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Fanfiction

Der Phönix und die Hirschkuh - Nicht ganz im Bilde (Herbst 1996)

von SynthiaSeverin

Die Frau schrie, obwohl kein Ton zu hören war. Sie starrte Severus mit aufgerissenen Augen an, die wie schwarze Kohlen in ihr rotes, schmerzverzerrtes Gesicht gebrannt waren. Tränen rannen die Leinwand herab. Severus zog den Zauberstab und ließ einen der schwarzen Vorhänge vor das Bild gleiten. Er konnte sie nicht mehr sehen, all diese Cruciatus-Gequälten. Weder in alten Häusern noch auf den Straßen von London und am wenigsten in seinem Klassenzimmer in Hogwarts. Müde wandte er sich um zum Schreibtisch, wo Stapel von Pergamentrollen auf ihre Korrektur warteten. Noch eine Sache vor der er am liebsten die Augen verschließen wollte – die stümperhaften Aufsätze all dieser jugendlichen Dilettanten. Merlin, wie er sie hasste. Diese ganze Bagage. Kein Wunder, dass einmal so etwas geschehen musste. Dass einmal eine Schülerin Opfer von Malfoys Machenschaften werden würde. So wie Katie Bell auf dem Herbstausflug nach Hogsmeade. Severus kniff die Augen zusammen. Gryffindor tapfer und mutig, von wegen. Blauäugig und dumm würde es besser treffen. Das Mädchen konnte froh sein, dass es noch lebte. Wahnsinniges Glück war das gewesen. Flüchtig warf er einen Blick auf die Vitrine, in der gut eingeschlossen das Kollier lag. Ihm war es noch nicht gelungen, den Fluch zu brechen, doch zumindest hatte er ihr Leben retten können – mit der gleichen Medizin wie bei Albus.

Schweigend sank Severus auf seinen Stuhl hinter dem Pult und vergrub die Hände im schwarzen Haar. Er fühlte sich schuldig. Er hätte es verhindern können, wenn er herausgefunden hätte, was Draco im Schilde führte. Doch der junge Malfoy, der sich für den stolzen Erben seines Vaters hielt, zeigte ihm die kalte Schulter. Severus kam nicht an ihn heran. Verflucht! Er war im Begriff, zu scheitern, wie er es vorausgesehen hatte. Und dann war vorhin auch noch Albus in seinem Büro aufgetaucht und hatte ihn ausgefragt, wie es überhaupt dazu hatte kommen können. Oh, wie Severus es verabscheute. Hatte er es ihm nicht gleich gesagt, dass dieses ganze Vorhaben scheitern würde? War es etwa seine Schuld, dass dieses dumme Ding so gierig nach diesem verdammten Kollier grabschen musste? Albus selbst war doch nicht besser als sie!

Wütend stieß Severus seine Feder in die Tinte und kritzelte ein „S“ auf die nächste Pergamentrolle ohne den Aufsatz zu lesen.

„Gut“, hatte Albus am Ende gesagt, nachdem Severus ihm grollend versichert hatte, dass er Draco schon im Auge behalten würde, „So etwas darf nicht noch einmal geschehen. Ein Glück nur, dass Miss Bell überlebt hat und es ihr dank Ihres rechtzeitigen Eingreifens wieder besser geht.“
Ja, dank seines Eingreifen, dank seines rechtzeitigen Eingreifens…
„Verflucht“, murmelte Severus, schnickte die Pergamentrollen beiseite und starrte in die Ferne. Sein Blick fiel auf das Bild des Mannes, der nach dem Kuss des Dementors leblos auf einer Mauer lag. Eine ganze Weile starrte Severus das Gemälde mit geweiteten Augen an. Die Erinnerung an eine andere Galerie mit Totenbildern stieg wieder in ihm auf. Sie mischte sich mit den Gedanken an eine Kiste, die gut verborgen im Regal seines Schlafzimmers stand. Eine Kiste, die Severus in den finstersten seiner Abendstunden wieder hervorholte, um die Gegenstände darin mit bleischwerem Herzen zu betrachten. Die Mugglefotos und Zeichnungen von einem rothaarigen Mädchen. Er schloss die Augen.

Keine Ahnung hatte Albus von seinem Leben. Keine Ahnung hatte er davon, wie sehr die Bilder von toten Freunden ihn bereits bestimmten. Was wusste er schon davon, was es bedeutete, wenn Fotos und Zeichnungen alles waren, was einem blieb? Fotos und Zeichnungen, die einen tagtäglich an die Schande seiner Vergangenheit erinnerten? Was wusste er davon, wenn einem das Gesicht des liebsten Menschen der Welt weiß und durchschimmernd im Traum erschien. Wenn es einem im Kopf herumgeisterte und spukend den Schlaf raubte. Wenn es einen quälte von der Sekunde an, in der man die Augen schloss bis zum Morgengrauen. Wenn man es packen und zurück ins Leben zerren wollte und nichts als Luft und Schatten griff. Wenn man die Augen aufschlug und sich allein im Dunklen wiederfand. Und man genau wusste, dass man selbst das Licht für immer ausgelöscht hatte, das dort doch brennen sollte.

