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Fanfiction

The Flaw of Perfection - Eine herbe Enttäuschung

von Dr. S

Sie kamen nicht mehr groß zum Reden. Irgendwann spät in der Nacht, als sie endlich zu erschöpft für eine weitere Runde waren, schliefen sie nach zwei, drei halben Sätzen eng aneinander gekuschelt ein. Fast in der gleichen Position wachte James am Morgen auch wieder auf, dicht an Scorpius‘ Rücken gekuschelt und den Arm um seine Hüfte geschlungen.

Der leichte Hauch von Zitrone stieg ihm in die Nase, als er sie durch Scorpius‘ Haar zog. Er hinterließ einen Kuss in seinem Nacken. So war er noch nie aufgewacht; lächelnd, ausgeschlafen, glücklich…

Bis er über Scorpius hinweg auf dessen Nachtisch schaute. Sein Wecker zeigte an, dass es halb neun war. James schreckte hoch, fassungslos. Halb neun. Scorpius fasste sein Handgelenk, hielt seinen Arm fest und James so davon ab blindlings aus dem Bett zu hüpfen.

„Wo willst du hin?“ Schmatzend drehte er sich auf den Rücken, streichelte dabei über James‘ Unterarm und blinzelte den Schlaf weg. Wenn er ihn so ansah, wollte James nirgendwohin. Die Panik blieb trotzdem. Sie pulsierte in seinen nervösen Muskeln.

„Ich hab verschlafen.“ Er verschlief nicht, schon gar nicht ganze dreieinhalb Stunden.

Scorpius schaute ihn etwas wacher an. Er rieb sich über die Augen und warf einen Blick auf den Wecker. „Das nennst du verschlafen?“

„Ich steh um fünf auf –“

„Um Laufen zu gehen, ich weiß. Aber es ist Weihnachten.“

„Ich steh jeden Tag um fünf auf. Weihnachten ist auch nur ein Tag.“ James fuhr sich mit den Fingern durch sein vom Schlaf sowieso zerzaustes Haar. „Scheiße…“

„Genau, was ich beim Aufwachen hören wollte.“ Scorpius setzte sich langsam auf. Die Decke rutschte auf seine Oberschenkel herunter und legte ein Muster aus rötlichen Flecken frei, das James auf seinen Schultern und Brust hinterlassen hatte. Er hatte die Bilder noch im Kopf, wie sie entstanden waren. Wie Scorpius sich unter ihm gewunden hatte.

Ein warmer Schauer lief ihm über den Rücken. James schaute lieber weg, ehe die Hitze sein Gesicht erreichte. „Entschuldige. Ich sollte vielleicht besser in das Gästezimmer gehen“, murmelte er.

„Wieso?“

„Na ja… Vielleicht ist es nicht so gut, wenn mich jemand in deinem Zimmer erwischt. Nackt.“

Scorpius konnte gut so tun, als wäre ihm das gerade erst aufgefallen. „Hättest du nicht verschlafen, wärst du doch auch nicht mehr in deinem Zimmer.“ Er legte seine Hand flach auf James‘ Brust und erlaubte ihr mit jedem Wort ein paar Zentimeter tiefer zu wandern. Über Brust- und Bauchmuskeln, nicht viel tiefer. „Wärst du wirklich lieber Laufen gegangen? Du hast das gar nicht nötig.“

James fing seine Hand ab. „Von nichts kommt nichts.“

„Okay… aber wenn du dich rausgeschlichen hättest, ohne mir etwas zu sagen, hätte ich denken können, dass die letzte Nacht wirklich bloß eine einmalige Sache war.“ Die Prise Unsicherheit in Scorpius‘ Stimme entging James nicht.

Das erste Mal heute Morgen schauten sie sich wirklich direkt in die Augen, und sie erröteten beide mehr oder weniger tief. Ein Grinsen zuckte über James‘ Gesicht.

„Das war definitiv mehr als einmal“, sagte er.

Scorpius schlug James mit einem Klatschen auf die Brust. Damit brachte er auch seine zweite Hand in James‘ Reichweite. Er griff sie, hatte beide fest umschlossen, und zog Scorpius an sich heran.

„Lass uns nochmal von vorne anfangen.“ James beförderte Scorpius kraftvoll zurück auf den Rücken, presste ihn tief in die Kissen und auf das zerwühlte Laken. Ein überraschtes Keuchen traf ihn am Hals, als er sich gleich näherte und dicht an Scorpius drängte. Er schaute ihm tief in die Augen, wunderschönes Grau, in dem man sich besser als im dichtesten Nebel verlaufen konnte. „Guten Morgen“, raunte James.

