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Fanfiction

Dead Simple - Schlechte Scherze

von Dr. S

Der erste Schnee blieb bei unterirdischen Temperaturen sofort liegen. Mit Weihnachten rückten auch Dekorationen ins Schloss ein. Tannenbäume bis zur letzten Nadel geschmückt, singende Rüstungen, Mistelzweige an den wirklich falschen Stellen, was für mehr als einen Lacher und äußerst unangenehme Spannung sorgte.

Weihnachten bedeutete auch eine Gelegenheit mehr alles wieder geradezurücken. James nutzte eine ruhige Minute in der Großen Halle und blätterte durch eine Zeitung mit möglichen Geschenkideen für Sirius. Lily saß an seine Schulter gekuschelt daneben und erschwerte das Umblättern, seit sie mit seiner Hand spielte.

„Was genau suchst du nochmal?“, fragte sie.

„Ein Weihnachtsgeschenk für Sirius.“ James hätte umgeblättert, aber Lily legte ihre Hand auf die Seite. Etwas Interessantes hatte sie ihm dort allerdings nicht zu zeigen. James schaute sie fragend an.

Lily hob nur leicht den Kopf von seiner Schulter. „Das sind Motorräder.“

James nickte. „Lesen kann ich.“

„James, ich weiß ja, dass du nicht so viel Ahnung von der Muggelwelt hast, also nimm mir das nicht übel: Weißt du überhaupt, was ein Motorrad ist?“ Die kleine Falte zwischen ihren Augen war bezaubernd, genauso wie ihre Verwirrung.

James verkniff sich sein Grinsen. „Nein, eigentlich nicht. Bitte erleuchte mich.“

„Ähm…“ Lily setzte sich auf. Sie zeichnete etwas in die Luft, das sicher kein Motorrad sein sollte. „Es ist eine Muggelvariante des Rennbesens, fährt aber auf dem Boden.“

„Ach, das ist aber langweilig“, sagte James. „Kann man damit wenigstens auch den Boden fegen?“

Lily starrte ihn an, als wüsste sie nicht, wie sie ihm das jetzt erklären sollte. Ihre Hände halfen ihr nicht weiter. Sich zu beherrschen wurde mit jeder Sekunde schwieriger und James prustete los.

„Lily, ich weiß was ein Motorrad ist“, presste er keuchend hervor. Leider schien Lily das nicht so lustig wie er zu finden. Entschuldigend strich er eine lose Haarsträhne hinter ihr Ohr. „Ich weiß ja, dass du dich nicht so gut mit der Zaubererwelt auskennst, aber viele von uns haben eine Schwäche für Autos. In Sirius‘ Fall sind das Motorräder. Seit der fünften Klasse redet er davon sich eins anzuschaffen.“

„Schön.“ Lily brachte kaum überzeugend ihre Freude über eine Belehrung von James Potter rüber. „Trotzdem kosten Motoräder ein kleines Vermögen. Sicherlich mehr als ein Rennbesen.“

„Kommt auf den Besen an“, antwortete James. Er würde sein ganzes Verlies leerräumen, wenn Sirius dafür wieder alleine mit ihm sein wollen würde. Zusammen mit Peter und Remus war alles wie immer. In Lilys Nähe benahm Sirius sich auch vollkommen normal. Allein zwischen ihnen war irgendetwas anders.

Möglicherweise bildete er es sich ein. Vielleicht lag es an ihm, dass nichts sich normal anfühlte. Allerdings war Sirius ein verdammt guter Schauspieler. Das hatte er sonst nur nicht bei James nötig gehabt.

„Ich gucke ja nur“, sagte James und schloss die Zeitschrift. Kurz vorm Abendessen wurde es in der Großen Halle immer voller – am Slytherintisch saß Schniefelus und kochte ihn mit seinem bösen Blick. Sirius musste jeden Moment auftauchen und dann wollte James sich nicht von ihm anhören, dass das eine bescheuerte Idee war. Er konnte sich ihre Freundschaft nicht erkaufen.

„Alles okay zwischen euch?“, fragte Lily.

