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Fanfiction

Der Phönix und die Hirschkuh - Geschwärzte Hände (Sommer 1996)

von SynthiaSeverin

Es war eine schwüle, finstere Sommernacht. Der Himmel über Hogwarts hatte sich vollständig mit gewitterschwangeren Wolken bedeckt und bleierne Hitze senkte sich schwer auf das schlafende Schloss herab. Die alten Dielen ächzten alptraumhaft unter den Vorboten eines nahenden Unwetters, als Severus wie ein schwarzes Phantom die menschenleeren Gänge entlang hetzte, atemlos, immer dem Schulleiterbüro entgegen.

Ein Arsenal von Zaubertrankflakons, die in einer Umhängetasche aneinanderstießen, erfüllte die Flure mit spitzem, unheimlichem Klirren. Es schien als wäre kaum Zeit vergangen, seitdem die Stichflamme das Kerkerzimmer in gleißendes Licht getaucht hatte. Severus, der nach Tagen, in denen er das Gesicht des Dunklen Lords öfter gesehen hatte als sein eigenes Zimmer, schwer in sein Bett gefallen war, war sofort aufgefahren. Eine goldene Feder hatte auf seinem Bett gelegen. Verwundert darüber, wovor ihn Fawkes mitten in der Nacht warnen wollte, hatte er sich auf den Weg zur Kerkertreppe gemacht – und war vor seiner Bürotür direkt in den Blutigen Baron gerauscht.

„Professor Snape!“, hatte das Slytherin-Gespenst ihn angefahren, nachdem Severus wieder einen Schritt zurückgetreten war, „Ich habe eine Nachricht von Phineas Nigellus Black. Wir haben ein Problem. Etwas ist mit dem Schulleiter passiert. Sie sollen sofort-“
Doch der Baron hatte nicht aussprechen können.
„Was…was ist geschehen?“, war Severus ihm barsch ins Wort gefallen. Die Neuigkeiten hatten schlagartig alle Schlaftrunkenheit von ihm gewischt und er spürte, wie sein Gesicht in einem Anflug des Aufschreckens erbleichte. Draco Malfoy war zwar Meilen entfernt und einen Mord traute ihm Severus auch nicht wirklich zu. Doch irgendetwas stimmte hier nicht.
„Ein Ring“, stammelte der Geist, „… seine Hand… völlig verkohlt…ohnmächtig, wenn nicht sogar-“
Die letzten Worte verhallten ungehört. Severus hatte keine Sekunde gezögert. Auf dem Absatz kehrt machend war er in sein Büro gestürmt und hatte mit rasendem Puls die Tränke aus den Regalen gezerrt. Es waren nur zehn Worte gewesen, zehn Worte, die seinen Verstand sprengen wollten. Albus war etwas zugestoßen!

Die Fliesenmosaike und Dielen der Flure schwanden unter den beschleunigten Schritten nur so dahin. Severus nahm nichts wahr als ein Meer von verschwommenen Formen, das an ihm vorüber rauschte und das Donnern seines Herzschlags in den Ohren. Jede Sekunde peitschte ihn eine Frequenz nach oben. Verflucht! Warum waren seine Füße nur so langsam? Warum konnte man in diesem scheiß Gebäude nicht appapieren. Und warum musste das Flohpulver gerade heute ausgehen? Er musste zu ihm. SOFORT! Oh hoffentlich, hoffentlich war alles nur falscher Alarm. Hoffentlich kam er nicht zu spät! Noch vier Flure. Verdammter Mist! Noch drei, noch zwei, noch einer. Da endlich! Die Wasserspeier… das Passwort… die fahrende Treppe… Severus‘ Puls raste, als seine zitternde Hand die Tür aufstieß. Und dann plötzlich - stand alles still.

Hinter den Fenstern im kreisrunden Zimmer lugte mit schwarzen Augen bitterböse die Nacht herein, als er auf eine groteske Szenerie herab starrte: Vor den finsteren Bögen, im Schein einer einzelnen Öllampe auf dem Tisch, saß in sich zusammengesackt eine bleiche Gestalt, die rechte Hand leblos vom Körper herabbaumelnd - Albus Dumbledore. Für eine Sekunde blieb Severus wie versteinert im Türrahmen stehen. Ein atemloses Grauen erfasste ihn, als er den alten Mann erblickte, rauschte wie ein Blitz durch alle Glieder. Er hatte sofort verstanden. Dies waren die Zeichen eines Fluchs… eines tödlichen Fluchs. Bei Merlin!