Scorpius lächelte. Er hatte sein perfektes, strahlendes Lächeln in einer Nacht wiedergefunden. „So hab ich mir das vorgestellt, ja.“ Sanft strich er eine wirre Haarsträhne aus James‘ Stirn. Sein Lächeln verlor etwas an Kraft. „Und wie geht’s jetzt weiter?“

James zuckte die Achseln, dabei hatte er eine ziemlich genaue Vorstellung von einer Antwort. „Ich hoffe, du verzeihst mir.“

„Wärst du hier, hätte ich das nicht getan?“

James zuckte erneut die Schultern. „Ich weiß nicht, wen du in einer kalten Nacht so in dein Bett lässt.“ Er bekam einen sanften Schlag gegen die Wange und schnappte sich Scorpius‘ Hand, die er nicht mehr losließ. Mit dem Daumen streichelte er wieder und wieder über die langen, feingliederigen Finger. „Aber ich bin froh, dass ich es war.“

Scorpius versuchte zu verstecken, dass er leicht rosa um die Nase wurde, konnte sich aber nicht tiefer in die Kissen flüchten, ohne dass James ihm sofort folgte. „Ich auch“, murmelte er und lief rot wie ein Thermometer an. „Nicht, dass ich mir je jemand anderen vorgestellt hätte…“

Darauf hatte James keine Antwort. Er wollte gerne sein eigenes Gesicht im Kissen verstecken.

„Also“, begann Scorpius leise, „heißt das, du hast einen magischen Weg gefunden Quidditch mit mir unter einen Hut zu bringen?“

Quidditch. James versteifte sich beim Gedanken daran. Er hatte nicht mehr darüber nachgedacht, seit er dieses Zimmer betreten hatte, und jetzt überschwemmte ihn das ganze Chaos von gestern auf einmal. Er rollte sich von Scorpius herunter auf den Rücken und verkreuzte die Arme schützend vor seinem Gesicht.

„Ich bin von zu Hause abgehauen. An Weihnachten.“

Scorpius rückte an ihn heran, streichelte James‘ Arm. „Das fällt dir hoffentlich nicht erst jetzt auf.“

Zwischen seinen Armen hindurch schaute James ihn an. „Ich weiß nicht… Was soll ich jetzt machen? Meine Eltern bringen mich um.“

„Schick ihnen eine Eule. Sag ihnen, dass es dir gut geht, du aber etwas Zeit für dich brauchst“, schlug Scorpius vor. Aus seinem Mund klang das so einfach, dabei schien es gerade leichter die UTZ-Prüfungen als Erstklässler zu bestehen.

„Ich will ihnen gar nichts sagen. Ich will sie nicht einmal sehen.“ Er nahm die Arme langsam runter und ließ zu, dass Scorpius seine Hand sofort umschloss. Mit ihm unter der Decke fühlte James sich geborgen, als würde Scorpius‘ Wärme die Panik aus seinen Muskeln ziehen. „Ich will nicht sehen, wie enttäuscht sie von mir sind“, fügte er leise hinzu.

Scorpius schüttelte den Kopf. Nie würde er James sagen, dass er eine Enttäuschung war, zumindest nicht ins Gesicht, und James erwartete auch gar nicht immer wieder das Gegenteil zu hören. „Das wirst du nicht.“

„Dafür müsste ich vierundzwanzig Stunden am Tag trainieren.“

„Willst du das denn?“, fragte Scorpius und da schwang wieder ein Hauch Unsicherheit in seiner Stimme mit, der James gar nicht gefiel.

