Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

The Flaw of Perfection - Ein halbes Date

von Dr. S

Aus dem Schloss liefen scharenweise Schüler über den Hang in Richtung Hogsmeade. James beobachtete sie etwa zwanzig Meter tiefer vom Bootshaus aus. Er hatte es seinen Cousins gerade noch einmal erklären müssen, bevor sie sich am Schlosseingang getrennt hatten, aber Hogsmeade würde von ihm heute keinen Besuch bekommen. Dieser Tag war für eine extralange Trainingsstunde reserviert.

James stieß das Ruderboot ins Wasser. Extralang und anstrengend, bis er an nichts anderes dachte, als an den Schmerz in seinen Muskeln. Nicht an das Spiel, an seine unmotivierte Mannschaft, wie mies es bei ihm selbst lief… oder an Scorpius Malfoy. James schmiss das Ruder ins Boot und sprang hinterher. Er konnte nicht aufhören daran zu denken. Dieser eine Moment, nicht einmal eine Minute lang, verfolgte ihn an die unpassendsten Orte.

Er hatte Scorpius geküsst, ja, aber er wollte nicht darüber nachdenken wieso.

„Hey.“

James hatte die Ruder ins Wasser gesetzt und tat seinen ersten Schlag, als die Stimme ihn erreichte. Auf dem Steg stand Scorpius und lächelte ihn an.

James schluckte. Er hatte es so lange geschafft Scorpius aus dem Weg zu gehen – wenn man so viele Geheimgänge wie er kannte, war das allerdings nicht besonders schwierig. „Was willst du denn hier?“

„Ich schulde dir ein Butterbier, schon vergessen?“ Scorpius hockte sich hin und streckte die Hand aus, erwischte das Boot am Ende. Er würde es kaum festhalten können. Ein Zug und er würde ins Wasser gerissen werden. James spannte alle Finger um die Ruder. Er sollte genau das tun. Scorpius ins kalte Wasser werfen.

James atmete tief durch und vermied es Scorpius direkt anzusehen. „Ich geh nicht nach Hogsmeade. Hab zu tun.“

„Hast du diese Woche noch nicht genug trainiert?“, fragte Scorpius beinahe stichelnd. Er hatte erst dafür gesorgt, dass James sein Mannschaftstraining nicht alleine und ausgerechnet heute absolvieren musste. Weil er ein manipulativer Bastard war. Letzten Endes hatte es nicht viel gebracht. Seine Mannschaft war unter der Woche zu sehr mit Teenager-Dramen beschäftigt, und James hatte Schwierigkeiten sich zu konzentrieren. Das Spiel rückte immer näher. Er befürchtete, dass es nicht gut ausgehen würde. Das durfte er nicht riskieren.

„Man kann nie genug trainieren.“

„Einen halben Tag wirst du dir nicht freinehmen können?“

„Ich…“ James machte den Fehler Scorpius direkt anzusehen. Seine Gedanken wollten wandern, genau in die falsche Richtung, nämlich nach Hogsmeade, einem Schluck Butterbier, den er auf Scorpius‘ Lippen schmecken könnte. Er hatte noch nie einen Jungen geküsst, und dafür, dass es so falsch sein sollte, hatte es sich viel zu richtig angefühlt.

„Ich hab eine Idee.“ Scorpius hüpfte kurzerhand vom Steg und landete mit beiden Füßen in James‘ Boot. Es schaukelte heftig und Wasser schwappte hoch bis an den Rand. James‘ hielt beide Ruder fest in den Händen, als Scorpius sich gegenüber von ihm hinsetzte.

„Was soll das werden?“, fragte er.

„Ich hab einen Kompromiss für dich“, sagte Scorpius munter. „Du ruderst uns rüber bis zum Bahnhof, wir machen einen Abstecher in die Drei Besen für ein Butterbier und dann ruderst du uns wieder zurück. Was hältst du davon?“

James hatte keine Ahnung, wieso er einen Kompromiss eingehen sollte. Er schuldete Scorpius rein gar nichts, und Scorpius hatte sich angeblich bei ihm revanchiert. Natürlich hatte er ihm das Quidditch-Feld nicht ohne Hintergedanken verschafft. Slytherins taten nie irgendetwas ohne Hintergedanken.

