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Fanfiction

The Flaw of Perfection - Slytherin gegen Potter

von Dr. S

Das Spiel fiel auf einen vernebelten Vormittag. James hatte schlecht geschlafen und sein Frühstück hatte schon auf dem Weg die Speiseröhre herunter eine Rebellion anzetteln wollen. Nicht einmal die frische Luft auf dem Weg zum Stadion beruhigte ihn. Seine Mannschaft hatte kaum Training hinter sich und war im Gegensatz zu Slytherins Team nicht schon eingeschworen. Das würde ein schlechtes Ende nehmen.

„Das wird gut“, sagte Fred, der neben ihm den Abhang herunterhopste. „Ich hab ein super Gefühl.“

James grinste darüber. Als Kapitän war er der Letzte, der sich etwas anmerken lassen durfte. Leider war er alles andere als gut darin seine Gefühle zu verschleiern. Und es sah nicht gut aus. Sie hatten die Hälfte des Weges hinter sich gelassen und kein anderer aus ihrer Mannschaft war auch nur in Blickweite. Sogar ein Teil des Publikums schien bemüht pünktlicher als seine Mannschaft zu sein.

Louis holte sie sogar ein. Im Schlepptau hatte er James‘ Bruder und ihre Cousine Rose.

„Viel Spaß, Jungs“, wünschte sie.

„Ich hoffe, du fällst vom Besen“, raunte Albus im Vorbeigehen.

James streckte den Fuß aus und stellte seinem kleinen Bruder ein Bein. Albus stolperte, fiel gegen Rose, die ihn noch stützen konnte, und warf James eine rüde Geste über die Schulter zu.

„Bruderliebe“, seufzte Louis. „Also, auf einer Skala von null bis zehn, wie wahrscheinlich ist es, dass du uns gleich vom Besen kippst, Jamie?“

„Ich falle nicht. Ich falle nie vom Besen“, sagte James augenrollend. „Ich gewinne dieses Spiel, wenn’s sein muss auch alleine.“

Fred boxte ihm zwischen die Rippen. „Hey, ich bin auch noch da!“ Er schaute sich um. „Auch wenn ich nicht hoffe, dass das so bleibt…“ Von hinten holte das komplette Team von Slytherin auf. Kapitän Arschgesicht grinste von einem Ohr bis zum anderen, als er an James vorbeizog.

Sieben Slytherins, allesamt mit hämischen Grinsen auf den Lippen, hätten eine demütigende Angelegenheit werden können, aber kaum stimmte man das Lied der sieben Zwerge an, hatten auch Hyänen nichts mehr zu lachen. Fred lachte für ihr ganzes Haus, während die Slytherins säuerlich im Stadion verschwanden.

„Die anderen kommen sicher gleich“, sagte Louis, als James die Gelegenheit nutzte, um sich nach seinen eigenen Zwergen umzuschauen. Am Stadioneingang klopfte Louis Fred auf die Schulter und trennte sich von ihnen. „Viel Glück, Fred.“

James ging leer aus. Er brauchte auch kein Glück. Glück war etwas für Versager, die nicht genug trainiert hatten. Der Rest seiner Mannschaft konnte das Glück also gut gebrauchen – vorausgesetzt sie ließen sich dazu herab noch aufzutauchen.

„Scheint, dass er noch sauer auf dich ist“, sagte Fred viel zu munter dafür, dass sie anscheinend von den anderen vergessen worden waren.

„Wenigstens Lily könnte pünktlich sein“, murmelte James und schaute auf seine Uhr, als in die Ferne zu starren seine Laune nur verschlechterte. Er schüttelte den Kopf. „Warte, wieso sauer?“

„Weil du in Hogsmeade Scorpius Malfoy uns vorgezogen hast. Du verbrüderst dich mit dem Feind, James Potter. Die Konsequenzen werden apokalyptisch sein“, scherzte Fred in der Hoffnung, James‘ Stimmung aufzufangen. Er machte es nur schlimmer.

Gerade wollte James nicht an Scorpius Malfoy denken. Er brauchte einen freien Kopf für das Spiel, den er schon unter der Woche nicht gehabt hatte. Mit Unterricht, Training und ungesund vielen Hausaufgaben sollte keine Zeit sein, um eine verpasste Chance zu bereuen. Trotzdem verschwendete er viel zu viele Minuten genau daran.