Eine gute Antwort hatte er leider nicht. „Ich weiß nicht. Gerade weiß ich gar nichts. Vielleicht sollte ich Quidditch einfach hinschmeißen. Dann muss meine Mutter nie schlechte Kritiken über mich schreiben und ich könnte ausschlafen. Ich weiß einfach nicht, was ich will.“ Er schaute Scorpius an und konnte trotz dem Karussell in seinem Kopf nicht anders als zu lächeln. „Na ja, fast…“

Scorpius lächelte, legte beide Hände auf James‘ Brust und zog sich zu ihm heran. „Es ist noch nicht zu spät für uns eine Runde durch die Gärten zu drehen.“

James runzelte die Stirn. „Für uns?“

Scorpius nickte, und James dachte daran, wie oft er versucht hatte Fred morgens aus dem Bett zu kriegen um mit ihm eine Runde zu laufen, vom Rest des Teams gar nicht erst anzufangen. „Du hast mir schon Rudern beigebracht. Ich mach gerne Sport mit dir.“

James grinste, vielleicht weil ein etwas schmutzigerer Gedanke gerade auf seinem Kopfkarussell Platz genommen hatte. Er legte einen Arm um Scorpius, schob die Hand dabei zwischen seine Schulterblätter und zwang ihn näher. „Ach?“

„Mir würde da auch noch was anderes als Joggen einfallen“, sagte Scorpius, die Stimme weit genug gesenkt, dass er schon heiser klang. Er hätte das Alphabet so aufsagen können und verlockend geklungen.

„Ich bin offen für Vorschläge“, sagte James und bekam als Antwort einen Kuss. Er nickte zufrieden, packte Scorpius im Nacken und küsste ihn noch einmal. Die geschlossen Lippen stupste er mit der Zunge auf und wagte sich allmählich weiter vor. Seine Hand ließ er über eine Gänsehaut im Nacken wandern, bekam weiche, kurze Haarsträhnen zu fassen und zog Scorpius‘ Kopf daran zur Seite, nutzte den perfekten Winkel, um den Kuss zu vertiefen. Die andere Hand nutzte er um Scorpius an der Hüfte zu fassen und mit einem Ruck auf den Rücken zu rollen.

Eine Mischung aus Lachen und Seufzen vibrierte in seine Mundhöhle. Letzteres überwog je tiefer seine Hände wanderten. Weit war er nicht davon entfernt ihn außer Atem zu bringen, als ein Klopfen ihn hochzerrte.

„Scorpius?“, rief es durch die Tür. James tat das Erste, was ihm auf seinem Gedankenkarussell in den Sinn kam – abspringen. Genauer gesagt warf er sich vom Bett herunter und versteckte sich auf dem kalten Boden unter einem Zipfel der herunterhängenden Decke. Die Tür öffnete sich fast im selben Moment. „Scorpius, hast du deinen kleinen Freund gesehen?“, fragte Draco Malfoys Stimme.

James‘ Herz schlug ihm bis zum Hals, vielleicht sogar darüber hinaus. Er spürte den hohen Puls in seinen Ohren rauschen. Das hätte schiefgehen können.

„Er versteckt sich unterm Bett“, sagte Scorpius.

James riss die Augen auf. Er dachte an all die schwarzmagischen Flüche, die der Ex-Todesser beherrschen musste und ihm auf den Hals jagen würde, wenn er ihn hier fand. Wenn er Glück hatte würde er als riesige Nacktschnecke vom Grundstück schleimen können.

„Wieso das denn?“, fragte Draco.

„Ich würde mal behaupten, dass das deine Schuld ist, Vater.“

„Hmpf, sag ihm, dass ich seinen Vater leider nicht verschrecken kann. Der hämmert uns unten die Tür ein“, sagte Draco. Eine Antwort wartete er nicht ab und schloss die Tür wieder.

James schaute hinter der Bettkante hervor. „Wieso hast du… Mein Vater ist hier?“ Er wusste wieder nicht, wo ihm der Kopf stand, als hätte er plötzlich einen ganzen Jahrmarkt darin untergebracht.

Scorpius robbte zu ihm an die Kante und strich ihm durch die Haare. Die sanften Berührungen seiner Finger hatten etwas Beruhigendes. Als seine Handfläche James‘ Wange erreichte, schmiegte er sich an und schloss die Augen. Es brauchte ein paar Atemzüge, bevor sein Brustkorb nicht mehr zu explodieren drohte.

„Du musst nicht mit ihm reden, wenn du nicht willst. Wir können die Pfauen auf ihn hetzen“, sagte Scorpius.

„Pfauen?“ James kam ein Glucksen über die Lippen. „Ihr habt Pfauen?“

„Weiße Pfauen“, sagte Scorpius in der blasierten Stimmfarbe seines Vaters. „Im Schnee perfekt getarnt, um sich in Fünfergruppen mit aufgestellten Schwanzfedern anzuschleichen. Durchaus respekteinflößend.“

Die Vorstellung, dass eine Horde Pfauen seinen Vater in die Enge trieb brachte James doch zum Lachen.

