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Fanfiction

Verwirrung - Kapitel 34

von Thestralenreiter15

@Mik:Ich bin ja selbst ganz schön lange von der Bildfläche verschwunden, daher kann ich es dir wohl kaum übel nehmen, dass du das Gleiche gemacht hast. Schön, dass du wieder da bist! Und freut mich, dass dir meine FF immer noch gefällt :) Ich hoffe, das nächste Kapitel bringt zumindest etwas Licht ins Dunkel. Viel Spaß beim Lesen :*

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Erschöpft ließ Maggie Williams sich auf einen Stuhl im kleinen Gemeinschaftsraum fallen und massierte ihre Schläfen. Ihre Migräne war schlimmer geworden. Frustrierenderweise gab es selbst in der Zaubererwelt kein zufriedenstellendes Mittel dagegen. Alles, was den Schmerz vertreiben würde, würde sie so sehr betäuben, dass sie nicht weiterarbeiten könnte. Also hieß es durchhalten. Einen raschen Blick auf die Wanduhr werfend seufzte Maggie auf: Zu früh, um Mittagspause zu machen.
Manchmal glaubte Maggie, sie habe die falsche Laufbahn eingeschlagen. Es war nicht so, dass sie ihre Arbeit nicht mochte: Schon als Kind wusste sie, dass sie später einmal etwas tun werde, das den Menschen hilft. Und nachdem sie ihren kleinen Bruder nach einem Unfall im St. Mungo's besucht hatte, stand fest: Sie würde Heilerin werden. Ihre spätere Ausbildung hatte sie daraufhin mit Bravour gemeistert und noch heute war sie stolz auf das, was sie tat. Aber manchmal hatte sie das Gefühl, ihr fehlten einfach die Nerven für einen so anstregenden Beruf wie Heiler.
Die letzte halbe Stunde hatte Maggie damit verbracht, einem ihrer Langzeitpatienten Gilderoy Lockhart zu erklären, dass er nicht mal eben einen Abstecher zu Madam Malkins machen könne, um sich einen neuen Umhang zu kaufen, nur weil der jetzige nicht zu der Farbe der Tischdecke passe. Abgesehen davon, dass Gilderoy Lockhart wie fast alle Patienten der Janus Thickey-Station einem strengen Ausgehverbot unterstand, hatte das Geschäft von Madam Malkins schon seit fast einem Jahr nicht mehr geöffnet. Wie viele andere Läden der Winkelgasse hatte es im Handumdrehen leergestanden, als Voldemorts Schatten erneut begann, sich langsam über das Land zu legen.
Glücklicherweise bekam man im St. Mungo's nicht viel davon mit. Vielleicht hatte man auf der anderen Seite begriffen, dass es unklug wäre, jene zu bedrohen, die in einem Notfall die letzte Rettung sein könnten. Wie auch immer, jedenfalls führte es dazu, dass Maggies größtes Problem Gilderoys zu ausgeprägtes Farbempfinden war.
In solchen Momenten vermisste Maggie ihre Freundin Miriam. Miriam Strout war die Leiterin der Station für Fluchschäden und Zauberunfälle gewesen, bis sie einen folgenschweren Fehler beging und deshalb Anfang letzten Jahres beurlaubt werden musste. Sie war perfekt für die Janus Thickey-Station gewesen, fähig und hilfsbereit, mit Nerven aus Stahl und einer Art von Nächstenliebe, die bis in den Himmel und darüber hinaus reichte. Über jeden noch so kleinen Erfolg ihrer Patienten hatte sie sich gefreut, als hätte ihr Erstgeborenes gerade laufen gelernt. Sie war von Lockharts endlosen Fragereien nie genervt gewesen, hatte immer ein offenes Ohr für alle gehabt.
Insgeheim hatte Maggie sie dafür bewundert. Sie selbst war nicht überaus begabt in Altruismus. Sie war ein eigener Mensch mit eigenen Bedürfnissen, die genauso sehr befriedigt werden wollten wie die aller anderen sieben Milliarden Menschen auf dieser Erde. Auf der Janus arbeitete sie nur, weil dort der größte Fachkräftemagel herrschte. Hätte sie wählen dürfen, wäre sie auf die Station für Verletzungen durch Tierwesen gegangen, aber es sollte nun einmal anders kommen.
