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Fanfiction

Dead Simple - Ausrutscher

von Dr. S

Der Hogwarts-Express raste durch die verschneite Landschaft. So dicke Schneeflocken wirbelten durch den Himmel, dass man den Raum zwischen ihnen nicht erkennen konnte. James hatte nur wenig Interesse an diesem Sturm oder der Landschaft. Eine Armlänge entfernt, auf der gegenüberliegenden Sitzbank, saß Sirius. Er unterhielt sich angeregt mit Remus über irgendetwas halbwegs Wichtiges. Seine Lippen hafteten nie lange aneinander und zogen sich an den Winkeln leicht nach oben.

James spürte den Ausrutscher auf seinen Lippen kribbeln. Ein Kuss, an den er zu oft dachte, dafür dass er nie passiert war. Er wollte es noch einmal tun. Er dachte daran, sich jetzt rüberzulehnen, Remus aus dem Weg zu stoßen und Sirius‘ Lippen mit seinen einzufangen. Ein einziges Mal noch. Einmal…

Das Gewicht an seiner Schulter hinderte ihn daran. Lily hatte sich gegen ihn gelehnt. Ihr Haar hing in einem unordentlichen Zopf über ihre Schulter. Für Peter hatte sie noch immer ein Lächeln über.

„Alles okay bei dir?“, fragte sie. James folgte ihrem Blick. Peter klebte an der Scheibe, als würde er dort mehr als hunderte Schneeflocken sehen können. Er hielt sich den Magen.

„Peter verträgt das Rattern nicht so gut. Wir leben in ständiger Angst, dass er unser Abteil vollkotzt“, sagte James.

Peter schoss von der Scheibe weg. „Stimmt gar nicht“, quiekte er Lily entgegen. Er räusperte sich, senkte seine Stimme aber zu tief, um irgendwie cool zu klingen. „Ich habe mir einen Trank gegen Übelkeit gebraut. Er wirkt wahre Wunder. Zaubertränke ist übrigens mein Lieblingsfach.“

Das war so dreist gelogen, dass nicht einmal Remus sich beherrschen konnte. Er prustete los, drehte sich in einem letzten Rettungsversuch Sirius zu und dämpfte sein Lachen an seiner Schulter. Sirius raunte ihm unter Glucksern etwas zu, das Remus richtige Lachkrämpfe bescherte – wahrscheinlich über das eine Mal, als Peter sich wirklich einen Trank gegen Reisekrankheit gebraut hatte und statt seinem Frühstück Federn erbrochen hatte. Oder etwas anderes. James wusste es nicht und das gefiel ihm gar nicht.

Er wandte sich Lily zu, wickelte seine Finger um das Ende ihres Zopfes und spielte mit ihrem Haar. Normalerweise lenkte ihn das ab, vor allem, wenn er daran dachte, dass er nicht mehr lange in Lilys Nähe sein konnte. Weil sie ihn nicht besuchen wollte. Der bittere Nachgeschmack dieser Bemerkung war geblieben. Er verstand beim besten Willen nicht, was in Lily vorging.

So, wie sie ihn gerade ansah, das leichte Lächeln über Peter noch auf den Lippen, könnte er fast meinen, dass sie ihn wirklich mehr als ein bisschen gern hatte.

„Und bei dir?“, fragte sie etwas leiser. „Du bist so still.“

James schaute zu Sirius, und er musste sich täuschen, aber Sirius drehte den Kopf gerade von ihm weg. Ein fieser Stich in seinem Brustkorb erschwerte James zu lächeln. Es wurde kaum besser, als er Lily ansah.

„Ich vermiss dich eben jetzt schon“, sagte James und schob extra schmollend die Lippen vor.

Lily schob ihre Hand gegen sein Gesicht, quetschte seine Wange und vergrößerte den Schmollmund noch.

„Danke, Lily“, warf Sirius ein. Er grinste. „Ehrlich, James, sowas will keiner hören. Macht das woanders.“ Er würgte, tat so, als würde ihn das Gekuschel stören – und das störte James.