Scorpius hatte viel für ihn getan, um sich ein paar Sympathiepunkte zu erschleichen. Er hatte sich Slytherins Kapitän vorgenommen. Das riskierte nicht jeder in diesem Schloss.

James seufzte. „Meinetwegen.“ Er wich Scorpius‘ Blick und vor allem seinem strahlenden Lächeln aus, schaute nach hinten und ruderte los. Ein Zug nach dem anderen unter Scorpius‘ wachsamen Augen.

Die Sonne stand hoch am klarblauen Himmel und spiegelte sich auf der Wasseroberfläche. James‘ Ruderschläge schickten Wellen los, die die Reflektion des gelben Kreises ins Wabern brachten. Warm war es nicht, der Herbst hatte die dunkelsten Blätter bereits von den Bäumen des Verbotenen Waldes gerissen, aber jeder Zug schickte Hitze durch James‘ Muskeln. Und dann war da noch Scorpius, keinen Meter von ihm entfernt. James wurde auch in seinem T-Shirt zu warm.

„Bringt das wirklich was oder bist du wieder wütend?“, fragte Scorpius, als sie etwa in der Mitte des Sees angekommen waren.

„Bringt was“, murmelte James. „Sei’s nur, dass ich Muskeln an den richtigen Stellen aufbaue.“ Er wagte den Kopf wieder nach vorne zu drehen, bevor er einen steifen Nacken bekam. Scorpius hatte seine Umhängetasche auf den Schoß gezogen, schaute auf seine verkreuzten Fußknöchel. Er hatte bis eben wunderbar so getan, als würde ihm diese Situation nichts ausmachen, aber gerade wirkte er doch verlegen. James schmunzelte. „Findest du nicht?“

Scorpius grinste zurück. Etwas lockerer lehnte er sich im Boot zurück. „Dafür hab ich nicht genug gesehen.“

„Mir ist leider nicht warm genug, um das zu ändern.“ James stolperte über seine Worte, obwohl sie ihm so leicht über die Lippen kam. Er räusperte sich und wappnete sich gegen jeden Flirtversuch. Soweit würde er es nicht kommen lassen. Schlimm genug, dass er Scorpius nicht einfach ins Wasser gestoßen hatte. Das hätte alles beenden können. Und jetzt musste er unweigerlich das Gespräch führen, dem er solange aus dem Weg gegangen war, ermunterte es sogar.

Scorpius ging in eine ganz andere Richtung. „Bist du nervös? Wegen dem Spiel?“, fragte er.

James runzelte die Stirn. „Nervös?“

„Du trainierst so viel. Mehr als alle anderen zusammen.“ Scorpius machte keinen Hehl daraus, dass das maßlos übertrieben war. James würde einen Quaffel fangen können, hätte er genug trainiert. „Entweder macht’s dir wirklich Spaß oder du bist nervös.“

„Keine Ahnung.“ James legte mehr Kraft in seine Züge. Seine Stimme spannte sich über die Worte. Das Tempo, Scorpius‘ und sein eigenes Gewicht zerrten allmählich an seiner Kondition. Das Ufer kam zum Glück immer näher. „Ich will, dass es so gut wie möglich läuft. Mehr nicht.“

„Klingt nach Spaß.“ An Sarkasmus sparte Scorpius bei dieser Aussage nicht, was James nicht auf sich sitzenlassen konnte.

„Quidditch ist nicht nur Spaß.“ Manchmal hatte es gar nichts mit Spaß zu tun. „Du kannst nicht erfolgreich sein, wenn du es nicht als Sport ernst nimmst. Mein Vater hat früher in der Schule gespielt, nahezu all meine Onkel auch, meine Mutter war sogar Profi. Du solltest hören, wie man bei uns zu Hause über die Liga redet.“

Scorpius schien die Vorstellung amüsant zu finden. Das war es leider nicht immer. „Klingt eher nach Druck als nach Spaß“, korrigierte sich Scorpius und diesmal klang es ehrlich.