Gerade, als Maggie einen zweiten, verzweifelten Blick auf die Uhr warf, ertönte ein schrilles Piepen über ihrem Kopf: Das Zeichen eines eingetroffenen Notfalls. Ohne Zeit zu verlieren, sprang Maggie auf, zog dabei ihren Zauberstab und sprintete aus dem Raum heraus.
Das Hospital ließ sich auf zwei Arten betreten: Durch den Besucher- und den Notfalleingang. Das Prozedere war beide Male so ziemlich das Gleiche, nur das man der Schaufensterpuppe, die gewissermaßen den Zugang zum St. Mungos bewachte, schon von weitem das Wort "Notfall!" zurufen konnte- durch einen Zauber konnte dies von vorbeigehenden Muggeln nicht vernommen werden- und daraufhin direkt in die Notaufnahme der Station gelangte, die man angab.
Maggie war inzwischen- gemeinsam mit zwei anderen Heilern- in der Notaufnahme angekommen, doch das Bild, das sich ihr dort bot, ließ sie kurz stocken. Der Raum war vollkommen leer, bis auf einen leblos wirkenden Körper, der ziemlich genau in der Mitte des Zimmers auf dem Boden lag. Das war ihr in ihrer ganzen Karriere noch nicht passiert.
Dass keine anderen Patienten da waren, war nicht weiter verwunderlich. Die Notaufnahme arbeitete sehr effektiv und schnell, demzufolge gab es so gut wie nie Warteschlangen. Aber einen Notfallpatienten, der ins Hospital gebracht und danach gleich allein gelassen wird oder gar alleine hergekommen war, hatte es noch nie gegeben. Während Maggie noch darüber nachgrübelte, war ihr Kollege Dave schon zu dem Mächen geeilt. Maggie verfluchte sich innerlich und lief ihm hinterher. Sie musste wirklich anfangen, schneller an andere zu denken. Mit einem raschen Blick nach hinten sah sie nach Michael, der sich gerade noch zu ihrer Linken befunden hatte, und stellte fest, dass er bereits eine Trage organisierte.
Die junge Frau hatte eine regelmäßige Atmung, schien aber bewusstlos zu sein. Während ihr Kollege einen prüfenden Blick in die Augen warf, befasste Maggie sich mit der äußerlichen Erscheinung des Mädchens. An der linken Schläfe prangte eine Platzwunde, aus der ein dünnes, aber beständiges Blutrinnsal sickerte. Noch nichts Lebensbedrohliches, aber stundenlang durfte es nicht weiterfließen. Der restliche Körper zeigte auf den ersten Blick nur Schürfwunden, manche mehr, manche weniger dramatisch, aber Maggie wusste, dass sich bei näherer Untersuchung der ein oder andere gebrochene Knochen finden würde. Vermutlich war sie bei hoher Geschwindigkeit mit etwas ziemlich Unnachgiebigem kollidiert. Eigentlich merkwürdig, dass ihr unbekannter Retter sie nicht ins Erdgeschoss gebracht hatte, wo man auf sogenannte Utensilien-Unglücke spezialisiert war. Aber das war nicht der Moment für Formalitäten.
Michael kehrte mit einer Trage und einer weiteren Heilerin, die ihm half, zurück. Er warf eine schnellen Blick auf die Patientin. "Sieht nach 'nem Zusammenstoß aus. Sollen wir sie nach unten bringen?" Sie wollte ihm widersprechen, aber Dave kam ihr zuvor. "Nein. Falls doch mehr dahintersteckt, dürfen wir keine Zeit verlieren, und falls nicht, werden wir mit ein paar Kratzern schon fertig." Maggie nickte zustimmend.
