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Fanfiction

The Flaw of Perfection - Ins kalte Wasser

von Dr. S

Das Abendessen trennte ihn weiter von Scorpius als James lieb war. Slytherins Tisch lag gleich neben Gryffindors, was normalerweise nah genug war, um mitzukriegen, was die spitzen Zungen vom Nachbartisch über sie zu sagen hatten. Gerade allerdings fühlte es sich an, als würde die ganze Halle zwischen ihnen liegen.

James knabberte an einem Stück Speck und starrte rüber zu Scorpius, der mit einer Hand aß und mit der anderen in einem dicken Buch blätterte. Er schien nicht zu bemerken, dass James seine Augen nicht von ihm lassen konnte. Wahrscheinlich besser so. Niemand würde ihn küssen wollen, wenn er seine Lippen mit fettigem Speck einschmierte. Blitzschnell stopfte James den Rest Bacon in seinen Mund.

Jemand anderes hatte ihn dabei die ganze Zeit im Auge behalten.

„Seit wann isst du Speck?“, fragte Albus misstrauisch. Er saß schräg gegenüber von James, direkt neben Fred, was ihm jetzt erst auffiel, weil er durch die Lücke zwischen den Beiden hindurch gestarrt hatte.

„Wasch?“ James schluckte zu voreilig herunter und hustete, als der Speck in seiner Kehle steckenblieb. Er spülte das Essen mit Kürbissaft herunter, was ihm noch mehr Blicke einfing.

„Das war mein Kelch“, knurrte Albus und holte sich barsch das leere Gefäß zurück. Er wischte den Rand mit seinem Ärmel ab, bevor er ihn auffüllte. „Seit wann trinkst du was anderes als Wasser?“

„Ja, Jamie…“ Louis neben ihm rührte mit einem Grinsen seinen Tee um. „Ich glaube, ein Name wird fällig.“

„Was?“ James hatte nichts mehr an dem er sich verschlucken könnte.

„Bitte, es braucht keinen Sherlock Holmes um zu merken, dass es da jemanden gibt“, sagte Louis und gab dabei eine wunderbare Imitation von Sherlock Holmes zum Besten.

James biss sich auf die Lippe, versuchte das Grinsen zurückzuhalten, aber es breitete sich unvermeidbar wie der Sonnenaufgang von einer Wange zur anderen aus. Er hatte es heute Morgen kaum zu seinem Training geschafft, weil er einem Traum von gestern nachgehangen hatte. Eine halbe Stunde lang hatte er unter der Decke gelegen, an den Baldachin gestarrt und versucht die Reste eines Kusses auf seinen Lippen zu finden.

Noch dazu war das die erste Nacht seit Langem gewesen, in der er nicht von Quidditch, Niederlagen oder Schulterklopfern geträumt hatte.

Louis verpasste ihm unterm Tisch einen Tritt, grinste breit. „Details?“

„Ich dachte, du bist wegen dem Spiel so gut drauf?“, warf Fred ein. „Ich meine… wir haben haushoch gewonnen. Falls sich da noch jemand dran erinnert.“

„Details?“, fragte Louis noch einmal, diesmal lauter. Eine ganze Reihe von James‘ Klassen- und Teamkameraden am Tisch hob neugierig die Köpfe, und James war kurz davor auszupacken.

„Oh, oh, oh!“ Lily rückte wie ein Hund auf Kommando von ihren Freundinnen weg an seine Seite. „Hast du wieder eine Freundin? Wie heißt sie?“

James‘ Grinsen knickte ein. Von einer Freundin war er weit entfernt. Das männliche Äquivalent war eher in Reichweite, auch wenn er sich nicht sicher war, was das für ihn bedeuten sollte. Anscheinend erwartete das niemand von ihm. Er hatte also nur eine Enttäuschung zu bieten. Nicht, dass ein ungewohntes Gefühl gewesen wäre…

Lily rüttelte an seinem Arm. „Sag schon. Verrat uns ihren Namen. In welchem Haus ist sie?“

Albus gluckste. „Zwei von vieren konntest du ja trotz Hackfresse abhaken.“

So schnell konnte ein Traum platzen. Er hatte nicht nur kein Mädchen geküsst, sondern einen Slytherin. Vermutlich würde ihm das keiner an diesem Tisch glauben. Oder man würde ihn hochkant aus seinem Schlafsaal werfen. Obendrauf gab es niemanden aus seiner Familie, der nicht in Gryffindor war, und irgendeiner würde sicherlich den neuesten Klatsch an seine Eltern weiterreichen. Mit einem Slytherin würden seine Eltern klar kommen, immerhin hatten sie eins ihrer Kinder nach einem benannt – zu Recht, wie er fand – aber mit einem Malfoy?