Verfluchte Potraits. Verfluchte Ahnengalerie. Glaubte Albus etwa, dass sein gemalter Bart im Rahmen ihn ersetzen konnte? Dass seine gepinselte Hakennase an der Wand über sein Fehlen hinwegtäuschen würde? Als Severus ihm vor einem halben Jahr das Versprechen gegeben hatte, ihn zu töten, da hatte er für einen einzigen, winzigen Augenblick das Gefühl gehabt, dass ihre Freundschaft weiter reichte. Dass sie in die Ewigkeit hinein greifen könnte und der Tod keine Macht über sie hatte. Aber es war nicht wahr. Es war nicht wahr. Der Tod war wie ein schwarzes Loch, das alles Licht verschluckte. Wie ein gieriges Tier, das alle Hoffnung mit seinem tiefen Schlund verschlang. Und nichts blieb zurück als die leblosen Schalen. Die grauen, verblassten Abbilder, dessen, was einmal war. Wie ausgekühlte Asche, die nicht mehr wärmte.

Severus schlug die Augen auf und blickte wieder auf den Quasitoten an der Mauer. Oh, wie gelüstete es ihn danach, dieses verfluchte Bild in Stücke zu reißen. So wie er oft die Dinge um sich herum einfach nur zerschlagen wollte, bis alles den Trümmern in ihm glich. Warum hatte er Albus dieses Versprechen gegeben? Warum hatte er es mit dem Unbrechbaren Schwur besiegelt? Es kam Severus vor, als ob eine fremde Macht ihn dazu getrieben hätte. Aber so war es nicht. Zumindest nicht ganz. Albus hatte gewiss sein Mitleid erweckt. Er war der Einzige, der ihn erweichen konnte und das wusste Albus wohl nur zu gut. Aber Severus selbst hatte eingewilligt. Er hatte sein Wort gegeben, weil die Stimme der Vernunft ihm eingeflüstert hatte, dass es notwendig war. Oh, er erinnerte sich noch gut daran, was sie zu ihm in Spinner’s End gesagt hatte. „Du willst doch auch, dass der Dunkle Lord für seine Sünden bezahlt. Also tu, was getan werden muss. Sei kein gottverdammter Waschlappen, der sich vor seiner Verantwortung drückt. Entscheide dich und tu es!“

Entscheide dich und tu es…

Ja, er hatte sich entschieden und er hatte es getan. Er selbst hatte Bellatrix zugerufen, sie solle ihren Zauberstab ziehen. Aber das war kein Trost. Eigentlich machte es alles nur noch schlimmer. Am Ende dieses Jahres, das wusste Severus, würde er alle gut ausgebauten Brücken zum Orden des Phönix abbrechen müssen und nur noch auf schmalen, geheimen Stegen gehen können. Hatte er Dumbledore doch selbst das Versprechen abgerungen zu schweigen. Doch die Einsamkeit, die Severus bevorstand, war ihm gleichgültig. Alles war ihm gleichgültig. Nur diese eine Sache nicht. Albus zu verlieren, Albus zu töten – das lag ihm zentnerschwer im Magen. Wenn Dumbledore nicht gesagt hätte, dass es sein letzter Wunsch war, durch ihn zu sterben. Wenn er nicht gesagt hätte, dass er schmerzlos und schnell gehen wollte. Severus hätte nichts, woran er sich klammern konnte. Nichts, was ihm helfen würde, diesen Schritt über sich zu bringen.

Und was, wenn er es doch nicht schaffen würde? Wenn er versagen würde? Wenn er Albus einfach nicht würde töten können? Wenn er zu Boden sinken und sterben würde, weil er nicht so skrupellos war, wie alle glaubten? Severus schüttelte es in einem Anflug von Grauen vor der Zukunft. Er war sich keineswegs sicher, ob er die Kraft dazu hätte, diese Schreckenstat zu begehen. Doch Albus Dumbledore zweifelte nicht daran, dass er einen wirksamen Todesfluch zaubern könnte. Die Abscheu vor sich selbst konnte Severus nicht in Worte fassen. Oh wie sehr hasste er all die Dinge, die notwendig waren, um den Dunklen Lord zu stürzen. Er wollte davon laufen und alle Mauern zerschlagen. Und doch gab es in diesem Gefängnis keine Tür und die Mauern waren aus Stahl. Hatte sein Martyrium nie ein Ende? Der Preis dieser Mission war hoch. Wann, wann hatte er endlich den letzten Groschen abbezahlt?