James konzentrierte sich härter auf die Ruder. „Es wäre spaßiger, wenn Slytherins nicht solche Mistkerle wären. Mit ehrlichen Mitteln haben sie keine Chance zu gewinnen.“

„Betonung auf ehrlich.“

James steuerte das Boot ans Ufer, scharf am Rand, sodass sie sie hart aufsetzten. Scorpius schubste es von seinem Sitz. Er landete hart mit den Knien auf dem Holzboden. James hörte den Schmerzenslaut und wartete auf dieselbe Genugtuung, die er bei jedem anderen verletzten Slytherin verspürt hatte. Sie blieb aus. Er packte Scorpius am Arm, zerrte ihn hoch und half ihm aus dem Boot heraus.

„Was soll ich anderes von ihnen erwarten? Ich hab dir erzählt, wie oft Kapitän Arschgesicht mir das Feld gestohlen hat“, sagte James. „Das ist nur die Staubschicht auf der Oberfläche aller Slytherin’schen Missetaten.“

Scorpius wischte sich Staub von den Knien und dem Saum seines Wollmantels. „Nimm’s als Kompliment. Hastings hat Angst vor dir.“ Er klopfte James auf den Oberarm. Irgendwie freundschaftlich. „Oder zumindest Respekt.“

James wurde kalt. Eine Windböe erwischte ihn und trocknete den Schweißfilm auf seinen blanken Armen, trieb eine Gänsehaut an ihnen hoch. Er rieb sich die Stelle, die Scorpius so belanglos abgeklatscht hatte, und spürte einen merkwürdigen Kloß im Hals.

Der Weg nach Hogsmeade war kurz. Zusammen stiegen sie einen Abhang hoch zum Bahnhof. Der Hogwarts-Express stand hier, leuchtendrot und wie zur Abfahrt bereit, aber unbenutzt bis zu den Ferien. Von hier aus war es ein Katzensprung durch goldenes Laub ins Dorf. Andere Schüler kamen ihnen entgegen, hauptsächlich Drittklässler auf ihrem ersten Weg zur Heulenden Hütte. Seine Schwester war nicht dabei, und dafür war er dankbar. Lily hatte gerade erst aufgehört ihn über Scorpius Malfoy auszufragen. Noch einmal wollte er sie nicht abwimmeln müssen.

Der Wind nahm an Kraft zu. James fröstelte.

Scorpius stoppte, nahm seine Tasche ab und knöpfte seinen Mantel auf. Darunter hatte er Pullover aus grauer Wolle. Den Mantel reichte er an James weiter. „Hier.“

James hob abwehrend die Hände, aber Scorpius nutzte das aus, um ihm den Mantel aufzudrücken.

„Ich hab dich hier rausgeschleppt. Wenn du dich meinetwegen kurz vorm Spiel erkältest, hältst du das noch für ein mieses Spielchen.“

James verdrehte die Augen, zog den Mantel aber über. Es war warm darunter, trotz der leichten Fütterung, und der Stoff roch nach Scorpius. Besonders an den Schultern war der Mantel zu eng. James ließ ihn offen und streckte beide Arme aus. „Gut so?“

Scorpius nickte zufrieden und stieß ihn vorwärts. Bis zu den Drei Besen sprachen sie nicht viel miteinander, vor allem nicht über das Offensichtliche. Was das hier werden sollte. Sie hatten sich geküsst, ja, aber darum ging es nicht. Scorpius hatte diesen… Ausrutscher mit keinem Wort erwähnt. James hätte ihn am Steg stehenlassen, hätte er das getan. Gerade wollte er selbst am liebsten nachfragen… oder Scorpius hinter den nächsten Baum, die nächste Straßenecke ziehen und noch einmal küssen. Er tat keins von beidem, hüllte sich stattdessen in grimmiges Schweigen und würgte jeden von Scorpius‘ Konversationsversuchen knapp ab.

Vielleicht konnte er ihm im Laufe des Nachmittags austreiben, was immer er sich über James Potter zusammengereimt hatte.

In den Drei Besen war es ziemlich voll, aber für das erste Hogsmeade-Wochenende des Jahres ließ es sich noch einigermaßen aushalten. Sie fanden einen Platz relativ weit hinten an einem Fenster. Scorpius rutschte bis zum Fenster und James setzte sich neben ihn, dachte sich nichts dabei. Er schaute sich um. Es war eine ganze Weile her, dass er hier gewesen war. Er wusste nicht mehr, ob es ihm Spaß gemacht hatte.