„Komm schon, James“, drängte Lily ihn.

„Lasst ihn doch, wenn er nichts sagen will“, mischte Fred sich ein. Lily ließ enttäuscht von ihm ab. Albus versuchte mit vor Ekel zitterten Lippen aus seinem Kelch zu trinken, als hätte ihn jemand gezwungen seinen Bruder zu küssen.

Louis zuckte bloß die Schultern. „Es gibt definitiv so einige in dieser Halle, die ihre Augen nicht von dir lassen können.“

„Was?“ James hob den Blick mit einem Ruck von seinem Teller, instinktiv in Scorpius‘ Richtung und tatsächlich kreuzte er seinen Blick. Er bekam ein Lächeln geschenkt, bevor Scorpius hastig zurück auf sein Buch schaute, sich verlegen das Haar aus der Stirn kämmte. Ein Grinsen zupfte an James‘ Mundwinkeln, kam aber nie zustande.

Louis fing seinen Kopf ab, drehte ihn mit beiden Händen weiter nach rechts. „Hastings starrt dich schon die ganze Zeit an.“

„Wer?“

„Slytherins Kapitän.“

James entdeckte das Arschgesicht zwischen zwei breiten Slytherin-Rücken, brodelnd bis zum Haaransatz und mit zwei Teilen seines Zauberstabs in den zitternden Händen. Ein Anblick, der ihn normalerweise fröhlich gestimmt hätte.

James hatte gerade nur ein gekünsteltes Lachen übrig. Einen Themenwechsel würde er allerdings begrüßen. „Habt ihr gesehen, wie er die falschen Enden seines Zauberstabs zusammengeklebt hat?“

„Und dann wollte er damit seinen Igel verschwinden lassen.“ Fred schüttelte sich vor Lachen bei der Erinnerung an das farbige Funkenmeer, in dem der Igel-Ex-Nadelkissen verschwunden war, aber im Gegensatz zu dem bemitleidenswerten Sitznachbarn von Slytherins Kapitän hatte er auch nicht seine Augenbrauen und Pony dabei einbüßen müssen.

Darüber konnte James halbwegs ehrlich lachen. „Kann nicht sagen, dass mir das bei dem leidtun würde.“

„Sagt über Slytherins was ihr wollt“, meinte Lily, „aber süß können sie schon sein.“ Ihr Blick war abgewandert, genau dorthin, wo auch James viel zu lange hingesehen hatte, allerdings um Längen unauffälliger. Verträumt zwirbelte sie eine lange Haarsträhne. „Du hast mir nie verraten, ob Malfoy eine Freundin hat, James. Hat er?“

„Was? Nein“, entfuhr es James sauer, als würden diese Worte ihn persönlich angreifen. Er fühlte sich persönlich angegriffen, konnte sich das aber nicht so richtig erklären.

Lilys Verwirrung über seinen Ton verflog schnell und sie fing an zu lächeln. „Beim Spiel hat er für uns geklatscht und jetzt sieht er immer her. Anscheinend war ich wirklich nicht so schlecht.“ Sie reckte zufrieden das Kinn und zu Recht, weil sie nicht schlecht gewesen war, aber James konnte sich nicht für sie freuen. In ihm breitete sich ein ganz ungewohntes Gefühl aus, kniff und biss in seine Eingeweide, bis er das Gesicht schlimmer verzog als Slytherins Kapitän.

Lily strahlte ihn an. „Vielleicht sollte ich ihn –“

„Nein!“ James wollte das gar nicht hören. Sein Entsetzen spiegelte sich darin, dass seine Stimme während einer einzigen Silbe zwei Oktaven höher schlug. Das konnte er noch weniger erklären und sogar Albus beäugte ihn jetzt, als plane er den Abstieg in die schwarzen Künste. James räusperte sich. „Das ist… Scorpio Malfoy. Mit dem willst du dich doch nicht abgeben.“

„Sein Name ist Scorpius“, sagte Albus desinteressiert.