„Da!“ Fred deutete auf ein Grüppchen aus ihrem Team, die beiden Jäger und der andere Treiber. Sie sahen müde und vollgestopft aus. Ein Wunder, wenn ihre Besen gleich problemlos abheben würden. All das schluckte James herunter, um die Motivation nicht noch mehr zu schrumpfen.

„Geht rein und zieht euch schon mal um“, presste er bemüht ruhig hervor. Fred nickte ihm zwar zu, aber entweder der Hüter oder seine Schwester würden gleich mehr als eine kleine Standpauke zu hören bekommen.

Jemand tippte ihm auf die Schulter. James drehte sich um, bereit seine Frustration rauszulassen, aber da war niemand den er anschreien konnte. Scorpius lächelte ihn an.

„Ich wollte dir nur nochmal viel Glück wünschen, James“, sagte er und scharrte unschlüssig mit dem Fuß, als wolle er noch etwas anderes sagen. „Viel Glück.“

James lächelte. „Danke.“

Scorpius riss den Blick von ihm los, grinste Fred an und bog dann mit einem Winken in Richtung Tribünen ab. Er verschwand in einem Meer aus grünen Fahnen und Schals.

Ein bisschen Glück tat seinem Magen doch ganz gut. Kribbelnde Wärme trieb ihm das Lächeln immer wieder ins Gesicht, wenn er es sich verkneifen wollte. Fred schaute ihn schon komisch an, vor allem, weil er ihren Hüter nicht in die Mangel nahm, als er angerannt kam, keuchend und schon vor dem Spiel am Ende. James schubste ihn vor sich her zu den Umkleiden, ließ den Schauer an Entschuldigungen über sich ergehen und fand sogar etwas wie aufmunternde Worte in sich.

Für ein paar Minuten vergaß er sogar, dass ihr wichtigster Spieler noch fehlte. Er steckte den Kopf durch den scharlachroten Umhang mit der goldenen Zwei auf dem Rücken und besah sich seine Mannschaft, aufgereiht auf den Bänken, bis auf Nummer sechs. Der Treiber lag mit seinem Schlagholz in den Armen auf der Bank und döste vor sich hin. James gab Fred ein Zeichen. Kurz darauf hallte ein Schmerzenslaut durch die Umkleide und alle waren wach. Fast alle.

„‘tschuldigung!“ Lily kam herein gestürmt, die Robe zum Glück schon übergezogen und das Haar wuschig zusammengebunden. „Ich hab verschlafen. Das Spiel ist mit glatt entfallen.“

„Entfallen?“ James zog seine Schwester mit einem Ruck von der lachenden Mannschaft weg. „Du kannst nicht auftauchen, wenn es dir gerade passt. Fang an, das hier ernster zu nehmen, Lily.“

„Komm runter. Du nimmst das hier viel zu ernst, James. Dabei hab ich später eine super Überraschung für dich. Am liebsten würde ich dir sofort davon erzählen.“ Sie trommelte aufgeregt gegen James‘ Brust, wirbelte strahlend herum und ließ sich auf die Bank neben Fred fallen, kuschelte sich an seine Schulter. Irgendetwas an ihrer Art trieb die Stimmung im Raum immer etwas in die Höhe, und James hoffte wirklich, dass es nicht daran lag, dass seine kleine Schwester das einzige Mädchen im Team war. Dann musste er alle seine Teamkameraden umbringen – und so schnell fand er kein neues Team.

„Also…“ James blickte auf seine Uhr. „Normalerweise würde ich eine pathetische Rede halten, um euch jeden Tropfen Motivation aus den Muskeln zu quetschen… aber dafür ist es zu spät.“

„Wir hatten sogar epische Musik“, raunte Fred.

James würgte ihn ab. „Schlagt den Slytherins einfach die Fresse ein. Vielleicht verlassen sie das Feld dann hübscher.“

Das schien genug Motivation herauszuquetschen, jedenfalls bekam er unangenehm viel Applaus und scheuchte sein Team mit dem Besen aufs Feld. Im Stadion wartete noch mehr Applaus auf sie. Der Schiedsrichter, ein abgehalfterter Ex-Profi, dessen Namen er sich nur gemerkt hätte, wenn er es mal in die Nationalmannschaft geschafft hätte, wartete schon ungeduldig auf sie.

Slytherins Kapitän hatte sein überhebliches Grinsen wiedergefunden. Er streckte James die Hand entgegen, wie es vorm Anpfiff üblich war. James wollte die verschwitzte Hand nicht länger als nötig anfassen, wurde aber mit einem Ruck herangezogen.