Vom Flur her drang auf einmal Stimmengewirr und Lachen ins Klassenzimmer. Severus kniff die Augen zusammen. „Diese kleinen Bestien“, zischte er leise, fuhr vom Stuhl auf und rauschte zur Türe. Eine Gruppe von Mädchen mit blauen-bronzenen Schals um die Hälse zog lachend durch den fackelbeschienen Gang.
„Huston, Rugway, Lennon!“, rief er ihnen hinterher, „Fünf Punkte Abzug für Lärmen auf den Korridoren für jede von Ihnen. Und jetzt machen sie, dass sie gefälligst in den Ravenclawturm kommen, ehe ich mir überlege, daraus noch zehn zu machen.“ Die Mädchen schauten ihn ängstlich an, dann nahmen sie die Beine in die Hand. Im Türrahmen stehend wartete Severus, bis sie verschwunden waren. Nur einmal wandte er sich dabei kurz um zum Klassenzimmer, zückte abermals den Zauberstab und ließ das Bild des Mannes an der Mauer hinter einem Samtvorhang verschwinden.

Stille und Dunkelheit erfüllte nun den Flur. Und Severus packte ein eisiges Gefühl von Einsamkeit. Warum kam Albus nicht gleich hier herunter und hängte sich mit an die Wand, wenn es doch keinen Unterschied machte? Warum ließ er ihn alleine, anstatt ihm beizustehen, ihm Gesellschaft zu leisten?

Aber nein, das ging ja nicht. Der feine Herr war zurzeit ja furchtbar schwer beschäftigt. Nicht, dass Severus wusste, womit. Denn natürlich hielt Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore es nicht für notwendig, seinem Spion zu sagen, wohin er ging, wenn er sich ganze Tage lang von Hogwarts fernhielt. Aber Severus Snape war ja auch nur der kleine, unwichtige Handlanger, der doch nichts weiter tun sollte, als bitteschön demnächst brav sein Leben auszulöschen. Solche Informationen waren natürlich nur für die Ohren weitaus wichtigerer, mehr geschätzter Menschen bestimmt. Menschen, die man zu sehr respektierte, um sie mit Porträts abzuspeisen zu wollen. So wie „Der Auserwählte“, der Heiland der Zaubererwelt, das goldene Rotzlöffelkalb Harry Potter. Oh, neuerdings hatten die beiden ganz besonders viele Geheimnisse miteinander. Severus hätte wahrscheinlich nie erfahren, dass dieser Lümmel nun auch schon zu Audienzen ins Schulleiterbüro geladen wurde, wenn Albus ihn nicht in der ersten Schulwoche gebeten hätte, das Nachsitzen dieses unerhörten Bengels zu verlegen. Von wegen wahre Freunde verlassen einen nie. Was für ein Hohn. Versauern ließen sie einen, wenn man sich die Finger für sie schmutzig machte. Versauern ohne auch nur ein Wort über ihre Pläne zu verlieren, die sie einem minderjährigen Drecksbalg geradewegs ins Ohr stopften. Einem Drecksbalg, das man beschützen sollte und das nichts als Ärger machte. Ach, sollten sie doch die Ringe tauschen und ihre Namen in Gold über das Schulleiterbüro eingravieren lassen. Dann hätte er wenigstens etwas, worauf er spucken konnte, wenn der Dunkle Lord Hogwarts tatsächlich einnehmen sollte.

Mit einem finsteren Blick starrte Severus das nahe Treppenhaus hinauf. Er wüsste nur zu gerne, was die beiden im Schulleiterbüro eigentlich trieben. Und ob Albus auch nur ein einziges Mal darüber nachdachte, welches Opfer er für ihn erbrachte. Niemals würde er es offen zugeben, doch heimlich hatte er gehofft, dass er, nachdem er Albus das Leben gerettet und sein Versprechen besiegelt hatte, einmal mehr für ihn sein würde als der Handlanger, der Spion. Dass der große Albus Dumbledore in ihm einen ebenbürtigen Verbündeten sehen könnte, den er in seine Ideen einweihte, in seine Pläne einbezog. Was für ein Wahnwitz!

Eine Sekunde lang stand Severus noch im Türrahmen, dann wandte er sich schnaubend um und ließ die Tür hinter sich mit einem gezischten „Colluportus“ ins Schloss krachen. Das warme Stechen in seiner Brust jedoch konnte Severus nicht ausschalten. Das Stechen, das ihn durchbohrte, wenn er daran dachte, dass Harry Potter gerade in dieser Sekunde Wagenladungen von Brausedrops angeboten bekam. Leise tickte die Uhr an der Wand. Sie zählte Stunden, die langsam verrannen. Und im Klassenzimmer wurde es kalt.


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Wir müssen lernen, mit Menschen auszukommen, die anders sind als wir. Wenn sie das Herz auf dem rechten Fleck haben, spielt es keine Rolle, woher sie stammen.
David Heyman über ein Thema des vierten Harry-Potter-Films