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Fanfiction

Der Phönix und die Hirschkuh - Die Fehler eines alten Mannes (Winter 1996/1997)

von SynthiaSeverin

Auch auf das Hochladen des heutigen Kapitels habe ich mich schon lange gefreut. Vielleicht erratet ihr ja, warum. Für mich ist es ein wenig das King's Cross meiner Fanfiction. Viel Spaß beim Lesen :)

Für einen Moment standen sie sich gegenüber, reglos und still - die blauen Augen auf die schwarzen gerichtet, ein durchsichtiger, wässriger Schimmer darin. Dann stöhnte Albus auf, trat schwerfällig hinter das Pult und sank auf seinen Stuhl nieder. Schwach, wie einst vor vielen Jahren ein junger Todesser in diesem Zimmer. Langsam zog er die Halbmondbrille von der Nase und barg sein Gesicht in den Händen. Bäche aus Tränen strömten in seinen Bart, tropften auf die Tischplatte.

Vor dem Pult stand Severus erneut zu einer Statue erstarrt - unfähig sich zu rühren, unfähig zu sprechen, doch mit weit aufgerissenen Augen. Er war gelähmt von einem Schock, den nur ein Wechselbad heftigster Gefühle auslösen konnte. Alle Muskeln hatten sich verkrampft. Tief in ihm loderte noch immer der Hass glühend wie in einem Zaubertrankkessel unter Hochdruck. Der heiße Rauch seiner Wut wollte seine Sinne vernebeln. Und doch konnte er nicht leugnen, was er sah. Das Bild hatte sich zu tief in seine Netzhaut gebrannt, um seinen Augen zu misstrauen. Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore weinte. Kein feuchter Film vor Erschöpfung, keine Rötung, weil ihm etwas ins Auge geflogen war. Er weinte tatsächlich, bitterlich. Und Severus wusste, um wen diese Tränen vergossen wurden. Es war sein Patronus, der sie ausgelöst hatte.

Severus wusste nicht wie ihm geschah. Chaos, nichts als Chaos herrschte in ihm. Er hatte gehofft, dass Albus einsehen würde, was er ihm angetan hatte. Gehofft, dass es nur den Hauch einer Chance gäbe, dass unter dieser kalten Brust noch ein Herz schlug, das er wecken könnte. Einsehen zu müssen, von dem Menschen, den er für einen Freund gehalten hatte, nur benutzt worden zu sein, war grausamer Gedanke. Doch was nun geschehen war, riss Severus den Boden unter Füßen noch weiter fort als er es noch vor einer Minute für möglich gehalten hatte. Was sollte er fühlen? Was sollte er denken? Das Bild nagte und zehrte an seinem Hass, als ob es die Liebe darunter freilegen wollte. Und doch brannte in Severus der Wunsch, den Kopf dieser verlogenen Heulsuse gegen den Tisch zu schlagen, ihn büßen zu lassen für seinen Verrat. Dem Verrat an ihm, an Lily und an der Freundschaft, die er Dumbledore so viele Jahre lang geschenkt hatte. Eine blasse Erinnerung aus dem vergangenen Sommer stieg wieder in Severus auf. Damals, am Tag nach Blacks Ableben, hatte er danach gelechzt, dass die Tränen in diesen blauen Augen ihm gelten würden. Als welcher Hohn erschien ihm nun dieser Wunsch.

Endlich, unter größter Anstrengung, zwang Severus seine versiegelten Lippen auseinander. Und wieder war es nur ein Wort, das er herausbrachte: „Warum?“

Albus blickte auf. Tränenblind sah er nicht mehr von seinem Schützling als einen verschwommenen Schatten vor dem Pult. Und doch war ihm zumute, als sei ein Schleier von seinen Augen weggerissen worden, als sähe er Severus zum allerersten Mal wirklich. Die Erkenntnis drückte ihn nieder, wie ein schwerer Stein, wie ein Panzer aus Blei. Er fühlte sich elend. So elend. Ihm war als lösten sich die Balken aus dem Kuppeldach, als brächen die Ziegel heraus, als stürze alles, alles über ihm zusammen. Scherben, nichts als Scherben- um ihn, in ihm - zersplittert vom Geschoss der Erkenntnis. Der Erkenntnis, was er angerichtet hatte. Oh, Schuld, diese, grausame, ewige Falle! Aus dem Trümmerstaub entstiegen Erinnerungen vor Albus‘ geistigem Auge. Erinnerungen an einen Novembermorgen sechszehn Jahre zuvor. Erinnerungen an die Worte, die er zu Severus gesprochen hatte, um ihn auf seine Seite zu ziehen.

