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Fanfiction

Glimpse of hope - Erinnerungen (Epilog)

von SynthiaSeverin

Zäh nur wabert das graue Gemisch, halb Flüssigkeit halb Nebel, über den Rand des Fläschchens. Fast so, als weigere es sich, hinab in das Steinbassin gegossen zu werden. Es ist der letzte, kleine Rest, vergessen in einer Nacht, in der zu viel passiert ist. Der Bodensatz eines Lebens hinter Masken. Silbrige Schlieren wirbeln durch das Wasser, laden zum Eintauchen ein. Tiefer und tiefer...

Ein Zimmer formt sich aus dem Nebel, ein großer Raum. Kellergewölbe, brennende Funzeln. Schwere, eiserne Pfannen an den Wänden. Der Keller des Hauses am Grimmaulsplatz. Und in der Luft: Betretenes Schweigen. Auf dem langen, hölzernen Tisch stehen ein Korb mit Hot Cross Buns und eine Schale bunte Eier.
„Und woher wissen wir, dass es so ist, Mr Snape?“, bricht der Mann, der dahinter sitzt nach einer Weile die Stille – zögerlich, leise.
Aus dem Halbschatten am Kopf der Tafel taucht das blasse, hakennasige Gesicht des Tränkemeisters.
„Es besteht kein Zweifel“, erhebt sich dessen ölige Stimme, „Die verwirrte Hexe, die der Orden gestern aufgegriffen hat, war nicht zufällig in Hogsmeade. Sie war dort, um die Gegend um die Heulende Hütte auszukundschaften. Ein unfreiwilliger Spitzel, unter den Imperiusfluch gesetzt von Lucius Malfoy. Leider nicht so geglückt wie gewünscht, was zu dem Ergebnis führte, das wir gestern präsentiert bekamen. Der Dunkle Lord ist ungeduldig. Er will die Prophezeiung besser gestern als heute. Und Hogsmeade, so nah an Potter, ist der perfekte Stützpunkt für seinen Feldzug. Noch hüllt er sich über sein genaues Vorhaben in Schweigen, doch er wird nichts unversucht lassen, um Potter aus dem Schloss und in seine Gewalt zu bekommen.“
An der Tafel erhebt sich auf einmal ein aufgeregtes Gemurmel. Alle Köpfe drehen sich zu einem Mann um, der etwas abseits hinter Snape im Schatten steht und nachdenklich über seinen langen Bart streicht, der ihm im Gürtel steckt. Als er die auf sich gerichteten Blicke spürt, hält er inne und tritt an den Tränkemeister heran.
„Danke, Severus“, flüstert er Snape zu, der in den Schatten zurückweicht und hebt dann an die Runde die gewandt die Hand, um den Anwesenden Schweigen zu gebieten.
„Nun, ihr werdet mir wohl zustimmen, dass es in Anbetracht der Lage notwendig sein wird, Hogsmeade noch intensiver zu bewachen als bisher. Wir dürfen die Gegend keinen Moment aus den Augen lassen, solange wir nicht wissen, womit wir es zu tun haben. Ich brauche euch nicht einzuschärfen, in welch großer Vorsicht wir vorgehen müssen. Es gibt Köpfe des Ministeriums in Hogwarts, die wir keinesfalls auf uns aufmerksam machen sollten. Es wäre günstig, wenn-“
„-Albus“, regt plötzlich sich eine Frau mittig der Tafel. Es ist Minerva McGonagall, die beherzt ihr schottenkariertes Schultertuch zurechtrafft, „Ich denke, dass ich mich diesmal an der Aufgabe beteiligen sollte. Hogsmeade hat unzählige streunende Katzen und Harry braucht meine Hilfe“.
„Danke, Minerva“, entgegnet Dumbledore sanft und wird gleich nochmal unterbrochen. Diesmal von einem tiefen Brummen am anderen Ende der Tafel, wo es so dunkel ist, dass man nur noch den Flachmann auf dem Tisch neben dem Teelicht erkennen kann.
„Ich werde die Organisation dieser Operation übernehmen“, ruft es über die Tafel hinweg, „Hier braucht es eine erfahrene Hand. Immer wachsam!“
„Danke, Alastor“, erwidert der Dumbledore. Doch seine Worte gehen unter. Die Anwesenden rücken bereits die Stühle beiseite und versammeln sich um Moody. Alle bis auf einen. Snape steht noch immer am Kopfende im Halbschatten.
„Dumbledore?“, flüstert er und der Angesprochene wendet sich zu ihm um, „Der Dunkle Lord wird sich wohl nicht mehr lange hinhalten lassen. Ich fürchte, er steht im Begriff an meinen Fähigkeiten, Potters Geist zu brechen, zu zweifeln. Sie müssen Ihre Taktik ändern.“
Schweigen erfüllt für einen Moment den schmalen Zwischenraum zwischen ihren Gesichtern.
„Dies war wohl zu befürchten“, sagt Dumbledore dann schwer, „Nun, auch für dieses Problem gibt es sicher eine Lösung. Ich werde darüber nachdenken. Fürs Erste sollten wir weitermachen wie bisher.“
„Weitermachen wie bisher?!?“, fragt Snape scharf.
„Ja, indem Sie Harry Okklumentikunterricht geben“, antwortet Dumbledore und blinzelt.
„Potter ist dazu nicht fähig“, zischt er, „Er ist-“
Ein Seufzen unterbricht ihn.
„Ich weiß, dass Sie Ihre Schwierigkeiten mit Harry haben. Aber zweifle nicht, dass der Junge die Okklumentik noch zu beherrschen lernen wird. In Lilys Sohn steckt viel Gutes, das sich auch Ihnen noch offenbaren wird, wenn sie es wagen, sich mit Jungen zu beschäftigen. Was bisher geschah oder nicht geschah muss nicht zwangsläufig auch für die Zukunft gelten. Ich vertraue Ihnen, vertrauen Sie mir.“
Er dreht sich um und schreitet zum Ende der Tafel, wo die Menge sich noch immer um Alastor Moody schart. Mit einem Ausdruck unterdrückter Wut auf Gesicht schaut Snape ihm hinterher.