Er nahm seine Freundin an der Hand. „Ich wollte da wirklich noch etwas mit dir besprechen, Lily. Unter vier Augen“, sagte er mehr in Sirius‘ Richtung, bekam aber bloß ein anzügliches Pfeifen zu hören, als er Lily mit sich aus dem Abteil zog.

Der Gang war leer, aber gefüllt mit Lachern und durch dünne Wände gedämpften Gesprächen. In den Korridoren von Hogwarts bekam man selten mehr Privatsphäre. Keine nervenden Erstklässler, die Lilys Aufmerksamkeit verlangten, keine Quidditch-Spieler, keine Lieblingsfeinde, keine Ablenkungen durch die Lippen, die er vergessen sollte…

Er visierte Lilys Lippen an – und küsste bloß ihre Wange.

„Hast du mich deswegen hier rausgelockt?“, fragte sie leicht schmunzelnd. Ihre Hände legten sich auf James‘ Brust, nicht unbedingt abwehrend, aber in der Lage ihn auf Abstand zu halten.

„Ich hätte gerne einen Abschiedskuss“, raunte James. Er beugte sich so dicht wie möglich an Lilys Lippen, ohne sie zu berühren. In seinem Kopf flammte die Erinnerung an Sirius‘ Kuss auf. Egal, wie oft er es versuchte, er hatte es noch immer nicht geschafft, Lily so zu küssen.

Ihre grünen Augen blitzten so herausfordernd, dass er es ändern wollte. „Wir müssen uns doch noch gar nicht verabschieden.“

„Aber auf dem Bahnsteig musst du so tun, als würdest du mich nicht kennen, sonst könnte es passieren, dass deine Eltern mich entdecken. Das willst du nicht riskieren.“

Lily verkrallte die Finger in James‘ Pullover, tiefrote Wolle, die seine Mutter ihm zum letzten Weihnachtsfest geschenkt hatte. „Fängst du wieder davon an? Du bist mir nicht peinlich.“

„Wirklich?“ James löste ihre Finger langsam und gab ihren Händen neue Positionen auf seinem Rücken. Mit einem Ruck zog er sie an seinen Körper. „Was spricht dann gegen einen Beweis?“

„Beweis? Du bist ein Idiot…“

„Das sagst du ständig.“ Und trotzdem durfte James sich seinen Kuss stehlen. Einen kurzen, um Lily aufzulockern, um andere Lippen zu vergessen… Und Lily machte daraus einen Kuss, der lang genug dauerte, um sie in die Vororte von London zu bringen. James ertappte sich währenddessen nur zweimal dabei gedanklich abzuschweifen.

Lily fühlte sich perfekt an. Anders perfekt. Ihr schlanker Körper passte in seine Umarmung hinein, ließ sich problemlos in seine Arme einwickeln. Ihre Haut war weich unter seinen Fingern und ihr langes Haar ein Wasserfall aus Seide. Sirius‘ Haar war so viel kürzer, seine Schultern so viel breiter… sein Kuss so viel intensiver.

„Hey. Ihr blockiert den Weg.“ Die ölige Stimme, angespannter als sonst, riss sie auseinander. Snape hatte versucht sich an ihnen vorbei zu kämpfen. In seiner Schläfe pulsierte die Eifersucht. Er sah Lily nicht einmal kurz an, sondern durchbohrte James mit seinen tiefschwarzen Augen.

