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Fanfiction

Glimpse of hope - Spuren

von SynthiaSeverin

Warum? Das war die große Frage. In letzter Zeit schienen sich die Warums zu häufen, so dass man in Gedanken ganze Fragentürme aus ihnen bauen konnte. Harry hatte gehofft, dass sich mit Hermines Hilfe alle Rätsel klären würden. Doch der Wald der Fragezeichen war um ihn nur noch dichter und verworrener gewachsen. Warum hatte Snape geweint? Warum war er zurückgewichen? Warum hatte er die Okklumentikstunde abgesagt? Und warum machte Harry sich über all diese Dinge überhaupt Gedanken? Langsam hatte er das Gefühl, nichts mehr zu verstehen. Am wenigsten sich selbst. Als Snape ihn vor den Osterferien aus seinem Büro geworfen hatte, da hatte er sich für seinen Vater geschämt. Da hatte Snape ihm leid getan. Und doch war er irgendwo froh darüber gewesen, ihn los zu sein, ihm nicht mehr unter die Augen treten zu müssen. Wie konnte es sein, dass er nun enttäuscht darüber war, dass Snape ihn nicht sehen wollte? Jetzt, wo sich seine Gefühle nicht mehr mit Mitleid und schlechtem Gewissen erklären ließen, wo ihn kein verbotenes Wissen mehr belastete, das ihn zu einer Aussprache drängte? Oder war er eigentlich nur wütend auf Hermine, weil diese ihm unterstellt hatte, nicht die volle Wahrheit gesagt zu haben? Wütend, weil sie glaubte, er wisse mehr als sie? Harry war ratlos. Sie alle waren ratlos, was Snape anging. Doch schien es Harrys Freunde weitaus weniger zu kümmern als ihn selbst. Den ganzen Dienstag verloren sie kein Wort darüber bis Harry es tat.

„Also ich wäre froh an deiner Stelle“, sprach Ron ihm gut zu, als sie am Abend vor dem Gemälde von Barnabas dem Bekloppten innehielten, „Gibt Schöneres als Unterricht bei Snape.“
Kaum hatte er es ausgesprochen, erntete er einen strengen Blick von Hermine.
„Er muss aber Okklumentik können, Ron. Wie ich dir schon mal sagte: Beim nächsten Mal wird er damit vielleicht nicht deinen Vater retten. Snape hat ihm in der ersten Stunde doch ausdrücklich gesagt, dass Voldemort ihn benutzen könnte.“
Harry horchte verwundert auf. Hatten sie das Thema etwa hinter seinem Rücken besprochen? Aber warum hatten sie dann nicht mit ihm geredet? Doch als Harry sich an den gestrigen Abend erinnerte, wusste er die Antwort. Vermutlich hatte Hermine es bewusst nicht angeschnitten, um ihn nicht wieder zu verärgern. Derweil verfinsterten sich Rons Züge.
„Oh, du bist ja so schlau, Hermine. Schon mal dran gedacht, dass Harry Okklumentik längst kann? Beim vorletzten Mal kam Snape nicht in seinen Kopf, wenn du dich erinnerst. Also braucht er nicht noch mehr Okklumentikstunden. So war’s doch, oder Harry?“

Er schwieg. Die Erinnerung an die Nacht vom Angriff auf Arthur Weasley ließ einen Stein in seinen Magen fallen. Und dabei fühlten sich seine Glieder eh schon schwer an. Er war erschöpft vom Training. Es war das erste Treffen von Dumbledores Armee gewesen, seitdem Snape ihn und Luna auf dem Gang erwischt und zur Rede gestellt hatte. Danach hatte Harry entgegen seiner ursprünglichen Pläne seine Freunde nicht mehr in den Raum der Wünsche einberufen. Doch wie er von Ron erfahren hatte, hatten sie letzte Woche ohne ihn trainiert. Heute war es noch früher am Abend als sonst. In Anbetracht der nahen Prüfungen hatte Hermine darauf bestanden, dass sie jeden Tag noch eine Stunde zum Lernen freihalten sollten. Und weil sie die Einzige war, die die verzauberten Münzen beherrschte, hatten sich Ron und Harry in ihr Schicksal gefügt. Sie hatten sich alle direkt nach dem Abendessen mit Neville vor dem Raum der Wünsche getroffen. Ginny und Luna aber waren nicht gekommen. Auf ihrem Stundenplan stand zur gleichen Zeit noch eine Stunde Astronomie.