Und die Szene wandelt sich.

Ein neues Zimmer formt sich aus dem Nebel. Ein helleres und doch auf seine Weise ebenso düsteres. Es ist der Salon mit Sesseln aus abgewetztem, dunkelgrünem Samt und dem Familienstammbaum als Wandteppich, in dem Brandlöcher prangen. Vor dem Kamin steht Albus Dumbledore und wirkt verärgert. Severus Snape betritt soeben den Raum.
„Sie wollten mich sprechen, Dumbledore?“, fragt er ruhig.
„Ja, das wollte ich“, antwortet Dumbledore vorwurfsvoll, „Ich bin schwer enttäuscht von Ihnen, Severus! Ich hatte Ihnen aufgetragen, Harry Okklumentikstunden zu geben und nun muss ich hören, dass Sie den Unterricht eingestellt haben? Was ist in Sie gefahren?!?“
Snape wirft seinem Gegenüber einen grimmigen Blick zu.
„Ich habe es wirklich versucht, Dumbledore. Es ist einfach unmöglich. Potter verweigert die Übung, er scheint sich sogar über seine Verbindung zu Voldemort zu freuen. Mit einem so widerspenstigen Schüler kann niemand arbeiten.“
„So? Und ich dachte, der Grund dafür sei Harrys Neugierde gewesen?“
Snape blickt pikiert. Dumbledore seufzt stumm und wendet sich dem Feuer zu. Auf einmal wirken seine Züge recht kummervoll, während auf seine Frage keine Antwort folgt.
„Ich hörte Gerüchte, der Junge habe gestern einen Ihrer Schüler heldenhaft verteidigt. Ist das wahr, Severus?“, lenkt er das Gespräch auf ein anderes Thema, ohne den Tränkemeister anzusehen.
„Benjamin Drawfeather, einen Erstklässler“, antwortet Snape zögerlich mit skeptischer Miene.
„Ah, ich erinnere mich dunkel. Der Junge sieht Ihnen recht ähnlich, oder? Nun, wenn das kein Grund ist, Harry zu verzeihen.“
Snape atmet tief aus, wendet Dumbledore den Rücken zu und läuft zum Fenster. Der Blick seines Gegenübers folgt ihm.
„Oh, ich verstehe, Severus. Sie wagen es nicht, den Jungen in Ihr Herz zu schließen, denn wen sonst sollten Sie hassen? Wem sonst sollten Sie die Schuld für Ihr Schicksal geben? Aber Severus, unsere Vergangenheit überwinden wir nicht im Hass, nur in Liebe und in Verantwortung für unsere Fehler. James und Lily sind beide tot. Aber Harry lebt.“
Snape stöhnt leise auf. „Er hat nicht einmal versucht, sich bei mir zu entschuldigen. Er ist genau wie sein Vater“, spricht er, doch seine Stimme klingt gebrochen.
„Oh, gewiss! Das möchten Sie gerne glauben. Und ja, er ist wie sein Vater. Und ebenso ist er wie seine Mutter. Er hat Drawfeather gegenüber das getan, was Lily getan hätte, in einer Weise, die zu James passt. Ich glaube, Harry ist einfach wie Harry.“
Mit diesen Worten schreitet Dumbledore zu ihm hinüber und legt Snape die Hand auf die Schulter, eher er im Flüsterton fortfährt: „Geben sie ihm eine Chance, Severus. Er hatte Mitleid mit Ihnen und zu viel Angst auf Sie zuzukommen. Öffnen Sie sich für ihn und sie werden Ihre Entschuldigung erhalten.“
Snape atmet hörbar ein.
„Bitte Dumbledore, hören Sie auf damit“, keucht er, „Ich kann das nicht ertragen!“
Und für einen Augenblick herrscht Stille im Raum. Dumbledore tritt vom Fenster zurück und noch im Gehen fragt er laut und im Geschäftston: „Gibt es irgendwelche Neuigkeiten, Severus?“
Snape dreht sich um und fängt Dumbledores Blick.
„Ja, allerdings. Noch ist alles recht vage. Der Dunkle Lord hat nicht mehr als Andeutungen fallen lassen. Aber aufschlussreiche Andeutungen. Ich habe eine gewisse Ahnung, womit wir es zu tun bekommen werden.“
Die hellblauen Augen hinter der Halbmondbrille weiteten sich.
„Ich bin ganz Ohr, Severus“, schallt es durch den Salon.

Das Zimmer löst sich auf, nur um aus dem Nebel neu zu erstehen.

