sie für ihn von der Wange und zog ihn die letzten Meter zum Stadion. Die hohen Tribünen schützten sie größtenteils vor den wirren Schlägen des Windes.

Scorpius blieb zerzaust und zerrupft zurück wie eine der Eulen, die sich durch dieses Wetter kämpfen mussten. Gerade hatte er auch ziemlich ähnlich große Augen. „Das denkst du nicht wirklich, oder?“

„Was?“, fragte James, als hätte er das Gespräch schon wieder vergessen. Das Tuch in Scorpius‘ Armen streckte sich ein letztes Mal nach dem Wind, bevor es erschlaffte. James fing eine angesengte Ecke auf. „Was hast du da eigentlich?“

Scorpius faltete das Tuch selbst auf, trotz Windes, der lautstark Wellen in den Stoff schlug, und zeigte James verkohlte, zerrissene Überreste eines Banners. Der Spruch darauf war kaum lesbar, aber James entzifferte seinen Namen. „Ich wollte dich anfeuern, aber na ja… Das Ding beim Ofen liegen zu lassen war keine gute Idee“, sagte er lächelnd.

James hätte Kapitän Arschgesicht nicht schneller vergessen können. Er strich Scorpius über die Wangen. Natürlich hatte Scorpius das Ding nicht beim Ofen liegen gelassen, dafür waren zu viele Risse in dem Stoff. In seinem Schlafsaal so ein Banner zu basteln war auch eine dumme Idee – und ziemlich süß.

„Ich schieß auch ohne ein Tor für dich“, versprach James.

Scorpius‘ Lächeln knickte unter einem Hauch Verlegenheit ein. Seine Hände, eingewickelt in das Tuch, schafften es dennoch sich um James‘ Hüfte zu schlingen. Er robbte sich an ihn heran. „Nur eins?“

James lachte. „Auch zwei.“

„Mindestens.“ Scorpius faltete das Tuch wieder zusammen. Vielleicht hegte er die leise Hoffnung es bis zum Spiel reparieren zu können, aber wenn sich in dem zerfetzten Stoff Magie aufhielt, fiel es nicht mehr auf. Sobald er das Tuch in seine Manteltasche gestopft hatte und seine Hände wieder frei waren, packte er James an der Hüfte und zog ihn gegen sich. „Für jedes Tor kriegst du auch was von mir.“

James horchte interessiert auf. Er machte einen Schritt vor, schob sein Bein zwischen Scorpius‘ und drängte ihn weiter nach hinten. „Zum Beispiel?“, fragte er und gab Scorpius den letzten Schubs, der sie beide gegen die Wand fallen ließ. Hier, eng an die stabile Holzvorrichtung gepresst, erreichte der Wind sie trotz heftiger Versuche nicht mehr. „Einen Kuss für jedes Tor?“

„Ich dachte eher an Gummiwürmer“, sagte Scorpius leise, „aber dazu könnte ich mich auch überwinden.“

„Und wenn ich kein einziges Tor schieße?“

„Dann landen die Muggel auf dem Mars.“

Lachend schoss James vor und stahl sich einen Kuss. Scorpius‘ Hand schob sich auf seinen Mund.

„Noch hast du keins geschossen“, murmelte er und drehte den Kopf weg, als James sich trotz Handabsperrung näher wagte. Mit jedem Zentimeter rutschte Scorpius‘ Hand weiter weg, landete erst auf seiner Wange und erreichte sein Ziel in dem Chaos von James‘ Haaren. Seine Lippen waren frei und auch der kühle Wind konnte sie nicht weniger anziehend machen. James streifte mit seinen über sie.

„Nach meinem Sieg“, raunte er, sehr konzentriert darauf Scorpius‘ Lippen zu ignorieren, die seinen entgegenkamen. „Nach meinem Sieg hol ich mir jeden einzelnen ab. An einem… privateren Ort… was meinst du?“

„So wie letztes Mal?“, fragte Scorpius nach, und obwohl James angenehme Erinnerungen mit ihrem Einbruch in den Honigtopf verband, hatte er eine etwas andere Richtung im Auge. „Da bin ich dabei.“

James riss ihn an sich heran und gab ihm einen Vorgeschmack; ein Tor mehr oder weniger machte auch keinen Unterschied. Tatsächlich hätte er die Siegesfeier gerade lieber vorgezogen. Eine Schule weit ab von ihren Eltern hatte so seine Vorteile, wenn man sich nicht jeden Abend anhören musste, was für eine schlechte Wahl man getroffen hatte. Dass man sich jeden Abend voneinander trennen musste, auch noch in die beiden entlegensten Räume des Schlosses, war ein gewaltiger Nachteil. James konnte morgens nicht früh genug aufstehen.