„Wenn Sie Lily Evans geliebt haben, wenn Sie sie wirklich geliebt haben, dann ist Ihr weiterer Weg offensichtlich.“

„Sie wissen, wie und warum sie gestorben ist. Sorgen Sie dafür, dass es nicht umsonst war. Helfen Sie mir, Lilys Sohn zu beschützen.“


Es waren doch nur Worte gewesen. Nur Worte. Ein Werkzeug, um den jungen Mann mit aller Macht von Voldemort abzubringen. Mehr nicht. Ein Werkzeug, um ihn dort anzupacken, wo er am empfindlichsten war. Um ihn zu erreichen, um ihn wieder aufzurichten. Um ihn dazu zu bringen, den Preis seiner Sünden zu bezahlen und einen anderen Weg der Reue zu wählen, als sich selbst zu richten. Natürlich: Er hatte gewusst, dass der junge Todesser in das Mädchen verliebt gewesen war. Doch wie hätte er wissen, ahnen sollen, wie tief diese Liebe ging? Wie hätte er wissen sollen, wie sehr sie in Severus noch immer brannte. Brannte über alle Zeiten hinweg. All die Jahre hatte er geglaubt, dass dieses Feuer längst Asche war. Dass nur noch der blasse Rauch des Andenkens der Motor war, Harry zu beschützen.

Wie sehr er sich geirrt hatte - wie sehr!

Er hatte Severus wachrütteln wollen. Er hatte gehofft, dass der Schmerz ihn läutern und irgendwann verblassen würde, wenn Severus sich unter seiner Führung zum Guten gewandelt hätte. Dass die Liebe in Vaterliebe für den Jungen umschlagen würde, dessen Waisenschaft Severus mit zu verantworten hatte. Ein Wunsch, der nie in Erfüllung gegangen war, auch wenn Severus sich sehr wohl gewandelt hatte. Aber die Liebe war nie verblasst! Der Schmerz nie versiegt.

Nach all dieser Zeit… Nach all dieser Zeit! Lily. Ariana. Grundgütiger, wie konnte gerade er, Albus Percival Wulfric Dumbledore, vergessen, dass manche Wunden ewig brannten, wo doch auch seine nie verheilt war? Immer… Immer!

Oh, Severus - was hatte er ihm nur angetan. Große Pläne hatte er über ihn geschmiedet. Aber er war gescheitert, so tief gescheitert. Er hatte sich selbst in Severus gesehen, als der junge Mann in diesem Zimmer zusammengebrochen war. Und wie sich selbst hatte er ihn mit harter Hand auf den Weg der Sühne getrieben. Getrieben in der Hoffnung, dass Severus seiner statt einen Weg in die Vergebung finden würde. Dass er die Fehler wiedergutmachen würde, die er selbst nicht mehr korrigieren konnte, weil Ariana tot in Godric’s Hollow lag, während Harry lebte. Und dabei hatte er den größten aller Fehler, die größte aller Sünden doch erst begangen. Den Fehler, zu vergessen, dass dieser junge Mann nicht Albus Dumbledore hieß. Die Sünde, zu verdrängen, dass er ein Mensch mit eigener Geschichte, eigenen Gefühlen, eigenem Leben war.

Ein schwarzes Loch tat sich in Albus auf, das ihn verschlingen wollte. Er hatte sich selbst durch Severus erlösen wollen. Doch es war eine einzige Farce, eine Lüge. Kein Anderer konnte einen erlösen. Schuld lastete auf einem selbst – immer, ewig. Und für ihn war sie tiefer denn je. Denn er hatte sich an Severus schuldig gemacht! Schuldig gemacht, weil er glaubte, es stände ihm zu, über Andere zu bestimmen. Schuldig gemacht, weil er glaubte, besser zu wissen, was gut für sie sei als diese selbst. Und Macht, die gerissene Verführerin, stand neben ihm und lachte lüstern und dreckig. Denn wieder war ihr Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore in die Falle gegangen. Wieder in das Netz, das sie zeitlebens für ihn auslegte.