James konnte nicht widerstehen. Er leckte sich über die Lippen und grinste. „Oh, Schniefelus. Ich hab dich gar nicht kommen hören –“

„James“, warnte Lily. „Lass das bitte.“

„Was meinst du? Darf ich Schniefelus nicht sagen wie unglaublich glücklich ich bin?“

„James.“ Er sah Lily nicht an, sondern beobachtete genüsslich, wie Snape hinter seiner mit Venen überwucherten Stirn seinen Tod plottete. „James, lass ihn einfach vorbei.“

James schmiegte sich an Lily heran. In die Lücke zwischen der Zugwand und ihnen passte Snapes dünner Körper kaum durch. Schon lange hatte er nicht mehr so viel Genugtuung gefühlt. Snape zu ärgern fiel immer häufiger aus, nicht nur seit dem Vorfall mit der Peitschenden Weide, sondern seit er dieses blöde Abzeichen tragen musste. Aber er hatte dadurch andere Möglichkeiten bekommen seine Existenz zu erschweren.

Snape quetschte sich vorbei. Sein Blick brodelte über und fixierte sich auf Lily. „Ich hab mich geirrt. Du kannst doch noch tiefer sinken.“

„Hey!“ James packte Snape an der Kapuze und zerrte ihn röchelnd zurück. „Sag das nochmal.“

Lily fasste ihn am Arm. „James…“

Snape hatte nicht geantwortet. James schleuderte ihn herum und griff seinen zerknitterten Kragen. Er wollte mehr als ein Röcheln hervorbringen.

„Sag das nochmal, Schniefelus.“

Snape hätte sich vor ein paar Jahren noch eingeschüchtert zusammengekauert. Er wurde immer risikofreudiger und wagte es James anzugrinsen. „Ihr passt perfekt zusammen. So weit unter dem Mindestmaß an Niveau, dass ihr sogar über die infantilen Scherze von Sirius Black lachen könnt.“ Snapes Grinsen wurde bösartiger. „Kennst du Blacks besten Witz schon, Lily?“

James stieß Lily von sich weg. Er brauchte beide Hände für Snape und rammte ihn mit mehr Kraft als nötig gegen die Fensterwand. „Du darfst nicht darüber reden, schon vergessen? Du hast es geschworen.“

Snape beugte sich an James heran. Seine Hakennase streifte James‘. „Lass mich los oder ich breche das liebend gern.“

James‘ Finger wanden sich enger um Snapes Hals, ehe er von ihm abließ. Schwer atmend, als wäre er einen Marathon gelaufen. Er drehte ihm den Rücken zu. Statt Snape zu sehen, wie er sich triumphierend davon stahl, musste er Lilys schockierten Blick ertragen. Sirius, Remus und Peter steckten ihre Köpfe aus dem Abteil.

„Was ist passiert?“, fragte Sirius.

„Das will ich auch wissen.“ Lily stellte sich direkt vor James. Sie blockierte jeden Weg und hilfesuchenden Blick zu seinen Freunden. „Wovon hat Severus geredet?“

James schnaubte. „Woher soll ich das wissen? Der Kerl kriegt einen hoch, wenn er sich kryptisch ausdrücken kann.“

Lily verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich kenne Severus‘ Ausdrucksweise, falls du dich erinnerst. Verkauf mich nicht für dumm.“

„Oh, entschuldige, Lily. Ich habe wohl den Moment verpasst, an dem du mehr auf das Wort eines Slytherins gibst, als auf meins!“

„Wenn ich nichts darauf geben müsste, würdest du nicht so einen Aufstand machen“, fuhr Lily ihn an. „Du hast dich wie ein zurückgebliebener Primat aufgeführt. Ich dachte, die vorpubertäre Phase hättest du hinter dir.“

„Der Mistkerl hat dich beleidigt. Ich wollte dich verteidigen.“

„Gott, James, wir leben nicht im Mittelalter. Ich kann auf mich selbst aufpassen. Und ich würde es dir viel höher anrechnen, wenn du mir die Wahrheit sagen würdest.“ Lily atmete tief durch. „Du erzählst mir keins deiner Geheimnisse.“

„Vielleicht würde ich das, wenn du unsere Beziehung ernst nehmen könntest“, blaffte James. „Du willst meinen Vater nicht kennenlernen und stellst mich deiner Familie nicht vor. Weil du Angst hast, dass ich dich blamiere, dass ich unter deinem Niveau bin, wie Snape gesagt hat!“