„Damit ist es also amtlich“, erklingt Dumbledores Stimme und versiegt. Sekundenlang ist es still. Dann ein Seufzen.
„Nun, zumindest können wir die Gefahr nun auf einen Ort eingrenzen. Ich danke Ihnen, Severus für die rasche Mitteilung. Dies wird heute Abend höchste Priorität haben. Es sollte noch in der heutigen Nacht der vollständige Wachtrupp nach Hogsmeade apparieren, um einen Bannkreis um den Ort zu legen, so unauffällig wie möglich. Den restlichen Phönixorden sollten wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht ins Vertrauen ziehen. Voldemort legt leider überall seine Netze für uns aus. Ich frage mich, wie es ihm gelungen ist...“, Dumbledore sieht nachdenklich auf einen der Samtsessel herab, „Aber natürlich! Die Schlange! Das ist am unauffälligsten. Eine Zauberformel in Parsel. Lassen Sie mich raten, Severus, dass er Nagini anbefohlen hat, den Ort zu überwachen und seinen Plan durch sie ausführen will?“
„Auch“, unterbricht ihn Snape und Dumbledore blickt wieder vom Sessel auf, „Die Schlange ist zu wertvoll für ihn, um sie allzeit auf dem Friedhof zu lassen. Er hat eine Andeutung gemacht, dass er eine seiner Marionetten dazu abkommandieren und ihn die wenigen Worte Parsel lehren wolle, die vonnöten sind. Die Todesser sind angehalten nach geeigneten Personen Ausschau zu halten. Es würde mich nicht wundern, wenn die Wahl auf einen der Dorfbewohner Hogsmeade fallen würde.“
„Auch das noch“, seufzt Dumbledore leise, „Nun, es wird schwierig werden, das Nest unter diesen Umständen auszubrennen. Aber kein Grund, den Mut zu verlieren. In Hogwarts ist Harry fürs Erste sicher. Auch wenn es wichtiger denn je wird, dass der Junge Okklumentik lernt. Ich frage mich, welche Vorsorgemaßnahmen für den Ernstfall geeignet wären, ohne die Aufmerksamkeit des Ministeriums allzu sehr herauszufordern.“
„Ich hätte eine Idee“, wirft Snape ein. Sein Gegenüber sieht ihn durchdringend an.
„Ein kleines und für den Notfall doch nützliches Mittel, das in meinen Fachbereich fällt.“
„Ein Zaubertrank gegen Inferi?“, fragt Dumbledore verwundert, „Das klingt ja fast nach der Eigenkreation.“
„Ja“, knirscht Snape und wirft ihm einen gequälten Blick zu, „Fragen Sie nicht weiter danach.“
Dumbledore schmunzelt leise, während er sich ein Bonbon in den Mund steckt.
„Die Schatten unserer Vergangenheit – wer hätte gedacht, dass sie noch einmal unser Sturmlicht sein würden. Brausedrop, Severus?“
„Nein, Danke“, entgegnet Snape und zögert für einen Augenblick, „Es gibt noch einen weiteren Trank, dessen Rezept gestern leider etwas in Mitleidenschaft geriet. Okkluserum. Ein Elixier, das unter anderem eine fördernde Wirkung auf okklumentische Übungen hat.“
Dumbledores Augen blitzen auf.
„Das ist ja großartig, Severus!“, ruft er begeistert, „Auf diese Weise können wir Harry den besten Schutz für seinen Geist gewähren, den wir zur Hand haben. Wie steht es zwischen Ihnen eigentlich?“
Snapes Augen treten hervor, als blicke er in den Lauf einer Schrotflinte.
„Ich“, stammelt er und beißt sich augenblicklich auf die Lippen wie jemand, der sich schämt, die Kontrolle über sich verloren zu haben, „Er lernt“.
Dumbledore schließt für einen Moment die Augen und nickt verständnisvoll.
„Bleibt also nur noch die Frage offen, wie wir den Trank an den Mann bringen. Ich würde ungern unseren rosa Drachen kitzeln. Minerva berichtete mir, dass sie längst nicht mehr nur Trelawney im Visier hat, sondern wohl alle Lehrer, die im Verdacht stehen, meine besondere Gunst zu genießen.“
„Oh, da machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe Longbottom sei Dank einen Plan. Und so wie ich Potters Charakter kenne, wird sich sicher bald Gelegenheit ergeben, ihn in die Tat umzusetzen.“
Dumbledore mustert Snape skeptisch, dann atmete er tief ein: „In Ordnung. Dann wohl bis heute Abend.“
Snape nickt und macht sich bereit zum Gehen. An der Tür jedoch hält ihn Dumbledore zurück.
„Severus?“
Keine Antwort folgt. Nur einen vielsagenden Blick tauschen die beiden Männer. Dann tritt Snape über die Schwelle.

Und die Szene verwirbelt zu Nebel.

Ein Kellergewölbe erscheint, als der Dunst sich wieder lichtet und deckenhohe Regale voller Einmachgläser und Flaschen. Zwei Jugendliche kauern davor, scheinen sie aufmerksam zu inspizieren. Dann durchzuckt eine Stichflamme den Raum und ein feuerfarbener Vogel rauscht auf das Pult zu. Er überreicht Snape einen Brief, den dieser sofort öffnet.

Nachricht durch Phineas erhalten. Lassen Sie Vorsicht walten und halten Sie mich unbedingt auf dem Laufenden. Viel Erfolg, A.D.
Snape blickt auf, wirft den Jugendlichen einen kontrollierenden Blick zu. Dann wendet er den Brief und taucht seine Feder ins Tintenfass
Alles läuft nach Plan. Potter gerade mit letzten Zutaten versorgt. Umbridge hegt keinen Verdacht, S.S.

Und die Szene versinkt im Nebel

Nun schimmert durch eine Reihe hohe Bogenfenstern rötliches Abendlicht, während Severus Snape mit gerunzelter Stirn dicht an den schattigen Wänden einen Flur entlang läuft und den Blick auf etwas in der Ferne richtet. Ihm voraus geht eine Frau in rosa, die summend ein paar Notizen auf ein Klemmbrett kritzelt und dann hinter einer Tür verschwindet, durch die Miauen auf den Flur dringt. Sie scheint erwartet worden zu sein, denn nun erhebt sich im Zimmer eine Männerstimme: „Guten Abend, stets zu Ihrer Verfügung“. Dann herrscht Stille. Snape lehnt sich gegen die Wand, um besser zu lauschen. Und endlich fährt der Mann fort.
„Nun, nach Abschrift des Protokolls und wenn Sie mir diesen Kommentar erlauben, scheint Professor Snape sein Labor ja wirklich tadellos geführt zu haben“
„Ja, zu tragisch, nicht wahr? Ich konnte mich über sein Veritaserum auch nie beklagen“, antwortet Umbridge.
„War denn etwas anderes zu erwarten?“
„Oh, nicht doch. Mir als ihrer Direktorin sind die Lehrer natürlich absolut hörig, selbst wenn ich längst schon ihren Untergang plane. Es ist nur wegen Cornelius. Er mahnte mich jüngst noch einmal, ein Auge auf den Zaubertranklehrer zu haben. Scheint wohl recht durcheinander zu sein und stünde Dumbledore sehr nahe. Doch ohne einen Verdachtsmoment. Tja, zu schade…“
„Nun, vielleicht ist die Fachkompetenz schlichtweg der falsche Anknüpfungspunkt und Mr Snapes Schwachstellen liegen woanders. Ich habe da vielleicht eine Idee.“
„Was meinen Sie damit?“
„Als ich auf Sie wartete, zog hier an der Tür eine Gruppe Mädchen vorbei, die sich lautstark darüber beschwerten, dass Professor Snape seine Schüler so ungleich behandle. Vielleicht lässt sich hierauf aufbauen.“
„Das… das ist eine grandiose Beobachtung. Das muss ich mir sofort notieren.“
„Freut mich, wenn Ihnen eine Hilfe sein konnte. Benötigen Sie meine Dienste dann heute noch? Ich möchte gewiss nicht drängeln, aber ich bin noch mit einem guten Kollegen verabredet und schon ein wenig spät.“
„Nein, Sie können gehen.“
„Auf Wiedersehen und es war mir eine Ehre“
Die Tür fliegt auf. Vorbei an Snape, der ihn mit halbgeöffnetem Mund anstarrt, tritt zielstrebig der Mann hinaus auf den Flur und setzt sich mit einer gekonnten Bewegung seinen rubinroten Dreispitz auf den Kopf. Er scheint Snape nicht zu bemerken. Denn nun zieht er eine Taschenuhr aus seiner Weste, fixiert sie mit seinen klaren, grünen Augen und schüttelt den Kopf.
„Lucius, ich fürchte, dein erstes Glas Elfenwein wird heute leider warm werden“