Scorpius küsste ihn auf die Stirn. „Das wird schon. Außer, du gehst nackt an die Tür. Das gefällt wohl nur mir.“

James drückte seine Hand auf Scorpius‘ Mund und schob seine kussgeschwollenen Lippen aus seinem Visier. Seine geliehenen Sachen lagen von der gestrigen Nacht noch auf dem Boden verstreut. Mit ein paar Handgriffen sammelte er sie auf, schlüpfte in die Hose und zwängte sich das langärmlige Shirt über. Scorpius war etwas langsamer, ließ sich vielleicht von einigen Seitenblicken ablenken, aber alleine wollte James nicht gehen.

„Was soll ich denn sagen?“, fragte James, während er sich verzweifelt versuchte das wirre Haar mit den Fingern zu kämmen. „Er bringt mich um. Wie hat er mich überhaupt gefunden? Das hier ist der letzte Platz, an dem er eins seiner Kinder vermuten sollte.“

„Ich weiß nicht, wie ich das als Kompliment auffassen soll…“ Fertig angezogen kam Scorpius zu ihm und brachte das geordnete Haar wieder durcheinander, geschickt und gezielt, sodass James ihm nicht in die Quere kommen wollte. Scorpius lächelte, als würde ihm sein Werk gefallen, und zupfte noch einmal James‘ Shirt glatt. „Sag einfach, was du denkst. Ich bin gleich hinter dir.“ Er senkte die Stimme. „Oder falls dir die Pfauen lieber sind…“

„Du reichst mir“, sagte James. Er wollte Scorpius‘ Hand nehmen, wischte dann aber lieber seine verschwitzten Finger an der Hose ab. Nervosität war nicht besonders attraktiv.

„Komm her.“ Scorpius nahm ihn in den Arm, bevor James groß reagieren konnte, und strich die Anspannung aus seinen Rückenmuskeln. James lehnte sich in die Umarmung und genoss sie einige Atemzüge lang, dann schob Scorpius ihn weg. „Ich glaube, Harry Potter sollte man nicht warten lassen.“

Schwitzige Finger hin oder her, James nahm Scorpius‘ Hand und ließ sie nicht eher los, bis sie die Treppe erreichten, die in die Eingangshalle führte. Schon von oben konnte er die Silhouette seines Vaters in der offenstehenden Tür erkennen. Draco lehnte am Türrahmen, blockierte den Durchgang eher lässig, ließ aber eindeutig keinen Platz um jemanden hereinzulassen. Nur ein kalter Wind schaffte es durch die Lücke.

„James?“ Harry entdeckte ihn über Dracos Schulter hinweg. Er sah noch müder als sonst aus, sein unrasierter Kiefer noch dunkler. Man hätte das auf eine aus Sorge schlaflose Nacht zurückführen können, wäre da nicht der Rückstand einer Zornesfalte zwischen seinen Braunen zu sehen.

Schlurfend und mit ablehnend verschränkten Armen wagte James sich an die Tür. „Dad.“

„Angenehme Stimmung. Ich lass sie euch alleine genießen“, sagte Draco und gab James einen Klaps auf die Schulter. Der triumphierende Zug um seine Mundwinkel machte mehr als deutlich, dass er Harry bloß mit einer halbwegs freundlichen Geste provozieren wollte. „Schrei, wenn du was brauchst, James.“

Es funktionierte. Harrys Augen glühten und ließen Draco keinen Schritt unbeobachtet tun, bis er im Salon verschwunden war. Dann fokussierte er sich auf Scorpius, der etwas Abstand gehalten hatte und am Treppengeländer lehnte.

„Woher wusstest du, dass ich hier bin?“, fragte James, als Harry keine Anstalten machte etwas anderes zu tun, als Scorpius anzustarren. „Hat Teddy es dir verraten?“

„Teddy wusste, wo du bist? Dann hat er mich angelogen?“ Harry schüttelte enttäuscht den Kopf – normalerweise ließ er nichts auf Teddy kommen, und James hatte daran nichts ändern wollen. Bevor er das klarstellen konnte, zückte Harry ein Papier aus seiner Jackentasche. Das Foto, das James von Hastings zugeschickt bekommen hatte. „Ich hab das hier in deinem Zimmer gefunden, als –“

James riss es ihm aus der Hand. „Das ist privat. Mein Zimmer ist privat. Du kannst da nicht einfach drin rumwühlen!“