Seine Hand war glitschig als Severus geistesabwesend den Türklopfer losließ und wie in Trance ins Zimmer schritt. Für einen Augenblick kam es ihm vor als hätte die Zeit einen Sprung gemacht und ihn nach Godric’s Hollow zurückgebracht. Nie hatte er einen Gedanken daran verschwendet, dass sein bester, sein einziger Freund, sein Vertrauter und Mentor einmal sterben könnte. Auch wenn der Verstand ihm sagte, dass niemand ewig lebte, am wenigsten ein Mann in Dumbledores Alter. Und doch, ihn jetzt zu sehen… Severus zitterte. Zitterte am ganzen Körper. Tausend Gedanken und Gefühle, von denen er nicht geglaubt hatte, dass er sie noch einmal fühlen könnte, wollten gleichzeitig auf ihn einströmen. Ein buntes, wildes Meer aus Chaos, das ihn mit sich reißen wollte, das ihm den Atem raubte. Nach Luft ringend bahnte Severus sich seinen Weg durch die dunklen Nebel eines Alptraums. Doch er kniff die Augen zu und biss die Zähne zusammen.

Weg damit, sofort weg damit! Nichts durfte er fühlen oder denken. Er musste handeln. Handeln! Vielleicht war es noch nicht zu spät. Vielleicht konnte er noch etwas tun. Das Gegenmittel zumindest kannte er. Mit einem einzigen Griff riss Severus die Tasche auf, zerrte einen dickflüssigen, goldenen Trank hervor. Hastig rauschte er Dumbledore zur Seite. Zu seiner größten Erleichterung hörte er ein leises Atemgeräusch, als er das faltige Handgelenk packte und die Flasche entkorkte. Unnachgiebig träufelte Severus dem fast Ohnmächtigen das Elixier in den Mund, beschwor die verbrannte Hand mit seinem Zauberstab. Sein Herz raste wie wild, donnerte gegen seinen Brustkorb. Albus musste wieder zu sich kommen… er musste doch wieder aufwachen! Verflucht, schlag die Augen auf, Du alter Dummkopf! Wenn du mir jetzt unter den Händen wegstirbst, bei Merlin, ich bring dich um! Obwohl es Sommer war, schien die Luft im Schulleiterbüro auf Minusgrade gesunken zu sein. Gänsehaut breitete auf Severus‘ Rücken aus, mischte sich mit kaltem Schweiß. Doch dann, endlich geschah es: Albus blinzelte und hob die Lider.

Severus ließ den Flakon auf den Tisch sinken. Und mit dem Zaubertrank schien auch der Panzer abzufallen, den er um seine Gefühle gelegt hatte. Noch hielt er den Zauberstab auf Dumbledores Hand gerichtet und die vertrauten blauen Augen schauten schwach und gläsern an ihm vorbei zur Decke. Fassungslos starrte Severus auf ihn herab. Er konnte nicht glauben, was geschehen war. Konnte nicht begreifen, in welche Gefahr sich Albus gebracht hatte. Es gab nur Weniges in seinem Leben, das seine Fassade zum Einsturz bringen konnte. Den Tod seines einzigen Vertrauten vor Augen zu sehen aber gehörte dazu.

„Warum… Warum haben Sie sich diesen Ring angesteckt? Auf ihm liegt ein Fluch, das war Ihnen sicher bewusst. Warum haben Sie ihn überhaupt berührt?“

Wie die Sätze nur so aus seinem Mund sprudelten! So viele Fragen gebar der Schrecken und sie Dumbledore entgegen zu schleudern war der einzige Rettungsring, den Severus finden konnte. In seinem Innern war ein Damm gebrochen und eine Flutwelle aus purer Sorge drohte ihn mit sich fortzureißen. Nicht viel war ihm über die Hintergründe dieses Rings bekannt, doch hatte er in Voldemorts Gefolgschaft genug erfahren, um zu wissen, dass dieses Schmuckstück mit mächtigen Zaubern belegt war. Zauber gegen die seine eigene Kunst nicht ankam, die sie nur in Schach halten, doch nicht besiegen konnte. Was nur hatte Dumbledore sich angetan?

Gerade hatte Severus das letzte Wort gesprochen, da trafen sich ihre Blicke.