„Einmal reicht doch nicht aus. Genauso wenig wie einmal das Lehrbuch lesen für die ZAGs ausreicht!“
stöhnte Hermine entnervt und übertönte damit Ron, der ihr widersprechen wollte.
„Aber momentan können wir eh nicht viel tun“, fuhr sie in milderer Stimme fort, „Wer weiß, was mit Snape los war. Vielleicht war er wirklich krank. Es gibt doch einige Zauberseuchen, die-“
„-Das glaubst du doch selbst nicht“, fiel Ron ihr ins Wort, „Der wollte Harry einfach nur los sein“
Hermine seufzte.
„Nein, da hast du Recht, Ron. Eigentlich glaube ich das auch nicht. Harry, wenn Snape nächsten Montag wieder absagt, versprich mir, dass du mit ihm redest, ja?“
Harry, der gerade noch müde den Kontrast zwischen dunklem Trollpelz und pinken Tütüs beäugt hatte, fuhr aus seinen Gedanken auf.
„Ja, mach ich“, sagte er zögerlich und fragte sich, wie er dieses Versprechen nur halten sollte. Snape um etwas zu bitten war sicher kein Zuckerschlecken. Zudem wusste Harry nicht einmal, womit er die Absage diesmal verdient hatte und das beschäftigte ihn schon seit gestern Abend.
„Gut, dann sehen wir uns im Gryffindorturm. Ich muss noch in die Bibliothek, das Jahrbuch und die Artikel zurückbringen“, sagte Hermine. Mit der Lederbroschüre und den Tagespropheten unter dem Arm folgte sie Neville, der vorausgegangen war, damit sie keine Gruppe von mehr als drei Schülern bildeten.

Harry schaute ihr hinterher bis ihre Schritte verklungen waren. Dann wandte er sich zu Ron um.
„Ich glaube, ich gehe nochmal nach draußen. Irgendwie ist mir nicht ganz wohl“
Ron sah ihn durchdringend an.
„Okay. Soll ich mitkommen?“
„Nein, es geht schon. Bis später“
Und noch bevor Ron sich von ihm verabschiedet hatte, warf sich Harry seinen Tarnumhang über und stahl sich in Richtung der Geheimgänge davon.

Es war eine laue, sternenklare Frühlingsnacht, die ihn begrüßte, nachdem er der Enge des Tunnels entkommen war. Eine warme Brise wehte ihm um die Nase, als er endlich tief durchatmete. Harry war froh und traurig zugleich, hier draußen mit sich allein zu sein. Froh, weil er so weder Hermine noch Ron eine Antwort schuldig war. Traurig, weil er selbst keine fand. Alle Bilder aus den letzten Wochen strömten noch einmal auf ihn ein als er den Weg zum See hinab lief. Wie sonderbar er sich fühlte, wenn er an den Ohnmachtstraum zurückdachte, in dem er seine Mutter gewesen war. Oder an den Stich in seiner Brust als ihm Drawfeather am gestrigen Abend erzählt hatte, dass die Okklumentikstunde ausfallen würde. Ein buntes Tohuwabohu tobte in Harry, gegen das die Frühlingsbrise Windstille glich. Längst ging es nicht mehr nur um Snape allein. Um dessen sonderbares Verhalten seit Wochen, das sich noch immer keiner seiner Freunde ganz erklären konnte. Harry war sich selbst fremd geworden. Warum fühlte er sich von Snapes Absage verletzt? Denn das tat er, auch wenn er sich einzureden versuchte, dass alles nur an Hermines Misstrauen lag. Aber was hatte er denn erwartet? Was hatte er sich erhofft? Konnte es sein? Konnte es sein, dass er begonnen hatte, Snape zu mögen? Snape, der ihn seit Jahren tyrannisierte? Der ungerechtfertigt schlechte Noten gab und willkürlich Punkte abzog? Nein, mögen war es nicht. Mögen war das falsche Wort. Aber was war dann das richtige? Als Harry gesehen hatte, wie Snape als kleiner Junge weinend in der Ecke gekauert hatte, da konnte er sein Gefühl Mitleid nennen. Als James Potter ihn als Schüler halbnackt in der Luft baumeln ließ, Scham. Doch das, was Harry jetzt fühlte, hatte keinen Namen. Wie sollte man auch Gefühle nennen, die einem Menschen galten, der einen hasste und schikanierte, aber einem zugleich das Leben rettete? Der einen Schritt auf einen zuging und im nächsten Augenblick wieder einen zurück? Der in einem Mitleid und Hass zugleich auslöste? Der nichts anderes war als einziges Rätsel? Ein Rätsel so groß, dass man selbst über Luna Lovegoods Worte ernsthaft nachdachte und merkwürdige Träume träumte?