Lily standen Tränen in den Augen, und das Grün ihrer Iris sah so noch tausendmal schöner aus. „Vermutlich war diese Beziehung von Anfang an ein Fehler.“

James hatte keine Antwort, nicht einmal Worte in sich. Wie eine leblose Puppe stieß Lily ihn aus dem Weg und ging den Gang herunter bis zur Tür. Der Hogwarts-Express kam quietschend zum Stehen. James taumelte, wäre von dem Ruck umgeworfen worden, hätte Sirius nicht direkt hinter ihm gestanden.

~*~

Dieser Tag schien stetig bergab zu schlittern. Sirius war direkt hinter James, als James die Haustür öffnete. Er trat den Schnee von Godric’s Hollows verschneiten Straßen auf der Fußmatte ab. Das Dorf lag bereits im Dunkeln, der gelbliche Schein der Straßenlaternen ließ den Schnee hübsch glitzern. Sirius hievte die Koffer herein. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht auf sie aufzupassen, nachdem James seinen zweimal fast vergessen hätte und dann Remus‘ mitnehmen wollte.

Nach der Szene, die Lily ihm gemacht hatte, konnte er verstehen, dass James etwas neben sich stand.

James schloss die Tür hinter ihnen. Sie waren von London, nach einem längeren Plausch mit Remus und seinen Eltern, hierher appariert. Das Licht brannte im ganzen ersten Stockwerk. James‘ Vater war also zu Hause.

Sirius stellte seinen Koffer an die Treppe, direkt neben James‘. Ohne die Aufgabe des Packesels fühlte er sich plötzlich ziemlich unnütz. James schaute ihn schon wieder an. Immer wieder fing Sirius diese Blicke auf.

„Alles okay bei dir?“, fragte er.

„Ja, ich musste nämlich nicht zwei Koffer durch den Schnee schleppen.“ James trat an ihn heran. Seine Wangen waren gerötet von der Kälte, schienen aber noch einen Hauch dunkler zu werden. „Gegen eine tröstende Umarmung hätte ich aber nichts.“

Sirius musste nicht nur darüber lachen. Auch über die beiden Arme, die sich aus dem Türrahmen zum Wohnzimmer erstreckten. Sie packten James von hinten, so plötzlich, dass seine Brille verrutschte. Sein Gesicht war ganze Verliese in Gringotts wert.

„Hey, Jungs“, grüßte Charlus Potter sie. Er hielt seinen Sohn fest im Klammergriff, bis dessen Panikschub sich in Frustration umwandelte. Charlus wuschelte ihm durch die Haare. „Seid gut angekommen, wie ich sehe. Merlins Bart, James, bist du wieder gewachsen?“

„Dad…“ James kämpfte sich frei und floh an Sirius‘ Seite.

„Und Sirius…“ Charlus musterte ihn von oben bis unten. „Du siehst auch mit jedem Mal besser aus. Komm her.“

Sirius streckte die Hand aus, nur um ebenfalls fest gedrückt zu werden. „Äh… Danke, Mr. Potter.“

„Nenn mich Charlus. Wie oft muss ich dir das noch sagen?“ James‘ Vater ließ ihn los und setzte einen strengen Blick auf, der so gar nicht zu seinem freundlichen, offenen Gesicht passen wollte. Wie sein Sohn trug er eine Brille, hatte aber braunes Haar mit grauen Strähnen darin und ziemlich knubbelige Knie.

„Danke, Charlus?“, wiederholte Sirius.

James‘ finsterer Blick löste sich auf. Er grinste. „Lass gut sein, Dad. Du verschreckst ihn noch.“

Charlus lachte. Er schlug ihnen beiden auf die Schultern. Ein väterlicher Klaps, den Sirius‘ Körper noch immer automatisch abwehren wollte. „Lasst die Mäntel an, Jungs. Ich werf mir was über und dann holen wir uns ein Prachtexemplar von Weihnachtsbaum aus dem Wald.“ Er verschwand wieder im Wohnzimmer.