James fühlte die Spannung bis in jeden Muskel ziehen. „Wieso?“

„Ich frage bloß. In letzter Zeit klebt ihr nicht mehr wortwörtlich aneinander und jetzt ist Sirius der Einzige von euch, der über Weihnachten in Hogwarts bleibt, da dachte –“

„Was?“ James hatte das nicht gewusst. Es gab eine Liste, auf der man sich eintragen musste, und er hätte es mitgekriegt, wenn Sirius dort seine Unterschrift draufgesetzt hätte. „Nein. Sirius ist kein ungewollter Ballast.“

Lily hob die Augenbrauen. „Sein Bruder bleibt auch. Vielleicht eine Familiensache.“

James hätte gelacht, wenn er nicht so gereizt wäre. „Quatsch. Ich dachte, er kommt mit zu mir.“

„Hast du ihn gefragt?“

„Nein“, schnaubte James spöttisch. „Ich bin davon ausgegangen.“

„Vielleicht erwartet er, dass du fragst?“

„Er verbringt die Ferien bei mir, seit er von zu Hause abgehauen ist. Wieso sollte er plötzlich… äh…“ James biss sich zu spät auf die Unterlippe.

Lily brauchte einen Moment um ihren Schock herunterzuschlucken. „Das wusste ich nicht. Wieso macht er denn sowas?“

James wollte darauf nicht antworten. Er hatte schon zu viel gesagt. Sirius ging am liebsten sparsam mit seinen familiären Problemen um. Wie wenig er von seiner Familie hielt verkündete er gerne so oft er konnte, aber sobald es wirklich persönlich wurde lenkte er ab.

„Oh, und das an Weihnachten?“ Lily hatte diesen mitleidigen Blick drauf, den Sirius vermeiden wollte. „Dann ist er ja ganz alleine. Wie traurig…“

„Ist er nicht“, sagte James, sauer auf sich selbst und auf Sirius. Wie konnte er davon ausgehen, dass er alleine hier versauern musste? Wenn er so an Hogwarts hing, dass er das Schloss nicht einmal ein paar Wochen verlassen konnte, würde James eben auch hierbleiben müssen.

Auf die beiden Plätze gegenüber von ihnen setzten sich Remus und Peter, dem noch Staub aus der Bibliothek in den Haaren hing. Sirius war weder bei ihnen noch auf dem Platz, den James neben sich für ihn gelassen hatte. Auch bei den letzten Schülern, die durch gerade in die Halle trotteten, war er nicht zu sehen.

„Remus?“, fragte James. „Wusstest du, dass Sirius in Hogwarts bleiben will?“

„Wann?“, fragte Peter dazwischen. „Nach der Schule? Will er Lehrer werden?“

Remus lächelte. „Nein, wusste ich nicht. Wieso muss er hierbleiben? Hast du ihn rausgeworfen um Platz zu haben?“ Er begrüßte Lily mit einem Winken, als hätte er sie gerade erst bemerkt. „Verbringt ihr Weihnachten zusammen?“

„Das hat damit nichts zu tun.“

„Nein“, sagte Lily in so einem spöttischen Ton, dass James den Faden verlor. „James, das hattest du doch gar nicht im Sinn, sieh mich nicht so an.“

„Na ja, ich dachte schon…“ Er rückte seine Brille gerade. So schwungvoll, wie er sich Lily zugedreht hatte, hing sie irgendwie schief. „Ich dachte, dass du wenigstens einen Weihnachtstag entbehren würdest, um mit mir und meiner Familie zu essen.“

Lily sah gar nicht begeistert aus, und James fragte sich, ob sie anders reagiert hätte, wenn er sie heute Abend wie geplant im Gemeinschaftsraum gefragt hätte. „Ich hab auch eine Familie, die ich nicht so häufig sehe. Die paar Tage möchte ich schon mit ihnen verbringen.“

„Ein paar Stunden mit mir sind also zu viel verlangt?“ Er konnte den Ärger nicht aus seiner Stimme verbannen. Das alles kam zum falschen Zeitpunkt zusammen.