"Also gut." Michael und seine Kollegin machten sich auf den Weg in den Behandlungsraum und Maggie und Dave folgten ihnen. Dass das junge Mädchen unter so ominösen Umständen zu ihnen gelangt war, ließ Maggie immer noch keine Ruhe. Leider dachte sie nicht daran, zu überprüfen, ob sie wirklich allein gewesen war. Hätte sie einen Spruch wie "Homenum Revelio" verwedet, wäre der junge Mann mit den weißblonden Haaren, der keinen halben Meter neben ihr gestanden und sich mit einem Zauber getarnt hatte, entlarvt gewesen. So verfolgte er die Szene mit sorgenvoller Miene, bis Susan in den Behandlungsraum getragen wurde, und verschwand dann ebenso unbemerkt, wie er gekommen war.

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"Lockhard redet immer noch darüber, dass seine Roben nicht zur Tischdecke passen. Allmählich treibt er mich in den Wahnsinn."
"-Dann änder' die Farbe der Tischdecke, wenn er gerade nicht hinguckt. Er hat diesen Monat schon genug Sonderwünsche gehabt. Wir sind nicht die Wohlfahrt. Hey, Mags."
"Mahlzeit, Tom. Immer noch Probleme mit unserem Lieblingspatienten, wie ich höre?" Maggie warf Tom einen belustigten Blick zu, als dieser die Augen verdrehte. "Wann gibt es die nicht." Von allen Patienten der Janus Thickey-Station war Lockhart bei weitem der anstrengendste, darin waren sich alle einig.
Maggie hatte heute die Mittagsschicht, daher war sie nicht auf dem neuesten Stand. "Irgendwas Interessantes passiert?", fragte sie, während sie die Krankenakten auf dem Tisch studierte. Sie dachte schon, Tom wäre gegangen, weil er nicht antwortete und hob den Blick, um zu sehen, dass er im Türrahmen lehnte und sie schweigend ansah. "Was ist?"
"-Sie ist aufgewacht." Maggie riss erstaunt die Augen auf. Der merkwürdige Vorfall mit dem unbekannten Mädchen lag mittlerweile zwei Tage zurück und noch immer ließ er Maggie nicht los. Eine nähere Untersuchung hatte ergeben, dass sie- wie bereits vermutet- eine Gehirnerschütterung hatte, dazu einige Brüche und Prellungen, aber keine inneren Organe beschädigt wurden und sie somit nicht in Lebensgefahr schwebte. Dennoch befand sie sich unerklärlicherweise in einer Art Koma. Jeder Gegenzauber war fehlgeschlagen und so hatte man abwarten müssen, bis sie von selbst aufwachte. Dies war auch deshalb von großer Bedeutung, weil noch immer ungeklärt war, wer da überhaupt auf der Aufwachstation lag.
Weder am Tag des Unfalls noch danach war jemand gekommen, um sich nach dem Mädchen zu erkundigen. Bis auf ihren Zauberstab hatte sie nichts bei sich gehabt, was sie eindeutig hätte identifizieren können, wobei ja auch dieser nicht ihr gehören musste. Und selbst falls doch, der Zauberstabmacher Ollivander, von dem der Stab höchstwahrscheinlich stammte, war vor kurzem verschwunden. Aufgrund all dessen war ihr Aufwachen ein großer Fortschritt. Allerdings ließ Tom's Art darauf schließen, dass er Maggie irgendetwas verschwieg.
"Aber das ist doch gut. Was hat sie gesagt?" Tom zuckte hilflos mit den Achseln. "Das ist es ja. Sie erinnert sich nicht." Maggie ließ resigniert die Schultern hängen. "Oh nein." Sie wusste selbst, dass Amnesie als Folge einer Gehirnerschütterung auftreten konnte, hatte aber aufgrund der ohnehin schon spärlichen Infos bis gerade gehofft, dass das hier nicht der Fall sein würde. "Weiß sie wirklich überhaupt nichts mehr?"
"-Nein, ich glaube nicht. Ich weiß nicht. Ich habe nur kurz mit ihr geredet. Sie wirkte verängstigt, deswegen dachte ich, es sei besser, wenn sie mit einer Frau spricht. Außerdem weiß ich, wie sehr sie dich beschäftigt."
