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Fanfiction

Der Phönix und die Hirschkuh - Rutschgefahr (Winter 1996/1997)

von SynthiaSeverin

Nur die Schatten der Bäume im grautrüben Licht der Abenddämmerung schienen sie zu beobachten, als sich ihre Fußspuren durch den rutschigen Matsch auf dem Gehweg zogen. Obwohl in den letzten Tagen Tauwetter eingesetzt hatte, war es noch merklich kühl in den Schlossgründen, so dass Filch sich dazu veranlasst gefühlt hatte, Schilder mit der Aufschrift „Vorsicht, Rutschgefahr“ an den Wegen aufzustellen. Kurz sah Severus von der merkwürdigen Warnung zum dunkler werdenden Horizont auf, wrang sich die Hände und trottete dann weiter missmutig neben Dumbledore durch den Abendnebel, der allmählich vom See her aufzog.

So ganz wusste er nicht, ob er sich auf diesem Ausflug ins Ungewisse wohlfühlen sollte oder nicht doch lieber in seinem Büro wäre. Obwohl er seit Potters verschobener Strafarbeit nach jeder Sekunde mit Albus gierte wie ein Verdurstender nach dem Wasser, fühlte Severus sich jetzt, wo sie allein waren, beklommen. Die Sache mit Draco saß ihm im Nacken und wenn Albus ihn deswegen sprechen wollte, würde er gewiss in Erklärungsnot kommen. Doch diese Sorge war nicht der einzige Grund, weswegen es ihm auf diesem Spaziergang unbehaglich war. Severus war froh, dass es allmählich dunkel wurde, denn er konnte keinen Meter gehen, ohne immer wieder auf Dumbledores verkohlte Hand zu sehen. Und mit jedem Blick fühlte er einen erneuten Stich in seiner Brust, wie in einer blutenden Wunde. Daran erinnert zu werden, dass Albus‘ Tage gezählt waren und wer ihm den Todesstoß zu versetzen hatte, ließ seine Laune nicht unbedingt steigen. Und auch nicht das Schweigen, das wie eine gläserne Mauer zwischen ihnen stand.

Flüchtig wandte Severus den Kopf nach hinten und warf einen abschätzenden Blick in die Ferne. Sie waren schon weit gekommen und der Himmel über ihnen verfinstere sich immer mehr. Inzwischen hatte die Dämmerung das Nebelblau von Albus‘ Robe in ein schmutziges Grau verwandelt. Skeptisch beäugte Severus das Gesicht seines Begleiters. Warum zum Bowtruckle hatte Albus ihn heute eigentlich zu sich bestellt? Er schien weder in der Verfassung noch willens zu sein, Gespräche zu führen. Seine Augen schauten klein und trüb zwischen tiefen Ringen hervor und auf dem Weg hierher hatte er kaum ein Wort gesprochen. Nicht über den Grund des Treffens, noch das Ziel ihres Weges, ja noch nicht einmal über Brausedrops.
„Gemach, Severus“, war die einzige Antwort gewesen, nachdem Severus der Nachricht auf seinem Schreibtisch gefolgt war und den Grund erfragen wollte.
„Alles mit der Zeit. Ich denke, ein kleiner Spaziergang vor dem Essen schadet nicht. Kommen Sie.“

Und er war die Stufen zu den Wegen hinabgestiegen. Seitdem irrten sie durchs Gelände, wortlos und ohne Ziel. Je weiter sie gingen, umso mehr kam es Severus vor, als wäre das Schweigen zwischen ihnen wie das gespannte Seil einer Fessel, die kurz vor dem Zerreißen stand. Und nur Dumbledore wusste wohl, was genau sie im Zaum hielt. Ein Gedanke, der Severus absolut nicht gefiel. Seine Kehle schnürte sich zu und Ärger stieg in ihm auf wie heißer Vulkandampf aus der Tiefe. Warum sagte Albus nicht endlich, wohin sie gingen? Warum scheuchte er ihn ohne ein Wort durchs Gelände? Glaubte er etwa, es sei nicht nötig, ihn einzuweihen? Glaubte er etwa, Severus Snape sei sein Schoßhündchen, das treu Beifuß eilen würde, wenn der feine Herr mit dem Finger schnippte? Wie glühende Lava brannten sich Severus die Erinnerungen an einen späten Septembernachmittag wieder ins Bewusstsein.