„Nur zu deiner Info“, raunte der andere Kapitän. „Du hast es persönlich werden lassen.“

James wischte seine Handfläche an der Robe des anderen ab. „Mach mich nicht dafür verantwortlich, dass du den kleinen Captain nicht in der Hose lassen kannst.“ Er stieg auf seinen Besen, bevor er sich in einen Faustkampf mit riesigem Publikum quatschte, und stieß sich mit den anderen zusammen in die Luft. Dafür, dass sie wenig trainiert hatten, bekamen sie das überzeugend synchron hin.

Normalerweise beachtete er das Publikum kaum, aber heute driftete sein Blick kurz vor Anpfiff ab. In den rot-golden verhangenen Rängen hatte sich ein ungewöhnlicher Tumult gebildet. James interessierte sich mehr für die gegenüberliegende Seite. Beim Aufstieg hatte er einen hellblonden Haarschopf entdeckt. Scorpius lehnte direkt am Geländer der Tribüne, von silber-grünen Hauskameraden bis an den Rand gequetscht und kurz davor über das Geländer zu fallen. Er schenkte James ein unauffälliges Winken und ein Lächeln, das die Wärme zurück in seinen Magen trieb.

Der Quaffel wurde nach oben geworfen und James schnappte ihn aus der Luft, als würde er ohne Besen fliegen können. Er ließ Klatscher und gegnerische Jäger hinter sich, ignorierte auch sein eigenes Team für das Überraschungsmoment und schoss das erste Tor ehe die erste Minute abgelaufen war. Das Stadion vibrierte unter dem Jubel.

Es dauerte nicht viel länger, bis James den Quaffel wieder an sich gerissen hatte und, nach einem kurzen Passspiel mit Nummer drei, sein zweites Tor schoss. Das Dritte folgte bald darauf und mit dem vierten Treffer stieg der Zorn rot im Gesicht von Slytherins Kapitän auf. Der Kommentator amüsierte sich darüber prächtig: „Scheint als vermisse Hastings den Quaffel so sehr, dass er seine Farbe angenommen hat.“

Der Vorsprung drängte James dazu Nummer drei und vier zuzuarbeiten, bis sie jeweils auch zehn Punkte auf ihr Konto schreiben konnten. Mittlerweile stand die Mittagssonne über ihnen, blitzte ab und an zwischen dicken Wolken hervor. Eine dichte Nebelwand schob sich auf das Stadion zu. Lily hatte die leichte Phase den Schnatz zu fangen verpasst, aber das galt auch für Slytherins Sucher. James vertraute auf seine Schwester, aber er arbeitete immer auf einen Vorsprung von mindestens hundertfünfzig Punkten hin. Sicher war sicher, und dahin musste man auch erstmal kommen.

Bei neunzig Punkten Rückstand wurde Slytherin sauer. Zornige Slytherins waren gefährlich. James merkte das spätestens, als beide Klatscher gleichzeitig auf ihn zurasten. Er duckte sich unter ihnen, worauf die Bälle lautstark gegeneinander prallten. James warf den Quaffel zu Nummer drei, der auf die Torringe zusteuerte und damit das Interesse der Treiber auf sich ziehen sollte. Stattdessen zielten sie erneut auf James. Beide Klatscher visierten ihn an, einer auf den Kopf gezielt, der andere direkt auf den Besen. James rettete sich mit einer geschickten Rolle. Sowas trainierte er seit Jahren, der Applaus hätte also nicht sein müssen.

Der Ballbesitz war ihnen nämlich gerade verloren gegangen. Slytherins Kapitän flog an ihm vorbei, ein Grinsen auf den Lippen und den Quaffel unter dem Arm. James nahm Verfolgung auf, wurde aber zwei Meter später von einem gegnerischen Jäger brutal gerammt. Fast fiel er vom Besen, und Fallen war das Letzte, was er vor Scorpius‘ Augen tun würde.

Er klammerte sich an den Besenstiel und erlangte sein Gleichgewicht zurück – allerdings zu spät um den Gegentreffer zu verhindern. So viel zu einem zu-Null-Sieg. Die zehn Punkte auf der Anzeigetafel schmerzten mehr als seine Rippen nach dem Rempler. Ein Schandfleck, der ihnen das ganze Jahr in der Tabelle nachhängen würde.