Und die Szene löst sich auf.

Jetzt schreibt eine langfingrige Hand mit gelben Nägeln Worte auf ein Pergamentblatt.
‚Malfoy noch keinen Ersatz gefunden, seitdem letzter Versuch vereitelt. Der Dunkle Lord erwähnte Lucius gegenüber, dass er ja zum Glück noch ein zweites Standbein habe. Gefahr, dass Maß seiner Geduld bald ausgereizt ist. Okklumentikunterricht muss unterbrochen werden. Potters Geist zu öffnen zu riskant derzeit. Es gab einen Zwischenfall‘
Zwischen dem vorletzten und dem letzten Satz hält die Feder inne, so dass sich ein unschöner Tintenkleks auf dem Blatt abzeichnet. Schnell setzt der Schreiber noch seine Initialen aufs Papier. Dann faltet er den Brief sorgfältig zusammen, legt ihn beiseite und starrt ins Leere. Eine Weile sitzt er so da, bis er plötzlich in einem Anflug offensichtlicher Wut Pergamente und Tinte mit seinem Arm vom Tisch fegt und die Hand gegen die Stirn schlägt – mehrmals, wie jemand, der sich im wahrsten Sinne des Wortes einen Gedanken aus seinem Kopf schlagen will.
„Warum Potter?“, keucht er und sieht hinab auf das Einzige, das noch auf dem Tisch liegt: Ein altes Fotos eines rothaarigen Mädchens, dessen grüne Augen direkt zu ihm aufblicken.

Und das Bild wandelt sich.

Wieder formt sich der Nebel zum Salon eines wohlstehenden Hauses. Doch der Stammbaum mit den Brandflecken fehlt. Ringsum glänzt Marmor und große Porträts zieren die Wände. In einer Ecke sitzt an einem Sekretär eine weißblonde Frau über ein Pergament gebeugt und schreibt etwas nieder, während ein großer Kauz ihr auf die Finger starrt. Stimmgewirr liegt in der Luft, dann das schrille Lachen einer anderen Frau. Die Weißblonde steht auf und dreht sich um. Rund um einen gedeckten Wohnzimmertisch hat sich auf den Sesseln eine kleine Gesellschaft versammelt, zu der auch Severus Snape gehört. Die Weißblonde tritt zu ihm hinüber, während die Feder hinter ihr ohne ihr Zutun weiterschreibt.
„Euer Freund des Hauses ist sehr ambitioniert“, erklärt die andere Frau, eine Schwarzhaarige mit wirren Locken, während die Weißblonde sich gerade auf den letzten freien Sessel niederlässt, „Du hättest dabei müssen, Zissy. Als Lucius auf den Appell an seine Vorsicht und Dumbledores Schergen dem Dunklen Lord erklärte, dass er wisse, dass in der Schulbehörde viele hinter dem Tatterkreis stünden, allen voran Griselda Marshbanks, meinte er doch glatt auch noch, dass er nicht von der Prüfungskommission rede, sondern von der Aurorenzentrale. Er hat Lucius regelrecht auflaufen lassen, um selbst besser dazustehen.“
„Ist das wahr?“, fragt Narzissa Malfoy ungehalten und wirft Snape einen scharfen Blick zu, während sie an ihrem Tee nippt. Ihr Ehemann neben ihr schweigt betroffen.
Snape setzt die Teetasse ab und verzieht grimmig die Miene.
„Ich sagte dies nicht, um Lucius beim Dunklen Lord in Misskredit zu bringen, sondern weil es die Wahrheit ist. Alastor Moody hat einige hochstehende Auroren für den Orden des Phönix gewinnen können, alles streng geheim. Ihre Namen kennt außer ihm nur Dumbledore. Selbst ich bin in diese Sache nicht eingeweiht.“
„Ja, der gute, liebe Dumbledore“, säuselt die schwarzhaarige Bellatrix Lestrage als spräche sie mit einem Kleinkind und ein vielsagendes Grinsen zieht sich über ihre Lippen.
Doch in diesem Moment regte sich Lucius.
„Severus hat Recht“, sagte er bestimmt, „Der nächste Versuch darf nicht scheitern. Und er wird es auch nicht. Ich habe schon jemandem im Auge!“
Energisch stellt er seine Teetasse auf den Untersetzer.
Snape wirft ihm einen vielsagenden, finsteren Blick zu. Lucius bemerkt es nicht, wohl aber die beiden Frauen.

Und die Szene versinkt im Nebel.