„Ah, Severus, warten Sie einen Moment“, hatte Albus ihn nach Unterrichtsschluss im Lehrerzimmer angesprochen, „Sie wollen Harry heute Abend nachsitzen lassen, wenn ich richtig informiert bin? ... Ich muss Sie bitten, diese Strafarbeit zu verschieben. Ich habe heute Abend selbst etwas mit Harry zu besprechen wie in diesem Schuljahr noch des Öfteren…Nein Severus, das ist eine Sache zwischen mir und Harry … vielen Dank und bis zum Abendessen“

Wahrlich ein krönender Abschluss eines langen Schultages voller Demütigungen durch freche Schüler. Severus hatte seinen Tee mit einem Evanesco verschwinden lassen und seinen Groll über einem heißen Zaubertrankkessel ausgetobt. Oh ja, aus Albus‘ Gedanken, aus seinen Plänen ausgeschlossen zu sein – das kannte er in letzter Zeit nur zu gut. Und er wusste auch den Grund dafür. Er wusste ihn sehr genau…

„Was tun Sie mit Potter, all die Abende, an denen Sie allein mit ihm zusammensitzen?“

Severus hoffte, belanglos zu klingen. Allmählich hatte er dieses drückende Schweigen und sinnlose Umherwandern gründlich satt und die Gelegenheit war perfekt, seinem lang aufgestauten Unmut endlich Luft zu machen. Vielleicht würde der feine Herr sich ja doch noch dazu herablassen, ihm zu erklären, was an dem Lümmel so besonders war, dass man Geheimnisse miteinander teilte, in die er nicht eingeweiht werden durfte.

Albus blieb stehen. Ein kalter Luftstrom blies ihm durchs Barthaar, als er flüchtig die Augen schloss, um kurz und heftig durchzuatmen. Warum mussten seine Befürchtungen sich wieder einmal bewahrheiten? Er hatte geahnt, dass Severus dieses Thema anschneiden würde und doch gehofft, dass dieser Kelch an ihm vorübergehen möge. Wichtigeres ging ihm durch den Kopf, als dass er sich noch damit beschäftigten wollte. Langsam wandte Albus sich um und blickte Snape ungehalten ins Gesicht. Sein Nacken schmerzte leicht von der Bewegung.

„Warum? Sie wollen ihn doch nicht noch mehr nachsitzen lassen, Severus? Der Junge wird bald mehr Zeit mit Nachsitzen verbracht haben als mit sonst etwas.“

Die Worte verhallten in der kalten Februarluft. Sie waren vorwurfsvoller über seine Lippen gekommen als Albus es beabsichtigt hatte. Doch vielleicht meinte er sie ja auch wirklich so? Er wusste es nicht. Er war zu müde, um darüber nachzudenken. Und Snapes ewige, kindische Eifersucht half ihm auch nicht, seine Augen offen und seine Gedanken beisammen zu halten. Konnte Severus eigentlich nie akzeptieren, dass seine Liebe sich durch zwei teilen ließ? Wann würde er endlich einsehen, dass Harry nicht James war? Und warum ließ er den Jungen und ihn selbst nicht einfach in Ruhe? Nur ein einziges Mal? Gerade jetzt in diesem Moment. In den Stiefeln, die über den rutschigen Matsch auf dem Gehweg schlitterten, schmerzten Albus‘ Füße wie all seine Glieder. Wie sehr sehnte er sich nur nach seinem Bett und ein paar Stunden erholsamen Schlafs. Doch wichtige Dinge wollten besprochen werden und weil in letzter Zeit am Ende fast jeden Nachmittages die Erschöpfung stand, war es ohnehin gleichgültig, an welchem Tag er Severus ins Vertrauen ziehen würde.

Eigentlich hatte er geglaubt, dass ein Spaziergang an der kühlen Luft ihn wieder erfrischen würde. Und dann würde er mit Severus in der Weite unter freiem Himmel vielleicht einen sanfteren Einstieg in das schwere Gespräch finden als in der drängenden Enge des Schulleiterbüros. Doch bisher sah es nicht danach aus. Das Schweigen war ihnen den ganzen Weg vom Schloss herab gefolgt wie ein ungebetener Begleiter und schien nur widerwillig weichen zu wollen. Albus wusste, dass es an ihm lag. Noch immer war ihm mehr nach Gähnen als nach Gesprächen zumute und so hoffte er, diese Sache nur schnell hinter sich bringen zu können. Doch noch waren sie Hogwarts zu nahe und wer wusste schon, ob Minerva oder Filius nicht auch gerade einen Abendspaziergang unternahmen?