Nummer eins gab ihm von den Torringen aus ein entschuldigendes Zeichen, das James mit seinem Rücken strafte. Er holte sich Freds Aufmerksamkeit mit einem schrillen Pfiff und bedeutete ihm sich die Klatscher zurückzuholen. Das Problem war nicht, dass Fred sich keine Mühe gab, und er war ein guter Treiber, aber Nummer sechs war kein guter Teamspieler. Er schlug gerne auf Sachen, das war’s auch schon.

James suchte den Himmel nach Lily ab, während er sich zu seinen Jäger-Kollegen begab. Slytherin konnte immer noch gewinnen. Solange sie keinen fast unmöglichen Abstand von hundertfünfzig Punkten schafften, konnten sie wegen dem beschissenen Schnatz gewinnen. Und Lily flog über der Gryffindor-Tribüne eine endlose Acht ab. Auf James‘ Pfeifen reagierte sie nicht.

Mit seinen Jägern baute er sich vor den Torringen auf, bereit den nächsten Angriff problemlos abzufangen. Er hätte keine Sekunde lang die Heimtücke von Slytherins vergessen sollen.

Slytherins Kapitän brauste frontal auf ihn zu. Er grinste und schüttelte seinen Zauberstab aus dem Ärmel. Im nächsten Moment krachten Nummer drei und vier in ihn, als wäre James ein Magnet, der sie anzog. Alle drei rutschten sie von den Besen, hielten sich gerade noch fest, Nummer vier verlor sogar den Halt und musste vom Schiedsrichter abgefangen werden. Während der Kommentator noch von Karambolage sprach, schoss Slytherin das nächste Tor.

James hievte sich zurück auf den Besen, flog zu Nummer drei und zog ihn hoch. Er beachtete das zusammenhangslose Geplapper nicht, das von dem Verwirrungszauber übrig geblieben war. Mit Winken und Pfeifen flog er auf den Schiedsrichter zu.

„Das war ein Foul! Er hat seinen Zauberstab benutzt!“

Der Schiedsrichter flog einfach ihm vorbei. „Hab ich nicht gesehen.“

„Aber –“

„Willst du spielen oder diskutieren, Potter?!“, blaffte er James sogar an. Der erneute Jubel aus Slytherins Reihen zeigte, dass es James weitere zehn Punkte gekostet hatte auf Gerechtigkeit zu hoffen. Seine beiden Jäger trudelten wie Betrunkene durch die Luft. Das war peinlich. Er blamierte sich selbst und seine Mannschaft. Sein perfekter Auftakt war ihm entwischt wie ein Stück Seife unter der Dusche.

Mit so einer Leistung konnte er niemanden beeindrucken. James linste rüber zu den von Slytherins besetzten Tribünen. Nicht, dass er das gewollt hatte…

James fasste Slytherins Jäger ins Auge, ein schmächtiger Frischling, und preschte vorwärts. Der Jäger entdeckte ihn, riss die Augen panisch auf und ließ den Quaffel fallen, um sich mit beiden Händen an seinen Besen zu klammern. James schwenkte ab, tauchte unter dem Slytherin durch und fing den Quaffel auf. Er passte ihn weiter an Nummer drei, kurz bevor Slytherins Kapitän von hinten in ihn krachte. Sie verhakten sich ineinander. James nutzte das aus und packte den Slytherin an der Robe, griff in den Ärmel und zerrte den Zauberstab heraus. Er brach den Stab über seinem Oberschenkel entzwei.

Kapitän Arschgesicht blieb der Atem weg.

James grinste. „Nur zu deiner Info: Du wolltest es persönlich haben.“

„Das wirst du bereuen, Potter. Ich schwöre bei allem, was – hey!“

James zog seinen Besen herum und stürzte sich zurück ins Spiel. Auf Racheschwüre von irgendwelchen Slytherins konnte er verzichten. Er schnappte sich den Quaffel und feuerte ihn dem gegnerischen Hüter frontal in Richtung Gesicht, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als sich wie ein feiger Slytherin zu ducken. Das Tor brachte seiner Mannschaft nicht nur die dreistellige Nummer, sondern James einen Applaus, den er so in seiner ganzen Schulzeit noch nicht bekommen hatte. Gut, sicher nicht nur wegen dem Tor. Die Sache mit dem Zauberstab schien nur dem Schiedsrichter entgangen zu sein.