Lily musste tief durchatmen. „Du wolltest doch sowieso Sirius bei dir haben. Nimm dir die Zeit. Anscheinend braucht er die Aufmunterung.“

Mit Familie hatte James nicht nur sich und seinen Vater gemeint, sondern auch Sirius. Aber er kam nie dazu das zu sagen. Peters Glucksen erstickte jeden Streit im Keim. Remus brachte ihn mit einem gezielten Stoß zwischen die Rippen zum Schweigen.

„Was ist so lustig?“, wollte James genervt wissen.

Nach dem obligatorischen Gestotter von „Nichts“ brachte er Remus mit seinem sturen Blick zum Reden: „Eine Aufmunterung hat er wohl kaum nötig. Wir haben Sirius im Korridor zur Bibliothek zurücklassen müssen, weil er zu viel Spaß hatte Mary Macdonald zu küssen.“

James‘ Stottern blieb stumm.

„Oh…“ Lily fasste ihn an der Hand. „Ist das nicht süß? Sie mag ihn schon ewig. Gut, ich kenne ein halbes Dutzend Mädchen, das genauso denkt, aber eine Freundin wird ihm gut tun, nicht wahr?“

James zog seine Hand aus Lilys Fingern. Er stand auf, schnaubend als hätte er ein hartes Quidditch-Training hinter sich, und ließ das hervorgezauberte Abendessen links liegen. Ohne die Rufe nach ihm zu beachten lief er aus der Großen Halle und bog die Treppe nach oben.

Eine Freundin. Sirius hielt ihn also auf Abstand, setzte dieses schlechte Gewissen, diese merkwürdige Sehnsucht in ihn, und schnappte sich bei nächster Gelegenheit ein Mädchen zur Ablenkung. Falls er Ablenkung überhaupt nötig hatte. Eine Freundin passte nicht zu Sirius. Er küsste wen er wollte, wann er wollte – wieso sollte sein bester Freund da eine große Ausnahme gewesen sein?

James stürmte in den Korridor zur Bibliothek hinein, verlassen und still, alle beim Abendessen, wie es sich gehörte. Remus musste ihn aufs Korn genommen haben. James ließ die letzte Biegung hinter sich. Remus hatte ihn nichts aufs Korn genommen.

Sirius küsste Mary Macdonald nicht. Er knutschte mit ihr. Es war widerlich. Sie saß auf der Fensterbank, den Rücken gegen das vereiste Glas gepresst, und hatte ihre Beine um ihn geschlungen. Beine ohne Strumpfhosen. Sirius‘ Hand lag auf ihrem Oberschenkel, kroch höher, verschwand weit oben, wo seine Finger Mary erst ein Kichern und gleich darauf ein Stöhnen entlockten. Und das alles, ohne den Kuss zu lösen.

James drehte sich zurück hinter die Ecke und lehnte sich gegen die Wand. In seiner Brust wummerte etwas so gewaltig und hart, dass es nicht sein Herz sein konnte. Seine Hände ballten sich vor Zorn, seine Wangen waren heiß und in seinen Augen brannte irgendetwas. James schob sich die Brille auf die Stirn, als er versuchte das komische Gefühl aus seinen Augen zu reiben.

Es blieb. Und es war zu viel. James wusste nur eine Lösung, um es loszuwerden.

Er schlitterte zurück um die Ecke. „Hey.“ Ein Wort reichte aus, um das rücksichtslose Geknutsche zu beenden. „Es ist Zeit fürs Abendessen. Ihr habt hier nichts zu suchen. Und sowas solltet ihr hier sowieso nicht tun.“

James hatte keine Augen dafür, wie rot Mary wurde. Er wartete auf einen Funken Scham in Sirius‘ Gesicht. Es blieb blass. Müdigkeit und Erschöpfung hatten tiefere Spuren hinterlassen, als das Mädchen neben ihm, das sich ihren Rock zurechtrückte.