Sirius schaute James an, dessen Grinsen eingeknickt war. Ein Schatten hinter seinen Augen ließ das sonst so warme Haselnussbraun sehr dunkel erscheinen. Leider lag das nicht an den Lichtverhältnissen. Sirius fasste ihn im Nacken, die Finger um die kurzen Haarsträhnen gewunden.

James schaute ihn an. Das Licht aus dem Wohnzimmer brachte seine Augen hinter den Brillengläsern zum Strahlen. „Alles okay, Tatze. Hör auf mich so anzusehen.“ Er grinste. „Deine Handschuhe sind kalt.“

Sirius zog seine Hand zurück. Er straffte das schwarze Leder seiner Handschuhe bis über die Handgelenke. Ein Teil von ihm wollte das Gegenteil tun und seine Hand zurücklegen.

„So, dann mal los.“ Charlus kam aus dem Wohnzimmer. Er rückte seinen Hut zurecht und hielt den Zauberstab bereit, um die Dunkelheit zu vertreiben. Sein Umhang flatterte hinter ihm her. Er schob sie zur Hintertür, die in den Garten führte. Dahinter tat sich der Wald auf.

Sirius holte seinen Zauberstab heraus und zündete ebenfalls ein Licht an. Aus dem Augenwinkel fiel ihm auf, dass James ihn ansah, als hätte er noch nie einen einfachen Lumos beobachtet.

Schon wieder einer dieser Blicke, von denen er Gänsehaut bekam. Und schon wieder tat er so, als würde er nichts bemerken.

„Gehen wir.“ Er stieß James vor sich her, dem Licht nach, das sie in den dunklen Wald führte. Seinem Vater wäre er nicht dort hineingefolgt. Höchstens, als er noch jünger war mit Regulus gleich hinter sich. Aber an sowas wollte er nicht mehr denken. Es gab viele Dinge, an die er nicht denken durfte.

Tief im Wald fanden sie einen Baum, in den James‘ Vater sich sofort verliebte. An der Spitze war er ein wenig kahl, weshalb James meinte, dass er noch besser zu seinem Vater passte. Die tiefgrünen Nadeln waren schneebedeckt und rochen milde nach Harz. Charlus zeigte ihnen den Zauber, der den Schnee auf den Zweigen festfrieren und nicht schmelzen ließ â€“ eine schöne Dekoration. Er ließ sie ihn beide an einem Ast ausprobieren und lachte nur, als es nicht sofort klappte und James einige Nadeln in Brand steckte. James, der nicht sofort so einen einfachen Zauber hinbekam, hinterließ bei Sirius einen bitteren Nachgeschmack.

Auf dem Rückweg, jetzt in einem stockfinsteren Wald, ließen sie den Baum vor sich herschweben. Die Tür war jedes Jahr wieder ein Hindernis. Sie pressten die Tanne hindurch, was einige Nadeln kostete, und hievten ihn ins Wohnzimmer. Dort war schon derselbe Platz wie immer in der Ecke zwischen Kamin und Fenster leergeräumt. Gerade stellten sie ihn auf, als ihnen die Eule auf der Fensterbank auffiel.

„Wartet kurz…“ Charlus öffnete das Fenster und nahm der Eule den Brief ab, bevor sie zurück in die Nacht flatterte. Das Flappen ihrer Flügel hallte nach, während er den Brief überflog.

„Was ist los?“, fragte James.

Charlus schaute hoch, ein enttäuschtes Lächeln auf den Lippen. „Ein Notfall. Ich muss ins Ministerium.“ Er steckte den Brief in seine Hemdtasche und setzte seinen Hut wieder auf. „Tut mir leid, Jungs. Das wird wohl die ganze Nacht dauern. Macht alleine weiter oder wartet bis morgen früh.“

„Was ist passiert? Ein Überfall?“, fragte James. Wie immer antwortete sein Vater darauf nicht, aber er umarmte seinen Sohn zum Abschied. Letztes Jahr noch hatte ein Winken gereicht. „Sei vorsichtig“, murmelte James.

