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Fanfiction

The Flaw of Perfection - Prioritäten

von Dr. S

Der Schnee ließ sich bis Mitte Dezember Zeit, fiel dann aber in Schnatz-großen Flocken, unter denen die Ländereien über Nacht verschwanden. Quidditch schien unbeliebter bei den eisigen Temperaturen, dem unerbittlichen Wind und Schnee zu werden. Vor allem bei den Ravenclaws, deren Mannschaft durch eine Massengrippe niedergestreckt wurde. Eigentlich eine gute Nachricht für Gryffindor, immerhin bedeutete das eine Möglichkeit für ein Zusatztraining – und die würde James sich nehmen lassen.

„Ravenclaws Kapitän hat mir das Feld versprochen“, sagte James.

„Ich hab das Feld vor einer Woche angefragt“, blaffte Hastings.

James grinste. „Wer zuerst kommt, malt zuerst.“

„Ich war aber zuerst hier!“

„Ähem…“ Hufflepuffs Kapitän räusperte sich. „Ich hätte auch gerne –“

„Schnauze.“

„Verpiss dich!“

„Jungs, kriegt euch ein.“ Der Schiedsrichter machte seinen Job zur Abwechslung einmal ganz gut und schubste sie auseinander. Er hatte sich beim Lehrerzimmer abfangen lassen und bereute das offenbar. Schwer seufzend hielt er Hastings an seiner Krawatte fest, wie einen bisswütigen Köter an der Leine. Hufflepuffs Kapitän wich mit dem ganzen Oberkörper vor ihm zurück.

„Es ist doch bald Weihnachten“, sagte der Schiedsrichter, als hätte das irgendwann einmal etwas für ihn bedeutet. „Wollt ihr das nicht freundlich klären?“

Hastings zeigte auf ihn. „Der Bastard ist gar nicht dazu bereit etwas zu klären.“

„Wieso klären? Das ist mein Feld“, knurrte James. „Ich hab meinem Team schon Bescheid gesagt.“

„Ich hab’s meinem Team zugesagt“, sagte Hastings.

Der Schiedsrichter schaute sie genervt und gleichzeitig erwartungsvoll an. An Hufflepuffs Kapitän blieb er hängen, der nur die Hände hob und aufgab. Er ging an ihnen vorbei in Richtung Treppe, beschleunigte schon nach einigen Metern, als könne er nicht schnell genug wegkommen.

Wenn das hier nach Schleimfaktor ging, hatte James auch schon verloren.

„Potter, du hast es mit Dingle abgesprochen, also ist es dein Feld“, sagte der Schiedsrichter. Er zog Hastings an der Krawatte zu sich und raunte: „Find dich damit ab. Ich will keine Streitereien.“

Hastings konnte sich nicht damit abfinden, so wie er James vor Hass brodelnd anstarrte. Es war ein Wunder, dass er bisher für sich behalten hatte, was er im Bootshaus gesehen hatte. James hätte damit gerechnet, dass er das Foto auf Poster drucken und exklusiv im Gemeinschaftsraum von Slytherin oder gleich in der Großen Halle aufhängen würde. Nichts dergleichen war passiert.

Scorpius war weiterhin sein kleines Geheimnis… mehr oder weniger. Louis sah ihn manchmal an, als wüsste er genau, dass James nicht plötzlich anfing sich mit beliebigen Slytherins anzufreunden.

„Ohne Vitamin B kriegst du nichts hin, was Potter?“ Hastings nahm ihn ins Visier, kaum dass der Schiedsrichter zurück ins Lehrerzimmer geflüchtet war, und stieß ihn mit der Schulter an.

James schubste ihn zurück. „Sag das nochmal.“

„Ah, jetzt tu nicht so, als hättest du mit fairen Mitteln das Feld gekriegt. Dein neuer Freund scheint auf dich abzufärben.“ Hastings versuchte ihn mit seiner abschätzigen Musterung aus der Reserve zu locken – aber so einfach schaffte er das nicht mehr. „Noch alles paletti, oder flüchtest du dich auf der Suche nach Ablenkung ins Training?“ Damit kam er schon näher ran.