Die Bänke kamen ihm schmaler vor. Zwischen Scorpius und ihm war gerade eine Hand breit Platz. Scorpius stützte sich auf seiner Handfläche ab, schloss so die Lücke. Seine Fingerspitzen streiften James‘ Oberschenkel, versteckt unter der herabhängenden Seite des Mantels, aber trotzdem spürbar.

„Also, hast du –“ Scorpius wurde von der Kellnerin unterbrochen, die ihre Bestellung aufnehmen wollte. Er lächelte, offen und freundlich, ansteckend wie immer, aber die Kellnerin ließ das kalt. „Ein Butterbier, bitte.“

„Wasser“, bestellte James und bekam dafür nicht nur die hochgezogene Augenbraue der Kellnerin zu sehen.

„Wasser? Das soll ein Scherz sein“, sagte Scorpius.

„Ich schütt den Kram nicht in mich rein. Weißt du, was da alles drin ist?“ James winkte in Richtung der Kellnerin ab. „Nichts gegen Sie.“

Die Kellnerin tippte genervt ihre Feder gegen den kleinen Schreibblock, aber Scorpius scherte sich wenig um sie. „Du bist doch nicht den ganzen Weg hier runter gekommen, um ein Wasser zu trinken.“

„Anscheinend… doch.“ James hob die Hände, gestikulierte ratlos unter dem scharfen Blick der Kellnerin. „Ich bin hier, weil du mich genervt hast.“

„Gut, dann lass ich mal den Slytherin raus. Ich hab dich auf ein Butterbier eingeladen. Wenn du kein Butterbier willst, muss ich dich die nächsten Monate immer wieder auf eins einladen. Willst du das?“ Scorpius wartete ab, behielt jeden zuckenden Muskel in James‘ Gesicht im Auge, und lächelte schließlich. Zur Kellnerin sagte er: „Zwei Butterbier und dazu ein Wasser, damit der Herr sich aussuchen kann, was er in sich reinschüttet.“ Als sie davon stöckelte, noch genervter als zuvor, lehnte Scorpius sich zu James. „Wenn die wüsste, wie viel Trinkgeld ihr gerade entgangen ist.“

Ein Grinsen breitete sich auf James‘ Gesicht aus, ohne dass er etwas dagegen unternehmen konnte, und er schüttelte langsam den Kopf. „Du bist böse.“

„Du wusstest, was dich erwartet“, sagte Scorpius schulterzuckend, und James lachte. Anscheinend etwas zu laut.

„James?“ Neben ihm tauchten Fred und Louis auf, Letzterer noch sichtlich angefressen von der barschen Abfuhr, die James ihnen vorhin erst erteilt hatte. Fred grinste schon wieder. „Wusste doch, dass das deine Lache war. Du hast es dir anders überlegt. Cool!“ Er plumpste auf die gegenüberliegende Sitzbank.

Louis setzte sich neben ihn. „Ich dachte, du hättest keinen Kopf für mehr als Training. Was hat dich umgestimmt?“

„Na ja, äh…“ James linste zu Scorpius, dem das Ganze nicht so unangenehm zu sein schien, wie ihm. „Ich wurde gezwungen. Das ist… äh…“

Scorpius schaute ihn abwartend mit gehobenen Brauen an.

„Scorpius Malfoy, ich weiß.“ Louis streckte die Hand über den Tisch aus und schüttelte Scorpius. „Ich bin Louis. Das ist Fred.“

„Ich weiß“, ahmte Scorpius Louis‘ gönnerhaften Tonfall nach. Er schüttelte auch Freds Hand. „Man sollte seine Weasleys kennen, nicht wahr?“

„Also, Scorpius, wie hast du es geschafft James hier rauszulocken?“, fragte Louis.

„Ich hab Schulden zu begleichen“, sagte Scorpius. Die Kellnerin brachte ihnen ihre Bestellung, ignorierte Fred und Louis aber vollkommen. „Ein Butterbier, um genau zu sein. Wollt ihr auch was trinken?“

Die Kellnerin hatte sich schon umgedreht. Mit einem Schnauben schaute sie über die Schulter, zückte abwartend ihren Block.