Maggie lächelte ihn an. Auch wenn er manchmal grob wirkte, Tom war für diese Station wie geschaffen. Er hatte ein gutes Herz. "Danke, Tom. Ich gehe gleich zu ihr." Ohne Umschweife schob sie sich an ihm vorbei und steuerte die Aufwachstation an. "Ach Maggie", rief Tom ihr hinterher, "Ich soll dir von Dave sagen, dass er dich sprechen will, sobald du bei ihr warst."

---

Zehn Minuten später verließ Maggie die Aufwachstation wieder und ihre Laune hatte sich nicht gebessert. Es war, wie Tom schon gesagt hatte- totale Amnesie. Das unbekannte Mädchen wusste nichts. Nicht ihren Namen, nicht ihr Alter, nicht einmal ihre Augenfarbe. In ihrem Kopf befand sich keine einzige Erinnerung. Maggie hatte die Befragung nach wenigen Minuten aufgegeben, als ihr klar wurde, dass sie nirgendwohin führte. Außerdem schien sie die junge Frau nur noch mehr zu verunsichern. Maggie konnte es ihr nicht verübeln. Sie wollte sich nicht einmal vorstellen, wie es sein musste, ohne jegliche Erinnerung aufzuwachen und noch dazu völlig allein zu sein. Sie schüttelte sich vor Unbehagen und machte sich auf die Suche nach Dave, den sie zwei Ecken weiter im Gespräch mit einer Kollegin fand. Er lächelte sie aufmunternd an, was sie halbherzig ewiderte. "Gehen wir uns einen Kaffee holen?"
Es dauerte einen Moment, bis sie in der Kantine einen Platz gefunden hatten, der etwas ungestörter lag. Maggie sah zu, wie Dave bewusst langsam die Milch in seinem Kaffee verrrührte, und spürte, dass auch er in den letzten Tagen öfter über den Fall nachgedacht hatte.
"Okay, bevor ich mich hier komplett zum Volltrottel mache, will ich zuerst deine Meinung hören. Wenn du alles berücksichtigst, was wir wissen- was glaubst du, wie das Mädchen zu ihrer Amnesie gekommen ist?"
Maggie wusste sofort, worauf er hinauswollte. "Du glaubst nicht, dass das eine Folge des Unfalls war, oder?"
"-Was glaubst du?"
"Ehrlich gesagt habe ich auch schon darüber nachgedacht. Rein theoretisch wäre es zwar möglich, nur... Wie sie hier ganz allein aufgetaucht ist, wie sie nichts dabei hatte, was ihre Identität verraten könnte und jetzt die Gedächtnislücken... das alles klingt so nach Geheimniskrämerei. Was, wenn ihre Erinnerungen bewusst gelöscht wurden?"
Dave senkte seine Stimme zu einem vertraulichen Flüstern. "Gut, auf die Gefahr hin, dass ich mich wie ein Verschwörungstheoretiker anhöre: Wir wissen alle, dass uns ein Krieg bevorsteht. Immer wieder verschwinden Menschen unter ominösen Umständen. Vielleicht hat sie etwas herausgefunden, was sie nicht hätte wissen sollen."
Leicht beunruhigt darüber, in welche Richtung dieses Gespräch ging, warf Maggie einen Blick auf die umstehenden Tische, aber niemand schien von ihnen Notiz zu nehmen. Dennoch beschränkte sie ihre Lautstärke ebenfalls auf ein Minimum. "Aber angenommen, das stimmt, hätten die Todesser sie dann nicht gleich getötet, anstatt nur ihr Gedächtnis zu manipulieren?"