Stattdessen grinste Sirius. So steif, wie er in letzter Zeit immer grinste. „Witzig, James. Bringst die Autoritätsperson ziemlich überzeugend rüber. Was –“

„Ich bin eine Autoritätsperson. Ich bin Schulsprecher.“ Er streckte die Brust heraus, wo das Abzeichen unter dem des Quidditch-Kapitäns funkelte. „Eigentlich muss ich euch für solches Verhalten Punkte abziehen.“

„Ehrlich gesagt hab ich hier schon weitaus Schlimmeres gesehen“, sagte Sirius immer noch amüsiert. Mary schmunzelte und fasste Sirius an der Schulter, zog sich hoch, um ihm etwas ins Ohr zu murmeln. Sicher etwas, das genauso langweilig war, wie sie selbst. Ein langweiliges, unauffälliges Mädchen, das ständig von Slytherins herumgeschubst wurde. Mehr war sie nicht. Und trotzdem lockerte Sirius‘ Grinsen sich gerade auf.

„Zehn Punkte Abzug“, entfuhr es James, ehe er sich aufhalten konnte. Auf die fragenden Blicke fügte er hinzu: „Für beide.“

Sirius‘ Grinsen verschwand. „Das ist nicht dein Ernst.“

„Ihr geht jetzt besser zum Essen, bevor’s nochmal zehn werden.“

„James, das ist doch lächerlich –“

„Zwanzig Punkte Abzug.“

„Bist du noch ganz dicht?!“

„Vierzig. Und Nachsitzen hab ich auch noch in petto.“

Sirius zog Mary zur Seite, die kein Wort über die bebenden Lippen brachte. „Geh schon. Ich regel das.“ Er stupste aufmunternd ihr Kinn hoch, und dafür wollte James ihnen wirklich Nachsitzen aufdrücken. Monatelang.

James verfolgte jeden unruhigen Schritt von Mary, als sie an ihm vorbeihuschte. Seine Augen brannten noch heftiger, als würden sie in Flammen stehen.

Sirius packte ihn am Arm, wollte ihn herumziehen und wurde doch nur weggestoßen.

„Fass mich bloß nicht an. Ich weiß, wo du deine Finger hattest“, knurrte James. Er wischte sich den Ärmel unter Sirius‘ aufmerksamen Blick ab.

„Was soll das, Krone? Ich hätte einen Schulterklopfer erwartet, keinen Schlag in die Fresse“, raunte Sirius ihm zu. Seine Stimme spannte sich, so schwer fiel es ihm sich zu beherrschen. „Sag mir, dass das ein sehr schlechter Scherz war.“

„Ich mache keine schlechten Scherze.“

Sirius sah das offensichtlich anders. Er schwankte zwischen purer Verwirrung und Zorn.

James hatte von dem einen mehr als genug in sich. Er stieß Sirius mit der Faust gegen die Brust. Sein Hemd war zerknittert und halb aus der Hose gezogen. James erinnerte sich, wie warm es darunter gewesen war, und das musste er jetzt mit Mary teilen.

Sirius schubste ihn zurück. „Du musst deinen Scheißtag nicht an mir auslassen, klar? Ich kann nichts dafür, dass du nicht zum Zug kommst.“

„Um mich geht’s nicht“, blaffte James. Wieder stieß er Sirius weg von sich. „Hattest du vor mir zu sagen, dass du Weihnachten lieber alleine als mit mir verbringst? Was sag ich meinem Vater? Dass du, nach allem, was er für dich getan hat, lieber alleine hier versauerst? Oder bist du nicht allein? Planst wohl schon deine Flitterwochen mit Mary Macdonald.“

„Alter, das ist nichts. Beziehungen stehen mir weniger, als dir Hüte!“

„Du stellst also eine unwichtige Schnepfe über mich?!“ James stieß Sirius so heftig gegen den Brustkorb, dass er drohte umzufallen.