„Wir hatten schon“, sagte Fred. Er zuckte zusammen, als die Kellnerin ihren Block zuschnappen ließ und in ihre Schürze rammte, bevor sie einen anderen Tisch aufsuchte. Fred räusperte sich. „Dads Laden hier hat eine neue Lieferung gekriegt. Super Zeug. Willst du’s dir mit uns ansehen, Jamie?“

Louis lehnte sich schräg über den Tisch, als würde so nur Scorpius hören können, was er sagte. „Weißt du, James war mal lustiger drauf.“

James schnappte sich das Wasserglas. Es zitterte in seiner Hand. „Und du warst mal weniger zickig als all deine Schwestern zusammen.“

Scorpius lachte. „Ich find ihn immer noch lustig.“

James grinste ihn an. Er fand Scorpius‘ Hand auf der Sitzbank und gab ihr einen Klaps, erwischte aber nur den Mantel und streichelte unfreiwillig über Scorpius‘ Handrücken, als er den Stoff zur Seite zog. Scorpius griff seine Finger, hielt sie fest, und James rang mit sich, bevor er sie wegzog.

„Gut, dann lassen wir euch zwei alleine Spaß haben.“ Louis sagte das mit einem Schmunzeln, das James gar nicht gefiel. „Hat mich gefreut, Scorpius. Fred, kommst du?“

„Ja, aber –“

„Fred“, presste Louis eindringlich zwischen den Zähnen hervor.

Fred schmollte, rutschte auf Louis‘ freigewordenen Platz und griff James‘ Butterbier. „Trinkst du ja eh nicht.“ Er leerte es in einem einzigen Zug und folgte Louis mit einem Schnurrbart aus Schaum.

„Toll“, murmelte James und seufzte.

Scorpius nickte. „Jetzt muss ich dir beim nächsten Hogsmeade-Besuch noch eins ausgeben.“

„Nein“, krächzte James. Er nahm einen großen Schluck Wasser, um seine Kehle zu befeuchten. „Sie denken, das hier wäre ein Date.“

Scorpius verschluckte sich an seinem Butterbier. Er sagte nichts, wischte sich nur den Mund trocken.

James behielt ihn scharf im Blick. „Das ist kein Date.“ Seine Stimme wackelte. „Oder?“

„Es kann kein Date sein, wenn du das nicht willst.“ Der Abstand zwischen ihnen schien größer zu werden, während Scorpius noch einen Schluck trank. „Oder solange du dir nicht einmal meinen Namen merken kannst.“

„Ich kenn deinen Namen.“ Bei Scorpius‘ skeptischem Blick grinste James. „Malfoy.“

Scorpius‘ Lächeln kam zurück, und so gefiel er James auch viel besser. Er tätschelte Scorpius‘ Schulter, drückte sie kurz, folgte dem Pulloverkragen bis zu seinem Nacken. Die Haut dort war blass, nichts im Vergleich zu seinen verdammt hellen Haaren. James fragte sich, was von beidem wohl weicher war, und das wollte er sich nicht fragen.

„Du… hast aber auch einen komplizierten Namen“, sagte er.

„Willst du was wissen?“ Scorpius rutschte näher, bis sein Oberschenkel gegen James‘ drückte, und so viel Nähe hatte er nicht bezweckt. „Mein voller Name ist Scorpius Hyperion.“

James gluckste. Seine Nervosität verfolg und er schob den Kopf vor, fragte nach: „Ernsthaft?“

Scorpius hob die Schultern. „Versuch mal auf eine Beleidigung zu kommen, die ich deswegen noch nicht gehört habe.“

Er hatte sich nicht lustig machen wollen, aber großartig entschuldigen konnte er sich für seinen Lacher auch nicht. Es gab höchstens eine Sache, mit der sein Verhalten wiedergutmachen konnte.