"-Möglicherweise hatte sie einen Retter und es konnte nicht so weit kommen. Hör zu, als sie noch im Koma lag, habe ich ihren Zauberstab überprüft. Der letzte Zauber, der von ihm ausgeführt wurde, war ein Schockzauber. Das deutet doch auf einen Kampf hin." Er atmete hörbar aus. "Eigentlich geht es mir auch gar nicht darum. Die Sache ist die: Ich bin nicht sicher, was wir mit ihr machen sollen. Wir wissen nicht, ob sie volljährig ist oder in ein Heim muss, sollte sich kein Angehöriger melden. Normalerweise müssten wir in so einem Fall das Zaubereiministerium einschalten. Aber um ehrlich zu sein, traue ich dem Ministerium nicht mehr besonders. Angenommen, Du-weißt-schon-wem gelingt es, das Ministerium an sich zu reißen- und glaub mir, ich bete, dass das nicht der Fall sein wird- und sie wurde wirklich von den Todessern verfolgt, dann liefern wir sie damit aus. Und das wäre bestimmt nicht im Sinne ihres unbekannten Schutzengels."
Maggie brauchte einen Moment, um das alles zu verdauen. So weit hatte sie noch gar nicht vorausgedacht. Aber obwohl sie Dave's Ausführungen gerne als Paranoia abgetan hätte, musste sie ihm in vielen Sachen Recht geben. Voldemort war zurück, das ließ sich seit langem nicht mehr leugnen. Und spätestens nach dem Vorfall auf Hogwarts letzen Monat war klar, dass er an Macht und Anhängern gewonnen hatte. Wenn diese Entwicklung so weiterging, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis Scrimgeour gestürzt würde. Und sie musste einsehen, dass sie auch vor dem Gespräch mit Dave in eine ähnliche Richtung gedacht hatte. Die Umstände waren einfach zu kurios. Sie bemerkte ein vertrautes Pochen hinter den Schläfen und hoffte, dass daraus nicht wieder ein handfester Migränenafall erwuchs.
"Was schlägst du also vor?"
"-Wir behalten sie hier. Wenn das Ministerium jemals schnüffelt, sagen wir, dass sie aufgrund der Amnesie ständige Betreuung braucht oder so etwas. Wir legen uns eine wasserdichte Geschichte zurecht. Und falls sich das Ganze irgendwann aufklärt, haben wir uns wenigstens nichts vorzuwerfen."
Maggie gefiel die Vorstellung, sich gegen eine Autorität zu stellen, nicht, vor allem, weil sie objektiv betrachtet ja doch nur aufgrund von Spekulationen handelten. Andererseits tat die Kleine ihr leid. Sie versuchte sich vorzustellen, ohne Freunde und Familie zu sein und in ihrem Magen zog sich ein Knoten zusammen. Entschlossen erwiderte sie Dave's fragenden Blick. "Okay."

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In den letzten zwölf Monaten hat sich Malfoy Manor für Draco immer weniger wie ein Zuhause angefühlt, mittlerweile kommt es ihm wie ein schwarzes Loch vor. Sobald er einmal wieder in seinen Sog gerät, gibt es kein Entkommen mehr. Aber es gibt auch kein Zurück. Also läuft Draco schleppenden Schrittes weiter.
Unter seinen Füßen und denen Bellatrix' und Greybacks' begrüßt ihn der Kies mit einem vertrauten Knirschen. Die anderen drei Todesser sind vor dem gusseisernen Tor, das den Eingang zu Malfoy Manor markiert, ihrer Wege gegangen und disappariert, was Draco mit einer gewissen Erleichterung registriert hat. Nicht nur, dass es schlimm genug ist, seine verrückt gewordene Tante und diesen blutrünstigen Werwolf als Begleitung zu haben: Die Tatsache, dass Rodolphus und die Anderen nicht mit ihnen gekommen sind, lässt darauf schließen, dass gerade keine Versammlung abgehalten wird. Das wiederum könnte bedeuten, dass auch der dunkle Lord im Moment nicht anwesend ist. Aber sicher kann man sich dessen natürlich nie sein.
Je näher er dem Haus kommt, desto schwerer fällt es ihm, weiterzugehen. Seine Füße scheinen sich langsam, aber sicher in Betonklötze zu verwandeln und ihm ist, als bekomme er keine Luft mehr. Doch seine Maske darf jetzt nicht mehr fallen. Außerdem sind das alles nur psychische Blockaden. Erhobenen Hauptes steigt er die wenigen Stufen zur Eingangshalle empor.