Grundgütiger, was war er blind gewesen. Retten wollte er Severus! Retten. Stattdessen war sein Schützling nur tiefer und tiefer in den Abgrund gefallen. Und er selbst hatte ihn dort hineingestoßen. Er – Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore. Weil er Severus mit Gewalt dazu zwingen wollte, Harry Potter zu lieben. Oh, wie hatte er vergessen können, dass Liebe sich nicht erzwingen ließ? So wenig wie man sie auf Befehl abstellen konnte. Was nützten schon Brausedrops und Tortenstücke und Knallbonbons, aus denen Hexenhüte schossen? Diese lächerlichen kleinen Freuden, die so schnell verrauchten. Was nützten sie schon, wenn das Bild eines Menschen, den man liebte, einen tagtäglich in seinen Alpträumen heimsuchte und des Mordes anklagte? Nicht mehr waren sie als ein kurzer Moment des Vergessens. Oh wie gut Albus das wusste. Ariana besuchte ihn oft, so oft. Es gab nur drei Worte, die wahre Erlösung brachten. Drei Worte, die er nie über seine Lippen bringen konnte. Weder zu sich noch zu Severus:

DIR IST VERZIEHEN

Die Droge nach er gelechzt hatte, als er den Stein der Auferstehung herumgedreht hatte. Die Schwäche, die seinen Tod besiegelt hatte. Die Verführung, vor der er Severus bewahren wollte.

Doch Severus war verloren. So wenig hatte er die Türe in die Vergebung gefunden wie er selbst. Ja, noch viel weniger. Denn Albus hatte sich erlaubt, Freundschaft zu finden, während Severus sich mit Einsamkeit bestrafte. Die Einsamkeit, die bald eine vollständige sein würde, weil auch er ihn bald verlassen müsste.

Albus schloss die Augen, barg das Gesicht wieder in den Händen und atmete schwer.

Vor seinem Inneren Augen blitzte für den Bruchteil einer Sekunde das Bild von Gellert Grindelwald auf. Ein Anblick, der, so selten er auch war, noch immer ein warmes Kribbeln heraufbeschwor, wo nur Kälte sein sollte. Ein Kribbeln, das den Graben seiner Reue nur noch tiefer grub. Nie wieder hatte er es nach Gellert gewagt, sich zu verlieben. Obwohl so einige Männer kamen, deren Lächeln Schmetterlinge in ihm tanzen lassen wollten. Doch Albus hatte jeden einzelnen davon eingefangen und die Raupen getötet ehe sie sich verpuppten. Zu groß war seine Angst, sich noch einmal so schuldig, so furchtbar schuldig zu machen, seitdem die Liebe ihn betrogen hatte.

„Um dich“, keuchte er Snape zur Antwort, „um dich“.

„Um mich?!?“, rief Severus und funkelte sein Gegenüber hasserfüllt an. Albus war am Boden, ein aufgelöstes Häufchen Elend. Doch das kümmerte Severus nicht, nein, er war sogar froh darüber. Endlich war Dumbledore einmal unterlegen, endlich war er einmal schwach und Severus stark. Endlich konnte er ihn spüren lassen, was es hieß, unter seiner Fuchtel zu stehen.

„Sie haben keine Ahnung von meinem Leben!“, zischte Severus, „Sie wissen nicht, was es bedeutet, tagtäglich dem Dunklen Lord in die Augen sehen zu müssen, Zeuge von Folter und Mord zu werden, lügen zu und betrügen zu müssen, in ständiger Gefahr, sich zu verraten und mit dem Leben zu bezahlen für einen draufgängerischen Rotzlöffel. Sie wissen nicht, was es bedeutet, sich in Albträumen hin und her zu werfen und IHR Gesicht nicht aus ihrem Kopf zu bekommen. Sich zerreißen zu wollen für einen Verrat, den Sie nicht rückgängig machen können. Wie es ist, SIE ins Leben zurückzerren zu wollen, nur um einmal zu sagen ‚es tut mir leid‘ und es nicht zu können, nicht zu können, nicht zu können! Sie haben keine Ahnung, was es bedeutet, tagtäglich daran erinnert zu werden, dass an Ihren Händen das Blut des Menschen klebt, den Sie lieben.“

Severus schnaubte und lief nervös durchs Zimmer. Nie in seinem ganzen Leben hatte er offener über seine Gefühle gesprochen als in diesem Moment. Doch die Wut trieb die Worte nur so aus ihm heraus.