Nur verschwommen nahm Albus im ersten Augenblick die dunklen Augen und das lange, schwarze, fettige Haar seines Retters wahr. Noch halb entrückt wie in einem beginnenden Traum schwebte das Gesicht über ihm. Doch wurde es klarer und klarer, bis seine Wirklichkeit eindeutig war. Erleichtert atmete Albus auf. Nie war er froher gewesen, Severus zu sehen als in diesem Moment. Denn seine Anwesenheit war das Zeichen, auf das er gehofft hatte. Das Zeichen, dass er gerettet worden war. Dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte, in dieser Lebensgefahr ihn, der mehr über dunkle Magie wusste als alle anderen, zu Hilfe zu rufen.

Eine Stimme sprach auf Albus ein, während er allmählich zu sich kam. Deutlich konnte er sie hören. Doch die Worte glitten an ihm vorüber wie Schatten in der Dämmerung. Noch war er zu schwach, um zu antworten. Was geschehen war entzog sich seinem Bewusstsein. Nur die letzte Sekunde, in der er zusammenbrechend Fawkes und Phineas losgeschickt hatte, stand Albus noch klar vor Augen. Etwas Schreckliches musste passiert sein. Doch was? Als die Kräfte langsam in seinen zitternden Körper zurückkehrten, versuchte er seine Gedanken zu sammeln und sich zu erinnern.

Er war nach Little Hangleton aufgebrochen. Damit musste es begonnen haben. Er hatte das Gaunt-Haus durchsucht, das Voldemort seltsamerweise als Hauptquartier verschmähte. Er hatte den Ring dort gefunden, geborgen und - ja, er hatte den Horkrux darin zerstört. Da, direkt vor ihm, lag das mit Basilikenblut getränkte Schwert. Doch noch etwas war passiert.

Plötzlich verzerrte Albus das Gesicht wie von einer bitteren Medizin, als ihm auf einmal ein Licht aufging. Grundgütiger: Welch wahnsinnige Dummheit hatte er gerade begangen! „Du bist ein Idiot, Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore“, sprach er in Gedanken zu sich. Ariana, seine Mutter, sein Vater – wie hatte er nur glauben können, mit dem Stein der Auferstehung seine Familie zurückholen, die Qual seiner Schuld von den Schultern werfen zu können? Er, der mehr als alle anderen darüber wusste, wusste, dass der Stein nun ein Horkrux war? Er, der allen immer erzählte, dass sie den Tod akzeptieren müssten? Er hätte es besser, so viel besser wissen müssen! Und doch hatten ihn über 100 Lebensjahre nicht klug werden lassen. Wie unwürdig hatte er sich einmal wieder erwiesen, die Heiligtümer zu vereinen! Niemals hätte er in diesem Zustand nach Little Hangleton aufbrechen dürfen, mit dem Bild seiner geliebten, kleinen Schwester vor Augen und der durstenden Sehnsucht danach, seine Reue aus sich herauszuschreien.

Noch immer drangen von der Seite her aufgebrachte Fragen auf ihn ein wie ein fernes Donnergrollen. War es die Stimme seines Verbündeten oder die seiner eigenen Vernunft? Albus konnte es nicht sagen. In diesem Moment war er Severus und Severus er. Die ewige Mauer zwischen ihnen war eingebrochen, als er auf dem Stuhl zusammengesackt war.

Sinnend blickte Albus in die Ferne: „Ich…war ein Narr. In großer Versuchung…“

Aufgewühlt beugte Severus sich näher zu dem alten Mann herab, als er die ersten Worte einer kommenden Antwort hörte. Die Sturmflut in seinem Inneren tobte zu stark, um fassen zu können, was geschehen war. Doch gierte er nach jedem Wort wie ein ausgetrockneter Schwamm nach dem Wasser. Eine Erklärung für Dumbledores Leichtsinn würde vielleicht alles erträglicher machen. Zu wissen, zu verstehen, gab einem Hoffnung, eine letze Hoffnung, irgendetwas tun zu können. Und auch wenn dieses Gefühl noch so trügerisch war: Severus brauchte es. Er brauchte es dringend, um zu begreifen.

„Was hat Sie in Versuchung gebracht?“

Albus erschauerte. Dies war die Frage aller Fragen, der Schlüssel zur Büchse der Pandora. Und es war nicht seine eigene Vernunft gewesen, die sie gestellt hatte. Nein, sie kam Severus Snape. Eindeutig konnte er seine Stimme erkennen.