Er kann sich ein kleines, erlöstes Ausatmen nicht verkneifen, als er sieht, dass sich sowohl in der Eingangshalle als auch im Salon niemand befindet. Die lange, tiefschwarze Eichentafel steht unbenutzt im Raum. Dennoch weiß er, dass er sich früher oder später dem dunklen Lord stellen muss.
Unschlüssig lässt er den Blick über den dunklen Saal schweifen, dann dreht er sich zu Bellatrix um. "Was jetzt?" Seine Tante grinst. "Wir verfahren mit dir so, wie man einen unartigen Jungen nun einmal behandelt. Du hast Hausarrest." Draco wirft ihr einen irritierten Blick zu, doch sie scheint es ernst mit ihm zu meinen. "Na los, ab auf dein Zimmer. Wir werden noch bald genug Zeit für dich finden."
Also macht Draco sich auf den Weg in sein Zimmer, den Zauberstab immer in der Hand. Hinter jeder Ecke erwartet er eine Falle und hinter jeder Ecke wird er enttäuscht. Seine Schuhe hallen laut in den ansonsten leeren Gängen wider und machen Draco nur noch nervöser. Schließlich kommt er an seiner Tür an, wo ihn das übliche Porträt seines Ur-Ur-Großonkels mit den üblichen Verwünschungen begrüßt. Alles wirkt so wie sonst auch. Vielleicht ist es deswegen noch surrealer, bedenkt man, dass in Wirklichkeit überhaupt nichts wie immer ist.
Zögerlich drückt Draco gegen das Holz seiner Zimmertür und ohne Widerstand schwingt die große Doppeltür nach innen auf. Auch in seinem Zimmer ist alles unverändert. Jemand hat ein paar Kerzen angezündet, die den Raum in ein schummriges Licht tauchten, sodass man zumindest Umrisse und Schemen erkennt. Zum Glück, andernfalls hätte Draco die Person, die am Schreibtisch lehnte und nun auf ihn zustürzt, womöglich zu spät wahrgenommen. So ist er darauf vorbereitet und wird nicht von den Beinen gerissen, als Narzissa Malfoy sich schluchzend an seine Brust wirft. Seine Mutter ist immer eine zierliche Person gewesen, daher erstaunt es Draco umso mehr, dass ihre Umarmung sich anfühlt, als sei er in einen Schraubstock geraten. Obwohl er zugeben muss, sich in letzter Zeit nicht allzu viele Gedanken um sie gemacht zu haben, trifft es ihn jetzt umso mehr, sie in so einem Zustand zu sehen. Es ist das erste Mal, dass er sie überhaupt weinen sieht.
Unbeholfen legt er seine Arme um ihre bebenden Schultern und wartet, bis sie sich beruhigt hat. Irgendwann löst sie sich von ihm, schnieft ein letztes Mal und reibt sich über die tränennassen Augen. Ihre Stimme ist noch etwas brüchig, aber wie eine echte Malfoy gewinnt sie ihre Fassung schnell wieder.
"Es tut mir leid. Es ist nur... oh Draco, ich bin so froh, dich zu sehen." Beim letzten Wort verliert ihre Stimme erneut an Festigkeit, aber Narzissa räuspert sich schnell und schluckt die Tränen runter. "Mach die Tür zu. Wir müssen reden."
Draco gehorcht sofort und mit einem leisen Klicken fällt die Tür ins Schloss. Seine Mutter knetet nervös ihre Finger und atmet tief durch. "Du hast uns in Schwierigkeiten gebracht, Draco. In große Schwierigkeiten." Draco setzt zu einer Erwiderung an, aber sie bringt ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. "Lass mich ausreden. Ich sage das nicht, um dir Vorwürfe zu machen. Jetzt können wir es ohnehin nicht mehr ändern. Sag' mir nur eins: Ist sie es wert?" Draco runzelt die Stirn, nicht, weil er über die Antwort nachdenkt, sondern, weil ihn die Frage irritiert. "Ist das wichtig?" "-Mir ist es wichtig." Kurz zieht er in Erwägung, dass es eine Fangfrage sein könnte, verwirft es dann jedoch. Er hat nie einen Grund gehabt, seiner Mutter zu misstrauen. "Das ist sie."