James fixierte ihn, ballte wütend die Fäuste. „Sprich weiter und ich hab einen Grund dir das Maul zuzunähen.“

„Ich meine ja nur…“ Hastings hob entschuldigend die Hände. „Natürlich hat deine Bande untalentierter Primaten es bitter nötig abgerichtet zu werden, allerdings… so kurz vor den Ferien könnte man glauben, dass du andere Dinge vorhast, als Zeit mit deiner Familie zu verbringen.“

Das stach in so viele wunde Punkte, als hätte James auf ein Nadelkissen gefasst. Nicht einmal tief ein- und ausatmen beruhigte ihn noch, dafür brauchte er etwas anderes. Aus seinem Augenwinkel entdeckte er einen hellen Haarschopf am anderen Ende des Korridors aus einer Gruppe Schüler brechen.

„James!“ Scorpius‘ Stimme erreichte ihn auch auf zwanzig Meter Entfernung und brachte ihm sein Grinsen zurück. Er winkte, behielt aber Hastings im Auge.

„Sehr goldig, dass du dich sorgst“, sagte James, „aber wie du siehst ist alles in Butter. Könnte daran liegen, dass ich mich zwei Tage lang davon abhalten kann durch die Betten zu rollen.“

Hinter Hastings‘ Stirn pulsierte mehr als eine Ader. Langsam lief er rot an. „Lange hältst du das nicht aus. Jeder im Schloss weiß, dass du mehr als Quidditch nicht unter deinen Hut kriegst.“

„James, warte!“ Scorpius kam immer näher.

James behielt sein Grinsen. „Willst du wetten?“

Hastings drehte sich auf der Stelle um und streckte den Arm mit Schwung aus. Scorpius knallte mit dem Gesicht voran in seinen Ellenbogen. „Pass doch auf“, schnauzte Hastings, zog mit dem Bein nach und beförderte Scorpius mit einem Tritt in den Magen auf den Boden.

„Du –“ James hatte keinen Atem für eine Beleidigung und versuchte auch nicht welchen zu bekommen. Er schubste Hastings weg von Scorpius, packte ihn am Kragen und schleuderte ihn gegen die Wand. Mit der Faust setzte er nach und rammte sie mit voller Kraft in das Arschgesicht. Vor seinem zweiten Schlag packte Scorpius ihn von hinten, zog ihn weg, bevor er das Grinsen aus Hastings‘ Gesicht wischen konnte.

„James, lass das. Er will dich bloß provozieren“, murmelte Scorpius, und jetzt fiel James auch das hämische Grinsen auf. Es hätte blutverschmiert besser ausgesehen, aber so nah beim Lehrerzimmer hätte er sehr alleine mit dieser Meinung dagestanden. Ein Haufen Professoren würde ihm mehr wegnehmen als das Quidditch-Feld, wenn er Hastings gab, was er verdiente.

James atmete schwer, sog aber mit keinem Zug Ruhe ein. Warnend hob er die Faust. „Versuch das noch einmal und ich brech dir nicht nur deinen Zauberstab, Arschgesicht.“

Hastings wischte sich über den Mund. Aus einem Riss in seiner Unterlippe perlte sich erst jetzt Blut. „Ziemlich leere Drohung. Du schlägst wie ein Mädchen, Schwuchtel.“

James zuckte wieder vorwärts. Scorpius hielt ihn zurück, was er nur schaffte, weil James ihn ließ. Hastings dachte sich sehr offensichtlich seinen Teil darüber und zog erhobenen Hauptes davon. James drehte ihm den Rücken zu, auch wenn man das bei einem Slytherin nie tun sollte, und wandte sich Scorpius zu. Er umfasste sein Gesicht und suchte nach Verletzungen, einer Schramme oder einem winzigen Tropfen Blut.

„Alles okay?“, fragte er. Seine Stimme zitterte noch.

„Alles okay.“ Scorpius lächelte, hielt sich aber den Magen.