„Doch, Severus, die habe ich“, keuchte Albus mit erstickter Stimme. Severus warf ihm einen Seitenblick und sah, dass er dicht an ihm vorbei apathisch ins Leere schaute.
„Die habe ich mehr als mir lieb ist.“

Abrupt blieb Severus stehen und starrte ihn an. Konnte er seinen Ohren trauen? Hatte Albus das wirklich gesagt? Oder war das nur einer seiner Tricks, um ihn ins Netz zu locken? Wieder hatte Severus das Gefühl geradewegs gegen eine Mauer gelaufen zu sein. Er ließ die Worte nachklingen. Tief nachklingen. Etwas an Albus‘ Tonfall war anders. Anders als sonst, anders als jemals. Ein Unterton, der verriet, dass diese Worte mehr waren als einer seiner üblichen Versuche, Empathie zu heucheln. Nie hatte Severus so viel Ernst in Dumbledores Stimme gehört, so viel Bitterkeit. So musste wohl jemand klingen, der vor dem Zaubergammot schuldbewusst ein Geständnis ablegte. Aber was war das für ein merkwürdiger Gedanke? Was sollte der große Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore, der gefürchtete Gegner des Dunklen Lords, denn schon beichten?

Die Wut in Severus‘ Adern kühlte rasch ab, als sich plötzlich etwas aus den dunklen Tiefen seiner Seele in sein Bewusstsein drängte. Er hatte es nie greifen, geschweige denn aussprechen können und doch schwebte es all die Jahre wie ein Schatten über ihm: Dieses merkwürdige Gefühl. Dieses merkwürdige, bittersüße Gefühl einer sonderbaren Verbundenheit, das hin und wieder aus den Tiefen seiner Seele in ihm aufstieg. Am deutlichsten an jenem Abend, als er Albus das Leben gerettet hatte und die eisblauen Augen so tief in ihn hinab gedrungen waren. Severus hatte es immer von sich fortgeschoben, für ein Hirngespinst und schwächliche Sentimentalitäten gehalten. Doch nun erschien es ihm mit einem Mal in einem ganz anderen Licht. Nie hatte er sich diese Frage gestellt, die plötzlich auf der Zunge lag: Wer um alles auf der Welt war bereit, einem Todesser aus dem Nichts heraus eine zweite Chance zu geben? Was musste jemanden, der dies tat, dazu bewegen? Alle anderen, die Severus kannte, hatten ihre Freiheit durch Lügen erkauft. Doch Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore kannte seine Wahrheit und hatte ihn dennoch aufgenommen. Weil er ein gutes Werkzeug war, dachte Severus grimmig. Doch war das schon alles?
„Was meinen Sie damit, Dumbledore?“, fragte er verunsichert.

Albus blickte auf. Aus seinen Augen rannen noch immer Tränen. Sie hatten jeden bohrenden Blick verloren, so schwach schauten sie hinter der Halbmondbrille hervor.
„Oh, Severus“, sagte er matt, „ich habe so viele Fehler in meinem Leben gemacht, so viele Fehler. Wenn einer weiß, was Schuld bedeutet, dann ich.“
„Welche Fehler?“, fragte Severus scharf, „Welche Schuld?“
Er hatte das Gefühl, auf einer heißen Spur zu sein, die er nicht verlassen wollte.
Doch Albus antwortete nicht mehr. Er seufzte nur schwer, verbarg sein Gesicht abermals in den Händen und netzte den Schreibtisch mit neuen Tränen. Severus wusste, dass er keine weiteren Fragen zu stellen hatte, dass er keine Antworten bekäme. Doch die Tür, die aufgesprungen war, ließ sich nicht mehr schließen. Albus Dumbledore hatte ein Geheimnis. Für einen Moment lang ergriff Severus etwas, das er nur sehr selten fühlte. Das letzte Mal in Spinner’s End, als sich Narzissa Malfoy vor ihm zu Boden geworfen hatte: Mitleid. Ja, für einen Augenblick hatte Severus Mitleid mit Albus. Fast verspürte er den Wunsch ihm ebenfalls ein Glas Elfenwein in die Hand zu drücken, um ihn zu beruhigen. Doch der Gedanke an seinen Verrat, die Wut, die wieder in Severus aufschäumte, verwandelte seine Glieder in Blei.
„Ich habe einen Unbrechbaren Schwur für Sie abgelegt“, zischte er stattdessen.