So viele Fragen schwirrten durch Harrys Kopf wie die Grillen, die rundum im Gras zirpten. Und auf keine fand er eine Antwort. Er wusste nur, dass er sich von Snape irgendwas gewünscht und dieser ihn bitter enttäuscht hatte. Doch was dieses irgendwas gewesen war, das wusste Harry nicht.

Die Abendluft wurde langsam kühler und die Brise stärker, als er sich dem Seeufer näherte. Für eine ganze Weile stand Harry auf der Wiese und blickte müde hinaus aufs Wasser. Seine Augen wollten ihm fast zufallen. Doch dann mit einem Schlag riss Harry sie wieder auf. Dort unten am See hatte sich etwas bewegt. Begann er etwa schon zu träumen? Nein, jetzt sah er es ganz deutlich. Ein kleines Licht huschte durchs Schilfgras. Harry blieb wie angewurzelt stehen. Für eine Sekunde dachte er daran, sich umzudrehen und zum Schloss zurückzukehren. Doch seine Neugierde war geweckt und stärker als alle Vernunft. Langsam pirschte sich Harry unter dem Tarnumhang verborgen dem Ufer entgegen. Das ungewöhnliche Licht erwies sich beim Näherkommen als erleuchteter Zauberstab. Harrys Herzschlag nahm an Fahrt auf. Wer konnte um diese Uhrzeit noch hier draußen unterwegs sein? Und was um alles in der Welt suchte er am See? War es ein Lehrer oder ein Schüler? Harry hatte das Ufer fast erreicht, da tauchte direkt vor ihm plötzlich ein Kopf aus dem Schilf. Ein Kopf mit wirren, blonden Haaren, großen silberblauen Augen und Ohrläppchen, an denen Radieschen baumelten.

„Hi, Harry!“

Harry geriet ins Taumeln. So sehr hatte er sich erschrocken, dass er in der Dunkelheit auf der schlammigen Böschung ausrutscht war und zu Boden fiel. Schnell zog er den Tarnumhang von sich und blickte hinauf in das Gesicht, das sich über ihn gebeugt hatte.
„Luna! Was…woher…wie hast du mich kommen sehen?“
„Die Spur“, sagte Luna verträumt und deutete auf Harrys Fußabdrücke im Schlamm, „Sie sieht eigentlich ganz anders aus.“
Dann schaute sie ihm wieder mitleidsvoll ins Gesicht.
„Bist du schwer verletzt? Tut es sehr weh? Brauchst du einen Heiler? Soll ich dich auf die Krankenstation bringen oder dich mit Diptam einreiben?“
„Nein, es geht schon, Danke“, antwortete Harry und rappelte sich langsam wieder auf. Er war noch immer etwas benommen, doch mehr vor Überraschung als vom Sturz.
„Was machst du hier?“, fragte er, als er sich endlich wieder in aufrechte Position gebracht hatte.
„Ich suche Streeler“
Luna sah ihn nicht an, ihr Blick wanderte die schlammige Böschung entlang.
„Streeler?“
„Ja, ich hab vorhin einen vom Astronomieturm aus gesehen. Vielleicht gibt es hier irgendwo ein Nest“
„Was sind Streeler?“
Jetzt erst blickte Luna wieder vom Boden auf. In ihren Augen spiegelte sich tiefes Unverständnis wie wenn Hermine über Bücher sprach, die Harry und Ron nicht kannten.
„Aber weißt du das denn nicht?“
„Nein“, gestand Harry.
Luna wandte sich wieder dem Boden zu.
„Streeler sind bunte, durchsichtige Riesenschnecken. Sie sind wunderschön. Sie haben Schwimmhäute und schwarze, spitze Häuser wie Kirchtürme, musst du wissen. Ein bisschen sehen sie aus wie eine Kröte. Meist leben sie im Wasser. Aber wenn sie an Land kommen, dann ziehen sie eine Schleimspur hinter sich her, die alles vergiftet. Deswegen haben viele Angst vor ihnen. Aber wenn man der Spur nachgeht und sie findet, dann leuchten sie von innen heraus. Und manchmal ändern sie auch ihre Farbe. Der vorhin war weiß. Vielleicht ist er jetzt rosa. Rosa ist eine gute Farbe gegen Nargel“

Kröte, Schleimspur, rosa - Harry hörte nur mit halbem Ohr zu. Doch er hatte das ungute Gefühl, dass der Streeler schon im Herbst ins Schloss gekrochen war.