„Richtig… bescheuerter Name…“ Er schämte sich für seinen abfälligen Tonfall, noch mehr, als er rüber zum Slytherin-Tisch sah, wo Scorpius ihn über den Rand seines Buches hinweg ansah. Und sein Lächeln reichte bis zu seinen Augen.

Louis seufzte. „Fast vergessen, wie schlecht mit Namen du bist.“

„Deswegen verrät er uns den Namen seiner Neuen nicht“, sagte Albus. „Er hat ihn vergessen. Wär nicht das erste Mal.“

Fred gackerte los. Sogar der Rest der Quidditchmannschaft, die sich neben Fred ausgebreitet hatte, fing an zu lachen. Wie Dominos breitete sich das über den ganzen Gryffindor-Tisch aus.

James riss seinen Blick von Scorpius los, ließ ihn ohne ein Lächeln zurück. Er stand mit einem Ruck auf. „Schön, dass ich euch amüsieren kann. Ich muss noch trainieren.“

Lily deutete zur Decke der Großen Halle, wo der letzte Sonnenstrahl sich hinter einer grauen Wolkendecke versteckt hatte. „Es wird viel früher dunkel, das lohnt sich doch gar nicht.“

James winkte nur ab, wollte sich nicht mit einer Antwort aufhalten, und lief den kurzen Weg am Tisch entlang aus der Halle heraus. Er hatte einiges nachzuholen. Er musste sein Training nachholen. Irgendwie.

Auf den Ländereien schlug er den kürzeren Weg zum Bootshaus ein, eilte eine lange, steinerne Treppe herunter, anstatt den Weg über den Abhang an Hagrids Hütte vorbei zu nehmen, wo es immer nach zu harten Keksen und Tee duftete. Der Weg wurde mit jeder Stufe dunkler, als die Sonne hinter die Wipfel des Verbotenen Waldes wanderte. James stampfte vorwärts, zitterte nicht vor Kälte und schnaubte nicht, weil er außer Atem kam.

Er war sauer. Auf sich selbst. Auf Lily, weil sie in ihre rebellische Phase abglitt. Und auf Scorpius, weil er es ihm nicht einfach machen konnte.

Im Bootshaus trat James ein Ruder aus der Halterung und fing es knurrend auf.

„Woah“, kam eine Stimme von hinten. James fuhr herum. In den Schatten des Türbogens stand Scorpius, mitten in der Bewegung stehengeblieben. „Was hat das Ruder dir getan?“

„Was machst du denn hier?“, fragte James knapp. Wut verengte seine Kehle und presste seine Stimme unangenehm zusammen.

„Ich hab oben nach dir gerufen. Bin leider nicht so schnell“, sagte Scorpius mit einem Lachen. Einem verlegenen, aber heiteren Lachen. „Hast mich wohl nicht gehört… Ich dachte schon, du bist sauer.“

James schmiss das Ruder zur Seite, stürzte auf Scorpius zu und stieß ihn gegen die steinerne Wand. Scorpius fing seinen Kuss auf, als hätte er damit gerechnet, und erwiderte ihn, als hätte er auch an nichts anderes denken können, seit sie sich gestern kaum voneinander hatten trennen können. James wusste sofort wieder warum und konnte sich erneut nur schwer lösen.

„Ich glaub, meine Schwester steht auf dich“, murmelte er ziemlich außer Atem.

Scorpius öffnete die Augen nur langsam. „Wer?“

James grinste. Seine Wut wich einem angenehmeren Gefühl, warm und prickelnd, wie ein Schwarm vom Klischee durchgeschüttelter Schmetterlinge. „Meine Schwester denkt, dass du sie beim Essen anstarren würdest.“

Scorpius blinzelte seinen verschleierten Blick weg. „Du kannst ihr sagen, dass ich ihren großen Bruder angestarrt habe.“

„Albus?“

Scorpius schlug ihm im Scherz gegen die Brust und James lachte gerne darüber.

„Kann ich?“, fragte er leise. Scorpius konnte ihm anscheinend nicht ganz folgen, legte verwirrt den Kopf schief. Im zweiten Moment war James froh darüber, weil es eine dämliche Frage war. Zu früh und zu viel. Er nahm Abstand von Scorpius und ging dem langen Steg nach, der aus dem Bootshaus auf den See hinaus führte.