Lily ließ sich Zeit mit dem Schnatz. Mittag war schon lange vorbei, das merkte selbst James‘ Magen, als sie endlich etwas zu finden schien. Er selbst hätte nichts dagegen noch den ganzen Tag weiterzuspielen. Ein Tor nach dem anderen, mehr pulsierende Venen bei Slytherins, und dutzende Gryffindors, die seinen Namen sangen. Und in der silbergrünen Kurve voller Slytherins eine einzige Person, die bei jedem seiner Treffer klatschte – und deswegen einmal fast über das Geländer gestoßen wurde.

Als der Schnatz in Lilys Händen war, lagen sie haushoch in Führung. James landete mit einem Grinsen, das kein Aufmunterungszauber besser hingekriegt hätte. Er hatte kein perfektes Spiel hingelegt, aber das störte ihn gerade wenig. Genauso wenig interessierte er sich für die Schulterklopfer und Umarmungen seiner Teamkollegen, oder dass Fred ihn quetschte, wie eine Zitrone, aus der er den letzten Saft holen wollte. Sobald Lily mit dem goldenen Ball landete, konnte er sich ungestört losreißen und lief vom Feld. Seinen Besen ließ er in der Umkleide zurück, blieb aber in seinen verschwitzten Roben, die hinter ihm herflatterten, als er aus dem Stadion spurtete.

„Hey!“ Er erwischte Scorpius, der sich davon gestohlen hatte, kaum dass das Spiel sein spätes Ende erreicht hatte. „Hast du das gesehen?! Hast du mich gesehen?“

Scorpius hatte auf dem vernebelten Grün von Hogwarts‘ Ländereien gestoppt. Verwirrt und überrascht grinste er James an. „Ja. Ich hab zugesehen, also –“

James rannte ihn um, zerrte Scorpius aber in seine Arme, bevor er umfallen konnte. Er hielt ihn fest, drückte ihn dicht an sich und vergrub das Gesicht in seiner Halsbeuge. „Das war phantastisch“, nuschelte er in den schwarzen, neutralen Schal, der ihn von Scorpius‘ Hals trennte. „Oder nicht?“

Scorpius lachte. Seine Hände fanden den Weg auf James‘ Rücken. „Ja, jaah… Du hast… hättest alleine gewinnen können.“

James musste ebenfalls auflachen. Er hätte Scorpius hochheben können, ihn mit sich drehen, hätte ihn küssen können. Und er war schon so nah dran, also…

„James!“

Er sprang von Scorpius weg, drehte sich zu der Stimme um, die er hier und jetzt nie erwartet hätte. „Dad?“

Sein Vater stand im Stadioneingang, zur Abwechslung einmal nicht umringt von Autogrammjägern, und winkte James zu sich. Hinter seiner Schulter blitzte der rote Haarschopf von James‘ Mutter auf.

„Geh nur“, sagte Scorpius.

„Ich…“ James wurde erneut gerufen. „Wartest du kurz. Bitte?“

Scorpius überlegte nicht lange und nickte, ließ James mit einem Lächeln gehen und trottete in Richtung See. Am Ufer waberte der Nebel wie eine tiefliegende Wolke, verfälschte Scorpius‘ Umrisse, und ehrlich gesagt war James froh darum. Er wollte nicht erklären müssen, mit wem er sich unterhalten hatte. Die Standpauke konnte er sich ausmalen.

Und gerade sah sein Vater für so etwas viel zu entspannt aus, bis auf den müden Bartschatten, der schon seit Jahren um sein Kinn lag. Er begrüßte James mit einem Schulterklopfer. „Ein schönes Spiel. Mit wem hast du da gesprochen?“

„Niemand“, sagte James. Das Kompliment trieb ein Lächeln auf sein Gesicht. „Ich wusste nicht, dass ihr kommt.“

„Na ja, wir –“ Harry ließ sich von seiner Frau abwürgen.

„James! Komm her…“ Ginny drückte ihn fest an sich. „Meine Güte, du bist ganz verschwitzt. Du hättest dich erst umziehen sollen. Mit wem hast du da gesprochen?“

„Mit niemandem. Was macht ihr hier?“

Seine Mutter schaute rüber zum Seeufer, aber James war groß genug um ihr den Blick zu versperren. „Lilys erstes Spiel wollten wir nicht verpassen. Sie war großartig. Wir sind so stolz.“

„Auf euch alle“, fügte Harry hinzu.