Wieder liegt ein Brief auf einem Schreibtisch, als der Dunst sich lichtet. Lange, gelbliche Finger reißen ihn auf.
‚Es tut mir leid zu erfahren, unter welche Schwierigkeiten Voldemort derzeit nur in Schach zu halten ist. Und dass Lucius sich diesmal so siegessicher gibt, erscheint auch mir äußerst besorgniserregend. Bis wir wissen, auf wen seine Wahl gefallen ist, ist besondere Vorsicht geboten, gerade diesen Sonntag. Arthur, Kingsley und Alastor sind bereits in Kenntnis gesetzt. Ich habe zudem den Wirt des Eberkopfs alarmiert, nutzen Sie ihn als Kontaktmann, bis Sie wieder von mir hören. Wollen wir hoffen, dass Voldemorts Ungeduld in der Zwischenzeit nicht noch weiter wächst. Minerva...‘
Ein lautes Klopfen ertönt und die Finger falten das Papier hastig zusammen. Der Brief löste sich in Nebel auf, nur um im nächsten Moment wiederzuerstehen.
‚…Minerva hat mir berichtet, in welchem Zustand sie Sie Dienstagnacht antraf. Ich konnte mir meinen Teil denken. Severus, bitte passen Sie gut auf sich auf! Viel Erfolg, A.D.‘
Die gelblichen Finger werfen das Blatt achtlos auf die andere Seite. Eine Feder taucht hastig in ein Tintenfass und ungestüm kritzelt jemand auf das Pergament die Worte: ‚NOTFALL! Potter Vision von Dienstag! Plane okklumentische Täuschung. Erwarte Ihre Antwort. DRINGEND! S.S.‘

Und die Szene wandelt sich.

Jetzt formen sich die Nebel abermals zu dem Kellergewölbe mit der langen Tafel und dem Kochgeschirr an den Wänden. Snape steht vor dem Tisch und wirkt irgendwie nervös, während Dumbledore neben ihm ernst und betroffen dreinschaut.
„Die Lage ist kritisch“, sagt Snape scharf, „Potter schwebt in großer Gefahr, ist eine große Gefahr. Hogwarts ist durch viele Banne geschützt, die es dem Dunklen Lord erschweren, in seinen Geist einzudringen. Doch außerhalb des Schulgeländes hat er leichtes Spiel. Dort wo ihn keine Hürden halten, ist Potter Freiwild für ihn. Darum, zu seinem eigenen Schutz und dem anderer, schlage ich vor, Potter diesen Ausflug zu untersagen.“
In den Gesichtern ringsumher spiegelt sich Betroffenheit, bis der Erste, eine rothaarige, pummelige Frau, das Wort ergreift
„Harry ist doch noch ein halbes Kind, wir müssen ihm schützen, ich bin dafür, unbedingt“, erklärt sie aufgeregt.
„Molly hat Recht“, schließt sich der Mann neben ihr an, „Wenn es einer meiner Söhne wäre, ich würde ihn in Sicherheit in Hogwarts wissen wollen. Und unter diesen Umständen…ich stimme zu“
Ein Raunen geht durch die Reihen, weitere pflichten den beiden bei, bis Albus Dumbledore endlich die Hand hebt.
„Mich beruhigt zu sehen, dass ihr mehrheitlich meine Ansicht teilt. Daher sehe ich die Sache hiermit als beschlossen an und erteile offiziell den Befehl, die weiteren Schritte einzuleiten. Es ist auch mir wohler bei dem Gedanken, Harry sicher geborgen im Schoß der Schule zu wissen als draußen im Dorf, in dem ein Feind herum streift, dessen Gesicht wir noch nicht kennen und der den Jungen zu seinem Werkzeug machen will. Da ich leider von meinem Posten enthoben bin, möge meine Stellvertretung in Hogwarts Harry die Nachricht möglichst schonend überbringen“, er lächelt McGonagall an, „Hat jemand noch etwas zu dieser Sache hinzuzufügen?“
„Ja, ich!“, erschallt ein Ruf am Ende der Tafel. Der Einwand kommt von Sirius Black, welcher sofort die ganze Aufmerksamkeit der Runde auf sich hat.
„Wer sagt, dass es diesen mysteriösen und gemeingefährlichen Spitzel Malfoys überhaupt gibt? Oder Harrys Geist nach all den Okklumentikstunden noch immer so labil ist? Wo ist der Beweis, dass das alles nicht nur Übertreibung, Lüge oder eine fixe Idee ist?“
Dumbledore hatte zuletzte gesprochen. Doch statt ihn blickt Sirius Snape an.
„Du! Du brennst doch nur darauf, Harry zu demütigen, ihm die Freude an diesem Ausflug zu nehmen. Ihn einzusperren wie einen räudigen Hund!“
Snape lächelt süffisant. „Da spricht der wahre Kenner. Verzweifelt an der Leine zu hängen, Black? Und was, wo das Schicksal so gnädig war, dir einen Genossen zu schenken. Vielleicht magst du deinem Patensohn ja schon mal einen Knochen schicken – so als Willkommenspräsent!“
Black springt auf als wolle er auf Snape losstürmen. Doch in diesem Moment packt ihn eine Hand kräftig am Arm. Es ist Lupin.
„Sirius, bitte sei vernünftig! Denk an Weihnachten“, spricht dieser auf Black ein, während sie eisige Blicke tauschen.
„Remus hat Recht“, erklingt im nächsten Moment Dumbledores sanfte Stimme rechts von ihm, „Was geschehen muss, geschieht nur zu Harrys Bestem, zu seinem eigenen Schutz. Und es ist meine Anordnung, nicht die Severus‘.“
Sirius Black wendet den Kopf und starrt Dumbledore einen Augenblick lang an.
„Schön“, schnaubt er dann, „Schön! Wenn ihr alle so überzeugt davon seid, dass er die Wahrheit sagt und Harry nicht auf sich aufpassen kann, dann bitte – ihr habt meinen Segen. Ich bin der Letzte, der will, dass jemand Harry benutzt. Nur dir, Schniefelus, werde ich nie trauen.“
Und mit einer abwehrenden Geste entwindet er sich Lupins Griff und lässt sich wieder auf seinen Platz fallen. Ohne ein weiteres Wort starrt er demonstrativ in eine dunkle Ecke und verschränkt die Arme.
„Was ist das eigentlich, mit dem sie Harry in Hogsmeade bedrohen?“, fragt Remus derweil ruhig.
Snape, Minerva und noch einige Andere am Tisch tauschen vielsagende Blicke. Dann atmet Dumbledore tief ein und erhebt die Stimme
„Es handelt sich um eine Art von Kreatur, die Voldemort schon einmal für seine Dienste nutzte.“
In den Gesichtern der Anwesenden stehen noch immer Fragezeichen geschrieben. Doch Dumbledores Tonfall hat etwas Abschließendes, so dass wohl keiner wagt, auszusprechen, was ihm durch den Kopf geht.
„Albus“, rührt sich nun Minerva McGonagall, „Unter diesen Umständen… können wir es da verantworten, diesen Ausflug am Wochenende überhaupt durchzuführen?“
„Ich fürchte, wir müssen es. Jede Unregelmäßig in Hogwarts würde Umbridges Verdacht erregen und wer weiß über welche Ecken es Lucius Malfoy zu Ohren kommt. Natürlich müssen wir besondere Vorsicht walten lassen. Am Sonntag sollte der gesamte Wachtrupp unauffällig im Dorf patrouillieren. Dies sollte die Sicherheit der Schüler gewährleisten. Und der Bannkreis besteht ja auch noch.“
„Was ist Miss Granger, mit Mr Weasley? Sind diese nicht in ebenso großer Gefahr wie Harry selbst?“
„Nicht mehr als andere rothaarige Schüler braunhaarige Schülerinnen“, antwortet ihr Snape an Dumbledores Stelle, „Und davon gibt es unzählige in Hogwarts. Auf wen immer Lucius Malfoys Wahl gefallen ist und mit welchen Informationen er versorgt sein mag, die Mühe, Potters Freunde zu identifizieren, um sie anzugreifen, wird noch immer bei ihm selbst liegen. Und solange man die beiden nirgendwo mit Potter zusammen sieht… Es würde Granger und Weasley in weitaus größere Gefahr bringen, ihnen eine Sonderbehandlung angedeihen zu lassen, da es sie verdächtig macht.“
„Danke, Severus für diese Ausführungen“, unterbricht ihn Dumbledore und erhebt die Stimme, „Nun, dies ist der Stand der Dinge. Ich denke, die heute Sitzung kann hiermit geschlossen werden. Falls jemand des Wachtrupps etwas bemerken sollte, das zur Identifizierung von Lucius Malfoys Marionette beitragen könnte, ist dies unverzüglich Alastor Moody mitzuteilen. Hoffen wir auf das Beste.“
Stühle rücken und der Raum leert sich. Nur Snape harrt neben Dumbledore aus.
„So labil, wie Potters Geist ist und sich die Lage gestaltet, wäre es unverantwortlich, ihn derzeit Okklumentik zu lehren, Dumbledore. Es besteht noch immer die Gefahr, dass er Einsicht in Dinge gewinnt, die nicht zum Dunklen Lord durchdringen sollten. Ich bitte Sie, mich den Unterricht aussetzen zu lassen.“
Dumbledore seufzt schwer, nickt und sieht Snape ins Gesicht: „Behalten Sie die Entwicklung der Wirkung des Okkluserums im Auge und führen Sie den Okklumentikunterricht fort, sobald die Lage es in Ihren Augen wieder erlaubt.“

