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The Flaw of Perfection - Asyl im Manor

von Dr. S

Ein gerader, fülliger Weihnachtsbaum reichte bis zur hohen Decke des Salons. Silberner und tiefblauer Schmuck funkelte an den geraden Zweigen, lückenlos umrahmt von dunkelgrünen Nadeln. Die Tanne hätte denen in Hogwarts Konkurrenz machen können.

James hatte sie von seinem Platz auf einer gemütlichen Couch genau im Blick. Im Kamin brannte ein Feuer, das die nötige Wärme zurück in seinen Körper brachte. Trotzdem brachte Scorpius ihm eine dicke Wolldecke und legte sie ihm um die Schultern. Er rubbelte sogar Wärme in James‘ zitternde Oberarme.

Es wäre schön gewesen, hätte er den Kopf nicht immer noch voll mit der Stimme seiner Mutter – und wenn Scorpius‘ Eltern nicht im selben Raum gewesen wären.

Sein Vater saß schräg gegenüber in einem hohen Armsessel, distanziert und mit einem berechnenden Funkeln in den Augen. Scorpius‘ Mutter wiederum kam mit einem Teller Gänsebraten und Gemüse herein und stellte ihn vor James auf den Couchtisch. Sie trug ein höfliches Lächeln und einen Namen, der mit seiner Extravaganz zum Rest der Familie passte. Astoria oder Asteria, James hatte es sich nicht merken können.

„Falls du Hunger hast“, sagte sie. „Wir haben gerade erst gegessen. Es ist noch warm.“

James lief beim Anblick der goldbraunen Kruste das Wasser im Magen zusammen. Er hatte Hunger, so sehr, dass sein Magen sich unter Krämpfen zusammenzog. „Danke sehr.“

„Ja, Darling, mit vollem Mund wird er uns so viel besser erklären können, was ihn aus Potters Familienidyll vertrieben hat“, sagte Draco mit einer ordentlichen Prise Sarkasmus.

„Vater.“

„Was? Ich bin nur neugierig. Ich hab einen Potter in meinem Haus. Das letzte Mal endete das damit, dass mir dieser Kronleuchter aufs Gesicht gefallen ist.“ Draco deutete mit dem Kinn nach oben, als wäre James der kristallene Leuchter an der Decke noch nicht aufgefallen. Er war gigantisch und machte beim kleinsten Windzug Geräusche wie ein Glockenspiel.

„Sie… haben ein sehr schönes Haus, Mr. Malfoy“, brachte James heiser hervor.

„Sag das dem Malfoy, der es vor neunhundertsechsundfünfzig Jahren hat bauen lassen.“

„Draco, wie wär’s, wenn wir die beiden alleine lassen?“, schlug Astoria vor. Sie nahm ihren Mann bestimmend am Arm.

„Wieso? Ich hab das ernst gemeint. Großvater Armands Portrait hängt in der Eingangshalle.“ Draco ließ sich widerwillig von seiner Frau aus dem Salon geleiten. Seine blasierte Stimme verebbte allmählich.

„Entschuldige“, murmelte Scorpius. Er setzte sich neben James auf die Couch und kam zu ihm unter die Decke. Ihre Schultern drückten gegeneinander; Scorpius musste sich kaum rühren, um ihn anzustupsen. Die Wärme drang endlich unter James‘ Haut. „Sagst du mir, was passiert ist?“

James hörte die Stimme in seinem Kopf, als würde ein Band abgespielt werden. „Meine Mutter findet mich untalentiert.“ Die Worte kamen verblüffend leicht über seine Lippen, jetzt wo er alleine mit Scorpius war. „Sie meint, ich hätte kein Talent für Quidditch und mein Vater hat ihr nicht widersprochen. Ich bin talentfreier Ballast.“

Scorpius schüttelte den Kopf, langsam, als hätte er Probleme den Sinn zu verstehen. „Hast du dir je beim Spielen zugesehen, James? Das ist kompletter Müll.“

„Danke“, sagte James in einem wenig überzeugenden Tonfall. „Aber meine Eltern sehen das wohl anders… und meine Mutter war Profi, sie schreibt immer noch die Spielkritiken für den Tagespropheten. Sie versteht davon was.“