Ein bisschen Knutschen machte keine Beziehung, und er wusste nicht einmal, ob er das wollte, geschweige denn die Lawine von Belehrungen seiner riesigen Familie ertragen zu müssen.

Scorpius kam ihm nach. „Bist du doch sauer?“

„Wieso?“

„Weil du Rudern als Aggressionsbewältigung nutzt“, zitierte Scorpius. Er setzte sich ans Ende des Stegs, direkt neben James, und massierte ihm mit einer Hand die Wade. „Wird schon ziemlich dunkel da draußen…“

„Das macht mir nichts“, murmelte James. Er hatte keine Augen für die hereinbrechende Nacht, schaute bloß auf Scorpius herunter. Der Sonnenuntergang verfing sich golden in seinen blonden Haaren. James zögerte sie anzufassen, wusste nicht, ob er dann wieder aufhören können würde.

„Ich glaube, nochmal sollte ich dir dabei nicht helfen. Das letzte Mal hatte ich tagelang Muskelkater“, sagte Scorpius. Seine Finger wanderten über James‘ Wade, als wüsste er genau, wo er heute Morgen einen Krampf bekommen hatte, weil er sich in der Eile nicht richtig gedehnt hatte.

James schmunzelte. „Du musst es einfach öfter machen.“

Die Vorstellung gefiel ihm wohl besser als Scorpius. Unsicher schwankte er von rechts nach links und schaute dabei auf den See hinaus. „Hier zu sitzen gefällt mir aber auch.“

James zögerte nicht lange und setzte sich neben Scorpius. Er ließ die Beine vom Steg baumeln, streifte mit den Schuhsohlen die stille Wasseroberfläche. Zwischen seinen Beinen hindurch konnte er sein Spiegelbild erkennen und gleich daneben Scorpius, der ihn anschaute.

„So gefällt’s mir sogar noch besser.“

James drehte ihm den Kopf zu, damit er Scorpius direkt ansehen konnte. Das letzte Sonnenlicht glitzerte in seinen grauen Augen. Er beobachtete, wie es verschwand und die Dunkelheit auf die Iris kroch. James musste sich auf die Lippe beißen, um ihm nicht zu sagen, wie wunderschön er aussah. Hätte irgendein Kerl ihm das gesagt, wäre er jedenfalls im Wasser gelandet.

„Wieso bist du so aus der Halle gelaufen?“, fragte Scorpius leise.

„Ich…“ James stützte sich nach hinten ab und drückte die Wirbelsäule auf, versuchte auch aufrecht zu klingen. „Ich bin nicht gelaufen.“

„Gegangen bist du aber auch nicht.“

James zuckte mit den Schultern. Er wollte Scorpius nicht sagen, dass er ihn im Grunde als schlechten Umgang bezeichnet hatte. Dafür würde er wohl auch im Wasser landen.

Scorpius streckte sich und schob die Hände ebenfalls zurück, begrub aber definitiv nicht zufällig James‘ Finger unter seinen. Seine Hand war kalt wie der Wind, der ihnen entgegen blies.

„Du kannst es mir ruhig sagen“, murmelte Scorpius.

James zögerte, dann griff er Scorpius‘ kalte Hand und wärmte sie zwischen seinen beiden Handflächen. „Sie haben mir zu viele falsche Fragen gestellt und ich wusste nicht die richtigen Antworten, weil ich selbst noch nicht drüber nachgedacht hab und…“ Er seufzte. Im Grunde hatte er doch nichts gesagt, obwohl es wie bei einem Brunnen aus ihm herausgesprudelt war. „Sowas musste ich schon lange nicht mehr ausdiskutieren, weißt du?“

Scorpius nickte. „James Potters Liebesleben ist ein gern diskutiertes Thema. Das von deinem Bruder merkwürdigerweise nicht.“

„Weil es nicht wirklich existiert. Noch nicht“, fügte James schnell hinzu. Scorpius‘ kleinstes Lächeln war ansteckender, als die Grippe im tiefsten Winter. „Was ist mit deinem?“