„Bist du nervös?“ Die Frage erwischte ihn zwischen zwei Lippenberührungen. Er musste erst darüber nachdenken. Scorpius‘ graue Augen lagen weich und strahlend wie Mondlicht in einer klaren Nacht auf ihm. Es war schwer sich einzureden, dass Hufflepuff ein schwerer Gegner war, wenn ein so leuchtender Blick auf einem lag. Als könnte er nichts falsch machen. Als wäre alles, was er falsch machte doch irgendwie richtig. Er genoss den Blick solange bis er anfing sich zu fragen, wen oder was Scorpius eigentlich anschaute. So etwas hatte er nicht verdient. Er fühlte sich nicht perfekt genug. Immerhin konnte er Scorpius nicht einmal richtig beschützen.

Zumindest ein gutes Spiel musste er hinlegen, um diesen Gedanken wieder loszuwerden.

James lächelte und zuckte mit einer Schulter. „Nah… Hab eine gute Motivation.“

Scorpius fuhr ihm einmal noch durch die Haare. Er öffnete den Mund, bekam aber nicht rechtzeitig heraus, was er sagen wollte.

„Hey, Malfoy.“ Aus einem kleinen Grüppchen eintrudelnder Schüler spaltete sich ein Trio heraus. Sein Bruder trottete auf sie zu, Rose an seiner Seite und Lily etwas abgeschlagen hinter ihnen. „Hat James dich hier angeleint oder darfst du dir das Spiel ansehen?“

Rose stupste ihn mit ihrem ganzen Oberkörper an, als würde Albus das irgendwie netter machen. „Traust du dich bei einem Gryffindor-Spiel in die Slytherin-Tribüne?“, fragte sie. „Sonst dachten wir, dass du dich zu uns setzen könntest.“

„Vorausgesetzt du kannst mal fünf Minuten die Klappe darüber halten, wie toll mein bescheuerter Bruder ist“, fügte Albus hinzu.

„Ihr habt noch einen dritten, bescheuerten Bruder?“, fragte Scorpius stirnrunzelnd.

James gluckste.

„Hör sich das einer an“, sagte Albus. „Es kann lachen. Hab ich bestimmt seit Halloween nicht mehr gehört.“

„Weil du nicht lustig bist“, gab James zurück. Er rieb sich über seine angeblich so verkrampften Mundwinkel und schaute Scorpius an. Auf seinem Gesicht hielt sich das wackere Lächeln, trotzdem sagte James leise: „Du musst nicht.“ Dann hob er die Stimme wieder. „Mein Bruder ist wie ein Spaß-Dementor. Er saugt das Lustige aus einem Umkreis von fünfhundert Metern.“

Scorpius gab ihm einen Klaps auf die Wange, der wohl sagen sollte, dass er sich keine Sorgen machen musste. „Ich weiß nicht, Weasley. Ich glaube, dein Cousin hält es genauso wenig aus fünf Minuten nicht über meinen Freund herzuziehen.“ Sein Blick driftete ab. „Hübscher Schal, Potter.“

Lily, die sich im Hintergrund gehalten und an ihrem pfirsichfarbenen Schal herumgefummelt hatte, lächelte. „Danke“, sagte sie simultan mit Albus. Sie schauten einander an. Albus nahm das Ende seines zerschlissenen Gryffindor-Schals in die Hand.

„Okay, das war für dich. Ich geh schon mal vor. Überleg’s dir, Malfoy“, murrte er und warf sich das Ende über die Schulter, bevor er voran ins Stadion schritt. Rose verdrehte die Augen, schmunzelte aber.

Aus einer weiteren Traube Gryffindors trennten sich zwei Gestalten. Fred zerrte Louis hinter sich her, der sich seine Mütze mit beiden Händen auf dem längst nicht mehr perfekten Blondhaar hielt. Der Wind ließ allesamt langsamer werden. Auch der Teil seiner Mannschaft, den James etwas entfernter entdeckte, hatte schon auf dem Boden Schwierigkeiten voran zu kommen. Außer bei Nummer drei, der seinen Weihnachtsspeck noch mit sich herumtrug und vom Wind unangetastet blieb, befürchtete James das Schlimmste. Zur Not hatte er einen möglichen Ersatzjäger im Sinn, der ein Jahr über Lily wäre, ihm allerdings zu leicht für dieses Wetter schien. Sowieso spielte er ungerne mit Menschen, die den Koboldsteinclub Quidditch vorzogen. Den Koboldsteinclub.