„Willst du was wissen?“ James senkte die Stimme. „Mein zweiter Vorname ist Sirius. Auch zum Schießen, und wenn du das jemandem verrätst, muss ich dich leider töten.“

Schmunzelnd schlug Scorpius ihm locker gegen die Brust, nahm seine Hand aber nicht wieder weg. „Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du es einem heimtückischen Slytherin anvertraust.“

Kurz zögerte James, dann schob er seine Hand über Scorpius‘ Hals hoch in das kurze Haar in seinem Nacken. „Vielleicht hab ich’s mir überlegt?“ Er beugte sich vor, und Scorpius ließ ihn jeden Zentimeter ungehindert vordringen. Sein Atem kam schwer über seine geöffneten Lippen.

Ein Knall ertönte, eine ganze Reihe sogar. Jemand trommelte gegen das Fenster. James schreckte zurück und Scorpius herum. Hinter der Scheibe stand der Fettsack mit seinem Slytherin-Freunden, wegen denen Scorpius von einer Klippe gefallen war. Alle streckten ihre Zunge heraus, schnitten Grimassen, die ihre Gesichter noch hässlicher machten, und verschwanden dann so laut lachend, dass man es durch die Scheibe hören konnte.

James verspürte zu einem gleichen Maße Erleichterung und Wut. Er nahm die Hand von Scorpius und ballte sie zur Faust. „Was war das denn?“

Der Rotschimmer auf Scorpius‘ Wangen entging ihm nicht. „Ein halbes Dutzend Idioten?“

„Denen sollte ich zeigen, was ich von Idioten halte.“

Scorpius hielt ihn fest, bevor er aufstehen konnte, zog James mit beiden Händen wieder auf seinen Platz. „Lass es gut sein, James.“

Über die Rückenlehne der Sitzbank behielt James die Tür im Auge. Es dauerte keine dreißig Sekunden, dann kam diese Bande mieser Slytherins herein, immer noch allesamt grinsend, und als sie James entdeckten fingen sie schon wieder an zu lachen. Nur galt das nicht James. Sie glotzten direkt an ihm vorbei zu Scorpius.

„Hey, Malfoy!“, rief der Klops, der James mit jedem Mal fetter vorkam. „Hast du dir ein Date beim falschen Ufer gekauft?“ Er sagte das, als wäre Scorpius der letzte Mensch auf Erden, der eine Verabredung bekommen würde, und seine Freunde lachten, als teilten sie diese Meinung.

Scorpius schien das im Gegensatz zu James nicht zu kratzen. „Du könntest dir nicht einmal für ganz Gringotts ein Date kaufen“, rief er lässig über die Schulter zurück. „Jedes Mädchen in Hogwarts würde eher ihre Stiefel fressen, als Zeit mit dir zu verschwenden.“

James lachte darüber, und er gab sich keine Mühe leise zu bleiben.

„Ach, ja? Als würde irgendein Mädchen dich…“ Der Fettsack wurde von einem seiner Freunde unterbrochen, der ihm etwas zuflüsterte und dabei auf James deutete. Erst jetzt schienen die Slytherins ihn wirklich wahrzunehmen und wiederzuerkennen. Offensichtlich erinnerten sie sich an das letzte Mal, dass James ihnen nahe gekommen war, und wichen an die Bar zurück, ohne ein weiteres Wort.

„Schau dir das an“, murmelte Scorpius. „Erbärmlich bis in die letzte Pore.“

James schaute lieber Scorpius an. „So ganz anders als du.“ Er nahm Scorpius‘ Hand, die er immer noch auf seiner Brust spüren konnte, und drückte sie. „Deswegen würdest du auch ein Date bekommen. Vorausgesetzt du fragst danach.“

Scorpius blickte auf ihre verschränkten Hände und konnte seine Enttäuschung nicht verstecken, als James ihn wieder losließ. „Ach, meinst du?“

„So macht das fünf Galleonen“, sagte James mit einem Zwinkern. Er fing Scorpius‘ Faust ab, bevor er noch einen freundschaftlichen Klaps ertragen musste, und zog ihn auf die Beine. „Gehen wir.“

Scorpius zählte jeden Sickel ab, den er der Kellnerin für ihre unmotivierte Arbeit hinterließ, und folgte James aus den Drei Besen. Draußen wehte ein kühler Wind gefallene Blätter über die vollen Straßen. In der Menge von Schülern gingen sie auch zusammen unter und niemand schenkte der merkwürdigen Kombination Aufmerksamkeit. Sie schwammen gegen den Strom Schüler, der ans andere Dorfende schwappte. In Richtung Bahnhof ging niemand.