Wie aus einem finsteren Traum erwachend warf Albus einen Blick hinauf zu seinem Verbündeten, dessen Gesicht nun in grausamer Klarheit vor ihm auftauchte. Für einen Moment blieb sein Blick an der fahlen Hakennase haften, die seiner eigenen glich und an den kohlschwarzen Augen, in denen sich sein Antlitz wie in zwei dunklen Spiegeln reflektierte. Ein plötzliches Frösteln packte ihn. Wie das jüngere Abbild seiner selbst erschien ihm Severus auf einmal, obgleich sie äußerlich kaum etwas gemeinsam hatten. Doch was bedeuteten schon Äußerlichkeiten gegen das Schicksal? Eine schauerliche Erkenntnis drängte sich Albus schlagartig auf: Er war nicht der Einzige in diesem Raum, dessen Jugendsünden einem geliebten Menschen das Leben gekostet hatten. Nicht der Einzige, der durch einen furchtbaren Fehler geläutert worden war.

Konnte er Severus die Wahrheit sagen? Wie sehr war er mit Schuld belastet und strebte nach Vergebung? Wie sehr war er wohl in Gefahr, den Verführungen des Steins der Auferstehung zu erliegen?

Nur eine Sekunde noch blickte Albus seinen Schützling an. Dann war seine Entscheidung gefallen. Er wusste nur zu gut, warum er Severus vertraute und genau darum durfte er ihm niemals die Wahrheit sagen. Es reichte, wenn an diesem Abend einer von ihnen einen folgenreichen Fehler begangen hatte. Mit einem düsteren Stirnrunzeln hüllte sich Albus in Schweigen.

Severus wartete noch auf eine Antwort für den Bruchteil einer Sekunde, die Augen gebannt auf seinen Mentor gerichtet. Doch dann fuhr er auf, als er die Ahnungslosigkeit in dessen Miene erkannte. Es war der Moment, in dem er begriffen hatte, dass es keine Erklärung geben würde. Eine Erkenntnis, die seine Stimmung augenblicklich kippen ließ. Wie eine blaue Flamme verkochte Dumbledores Schweigen seine Fassungslosigkeit zu schnell aufsteigender Wut. Wie konnte dieser alte Starrkopf nur so leichtfertig sein Leben aufs Spiel setzen und dann noch nicht mal einen Grund dafür haben? Oder aber ihn mir nichts dir nichts für sich behalten, wo Severus ihm gerade das Leben gerettet hatte? Dachte er etwa, es ginge nur um ihn? Dachte er, sein Tod sei Anderen egal? Wusste er denn nicht wie… wie wichtig er war?

„Es ist ein Wunder, dass Sie es geschafft haben, hierher zurückzukommen!“, blaffte Severus Albus an, als schimpfe er mit einem ungezogenen Kind, das nicht wusste, was es angerichtet hatte, „Auf diesem Ring lag ein Fluch von außerordentlicher Kraft, uns bleibt nur zu hoffen, dass wir ihn eindämmen können; ich habe den Fluch fürs Erste in der einen Hand eingeschlossen“

Die Worte hallten in Albus‘ Ohren wider. Abermals fühlte er sich wie aus dem Schlaf gerissen. Offensichtlich hinkte sein noch angeschlagenes Bewusstsein Severus hinterher. Denn bis jetzt hatte er sich keine Gedanken darüber gemacht, dass seine Dummheit noch weitreichernde Konsequenzen für ihn haben könnte. Die Worte seines Retters aber stießen ihn mit aller Gewalt auf diese Frage. Severus war wütend, das konnte Albus hören. Doch er kümmerte sich in diesem Moment nicht darum. Neugierig hob er seine Hand und betrachtete sie. Du liebe Güte, mit der verkohlten Haut sah sie wirklich sonderbar aus. Doch Albus hielt sich nicht lange damit auf. Etwas Anderes zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Hatte Severus etwa gerade gesagt, dass es ihm nicht gelungen war, den Fluch ganz zu besiegen? Dass er ihn nur auf Zeit gebannt hatte? Wenn das wahr war, dann hieß das ja, dass er…