Albus hob den Kopf und schaute ihm unverwandt ins Gesicht.
„Das weiß ich bereits, Severus“, gestand er leise.
„Was?!?“, Severus riss die Augen auf. Ihm war als hätte ihn der Blitz getroffen. „Woher?“
Tief holte Albus Luft.
„Harry. Slughorns Weihnachtsfeier. Der Junge wäre sicher ein guter Auror, ein guter Ermittler. Er beobachtet manchmal mehr als er soll in seiner unermesslichen Neugier“
„In der Tat“, höhnte Severus. Er musste an dieses misslungene Gespräch mit Malfoy und dann ans Ende der Okklumentikstunden denken. Dann machte er eine Gedankenpause.
„Aber das ist unwichtig, nicht wahr? Potter wird sterben, so wie Sie es von langer Hand geplant haben. Wie sie es geplant haben, seitdem Lily sich für den Jungen opferte und sie diesen kleinen, dreckigen Todesser zu Ihrem Werkzeug machten. Alles läuft wie am Schnürchen, nicht wahr?“

Die bitteren Worte hallten nach in der Luft. Inzwischen prasselte strömender Regen gegen die Scheiben. Die Nebel hatten sich gelichtet und hinter den Fenstern lag eine mondlose Nacht. Einen Augenblick lang hielt Dumbledore noch Severus‘ Blick. Seine Tränen trockneten, doch seine Züge blieben blass und ernst. Dann stand er auf, trat wie unter schweren Lasten gebeugt ans Fenster und blickte hinaus in die Nacht.
„Es gibt vielleicht eine Möglichkeit“, flüsterte er tonlos, „Eine Möglichkeit, wie Harry überleben könnte.“
Severus starrte auf seinen Rücken - skeptisch, überrascht. Was war das nun wieder für ein Spiel? Albus wandte sich um und erwiderte seinen Blick, wie jemand, der sich zu einer langen Erklärung sammelte. Langsam sank Severus auf seinen Stuhl zurück, schaute aufmerksam zu ihm auf.
„Der Junge darf nie, nie davon erfahren. Es würde nicht mehr gelingen, wenn er auch nur den Hauch einer Ahnung davon hätte. Wenn ich dir davon erzähle, muss dies unser strengstes Geheimnis bleiben. Habe ich dein Wort, Severus?“.
Severus saß noch immer steif auf seinem Stuhl, funkelte ihn finster an, sprach kein Wort. Doch dann nickte er steif. Nie war es ihm schwerer gefallen als in diesem Moment.

„Gut“, sagte Albus und ließ die schwarzen Augen nicht aus dem Blick, als er zurückkehrte, platznahm und sich langsam zu Severus hinüberbeugte. „In jener Nacht, als Voldemort sich Harrys Blut bediente, um seinen Körper zu erschaffen, da hat er in seiner Blindheit einen furchtbaren Fehler gemacht, furchtbar für sich selbst. Er hat nicht bedacht, wie stark Liebe sein kann, wie weit ihre Kraft reicht. Du weißt, von wem ich spreche.“
„Lily“, sagte Severus leise als spräche er zu sich selbst.
„Genau. Ihr Opfer, ihr Schutz. Der Grund, warum er den Jungen nicht berühren konnte. Wenn mich nicht alles täuscht und das hoffe ich so inständig wie noch nie, so hat Lord Voldemort ihn mit dieser Tat unbedacht ans Leben gebunden. Das Seelenbruchstück in Harry kann vielleicht zerstört werden ohne dass es den Tod für den Jungen bedeutet. Doch dazu muss Harry sein Leben Lord Voldemort freiwillig ausliefern und nur ihm allein.“
Albus schloss mit einem schweren Ausatmen und ließ sich gedankenvoll in seinen Stuhl zurücksinken.