„Ich hab mir Sorgen gemacht“, zischte Harry, sichtlich bemüht das Volumen seiner Stimme zu zügeln. „Du bist ohne ein Wort abgehauen, James. Ich hab die ganze Nacht nach dir gesucht. Überall, wo ich dich vermutet hätte. Und wo bist du? Bei wem?“

„Noch eine Enttäuschung mehr, hm?“

Harry rieb sich über sein erschöpftes Gesicht, schob die Brille hoch bis auf seine Stirn. Sie fiel zurück auf seine Nase, musste aber gerade gerückt werden. „Deine Mutter hat sich falsch ausgedrückt. Komm nach Hause und wir reden darüber. Bitte.“ Er ließ eine Pause, die James nicht füllen wollte. „Es ist Weihnachten, James, bitte.“

„Ich weiß, welcher Tag ist. Danke, dass du mir nicht einmal das zutraust“, murrte James. „Sicher, dass ihr mich überhaupt dabei haben wollt?“

„Natürlich, sei nicht albern. Du hast auch noch einen Haufen Geschenke auszupacken.“ Harry versuchte sich an einem Lächeln, das zu steif war um James aufzutauen.

„Ist ein neuer Besen dabei? Ich bin mir sicher, ich könnte damit prima den Boden fegen“, sagte James eisig. „Davon abgesehen, dass ich vielleicht gar keinen Bock auf Friede, Freude, Eierkuchen in einem überfüllten Haus habe. Was, wenn ich lieber hier sein würde?“

Harry zog ein Gesicht, als hätte James ihm eine Stinkbombe vor die Füße geworfen, und James war so kurz davon entfernt richtig wütend zu werden. „Ich weiß, dass du verletzt bist, aber das wird nicht besser, wenn wir das nicht klären. Komm nach Hause. Wenn nicht meinetwegen, dann wegen deinen Geschwistern. Ihr Weihnachten ist schon den Bach runtergegangen, sollen wir die Ferien hinterherschicken?“

Daran hatte James nicht gedacht. Weder an seine Geschwister, noch seine Cousins und Cousinen oder den ganzen Rest seiner Familie. Er dachte an Teddy, dessen großen Moment er wahrscheinlich zerstört hatte.

James atmete tief durch und seufzte geschlagen. „Okay, ich komm schon. Warte kurz.“ Er drehte seinem Vater den Rücken zu und ging zu Scorpius, der ihn anlächelte, obwohl ihm aufgefallen sein musste, wie Harry das Gesicht verzogen hatte. So einen Ausdruck hatte Scorpius nicht verdient. „Tut mir leid.“

„Schon gut.“ Scorpius gab ihm einen Klaps gegen den Oberarm, sehr freundschaftlich, was James an ihren Hogsmeade-Ausflug erinnerte – schon da hatte ihn das gestört, aber jetzt, vor allem nach der letzten Nacht, tat es irgendwie weh. Wahrscheinlich meinte Scorpius es nur gut und wollte die Situation vor James‘ Vater nicht ungemütlich machen. „Du machst das Richtige. Klär das und es wird dir besser gehen.“

„Und wenn nicht?“

„Meine Tür steht dir immer offen“, sagte Scorpius schulterzuckend.

James lächelte. „Danke. Für alles.“

„Kein Problem.“ Scorpius winkte ab. Seine Hand landete auf James‘ Brust und er ließ sie dort liegen, schob sie sogar höher über den straff gespannten Stoff des geliehenen Shirt.

„Das kriegst du wieder“, versprach James. Er beugte sich herunter, bis seine Stirn Scorpius‘ berührte, und spürte die Wärme auf ihn übergehen.

„Du kannst es behalten. Dafür musst du mir aber schreiben… oder mich anflohen.“

James drückte ihm einen Kuss auf, kurz und fest, dann noch einen Längeren für den Weg und den Rest der Ferien über. Falls sie sich vorher nicht wiedersahen. Wenigstens lächelte Scorpius ihn zum Abschied an. Das war eine weitaus schönere Erinnerung, als bei ihrer letzten Trennung. Da störte ihn auch nicht der starre Gesichtsausdruck seines Vaters.

„Vergiss nicht deinen Besen.“ Scorpius‘ Vater kam mit ebendiesem aus dem Salon heraus. Er warf ihn James zu, wobei das Holz ein paar Meter durch den Raum schwebte und direkt auf James‘ geöffnete Hand zuflog.