Sirius packte ihn an seiner Krawatte und zerrte ihn fast mit um. Sie krachten gegen einander, so dicht, dass James den Hauch von fremdem Parfüm riechen musste. „Schubs mich nicht nochmal. Du hast ständig davon geredet Lily einzuladen. Ich wollte nicht stören.“

„Aber ich wollte euch beide.“ James‘ Wut ließ da mehr Wahrheit einfließen, als er im ersten Moment verstand. Panik wickelte sich um seine Lungen und Sirius hatte ihn zu fest an der Krawatte gepackt, um ihm das Atmen zu erleichtern.

„Kriegst du aber nicht. Ich hab keinen Bock, das fünfte Rad am Wagen zu sein“, fuhr Sirius ihn an. „Und auch nicht auf deine Scheißeifersucht.“

Ehe James sich versah, fing er an zu lachen. Ein falscher, kratzender Laut, der erst nach einigen Versuchen echter klang. Er klopfte Sirius auf die Hand, die ihn gerade erwürgen könnte.

„Dein Gesicht, Alter…“ James wischte sich ein Lachtränchen, das er nicht eingeplant hatte, aus dem Augenwinkel. „Hast du mir das echt abgekauft? Ich hab nur Spaß gemacht.“

Sirius ließ ihn los, aber besser atmen konnte James nicht. „Du hast mir Punkte abgezogen.“

„Kriegst du wieder.“ James konnte sich nur schlecht daran erinnern, was er Sirius überhaupt an den Kopf geworfen hatte. „Sechzig Punkte für Gryffindor, weil du so leicht reinzulegen bist.“

Sirius erwiderte James‘ Grinsen nicht. „Das war ein schlechter Scherz.“

„Komm schon, es war nur Spaß.“

„Spaß hätte ich gehabt, wenn du’s nicht ruiniert hättest.“ Sirius stieß ihn aus dem Weg, kam aber nicht weit, ehe James die Verfolgung aufnahm.

„Sirius…“ Er fasste den letzten Hemdzipfel, der noch in der Hose steckte, und zupfte ihn heraus. „Ich wollte doch nur… ich…“

„Was wolltest du?“ Sirius steckte sich das Hemd wieder in die Hose, ließ James dabei keine Sekunde aus den Augen und in Ruhe einen Gedanken fassen. So konnte er keine Antwort finden. Er wusste nicht, was er gewollt hatte.

Sirius schnaubte und ging ohne ein weiteres Wort.

Zum Abendessen erschien er nicht.

Vielleicht würde James das mit zwei Motorrädern wieder geradebiegen können…

~*~

Erst spät in der Nacht kehrte Sirius in den Gemeinschaftsraum zurück. James hatte jeden seiner Schritte auf der Karte verfolgt. Er hatte Sirius herumwandern sehen, hatte versucht ihn von dem Punkt namens Mary Macdonald zu trennen und dabei zugesehen, wie Letzterer blitzschnell in den Gryffindorturm rannte und seitdem im Bett lag, ohne sich zu rühren.

Auch nach der Ausgangssperre war Sirius durch die Korridore gestreift, Lehrern und Filch ausgewichen, auf Mrs. Norris getreten, und erst zurückgekehrt, als Remus und Peter schon tief schliefen. Als hätte er sichergehen wollen, dass wirklich keiner ihn mehr nerven konnte.

Aber als er die Vorhänge von seinem Bett zurückzog, wartete James dort schon.

„Hi. Bisschen spät, findest du nicht?“

„Gib mir Nachsitzen. Punkte hab ich heut schon genug verloren.“ Sirius setzte sich und zog sich die Schuhe und Socken aus. Er schaute James nicht an. „James, ich bin müde. Was ist?“

„Hattest wohl doch noch deinen Spaß, hm?“ James hob die Karte und, als Sirius sich nicht umsah, legte sie auf seine Schulter. Sirius nahm sie und warf einen kurzen Blick drauf.