„Und das ist absolut sicher, ja, Dumbledore?“, fragte Severus scharf.
Albus blickte auf, blickte in die dunklen Augen. Er wusste, dass er etwas sagen sollte. Doch seine Lippen wollten sich einfach nicht rühren.
Severus starrte ihn an. Für den Bruchteil einer Sekunde. Dann blitzen seine Augen kalt auf und seine Züge verhärteten sich. Mit einem Ruck stand er auf und kehrte Albus den Rücken zu. Er hatte verstanden. Zentnerschweres Schweigen trat zwischen sie. Albus holte tief Luft, stand ebenfalls auf und ging auf Severus zu. Zaghaft legte er seine Hand auf dessen Schulter.
„Eine absolute Sicherheit gibt es nie. Aber meine Vermutungen erweisen sich meist als richtig“
„Vermutungen“, wiederholte Snape mit einem bitteren Lachen, „Vermutungen“.
Albus seufzte schwer.
“Es ist alles, was ich sagen kann, Severus. Es ist riskant, aber eine Hoffnung. Die Chancen stehen nicht schlecht, wenn du dem Jungen-“
„-Das muss ich mir noch schwer überlegen, Dumbledore!“, fiel ihm Snape zischend ins Wort und seine Augen blitzten zorntrunken auf. Mit schuldbewusster Miene senkte Albus den Kopf.
„Sie halten wohl alles für selbstverständlich. Sie glauben wohl, sie müssten nur einmal mit dem Finger schnicken und Ihre Puppen springen für Sie. Aber nicht mit mir, nicht mit mir, Dumbledore! Erwarten Sie nicht, dass ich ewig Ihre Drecksarbeit mache!“, prasselte ein Donnerwetter auf ihn ein.
Albus blickte auf, sah in das wutgerötete Gesicht seines Verbündeten. Er fühlte sich schwach, so schwach.
„Wie könnte ich?“, sagte er zittrig, „Wie könnte ich nach diesem Abend noch etwas von dir verlangen, Severus? Wie könnte ich dich an meiner Seite halten wollen? Wenn du jetzt durch diese Türe gehst, ich erwarte nicht, dass du zurückkommst. Aber ich…“, er machte eine Gedankenpause, „aber ich hoffe es.“
Snape starrte ihn an, schnaubte noch einmal auf und rauschte zur Türe. Er hatte die Schwelle fast erreicht, als Albus ihn noch einmal zurückrief.
„Severus?“
Er wandte sich um, funkelte ihn kalt an.
„Es tut mir leid!“
Und der schwarze Schatten war verschwunden.

Schwer, wie betäubt, sank Albus auf seinen Stuhl zurück. Starr in die Ferne blickend hob er sein Wasserglas und versuchte zu trinken. Doch schon mit dem ersten Schluck rannen wieder Tränen sein Gesicht hinab und er schlug die Hände davor. Nie, nie hatte die Einsamkeit im Schulleiterbüro schwerer auf ihm gelastet als in dieser dunklen Stunde. Nie hatte Albus sie bedrückender empfunden, als in diesem Moment, da Severus sein Zimmer vielleicht für immer verlassen hatte. Es war ihm als sei ein Teil seiner Seele mit ihm gegangen. Als hätte er Severus ermordet und daraus selbst einen Horkurx erschaffen. Die Scherben einer jahrelangen Illusion lagen vor ihm, in ihm, überall und schnitten tiefe Wunden in sein blutendes Herz. Wieder einmal hatte er die Gunst einer der wichtigsten Menschen in seinem Leben verspielt. Wie damals die seines Bruders. Wie ein eingestürztes Gebäude fühlte sich Albus. Eine Säule war aus seinem Leben herausgebrochen. Und er taumelte im freien Fall, unwissend, wo er landen, wo er aufschlagen würde, um zu zerschellen. Oh Severus, was hab ich dir nur angetan? Irgendwo aus der Finsternis sah ihn geisterhaft Ariana an. Ihr Blick war kalt und ohne ein Wort zu sagen, wandte sie sich von ihm ab, nahm Aberforth und Severus und am Ende auch noch Harry an ihre Hand, um gemeinsam mit ihnen sein Büro zu verlassen. Nur Fawkes kam von seiner Vogelstange herübergeflogen. Er landete in Albus‘ Schoß, schmiegte sich sanft an ihn und flötete eines seiner traurigen Lieder, während Tränen auf seinem Gefieder verdunsteten. Regen prasselte gegen die Scheiben und die Lichter im Zimmer, eines nach dem anderen - erloschen.


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Schon als mir zum ersten Mal klar wurde, dass Bücher von Menschen geschrieben werden und nicht einfach so auf Bäumen wachsen, stand für mich fest, dass ich genau das machen wollte.
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