„Danke“, brachte James ein wenig steifer hervor, als bei Scorpius. Er wusste selbst nicht, ob er es überhaupt ernst meinte. Draco Malfoy konnte so freundlich tun, wie er wollte, siebzehn Jahre Schauergeschichten würde er nicht auslöschen können.

„Nichts zu danken. Hat mich gefreut, James.“ Draco hatte ein Lächeln aufgesetzt, das an einer Seite einknickte, als er es in Harrys Richtung warf. „Man sieht sich, Potter.“

Harry nickte. „Frohe Weihnachten noch, Draco.“ Das klang und sah überzeugend aus, aber während er sich bei Draco Malfoy wenigstens Mühe gab, schaute er Scorpius nicht einmal an, packte James viel zu fest am Arm und zerrte ihn hinter sich aus dem Haus. Den ganzen Weg die verschneite Auffahrt runter sprachen sie kein Wort miteinander. Kaum hatten sie das Metalltor und damit das Gelände von Malfoy Manor hinter sich gelassen, riss Harry James an sich heran.

„Bist du noch ganz dicht?“, fuhr er James an. „Du lässt dich auf Scorpius Malfoy ein? Scorpius Malfoy? Seit wann bist du eigentlich schwul?“

„Mir ist kalt, Dad. Falls du’s nicht gemerkt hast, ich hab keine Jacke“, sagte James abweisend. Er versuchte sich loszumachen, nur damit Harry seinen Arm sofort und noch fester wieder einfing.

„Hattest du überhaupt vor uns davon zu erzählen?“

James‘ Gesicht war brennendheiß. Er schaute angestrengt auf den Boden. „Noch eine Enttäuschung mehr oder weniger macht doch keinen Unterschied.“

„Ach, verflucht, James, das ist mir doch egal, aber Malfoys Sohn? Hast du nie zugehört, wenn ich über diese Familie gesprochen habe? Seine Mutter und Tante haben Sirius auf dem Gewissen. Er Dumbledore.“

„Ja, aber mit Draco Malfoy hab ich nichts.“

„Gott sei Dank hast du noch ein bisschen Würde über, was?“

Darauf fiel James zuerst keine Antwort ein, und Harry ließ ihm auch nicht genug Zeit um zu überlegen, sondern packte ihn fester und disapparierte mit einem wütenden Knall. Sie landeten in dem kleinen Parkstück direkt gegenüber von ihrem Haus in London, etwas versteckt zwischen Büschen und Bäumen. Die Straßen waren verlassen an einem Feiertagsmorgen ohne Schnee, in dem Kinder hätten spielen können.

Als sie gerade die Straße überquerten sprang die Tür der Nummer zwölf auf.

„James, Merlin sei Dank!“ Seine Mutter kam die Stufen regelrecht heruntergeflogen und landete direkt in James‘ Armen. Sie drückte ihn fest genug, dass seine Rippen ächzten. „Wir haben uns Sorgen gemacht. Wo bist du gewesen?“

„Er war bei den Malfoys“, sagte Harry. „Anscheinend trifft er sich mit ihrem Sohn.“

Ginny ließ ihn los, als hätte sie sich an seinem eiskalten Oberkörper verbrannt. „Was?!“

Mittlerweile war James so kalt, dass er keine Wärme mehr in seine Oberarme reiben konnte – er versuchte es trotzdem. „Kann ich einfach –“

Ginny blockierte den Weg ins Haus. „Malfoy? Hast du noch alle Tassen im Schrank, James? Hast du nie zugehört, was wir über die erzählt haben?!“

„Doch, aber weißt du was? So schlimm können sie nicht sein, sonst hätten sie mich draußen erfrieren lassen, so wie du gerade“, platzte es aus James raus.