James nahm ihn an der Hand und zog ihn in die entgegengesetzte Richtung, die Hastings eingeschlagen hatte. Zwei Türen vom Lehrerzimmer entfernt, fast am Ende des Korridors, zog er ihn in ein zum Glück freies Klassenzimmer. James schob ihn auf ein Pult zu, drückte ihn solange vorwärts, bis Scorpius darauf saß. Er zog erst den tiefgrauen Pullover, dann das darunter liegende weiße Hemd hoch, um einen genauen Blick auf Scorpius‘ Magen und Rippen zu werfen. Vorsichtig tastete er eine rote Stelle unterhalb der Rippenbögen ab. Die weiche Haut lenkte seine Finger ab, brachte sie auf Umwege.

„Hey, was…“ Scorpius zerrte den Stoff aus James‘ Händen und wieder runter. Er wurde rot. „Was tust du denn?“

„Ich will sichergehen, dass du nicht verletzt bist“, murmelte James.

„Es geht mir gut“, beteuerte Scorpius. „Ich bin ziemlich unzerbrechlich.“

„Wie kann man ziemlich unzerbrechlich sein?“ Scorpius lachte, aber danach war James gerade nicht zumute. „Ich kenn einen Zauber, der das kühlen würde.“

„Dafür bräuchtest du mindestens einen Eiszauber“, gab Scorpius zurück. Er zupfte an James‘ Hemd, das seit seiner letzten Stunde Zauberkunst locker aus der Hose hing. Ohne Vorwarnung rollte er es hoch.

„Hey!“ James wich zurück, umklammerte Scorpius‘ Hände und hielt sie auf Abstand. „Was soll das werden?“

„Gleiches Recht für alle?“ Scorpius‘ Blick blieb an ihm hängen, bis James sein Hemd weit herunterzog, und selbst dann schweifte er noch ab. „Also… deine Aggressionsbewältigung macht sich bezahlt.“ Er räusperte sich, was ihm seine Stimme wieder brachte, aber nicht die Blässe zurück in sein Gesicht.

James biss sich auf die Innenseiten seiner Wangen, bevor er zu lächeln begann. So einfach vergaß er nicht, was Hastings sich geleistet hatte. „Kommt der Bastard dir noch einmal zu nahe, lenkt mich keine halbe Stunde Rudern ab.“

Scorpius schaute ihn an, als wäre das das Süßeste, was er je gehört hatte. „Worüber habt ihr geredet?“

„Er wollte mein Feld. Ravenclaws Team ist krank und ihr Training fällt aus. Ich hab ihren Kapitän gefragt, ob wir das Training übernehmen können, und das Slytherin’sche Arschgesicht behauptet, das wäre unfair.“ James verspürte den unerbittlichen Drang gegen etwas zu schlagen, drehte sich von Scorpius weg und rammte die Faust gegen die Wand. „Bastard. Als hätte er sich nicht schon viel Schlimmeres geleistet.“

„Aber es bleibt dein Feld?“

James nickte. Er lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Wand und bemühte sich um etwas Ruhe. Sein Herz legte allerdings nur noch einen Zahn zu, als Scorpius von seinem Pult glitt und sich ihm näherte.

„Das ist doch gut.“

„Es geht aber nicht um das Feld. Hast du Gedächtnislücken? Weil der Dreckssack dir ziemlich eine verpasst hat. Nur um mich zu provozieren.“ James schnaubte und raufte sich die Haare, sowieso wirr aus dem Tumult in Zauberkunst zurückgeblieben. Scorpius‘ Hand wurde von dem Chaos magisch angezogen. James wich ihr aus. „Ich hätte ihn damit nicht durchkommen lassen sollen.“

„Ist nicht der erste Ellenbogen, den ich abgekriegt hab“, sagte Scorpius, als würde das irgendwas besser machen. „Es reicht mir, dass Hastings sich fast in die Hose gemacht hätte.“

James hatte davon nichts mitgekriegt. „Hätte ich es richtig gemacht, wäre seine Hose jetzt wirklich nass.“ Er rammte den Hinterkopf gegen die Wand, mit all den Aggressionen, die widerwärtige Slytherins hätten abkriegen sollen. Der Schmerz stach und brannte, breitete sich wie ein Lauffeuer auf seiner Kopfhaut aus. James rieb sich den Hinterkopf und plumpste auf den Boden. „Aua…“

Scorpius setzte sich neben ihn und streichelte durch James‘ Haar, genau über die schmerzende Stelle. Er musste es sich einbilden, wie bei einem Placebo, aber die Berührung half wirklich. Zu schade, dass Scorpius ihn nicht das Gleiche vorhin hatte ausprobieren lassen.