„Kritiker glauben immer, sie würden was von ihrem Fach verstehen. Warum machen sie’s dann aber nie selbst besser?“

„Meine Mutter hatte drei Kinder großzuziehen“, murmelte James. Eine einfache Erklärung, die er tausendmal gehört hatte. Erst jetzt ging ihm ein Licht auf. Er presste beide Hände vor sein Gesicht. „Bestimmt musste sie meinetwegen aufhören. Ich hab ihre Karriere versaut und stelle mich als Enttäuschung heraus, toll…“

Scorpius‘ Antwort war ein leises Lachen. Er legte jetzt auch eine Hand auf James‘ Oberschenkel, ließ die andere weiterhin auf seinem Rücken. „Du bist der talentierteste Quidditch-Spieler in Hogwarts. Ich hab all deine Spiele gesehen, glaub mir ruhig.“

„Weil ich so viel trainiere.“ James nickte. „Aber das gewisse Etwas wird immer fehlen.“

Scorpius streckte sich um James‘ herum und fasste ihn an der Wange. Mit sanftem Druck zwang er James ihm direkt in die Augen zu sehen. „Dir fehlt gar nichts. Kein Talent, kein gewisses Etwas, weil du von beidem mehr als genug hast.“

Hier und jetzt hätte James ihn küssen können. Unter der Decke schmiegte er sich heran. „Mir… ist kalt“, raunte er und versuchte sich anzulehnen. Scorpius nahm Abstand. Er schlüpfte unter der Decke hervor und schlug sie ganz um James‘ Körper herum.

„Du solltest das Essen probieren. Das wärmt auf.“ Scorpius stellte den Teller auf James‘ Schoß ab und wartete geduldig. Sein Lächeln war steif.

James hätte nichts anderes erwarten sollte. Er hatte nicht einmal groß eine Ahnung was er sich eben gedacht hatte. Dass Scorpius ihn überhaupt reingelassen hatte, grenzte an ein kleines Wunder. Er hatte sich wie ein Arschloch verhalten und sich noch nicht dafür entschuldigt.

„Iss, James. Ich weiß, dass du es willst“, sagte Scorpius. „Du siehst aus, als hätte ich dir einen Teller Gummiwürmer vorgesetzt.“

„Ich hab… sowas ewig nicht gegessen.“ James piekte mit der Gabel Löcher in die Kruste des Bratens. Saft und Soße traten hervor und ließen die Glasur noch mehr glänzen. „Sieht wirklich lecker aus.“

„Ist ziemlich lecker. Ich hatte schon davon, glaub mir, das Gift schmeckt man gar nicht heraus.“ Er zwinkerte.

James schmunzelte darüber. Er schnitt ein Stück Fleisch ab und schob es sich in den Mund. Die Gewürze, das Fleisch, die Soße, und das verdammte Fett rangen um jeden Strang Aufmerksamkeit seiner Geschmacksnerven. Sein Magen füllte sich mit einer anderen Wärme, die nicht ganz wettmachen konnte, dass Scorpius nicht mehr direkt neben ihm saß, aber sich große Mühe gab. Er versuchte sich nicht zu sehr anmerken zu lassen, dass er am liebsten alles sofort in sich reingestopft hätte.

Scorpius‘ Blick lag bei jedem Bissen auf ihm, was James erst auffiel, als er schon halb durch mit dem Essen war.

„Hab ich was im Gesicht?“ Schnell griff er eine Serviette und wischte sich mögliche Soße von den Lippen.

Scorpius schüttelte den Kopf. „Freut mich bloß, dass es dir schmeckt.“

„Gegen ein bisschen mehr Gift hätte ich nichts einzuwenden“, murmelte James in die Serviette hinein.

„Oh, James. Das wird wieder.“ Aus Scorpius‘ Mund hörte sich das fast glaubhaft an.

James seufzte in die Serviette und legte sie an den Tellerrand. Er zupfte daran herum. Wäre es eine Papierserviette gewesen, wie sie sie zu Hause hatten, hätte er schon ein Stückchen abgerissen. „Wie?“, fragte er heiser. „Alles, was ich kann, ist Quidditch. Ich stehe morgens wegen Quidditch auf, ich esse wegen Quidditch, ich setze Quidditch über allem anderen an.“ Er fing das traurige Glitzern in Scorpius‘ Augen auf. „Und jetzt kann ich es nicht einmal?“

„Bist du sicher, dass es nur um Quidditch geht?“, fragte Scorpius mit leiser Stimme. Er traf zielsicher einen wunden Punkt, den James erst langsam zu verstehen begann.