„Was haben die gegen dich?“, fragte James. Scorpius fragte ihn so viel und direkt, aber über sich schien er nicht viel zu sprechen. Zumindest konnte James versuchen das auszugleichen.

„Was denkst du?“, gab Scorpius zurück. Eine rhetorische Frage, auf die James die offensichtliche Antwort aber nicht geben wollte. „Ich bin ein Malfoy. Die Menschen beneiden uns um unser Gold und verachten den Rest von uns. Obendrauf hab ich James Sirius Potter wohl zu oft zu offensichtlich angestarrt.“

Nicht einmal die Erwähnung seines vollen Namens konnte ihn noch verlegener machen. Er war froh, dass draußen vorm Dorf keine anderen Schüler mehr waren, die sehen konnten, dass er gerade knallrot wurde.

„Was heißt oft?“, fragte er nach.

„Oh…“ Scorpius ging gar nicht weiter auf ihn ein. Er hatte das Ruderboot am Ufer wiedergefunden und lief durch das hohe, trockene Gras darauf zu. „Lass uns zusammen rudern. Was hältst du davon?“

James stieg kopfschüttelnd bis zum Wasser herunter und fasste das Boot am Ende, um es ins Wasser zu schieben. „Wieso das denn?“

„Wieso nicht? Das wird lustig.“ Scorpius ließ ihm keine große Wahl, setzte sich ins Boot und schnappte sich eines der Ruder. Er hievte es mit beiden Händen an sich heran, beide Kiefer vor Anstrengung zusammengepresst.

„Meinetwegen“, murmelte James, gab den Boot den letzten Schubs ins Wasser und sprang hinein. Er zog Scorpius‘ Mantel aus, gab ihn zurück und streckte sich kurz. „Achte einfach darauf, dass wir in etwa zur gleichen Zeit rudern, sonst kommen wir keinen Meter voran.“

Scorpius nickte eifrig. Es war irgendwie süß, dass er sich darauf freute über den wirklich großen See zu rudern. Wenn er ein bisschen von dieser Motivation an James‘ Mannschaft abtreten würde, hätten sie den Quidditch-Pokal schon in der Tasche.

James schlug das Ruder ins Wasser, wartete auf Scorpius und zog es gleichzeitig durch. Die ersten Züge gingen schleppend, aber wenigstens vorwärts. Ein paar Meter später gerieten Scorpius‘ Züge aus dem Rhythmus, als er mehr Kraft einbüßte. Er stockte und schlug sein Ruder dann falsch herum ins Wasser. Sie drifteten nach links und drehten sich um hundertachtzig Grad. Scorpius schaute verwundert ins Wasser, und James konnte sich sein Lachen nicht verkneifen.

„Was denn?“, fragte Scorpius. Er suchte die Ursache immer noch im Wasser.

„Du ruderst in die falsche Richtung“, sagte James. „Mach das Gegenteil von mir. Nein. Das andere Gegenteil.“ Er brach erneut in Lachen aus, als Scorpius nur noch verwirrter aus der Wäsche schaute, und schüttelte sich richtig. Scorpius verpasste ihm schnaubend einen Tritt, erst dann beruhigte James sich. „Okay, komm her.“ James rutschte auf seinem Platz an den Rand und klopfte neben sich.

Scorpius stand auf, sehr wackelig in dem schwankenden Boot, und zog sein Ruder an James‘ Platz, setzte sich neben ihn. Erwartungsvoll schaute er James an, der zum Gewichtsausgleich Scorpius‘ Tasche auf den leeren Platz schmiss.

„Jetzt rudern wir beide in die gleiche Richtung. Sollte einfacher sein“, sagte James, gab Scorpius ein Zeichen und zog das Ruder in seinem Rhythmus durch. Es ging vorwärts, wenn auch ziemlich langsam. Scorpius hatte nach wenigen Metern schon zu kämpfen, trotz beider Hände an einem einzigen Ruder. Er biss die Zähne zusammen, seine Stirn knitterte unter der Anstrengung und seine Wangen liefen hochrot an. Aber er gab das Ruder nicht wieder an James ab, sondern hielt durch und beklagte sich nicht ein bisschen.