Severus erwiderte seinen Blick finster.
„Er ist genau wie sein Vater-“, raunte er, während eine Windböe sein langes Haar zerzauste.
„Im Aussehen vielleicht. Aber in seinem innersten Wesen ähnelt er viel mehr seiner Mutter.“
Träge wandte Albus sich wieder um und blickte im Weitergehen den Weg hinab. Das Strohfeuer seines Ärgers war so schnell erloschen wie es aufgeflammt war. Ein wenig bereute er es, Severus so angegangen zu haben. Seine Frage war ja durchaus berechtigt gewesen und so hart zu reagieren war sonst nicht Albus‘ Art. Doch die Müdigkeit in den Knochen konnte aus einem Menschen einen ganz anderen machen.
„Ich verbringe Zeit mit Harry, weil ich Dinge mit ihm zu besprechen habe, ihm Informationen geben muss, ehe es zu spät ist“, sagte er ruhig, hoffend, versöhnlicher zu klingen als Sekunden zuvor. Vielleicht würde eine einfache Antwort Snape ja schon zufriedenstellen. Albus hoffte es zumindest.

„Informationen“, schnaubte Severus. Der Gedanke, dass dieser Lümmel tatsächlich tiefer in Dumbledores Pläne eingeweiht war als er selbst, war wie ein Gift, das das Blut in seinen Adern aufpeitschte. Ein dunkler Verdacht keimte in ihm.
„Sie vertrauen ihm… mir vertrauen Sie nicht.“

Albus stöhnte innerlich auf. Also doch! Da waren sie, das alte Thema und die alte Wunde. Der alte Streit, für den er gerade keine Kraft hatte. Warum musste Severus wieder damit anfangen? Für einen Moment überlegte Albus, wie er dieses Thema schnellstmöglich abwickeln konnte.
„Es ist keine Frage des Vertrauens“, presste er schließlich hervor und spürte, wie schwer ihm jedes Wort fiel. Abwägen, was er sagte, auf Severus eingehen, diplomatisch bleiben. All die Dinge, die ihm sonst leicht von der Hand gingen, warum erschienen sie ihm jetzt wie eine nahezu unlösbare Aufgabe? Wie eine Zitrone fühle sich Albus, aus der gerade der letzte Saft herausgepresst wurde. Und er brauchte diesen Saft doch noch für den eigentlichen Grund ihres Ausflugs.
„Meine Zeit ist, wie wir beide wissen, begrenzt. Es ist entscheidend, dass ich dem Jungen genügend Informationen gebe, damit er tun kann, was er tun muss.“

„Und warum darf ich nicht die gleichen Informationen erhalten?“
Oh, wie Der Ärger in Severus rumorte, bohrte und nagte. Wie seine Zweifel mit jedem Wort Dumbledores anschwollen. Aber noch gab er nicht klein bei, um diesem Potterbengel das Feld zu überlassen. Er wollte sich nicht abwimmeln lassen. Er wollte nicht herausgehalten werden. Er wollte nicht, dass Dumbledore einen halbwüchsen Aufschneider an seine Stelle setzte. Einbeziehen sollte Albus ihn und ihm die Wahrheit erzählen. Und wenn Severus ihn mit Fragen löchern müsste bis seine Ohren bluteten. Er hatte es satt, auf die Ersatzbank geschoben zu werden. Und die Zeichen von Erschöpfung in dem alten Gesicht stachelten ihn nur noch weiter an.

„Ich ziehe es vor, nicht alle meine Geheimnisse in einen Korb zu stecken“, raunzte Dumbledore Snape an, „und schon gar nicht in einen Korb, der so oft am Arm von Lord Voldemort baumelt.“

Stille folgte. Albus schien ins Schwarze getroffen zu haben und für eine Sekunde genoss er ein Gefühl, das der Befriedigung glich, eine lästige Fliege endlich mit der Klappe erwischt zu haben. Dann aber wandte ihm Snape den Blick zu und in ein bitterböses Funkeln lag darin.