„Ich versuche so hart gut in etwas zu sein und versage. Eine größere Enttäuschung kann man nicht sein.“

Scorpius hatte es wohl nicht öfter als einmal in sich James ins Gesicht zu lügen. Und wenn das vorher keine Lüge gewesen war, dann wäre es jetzt eine. Er hatte Scorpius enttäuscht, hatte ihn verletzt, und dafür verdiente er kein Essen und keine warme Decke.

„Ich will dir nicht auf die Nerven gehen. Ich werd lieber –“

„Du kannst hierbleiben“, sagte Scorpius sofort. „Solange du willst.“

Sogar der Wald wäre besser als wieder nach Hause zu gehen. „Und das ist okay für dich?“

Scorpius‘ Lächeln hatte sich zurückgeschlichen. Es war noch weit von dem entfernt, das James zerstört hatte. „Ich gehe meinen Eltern Bescheid sagen.“

„Wenn sie Nein sagen ist das auch okay.“

„Ich habe gesagt, dass ich ihnen Bescheid sage“, wiederholte Scorpius vehement. Er ließ weder seinen Eltern noch James eine Wahl, und das schnürte James vor Rührung die Kehle zusammen. Er lächelte Scorpius an, lächelte ihm hinterher, bis er den Raum verließ.

James aß auf und trank den schwarzen Tee, den er bisher ignoriert hatte. Die Müdigkeit machte sich allmählich bemerkbar. Er war erschöpfter, als nach seiner ausgeweiteten Runde heute, und kuschelte sich in die Decke. Einschlafen wollte er nicht. James starrte mit schweren Lidern ins Feuer, bis Scorpius zurückkam – zusammen mit seinen Eltern.

Scorpius‘ Mutter setzte sich neben ihn auf die Couch. „Natürlich kannst du bleiben, James. Scorpius bringt selten genug Freunde mit. Am besten schickst du deinen Eltern eine Eule, damit sie sich keine Sorgen machen“, sagte sie.

Draco hatte James‘ Besen entdeckt, der schräg an der Couch lehnte, und musterte ihn ausgiebig. Er wagte es sogar seine Finger über den polierten Stil fahren zu lassen. „Meinetwegen können sie sich ruhig Sorgen machen“, murmelte er.

James musste ihm zustimmen. Einem Malfoy, einem Slytherin der schlimmsten Art, dem Erzfeind seines Vaters; und er musste ihm zustimmen. Er traute sich nicht, das auszusprechen und war froh, dass Scorpius seinen Blick deuten konnte.

„Verschieben wir das doch auf Morgen. James, ich zeig dir, wo du schlafen kannst.“ Scorpius winkte ihn zu sich, als würde er nicht schnell genug von seinen Eltern wegkommen können. Also ließ James die Decke zurück, murmelte ein Standarddanke für das Essen zu Scorpius‘ Mutter und versuchte Scorpius‘ Vater so gut es ging zu ignorieren.

„Netter Besen, Potter“, raunte Draco ihm im Vorbeigehen zu. Sein Blick hatte etwas Unbehagliches und verfolgte James bis hinaus in die Eingangshalle. Erst auf der Treppe in den ersten Stock wurde er ihn los, und auch nur, weil er sich kräftig schüttelte.

„Was hat er dir gesagt?“, fragte Scorpius. Das nervöse Zucken seiner Finger entging James nicht. Er könnte es verstehen, wenn sie noch mehr wären – und er realisierte zum ersten Mal, dass er gerade seinen ersten Eindruck bei Scorpius‘ Eltern ordentlich versaut hatte. Der heutige Tag konnte nicht früh genug zu Ende sein.

Vorher wollte er es sich nicht nehmen lassen Scorpius zu beruhigen. „Nichts Besonderes. Hat mich eigentlich enttäuscht, dass er mich nicht in eure Folterkammer im Keller stecken wollte.“

Scorpius warf ihm ein Grinsen zu. Er führte James einen langen Korridor herunter, eingerahmt von hohen Wänden aus Stein, bedeckt von antiken Wandteppichen und Gemälden. Alles wirkte gut in Stand gehalten, aber wie aus einer anderen Zeit. Moderne Möbel und Fenster brachen die Wirkung gerne mal. Es hatte irgendwas.