Snape nickt und die Szene löst sich auf.

Erneut erheben sich aus dem Nebel die Korridore Hogwarts mit ihren hohen Bogenfenstern, durch die das Licht Severus Snape ins Gesicht fällt, der etwas abseits des Trubels steht. Doch diesmal ist er nicht alleine. Eine Frau mit einem kartierten Schultertuch kreuzt gerade seinen Weg.
„Ah, Professor McGonagall, frisch von der Wache, wie ich annehme?“
„Sehr richtig, Herr Kollege. Vance hat gerade die Überwachung übernommen“
Und sie lächelt. Snape hebt die Augenbrauen.
„Dies scheint ja eine amüsante Schicht gewesen zu sein heute Nacht.“
„Zumindest eine sehr erfolgreiche“, McGonagall strahlt, „Alastor dürfte in wenigen Augenblicken ein Patronus erreichen. Es ist mir zwar nicht gelungen, unseren Mann dingfest zu machen, doch für eine ausführliche Personenbeschreibung reicht es aus.“
Snapes Augen weiten sich. Zügig tritt er zwei Schritte auf McGonagall zu.
„Wer?“
„Das kann ich Ihnen nicht sagen, Severus. Niemand, den wir kennen. Aber durchaus eine auffällige Erscheinung. Knochiges Gesicht mit einer adlerhaften Nase, ein goldblonder Schnurrbart und auf dem Kopf trug er einen roten Dreispitz.“
Snape, der erst so neugierig erschien, wird immer stiller, während ein abwesender, nachdenklicher Ausdruck auf sein Gesicht tritt. Schließlich unterbricht sich auch McGonagall.
„Stimmt etwas nicht, Severus?“
„Ja“, antwortet Snape langsam, während er seinen Blick über den Flur schweifen lässt ohne den buschigen, braunen Haarschopf einer Schülerin zu bemerken, „Diese Beschreibung…Ich glaube, ich kenne den Mann. Wenn er der ist, für den ich halte, dann ist er vom Ministerium. McPire, Dolores Umbridges Sekretär.“
McGonagall fasste sich erschrocken an die Brust, „Ach, du meine Güte!“
„Das erhöht die Gefahr um ein Vielfaches“, fährt Snape fort.
„Wir sollten sofort Dumbledore Bescheid geben“, entgegnet McGonagall energisch.

Snape blickt sie an und die Szene verblasst.