Albus ließ die Hand sinken. In seinem Kopf war gerade der erste Stein einer Dominokette aus Gedanken gefallen. Auch wenn Severus davon sprach, den Fluch noch eindämmen zu wollen, sein Tonfall hatte die Aussichtslosigkeit dieser Hoffnung längst verraten. Er, Albus Dumbledore, war dem Tode geweiht. Das war so sicher wie der Bowtruckle im Zauberstabbaum. Jemand Anderen hätte diese Erkenntnis vermutlich selbst schon halb zu Tode erschreckt. Doch Albus saß völlig ruhig in seinem Lehnstuhl. Nicht mehr als ein reflexartiges, flaues Gefühl, das ebenso schnell erlosch, wie es aufgeflammt war, durchrauschte ihn, als er der Wahrheit ins Auge blickte. Was nützte es auch, sich gegen das Unausweichliche wehren zu wollen? Dies war er also. Der Moment, der jeden Menschen einmal ereilen würde. Der Moment, in dem der Schnitter ihm von Ferne die Hand reichte, um sich gemeinsam zum Aufbruch ins nächste Abenteuer bereit zu machen. Und er kam genau in der richtigen Zeit. Denn war dies nicht die Lösung, nach der Albus seit Tagen gesucht hatte? Das fehlendes Puzzleteil, das ihm erlaubte, einen Ausweg aus der Misere zu beschreiten, den er zunächst ausgeschlossen hatte? Vielleicht war seine eigene Dummheit doch zu mehr nütze, als er geglaubt hatte.

Erstaunlich, welche Wege das Leben manchmal ging. Traurige Zufälle erweisen sich im Nachhinein als glückliche Fügungen, Kindereien als Tore zu lang ersehnten Auswegen. Und am Ende ergab alles einen Sinn. Einem Sterbenden das Leid eines langsamen Todes zu ersparen, dürfte einer Seele weit weniger schaden, als einen kerngesunden Menschen umzubringen. Zumindest hoffte Albus das. Auch wenn der Plan noch immer gewagt war. Doch wenn er die Hand, die ihn töten würde, selbst wählen durfte, so war ihm Severus am liebsten. Severus, dem er zutiefst vertraute, weil ein Teil seiner selbst sich in ihm spiegelte. Und gab es da nicht diesen dunklen Fleck in ihm den Albus nie erhellen konnte? O, sie waren beide tief gefallen und wieder aufgestiegen. Wenn es einen unter seinen Getreuen gab, in dem die schwarze Flamme heiß genug für die Unverzeihlichen Flüche züngelte, dann in Severus. Nicht Unschuld war es, die ihn von den finstersten Zaubern abhielt, sondern Reue und Wille allein.

Doch das wischte längst noch nicht alle Sorgen beiseite, das war noch nicht die ganze Lösung. Es gab unzählige unbewältigte Aufgaben, die er in die Hände seiner Getreuen würde legen müssen. Wer würde sich um die Horkruxe kümmern? Wer um den Orden des Phönix? Um Hogwarts? Was Albus brauchte war Zeit. Noch etwas Zeit.

„Das haben Sie sehr gut gemacht, Severus! Wie lange, glauben Sie, habe ich noch?“

Severus hielt inne. Wie eine Wand stand Dumbledores Frage im Raum, gegen die er in seinem Zorn mit voller Wucht gelaufen war. Ein Gefühl, das er aus fast fünfzehn Schuljahren nur allzu gut kannte. Wie Albus aber selbst in Anbetracht dieser Geschehnisse noch so ruhig bleiben konnte, war auch ihm ein Rätsel. Glaubte er etwa, das Unaufhaltsame läge noch in weiter Ferne? Konnte Severus ihm die Wahrheit sagen und – wusste er sie selbst? Für einen Moment überlegte er, überschlug im Geiste all sein Wissen über schwarzmagische Flüche und begann zu rechnen, während er einen kurzen Seitenblick zum Fenster warf.

„Ich bin nicht sicher“ antwortete er schließlich und versuchte so ruhig und sachlich wie Dumbledore zu klingen, „Vielleicht ein Jahr Es ist unmöglich, einen solchen Fluch für immer aufzuhalten. Er wird sich irgendwann ausbreiten, es ist die Art von Flüchen, die mit der Zeit stärker werden.“ Hinter den Scheiben lag ein mondloser Himmel, an dem sich ein Gewitter zusammenbraute. Eine üble Suppe, ähnlich wie der in Severus‘ Magengrube. Er hatte versucht, seinen Zorn herunterzuwürgen, doch damit war ein anderes Gefühl in ihm aufgestiegen. Ein Gefühl, das scheußlich bitter schmeckte, das ihn erschauern ließ und ihm die Kehle zuschnürte. Er hatte Angst. Verflucht! Dumbledore sollte nicht sterben. Er sollte nicht sterben.

Langsam wandte Severus den Kopf zurück zum Pult. Dort saß sein Mentor, sein Freund, sein Begleiter durch so viele Jahre und blickte ihn liebevoll lächelnd an.

„Welch ein Glück, welch ein Glück, dass ich Sie habe, Severus“, sagte Albus sanft.


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