Charlus klopfte Sirius auf die Schulter. „Pass gut auf meinen Sohn auf. Manchmal versucht er durchzubrennen.“ Er musste darüber grinsen. „Ah, dann würde er dich sowieso mitnehmen, also… versucht nicht die Welt zu retten.“ Eine Handvoll Flohpulver färbte das Kaminfeuer grün und Charlus stieg hinein um direkt ins Ministerium zu verschwinden.

James plumpste aufs Sofa. Seine Miene wurde noch finsterer. „Glaubst du, das hat was mit den Todessern zu tun?“

Sirius setzte sich neben James. Er hatte über sowas keine Informationen mehr. Keine Cousinen, die sich mit ihrem zwielichtigen Kontakten brüsteten. Keine langweiligen Partys, bei denen Lucius Malfoy versuchte den Black aus ihm herauszukitzeln.

„Keine Ahnung“, murmelte er. „Bin ganz froh, dass mein Bruder in Hogwarts ist. Bevor er sich da reinziehen lässt…“

„Das glaubst du nicht wirklich, oder?“

Sirius winkte ab. „Geht mich nichts an.“

„Tatze, du…“ James gab mitten im Satz auf und seufzte. Er lehnte sich zurück in die Sofalehne und blickte den Baum an. Der Schnee auf den Nadeln funkelte im flackernden Kaminfeuer wie poliertes Silber. Die Dekoration fehlte dennoch. Das Haus war still, was zum Haus der Potters nicht passen wollte.

„Schöner Heiligabend“, raunte James.

Sirius griff instinktiv James‘ Oberschenkel und rieb die Spannung aus dem verhärteten Muskel. „Willst du reden?“

„Worüber?“ James zog sein Bein auf das Sofa, als er sich zu Sirius drehte. Anscheinend nicht, um die Hand seines besten Freundes loszuwerden. Sirius ließ sie dort nur, solange sie im Handschuh sicher war.

„Lily. Sie beruhigt sich wieder. Worüber habt ihr eigentlich gestritten?“

James wich seinem Blick aus. „Wir streiten oft.“

Sirius hatte sich schon sowas gedacht. „Hat es was mit mir zu tun?“

„Tatze.“ James fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, vor und zurück, redete aber nicht weiter. Er zog auch das andere Bein auf die Couch. Die vom Schnee nassen Schuhe blieben auf dem Boden zurück. Er zerrte seine Jacke genauso frustriert auf, wie er an seinen Haaren gerissen hatte. „Es gibt nichts zu reden. Lass es gut sein.“

„Aber –“

„Nein.“ James rammte seine Faust gegen Sirius‘ Brust und schlug jedes Wort aus seinen Lungen. Seine Hand krallte sich auf Sirius‘ Brust zusammen, als wollten seine Finger unter den Mantel. „Wir wollten darüber nicht mehr reden.“

Sirius runzelte die Stirn. „Was meinst du?“

James ließ ihn los. „Natürlich… Ich bin der Einzige, der noch daran denkt…“

„James?“

„Es ist schon spät.“ James lächelte ihn müde an. Nicht erschöpft. Er stand auf. „Wir sollten auspacken und schlafen gehen.“

Sirius blickte ihm verwirrt nach. Mehr als die Wärme von James‘ Hand vermisste er die Tage, an denen James ihm alles erzählt hatte. Allerdings konnte er es James nicht verübeln, wenn es schon wieder seine Schuld war, dass er sich mit dem Mädchen seiner Träum stritt.

Wie sollte er das wieder hinbekommen? Er würde alles tun, damit James ein schönes Weihnachten verbringen konnte. Alles.