„Hey, James. Bereit die Dachse in ihren Bau zu treten?“, lautete Freds überschwängliche Begrüßung.

Louis neben ihm hatte sich seine Mütze so tief ins Gesicht gezogen, dass man bloß sein strahlendweißes Lächeln sah. „Scorpius, nimmst du mich unter deine Fittiche? Ich brauche Windschatten.“

„Äh…“ Scorpius schaute James an, als müsse er sich absichern, dabei hatte James bei Louis nun wirklich keine Bedenken, dass er absichtlich schlechte Dinge über ihn erzählen würde. „Okay“, deutete Scorpius seinen Blick. Er fasste James am Arm, zog ihn ein Stück herunter und gab ihm einen Kuss auf die Lippen. „Du schuldest mir zwei Tore, James. Hab Spaß dabei, okay?“

James war versucht drei daraus zu machen, auch wenn das den Erwartungsdruck schon leicht gehoben hätte. Er begnügte sich damit durch Scorpius‘ Haar zu fahren. „Hinterher schuldest du mir was“, sagte er, bevor er Scorpius losschickte. Louis entbehrte eine seiner Hände und legte sie auf Scorpius‘ Schulter, um ihn zu führen. Rose besetzte seine andere Seite, nachdem sie ihnen noch viel Glück gewünscht hatte.

Neben Freds Grinsen, das größer war als nach einem überdosierten Aufmunterungszauber, wirkte Lily im Kontrast wie eine Mondfinsternis. Sie drehte sich von James weg, als er sie ansprechen wollte, und knotete Verschnörkelungen in die losen Fäden am Ende ihres Schals hinein.

Der Rest des Teams fand sich außerhalb des Stadions bei ihnen ein. Anscheinend dachten sie, da über ein Drittel schon hier stand, durften sie noch nicht rein um sich umzuziehen. James trieb sie am Ende wie eine Herde bockiger Lämmer vor sich her. Nummer sechs war noch immer nicht in der Lage sich in seinem Blickfeld umzuziehen, und was er rief, als er sich aus Versehen ohne Hose auf seinen Besenstiel setzte, wollte James selbigen wirklich in seinen Arsch schieben lassen.

Er dachte an das, was Louis ihm über mögliche Mordversuche gesagt hatte. Die wuchsen nur auf seiner Seite. Aber wenn Scorpius seinetwegen mit mehr Remplern als sonst umgehen musste, hatte er solche Kommentare zu ertragen. Und er würde auch gerne mehr nehmen, wenn Scorpius dafür weniger abbekommen würde.

Seine rotgolden beumhangten Teamkameraden versammelten sich um ihn herum, um einer Rede mitsamt schlechter Metapher über den Wind als dritten Gegner zu lauschen. Er versuchte besonders Lily noch einmal zu vermitteln, dass sie ihnen genügend Zeit geben musste um einige Tore zu schießen – nicht nur, weil er sich mehr als ein paar Küsse von Scorpius erspielen wollte. Allerdings zeigte sie mit keinem Wimpernzucken, ob sie ihn überhaupt gehört hatte.

James schnappte sich seinen Besen aus dem Spind und führte seine Mannschaft hinaus ins Stadion. Eine tosende Welle aus Jubel prallte ihm entgegen. Aus der Ecke der Slytherins trug der Wind Buhrufe herüber – ein weiterer Beweis, dass der Wind ihnen nicht freundlich gesinnt war. Ganz im Gegensatz zu Hufflepuffs Kapitän. Er schüttelte James‘ Hand und wünschte ihm tatsächlich viel Glück. James nickte das ab und stieg auf. Als er sich vom Boden abstieß, ging ein unangenehmes Brutzeln vom Besenstiel auf seine Hände über. Er rieb es von seinen Handflächen herunter und blieb dafür kurz freihändig in der Luft, was auch bei dem Wind kein Problem darstellte. Deswegen trainierte man seine Balance.