Die Türen sahen alle gleich aus. Scorpius blieb vor einer stehen, als wäre sie etwas Besonderes.

„Hier ist mein Zimmer.“ Sie war etwas Besonderes. „Falls du irgendetwas brauchst, reden willst oder… dich verläufst kannst du zu mir kommen. Die Wahrscheinlichkeit besteht, dass ich im Halbschlaf ein Kissen nach dir werfe.“ Er klopfte James auf die Schulter und trieb ihn um die Ecke. „Hier ist das Gästezimmer und hier drüben das Bad. Herzufliegen war sicher anstrengend – und kalt. Nimm eine heiße Dusche, ein warmes Bad, was immer dich aufwärmt. Ich werde dir solange ein paar Sachen zum Schlafen raussuchen.“ Er wollte sich mit einem Lächeln – weiter viel zu steif – wegdrehen, aber James hielt ihn am Arm fest.

„Scorp…“ Nur, damit ihm keine Worte einfielen… Der traurige Schimmer in Scorpius‘ tiefgrauen Augen machte sich auszudrücken unmöglich.

„Hast du in der letzten Woche meinen Namen wieder vergessen?“, fragte Scorpius. Es sollte ein Scherz sein, etwas auflockernd, aber verursachte genau das Gegenteil. Sie standen voreinander, versunken in unangenehmes Schweigen, und schauten sich nicht einmal an.

Es konnte doch nicht so schwer sein sich zu entschuldigen, sich zu bedanken… James brachte keinen Ton heraus. Noch eine Zurückweisung würde er nicht ertragen. Und was für einen Grund hatte Scorpius ihn zurückzunehmen? Das alles hier war am Ende nicht mehr als Mitleid oder Pflichtbewusstsein, genauso wie ein Schulterklopfer oder eine Umarmung nach einem schlechten Spiel.

„Ist schon gut, James“, sagte Scorpius, als würde er per Legilimentik in James‘ verwirrten Kopf schlüpfen können. „Geh dich aufwärmen.“ Er löste James‘ Griff und ging, verschwand hinter der Ecke zu seinem Zimmer. James überlegte ihm nachzugehen, ihm nachzurufen… oder ihn gleich gegen die Wand zu stoßen und zu küssen.

Aber dann fiel ihm wieder ein, dass Scorpius ihm ausgewichen war. Zu Recht.

James ging ins Badezimmer. Ein Raum aus purem Marmor mit hohen Fenstern hinter denen sich die verschneiten Gärten auftaten. An der Decke hing ein Kronleuchter, der im Vergleich zu dem im Salon winzig war. Er erleuchtete das Bad dennoch komplett. Die Badewanne machte der im Vertrauensschülerbad von Hogwarts keine Konkurrenz, aber James war sowieso nicht an Schaumbädern interessiert. Er entschied sich für die abgetrennte Duschkabine.

Das heiße Wasser tat verdammt gut auf seiner Haut. Jede letzte Zelle, die noch von seinem Flug hierher ausgekühlt war, wurde ins Leben zurückgeholt. Er konnte endlich den letzten Schweiß abwischen, der von seiner Lauftour zurückgeblieben war. Es kam ihm vor als wäre das bereits eine ganze Woche her.

James stieg aus der Dusche, klitschnass und aufgewärmt, griff sich ein verboten weiches Handtuch und –

„Oh, ups.“ Scorpius stand in der Tür, einen Stapel Kleidung in der einen Hand, die andere an der Türklinke liegend. Er errötete leicht. „Ent…schuldige.“

James knotete sich das Handtuch um die Hüften. „Schon gut.“ Er grinste und verfolgte Scorpius‘ Blick, der langsam über seine nasse Brust abwärts driftete. Ein paar Zentimeter weiter und Scorpius wären die Klamotten aus der Hand gefallen. Sie lagen schon ziemlich schief. James kam ihm zur Hilfe und streckte die Hand nach den Sachen aus, stützte sie. „Ist das für mich?“