„Spionierst du mir nach?“

„Ich… Ja.“ James beobachtete, wie Sirius die Karte weglegte, anstatt ihn damit zu verprügeln. „Hattest du Spaß?“

Sirius schaute ihn an, endlich einmal, war in der Dunkelheit aber schlecht zu erkennen. Er schüttelte den Kopf, machte aber nicht deutlich, was das bedeuten sollte. Unter seine Bettdecke kramte er seinen Pyjama hervor und zog sich um. James bewegte sich nicht. Er suchte Sirius‘ nackten Rücken nach Spuren ab, die er dort nicht sehen wollte, hatte aber nicht genug Zeit. Sirius zog sein Pyjamaoberteil über und stieg in Windeseile in die dazugehörige Hose. Ohne James zu beachten schlüpfte er unter seine Decke, musste aber dicht am Rand liegen und drohte bei der kleinsten Bewegung herauszufallen.

„Sirius…“ James rüttelte an Sirius‘ angewinkeltem Bein. Sein Oberschenkel war angenehm warm und fest. James ließ seine Hand dort gerne liegen. „Es tut mir leid.“

Sirius nickte, rührte sich ansonsten aber nicht. Sein Gesicht blieb hinter Schatten und schwarzem Haar verborgen. James beugte sich über ihn, stützte sich auf der breiten Schulter ab. Er spürte angespannte Muskeln und massierte sie vergeblich. Sirius sah ihn nicht einmal an.

„Du darfst nicht sauer auf mich sein, Tatze“, murmelte James. „Wir sind nicht sauer aufeinander.“

Sirius seufzte in sein Kissen. „Ich bin nicht sauer. Ich bin enttäuscht…“

„Ich auch. Du kannst Weihnachten nicht ohne mich feiern. Wir sind doch…“ Es fühlte sich falsch an ‚wie Familie‘ zu sagen, obwohl nichts es besser zu treffen schien. James legte sich hinter Sirius, hielt sich an seinem Arm fest und drängte sich dicht an seinen Rücken. „Ich will Weihnachten nicht ohne dich verbringen müssen.“

Sirius drehte sich sehr langsam und vorsichtig zu James herum. Sein Gesicht wurde klarer, seine Augen leserlich. Er roch falsch, so widerlich falsch, dass James weg von ihm wollte.

„Darüber denkst du ganz anders, wenn du mit Lily gemütlich unterm Baum sitzt und –“

„Lily kommt nicht“, sagte James. Seine Nase streifte Sirius‘, als er den Kopf hob. Sirius‘ Atem war warm auf seinen Lippen. „Sie findet das irgendwie unpassend.“

„Trifft sich ganz gut, dass ich noch nichts vorhabe, hm?“

„Es wären nur wir beide“, lockte James, grinste schon leicht. Er konnte fühlen, dass Sirius‘ Mundwinkel seinen nach oben folgten. „Erinnerst du dich an letztes Jahr? Wir haben kaum geschlafen, die Kinder im Dorf mit Schneebällen beworfen und hinterher heiße Schokolade getrunken. Meine Mutter hat Kekse gebacken, mein Vater mit uns einen Baum gefällt…“

„Jaah, das war schon nett.“

„Das war das beste Weihnachten meines Lebens. Lass uns das wiederholen, Tatze. Wie früher…“ James streichelte Sirius‘ Kiefer. Er versuchte ihn näherzuziehen und hatte Erfolg. James‘ Lippen schoben sich von ganz alleine gegen Sirius‘.

Kurz vor einem neuen Fehler zuckte er zurück. Er hatte schon so viel kaputt gemacht. Sie sprachen nicht darüber, aber so zu tun, als wäre es nie passiert war unglaublich schwer. Es musste aber funktionieren.

James räusperte sich und setzte sich auf. „Keine Widerrede. Sonst bleib ich auch in Hogwarts und das willst du meinem Vater doch nicht antun, oder?“

Sirius schmunzelte. „Also gut. Schiebst du deinen Arsch dann endlich zurück in dein Bett?“

James stieß Sirius‘ Kopf ins Kissen und wuschelte durch seine viel zu zerzausten Haare. Er legte sich in sein Bett, kalt und zu groß, und tat die ganze Nacht kein Auge zu.

Manchmal glaubte er in der Dunkelheit Sirius‘ Blick aus dem anderen Bett aufzufangen.


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