Doch schon im nächsten Augenblick tauchen die Gesichter der beiden Lehrer wieder aus dem Nebel. Und mit ihnen noch die einiger Anderer. Erst auf den zweiten Blick offenbaren sich die restlichen als eine kleine Ansammlung an Porträts. Weißes Licht bescheint sie und reflektiert sich auch auf der Holztäfelung der Wand. Seine Quelle ist eine silbrige, große Katze, die im Zimmer umherstreift.
„…Nach Hogsmeade, zum Wirt des Eberkopfs. Das Hauptquartier muss informiert und was geschehen ist unverzüglich an Dumbledore weitergeleitet werden“, erklärt Minerva McGonagall ernst und beobachtet, wie die Katze mit einem Satz durch die Tür springt und verschwindet. Dann wendet sie sich zu Snape um, der sich im Schein einer einzigen Kerze kaum von der Dunkelheit abhebt und beginnt nervös auf und ab zu gehen.
„Es ist eine Katastrophe, eine einzige Katastrophe!“, poltert sie, „Sie sind mein Zeuge. Ich habe Albus gewarnt. Ich habe ihm gesagt, dass so etwas passieren könnte. Und nun ist es geschehen!“
„Es sind keine bleibenden Schäden zu erwarten“, entgegnet Snape lapidar, „Der Angriff mag schlimm aussehen, doch die Verletzungen werden in ein paar Tagen verheilt sein. Es ist nichts Ernsthaftes pass-“
„-Aber es hätte!“, fällt im McGonagall wütend ins Wort, „Warum musste Filius auch nicht auf mich hören. Ich versuchte ihn noch zu warnen. Doch er meinte, auf seine Siebtklässler sei Verlass. Wenn diese beiden Ravenclaws mir noch einmal unter die Augen treten, ich werde sie nachsitzen lassen bis an ihr Lebensende!“
Snape betrachtet sie mit hochgezogenen Augenbrauen, dann grinst er hämisch. „Diese Seite kenne ich noch gar nicht an Ihnen, Minerva“
Sie dreht sich zu ihm um, schaut ihn an und atmete tief aus.
„Entschuldigen Sie. Ich hätte mich nicht so gehen lassen dürfen. Es ist nur… was wäre, wenn es wirklich Miss Granger und Mr Weasley gewesen wären? Ich frage mich nur, wie dieser Mensch gerade einen Doppelgänger von Harrys Freunden in seine Falle locken konnte. Diese Treffsicherheit grenzt ja schon fast an Hellseherei.“
„Ja, das ist in der Tat interessant“, entgegnet Snape und wirft einen Blick hinüber zum Sideboard, auf dem sich einige Teetassen stapeln. Ein verschleierter Blick tritt in seine Augen als glitten seine Gedanken in weite Ferne.
Dann plötzlich ertönt aus einem der Porträts die atemlose Stimme einer jungen Frau.
„Professor McGonagall?“
Zwei Köpfe fahren herum.
„Ah, Madelaine, endlich! Aber - Sie sehen ja ganz abgehetzt aus, gutes Kind. Was gibt es zu berichten?“
„Ich habe alle Porträts im Schloss alarmiert, wie Sie es wünschten. Violet erzählte mir, dass Sie wohl tatsächlich was bemerkt hat, als sie von einem Ausflug zur Fetten Dame zurückkehrte. Sie hat sie gesehen, zusammen mit Filch. Sie sind-“
Was die junge Frau sagen wollte, erklärt sich in diesem Augenblick von selbst. Vom Flur her dringen Geräusche ins Zimmer: Schritte, Miauen und Gemurmel, das sich aus einer Männerstimme und einem mädchenhaften Säuseln zusammensetzt.
Reflexartig ziehen die beiden Professoren ihre Zauberstäbe.
„Verstehen Sie sich auf Vergessens- und Verwechslungszauber?“, fragt Snape hastig.
„Na, für wen halten Sie mich?!?“, protestiert Minerva McGonagall.
Snapes Augen blitzen auf.
„Dann schocken Sie die beiden wenigstens, damit ich meine Arbeit machen kann.“
Er wirbelt herum. Minerva McGonagall runzelt die Stirn und starrt ihm nach wie vor den Kopf gestoßen.

Und das Bild wandelt sich.

Nun gleichen die Szenen nur noch Fragmenten. Fetzen, herausgerissen aus dem Strom der Erinnerungen. Momentaufnahmen, die hastig aus mit dem Nebel steigen und wieder darin versinken.

‚Fürchte, McPire beauftragt, Trelawney auszuspionieren. Draco machte Andeutung. S.S.‘, .‘, schreiben die gelblichen Finger auf ein Pergament.

Dann blitzt der Hinterkopf eines schwarzhaarigen Schülers auf, der aus dem Kerkerraum läuft. Snape starrte ihm mit offenem Mund nach, bis der Junge die Tür hinter sich zugezogen hat. Er schließt die Augen und wirft sich aufstöhnend gegen die nächste Wand.

Jetzt fährt eine Feder in wildem Wechsel mit dem Nebelhauch mal über beschriebene Buchseiten mal über Pergamentblätter.

‚Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Potter bringt alles durcheinander. Hat er Recht? Mir graut vor Dumbledores Meinung dazu.‘

‚Nun Beweis. McPire beim Todessertreffen, zusammen mit Lucius, unter dessen Befehl, S.S.‘

‚Verfluchter Idiot! Verdammter Verräter! Okklumentikstunden verboten und für jeden Unterricht ein rosa Bonbon. Oh, was für ein Vergnügen. Zum Glück hat diese aufgeplatzte Kröte keine Lunte gerochen. Ich werd sie umbringen! Alle!‘

‚Von McPire zum Treffpunkt bestellt, Kommen Sie schnell, noch vor Ihrer Schicht, Zaubertrank steht in meinem Büro bereit, S.S.‘,
.‘, lautet die letzte Nachricht.

Alles steigt aus dem Dunst und versinkt wieder darin. Immer schneller, immer hastiger wandeln sich die Bilder, als rasten die auf ein bestimmtes Ziel zu. Und dann steht alles still.