Hufflepuffs Kapitän riskierte einen fragenden Blick in seine Richtung, der James nicht mehr hätte reizen können und mit einem ebenbürtigen Maß an Zorn erwidert wurde. Etwas eingeschüchtert begab sein Gegner sich auf Lilys Höhe, um ihr auf der Suche nach dem Schnatz das Leben schwer zu machen. James flog an die Spitze seines Jäger-Dreiecks und machte sich bereit den Quaffel aus der Luft zu schnappen.

Hier oben schien der Wind noch einmal zuzunehmen. Die leichteren Jägerinnen von Hufflepuff hatten sichtlich Schwierigkeiten ihre Besen dagegen an zu manövrieren. Als der Anstoß kam, sauste James mit Volldampf voraus und holte sich den Quaffel, bevor die anderen überhaupt in der Nähe waren. Er grinste. Besser hätte es nicht anfangen können.

Er war bereits in Schussweite der Torringe, als er den Zug nach links bemerkte. Sein Besen driftete vom Kurs ab. Er lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen den Wind, um die Flugrichtung zu begradigen. Mit wenig Erfolg. Er schoss und traf statt dem mittleren Ring wie geplant den links außen – knapp zwischen den ausgestreckten Fingern des Hüters hindurch. Was der Kommentator für einen geschickten Trick hielt, war in Wahrheit einfach schlecht gewesen.

James drehte ab und flog zur Mitte zurück, die Hände fest um den Besenstiel verkrampft. Er warf einen Blick ins Publikum, suchte die Reihen der Tribünen nach Scorpius ab, und entschied sich einen Wimpernschlag später dagegen. In seinem Kopf hörte er Albus schon über ihn herziehen, und so in Ordnung das zwischen ihnen oder wenigstens mit ihm in Hörweite war, wollte er nun wirklich nicht, dass Scorpius sich von falschen Kommentaren beeinflussen ließ.

Der nächste Spielzug war perfekt durchgeplant. Nach dem ersten Tor hatte er definitiv die ganze Aufmerksamkeit der gegnerischen Jäger, jedenfalls agierte Hufflepuff sonst so, dass sie sich als Rudel auf ihn stürzten um ein weiteres Blitztor zu verhindern. Er würde sich den Quaffel schnappen, damit weit nach oben schießen und ihn, wenn die Jägerinnen auf ihn einstürmten, einfach fallen lassen. Nummer drei sollte unter ihm warten und Nummer vier bereits auf dem Weg nach vorne sein, um den Pass abzufangen und gleich in ein Tor zu verwandeln. Kein Tor für James Potter, aber er hatte noch mehr als genug Zeit sein Konto aufzustocken.

Wenn das klappte, hatte keiner seiner Verwandten etwas zu Scorpius zu sagen, das nicht positiv war.

James kämpfte gegen das Ruckeln seines Besens an und schoss vor, erreichte den Quaffel rechtzeitig um in einem Bogen nach oben zu fliegen. Wie hungrige Adler stürzten die Jägerinnen ihm nach. Einer der Treiber entriss Fred die Kontrolle über den Klatscher und visierte ihn an. James schoss weiter steil nach oben und gerade als eine der Jägerinnen zum Tackle ansetzte, ließ er den Quaffel fallen. Sie kreischte frustriert auf, als Nummer drei ihn auffing und weiterpasste.

James zog seinen Besen herum – und nichts passierte. Er flog weitere fünf Meter nach oben direkt in die Schusslinie des Klatschers. Der steinharte Ball traf den Schweif seines Besens so fest, dass er aus der Flugbahn gerissen wurde und nach hinten wegkippte. Der Schwung warf James vom Besen. In letzter Sekunde hielt er sich am Stiel fest, die Finger schweißnass und zitternd. Seine Beine hingen in der Luft und schaukelten im Wind, bestimmt fünfzig Meter über dem Boden.

Der Klatscher kehrte zurück. James schwang ein Bein hoch und klammerte sich um den Besen, bereit sich hochzurollen, als der Klatscher mit voller Wucht gegen seine Brust prallte. Die Luft verpuffte aus seinen Lungen. Einen Moment konnte er nicht einmal atmen. Sein Besen raste ungerührt weiter über das Feld – ohne ihn.

Unter ihm war nichts als meterweise Luft. Nichts, auf das er irgendwie Einfluss nehmen konnte. Er fiel, begleitet von ohrenbetäubendem Jubel. Und während die ganze Aufmerksamkeit auf den weiteren zehn Punkten für Gryffindor lag, knallte James ungebremst auf den Boden.


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