Scorpius schreckte auf, wie nach einer Stunde Wahrsagen in Professor Trelawneys stickigem, nach Tee duftendem Klassenzimmer. „Wie… was? Ja! Ja, such dir was aus. Ich glaube… meine Sachen dürften dir ein bisschen… klein sein…“

„Das macht nichts.“ James machte noch einen Schritt vor, um die Sachen zu nehmen. Scorpius wich mit ausgestreckten Armen zurück. Hinter sich hatte er die Wand, gleich daneben die offene Tür. James trieb ihn absichtlich von der Tür weg gegen die Marmorwand. Der Stapel Kleidung schob sich auf den letzten Zentimetern gegen seinen Torso. James hob die Sachen aus Scorpius‘ Griff. „Danke.“

Scorpius brachte ein tonloses, kaum hörbares „Gern geschehen“ hervor.

Für eine Kleinigkeit konnte James sich also problemlos bedanken, dann würde er das wirklich Wichtige, dass Scorpius ihn aufgenommen hatte, auch nachholen können. James hob die Hand an Scorpius‘ Gesicht und streifte eine Ponysträhne, die von der Luftfeuchtigkeit aus der Fassung gebracht worden war.

„Ich… Das alles ist wirklich –“

„Nicht der Rede wert“, sagte Scorpius. Er drehte den Kopf zur Seite, leicht aber deutlich von James‘ Hand weg. „Ich sollte…“ Er stockte, als James nicht nur seine Hand zurückbrachte, sondern sich auch weiter vorlehnte. Sein Atem flatterte und hinterließ ein warmes Kribbeln auf James‘ Lippen. In seinen Augen leuchtete diesmal etwas anderes als Traurigkeit. Trotzdem gab er James einen Schubs gegen die nasse Brust und stieß ihn von sich weg. „Ich sollte dich alleine lassen, dann kannst du dich umziehen.“

„Dafür musst du mich nicht alleine lassen“, raunte James, worauf Scorpius sich nur hastiger wegdrehte und mit voller Kraft gegen den Türrahmen rannte.

„Autsch…“ Er rieb sich das Gesicht, schaute aber nicht zurück, und fluchte undeutlich in seine Handfläche. Ehe James ihn auch nur anfassen konnte, hob Scorpius abwehrend eine Hand, als würde er das spüren, und unternahm einen zweiten, erfolgreicheren Versuch das Badezimmer zu verlassen.

James wusste damit nicht so richtig viel anzufangen. Die Luft kam ihm noch feuchter und heißer vor, egal wie viel er davon einatmete. Scorpius machte es so einfach zu denken, dass alles in Ordnung war. Dass er ihm nie gesagt hatte, er würde ihn nicht mehr sehen wollen. Dabei war es nicht einfach und James wusste nicht, wie er das ändern sollte. Er wusste bloß, dass er es ändern wollte.

In Gedanken versunken rubbelte James sein Haar trocken. Er zog ein schwarzes Baumwollhemd mit langen Ärmeln an, das sicherlich verdammt teuer war. Vieles, was Scorpius an Kleidung und Roben hatte, war mehr als ein paar Galleonen wert. Warum genau Stoff so viel kosten konnte, hatte sich James noch nie erschlossen – dafür hatte er einen bestimmten Cousin, dem er dabei aber auch nicht wirklich zuhörte. Wichtig war ihm, dass es nach Scorpius roch, da machte es auch nichts, dass der Stoff sich um seine Schultern spannte. Probleme eine passende Hose zu finden hatte er merkwürdigerweise keine.

Er hätte schlafen gehen können. Das Zimmer wiederzufinden war nun wirklich nicht schwer. Es war dunkel und er war erschöpft. Schlaf schien eine gute Idee zu sein. Er würde sich ins Bett legen, sich in Scorpius‘ Hemd kuscheln und daran denken, wie viel mehr Stoff er seinen Eltern dadurch gab ihn zu verurteilen. Und das hätte ihn gerade nicht weniger kratzen können.

Das Gästezimmer ließ er links liegen und bog um die Ecke. Er fand Scorpius‘ Zimmertür sofort wieder, scherte sich nicht um den langen Korridor und stieß sie ohne anzuklopfen auf. Ihm flog kein Kopfkissen an den Kopf.