So kalt der Winterabend auch sein mochte, Severus war warm. Er glühte, glühte vor Zorn, der nun endgültig in ihm entflammt war. Was hatte ihn Albus gerade genannt?!? Wie konnte er es wagen! Wie konnte er es wagen, ihn, seinen Spion, ein Werkzeug des Dunklen Lords zu nennen?!? Wie konnte er seinen Finger in diese verfluchte, alte Wunde legen, die Severus seit Jahren auszubrennen versuchte? Glaubte er etwas, es mache Severus Spaß, Voldemorts Gefolgsmann zu geben?!? Glaubte er etwa, dass er nichts Schöneres vorstellen konnte, als der Schlagenfresse zu Füßen zu kriechen und ihm Dinge über Albus und alle anderen zu erzählen, die auszuplaudern sich wie Verrat anfühlte?

„Was ich auf Ihren Befehl hin tue!“, zischte Severus. Seine Stimme durchtränkt von Anlage und Schmerz.

Aber endlich hörte er mal die Wahrheit. Pah! Als ob er sie nicht schon immer gekannt hätte! Als ob er es nicht schon immer gewusst und nur darauf gewartet hätte, es von Albus selbst zu hören. Was konnte der große Dumbledore anderes als ihn, den ehemaligen Todesser, zu verachten. Oh gewiss, dieser kleine Ex-Todesser war nützlich. Doch auf Respekt und Liebe konnte nur dieses falsch Unschuldslamm von Potter hoffen. Dumbledores Goldes Kalb, das er mit Liebe zum Erbrechen überschüttete, wo Severus am Hungertuch nagte. Das Blut in Severus‘ Adern brannte inzwischen. Er wusste nicht, ob der Schmerz überwog oder die Wut. Und auch nicht, auf wen er eigentlich wütend war – Dumbledore oder sich selbst, seine Vergangenheit. Severus wollte fliehen, doch seine Füße waren wie angewurzelt vor Zorn.

Albus blickte in die glühenden, schwarzen Augen und wie aus einem Traum erwachend wurde ihm plötzlich bewusst, dass er einen Fehler begangen hatte. Natürlich: Er konnte Severus nicht in sein Wissen um die Horkruxe einweihen. Das Risiko war einfach zu groß â€“ für die Mission und für Snape. Mochte der Junge auch ein fabelhafter Okklumentiker sein, scheitern konnte auch er. Und je mehr er wusste, umso größer war die Gefahr auch für ihn. Doch – hatte er Severus gerade tatsächlich den Umgang mit Voldemort zum Vorwurf gemacht?!? Albus konnte es selbst kaum glauben. Was redete er da eigentlich für einen Unsinn, als ob er neuerdings den Sinn von Spionage vergessen hätte? Schlimmer noch: Er hatte einen wunden Punkt bei Severus getroffen. Einen, den er selbst gut nachvollziehen konnte – die Flecken der Vergangenheit, der Schuld. Eigentlich hatte er nur ein Machtwort sprechen wollen. Severus zu kränken lag Albus fern. Und doch hatte genau das gerade getan. Merlin, was war heute nur los mit ihm? Warum nur schienen ihm die Worte andauernd zu entgleiten?

Vorsichtig setzte Albus seinen Fuß auf den stark verschmierten Teil des Gehwegs, der nun vor ihnen lag. Seine Schuhe rutschten über den glitschigen Matschfilm, doch es gelang ihm, sein Gleichgewicht zu halten.
„Und Sie tun es äußerst gut“, sagte er schnell, an Severus gewandt. Hoffentlich würde er seinen Fehler wieder ausbügeln können.
„Denken Sie nicht, dass ich die ständige Gefahr, in die Sie sich begeben, unterschätze, Severus. Voldemort vermeintlich wertvolle Informationen zu liefern, während Sie die wesentlichen Dinge zurückbehalten, ist eine Aufgabe, die ich niemandem außer Ihnen anvertrauen würde.“
Dies endlich entsprach der Wahrheit. Für eine wehmütige Sekunde fragte sich Albus, was er die letzten Jahre ohne Severus getan hätte. Ohne seine Kompetenz, seine Treue, seinen Mut. Ohne sein Versprechen, den Weg seiner statt weiterzugehen.

„Aber einem Jungen, der keine Okklumentik beherrscht, der mittelmäßig zaubert und eine direkte Verbindung zum Geist des Dunklen Lords hat, vertrauen Sie viel mehr!“, schnaubte Severus und spürte, wie sich die kalte Luft an seiner erhitzten Haut brach. All die aufgestauten Worte endlich aus ihm heraus. Und vielleicht – vielleicht – würden sie Dumbledores Mauer hinfort spülen. Seine blauen Augen ruhten sekundenlang auf Severus, dann wandten sie sich wieder dem Weg zu.