~*~

Dieser Tag war ein Desaster. Nicht nur dieser Streit mit Lily, der so definitiv geklungen hatte, und sein Vater, der noch einem gefährlichen Notfall nachgehen musste, obendrauf hatte er es sich mit Sirius verdorben. Auch endgültig?

James schüttelte sein Kopfkissen auf und linste zu Sirius herüber. Er schlief immer bei ihm im Zimmer, obwohl es ein Gästezimmer gab. Sie wollten es beide nicht anders. So konnten sie bis tief in die Nacht reden, den nächsten Tag planen oder einfach komplett blödsinnige Dinge tun, die schon mehr als ein Bett hatten durchkrachen lassen. Ob das jetzt endgültig anders war? Konnte es wieder wie früher werden? Wollte er das überhaupt?

Aus dem Augenwinkel beobachtete er, wie Sirius sich umzog, wie seine Rückenmuskeln sich an- und entspannten, als er seinen Pullover auszog und das Pyjamaoberteil überstreifte. Bei der Hose schaute James weg. Ihm war warm. Hitze breitete sich in seinen Wangen und der Brust aus, und mehr konnte er nicht riskieren.

Hinter ihm hörte er die Bettdecke rascheln, als Sirius sich darunterlegte. James tat das Gleiche. „Gute Nacht“, raunte er Sirius zu.

„Das wird schon wieder“, gab Sirius zurück. Er legte sich so hin, dass er James ansehen konnte. Sie lagen mit einer Menschenlänge zwischen sich, wie immer. Trotzdem hatte James das Gefühl, dass sie nicht über dasselbe sprachen.

„Glaube ich irgendwie nicht“, erwiderte er. Er wusste, dass er nicht der Einzige war, der zu knabbern hatte. Sirius gab sich so große Mühe zu verbergen, dass dieser Ausrutscher alles kaputt gemacht hatte, dass James manchmal wirklich glaubte, dass er einfach gleichgültig war. Dass er weitermachen konnte wie bisher, dass er andere Menschen küssen konnte… dass er rein gar nichts empfand, wenn James ihn berührte.

„Hey… Es ist Weihnachten“, murmelte Sirius. „Das kann nur der Hammer werden. Statistisch gesehen war jedes unserer Weihnachten unvergesslich.“

James‘ Schmunzeln wurde halb von seinem Kopfkissen geschluckt. „Nicht immer positiv unvergesslich. Erinnerst du dich an unser erstes Jahr, als Remus uns fast gefressen hätte?“

Sirius lachte. „Willst du mir jetzt erzählen, dass das nicht der Hammer war?“

Je länger er daran zurückdachte, desto schwerer fiel es ihm das Lachen zurückzuhalten. James prustete in sein Kissen, Sirius stimmte mit ein und schon schien alles wieder beim Alten zu sein.

„Alles wird gut werden, James.“ Aus Sirius‘ Mund klang das nicht nur wie ein Versprechen, sondern wie eine Zusage. „Schlaf gut.“

James löschte das Licht. Er hörte, wie Sirius ihm den Rücken zudrehte, schaute ihn an, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten. James nahm seine Brille ab, um seine Sicht zu verschlechtern. Das hinderte ihn nicht daran Sirius anzustarren.

Vielleicht hatte der Ausrutscher nicht alles kaputt gemacht. James biss sich auf die Unterlippe. Ein Kuss. Kein Ausrutscher.

Er schlug die Decke beiseite und stand auf. Mit drei kurzen Schritten erreichte er Sirius‘ Bettkante. In einer noch schnelleren Bewegung stahl er sich mit unter die Decke. Sirius reagierte sofort, warf James aber nicht raus, sondern drehte sich verwundert um.

„Was –“

James küsste ihn, sobald seine Lippen in der Nähe waren. Er schob sich eng an ihn heran, stützte sich auf seiner Brust ab und fuhr mit der anderen Hand über Sirius‘ Hals. Er öffnete den Mund, um den Kuss zu vertiefen, genau als Sirius sich wegdrehte.