Der Raum war groß genug, dass sein eigenes und Albus‘ Zimmer hineingepasst hätte. Er war düster, bis auf ein paar schwebende Kerzen und ein kleines Kaminfeuer. Durch die Fenster drang noch gräuliches Licht, das über den Tag von der weißen Schneelandschaft eingefangen worden war. Scorpius saß dort auf der gepolsterten Fensterbank, hatte hinaus auf die Gärten gesehen, die er in- und auswendig kennen musste, und stand überrascht auf.

„James… Hast du dich verlaufen?“, fragte er leicht amüsiert.

„Hör auf damit.“ James trat herein und warf die Tür hinter sich zu. Er achtete nicht groß auf die Umgebung, nahm verschwommen Regale, Schreibtisch und Bett wahr, als er den Raum durchquerte. Vor Scorpius blieb er stehen. „Hör auf damit, okay? Du bist sauer auf mich, verstanden, aber zeig es dann auch. Schrei mich an, schlag mich, wirf mich raus, sei nur nicht so verdammt nett. Das hab ich nicht verdient und es… und es ist verwirrend.“

Ein Lächeln hatte sich auf Scorpius‘ Gesicht geschlichen und kam schon näher an das alte heran, als jedes, das er bisher heute gesehen hatte. „Ich bin nicht sauer auf dich. Ich war’s. Dann war ich traurig, sauer auf mich… aber ich würd dich nie in den Schnee jagen. Und ich würde definitiv nicht ausnutzen, dass du durch den Wind bist.“

„Aus…“ James verspürte den dringenden Drang zu lachen. „Mich ausnutzen?“

„Du hast es selbst gesagt. Du bist verwirrt!“

Das Lachen blubberte unaufhaltsam über James‘ Lippen. So witzig war es gar nicht, aufzuhören schien aber nicht zur Debatte zu stehen. Dafür hätte Scorpius ihn wirklich rauswerfen sollen, am Ende stimmte er mit ein, als wäre James‘ Lachen zur Abwechslung einmal ansteckend. Wenigstens schlug er James doch endlich, wenn auch viel zu sanft gegen den Oberarm.

„Du bist gemein, James Sirius Potter, richtig fies.“

James nickte. „Ich weiß. Deswegen hab ich dich auch nicht verdient.“

Scorpius schlug ihn noch einmal, noch sanfter sogar, sodass kaum mehr als ein Streicheln daraus wurde. „Sag das nie wieder.“

„Was sonst?“ James fing seine Hand ein, ehe Scorpius ihn loslassen konnte. „Streichelst du mich weiter? Das wäre nämlich eher ein Grund dafür.“ Er tastete sich langsam vor, während er Scorpius an Ort und Stelle festhielt, und senkte die Stimme, verbannte den neckenden Tonfall: „Es tut mir leid.“

„Entschuldigung angenommen“, murmelte Scorpius. Er wich diesmal nicht zurück, als James an ihn herantrat. Seine Finger gruben sich mit jedem Zentimeter tiefer in James‘ Arm. Er atmete schwer. „Du fehlst mir…“

„Du mir auch“, hauchte James, schloss die letzten Millimeter und küsste Scorpius. Er prallte gegen trockene Lippen, die sich hungrig öffneten und feucht unter der unkontrollierten Kombination von Zunge und Zähnen wurden. Pure Hitze pulsierte durch seine Venen und drang bis in seine Zehenspitzen. Das hätten sie gleich tun sollen um ihn aufzuwärmen.

James packte Scorpius im Nacken, am Rücken, ließ seine Hände immer wieder neue Plätze suchen und konnte sich nicht entscheiden, wo sie verharren sollten. Er wollte alles zur selben Zeit. Einzig und allein um Luft zu schnappen nahm er kurz Abstand.

„Ich sollte…“ Der Satz kam ihm nicht über die Lippen, als Scorpius ihn direkt ansah, der Blick so nah, dass James ihn auf seiner Haut brennen spürte. „Ich sollte besser… gehen.“

Scorpius nickte kaum merklich. „Wahrscheinlich.“ Und sie küssten sich wieder, heftiger diesmal, pressten sich fest gegeneinander. James versuchte gar nicht Scorpius‘ Berührungen zu verfolgen, genoss einfach das Gefühl, wenn sie seine nassen Haare durcheinander brachten, an dem Hemd zerrten, das er gerade erst angezogen hatte, und seine Haut zum Kochen brachten. Er ließ Scorpius‘ Finger ganz instinktiv das Hemd höherziehen, bis über seinen Kopf, und kam erst darauf das Gleiche zu versuchen, als es schon am Boden lag.