Während Luna ihre Nase tiefer in das Ufergras steckte, blickte Harry zum sternenklaren Himmel auf. Nachtstille umgab ihn, durchbrochen nur vom leisen Schilfrascheln und dem warmen Wind, der ihm um die Ohren blies. Seine Gedanken begannen wieder in die Ferne zu schweifen. Doch dann fiel ihm etwas ein. Er war ja mit Luna Lovegood hier! Luna, deren Lebensweisheiten seine ganze Verwirrung erst ins Rollen gebracht hatten. Konnte sie ihm vielleicht helfen? Sollte er sie -
„Denkst du, dass ich verrückt bin?“
Die Stimme fuhr in Harrys Kopf wie eine Spritze mit einem betäubenden Gift. Seine Gedanken waren plötzlich wie weggewischt. Perplex starrte er auf Luna herab, die seelenruhig noch immer nach Streelerspuren im Schlamm suchte. Mit einer solchen Frage hatte er wahrlich nicht gerechnet. Aber es war Luna. Luna, die ein untrügliches Gespür dafür hatte, alles Unangenehme offen auszusprechen. Was sollte er nur antworten? Dass sie schon ein wenig sonderbar war, änderte doch nichts daran, dass er sie mochte und nicht verletzen wollte.
„Nein, natürlich nicht“, sagte Harry ein bisschen zu erschrocken, „Hat das jemand zu dir gesagt?“
„Nein“, antwortete Luna gleichgültig und sah ihn noch immer nicht an.
„Edith Hakons hat mich früher immer Loony genannt. Aber jetzt sagt sie gar nichts mehr.“
Tief ausatmend richtete Luna sich auf. Harry starrte sie an. Irrte er sich oder konnte es wirklich sein, dass gerade eine Spur von Enttäuschung aus ihr gesprochen hatte?
„Du bist traurig, dass sie dich nicht mehr Loony nennt?!?“, fragte er zögerlich.
Luna wandte sich um und schaute ihn mit großen Augen an.
„Ja, wärst du das nicht auch?“
„Ähm, nein“, entgegnete Harry irritiert, „ich wäre froh, wenn jemand mich einfach nur in Ruhe lässt anstatt sowas Gemeines über mich zu denken.“
Wieder spiegelte sich in Lunas Augen Unverständnis.
„Aber wenn Edith gar nichts mehr zu dir sagt, dann weißt du doch gar nicht, was sie denkt und du kannst ihr auch nicht sagen, dass es falsch ist, oder?“
Sie hatte es ganz langsam ausgesprochen und nun hingen ihre Worte unsichtbar zwischen ihnen wie die schwüle Luft, die vom See aufstieg. Harry wusste nichts zu erwidern. Ihm war, als ob Luna gerade eine Tür ganz tief in ihm aufgeschlossen hatte, für die er selbst keinen Schlüssel besaß. Ja von deren Existenz er bis zu diesem Augenklick nicht einmal wusste. Und doch war der Raum dahinter schwarz, ahnte Harry nicht, wohin die Türe führte. Alles was er sah, war, dass Luna Recht hatte, so seltsam das auch klang.

„Magst du vielleicht ein wenig zu mir setzen?“, fragte Luna, nachdem Harry sie wohl eine halbe Minute lang angeschwiegen hatte. Sie deutete mit dem leuchtenden Zauberstab die Böschung hinauf, so dass der Lichtkegel auf einen Stoffbeutel fiel, der dort im Gras lag.
„Vater hat mir heute eine ganze Kiste mit Spulenwurzelkeksen geschickt“.
„Gerne“, antwortete Harry noch in Gedanken versunken und folgte ihr.
Bald saßen sie im weichen Gras und schauten auf den See hinaus, in dem das Mondlicht sich silbern spiegelte. Der warme Wind strich durch die Halme und absolute Stille erfüllte die Schlossgründe.
„Ich mag die Nacht“, sagte Luna, während Harry den ersten Spulenwurzelkeks seines Lebens langsam zum Mund führte, „Man muss nur aufpassen, sich keinen Schlickschlupf einzufangen“.
Harry hörte dösig zu, biss abwesend in den Keks und – ein Schütteln ging ihm durch den ganzen Körper. Sein Mund zog sich zusammen. Er kniff die Augen zu. Der Geschmack auf seiner Zunge war widerlich. Sofort spuckte Harry den Bissen aus. Pfui Teufel! Dieses Zeug war ungenießbar, schlimmer als Fred und Georges Erfindungen.
„Oh“, sagte Luna und schaute ihn erschrocken an, „Hat er dir nicht geschmeckt?“
Harry wischte sich den Mund ab. „Naja-“
„- Du musst ihn nochmal probieren. Der erste Bissen ist immer bitter. Aber wenn man ein zweites Mal hineinbeißt und gut durchkaut, dann schmeckt er ganz anders“.
Harry seufzte. Eigentlich hatte er nicht die geringste Lust, von diesem abscheulichen Keks auch nur noch einen Krümel in den Mund zu bekommen. Doch er wollte Luna nicht enttäuschen. Also schloss er die Augen und nahm einen zweiten Bissen. Erstaunlicherweise schmeckte dieses Stück tatsächlich süß und als Harry ausgiebig kaute, erinnerte ihn der Geschmack sogar ein bisschen an Siruptorte. Irgendein Zauber musste auf diesem Gebäck liegen.