„Albus hat die Ränge grandios aufgemischt“, schwärmte Ginny. „Du hättest ihn sehen sollen, als diese Slytherin’sche Ratte Lily mit einem Klatscher übers Feld gejagt. Zum Glück hat sie das so hübsch geregelt, sonst wär er noch über das Geländer gefallen.“

James‘ Lächeln schwächelte. Er hatte gehofft etwas geleistet zu haben, über das sie sprechen konnten, aber anscheinend hatte Lily bessere Manöver drauf gehabt. Oder Albus sogar ohne Besen. „Ich hab –“

„Daddy!“ Lily preschte aus dem Stadion an der Spitze vom Rest der Mannschaft. Sie sprang Harry in die Arme, angespornt vom übriggebliebenen Adrenalin ihres ersten Sieges. „Hast du gesehen, wie ich das Spiel gewonnen habe?“

Harry lachte nur.

„Wir haben dich nicht aus den Augen gelassen“, sagte Ginny. Sie streichelte ihrer Tochter über das zerzauste Haar. „Wir sind so stolz auf dich. Wie alle. Nicht wahr, James?“

Über Harrys Schulter grinste Lily ihn an. „Du hast meine Überraschung kaputt gemacht.“

James rang sich ein Lächeln ab.

„War ich gut, James?“, fragte Lily ihn.

James nickte. Aus dem Stadion strömten immer mehr Schüler, aber nicht an ihm vorbei. Kaum entdeckten auch die anderen Häuser wer da unter ihnen stand, bildete sich ein Kreis um seine Eltern und Gemurmel wurde laut: „Ist das Harry Potter?“ Immer dieselben Fragen. Und immer dieselben quietschigen Antworten: „Scheiße, ja, das ist Harry Potter!“

Eine Schulter wurde James ins Gesicht gerammt, als sich jemand vor ihn drängte, auf und ab hüpfte in der Hoffnung einen einzigen Blick ergattern zu können. In der Fülle von Menschen entdeckte James weder Fred, noch Louis oder auch nur seinen kleinen Bruder. Er konnte nicht einmal mehr das flammendrote Haar seiner Mutter ausmachen.

James drehte sich um und ging. Er konnte nicht schnell genug weg von diesem Tumult kommen. Ein ganzer Haufen Menschen und keiner dachte mehr daran seinen Namen zu singen.

„James! Hey, James!“ Aus dem Nebel lief ihm jemand entgegen. Scorpius. „Hast du mich nicht gesehen? Der Nebel wird ziemlich dicht…“

James presste sich eine Hand gegen die Stirn. Er bekam Kopfschmerzen. „Ach, ja… Hab ich vergessen…“

Scorpius hatte Schwierigkeiten sein Tempo mitzuhalten, ohne aus der Puste zu kommen, und fasste James am Handgelenk, um ihn abzubremsen. „Alles okay bei dir?“

„Ja. Ja, klar…“ James blieb stehen. Er atmete tief ein, dichte, feuchte Nebelluft. „Nein. Nichts ist in Ordnung. Guck dir diesen Scheiß doch an!“ Er fuhr herum, um Scorpius den Scheiß zu zeigen, aber der Nebel hatte ihn verschluckt. Nichts anderes als dunkle Schatten war zu sehen. James ließ den Arm sinken, ballte seine Finger zur Faust. „Das ist nicht fair.“ Seine Stimme zitterte und das wäre ihm vor jedem unangenehm gewesen, aber vor Scorpius richtig peinlich. Er lief weiter in Richtung Schloss.

Scorpius folgte ihm. „Was ist nicht fair? Das war ein unglaubliches Spiel. Du warst unglaublich.“

„Warum können sie mir das nicht sagen?“, fragte James laut. Er erschreckte sich selbst darüber, dass das so aus ihm herausbrach. „Ich war gut. Nicht perfekt, ja, aber ich reiße mir den verdammten Arsch auf. Jeden Tag steh ich um fünf Uhr auf. Um fünf. Sogar in den Ferien. Ich habe seit der sechsten Klasse nicht mehr ausgeschlafen. Ich trainiere jede freie Minute. Ich achte sogar auf meine Ernährung.“ Er packte das Ende von Scorpius‘ Schal und schüttelte es wie wild. „Weißt du, wann ich das letzte Mal was Süßes gegessen habe?“ Er musste loslachen, größtenteils, weil Scorpius ihn so verdattert ansah. „Ich auch nicht.“

Scorpius grinste ihn an, als wäre die Sonne gerade durch den Nebel gebrochen. „Dann ändern wir das. Gehen wir die Küche plündern.“ Er streckte James seine Hand entgegen; ein Angebot das James sich genau ansah, bevor er zuschlug.