„Voldemort fürchtet diese Verbindung“, antwortete Albus ruhig und war froh, endlich einen Anknüpfungspunkt an das gefunden zu haben, was ihn schon so lange quälte. Vielleicht würde doch noch alles nach Plan verlaufen.
„Vor nicht allzu langer Zeit bekam er einen kleinen Vorgeschmack davon, was es für ihn bedeutet, wahrhaftig teilzuhaben an Harrys Geist. Es war Schmerz von einer Art, wie er ihn nie erlebt hat. Er wird nicht noch einmal versuchen, von Harry Besitz zu ergreifen, dessen bin ich mir sicher. Nicht auf diese Weise.“
Hellhörig lief Severus neben Dumbledore her, der noch immer in die Ferne blickte. Für einen Moment erlosch das Feuer seiner Wut, erstickte unter einer Welle aus Unverständnis. Teilhaben an Potters Geist? Schmerz? Wovon zum Bowtruckle sprach Dumbledore? Seine Worte hatten etwas von alten Runen.
„Ich verstehe nicht“, sagte Severus.
„Lord Voldemorts Seele, verstümmelt, wie sie ist, kann keinen engen Kontakt mit einer Seele wie der Harrys ertragen.“, erklärte Albus, „Wie eine Zunge auf gefrorenem Stahl, wie Fleisch im Feuer-“
„Seele? Wir sprachen vom Geist!“
„Im Falle von Harry und Lord Voldemort heißt von jener zu reden auch, von diesem zu reden.“


Die letzten andeutungsvollen Worte verklangen, ohne dass eine Erwiderung folgte. Albus hielt inne und schaute sich um. Sie waren sehr weit gekommen. Auf dem Weg ebenso wie im Gespräch, das gerade die Grenze zum Kern der Sache überschritten hatte. Absolute Stille lag in der Luft. Es schien, als ob hier am Rande des Waldes keine Menschenseele ihnen mehr lauschte. Dies war der Moment, auf den er gewartet hatte. Der Moment, um die Büchse der Pandora zu öffnen. Im Halbdunkel suchte er nach Snapes Augen.

„Nachdem Sie mich getötet haben, Severus-“
Plötzlich schoss die Zornesröte in Snapes fahle Haut und seine Schläfe begann heftig zu pochen. Pure Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben.

„Sie weigern sich, mir irgendetwas zu sagen, und doch erwarten Sie diesen kleinen Dienst von mir!“, schnaubte Severus zornig. Er hatte es satt, endgültig satt. Ausflüchte! Anspielungen! Nein: Er würde sich von Albus nicht für dumm verkaufen lassen. Entweder er sagte dieser endlich alles, was er auch diesem verfluchten, kleinen Drecksbalg erzählte oder er konnte bleiben, wo der Pfeffer wächst.
„Sie halten eine Menge für selbstverständlich, Dumbledore! Vielleicht habe ich es mir anders überlegt!“

In der Dämmerung konnte Albus gerade noch einen schwarzen Schatten herumwirbeln sehen. Severus war dabei, abzuhauen, gedankenlos in seiner Wut. Gedankenlos, was mit ihm und dem Unbrechbaren Schwur geschehen würde.
„Sie gaben mir Ihr Wort, Severus!“, rief ihm Albus hinterher, als er auch in sich wieder den Ärger aufkeimen spürte. Warum konnte man mit Snape eigentlich nie ein vernünftiges Wort sprechen?!? Doch gut, wenn ihm der Sinn nach Machtspielchen stand, dann konnte er sie haben.
„Und wo wir schon über Dienste reden, die Sie mir schulden, ich dachte, Sie hätten sich bereit erklärt, Ihren jungen Slytherin-Freund gut im Auge zu behalten?“

Severus blieb stehen, wandte sich wieder um und warf Albus einen bitterbösen Blick zu. Das war wirklich das Letzte, das Allerletzte. War er nicht schon genug gedemütigt worden? War es etwa seine Schuld, dass der feine Malfoy jeder Anstrengung, an ihn heranzukommen, widerstand? Zähneknirschend blieb Severus stehen, erstarrte zu einer wütenden Statue. Einem grimmigen Gargoyle, aus dessen Augen gleich tödliche Kugeln auf Dumbledore zurasen würden.