Gerade hatte Harry den letzten Bissen hinuntergeschluckt, als ihm wieder einfiel, was er Luna eigentlich fragen wollte. Verstohlen warf er einen Blick zu ihr hinüber. Sie hatte eine Ausgabe des Klitterers vor sich zum Schweben gebracht und wiegte den Kopf leicht hin und her, während sie las.
„Luna“, sprach Harry sie leise an, „Erinnerst du dich eigentlich noch an den Mittwoch nach dem letzten Treffen von Dumbledores Armee, als ich dabei war?“
Sie nickte wortlos.
„Weißt du noch, was du da gesagt hast?“
„Ja, ich meinte, dass du zu Madam Sprout gehen solltest, weil sie ganz tolle Pflanzen hat. Aber du wolltest lieber in Verwandlung.“
„Nein, das meine ich nicht. Ich meine, was du über Snape gesagt hast. Das mit dem Warten und dem Eis.“
„Snape? Eis?“, fragte Luna verwundert, als könnte sie sich nicht erinnern, „Habt ihr etwa Schneefluchkäfer in die Zaubertränke getan? Dafür wird euch Snape aber lange nachsitzen lassen. Schneefluchkäfer sind sehr hartnäckig. Vater hat darüber einen Bericht geschrieben. Man kriegt sie nur mit sauer eingelegter Drachenmilz wieder los. Also ich hätte das nicht getan.“
„Nein, ich meine“, er stockte, „Ach, ist auch egal“.

Betrübt blickte Harry in die Ferne. Es hatte keinen Sinn. Luna erinnerte sich scheinbar nicht daran, was sie gesagt hatte und er würde nur verrückte Geschichten zu hören bekommen. Verlassener hatte sich Harry nie gefühlt. Wenn nicht einmal sie ihm etwas zu all dem sagen konnte, wer dann? Jetzt war er ganz alleine mit seiner Verwirrung ohne Aussicht auf Rat. Gerade stand Harry kurz davor, in Trübsal zu versinken, als ein nahes Rascheln irgendwo im Gebüsch ihn aufschreckte. Zuerst glaubte Harry irgendein Nachttier jage dort nach seinem Abendessen. Doch dann plötzlich konnte er Schritte hören. Schritte, die sich auf einem der Kieswege rasch näherten. Sein Puls schnellte in die Höhe.

Hellwach griff er den Tarnumhang, warf ihn über sich und die verdutzte Luna. Sie öffnete die Lippen. „Schscht“, rief Harry, legte ihr sofort den Finger auf den Mund. Ein paar Sekunden kauerten sie aneinandergedrückt auf dem Boden. Warteten. Da - ein Zauberstablicht streifte die Blätter des Baumes über ihnen. Harry blickte auf. Ein dunkler, sich bauschender Umhang schwebte den Weg heran. Darüber ein blasses, markantes Gesicht. Schwarze Augen schweiften kritisch von nach links und rechts. Eine langfingrige Hand krampfte sich wie von Schmerzen gerührt in den linken Robenarm. Die Luft schien rein, der Mann hastete weiter. Immer weiter in Richtung der Tore mit den Eberstatuen davon. Atemlos beobachte Harry, wie er an ihnen vorüber rauschte. Sie nicht bemerkte. Dann warf er Luna einen ratlosen Blick zu. Das eben war Severus Snape gewesen.
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A.N. Streeler gibt es übrigens wirklich, wie Besitzer von "Phantasische Tierwesen und wo sie zu finden sind" wissen. Allerdings kennt Luna natürlich ein paar Details über sie, von denen Newt Scamander noch nie gehört hat :)


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