„Ich hab eine bessere Idee.“ James lief los und zog Scorpius hinter sich her. Das Schloss war in Sichtweite, was bei diesem Nebel bedeutete, dass sie nur noch die Stufen hochlaufen mussten, um in die Eingangshalle zu kommen. Während Scorpius ihn fragte, was das werden sollte, sagte, dass die Küche in der anderen Richtung war, führte James sie die Große Treppe hoch. Alles war leer und still, wie sonst nur früh morgens oder mitten in der Nacht. Ihre Schritte hallten von den hohen Steinwänden wider, erst im Korridor im dritten Stock fingen dicke Wandteppiche das Echo auf.

Vor der Statue einer einäugigen, buckeligen Hexe blieb James stehen. Er schlug Gunhilda von Gorsemoor seinen Zauberstab auf den Kopf und murmelte: „Dissendium.“

Der offenbarte Geheimgang klappte Scorpius‘ Kinnlade auf. „Ich hatte keine Ahnung, dass hier… Wohin –“

„Hogsmeade.“ James half Scorpius in die Öffnung des Buckels zu klettern und folgte ihm. Der Geheimgang war dunkel und verstaubt. James zündete ein Licht an seinem Zauberstab an und erleuchtete Scorpius‘ erstauntes Gesicht. Er griff wieder nach Scorpius‘ Hand, ging aber vorwärts, ehe er sehen konnte, was das an seinem Ausdruck veränderte.

„Wie hast du den gefunden?“, fragte Scorpius.

„Im Schreibtisch meines Vaters gibt es eine Schublade, die immer verschlossen ist. Als Kind hab ich sie aufgebrochen, weil man das mit verbotenen Sachen eben so macht, und eine Karte von Hogwarts gefunden. Da standen zwei meiner Namen drauf, also hab ich sie behalten. Sie zeigt alle möglichen Geheimgänge und obendrauf noch was jeder in diesem Schloss gerade treibt. Super Teil.“

„Hast du sie noch?“

James schüttelte den Kopf. „Dieser Gang hier war zugekleistert und verschüttet. Hat eine Weile gedauert ihn wieder in Stand zu kriegen, aber in den ersten Jahren hat man hier ja sonst nichts zu tun.“

Scorpius‘ Lachen war sicherlich das Schönste, was dieser hässliche unterirdische Korridor je gehört hatte. „Wohin –“

„Honigtopf.“ James öffnete eine Luke am Ende des Geheimgangs. Sie führte direkt in den Keller des besten Süßwarengeschäfts im ganzen Vereinigten Königreich. Der Duft von Toffee und Honig stieg ihm in die Nase, als er den Kopf vorsichtig aus der Luke steckte. Die Luft war rein, der Laden geschlossen und der Besitzer nicht einmal in der Nähe. Kartons stapelten sich, die hohen Regale waren gefüllt mit Gefäßen aus Glas, und Fässer voller Süßigkeiten standen offen herum.

James half Scorpius in den Keller hinauf.

„Wow…“ Scorpius klopfte sich unsichtbaren Dreck von den Knien und Oberschenkeln. Er schaute sich um, zeigte dabei weder viel Unbehagen noch das Gegenteil. „Das übertrifft die Küche allerdings.“

James warf das Licht von seinem Zauberstab in den Raum, wo es wie ein riesiges Glühwürmchen über ihnen schwebte. Ohne Scorpius‘ Hand loszulassen schob er den Deckel von einem Fass Gummiwürmer. Einen besonders langen Wurm zog er heraus und zeigte ihn Scorpius.

„Den einen wird schon niemand bemerken“, sagte er.

Scorpius griff in seine Tasche und holte einen Beutel voll Gold heraus. „Nur zur Sicherheit.“ Er schmiss ihn auf ein verschlossenes Fass, als wäre er so wertlos wie eine getragene Socke.