„Krone, was soll das? Wir wollten –“

„Ich will das hier.“ James küsste ihn noch einmal, und diesmal trafen ihre Zungen aufeinander. Nicht zaghaft, aber auch nicht stürmisch; ein genießerisches Mittelmaß. Er schmeckte die scharfe Minze von Zahnpasta, wenn er Sirius‘ Zähne streifte. Weiße, gleichmäßige Zähne, die ihm mit einem kleinen Biss in die Unterlippe überraschten. James keuchte in Sirius‘ Mund hinein.

Er rollte sich auf ihn, schob sein Knie zwischen Sirius‘ Beine und seine Hände unter sein Hemd. Warme Haut wartete auf ihn. Eine harte, feste Brust, unter der er einen heftigen Herzschlag spürte. Er schob die Hüften eng gegen Sirius‘ Oberschenkel. Jede Bewegung schickte einen Schauer über seinen Rücken, heiß und prickelnd, als würde jemand einen Flammenzauber auf seiner Haut tanzen lassen. Er genoss jede Sekunde, jede Berührung, jeden Kuss.

Sirius‘ fester Griff in seinem Haar ließ ihn nicht fort, nicht einmal zum Luft holen. Seine freie Hand lag auf James‘ Bein, zog es enger zwischen seine. Die Baumwolle seines Schlafanzugs war dünn, aber dennoch störend.

Sirius‘ Hände bewegten sich, zogen und zerrten an dem Stoff, als er einen Weg darunter suchte. Seine Hand glitt in James‘ Hose, geschickte, kräftige Finger, die alles noch heißer und intensiver werden ließen. James kämpfte gegen ein Stöhnen an. Er stemmte sich hoch, gab Sirius‘ Arm den Freiraum, den er brauchte, und bewegte sich mit der Hand.

Selbst ohne Brille und in der Dunkelheit glaubte er Sirius grinsen zu sehen. James stürzte nieder und küsste ihn. Er spürte das Grinsen, wie es schnell verschwand und Sirius die Lippen weit öffnete, mehr wollte. Und James gab ihm mehr.

Er zog Sirius‘ Hose herunter und schloss seine Finger um ihn, passte sich an seinen Rhythmus an. Ein gepresstes Stöhnen traf auf seine Lippen. Er löste sich von Sirius‘ Lippen, küsste seinen Kiefer, seinen Hals, kämpfte sich verzweifelt bis an die Blockade des Hemdkragens. Sirius atmete schwer, aber nicht schwer genug. James wollte sehen, wie Sirius endlich einknickte, wollte derjenige sein, der ihn durchdrehen ließ. Er wollte hören, dass Sirius sich genau das hier gewünscht hatte.

Aber er schaffte nichts davon, kam schon, bevor er Sirius noch einmal küssen konnte. James krallte sich am Laken fest. Seine andere Hand hatte die letzten Bewegungen kaum in sich, wartete bis Sirius‘ Finger sich um sie wickelten und ein neues Aufglimmen des Feuers brachten.

James sah verschwommen zu, wie Sirius sich auf die Lippe biss. Er küsste ihn auf den Mundwinkel, auf die glühende Wange. Sirius‘ Hand ließ er alleine nicht weg. Er verschränkte ihre verschmierten Finger und zog sie auf die Wärme von Sirius‘ Bauch. James lehnte sich an Sirius‘ Schulter und drückte einen Kuss darauf, schmeckte nur die Wolle des Pyjamas.

Sirius legte einen Arm um ihn und vergrub die freie Hand in James‘ Haaren. „Schon gut“, murmelte er noch etwas außer Atem. Er streichelte James‘ Haar, fuhr wieder und wieder durch die Strähnen, als müsse er ein aufgeregtes Tier beruhigen. Seine Stimme war heiser. „Ist schon gut. Alles wird wieder gut.“

James lächelte in Sirius‘ Schulter. Auch ohne Brille beobachtete er Sirius weiter, bis seine Augen zufielen.


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