Alle schauten sich um, doch Luna war nicht mehr zu entdecken. Wie konnte sie so schnell verschwunden sein? Da musste doch etwas passiert sein. Sie war nicht gerade die hellste Birne an einer Lampe, aber dass sie sich so schnell verirren könnte, nahm man erstmal nicht an. "Vielleicht wurde sie von einer Anaconda gefressen?", wimmerte Gilderoy, der sich panisch hinter Molly versteckte. "Komm hinter meinem Rücken raus du Trottel! Hier gibts keine Anacondas!". Gilderoy hielt sich sein französisches Cappy vors Gesicht und zitterte weiter. "Lasst uns ruhig bleiben und erstmal das Feuer anzünden! Luna kann auf sich aufpassen!", riet Hermine und begab sich sofort mit Molly zum Holzlager, um das Lagerfeuer in der Mitte des Camps zum Brennen zu bringen. Bellatrix umkreiste Molly mit verrücktem Blick und starrte immer wieder auf das Feuer, dass sich langsam aber sicher zu einer großen Flamme emporhob. "Nicht schlecht!", zischte sie.
Die Stimmung im Camp war frostig. Niemand wusste, was mit Luna geschehen war. War sie etwa schon ausgeschieden? Hatte sie eventuell die Lehrstelle bekommen und die anderen 9 würden sich hier umsonst darum bemühen? Wollte man sie leiden sehen, weil sie keinerlei Zauber anwenden konnten?
Rita Kimmkorn kam kurz darauf aus dem Waldtelefon und verkündete die erste Nachricht an alle:"Um Luna wieder zu finden, müsst ihr 3 Schatztruhen finden, die im verbotenen Wald versteckt sind! An jedem Tag werdet ihr eine Schatzkarte erhalten, die euch auf den Weg zu einer Truhe führt! Wer sich auf den Weg macht, entscheidet ihr selbst. Jede Suche besteht aus zwei Schatzjägern - ihr geht also immer zu zweit. Die erste Schatzkarte findet ihr dem dritten Feldbett von oben! Es hängt mehr von dieser Schatzsuche ab, als ihr jemals erahnen könntet! Viel Glück!".
Rita schaute ungläubig in die Menge. "Wie sollen wir Luna retten, wenn wir keine Magie einsetzen dürfen? Wie soll denn das gehen?". Sirius grinste vergnügt. "Wir werden doch wohl einen Schatz mithilfe einer Karte entdecken können! Wozu brauchen wir dafür Magie? Ich werde zusammen mit Hermine gehen! Mit meiner Ausdauer und ihrem Köpfchen bringen wir den Schatz schneller ins Camp, als ihr glaubt! Lass uns gehen Hermine!". Sofort packte sie ihren Rucksack und stand neben ihm. Sirius entfaltete die Karte und zeigte nach Süden. Wenige Augenblicke später waren sie bereits verschwunden.
Draco lag in seinem Feldbett und machte ein mieses Gesicht. "Und wenn sie nicht zurückkommen, haben wir auch was gewonnen, nämlich den Verlust von Luna und diesen zwei Schatzjägern! Absolute Trottel sind das! Warum sind wir eigentlich hier? Warum müssen wir uns hier wochenlang durchschlagen, um Lehrer in Hogwarts zu werden? Macht das irgendeinen Sinn für euch?".
Lily Potter ergriff das Wort, die von Dracos Genörgel bereits ohne Ende genervt war. "Du bist freiwillig hier! Niemand zwingt dich! Du hast gewusst, was auf dich zukommt und jetzt bist du hier! Gewöhn dich dran!". Draco schaute sie böse an, während Bellatrix um ihn herum tänzelte und eine Hand vor den Mund hielt. "Lässt sich der kleine Draco jetzt schon von einer Potter etwas sagen? Armseelig!".
Der Einzige, der wenig sagte und sich anfangs zurück hielt, war Oliver Wood. Er machte Dehnübungen, lief die gleiche Strecke immer wieder ab und setzte sich später an einen Baum. Er fiel keinem wirklich auf, obwohl er sich ebenfalls Sorgen um Luna machte. Wenn Luna nur dann gefunden werden konnte, wenn alle 3 Schätze sicher im Camp landeten, dann könnte dies ihr Ende bedeuten. Er wollte auf jeden Fall auch an einer Schatzsuche teilnehmen, um Luna zu finden und zu retten. Er konnte es kaum abwarten, bis seine große Chance kam und er sich endlich beweisen konnte. Auch Lily Potter setzte sich etwas später zu ihm und sprach mit ihm über Luna. Sie machte sich große Sorgen, dass ein Schatz eventuell nicht gefunden werde und man damit Luna verliere. "Es hängt ganz allein von uns ab! Wir müssen einfach versuchen wie Muggel zu denken und zu handeln! Wir haben hier keine Magie mehr, die uns Luna mit einem Schnipp zurückbringt! Wenn du willst, begleite ich dich bei der zweiten Schatzsuche und wir werden alles tun, um sie zu finden!". Oliver Wood war begeistert von dieser Idee und lachte zum ersten Mal in Lilys Gesicht. "Jetzt komm, es gibt was zu essen!".
Molly war gerade dabei, das Abendessen für alle zu kochen, als sich Lily und Oliver dazu setzten. Molly hatte sich um das Feuer und das Zubereiten des Essens gekümmert, nachdem Hermine mit Sirius zur Schatzsuche gegangen war. "Es ist gleich fertig! Noch zwei Minuten!".
Was dann geschah, ist schwer zu erklären. Draco und Bellatrix hatten schon einigen Minuten flüsternd in der Ecke gestanden und kickten mit einem Tritt den Kessel mit dem Abendessen ins Gebüsch. "Heute wird nicht gegessen! Wozu auch, ihr seid gleich nicht mehr in der Lage, Anwärter auf die Lehrstelle zu werden! Die nehmen da nämlich keine Verkrüpelten!". Bellatrix tanzte um ihn herum und packte Molly am Kragen. "Hexe!", zischte sie und warf Molly zu Boden. Draco hatte sich sofort Oliver gepackt und ihn zu Boden gerissen. Gilderoy schrie laut quiekend auf und versteckte sich im Gebüsch statt zu helfen. Bellatrix packte auch Lily an den Haaren und brachte sie zu Boden. Immer wieder schlug sie auf Lily ein, die sich anfangs vor lauter Verwunderung wenig verteidigen konnte. Rita Kimmkorn hatte sich zu Gilderoy ins Gebüsch gesetzt und wartete gespannt auf das, was da noch kommen würde. "Warum hab ich nie was zum Schreiben dabei, wenns spannend wird!".
Es sah dramatisch aus. Oliver wehrte sich gegen Draco zwar mit allem, was er hatte, aber Draco war kein leichter Gegner. Molly war Bellatrix nicht eine Sekunde gewachsen und blieb erschrocken am Boden liegen. In Lily, so dachte man, habe Bellatrix einen würdigen Gegner gefunden, doch Lily lief Blut über das Gesicht von einer Platzwunde und auch sie lag keuchend am Boden. Bellatrix strich sich lachend durchs Haar und würgte Molly immer wieder, was ihr sichtlich wehtat. Sirius und Hermine konnten ihnen nicht helfen, denn die waren auf Schatzsuche und Gilderoy und Rita Kimmkorn waren zu feige, um aus ihrem Versteck zu kommen. Eine aussichtslose Lage.
Fortsetzung Folgt!
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