Albus seufzte. Er seufzte schwer, als er begriff, dass er schon wieder in die Falle getreten war. Eigentlich hatte er Severus doch nur aufhalten und keineswegs eines Streit anfangen wollen. Und doch hatte er sich dazu hinreißen, die Machtkarte gegen ihn auszuspielen. Severus auf sein Versagen anzusprechen und damit wieder einen wunden Punkt zu berühren. Wo hatte er nur seinen Kopf? Warum trat er Snape andauernd, ohne es zu wollen?

„Kommen Sie heute Abend in mein Büro, Severus, um elf, und Sie werden sich nicht beklagen, dass ich kein Vertrauen in Sie habe…“, sagte Albus schließlich und wandte sich ab zum Gehen. Aller guten Dinge waren drei, aller schlechten auch. Der Versuch, an dieser Stelle weiterzumachen, wäre sinnlos gewesen und er wollte nicht noch einmal einen Ausrutscher riskieren.

Müde zog Albus in Richtung Schloss davon und vermerkte für sich selbst, dass er in Zukunft keine schwere Gespräche mehr mit Severus führen wollen sollte, wenn die Augen ihm zuzufallen drohten. Er würde das Abendessen heute ausfallen lassen und sich ein paar Stunden Schlaf gönnen. Die Hauselfen konnten ihm später etwas aufs Büro bringen, ehe Severus kam. Nachdem er Filchs Warnschild passiert hatte, hielt Albus für einen Moment inne und atmete abermals tief durch. Warum war ihm dieses Gespräch nur so aus dem Ruder gelaufen? Eigentlich hatte er seinen Schützling, seinen engsten Verbündeten, seinen Nachfolger in eines seiner schwersten Geheimnisse einweihen wollen. Doch stattdessen hatte er Severus verletzt, gedemütigt und gekränkt, drei Mal hintereinander. Natürlich lag es an seiner Müdigkeit. Daran, dass er seine Gefühle nicht so gut unter Kontrolle hatte. Doch was fühlte er eigentlich? Albus dachte zurück an den Korb, der an Voldemorts Arm baumelte. Manchmal war er peinlich berührt, wenn er in die schwarzen Augen schaute und dem Spiegelbild seiner eigenen Vergangenheit darin begegnete. Manchmal kehrte die alte Verachtung zurück, die Albus vor so langer Zeit auf dem windumtosten Hügel empfunden hatte und noch vor so viel längerer in Godric’s Hollow als seine frisch gebrochene Nase noch schmerzte. Manchmal wollte er Severus bestrafen – bestrafen dafür, dass er ihn so sehr an sich selbst erinnerte. Und dabei wusste er doch, dass Severus den gleichen, schweren Weg gegangen war wie er. Ja, dass dessen Weg noch viel schwerer war als sein eigener. Mit Schaudern dachte Albus daran, was „der kleine Dienst“ für Severus wohl bedeuten mochte. Nahm er das alles vielleicht wirklich zu selbstverständlich? Er mochte nicht darüber nachdenken. Und gerade hatte er die beste Ausrede gefunden, um es nicht länger tun zu müssen. Er hatte das Eichenportal erreicht und mit dem Blick hinauf zum Schloss schwanden all seine Gedanken bis auf den an sein weiches, warmes Bett. Er gähnte herzhaft und ging die Stufen hinauf.

Erst als sein Silberhaar das Holz bereits streifte, hielt er noch einmal inne und ließ seinen Blick über die dunklen Schlossgründe schweifen. Irgendwo da draußen irrte Severus noch immer durch die Ländereien, nichtsahnend, dass nicht er, sondern ein gut gehütetes Geheimnis der Grund für all die Ausrutscher gewesen war. Müde blickte Albus zum grauschwarzen Himmel auf, der sich wie ein Vergessensschleier über die Welt spannte. Bald würde die Zeit verstrichen sein, um das Schweigen zu brechen. Bald würden seine Lippen sich schließen und das Geheimnis auf ewig versiegeln. Noch einmal gähnte Albus. Dann zog er den Zauberstab und war hinter der wuchtigen Türe verschwunden.


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Ich glaube, man hätte mich für geisteskrank erklärt, wenn ich mit all dem gerechnet hätte. Wer konnte das vorausahnen? Niemand. Ich jedenfalls nicht...
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