„Ich bleibe positiv, weil James Potter sich meinetwegen mit einem Idioten anlegt – und das nicht zum ersten Mal.“ Scorpius zuckte die Achseln. „Da fühl ich mich besonders.“

James ließ endlich ein Lächeln zu. „Komm her.“ Er schob die Hände auf Scorpius‘ Rücken, und als Scorpius an ihn heranrückte, schloss er die Arme fest um ihn. Kein Funken Aggression konnte es überstehen, wenn er Scorpius so halten durfte, seinen warmen, perfekten Körper, sein weiches Haar, das ihn an der Wange und am Kinn kitzelte, seine Hände, die sich so besitzergreifend an ihn klammerten. Er roch nach einem Tag in der Bibliothek und einer fernen Nuance Zitrone, die James entdeckte, als er das Gesicht an Scorpius‘ Nacken vergrub.

Als er loslassen wollte und sich dafür zurücklehnte, blieb Scorpius dicht an ihm. James stellte seine Schulter gerne als Stütze zur Verfügung und hielt Scorpius weiter fest, wenigstens noch eine Weile. Scorpius‘ Hände ließen nicht von ihm ab. Die Linke wanderte gerade unter sein Hemd.

James zuckte überrascht.

Scorpius hob den Blick. Seine Augen funkelten verschlagen. „Bist du kitzelig?“

„Nein.“

„Nein? Nirgendwo?“ Scorpius schob seine Finger stichelnd über James‘ Bauch zu seinen Rippen. Mehr als ein unsichtbares Kribbeln löste er nicht aus. Scorpius schlug sein Bein zwischen James‘, stupste mit der Schuhspitze gegen James‘ Knöchel. „Nicht einmal an den Füßen?“

James grinste. „Das hab ich mir abtrainiert.“

Scorpius runzelte die Stirn. „Abtrainiert?“

„Das ist Pflicht, wenn du so viele nervige kleine Cousins wie ich hast – oder einen Fred im Schlafsaal“, sagte James. „Du musst dich nur genau auf das Gefühl konzentrieren. Es gibt eine physische und mentale Seite, hast du die eine unter Kontrolle, folgt die andere ganz leicht.“

„Gibt es was, das du nicht trainierst?“, fragte Scorpius gleichzeitig stichelnd und doch irgendwie bewundernd, und das Letzte, was James tun wollte, war ihm all seine Fehler aufzuzählen. Dann würden sie in einer Woche noch hier sitzen. Oder er alleine.

„Ich wünschte, es wäre so. Aber…“ James seufzte. „Mein Temperament könnte Training vertragen.“

„Ich finde, es ist perfekt.“ Scorpius fehlten keine drei Zentimeter, dann hätte er das in James‘ Ohr flüstern können. Sein Lächeln streifte James‘ Kiefer – ein schier unzerstörbares Lächeln, wenn nicht einmal ein Ellenbogen es wegwischen konnte. Es wanderte zu seinem Hals und hinterließ dort einen feuchten Abdruck, der James selber breit lächeln ließ. Wem würde das nicht gefallen? Sanfte, gleichzeitig hungrige Berührungen genau dort, wo sein Puls in rekordverdächtige Höhen schoss.

Scorpius‘ Hand schlug den Weg nach Süden ein und endete genau zwischen James‘ Beinen. Seine Küsse erreichten James‘ Kiefer, heftiger und voller Enthusiasmus im Gegensatz zu den testenden Berührungen seiner Finger. Beides vernebelte James‘ Kopf, machte ihn so wirr und wuschig, dass er sich nicht ruhig auf seinem Platz halten konnte.