Scorpius‘ Haut war unfassbar weich und roch intensiver und besser, ohne frisch gewaschene Baumwolle, die sie versteckte. James löste Knöpfe, zerrte Stoff über die schmalen Schultern und trieb Scorpius mit entschlossenen Schritten nach hinten. Sobald er das Hemd losgeworden war, gab er Scorpius einen Stoß und warf ihn damit auf das Bett. Die Federung beförderte ihn gut fünf Zentimeter zurück in die Luft, vielleicht noch höher, wäre James ihm nicht gleich nach. Er drückte Scorpius mit seinem ganzen Gewicht in die Matratze.

Anstatt ihn wieder zu küssen, zögerte er und schob seine Hände über Scorpius‘ Hüften, grinste. Scorpius grinste zurück. Als James ihm die Hose herunterzog, rutschte er hoch bis zu den Kopfkissen und schälte sich so aus beiden Hosenbeinen. James folgte ihm auf den Knien, beide Hände an seiner geliehenen Hose, die er herunterzog, während er den Blick über die nackte Brust nach unten schweifen ließ. Er schluckte hart. So perfekte Haut hatte er noch nie gesehen. Keine Unebenheit, keine Sommersprosse konnte er im Kerzenlicht entdecken.

Er dachte an sein letztes Mal in dieser Position und wie er nur weg gewollt hatte, wie bei jedem anderen Mal, das er hinter sich gebracht hatte. Vielleicht lag es daran, dass Scorpius so viel wunderschöner war, als jedes Mädchen, das er je gesehen hatte, aber gerade wollte er nicht einmal daran denken wegzulaufen. Er wollte das hier. Jeden Zentimeter wollte er.

Scorpius unterbrach seinen Blick, indem er ihn mit einem Ruck auf sich zog. Aus dem angesetzten Kuss wurde nicht mehr als ein Keuchen, das James verstärkte, als er sein rechtes Bein zwischen Scorpius‘ schob und anzog. Er schob seine Hand in die gleiche Richtung und löste ein irgendwie gequältes Seufzen aus, das sich über Scorpius‘ zusammengepresste Lippen quälte. Scorpius klammerte sich an ihn, verkrampfte sich schon bei der ersten sanften Berührung und kam. Er ließ ihn wieder los, um sein Gesicht hinter seinen Händen zu verstecken.

Er fluchte leise, während James seine Hand an der Bettdecke abwischte. „Tut mir leid. Ich… hab nie… Ich…“

„Ist schon gut.“ James küsste seine Schulter. Er robbte höher, bis er wieder auf Scorpius lag, und küsste seinen Handrücken, der die brennendheißen Wangen vor ihm verstecken sollte. „Wir machen einfach weiter, ja? Wo waren wir? Ah, ja… Ich hab dich vermisst.“

Scorpius gluckste und linste zwischen seinen Fingern durch. Langsam zog er sie herunter und kaum waren seine Lippen frei, verschloss James sie mit seinen. Er drängte seine Hüften bis gegen Scorpius‘ und wiederholte die Bewegung, bis sich ein Stöhnen ohne Hindernis in seinen Mund schleichen konnte. Scorpius‘ Hüften hoben sich ihm immer schneller entgegen, bis seine Hand ganz leicht unter ihn kriechen konnte. Er schob einen Finger vor, ließ einen zweiten in die Hitze vordringen und folgte mit einem Dritten. Das Stöhnen schwächte mit jedem ab und am Ende war nicht einmal ein Seufzen übrig, nur ein angestrengtes Stirnrunzeln auf Scorpius‘ Stirn.

James‘ Herz schlug wie ein ausgebüchster Klatscher gegen seinen Brustkorb. Er griff Scorpius‘ Bein in der Kniekehle und winkelte es an. Vorsichtig drang er in ihn ein, und das Stirnrunzeln wechselte zu ihm, während es von Scorpius‘ Stirn verschwand.