„Oh, ich bin enttäuscht von dir als fiesem Slytherin.“ James biss dem Wurm den Kopf – oder das Ende – ab. Er genoss die Explosion von Süße mit geschlossenen Augen. „Mhm, ja, da verpasst du was.“

Scorpius schnappte ihm den Rest des Wurms weg und stopfte ihn sich in den Mund. „Jahrelang kein Zucker und du nimmst einen mickrigen Gummiwurm? Du hättest es besser treffen können. Stell dir die Geschmacksexplosion bei Zitronendrops vor. Oder Eismäusen.“

Er schleifte James von einem Regal zum nächsten, sammelte sich von irgendwie allem etwas zusammen. Mit einem Haufen ungesundem Süßkram setzten sie sich zwischen zwei Kartonstapel. Bertie Botts Bohnen, zischende Wissbies, Säuredrops; Scorpius konnte ihm zu allem sagen, wieso das eine bessere Wahl gewesen wäre. In seinem Schoß türmten sich Sachen, die er seit Jahren nicht mehr gegessen hatte. Ein Schokofrosch entwischte aus Scorpius‘ Hand und James fing seinen einzigen Sprung ab, um ihm den Kopf abzubeißen. Scorpius lachte darüber, wie die Froschbeine auch ohne Kopf noch ein letztes Mal zuckten. Er lachte, und James bekam ein wärmeres Gefühl im Magen, als Schokolade nach einem Dementor-Angriff auslöste. Sein Herz klopfte hart.

„Das ist schon das zweite Mal, dass du mich nach Hogsmeade kriegst“, murmelte James.

Scorpius erholte sich schwer atmend von seinem Lachen. „Hey, das hier war deine Idee. Versuch das nicht auf den fiesen Slytherin abzuschieben, ja?“

Das brachte James nicht einmal mehr zum Lachen. „Es tut mir leid“, sagte er und auf Scorpius‘ fragenden Blick ergänzte er: „Dass ich dich neulich so angemacht hab. Hätte ich dir früher sagen sollen.“

„Schon gut“, meinte Scorpius, schwenkte verlegen den Blick zur Seite. „Du kannst dir Hastings selbst vorknöpfen. Was du mit seinem Zauberstab gemacht hast… Wenn Higgs das gesehen hätte, wärst du nicht ohne Strafstoß davon gekommen.“

„Ich hab keine Ahnung, wer all diese Leute sein sollen“, gab James zurück und Scorpius lachte die Verlegenheit weg.

„Weißt du, vielleicht solltest du ein bisschen von diesem Zeug mit in den Gemeinschaftsraum nehmen. Für die Siegesfeier“, schlug Scorpius vor. „Oh, ich könnte dir helfen ein bisschen Butterbier zu tragen. Aber nur bis zum Gemeinschaftsraum. Feindliches Gebiet sollte ich besser nicht betreten.“

Die Siegesfeier konnte das hier nie übertreffen. „Ich… hab grad keine Lust zu feiern“, sagte James. „Lily hat sich den Mittelpunkt verdient. Es war ihr erstes Spiel…“

„Also, ich finde, du hast es dir genauso verdient.“ Scorpius schaute ihn an und auch im fahlen Lichtschein leuchtete etwas in seinen Augen, das James eine Gänsehaut bescherte. Kalt wurde ihm jedenfalls nicht. „Meiner Meinung nach könntest du jetzt tun, was immer du willst, und würdest damit davon kommen.“

James rutschte an ihn heran. „Da ist wirklich was Verrücktes, das ich tun will.“

Scorpius gluckste. „Du meinst verrückter, als in den Honigtopf einzubrechen?“

James küsste ihn. Ohne Sturm und Wut erschreckte Scorpius sich nicht, verspannte sich nicht, sondern kam James entgegen. Die Lippen offen und gierig nach mehr. Sein Gesicht war heiß, wie damals im Regen. James umfasste es und zog Scorpius an sich, wie er es seit dem ersten Mal hatte tun wollen. Scorpius‘ Arme wickelten sich um ihn, seine Finger krallten sich an seinem Rücken fest, als würde er ihn nie wieder loslassen wollen. Seine Zunge kam James‘ entgegen, verwickelte sie in ein Spiel so viel erregender war, als Quidditch es je sein würde.

Sich zu lösen fühlte sich wie die größte Niederlage seines Lebens an.

Scorpius blieb dicht an ihm und schlug die Augen nur halb auf. „Verrückt?“

„Hm, jaah, vielleicht sollte ich das nochmal probieren.“ James zog Scorpius in einen neuen Kuss, und diesmal hatte er nicht vor in nächster Zeit aufzuhören. Egal, wie verrückt das war.


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