Er wusste wohin das führte. Eine weitere Sache, die er besser hätte trainieren können. Gelegenheit dazu hatte er genug gehabt, besonders viel Lust aber nie, besonders nicht auf das tränenreiche Drama hinterher, das seine letzte Freundin gerne veranstaltet hatte. Vielleicht hatte das andere Gründe gehabt, als er damals in der Lage gewesen wäre zu verstehen. Wenn er Scorpius so ansah, schien jedes vorige Problem so viel klarer zu werden.

Das hier wollte er. Scorpius fühlte sich richtig an, und es fiel ihm so verdammt schwer ihn jeden Tag irgendwann loslassen zu müssen.

Trotzdem packte er Scorpius‘ Hand, kurz bevor sie in seine Hose wandern konnte. Dem fragenden Blick hielt er nur kurz Stand, dann zog er Scorpius mit einem Ruck auf seinen Schoß und küsste ihn hart. Ihre Münder trafen sich so fest, dass ihre Zähne geräuschvoll gegeneinander krachten.

Er umfasste Scorpius‘ Gesicht, die Finger verworrenen in hellblonden Haarsträhnen, und ließ ihn nicht aus dem Kuss heraus. Eine Hand ließ er tiefer fahren, über Scorpius‘ Rücken zu seiner Hüfte. Er zerrte Pullover und Hemd hoch, bis er blanke Haut berühren konnte. Unter seinen Fingern wurde sie heiß. Er zog eine Gänsehaut hinter sich her, hoch bis zu Scorpius‘ Schulterblättern.

Scorpius drängte sich dichter gegen ihn, und James begrüßte jeden Zentimeter weniger. Die Nähe und Hitze eines anderen Menschen hatte ihn nie so um den Verstand gebracht. Scorpius‘ Hand strich durch sein Haar, über seine Schläfe, blieb auf seiner Wange liegen. Seine Armbanduhr fing James‘ Blick ein. Zweimal. Die Zeiger konnten nicht stimmen.

Er zuckte aus dem Kuss. „Scheiße.“

Scorpius schaute ihn stirnrunzelnd an, ging aber nicht auf Abstand. „Was?“, fragte er schwer atmend.

„Ich muss zum Training.“

„Jetzt?“

„Nein, vor fünf Minuten.“ James schob Scorpius von sich runter. Er zog sich erst das knitterige Hemd zu Recht und stopfte den Saum in seine zu enge Hose, nur um es wieder herauszuziehen. Stolpernd richtete er sich auf.

Scorpius schaute zu ihm auf, hitzige Flecken auf den Wangen, die Augen groß und funkelnd. James wollte nicht gehen. Es war Zeit für sein Training und er wollte nichts mehr als hier bei Scorpius zu bleiben und weiterzumachen.

Er beugte sich herunter und drückte Scorpius einen langen Kuss auf. „Bis später?“

Scorpius schenkte ihm ein Lächeln. „Ich hol dich vom Training ab.“

James küsste ihn noch einmal, riss sich los und rannte aus dem Klassenzimmer. Durch Gänge und Türen raste er bis zu den Treppen, von denen er drei Stufen auf einmal herunterrannte. Die Ländereien hießen ihn mit einer extrakalten Windböe willkommen, die seinen Kopf klarer werden ließ. Er hatte keine Jacke dabei und das Fehlen von wärmender Kleidung spornte ihn nur noch zur Eile an.

Das Stadion war noch einen Endspurt von fünfzig Metern entfernt, als Louis ihm entgegenkam.

„Na, Jamie, schon vor dem Training im Schwitzen?“

James rannte einfach an ihm vorbei. Er schlitterte einen verschneiten Hang herunter, was seine Geschwindigkeit noch einmal erhöhte. Keuchend, gleichzeitig heiß und kalt erreichte er das Stadion. Die Umkleide war leer, mehr oder weniger fremde Sachen in ihr verstreut. James zerrte seine Quidditch-Robe über und schnappte sich den Besen aus seinem Spind.

Dreizehn Minuten zu spät betrat er das Feld. Seine Treiber waren schon in der Luft und schlugen sich einen Klatscher wie einen Tennisball zu. Die Jäger unterhielten sich mit Lily bei einer Torstange. Der Hüter saß gleich am Eingang auf seinem Besen, einen Meter über dem Boden und baumelte mit den Beinen.