Scorpius schlug das angewinkelte Bein um ihn. Er zwang James bis zum Anschlag vorzustoßen. Der Ruck zerrte James aus seiner Balance. Er wäre beinahe haltlos auf Scorpius gekracht und stützte sich gerade noch auf seinen Ellenbogen ab. James nutzte den neuen Stand um sein Gewicht zu verlagern und begann sich zu bewegen. Langsam, vorsichtig, um nicht noch mehr Schmerz zu verursachen, und sich so zu konzentrieren bereitete ihm Kopfschmerzen. Jeder Teil von ihm schrie danach sich zu vergessen, und als Scorpius sich mit allen Gliedmaßen an ihn klammerte, war Kontrolle das Letzte, an das James einen Gedanken verschwendete.

Er stieß mit den Hüften vor, härter und tiefer, bis er mit jedem Mal ein verlockendes Stöhnen aus Scorpius‘ Mund trieb. James ließ mehr Kraft in seine Hüften, zog das Tempo an und hörte nicht auf bis sie beide den Höhepunkt in seinem Rhythmus erreichten. Aus seinem Mund kam kein Stöhnen mehr, sondern fast schon ein Schrei.

Hinter seinen Lidern blieb ein verwirrender Farbenmix zurück, den er zu entknoten versuchte, während er nach Atem rang. Als er die Augen öffnete und auf Scorpius‘ wunderschönes Lächeln heruntersah, musste er so breit grinsen, dass er sich dämlich vorkam. Er küsste Scorpius und zog so seinen Blick auf sich, dann drückte er noch einen Kuss auf seine lächelnden Lippen, während sie einander anblickten.

Das hier fühlte sich verdammt nach Perfektion an – zumindest kurz. Dann fing er an sich zu überlegen, was er alles falsch gemacht hatte, was er hätte besser machen können, wie nach einem verpatzten Quidditch-Spiel. Ein Teil von ihm befürchtete, Scorpius würde ihn gleich schlagen, beschimpfen, ignorieren oder am Ende sogar in Tränen ausbrechen. Wäre nicht das erste Mal.

Er küsste Scorpius‘ Kiefer, seinen Hals und arbeitete sich bis zu seinem Schlüsselbein herunter. Scorpius duftete wie die Seife, die James sich aus dem Bad geliehen hatte. Vielleicht dufteten sie gerade sogar gleich. Er suchte in seiner Halsbeuge nach Ablenkung von negativen Gedanken. Das klappte so wunderbar.

Scorpius lehnte den Kopf zurück in die Kissen und streichelte über James‘ Nacken. Er seufzte leise. „Wir sollten reden, oder?“

„Hm?“ James saugte sich an Scorpius‘ Hals fest, genau dort, wo er den Herzschlag in der Schlagadern spüren konnte. Scorpius‘ Antwort war ein weiteres Seufzen, worauf James nachhakte: „Worüber?“

„Was das hier war?“, gab Scorpius zurück.

James hob den Kopf um Scorpius anzusehen. Er wiegte verwirrt den Kopf von einer Seite auf die andere und war versucht die offensichtliche Antwort zu geben.

„Was das hier bedeutet“, ergänzte Scorpius schnell, als würde er verhindern wollen, dass James sich mit seiner Antwort blamierte. „Ist es… eine einmalige Sache oder… sind wir wieder… na ja.“

James beobachtete haargenau jede Bewegung von Scorpius‘ rotgeschwollenen Lippen. Er hörte die Worte kaum. Sein Puls schlug bis in seine Ohren. „Wir sollten reden, ja…“

„Ja…“ Scorpius streichelte durch James‘ wirr getrocknetes Haar. Dann packte er ihn im Nacken, an der Schulter und rollte ihn herum. Er zwang James auf den Rücken und setzte sich auf seinen Schoß, presste ihn in die Kissen. Scorpius lehnte sich dicht an James‘ Lippen. „Können wir das vorher nochmal tun?“

James grinste und fing Scorpius‘ Kuss auf, wie einen perfekt gepassten Quaffel.


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Die Entschlüsselung der Namen ist gut und schön, aber manchmal habe ich den Eindruck, dass dem zuviel Bedeutung beigemessen wird. Überspitzt gesagt, könnte Malfoy auch Müller-Lüdenscheid heißen, er würde aber dieselbe finstere Figur bleiben.
Klaus Fritz