Narzissa mustert ihn einen Moment nachdenklich. "Ich werde dich jetzt etwas fragen, das ich dich schon vor einem Jahr hätte fragen sollen: Willst du ein Todesser sein?" Dracos Muskeln verkrampfen sich und plötzlich hat er Schwierigkeiten zu sprechen. Er weiß, was er zu sagen hat. Welche Antwort von ihm erwartet wird. Doch jedes Mal, wenn er zum Sprechen ansetzt, kommen ihm die Erlebnisse von vorhin in den Sinn und die Vorstellung, dass er eigentlich auf der anderen Seite neben seiner Tante Bellatrix hätte stehen müssen, erfüllt ihn mit Abscheu. Beschämt schlägt er die Augen nieder und schüttelt den Kopf. Würde er diese Reaktion vor seinem Vater gezeigt, hätte er jetzt schon einen roten Handabdruck auf seiner Wange, wenn nicht Schlimmeres. Aber er hatte keine Ahnung, wie seine Mutter reagieren würde. In Anbetracht der Malfoy'schen Familiengeschichte könnte man so etwas als Verrat werten.
"Gut." Diese Antwort kommt so plötzlich und unerwartet, dass er glaubt, sich verhört zu haben. Er hebt seinen Blick und sieht seine Mutter an, aber ihre Miene zeigt weder Zorn noch Ablehnung, vielmehr... Erleichterung? Aber das kann doch nicht sein, oder?
"Was ich dir jetzt sage, darf dein Vater niemals erfahren: Ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte verhindern sollen, dass du einer von ihnen wirst, als noch Zeit dafür war. Das, was diese Leute tun, ist falsch. Und ich hätte dich von ihnen fernhalten sollen. Aber mittlerweile sind wir zu sehr involviert, als dass wir noch fliehen könnten. Und bitte komm' nicht auf die Idee es zu versuchen. Der dunkle Lord mag sein Interesse an dir noch nicht verloren haben. Immerhin bestehen 90 Prozent seiner Anhängerschaft aus Leuten ohne einen Hauch von Intelligenz. Du bist nicht so jemand. Aber wenn du dich noch einmal gegen ihn stellen solltest, wird er dich umbringen, ohne zu zögern."
Draco bemerkt, wie die Panik langsam wieder in ihm aufsteigt. Seine Handflächen werden schwitzig und ein flaues Gefühl nistet sich in seinem Magen ein. "Ich kann das nicht, Mutter. Ich habe es doch versucht, letztes Schuljahr. Ich konnte Dumbledore nicht töten und ich werde niemanden sonst töten können und wie soll ich-" "-Du musst." Narzissa umfasst sein Gesicht mit ihren Händen. "Ich weiß, wie grausam das klingt, aber wir haben keine Wahl. Wenn du später vor den dunklen Lord trittst, dann wirst du ihm sagen, dass diese Verräterin dich monatelang verhext hat, dich unter ihrem Bann gehalten hat, dass du deswegen so gehandelt hast, wie du es getan hast. Sie ist in Sicherheit. Und sie hat nichts davon getan. Das muss dir reichen. Und wenn du jemanden foltern oder töten sollst, dann wirst du es tun, weil du weißt, dass sie nicht mehr sicher ist, wenn du es nicht tust. Hör' mir zu: Irgendwann wird dieses Versteckspiel vorbei sein. Irgendwann wird der dunkle Lord in den Kampf ziehen. Und sobald sich die Gelegenheit dazu ergibt, wirst du fliehen und das alles hinter dir lassen. Wir müssen nur bis dahin durchhalten. Kannst du das, Draco? Liebst du sie genug, um so ein Spiel mitzuspielen?"


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