„Willst du das wirklich wissen? Ist ziemlich öde“, meinte Scorpius, aber James drängte ihn mit einem Stups gegen die Schulter. „In meinem zweiten Jahr hier gab es einen süßen Typen. Er… Dir ist vielleicht aufgefallen, dass mich nicht viele mögen. Damals haben sie die ganze Sache mit dem Kampf gegen Voldemort wieder neu ausgegraben, war im Tagespropheten, was ich dir sicher nicht sagen muss. Mein Familienname hat keine gute Presse bekommen, und ich hab das hier zu spüren bekommen. Ein paar ältere Schüler haben mich… rumgeschubst. Dann kam dieser Junge vorbei und hat sie sich vorgeknöpft, obwohl sie zwei Köpfe größer waren. Trotz meines Hintergrunds. Da hab ich mich… ein bisschen verguckt.“ Sein Lächeln brachte Volumen in seine roten Wangen. „Ist vielleicht nie ganz weggegangen.“

„Oh…“ James ließ seine Hand los. Er wusste nicht, wann er sich das letzte Mal so bescheuert vorgekommen war. Oder ob er sich je so bescheuert vorgekommen war. Er hatte gedacht, Scorpius würde ihn irgendwie mögen und anscheinend hatte er sich da geirrt.

Und jetzt lachte Scorpius auch noch. „Du kannst dich wirklich nicht daran erinnern, was?“

James verstand allmählich, worauf Scorpius hinaus wollte. Er konnte sich nicht erinnern, aber das hielt ihn nicht davon ab Scorpius für diesen schlechten Scherz zu schubsen, fest genug, dass er ins Wasser gefallen wäre, hätte James ihn nicht an seinem Mantel festgehalten.

„Das war fies.“ Er zog ihn mit einem Ruck an sich heran. „Das hast du mit Absicht gemacht, oder?“

Scorpius schüttelte den Kopf. „Ich hätte nicht gedacht, dass dein Gedächtnis wirklich so mies ist. Das hätte romantisch werden können.“

James lächelte. Er hob die Hand an Scorpius‘ Wange und strich sanft darüber, spürte die Hitze unter seinen Fingern brennen. „Ich mag dich, Scorpius.“

„Du… erinnerst dich an meinen Namen. Ich bin beeindruckt.“

„Ich mag dich sogar sehr“, sagte James lachend. Scorpius‘ Haar fiel über seine Finger, als er hoch bis zu seiner Schläfe strich, weich und seidig. Er strich hindurch, das Herz bis zum Hals schlagend, und holte tief Luft. „Kann ich das den Klatschtanten in meinem Haus erzählen?“

Scorpius atmete schwer, aber sein Lächeln wurde nur heller. „Wenn du das willst… ja. Aber du kannst dir damit auch gerne Zeit lassen.“

James wollte es nicht noch einmal sagen, aber er schien Scorpius mit jedem Wort noch mehr zu mögen. Er beugte sich vor, schaute Scorpius noch einmal in die Augen und küsste ihn dann. Einen sanften Kuss, wie sie ihn vorher noch nicht getauscht hatten, presste er auf Scorpius‘ Lippen, vertiefte ihn langsam und griff dabei in Scorpius‘ Nacken. Er spürte die Gänsehaut dort, eine Mischung aus kaltem Wind und seiner Nähe. Irgendwann konnte er Scorpius nicht mehr näher an sich ziehen, obwohl er es weiter versuchte und dabei tiefe Falten in ihre Kleidung knitterte.

Als sie sich voneinander lösten war es so dunkel, dass man Wasser und Ufer nicht mehr voneinander unterscheiden konnte. Scorpius‘ Hände lagen auf James‘ Brust und sein Grinsen blitzte auf.

„Du wolltest doch noch eine Runde durch den See drehen.“

James schüttelte wie in Zeitlupe den Kopf. „Wehe – woah!“ Mit einem überraschend kräftigen Ruck warf Scorpius ihn ins Wasser. Es war eiskalt und – wer hätte das gedacht – nass. James fing sich von seinem Schock bereits unter Wasser, schoss zurück nach oben und, kaum dass er die Oberfläche durchstoßen hatte, packte Scorpius‘ Knöchel. Er zog und Scorpius schrie, dann landete er bei ihm im Wasser.

James bekam zum Dank eine Welle Wasser ins Gesicht geschlagen.

„Verflucht, ist das kalt“, keuchte Scorpius. Zähne klappernd und bis in den letzten Muskel bibbernd klammerte er sich an James, als der noch Wasser aus seinen Augen wischte.