„Hi, James“, grüßte er.

„Nummer eins“, keuchte James.

Er grinste über James‘ Kurzatmigkeit. „Das ist das erste Mal in fünf Jahren, die wir in einem Team sind, dass du zu spät zum Training kommst. Was hat dich aufgehalten?“

James dachte daran, was er zurückgelassen hatte, und ihm wurde noch zehn Grad kälter.

„Hoffen wir mal, dass es wichtig war.“ Lily stapfte durch den Schnee auf ihn zu, hinter ihr die beiden anderen Jäger. Sie hatte ihren Besen geschultert und stemmte die freie Hand in die Hüfte.

James öffnete den Mund, hatte aber nur halbe Ausreden parat.

Nummer drei schnaubte und tauschte einen Blick mit Nummer vier. „War ja klar…“

„Hey“, warnte James. „Lass stecken. Fangen wir an und –“

„Was?“, mischte Lily sich ein. „Dürfen wir dich nicht darauf hinweisen, dass du uns eine Viertelstunde in der Kälte stehen lässt? Wenn wir zu spät kommen, machst du ein Riesendrama draus.“

„Du hast mich Liegestütze machen lassen“, beschwerte sich Nummer vier.

„Ich hab gesagt, das nächste Mal –“

„War’s wenigstens was Wichtiges?“, redete Lily ihm dazwischen.

„Sicher hat er wieder mit Malfoy rumgehangen“, raunte Nummer drei zu Nummer vier und sie würgten beinahe simultan.

Lily verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. Sie hatte ihn selten so sauer angesehen. Vor allem wegen Quidditch, was für sie nie mehr als ein spaßiges Hobby gewesen war. „Und ausgerechnet heute“, schnaubte sie. „Du setzt das Training so kurzfristig an und nimmst es nicht einmal ernst.“

„Davon abgesehen, dass wir andere Pläne haben könnten“, stimmte Nummer vier zu. Der Dreckssack war ein Jahr über Lily und würde ihr sogar beipflichten, dass zwei plus zwei fünf ergab. James ließ ihn das mit einem Blick bereuen.

„Meine Freundin ist wirklich etwas sauer auf dich“, sagte ausgerechnet Nummer eins. „Sie meint, du solltest dich nicht wundern, wenn ihre Katze in deinem Kopfkissen auftaucht.“

„Lasst ihn in Ruhe.“ Fred landete direkt neben James. Er gab ihm einen aufmunternden Klaps auf die Schulter. „Das ist ’ne einmalige Gelegenheit aufzuholen, okay? Ravenclaw hat uns mehr als eine Trainingseinheit voraus.“

James musste sich nicht verteidigen lassen. Er schob Fred aus dem Weg und stellte sich direkt vor seine kleine Schwester und ihre beiden neuen besten Freunde. „Wir haben Trainingsrückstand, weil ihr drei und du da oben“, rief er dem anderen Treiber entgegen, „euch so selten hierher bequemt habt.“

„Was uns nicht davon abgehalten hat haushoch zu gewinnen“, murmelte Nummer drei.

„Als ob ihn das interessieren würde. Er wollte nicht einmal mit uns feiern“, sagte Lily.

„Das reicht.“ James deutete mit seinem Besen in Richtung Himmel. „Aufsteigen und abheben. Wir fangen an. Ihr könnt in eurer Freizeit über mich herziehen.“

„Aber –“

„Aufsteigen“, blaffte James. Seine Mannschaft kam dem nur unter Schnauben nach, und das Herziehen verschoben sie auch nicht auf später, sondern fingen sogar noch in Hörweite damit an.

Fred stupste ihn an. „Nimm’s nicht so schwer. Lily ist heute nicht so gut drauf. Sie meint’s sicher nicht so.“

„Sie hat Recht“, gab James unter vier Augen zu. „Ich hab das Training schleppen lassen.“

„James…“ Fred schüttelte den Kopf. „Du bist gut drauf. Das ist doch –“

„Aufsteigen“, unterbrach James barsch. Er stieß sich vom Boden ab und stoppte erst in zehn Metern Höhe. Die Stimmung war schlecht und um sie nicht noch mehr zu drücken, gab er seinen allen nur Anweisungen und zeigte seinen Jägern neue Manöver, anstatt sich selbst groß einzumischen. Er wollte keinen Quaffel an den Kopf geworfen bekommen, wenn er ihnen den Rücken zudrehte.