Nur langsam lichten sich die Schwaden, geben die Szenerie wieder frei: Ein karges, schmuckloses Zimmer, mit einem Bett, das mehr an eine Pritsche erinnert. Daneben ein Regal, das unter seiner Last aus Büchern fast zu brechen scheint. Auf einem Regalbrett reihen sich einige Kessel, alle sorgsam poliert, so dass sich das Licht einer Kerze darin reflektiert. Die Kerze steht auf dem nahen Schreibtisch. Und davor sitzt Severus Snape, faltet einen Brief zusammen, steckt ihn in einen Umschlag, auf dem die Initialen A.D. prangen und legt ihn beiseite. Dann hebt er ein kleines Fläschchen mit einer gasartigen, weißgrauen Flüssigkeit vom Tisch auf, betrachtet es eine Weile und legt es sorgsam in eine Schatulle, aus der er stattdessen ein Buch nimmt. Er schlägt es auf, eine weiße Seite, dann taucht er eine Feder in ein Tintenglas, setzt sie aufs Blatt und beginnt zu schreiben.

Sonntag, 16. Juni 1996

Es ist vorbei! Alles ist vorbei. Was seit den Osterferien geschehen ist nicht mehr als eine gelöschte Erinnerung, die ich hüten werde, als hinge dein Leben davon ab. Welch treffende Analogie, nicht wahr? Er hat alles herausgefunden. Dein Sohn hat alles herausgefunden. ALLES. Sogar in diesem Buch hat er mithilfe des Hauselfen rumgeschnüffelt und wäre ich nicht ohnehin gerade dabei gewesen, sein Gedächtnis zu manipulieren und hätte ich nicht das Unglaubliche gesehen, wie er und Granger darauf reagierten, ich hätte ihm den Hals umgedreht! Ich weiß nicht, was mir gerade mehr die Sinne raubt. Der lodernde Zorn und das blanke Entsetzen. Noch während ich die Zeile schreibe, kann ich nicht fassen, was geschehen ist. Ich mag gar nicht daran denken. Ich muss es nicht. Es ist vorbei, niemals geschehen. Irgendwann werde ich Potter dafür bezahlen lassen, das schwöre ich, doch erst wenn ich einen guten Vorwand habe. Diese verfluchte Neugierde, die sich schwerer ausrotten lässt als vollgetrunkene Kitzpurfel. Rumtreiber, Draufgänger, Regelbrecher, der glaubt Gebote gelten nur für andere. Genau wie sein Vater. Er und seine kleinen Freunde waren in Hogsmeade. In Hogsmeade, DORT. Einen Sack Flöhe zu hüten ist einfacher als auf diesen Bengel aufzupassen. Sagte, er sei aufgebrochen, mich zu beschützen. MICH. Kann es wahr sein? Kann es wahr sein, was Dumbledore immer sagte? Dass ich Potter im falschen Licht sehe? Ich kann diesen Gedanken nicht ertragen. Nicht ertragen, dich in ihm zu sehen. Und doch – ist es nicht genau das, was ich in den letzten Wochen begonnen habe, zu tun? Gegen meinen Willen, allem Wehren zum Trotz? Verflucht, ich beginne Gefühle für den Jungen zu entwickeln, die mehr zu Dumbledore passen als zu mir. Hätte ich doch nie Umbridges Büro betreten. Hätte ich nie gehört, wie Potter dem Werwolf und dem Köter erklärte, er hätte er Mitleid mit mir. Hätte Dumbledore nie seine Finger in diese verfluchte Wunde gelegt. Ich hätte Potter einfach weiter hassen können und er mich und alles wäre in bester Ordnung gewesen. Aber so? Ich ertrage das alles nicht mehr. Ich ertrage mich nicht. Ihn anzusehen und nicht James Potter vor mir zu haben, sondern dein Kind, dem ich die Mutter raubte. Er sagte heute etwas, das mir noch immer durch die Adern kriecht wie ein zu starkes Elixier. Dass du nicht gewollt hättest, dass ich mich selbst so bestrafe. In all den Nächten, in denen ich deinen Geist beschworen habe, mich heimzusuchen, in denen auf die Knie sank, um dich um bis ans Ende meiner Tage um Vergebung anzuflehen, in denen ich dich packen und wieder ins Leben zerren wollte und doch nur Luft griff, ging mir seit Jahren nichts so nahe wie das. Ich zittere noch immer, wenn ich daran denke und die grünen Augen, die mich dabei ansahen. Deine Augen. Ach verdammt! Was nützt all dieses Gezeter! Gottdämliches Gejammer. Es ist eh vorbei. Und es ist besser so. Jedes Gefühl für mich und alles, was Potter herausgefunden hat, ist eine Gefahr für uns beide, solange der Dunkle Lord in seinem Geist lesen kann wie diesem Buch als der Lümmel es auffbrach. Er wird mich wieder hassen lernen. Dafür werde ich Sorge tragen zu seinem Schutz. Ich habe Dumbledore von dieser Nacht Bericht erstattet, von der Gedächtnislöschung. Aber nicht davon. Ich will nicht, dass er etwas davon erfährt. Er. Wie ich ihn kenne, würde er wollen, dass wir uns die Hände zur Versöhnung reichen. Ein Wahnsinn. Mitten in diesem verfluchten Krieg. Und ich war wahnsinnig genug, deinem Sohn zu versprechen, ihm irgendwann die Wahrheit zu sagen. Wer weiß, am Ende reichen wir uns vielleicht doch die Hände. Dann wenn alles vorbei ist, wenn der Dunkle Lord endlich zugrunde geht. Grundgütiger, ich kann nicht glauben, dass ich dies gerade tatsächlich geschrieben habe! Ich habe Potters Erinnerungen, werde sie verwahren. Es ist spät und mir fallen die Augen zu. Ich werde noch ein Gläschen Feuerwiskey trinken und zu Bett gehen. Dies ist der letzte Eintrag. Zur Sicherheit werde ich dieses Buch zerstören, damit es seinem Sohn nicht noch einmal in die Hände fällt und die Kiste wandert in mein Verlies nach Gringotts. Dann gibt es in Hogwarts keine Spuren meiner Vergangenheit mehr.

Gute Nacht, Severus Snape

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THE END
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