„Ach, war der aufgeblasene Bastard nett zu dir, ja? Soll ich dir sagen wieso? Weil du Harry Potters Sohn bist. Du hast einen guten Ruf, Einfluss und jede Menge Gold, mehr interessiert einen Malfoy nicht. Die warten nur auf die nächste Gelegenheit wieder nach oben zu kommen. Würde mich nicht wundern, wenn er seinen Sohn schon ewig darauf abgerichtet hat sich an die richtigen Leute zu halten.“

James ballte die Hände so fest zusammen, dass sogar seine kurzen Fingernägel schmerzhaft in seine Handflächen drückten. „Du kennst Scorpius doch gar nicht. Woher willst du wissen, wie er angeblich ist?“

„Das muss ich gar nicht, weil du dich nicht mehr mit ihm treffen wirst“, sagte Ginny vehement. „Such dir eine nette Freundin und versuch’s diesmal nicht gleich in den Sand zu setzen.“

„Du hast mir gar nichts zu sagen, Mum, ich bin volljährig. Ich kann selbst –“

„Solange du in meinem Haus wohnst, tust du, was ich dir sage!“, fuhr Ginny dazwischen. Sie riss James den Besen aus den Händen, packte ihn für ihr Gewicht überraschend fest an der Schulter und schubste ihn die Treppe hoch. „Du gehst in dein Zimmer und da bleibst du, bis du wieder zur Vernunft gekommen bist. Kein Besen, kein Flohpulver, nicht einmal eine Eule. Vielleicht denkst du mal drüber nach, was wir deinetwegen durchgemacht haben.“

„Ginny –“ Harry ließ sich allein durch einen Blick abwürgen.

James brauchte auch nicht noch mehr Beweise, was für ein mieser Sohn er war. Er stampfte die Treppen hoch, seine Eltern dicht auf den Fersen, und schlug ihnen die Haustür vor der Nase zu. Im Laufschritt schaffte er es bis zur Treppe, bevor sie hereinkamen, und nahm zwei Stufen auf einmal, bis er im vierten Stock eine weitere Tür zuschlagen konnte.

Am ganzen Körper zitternd schmiss er sich auf sein Bett. Der Zorn hatte ihn die Kälte vergessen lassen und wurde jetzt brennend von der Wärme aus seinem Körper vertrieben. Sie prickelte bis in seine Augenwinkel. Genießen konnte er das nicht.

Er holte das Foto aus seiner Hosentasche. Kurz schaute er es sich an, dann legte er es sicher auf seinen Nachttisch und warf sich daneben bäuchlings auf die Matratze. Sein Bett kam ihm hart und ungemütlich, irgendwie leer vor. Eine ungewöhnliche Stille füllte sein Zimmer, kaum durchbrochen von dem knisternden Kaminfeuer. Am ehesten kämpfte sein heftig pochendes Herz dagegen an.

Wie lange er so da lag wusste er nicht. Nach einer Weile ebbte der Zorn ab, nur um als eine riesige Welle zurückzukommen. Mehr als die Fäuste in sein Kissen rammen konnte er nicht tun. Auch wenn er mit dem Gedanken spielte einfach wieder abzuhauen. Zwar hatte er diesmal weder Besen noch Flohpulver, dafür aber eine ausreichende Vorstellung davon, wo Scorpius wohnte, um dorthin zu apparieren. Es war nicht fair, dass seine Eltern ihm das verbieten wollten. Einfach nicht fair.

Gegen Mittag klopfte es an seine Tür. Er antwortete nicht. Was sollte er auch sagen? Seine Eltern wollten ihm doch gar nicht zuhören.

Die Tür wurde aufgeschoben. „Jamie?“ Es war Teddy. Als James den Kopf aus dem Kissen hob schloss er gerade die Tür. In einer Hand hatte er einen Teller mit einem Stück Pizza darauf. Normalerweise aß James sowas nicht, aber der Duft brachte seinen leeren Magen gerade zum Tanzen. „Ich hab dir was zu essen stibitzt. Dachte, du hast vielleicht Hunger.“

James ignorierte seinen aufschreienden Magen und steckte das Gesicht wieder ins Kissen.

Teddy setzte sich zu ihm. Den Teller stellte er so dicht neben ihn, er hätte ihn eigentlich gleich unter seine Nase schieben können. James drehte den Kopf. Er starrte das belegte Teigstück böse an.

Teddy interpretierte das wohl falsch. „Bist du sauer auf mich? Ich hab Harry nicht gesagt, wo du bist. Wusste es ja selbst nicht so genau.“

„Schon gut“, nuschelte James in den dicken Stoff des Kissens hinein. Er dämpfte zwar seine Stimme, aber schützte seine Nase nicht vor dem Duft der heißen Pizza. Teddy stupste den Teller noch ein paar Zentimeter näher. James warf ihm den bösen Blick zu, dann setzte er sich aber auf und zog den Teller in seinen Schoß. Widerwillig aber hungrig aß er das Stück mit wenigen Happen auf.