Dabei hätte er gerne mitgespielt, sich abgelenkt von allem, was er heute angerichtet hatte. Er dachte daran, was Hastings gesagt hatte, dass er Quidditch und Beziehung nicht unter einen Hut bringen konnte. Anscheinend musste er dem widerlichen Slytherin Recht geben. Immerhin machte sogar seine Schwester ihm Vorwürfe. Er bekam beides nicht hin. Nicht einmal jetzt konnte er Scorpius aus seinem Kopf kriegen.

Das war nicht gut. Wäre er ein Slytherin, würde er wahrscheinlich erkennen, warum Hastings seinen Mund gehalten hatte. Es käme ihm sicherlich sehr gelegen, wenn James so abgelenkt war, dass er sich nicht mehr auf sein Training konzentrieren konnte. Slytherins hatten immer etwas vor, auch wenn man glaubte, dass sie nichts vorhatten.

Und das war nicht einmal das Schlimmste. Das Schlimmste war, dass er zu spät gekommen war. Er sollte ein Vorbild sein, ein Beispiel, das die anderen Teammitglieder motivierte, und er schaffte sich bloß seine eigene kleine Widerstandsgruppe. Gerudert hatte er schon seit Wochen nicht mehr, ihm fehlten einfach die Nachmittage, und demnächst würde er sicher noch verschlafen und das Joggen ausfallen lassen.

Nach dem Training landete James als Letzter im Schnee und verließ auch nach allen anderen das Feld. Er ließ sich so lange beim Umziehen Zeit, dass Fred von Lily davon geschleppt wurde. Alleine hatte er genug Luft um einen Entschluss zu fassen.

Scorpius hatte sein Versprechen gehalten und wartete am Stadioneingang auf ihn. Der Schnee passte zu ihm, seiner blassen Haut und den hellen Haaren. In seinem dicken, schwarzen Mantel stach er dennoch heraus. Er fing James ab, indem er sich direkt in seinen Weg stellte. „Du hast dir ganz schön Zeit gelassen. Muss ich mich noch vor deinen Freunden verstecken?“

„Du bist mir nicht peinlich“, murmelte James.

Scorpius lächelte, ein wenig verlegen, als könnte er das nicht glauben. „Also…“ Er fasste James am Hemdsaum, zupfte vorsichtig an dem Stoff. „Dir ist sicher kalt. Wir sollten uns schnell ein kuscheliges Plätzchen suchen.“

„Nein.“ James atmete tief durch. Er nahm Scorpius‘ Hände und löste ihren Griff, trat zurück. „Ich will dich nicht mehr sehen.“

Scorpius‘ Lächeln blieb. Er lachte sogar. Erst langsam kam Verwirrung in seinen Blick und er musterte James mit gerunzelter Stirn. „Das ist dein Ernst… oder?“

James nickte. Er wollte an Scorpius vorbeigehen und das schnell hinter sich bringen, wurde aber zurückgehalten.

„Wieso?“, fragte Scorpius. „Hab ich was falsch gemacht?“

„Ja“, sagte James und machte erneut einen Schritt von Scorpius weg. „Du hältst mich davon ab, mich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren. Das kann ich nicht gebrauchen. Ich hab keine Zeit für diesen Nonsens. Das ist es mir nicht wert.“

„Aber… gerade haben wir noch…“ Scorpius streckte die Hand nach ihm aus.

James verschränkte die Arme. „Ich muss Prioritäten setzen, da kann ich nicht jeden Tag aufpassen, dass dich niemand verprügelt.“

Er hatte die eine Sache gefunden, die Scorpius‘ Lächeln auslöschte.

„Man sieht sich.“ James ging an ihm vorbei und stapfte mit fest verschränkten Armen durch den Schnee zurück zum Schloss.

Er hatte das Richtige getan, ganz sicher.


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Susanne Gaschke, Die Zeit