„Selber Schuld.“ James hatte einen Arm um Scorpius geschlungen, hielt ihn dich bei sich, und streckte sich mit dem anderen nach dem Steg. Trotzdem konnte er sich einen kleinen Scherz nicht nehmen lassen: „Wo wir schon mal drin sind: Wettschwimmen bis zum Ufer dort? Der Verlierer muss nackt zurück zum Schloss laufen.“

Scorpius überlegte. „Ich bin versucht. Ehrlich gesagt kann ich ganz gut schwimmen. Falls du dich erinnerst, ich springe sogar von Klippen.“

James grinste. „Ich hab keine Ahnung, wovon du redest.“ Dafür bekam er noch mehr Wasser ins Gesicht gespritzt, ließ Scorpius aber nicht los. „Wenn du so gut schwimmen kannst, wieso hältst du dich an mir fest?“

„Ich find’s ganz gemütlich so“, gab Scorpius zu.

James hatte dagegen keine Einwände. Er hielt Scorpius gerne fest, hatte ihn gerne in seiner Nähe, trotz kaltem Wasser. Wirklich warm wurde ihm davon aber leider nur innerlich und Scorpius bekam die Zähne nur noch zum Klappern auseinander.

Er half Scorpius heraus, gab ihm durch das Wasser leicht zu viel Schwung und zog sich neben ihm aus dem Wasser. Sie trieften beide und hinterließen nasse Spuren auf dem Holz des Stegs. Scorpius eilte tief ins Innere des Bootshauses, wobei er sich selbst im Arm hielt. James holte schnell auf und umarmte ihn von hinten, wickelte Scorpius fest in seine Arme ein.

„Zum Glück sind wir Zauberer.“ James stützte das Kinn auf Scorpius‘ Schulter ab, um ihm ins Ohr zu murmeln. „Ich weiß einen phantastischen Weg, um dich aufzuwärmen.“

Über Scorpius‘ Lachen hinweg drang eine Stimme: „Da bin ich mir ziemlich sicher, Potter. Lumos.“ Ein Licht ging auf und erhellte das Bootshaus. Slytherins Kapitän lehnte ihm Türrahmen, einen fremden Zauberstab in der Hand. Er trug ein falsches Lächeln, während er sie in ihrer Umklammerung musterte. „Ach, wie süß…“

James ließ Scorpius nicht los, hielt ihn schützend bei sich. „Was willst du?“

„Ich hab einen Vorschlag für dich, Potter – sorry, Scorpius“, sagte er übertrieben freundlich, ohne einen Blick an Scorpius zu verschwenden. „Ich hätte sehr gerne deine Trainingszeiten. Wir haben einiges aufzuholen. Wie wär’s, wenn du sie mir gibst? Oder, na ja, ich erzähle all deinen Freunden und Verwandten, dass du Malfoy Junior flachlegst.“

James quetschte Scorpius aus Ärger über so viel Bosheit und er war kurz davor das Arschgesicht mit seinen Fäusten neu zu modellieren.

„Als ob dir das irgendwer glauben würde, Hastings“, gab Scorpius zurück. James wunderte sich über so eine Aussage, anscheinend einen Moment zu lange.

„Stimmt auch wieder…“ Slytherins Kapitän holte eine Kamera aus der Tasche und drückte ab, bevor James daran dachte Scorpius loszulassen. Er beäugte das Bild auf dem Display. „Praktisch, nicht wahr? Also, Potter, all deine Trainingszeiten oder dein Ruf? Mir gefällt beides.“

James‘ Fäuste bebten auf Scorpius‘ Brust. Er spürte den rapiden Herzschlag unter Scorpius‘ Rippen. James atmete tief durch und setzte ein viel ehrlicheres Lächeln auf. „Erzähl ruhig jedem hiervon, dann muss ich es nicht tun.“ Er zog Scorpius herum und führte ihn zur anderen Tür hinaus, ließ Hastings mit seinem vereitelten Plan zurück.

Aber seinen Namen würde James nicht mehr so schnell vergessen.


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Es gibt einen Grund dafür, warum alle großen Fantasy- und Science-Fiction-Filme im Gedächtnis der Leute geblieben sind. Sie haben eine große Tiefe und nicht nur eine oberflächliche Handlung. Und deswegen werden wir in 50 oder 100 Jahren auch immer noch die Harry-Potter-Bücher lesen und hoffentlich die Filme anschauen.
Michael Goldenberg