Teddy ging nicht weg.

James kratzte die letzten Krümel vom Teller zusammen. „Tut mir leid“, murmelte er, „dass ich deinen Plan versaut habe…“

„Hey, ich bin bloß froh, dass es dir gut“, sagte Teddy. Bei näherem Hinsehen korrigierte er sich: „Na ja, offensichtlich geht’s dir nicht gut. Willst du wirklich nicht reden?“

„Dad hat dir sicher schon alles erzählt.“

„Nachdem er fertig war mich vorwurfsvoll anzustarren… ja. Seine Version zumindest.“

James dachte über die Version nach, die seine Eltern verstreuen würden. Er schob die letzten Krümel auf die Spitze seines Zeigefingers und steckte ihn in den Mund.

„Die Chance für deine Version.“ Teddy versuchte ihm mit dem Ellenbogen den nötigen Ruck zu geben, nicht sehr erfolgreich allerdings. „Hey, etwas Positives hat das Ganze doch. Du konntest dich mit Scorpius versöhnen, oder nicht?“

James war nicht danach zu lächeln oder zu grinsen oder seine Mundwinkel irgendwie hochzuziehen – sie machten das von ganz alleine. Teddy stieß ihn mit beiden Händen an, breit genug für sie beide grinsend. James schubste zurück. Zugegeben, wog er das Positive und Negative des noch jungen Tages ab, dann kam nichts dagegen an neben Scorpius aufzuwachen.

„Er ist kein schlechter Kerl“, sagte James. „Scorpius ist das absolute Gegenteil von einem schlechten Kerl. Er ist lieb, verständnisvoll und so verflucht positiv. Fast schon… perfekt.“

„Ist das eine schlechte Sache?“, fragte Teddy nach.

James stellte den Teller weg. „Was… wenn er wirklich nur so nett zu mir ist, weil ich Harry Potters Sohn bin? Was soll er denn anderes an mir finden?“

Er war nicht derjenige in der Familie mit dem Talent für Quidditch. Ein guter Sohn war er auch nicht. Er hatte weder Freds Humor noch Louis‘ gutes Aussehen, und Klassenbester war er nicht einmal geworden, als er es wirklich versucht hatte. Im Großen und Ganzen war er eine ziemliche Enttäuschung.

Teddy schien das alles entfallen zu sein. Er nahm James den Teller weg und holte sich so seine Aufmerksamkeit. „Hältst du das ehrlich für möglich?“

Ein manipulativer Slytherin, ein Malfoy, der alles dafür tat, um die nötigen Beziehungen zu knöpfen, um so einflussreich wie möglich zu sein; ja, das klang sogar sehr plausibel. Er dachte daran, wie die drei Malfoys sich gerade den Mund über ihn zerrissen. Wie Scorpius erleichtert darüber war, ihn los zu sein und nicht mehr schauspielern zu müssen. Wie er unter derselben Dusche, die James besetzt hatte, versuchte die letzte Nacht abzuwaschen.

Er schüttelte den Gedanken schnell ab. „Nein. Nein, halte ich nicht.“

„Gut“, sagte Teddy entschieden. „Sowas zu sagen passt nämlich gar nicht zu dir, Jamie. Du bist ziemlich klasse, und Scorpius muss ziemlich klasse sein, sonst hättest du ihn dir nicht ausgesucht. Deine Eltern sind beide etwas stur, aber wenn dir wirklich was an ihm liegt, dann werden sie das einsehen. Also…“ Teddy stand auf. „Kommst du mit runter zum Rest der Bande?“

James zögerte. „Ich glaub, ich hab Stubenarrest.“

„Seit wann hält dich das auf?“

„Ich will’s wirklich nicht noch schlimmer machen“, sagte James.

Teddy reihte sich in die Menschenmenge ein, die James heute schon enttäuscht hatte. „Gut, okay. Ruf mich, wenn dir langweilig wird.“ Er zog die Tür hinter sich zu und ließ James alleine auf dem Bett sitzend zurück.

Die Stille ließ nicht lange auf sich warten und stieß das Gedankenkarussell in seinem Kopf wieder an. James hielt das keine Minute aus. Er zog Scorpius‘ Hemd aus und warf sich auf den Boden für ein paar Liegestütze. Irgendwie musste er die ausgefallene Laufrunde nachholen, und hundert Stück später stand sein Kopf wieder einigermaßen still.


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