Hoch über den Bootshaus verschwand die Sonne langsam hinter den Zinnen von Hogwarts. Die Ländereien wurden in rötliche Abenddämmerung getaucht, die das Wasser nicht erreichte. Fast schwarze Tiefen taten sich unter ihnen auf. Seit der Mitte des Sees stand Scorpius der Schweiß auf der Stirn.

James musste grinsen. „Jetzt bist du mal ganz verschwitzt.“

Scorpius keuchte eher, als dass er lachte. „Sieht bei mir sicher nicht gut aus.“

„Wusste nicht, dass das bei irgendwem gut aussieht.“

Scorpius schaute ihn an, als wolle er etwas sagen, verkniff es sich aber und versuchte stattdessen zu Atem zu kommen. James erlaubte ihnen eine kleine Ruderpause, in der Scorpius mit geschlossenen Augen den Kopf in den Nacken legte. Ein Schweißtropfen rann ihm über die Schläfe.

James griff ins Wasser und schleuderte eine Handvoll in Scorpius‘ glühendes Gesicht. Scorpius fuhr erschrocken zusammen. Er riss den Mund auf und kniff die Augen zusammen, während das kalte Seewasser über seine Wangen lief. Ein Ausdruck zum Totlachen.

James presste seine nasse Hand gegen Scorpius‘ heiße Wange, kühlte erst die eine, dann die andere. „Du sahst aus, als könntest du eine Abkühlung gebrauchen.“

„Heh, danke.“ Scorpius wischte sich das Wasser von den Augen, ließ das Ruder dabei los. James hielt es für ihn fest, damit es nicht ins Wasser rutschte. Fast gleichzeitig bekam er eine Ladung Wasser von Scorpius ins Gesicht geschleudert. „Du aber auch.“

Triefend suchte James nach Worten, fand aber nur mehr Lachen. Er schüttelte das Wasser aus seinen Haaren und ruderte die letzten Züge alleine, aber mit Scorpius dicht an seiner Seite. Fast lehnte er an James‘ Schulter.

„Eigentlich sollte ich dich dafür in den See stoßen“, sagte Scorpius. „Schwimmen kannst du bestimmt auch perfekt.“

„Find’s heraus“, gab James zurück.

Scorpius sah verlockt aus und legte eine Hand auf James‘ Schulter, drückte ihn aber nicht über Bord. Sein verschmitztes Lächeln allein hätte das geschafft.

James lächelte zurück. „Danke.“

„Hey, ich überlege noch“, sagte Scorpius.

„Nein“, schmunzelte James. „Danke für heute. Ich bin nervös, scheißnervös sogar. Dieses Spiel ist so wichtig, und mir wird schlecht beim Gedanken daran, wie unvorbereitet wir uns diesen heimtückischen Hyänen stellen müssen. Also danke, dass du mich abgelenkt hast.“

Mit einem Ruck legte er am Bootssteg an und zog die Ruder ein. Scorpius kletterte vor ihm aus dem Boot, drehte sich aber auf dem Steg herum und hockte sich in etwa auf James‘ Höhe.

„Ich werde zwischen all den Hyänen stehen und dich anfeuern. Weil ich gerne für die Gewinnermannschaft bin.“ Scorpius hob die Hand, wie für einen weiteren freundschaftlichen Klaps, streichelte James am Ende aber über die Wange. „Viel Glück, James. Auch wenn du’s nicht brauchst.“ Er stand auf und ging, während James‘ Wange brannte, als wäre er mit dem Gesicht voran ins Kaminfeuer gefallen.

James plumpste zurück ins Boot, ließ beide Ruder ins Wasser gleiten und presste die Finger gegen seine Lippen. „Scheiße…“ Er hätte Scorpius küssen sollen, als er noch die Chance dazu hatte.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Der Hobbit 3
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Harry Potter besitzt eine Geschichte und eine Seele, Pikachu und seine Pokémon-Kollegen sind nur Merchandise ohne Substanz.
Susanne Gaschke, Die Zeit